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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.11.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192311095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231109
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231109
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-11
- Tag 1923-11-09
-
Monat
1923-11
-
Jahr
1923
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Der „patriotische" Verräter Eia sensationeller Spionagefall 3a den ersten Monaten des Jahre, 1922 liefen bei der Berliner Kriminalpoltzei wiederholt anonym« Briefe ein, di« sich mit der Person enr» gewissen Iabn beschäftigten. Der Schreiber teilte mit, daß Zahn sich im Dienste der englischen und französischen Bcsatzungodehörden al» Spion betätige und seine verbrecherische Tätigkeit im Reichswehr- Ministerium und in den Räumen de» Wehrkreis kommando» au»llbe. Es war weiterhin eine genaue Personalbeschreibung Jahns gegeben und ver' schiedene Lokal« und Familien, in denen er während seines Berliner Aufenthalte» verkehre, angesiihrt. Mit der Verfolgung jener Angelegenheit wurde der Kriminalkommissar Sch. betraut. Rach längerer De- obachtung gelang es ihm, den Verdächtigen sestzu- nehmen. Jahn führte bei seiner Verhaftung Akten, die er au» de« Reich»wehrmi«isterium entwendet hatte, bei sich. Unter den Sachen, die ihm abgenom- men wurden, befand sich ein scharfgeladener Re volver. Im Laufe der Untersuchungshaft zog die An- gelegeicheit weitere Kreise. Nunmehr batten sich vor dem 5. Strafsenat des Reichsgerichts der Kaufmann Otto Jahn, besten Schwester Viktoria, der Maschinenbauer Paul Kallin, besten Ehefrau Anna Kallin und seine Schwester, di« Ver käuferin Johanna Kallin, sämtlich in Berlm wohnhaft, unter dem Verdacht der Spionage, des Diebstahls und der Beihilfe zu beiden Verbrechen zu verantworten. Der Hauptangeklagte Otto Jahn gab unumwun den zu, daß er als Polizeibeamter im Dienste der belgischen Besatzungsbehörde stehe. Er erklärte jedoch, daß er als solcher nichts unternommen hätte, was seinem Vaterland«, insbesondere der Deutschen Republik, zum Schaden gereiche. Mit großem Pathos erklärte der Angeklagte: »Wenn ich auch in fremden Diensten stehe, so denke und fühle ich voll kommen deutsch. Alles, was ich getan habe, gereicht letzten Endes der Deutschen Republik zum Nutzen." Der S sident forderte ihn auf, für diese Behauptung näher« Erklärung adzugeben, >a es ihm in sci. er langjährigen Praxi» noch nicht vor gekommen sei, daß ein Spion seine Tätigkeit zum Nutzen des ausspionierten Landes ausübe. Bisher hätte sich stets ergeben, daß Spionagedienste ledig lich ans schnöder Gewinnsucht geleistet würden. Jahn ließ sich daraufhin in längerer wohl gesetzter Rede folgendermaßen aus: Etwa im Öl' rober des Jahres 1921 erhielten die belgischen Be satzungsbehörden Kenntnis davon, daß innerhalb Deutschland» sich eine starke Strömung ,um Sturze der Republik bemerkbar machte. An führender Stell« sollte General Ludendorfs stehen. Es wurde gemeldet, daß bei der 3. Reichs- wehrdivision Pioniere als Kanoniere ausgebildet würden, daß bei genannter Division 10 Batterien mir je 10 Geschützen ausgestellt worden seien und daß der Bahnhof Lparenberg zu Kriegszwecken um- gebaut werde. Weiterhin ging das Gerücht, daß sich in den Händen der Reichswehr noch schwere 21-Zentimeter-Haubitzen befänden. Die 3. Division sollte verdächtig sein, gegen die Repu b l i k zu rüsten. Es wäre festgestellt, daß sie Ausrustungs- gcgcnständ« und Kriegsmaterial besäße, die sie laut Fricdensvcrtrag nicht haben dürfe. Weiterhin sollten in der Festung Ulm 400 schwere Geschtttze und 80 000 Manu Soldaten zusummengezogcn sem, deutsche Kriegsschiff« sollten unter fremder Flagge fahren und russisch-bolschewistische Truppen wurden zu Kriegszwecken in Deutschland ausgebildet. Jahn wurde mit der Erkundung der Angelegen heit beauftragt. Er reiste zu diesem Zweck nach Berlin. Hier wohnt« er bei der Familie Kaum. Seinen Aufenthalt benutzte er aber nicht nur zur Beschafft»,m der Akten, die er au» dem Reichswehr- Ministerium und den Dienstzimmcrn des Wehr kreiskommandos lll stahl, sondern gleichzeitig der Entführung der Frau seines Gastsrcundcs. Wal,- rend er mit diesem eirde Hieiie nach dem Nhtin machte, bei welcher Gelegenheit gestohlenes Akten material mitgenommen wurde, rüstete Frau Anna Kallin daheim alle» zur Flucht. Jahn fuhr nach Aachen, ließ seinen Reisebegleiter irgendwo sitzen, und die Geliebte fuhr ihm nach. Das Pärchen lo gierte sich in einem Hotel in Kevelaer, der Dienst- stelle Jahn», ein. Bald jedoch ging da« gute Ein vernehmen in die Brüche. Frau Kallin, dir übrigen» jetzt wieder mit ihrem Manne zusammenlebt und den Seitensprung tief bereut, behauptete vor Gericht, sie hätte erst in Kevelaer erfahren, daß ihr Geliebter Spion sei. Aus diesem Grund« hätte sie da» Ver- hältnis gelöst. Jahn habe sie nicht fortlassen wollen, er habe sie wochenlang wie eine Gefangene behan delt. Schließlich sei es ihr gelungen, mit Hilfe ihrer zum Besuch weilenden Schwester Briese nach Berlin zu befördern. Diese sind die anonymen Schreiben gewesen, auf deren Inhalt hin Jahn verhaftet wurde. Weiterhin gab der Hauptangeklagte eine ein gehende Schilderung, wie er sich in den Besitz der Akten gesetzt hat. Als Ausweis zum Eintritt in das Ministerium diente - ihm ein Automobil- führerschein. Die Legitimation war mit Photo graphie und amtlichen Stempeln versehen. Der Posten ließ ihn daraufhin passieren. Jahn trug sich ordnungsgemäß in die Besucherliste in der Wacht- stube ein, wurde dis in die Etage geführt, die er angab und dann sich selbst überlasten. Bei seinen wiederholten Besuchen im Ministerium begleiteten ihn teils Johanna, teil» Paul Kallin. Auch Frau Anna Kallin ist einmal mit dort gewesen. Die Ge nannten bestritten vor Gericht, etwas über den Zweck der Besuche gewußt zu haben. Einmal hat sich Jahn dem Posten gegenüber als Mitglied der interalliierten Rheinlandkommis, sion ausgeqeben. Die Wache ist daraufhin vor ihm in» Gewehr getreten. Seine Gänge ins Ministerium und Wehrkreis kommando machte Jahn irr der vierten Nachmittags stunde, zu einer Zeit, wo kein Dienst mehr war. Fand er eine offene Tür, trat er in die Büros und durchstöbert« die Herumliegenden Akten. Was ihm mitnehmenswert schien, eignete er sich an. In der Kallinscheu Wohnung wurde das Material gesichtet, unbrauchbares verbrannt und eventuell ver wendbares zurechtgestutzt. So schrieb er z. B. Las Aktenmaterial über die Festung Ulm, das aus den Jahren 1857 bi» 1907 stammte, um, so daß cs schien, als habe er Belege neuesten Datums in den Hän den. Das Aktenbündel hatte er in einem Raum, wo die Scheuerfrauen ihre Besen und Eimer auf- heben, gefunden. Die belgische Behörde merkte je doch auf den ersten Blick den Betrug und gab die Schriftstücke zurück. Insgesamt ist Zahn sechsmal in Berlin ge wesen und hat A k t e n m a t e r i a l entwendet. Das Ltrteil Nach mehrstündiger Beratung wurde das Urteil gesprochen. Otto Jahn wurde wegen fortgesetzten Verrates militärischer Geheimniste und fortgesetzten Diebstahls zu 12 Jahren Zuchthaus, 10 Jahren Ehren rechtsverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht ver urteilt. ViktoriaIahn wurde unter Zubilligung mildernder Umstände wegen Beihilfe zu beiden Ver brechen zu sechs Monaten, Johanna Kallin wegen Beihilfe zum Diebstahl zu einem Monat Ge- fängnis verurterlt. Aus der Urteilsbegründung sei hervorgehoben: Otto Jahn ist nach seinen eigenen Angaben fest angestellter Agent im belgischen Nachrichten dienst gewesen. Seine Hauptaufgabe war, Meldun gen, die bei seiner Behörde cinliefen, auf ihre Richtig keit zu prüfen, um die Belgier vor Spionagebetrug zu bewahren. Viktoria Jahn hat von den Beziehun- gen ihres Bruder» zu der belgischen Besatzung»- behörde gewußt, hatte auch Kenntnis davon, daß nch Otto Jahn wiederholt Schriftstücke aus dem Reich»- wehrministerium und dem Wehrkreiskommando an geeignet hat. Trotzdem begleitete sie ihn bei seinen Gängen. Strafmildernd kam bei ihr die bisherige Unbescholtenheit und der Umstand in Betracht, daß es ihr Bruder war, dem sie Beihilfe leistete. Johanna Jahn hat sich bei der Entwertung von Akten in sofern aktiv beteiligt, als sie gestohlene Schrift stücke in ihrem Kleiderausschnitt und ihrer Hand tasche verbarg. Das Ehepaar Kallin mußte freigesprochen werden, da sich die Verdäch tigungen, die gegen sie ausgesprochrn waren, nur auf Angaben Jahns stützten, sonst aber kein Beweis für die Schuld der Angeklagten erbracht werden konnte. p. k. krattag, 6«» S. tzlovemder Sport ruict lorirea Hpielvereinigung Dresden in Leipzig Zwei der spielsiürksven Vereine der Gaue Oft- und Norvtvestfachsen, dir Dresdnrr und die Leipziger Lptelvrreiniguns, werden Itcd heute Uhr cm Lponpark an der Dcnrmettn-stra-« gegen übertrete». Im Hinblick auf di« beiden letzten Besosnangrn der beiderseitiacn Diävtemannjcvaslen, die beid« zugunsten von Eibskorenz endeten, dürste man den Kampf der beiden Namensvetter mit Rocht «u- da» wichtigste Leip ziger Ereignis im deurtgen FustvaLsporl bezeichnen, zu mal da beid« Mannschaften in den Meisterschaften chrer Gaue rech« aussichtsreich stehen. Die Dresdener, di« in letzter Zeit rech« achtbare Resultate erzielten «gegen Brandenburg und gegen Sportklub S:1, gegen 2porl- verein 06 1:1 und gegen Zportlust 3:0, lre««n mit folgen der Mannschaft an: Wellner: Kühnel, Diese, Podlc-ny, Schubert, Hoffmann: Schubert, Kaden, Rothe, Birmusch, Rbtschke. Da» Rückspiel find« schon am niiedfun Sonn- tag statt. Hinter diesen, JreundschastSspttt tritt da» einzig« Meisterschaftsspiel der ersten Klasse zwischen Fortuna und Germania (Beginn 2ZO Ubr in Paunsdorf- zu rück. Fortunas Sieg soll kaum in Frage stehen und Germania» Schicksal mehr at- besiegeln. Da» Spiel Sportfreunde-Wacker ist vom Gau wieder abgesetzt worden. * W. A. Lorduo, der bekannte Fachmann und Herausgeber von .Turnen. Sport und Spiel", schreibt in seiner Kritik über vte deutsche Liinderels. die 1 : v gegen Norwegen siegreich war: Der rechte Flügel Leip- Re i b rn a n n war mehr aus Torerfolg eingestellt. Sckiade. dost die beiden Sachsen so wenig beschitf- ttgr wurden, man hätte mehr au- ihnen herausholen können. Den Dresdnern ist da» raffinierte Spiel ver Nürnberger freind. aber sie kommen vorwärts, dabei be sitzen sie Können genug, um den Gegner auch gelegentlich Himers Licht zu sichren. Mir zwei Schüssen hatte Reist mann Pew. Sonst wäre er .der gemachte Mann" ge» ivesen. i. F. C. Nürnberg und S p i e 1 v e r « i n t g u n g- Fürtb traten sich kürzlich zum 72. Rtal«. von diesen Spielen hat Nürnberg nicht weniger al- 44 zu gewinnen vermocht, iSmal konnte sich di« Sptrwereinigung - Fürth mit dem StegeSlorberr schmücken, wälbrend S Spiele un entschieden Verliesen. Da- Torverhältnis stellt sich aus 232: 113 iür den l. F.«. Nürnberg. Die Nürnberger sind in d«n ersten Jahren fast ständig überlegen gewesen, währeich nach dem Kriege der Erfolg sich bald auf die eine, bald auf die andere Sette geneigt hat. Auch in ber letzten Begegnung waren di« Kräfte an sich gleichwertig, nur da- Schustvermögen eines Träg rettete den Nürn bergern -Sieg und beide Punkte. Slavia-Prag —Rapid-Wien 5 : 1. Das Ergebnis deutet auf einen Klassenunterschied, und doch standen sich a-us dem Rapib-Ptatz vor rund 30 OVO Men schen zwei nahezu cbenbürnae Nlannschasien gegenüber. Rapid» Torwart Pau 1er versagte so total, hast sich der gekränkten Zuschauer eine matzlose Er bitterung bemächtigte. die sich auSlietz an dem — Schieds richter Pros. Scbmieger und an den — Gästrnttf Auf Grimd dieser betrübenden Vorfälle kommt das .Wiener Sport» Tagblatt" zu dem Ssblutz: .Die Nieder lage auf dem Spieseld war eigentlich der kleinere Mist erfolg des Tag«-." DFT.-Prag und Spana-Prag srehen sich am Sonntag gegettüber. Die Begegnung der beiden führenden Vereine de« deutschen ,rnd tschechischen FustvallS begegnet allseitigem Interesse. Länderkaarpf Schweiz-Holland. Am 25. November treffen in Amsterdam di« Nationalmannschaften von Holland und der Schweiz im Fustball-Länderkampf zu sammen. Die holländisch« El» ist bereit- wie folgt anS- gcwählt: de Boer: Denis, Tetzner: Hulsman, van Linge, Krom: GrooSlohan. Berlegh, vanson, de Haas. Sig mond. — Die Vertreter der Schwei, werd«,, in einem AuSwahlsvikl Deutschschweiz—Wcstschwe,; ermittelt, das am nächsten Sonnlag in Laukamy vonstattk« geht. Leichtathletik Der deutsche Rekordinann Peltzer siedelt nach Mün chen über, um dort sein« Studien zu vollenden. P. wird zwar zmütchsl noch für seinen alten Verein Preuyen» Srenin während de- Winter» starte« — so im Berliner Hallensports«»« — hat aber bereits das Training bet München 1860 begonnen. Peltz«r dürfte besonders in technischer Beziehung msL der hochstehende» Müncheinr Leichtalhletik nranche Vorteile ziehen. Der Holländer BrooS konnte für s«n Land ein«n neuen 100-M«ter-R«r»rd aussrellen. in dem er diese Strecke in 10.6 Sekunden dewäingie. Der Finne Harö durchflog die 100 Meter in 10,5 Se kunden, allerdings mit heftigem Rückenwind. An dem selben Tage schasst« Harö 200 Meter in 22,2. 400 Meter in 51,6 und lm A«ttsprung 6.76 Meter. „Früh übt sich, was ein Meister werden will," kann man wohl über da- Leben von Nurmi als Motto setzen. Der berühmte Finne sah näinlich al» Kind von 11 Zähren zuerst einem Wettkampf »u. Er war von den Läufen so begeistert, das, er von dieser Zeit an täglich allei» trainierte. Mit eisernem Fleth verbessert« er sich von ZaHr zu Jahr und lieh sich auch durch Niederlagen und Mißerfolge nicht abschreckcn, bi« er sich durchgesev, hat»«. Roch im Fahre 1920 muhte er sich aus der Olympiade in Antwerpen von dem Franzosen Guillemot geschlagen be kennen. Schon tm folgenden Fahre drückte er den Welt rekord über 5000 und lOOÜO Meier, und seit jener Zeit ha« ein beispielloser Ausstieg eingesetzt. Nurmi hält sämt liche Weltrekorde von 1500 vis 10 000 Meter! — 12. Berliner Hallensports»»«. Für das alljährliche Hallensports«»» de- VBAV-, da« diesmal am S. und S Dezember tm Sportpalast vor sich geh«, liegen Anfragen au- Hamburg, Dresden, Magdeburg, Srsnri, Kassel, Schneidemübl, Stettin und au- dem besetzten Gr bin vor. Trotz der hohen Fahttunkofren ist mit einer guten Beteiligung aus dem Reiche zu rechnen. Dieck mann und Otto sGermania-Magdebtttgi haben bereit- ihre Meldungen zum 3000-Meter-Lau<«n um den WinterpreiS und zum Ilvv-Meter Hauptlausen abgegeben. Auch Deltzer, ver vorjährig« Sieger d«S lÜOOMner- Laufen-, hat sich bereits in die Meldellst« einjchreiben lasten. Die Frau und der Sport S- besteht di-her darüber kein Zw«is«l, vast die Frau auf dem Gebiet der Leibesübungen dem Mann gegenüber in der Minderheit ist. Die Deutsche Turner- schäft zählt mit ihren iz^ Millionen Mttgliadern nur 270 000 Mädchen und Frauen, in den Sporrvervändea ist das Verhältnis noch ungünstiger. Nun ist aber die durch LeibeLüvungcu entstehende Krafi und Widerstandsfähig keit der Frau im Interesse zukünftiger Geschlechter ebenso wichtig, wenn nicht wichtiger als die des Mannes. Auch di« Neigung der Frau zu Turnen und Sport ist auster- ordenrlicb gewachsen. Einen interessanten stailsUschen Ausschlutz gibt darüber der Abschttltz von 12 Lehrgänge» in den Volks! ursen der Deutschen Ho'cv schule fürLetbeS Übungen zu Berlin. An diesen Lehrgängen haben 726 Männer und 960 Frauen »eil genommen. Die Turn- und Sportvereine mögen ans dieser Zahl die Anregung nehmen, für ibre Frauen abteilungen zu werben. Di« Zeit ist günstig. Leipziger Rugby. Der ALL. empfängt am Sonn abend auf dem Leipziger Sportplatz (Beginn 3,15 Uhr) den EC. Charlotten bürg. Hamburger Wettschwimmen. Trotz des zeitlichen Zu sammenfalls mit dem BreSlauer Fest Haven die Weä- kämpse der Wassrrsreunde-Hamburg am kommenden Sonnabend und Sonutag eine ausgezeichnete Besetzung auszuwelsen. Neben den Vereinen aus Grob- Hamburg Vaden solche aus Berlin, Köln. Rveydt, Münster, Hannover, Dresden, Magdeburg, Bremen, ja sogar Nürnberg ihre Meldungen abgegeben. Von v< kannten Schwimmern nennen wir Märtens, Stawatsch, Weidhöner »Berlin). Sommer. Lauscher. TreiS (Köln,, Fröndhosf < Münster), Harbordt (Hmburg). Eimer (Bremen), Erber (Nürnberg). Beckers lRuhrort). Auch die Damenkämpfe werden sehr stark umstritten sein. In V-n verschiedenen Wasserballspieler! konkurrieren ABTS.- Bremen, Hannover/Linden 98, Stern Hamburg, SV- Deutz- Katk und Wasserfreunde-Hainburg. Internationale» Tenuisturnier in Spanien. Das i» der Zeil von« 10. bis 18. -(Kveurber m Barcelona statlsindende internationale Tennis turnier bat eine ganz ausgezeichnete internationale Be setzung gefunden. Der Bettiner Lawn - Tennis - Turnier- Elub Rot - Weitz entsende» Kreutzer und H. Klein- schrotb , die bereits die Reise nach Spanien ange,roten Haven, sowie Hoppe, Lüdtke und Frau Neppacv. vom Wiener Aihietiksport-Eluv nehmen Dr. Zvorzil, Rellv, Dr. Munk und Horch an der Srpedition teil. Die Vertretung Vor ungarischen Interessen liegt bei v. K e b r - Iing in besten Händen. Veranstalter deS Turniers ist die Real Socievad 'Nompeja Barcelona, der so gute Spieler wie Alonso, Flaqnei und Eomerrd angehörcn. BUlard-Weltweisterschast D«r Deutsche, Hagenlocher, traf am 6. Spieltage mir dem Belgier HoremanS zusammen und zog gegen diesen um 201:500 den kürzeren. Hoppe bereitete Eonri di« fünfte Niederlage, indem er diesen dei 361 zurück»«-. Wie unbeständig die Form der Spieler ist, deweft von neuem die eklatante Niederlage des bisher ungeschlagenen Schaefer. Er bekam von Sochran «eni Mark« nach der anderen hingesetzt und kam nur aus 54 Punkte. Die Entscheidung liegt nunmehr zwischen Hoppe und L o rcba n, die gegen Schaeser bzw. Höre mani» zu spiele» haben. Unsere Voraussagen 1. R-: La Madelon H — Tush — Roniney. 2. R.r Dow Boy — Ufurpatcur — Kouban. 3. R.: Luaghter — Clairvaux — Bavouche. 4. R.: Bramble — Burma Roche — Chamois. 5. N.: Le Boudeur — L'Aveninro — Marint. 6. R.: ttsour — DormanS — Diak. vier glückliche Menschen 82j Roman von Lllnok GljfN Kapitel XXIV. Aus dem Zimmer, in dein die Gesellschaft versammelt war, tönte Lachen und Schwatzen. Onkel Colonel, genannt „die Krähe", wurde dank bar gepriesen. Sie war wirklich ein Hauptkerl, diese Krähe! Sie hatte es vorgcschlagen, die Herren und Damen, die von der Jagd ausge- schloffen waren, durch ein Picknick im Walde zu entschädigen. Als Tristram mit irgendeinem Vorschlag wegen dieses Picknicks kam, wurde er von der Krähe zur Ruhe verwiesen: Erstens gehöre er zu den Jägern, zweitens sei er verheiratet, und ver- heiratete Männer seien sofort alt« Ehemänner. Junge, reizende Frauen aber bildeten den Clou aller Feste — worauf der Colonel sich vor Zara verneigte: „Schönste der Cousinen, wir bitten um Ihre Gegenwart beim Picknick!" In frohgemuter Laune sagte man sich gute Nacht, dtur Zara fühlte sich in ihrer Stimmung herabgcdrückt, sie wußte selbst nicht warum. Als Tristram an dem Zimmer seiner Frau vorbeiging, machte er vor der Türe einen Moment holl. Sie war sehr hübsch boisiert, diese Titre — wenn es jedoch seine Tür« gewesen wäre und die Frau da drinnen seine Frau — so hätte er mit einem einzigen Fußtritt die ganze kunstvolle Täfelung eingeschlagen. Der Morgen der Jagd brachte dem Herzog einen Brief von Markrute. Der Bankier sprach sein tiefes Bedauern aus, daß eine soÄ>en aus der Türkei eingetroffene Depesche (die Türkei muß immer heran in solchen Fallen) ihn hindere, an der Jagd teilzunehmen. Die Antwort ließ sich nickt über» Knie brechen: sie mußte brieflich und sehr diplomatisch abgefaßt werden. Al» Markrute, am Fenster stehend, den» Auf. bruch der Jäger gefolgt war, ging er, den Brief in d r Hand, nach der Halle. Dort traf er Ethel- rida. Sie sah erstaunt, aber nicht unanaenchm erstaunt aus: „Sie sind nicht bei der Jagd?" „Bedaure, nein!" und die Fabel von der Depesche wurde aufgetischt. „Wenn Sie mir ge statten wollen, mich an dem Picknick zu beteiligen, werdo ich Sie nnt meinen ttochkenntnrssen liver- rosäen." Abermals war Jaras Stimmung am heutigen Morgen gedrückt. Sie hott«, :ii!<» n fri hstücken mii jen — stand ror der Aus, ch!. i^ren Mann einen ganzen Taz nicht zu sehen — und — unter den fünf Damen, die sich an dec Jagd beteiligten« befand sich Laura Highsorö Ach, wenn es dock regnen möchte — Bindfäden, Schusterjungen! oder alles, was vom Himmel herunterkommen konnte. * » Der Turm von Montficht war dir einzig stehengebliebene Teil des unter Cromwell zerstör- ten alten Schlosses. In ihm befand sich nur ein hallenartiger Raum, in dessen eine Seite ein riesiger Kamin eingebaut war. Auf dem reno- v erten Fußboden yatte man auch wieder die Estrade angebracht, die bei den Mahlzeiten der Sitz der Vorfahren gewesen war, während das Gefolge zu ebener Erde saß. Diesen in seinen Dimensionen imponierenden Raum, dessen Höhe drei Stockwerke erreichte, hatte Cthelrida mit entsprechend schweren Eichenmöbeln stilvoll aus gestattet. Außer'jenem Turm waren von dem alten Bau nur noch Ruinen vorhanden; das neue Schloß hatte man ungefähr einen Kilometer wei ter im Park erstehen lassen. In dem dadurch isoliert gebliebenen Turm pflegte d'e Herrin von Montficht ihre Schulfeste zu geben, und das sommerliche Tanzfest für die Leute. Auf der angrenzenden Wiese, die bis an den Fluß heranreichte, wurden dann allerhand Spiele gespielt. Kaum war es möglich, einen idealeren Platz für rtn Picknick zu finden. Ueber einem Haufen Asche, die seit Jahren nicht weggeräumt war, lodert, in dem erwähnten Kamin ein Feuer von mächtigen Holzkloben, neben den, ein gigantischer Bratspieß angebracht war. Emsig wie Bienen schwirrte es in der Halle herum. Jeder der Gesellschaft wollte für das Zu standekommen des Diners das Seine tun; Männ lein wie Weiblein schienen im vollen Ernst bei der Arbeit zu sein. Jimmy Danvers und Billy hatten sich die Aermel aufgetrempelt und rauften eifrig Farnkraut, dessen man zur Herstellung des Pfauhahns, der ans einem Schinken verfertigt wurde, benötigte. Ein Fest ohne Pfauhahn wäre einfach keins gewesen. Dann wieder Onkel Francis in seiner sonsti- gen Unnahbarkeit, der ihr heute wie losgelöst er- schien von der gewohnten Atmosphäre. Glück- lich wie ein Schuljunge sah er aus, al» er Ethel- rida half, den Tisch zu decken. Es war ein Bild, wie Zara es noch nie ge sehen. Au feiten der „Krähe", die sich an sie herangepürscht hatte, beobachtete sie das lebens- volle Treiben. Plöh'.ich mitten in das Interesse hinein, kam ihr, wie von wo ander» her, eine Erinnerung, mehr ein zuckender Schmerz. Sie gedachte des P'cknick» in der dürftigen kleinen Stube mit Mireo und Mimo; dachte an ihre Mutter, wie ihr Bild voll Heiterkeit und gesellt- der Liebenswürdigkeit sich dem Rahmen hier pas send einaefügt hätte; und wie sie demgemäß ge litten haben mußte in der Einsamkeit des düste ren Schlosses, das ihr Vater bewohnt. Die „Krühs" war «in scharfer Beobachter. Sie las de wogenden Gedanken in dem Gefickte der jungen Frau; und — wo kamen diese Gedanken her? Wohin gingen sie? — Die „Krähe" wäre nicht sie selbst gewesen, wenn sie es unterlassen hätte, noch am selben Abend der guten Freundin der Familie, Lady Aningford, ihre Beobachtungen mitzuteilen. „Ueber dem Leben dieser jungen Frau hängt es wie ein« große Tragödie," berichtete Colonel Loverdy, „sie hat etwa zehn Minuten, während ick neben iyr saß unter irgend etwa» gelitten — gelitten wie der Deuwell Gan- vergessen hstte sie mich und alle anderen. Vielleicht gelingt es Ihnen oder Lady Echelrida, herzensfreunolich, wie Sie beide sind, herauszufinden, was sie quält." Kapitel XXV. Die beabsichtigten Spiele auf der Wiese wur. den in» wahren Sinne des Wortes zu Wasser. Es begann zu regnen, nicht gerade Bindfäden und Schusterjungen, aber doch so viel, um hie Ge'ell-f'aft in der Halle festzuhalten. Ob jung oder alt, man mußte tanzen, dank dem für die Schulkinder angeschafften Grammophon. „Sie tanzen auch?" fragte Ethelrida verwun dert, a»» Markrute sich vor ihr verneigte. „Je — unter gewissen Bedingungen, die heute hier zutreffen, tue ich es." „Ich frage nicht nach Bedingungen; die rhyth mische Bewegung macht mir Freude!" jagte Cthelrida lachend. „Dieser Grund kommt bei mir gar nicht in Betracht," erwiderte ihr Partner. Ethelrida fragte nicht weiter, aber ein Blick Markrutes in ihre Augen ließ ihn unbeirrt fort fahren: „Dieser Tanz gehört für mich in den Tag Ain^n,* an dem Sie mich wieder jung gemacht Das waren die Zweie. Im Banne der auffordernden Musik stand auch Zara. Sie war eine der Persönlichkeiten, de. en das Tanzen gewissermaßen im Blute liegt, wenn ihr auch in der letzten Zett jede Gelegenheit dazu gefehlt hatte. Two-step, sowie die anderen mo- dernen Tänze lagen ihr fern; und doch war es auch für sie wie ein Hinabtauchen in den Jung brunnen. Sie wurde mitgerissen von der all gemeinen Heiterkeit, al» sie bald an diesem, bald an jenem Arm frei gemacht von allem anderen durch den Saal flog. (Fortsetzung folgt.) Vk vorliegende Antgade »fatzt 10 Seit«
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