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Erklärung der D. v. p. Die Deutsche Demokratische Par tei fttr Leipzig und Umgebung stellt sich «schloffen hinter den Aufruf de» Reichspräsidenten und der Reich», regierung, der von ihr durch Flugblatt ver teilt wurde. Wir fordern unsere Mitglieder, Gesinnungs freunde nnü alle verantwortungsbewußten Staatsbürger auf, im Sinne des Aufrufes ein- nüttitz zusammenzustehen und sich zu in S ch utze der Retchsverfassung und der rechtmüßigen Reichsrcgierung be reit -u halten. Deutsche Demokratische Partei für Leipzig und Umgebung: Dr. Johannes Richter, Prof. Dr. Walter Doch, M. d. N., Dr. Peter Reinhold, M. d. L., Bernhard Claus, M. d. L. Abwehr-Verordnungen der Reichsregierung Berlin, 9. November. Die deutsche Reichs- regier» » g erläßt folgenden Aufruf: An das deutsche Bolt! In der Zeit größter nußen- und innenpolitischer Bedrängnis haben sich Perb-enoete ans Werk gemacht, um da« Deutsche Reich zu zerschlagen. In München hat sine bewaffnete Horde dir bayrische Regierung gestürzt, den l»ayrischen Ministerpräsidenten von Knilling verhaftet und sich angemaßt, eine Reichs regierung zu bilden, den General Lu den dorff zum angeblichen Befehlshaber der deutschen Armee, Herrn Hitler, der erst vor kurzer Zeit die deutsche Staatsangehörigkeit erworben hat, zum Leiter der Geschicke Deutschlands zu bestimmen. Es bedarf keines Hinweises darauf, daß diese Putschbeschlüssr null und nichtig sind. Wer diese Bewegungen unterstützt, macht sich zum Hoch- und Landesverräter. Statt unseren Brüdern im Rheinlands und an der Ruhr zu helfen, die für Deutichland kämpfen,« stü zt man Deutschland ins Unglück, gefährdet die'Ernährung, bringt uns in die Gefahr eines feindlichen Ein- morsches und zerrüttet alle Aussichten aus die An bahnung wirtschaftlicher Gesundung. Die letzten Maßnahmen der Rcichsregierung auf Währung«- politischem Gebiete haben dazu geführt, daß die Mark im Auslände sich in den letzten 24 Stunden um da« Vielfache gebessert hat; alles das ist dahin, wenn das wahnwitzige Beginnen Erfolg hat, das in München versucht wird. Zn der Schicksaisstunde des deutschen Volkes und Deutschen Reiches fordern wir alle Freunde des Vater landes auf, sich einzusetzen für dte Bewahrung der Reiryveinheit, deutscher Ordnung und deutscher Freiheit. Alle Maßnahmen für die Nieder- kämpfung des Putsches und die Wiedrrhersv ug der Ordnung sind getroffen und werden mit m.cksichts- loser Energie durchgeführt. Der Reichspräsident: gez. Ebert. Dir Reichsregierung: gez. Dr. Stresemann, Reichskanzler. v. Geeckt, Oberbefehlshaber Berlin, 8. November. Der Reichspräsident hat folgende Verordnung erlassen: Auf Grund Art. 48 der Reichsverfaffung ver ordne ich wie folgt: 8 I. Dir Ausübung des mir verfassungsmäßig zu- stehenden Oberbefehls über dir Wehr macht dr» Reiche» übertrage ich auf den Ehrs der Heeresleitung. General v. Sreckt. 8 2. In Abänderung meiner Perordnuna vom Li. Sep- tember 1923 übertrage ich die vollzie hrndeGe - walt an Stelle des Reichswehrministers dem Ebes der Heeresleitung, General v. Leert», der alle zur Sicherung des Reiches erforderlichen Maßnahmen zu treffen hat. 8 3- Diese Verordnung tritt sofort in Ärafl. Sine Kundgebung Geeckt- Berlin, 9. November. General v. Sreckt erläßt folgenden Aufruf: »An die Reichswehr! Die Ausübung des Oberbefehls über die Wehrmacht ors Reiches ist mir übertragen und mir ist mit der vollziehenden Gewalt der Auftrag erteilt worden, alle zur Siche rung de» Reichs erforderlichen Maßnahmen zu »reffen. Zch gedenke diese Ausgabe mit vollem Ernst zu ergreifen und bin mir meiner Verant wortung gegenüber dem Volke bewußt. Ich weiß, daß ich auf die Armre und auf die Marine felsenfest vertrauen kann, daß alle Teile der Wehrmacht zu mir stehen rind kein Zwist zwischen Kord und Süd besteht. Eingriffe Unberufener in hl» Ordnung des Reichs und der Länder wild dir Reichswehr unter meiner Führung mit Nachdruck »urückweisen, von welcher Crite sie kommen mögen, rlllr st aateerhalt enden reichstreuen Erliste de» Volkes sollen zur Reichswehr stehen, shr vertrauen und ste unterstützen. Als meine ovr- »ehmste Aufgabe bei der Sicherung des Reichs »etrachir ich es, neben der Aufrechterhaltung der iffentlichen Ordnung nach besten Kräften mit aller Energie mitzuwirkrn bei der Sicherung der Er nährung. An ihrer Stelle mitzuhelfen ist ernste Pflicht der Militürbesehlshaber in ihren Wehr kreisen. Deulschr Reichswehr! Aus dich sieht dein Volk mit Vertrauen! Gehe ihm auf deutschen Degen voran! (gez.) v. Sreckt, General der Infanterie, Ehrs der Hreresleituna und Inhaber der vollziehenden Gewalt.' * Dreod«», 9. November. (E ig. T r l.) Das Wehr- kreiskommandv IV unter Generalleutnant Mülle, gibt bekannt, daß Führer wie Mannschaften unbe- dingt reichstreu seien und den Befehlen des General» v. Sreckt unbedingt gehorchen würden. Hur amtliche Berichte über ben putsch Berit», v. November. Der Reichswehr minister erläßt unter dem 9. November folgende Verordnung: »Das Verbreiten anderer als usrtlicher Nachrichten über die Münchner Er- rignkssr wird hiermit verboten. Zuwiderhand, lungen werden nach 8 4 der Ausnahmeverordnung bestraft und führen zum Verbot der Zeitung.' Wie Hitler putschie MLychen, 9. November. Zu den Vorgängen im Bürgerbrciykeller erfahren wir noch folgends Einzelheiten: Staakskonrntissar von Kahr hatte ungefähr drciviertel Stunden gesprochen. Uni drciviertel neun Uhr entstand am Eingang des Saales große Unruhe. Aus dem Menschengewühl ltcraus sah man Hitler, eskortiert von zwei schwerbewaffneten Nationalsozlulisten, in den Saal eindrmgen, die mit hoch erhobenen Revol vern Ruhe verlangten. Als sich Ruhe nicht ein- stellte, gaben die beiden Mtionalso<jialisten Re volverschüsse gegen die Decke ab. Hitler rief so dann mit starker Stimme in den Saal: Die Siche geht nicht gegen Kahr! Darauf wollte sich die Unruhe noch immer nicht legen. Run trat der , frühere Polizeipräsident Pöhner hervor und er- ! klärte: „Meiden Sie doch ruhig sitzen; .stahr und Hitler sind zwei deutsche Männer!" Sodann verschaffte sich Hitler selbst Ruhe. Nunmehr trat ein Stabsoffizier der Hitler- truppen vor die Versammelten und machte fol gende Erklärungen: „Heute beginnt die nationale Revolution. Sie richtet sich in keiner Form gegen den von uns allen hoch verehrten Heneralstaatskommissar von Kahr; sie richtet sich ausschließlich und alhein gegen die Berliner Iudenregierung. (Stür mischer Jubel.) Wir haben diesen Schritt ge macht, weil wir der Ueberzeugung sind, daß Männer an der Spitze der Reichsregierung stehen, von denen uns ein snrcter Trennungs strich scheiden muß. Die neue Regierung Hitler — L u d e n d o r f f — P o e h n e r, sie lebe hoch!" Im Saal folgte den Ausführungen stürmischer Beifall. Die Versammlung sang hier auf das Deutschlandlied. Sodann erschien Hitler vor den Versammelten, nachdem er sich durch einen Revolvcrschuß Ruhe verschafft hatte. Er führte aus: „Heute vor fünf Jahren hat die j größte Schandtat begonnen, die unser Volk in Maßloses Elend gestürzt hat. Heute nach fünf Jahren muß der Tag sein, da sich die Geschichte wenden wird. (Stürmisches Bravo!) Ich schlage folgendes vor: Das Kabinett Knilling ist abgesetzt. (Bravo!) Eine bayrische Regierung wird gebil det aus einem Lundesoerweser und einem mit diktatorischen Dollmachten ausaenatteten Ministerpräsidenten. Ich schlage als Landes verweser von Kahr vor. Ich schlage weiter als Ministerpräsidenten von Poehner vor. Die Regierung der Novembervcrbrecher in Ber lin wird für ab gesetzt erklärt, ebenso Ebert. Die deutsche nationale Retchs- regierung wird in Bnyern, hier in MUnchen, gebildet. E» wird weiter gebildet so fort eine deutsche nationale Armee. Ich schlage vor, daß bis zur Niederwerfung der Verträge, die heute Deutschland zugrunde rich- ten, die Leitung der Politik dieser provisorisck-cn nationalen Negierung x ich übernehme. Ludendorff übernimmt die Leitung der deutschen nationalen Armee. General von Lossow wird deutscher Reichswehrmintstrr, Oberst von Seißer wird deutscher Neichspolizeiminister. Die Aufgabe der. provisorischen deutschen natio nalen Regierung ist, die ganze Kraft für das Land und das Reich einzusetzen und den Marsch anzutreten gegen das Sündenbabel Berlin. Ich frage Sie nun, ob Sie mit dieser Lösung einver- standen sind." Den Ausführungen Hitlers folgte unbeschreiblicher Jubel. Er sagte: Sie sehen, was uns hier leitet, ist nicht Eigenbrödclei, son- dern Kampf, den wir aufnehmen in der zwölften Stunde. Es gilt für unser deutsches Vaterland. Ausbauen wollen wir einen Bundesstaat völki scher Art, in dem Bayern die Stelle einnehmen soll, die ihm gebührt. Ich bitte Sie, sich ruhig !m Saal zu verhallen. Der Bürgerbräusaal ist mit sechs Hundertsckmfren Nationalsozialisten umzingelt. Der morgige Tag findet entweder in Deutsch land eine nationale Negierung oder uns tot. Es gilt nur eines von beiden." Die für die Regierung vorgeschlagenen Männer entfernten sich darauf aus dem Saal und berieten eine gute halbe Stunde in einem Nebeniotal. Lu-dendorff, der selbst nicht anwesend war, wurde herbei geholt und war dann auch bei diesen Beratungen zugegen. Stürmisch begrüßt traten darauf die neuen Regierungsmäirner in den Saal. Zunächst gab Generalstaatskommissar von Kahr die Er- tlärung ab, daß er die Leitung der Geschicke Bayerns übernehme und sich als Statthalter der Monarchie betrachte (Stürmischer Beisall), derjenigen Monarchie, die vor fünf Jahren von Dorbrechern zerschlagen wo sei. Er übernehme sein Amt in der Hoffnung, daß er zum Segen der geliebten bayrischen Heimat und des großen deutschen Vaterlandes wirken könne. Unter brausendem Jubel reichte Hitler Kahr die Hand und sprach ihm darauf den Dank für die Uebernahme des neuen Postens aus. Ebenso erklärten sich die anderen vorgtschlagencn Männer für die Ueber- nahme ihrer Aemter bereit. Hiller teilte weiter mit, daß zugleich die provisorische deutsche nationale Regierung gebildet sei. N?r Beil.sali der Deutschnaüonalen Bertm, 9. Novemb.r. »Eig. Tel.) Den D e u t s ch n a t i o .. a! e n r.'.e.',c es g:g?nüber Ludendorff und Hitler ähnlia, wie beim Kapp-Putsch. Nun, da der Mißerfolg iick> gezeigt hat. wird die Münchener AssÜrr mißbilligt. Aber ec wird gerade als Lehre aus dem Münchener Plüsch abgeleitet, daß an die Spitze des Reiches jetzt eine entschlossene m tionale Regierung trercn müße. Heute morgen noch bat die dcntschnativmrle Presse, die zu den nächtlichen Münchener Ernqniisrn nur durch Texte der großen Ueberschriftrn Lullung nehmen tonnte, in dicken Ueberschriflen Hellen Jubel über die „n citio - nale Tat" aufkiingen laße!' In diese Tonart lmt auch das Organ des Herrn Ltinnre, die „Deutsche Allgemeine Zeitung", eingcstimmt, kir aber am Abend zngibt, daß der Münchener Staatsstreich nur eine Meuterei war, nach weicher Ludendorfs seine politische Rolle endgültig ausge spielt haben dürste. Der „Vorwärts" vermutet freilich, daß auch in Berlin Mitwisser des Münchener Putsche» gewesen sein müssen. Er sieh: das daraus, daß gestern abend, zu einer Zeit, als dcr Münchener Putsch noch gar nicht erfolgt war, der Rücktritt Slrcsemanns von deurschnarionalrr Seite -mit nller Bestimmtheit für die Nacht zum 9. No vember angekündigt worden war, und daß ein füh rendes deutschnationale« Blatt schon gestern Vor kehrungen für einen besonderen Nachtdienst ge troffen hatte. Sehr intensiv beschäftigr sich die ge samte Presst- mit der Rolle, dir Herr von Kahr ge spielt hat. Zweierlei Meinung Vertin, 9. November. (Eig. Tel.) Die Deutsche Bolkspartei veröffentlicht einen Aufruf ihrer R e i ch s t a q v f r a k t i o n, der tiefste Empörung über den verbrecherischen Lmrücsireich in München ausdrücft. Die Fraktion erklärt, daß sie einig und fest hinter der ver sa s s u n g o m ä ß i g e n Gewalt de« Reiches stehe und jeden Versuch, die verfassungsmäßige Ordnung weiterhin gewatlsam zu stören, mir Entschiedenheit zurückwrise. Gleichzeitig erläßt dir D e u t sch n a t i o n a l e Volkspavtri eine Kundgebung, in der erklärt wird, datz die bayrischen Vorgänge dcn wiederholten Warnungen der Partei vor einem weiter«! Hin- schleppen der Regierungskrise und einem Verbleiben der Regierung Stresemann recht gegeben hätten. Der Reichssriede könne nur durch Bildung einer Regierung des nationalen Vertrauens wieder- hergtstelll werden. Enttäuschung in Krankreich Pari», 9. November. (Eig. Tel.) In Paris ist gegen 1 Uhr mittag» bekannt geworden, daß der Ntünchnrr Staatsstreich gescheitert ist. Die nationa listischen Kreise, von denen der Ausbruch de« deut schen Bürgerkriege» freudig begrüßt worden war, empfinden den raschen Zusammenbruch de» Hitlervorstoßes al» eine schwere Ent täuschung. Unter dem Eindruck der heule früh hier vorliegenden Alarmmrldungen au» Deutschland war dir Dotsckafttrkonserrnz für heute ü Uhr nach- mittag« zu rmer außerordentlichen Beratung ein- l berufen worden. Die Sitzung wurde in den frühen Nachmittaysstundenn abgesagt, da diese Beratung nach dcr Meldung von dem Zusammenbruch dcs Putschversuches nicht mehr so dringend erschien. Dir Botschafterkonferenz will nunmehr präzisere Ruch- richten abwarten. Die Verbündeten haben beschlossen, in dauernder Fühlung miteinander zu bleiben, bi» die Lage in Deutschland geklärt ist. Pvine arL hatte heute vormittag eine Unterredung mit dem eng lischen Botschafter. Er konferierte weiter mit dem Kriegsminister und dem Minister de» Aeußcrn. Es verlautet, daß Poiucare mit den bei den Ministern die Maßnahmen erörtert hat, die not wendig würden, falls die Entwicklung der Lage in Deutschland die Einberufung von Reser visten erforderlich machen sollte. Das Urteil Englands London, 9. November. (Eig. T e l.) Der bay rische Putsch wird in hiesigen maßgebenden Kreisen mit ernster Aufmerksamkeit verfolgt. Es ist wahr scheinlich, daß Baldwin noch heute abend jn einer Rede die Ansicht der englischen Regierung, daß sie bei einem monarchistischen Staatsstreich nicht gleich gültig bleiben könne, zum Ausdruck bringen wirb. Dcr „Evening Standard" gibt die Ansicht aller englischen Parteien wieder, wenn er den Aufstand a!« eine direkte Folge der französischen Ge ma Itpvlirik erklärt, indem sie den nationalisti schen Kreisen in Deutschland, die immer behaupten, Frankreich wolle den Frredensvertrag nicht halten, den gewünschten Agitationsftoff geliefert hat. „Evening News" behauptet, daß der Münchner Putsch nur möglich war, weil Deutschland nicht ent waffnet worden ist. ZwecktoserMeinungsaustausch mii Krankreich Paris, V. November, ((kia. Tel.) Um Uhr traf bei einer hiesigen ameri- ! kanifchen Stelle ein Kabcttelearamm aus Washington ein, demzufolge dort bekannt« ! »emacht worden ist, Staatdfekretür Huqhes betrachte die Bedingungen Poin- eare- fttr unannehmbar und halte eine« wetteren Meinnngsaus- taufch mit Frankreich über die ^ragc des rachvcrstSndigenaudfchustes für zwecklos. Im Austenministerium liegt zur Stunde noch keine Bestätigung dieser Nachricht vor. Man scheint ste jedoch fttr zutreffend zu halten und bemerkt dazu, die Welt könne au» dem heute erschienenen Kommunique de» franzvstfchen Austen« Minister» ersehen, dast -rankreich zu weitestgehendem kknlgegenkommen bereit wäre. Dcr Regie! iingsrat Hausse, der neuernanntr Lhef der politischen Polizei in Dresden, ist jetzt durch ctn Schreiben des Reichswehrkommando« ebenfalls auf unbestimmte Zeit beurlaubt worden. Bei der Einstellung de« Herrn Hauff«, so beißt es in dem Schreiben, muss« von seiner Verwendung vorläufig Abstand genommen werden. Danken und Währung Der Zentralverband des deutschen Dank- und Bankieraewerbe» hat in einer dringlichen Sitzung »ur Währungsfrage Stellung genommen und an das Reichsstnanzministcrium eine Eingabe gerichtet, dir felgenden Inhalt hat: Der Zentralverband lehnt eine feste Werttelation -wischen Papiermark einerfett», der Rentenmark oder brr bestehenden Doldanlcihe andrerseits einstimmig ab. Die Rettung der Papiermark kann nach seiner Meinung nur durch ein besonderes Opfer des Bcsitzrs gelingen. E» soll eine Konversionslafsr geschaffen werden, am besten in der Form eines pnvatrrchtlichen Vereines, dessen Verwaltung völlig autonom von solchen Persönlichkeiten des Wirtschaft!), lebens geführt wird, deren Namen der Geschäftswelt und der breiten Oeffentlichkrit für ein? sachgemäße Geschäftsführung bürgen. Der technisch? Apparat der Reichsbant steht der Konversion»!«»)« insbesondere zur Prüfung der Echtheit der cingereichten Nmen zur Verfügung. Das Reich übergibt der Kom versionskasse in Gold rückzahlbar, Zertifikate d<» Reich» in Höh, von 8VV Millionen Goldmark, die spätestens innerhalb von der: Jahren fällig wer den. Ihre Amortisierung eesoiu durch eine beson dere Vermögenssteuer. Die Zahlung dcr Steuer kann in diesen Zertifikaten erfolg'.«. Die Konverstvnskaffe »r.'lürt sich bereit, vom 1. April 1924 an die umlaufend?« Neicksbmst« notrn gegen diese Goldzeiii'ik'ue einzulauschen. Für die ziffernmäßige Beu.Fsu.m des Umtauschverhäll- nisses wäre also der Reichsbanknotenumlaus in dem Zeitpunkte maßgebend, in dem die deutsche Renten bank mit der Ausgabe von Rentenbankscheinen be ginnt. Zwecks Veschufsung von Felten und anderen iiir dir Elnäh-nnsne''so--gung wichtigen a isländrschen Produkten ist nochmal» eine Ablieferung ausländischer D«rm2gens- gegrnständ« anzuordnen. Der Gegenwert würde diesmal in Renteumark oder durch Gutschrift auf Goldkvnto oder wertbeständiges Eteuerkonto zu gewähren sein. Darüber hinaus ist eventuell auf dem Wege einer internationalen Hilfsaktion eine Ergänzung dieser Maßnahme durch - Leviscalredite des Ausland«» anzustreden. Die Aussichten dafür werden sind bei riner Verwirklichung des vorliegenden Dorsch! ges wesentlich günstiger gestalten, da dar Bemühen Deutschlands, dem Verfall s"iner Währung Selbsthilsemaßnahmrn und Opcer der Wirtschaft Ein- hall zu tun, auch im Ausland Vertrauen und Be ruhigung hkrvorbringttt wird. Schließlich wird in der Eingabe noch darauf hin gewiesen, daß auch noch cinr Reihe weiterer Pro bleme der Losung bedarf: Bedingungen für Kredite in Rcntrnmark, Notierung der Börsenkurse iu Rrntrnmark usw. Der Zcntralverband schlägt des- halb vor, daß eine Zentralstelle de» Reich» in enger Fühlung mit einem Gremium berufener Sachver ständiger über alle währungspolitischen Fragen ent- scheidet, daß ohne Zustimmung dieser Stelle vvn keiner Seite sReici"'bnnk? Anm. d. Red.) Irgend welche die Währung sei es euch nur mittelbar beein flussend« Maßnahmen getroffen werden dürfen, und daß endlich alle DerLssentlichungen über währungs politische Maßnahmen in einer Form ergehen, in der sie vom Publikum verstanden werden und über die Tragweite und den inneren Zusammenhang der ge' troffknen Anordnungen der Allgemeinheit tne nötige Aufklärung geben. Goldmark-Hamfier Dresden, 9. November. (Eig. Tel.) Wie au? verschiedenen Städten gemeldet wird, sind seit Beginn der Ausgabe von wertbeständigen Zahlungsmirreln an Lohn- und Gehaltsempfänger Kräfte am Werke, diese wertbeständigen Zahlungsmittel mit teilweise höherem Aufgeld- auszukausen und durch diese Spekulation auch diese neuen Zahlungsmittel ihrer Wertbrständigkeit zu entkleiden und sie in den- selben Abgrund zu reiße« wie die Papiermark. Das Justizministerium ist darauf sofort bei der Reichsregicrung vorstellig geworden wegen Erlaß einer Notverordnung, durch die dieser neuen Gefahr begegnet werden soll. Um der Gesun dung unserer gesamten Wirtschaft willen, durch die auch jeder einzelne Lohn- und Gehaltsempfänger aufs stärkste berührt wird, (önnen diejenigen, die als Gchalt oder Lohn wertbeständige Zahlungsmittel er halten, nicht dringend genug gewarnt werden, dcn lockenden Angeboten solcher Aufkäufer Folge zu leisten. Der augenblicklich« Vorteil dcr mit solchen schmutzigen Geschäften vielleicht für den einzelnen Lohn- oder Gehaltsempfänger ver künden sein mag, würde schwer ausgewogen werd n durch das Elend, das die unausbleibliche Folge eines Umsichgreifens dieser verwerflichen Spekulation st in muß. Das wertbeständige Eisenbahnnotgeld Berlin, 9. November. Dir Ausgabe de« ange- tündiaten wertbeständigen Notgelde» der deutschen Reichsbahn in Gestalt von wertbeständigen An teilscheinen der Schatza nweij ungen des Deutschen Reiches (Goldanleihe), hat heute begonnen. Die Stückelung beträgt 0,42 Mark Gold gleich 1'10 Dollar, 1,02 Mark Gold gleich 1'4 Dollar uno 2,10 Mart Gold gleich Dollar. Plünderungen in Breslau Breslau, 9. November. lEig. Tel.) Im An schluß an eine Versammlung der Erwerbslosen zogen heute nachmittag große Menkchrnmaffrn durch die Straßen der Stadt. Hierbei kam es in einigen Gegenden der Stadt zu Plünderungen ein zelner Bäckerläden. Großer Schaden ist nickt angericktet. Der Poliert gelang es, dir Mafien bald >u zerstreuen und wener« Ausschreitungen zu v«r- hindern. Dir Unruhen dauern jedoch noch an. * In riner der verkehrsreichsten Straßen im Westen Berlin» kam es heute zu größeren Zu sammenrottungen von Erw»rb»losen, di« Anstalt machten, die Geschäft» zu plündern. Diese hatten aber rechtzeitig di« Eisrngitter her- untergrlafien. Die Schupo traf noch rechtzeitig eia und drängte die Menge in die Seitenstraßen ak