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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.11.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192311087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231108
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231108
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-11
- Tag 1923-11-08
-
Monat
1923-11
-
Jahr
1923
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Vonoeortng, 6ea I. Illovemd« !>abe nie ein Hehl daraus gemacht, daß di« Treue ucsbayrischenBolkeszuseinem Könige baus das Stecht der völkischen Selbstbestim mung für sich in Anspruch nimmt. Das alles darf aber nur auf verfassungsmäßigem und unblutigem Wege geschehen, nicht durch Umsturz und gewalttätige und blutige Eingriffe in den Gang ^rr Entwicklung. Möge es mit Gottes Hilfe gelingen, in erster Linie unserem armen Polt Brot und Arbeit zu geben, mit den Nachbarvölkern zu einem friedlichen Aus- g l e i ch zu kommen und die Schwere eines Bürger- trieges fernzuhalten. Ls ist mir ein Bedürfnis, geehrter Herr Reichs kanzler, Ihnen das als Antwort auf Ihren geschützten Bries zu schreiben. Mir dein Ausdruck ausgezeichneter, aufrichtigster Hochschützung verbleibe ich Lw. Exzellenz ergebener (gcz.) Kardinal Faulhaber, Erzbischof von München." * Berlin, 7. November. sEig. Tel.) Aus einer Wendung in dem heute veröffentlichten Schreiben des Kardinals Faulhaber au den Neichsianzler, worin der Kardinal aus gesundheitlichen Rücksichten und kirchlichen Bedenken bedauert, sich für den Vor schlag des Reichskanzlers nicht zur Verfügung stellen zu können, könnte gefolgert werden, daß Dr. Strcse- mann den Kardinal um eine politische Ver mittlung bei der bayrischen Regierung angegangen hätte. Das entspricht nicht denTat - iach en. Vielmehr hat der Reichskanzler den Kar dinal, der wiederholt im Sinne einer Versöhnung der Klaffen und Volksschichten gewirkt Hot, gebeten, seine verdienstliche Wirksamkeit angesichts der schwie rigen politischen Lage des Reiches wieder etwas mehr in die Öffentlichkeit zu verlegen. Einstweilen Ruhe in Berlin Berlin, 7. Noveuchcr. (Eig. Te l.) Die scharfen Maßnahmen der Berliner Polizei haben den Erfolg gehabt, daß es gestern abend und heute nacht nicht mehr zu größeren Ausschreitungen gekommen ist. Vereinzelte Fälle von Plünderungen und Plündcrungsversuchen sind aller- dings noch aus der Nacht gemeldet worden. Im ganzen sind bei den Ausschreitungen .">30 Personen fest genommen worden, dar unter eine große Anzahl junger Burschen, die die Gelegenheit zum Plündern mit Freuden aufgenom- men haben, lieber 100 Personen werden dem Untersuchungsrichter wegen Landfriedens- bruchs vorgeführt werden. Auch der heutige Morgen verlies ruhig, doch ziehen gegen Mittag wieder arbeitsscheue Burschen, die stets den Kern der Plünücrungotruppen bilden, durch das Scheunen viertel, das indessen durch ein starkes Polizeiaufgebot geschützt ist. . ——. Eiraßenkämpse in polnischen Stadien Warschau, 7. November. (Eig. Tel.) Konnte uuch heute der gestern proklamierte allpolnische Generalstreik im großen und ganzen als mißlungen bezeichnet werden, so läßt sich doch nicht leugnen, daß die i n n e r p o l i t i sch c Situation sett gestern verschlechtert har. Warschau zeigt heute äußerlich das gleiche Bild wie gestern. Aus der Leszuostraßc, wo die Arbeiterverbände tagen, sind vrele Tausende Arbeiter zu sehen, die erregt die Lage -"»sprechen, aber sich im übrigen ruhig ver hau er Aus der Poststraße verkehren einzelne TromuMWen, auf deren Plattformen Wachen mit aufgepslanzren Bajonetten stehen. Sehr peinlich macht sich der Brotmangcl bemerkbar, da sämtliche Bäcker streiken. Die Stimmung der hiesigen Arbeiter ist seit gestern zweifellos er- regier geworden, nachdem heute früh in das Lokal der sozialistischen Fachverbänte von unbekannt ge bliebener Hand eine Bombe geschleudert worden ist. die das Lokal demolierte und zwei Menschenopfer forderte. Besonders ernst ist die Lage in Krakau, wo es heute mittag zu einer Schlacht kam. Lin Zn- fanterie-Bataillon, das die Redaktion des sozialisti schen „Naprzod" besetzt hielt, wurde von der Menge angegriffen, dir die Soldaten zu entwaffnen suchte. Der bedrängten Infanterie kamen zwei Husaren schwadronen und Panzerautos zu Hilfe. Ls entstand ein regelrechter Kamps, wobei es auf beiden Seiten zahlreiche Tote und Verwundete gab. Die Not 1« Sin Brot 1 Billion, em Zentner Karl -ranken 3« «aiser-lautern. 7. November duftricgebiet kehrt ver /Hunger ein. Di werbstosen, ist geraveru verzwets Ver- Äartofsel«. Wenn nicht sofort Hilf treten, Vie iurchtbar fei« würde. Di« U u i Lebensmittelgeschäfte sind erst ein Anfang schlechtert, weil sozusagen über Nacht die verschwunden ist und der sy ranke, mehr da- deutsche Geld nehmen. Die Pri rung berechnet. Wa- da- bei einer Ztzranl ist leicht zu errechnen. Ei« Brot koste" r n 15 — 2 st Franken oder etwa 2 5 Vt Keine Industrie kann die entsprechenden Löhne zahlen. Die Erroerbslosenunrcrstützung reicht nocy nicht einmal für ein halbes Brot. Es rächt sich jetzt, daß die Neichsrcgierung die Wichtigkeit der Wäh- rungssrage für dos besetzte Gebiet nicht rechtzeit g erkannt hat. Aber augenscheinlich ist für theoretische Ausrinanoersetzungen keine Zeit mehr. Das Re ch und Bayern muffen ohne Verzug sofort helfend ein greisen und di« Pfalz mit deutschen Zahlungs mitteln in genügenden Mengen versehen. Diese Lage machen sich natürlich die Separa tisten, die sich in Kaiserslautern als ihrem Hauptsitz eingerichtet haben, zunutze. Sie scheinen die Aktion in der Pfalz soweit gefördert zu haben, daß sie noch im Lause dieses oder des morgige» Tage« losschlagen zu können glauben. Man er wartet gerade hier im Industriegebiet ihre Ankunft stündlich. Die Unruhen in Pirmasens und in den übrigen Städten bilden für die Separatisten den von ihnen längst gewünschten Anknüpfungspunkt. Die Verzweiflung wird ihnen die Massen reichlich zutreiben, wenn sie in der Lage sind, die Bevölke rung mit Lebensmitteln zu versorgen. Der Geparatistenputsch in Kaiserslautern Kaiserslautern, 7. November. (Eig. Tel.) Die Ausrufung der »Freien Pfalz" ist von den Fran zosen vorbereitet worden. Die Stoßtrupps, die sich auf den auegegebenen Requisitionsscheinen als Pfalzarmc« der Rheinischen Republik bezeichnen, sind in der Nähe der pfälzischen Westgrenz« ge sammelt worden. Es liegt die Vermutung nahe, daß es sich um einen Teil jenes Gesindel» handelt, das aus Aachen herausgejagr worden ist. Im Laufe de» heutigen Tages haben die Separatisten Verstärkungen erhalten. Es mögen etwa 1000 Mann sein, die mit Flinten, Gewehren, Revolvern, teilweise auch nur mit Seiten gewehren ausgerüstet sind. Kaiserslautern ist fast in ihren Händen. Sie haben das Rathaus, die Post und das Gerichtsgebäude besetzt. Daß sie di« Stadt so leicht besetzen konnten, liegt an der Unterstützung durch die Franzosen, di« den von Bürgern der Stadt gebildeten Selbstschutz aufgelöst und der Polizei verboten hatten, von der Waffe Gebrauch zu machen. Die politischen Parteien und die'Gewerkschaften haben auf die Abwehraktion ver zichtet und verhalten sich vorläufig abwartend. Im Kreisamt präsidiert der Separatistenführer Heinz Orbis, der schon lange ein Anhänger der pfälzi schen Republik gewesen ist. Bei dem Ausruf der pfälzischen Republik wurden zwei Personen, di« sich an der Gegendemonstration beteiligt hatten, verletzt. Auch in Kirchheimbolanden haben die Separatisten das Bezirksamt besetzt. Eie zieh.« weitere Verstärkungen heran und man kann darauf gefaßt sein, daß sie einen Generalangriff vor bereitet haben. Man rechnet heut« nacht mit d:m Ucberfall auf Zweibrücken und Pirmasens. In- dustricstädte haben wohl Vorbereitungen zur Ab wehr getroffen, aber bei der Haltung der Fran zosen, die in jeder Hinsicht di« Separatisten unter stützen, kann der Erfolg als zweifelhaft bezeichnet werden. Da die Separatisten keine Presse und keine Druckerei hoben, haben sie den Versuch LS Billionen — Oer fra«z-fische . tEia. Del.) Am westpfälzischen An- e Lage der Massen, besonder- die der Er- elt. E- fehlen die Lebensmittel, beson» e kommt, muh hier eine Katastrophe ein- kuhen von gestern, die Plünderungen der . Die Lage hat sich dadurch so rasch ver» Papier markals Zahlung-mittel » an ihre Stelle trat. Sein Mensch Wi l rise werden iu französischer Wäh- keutwtierung von 1,2 Billionen bedeutet, nd 1 Billion, ein Zentner Kartoffeln l i o n e n. gemacht, sich der Druckerei der «Pfälzi- sch en Presse" zu bemächtigen. Der Schrift leiter dieser Zeitung wurde verhaftet. Die Separa tistenbewegung findet ihren Nährboden in der un geheuren Not der Bevölkerung in der Pfalz, di« sich kaum schildern läßt. Sehr groß ist sie in Pirmasens, wo ein« große Arbeitslosigkeit herrscht. Hier kam es heute zu schweren Ausschreitungen und Plünde rungen. * Wiesbaden, 7. November. (Eig. Te l.) Don der Besatzungsbehörd« wurde einigen deutschen Beamten die Frag« vorgelegt, ob sie mit den Separat! st en zusammenarbeiten wollten. Diese Frage wurde aber von den Beamten entschieden ver neint mit dem Hinweis, daß sie einen Eid auf die Verfassung geleistet hätten, den sie nicht brechen würden. Wiesbaden, 7. November. (Eig. Tel.) In wirt- schaftlicher Beziehung herrschen hier kaum glaub hafte Zustände. Seit Sonnabend ist ein« grenzen lose Teuerung eingetreten, die sich von Tag zu Tag steigert. Dor Multiplikator ist gestern von 300 Milliarden auf 1,4 Billionen gestiegen. Von den Preisen macht man sich kaum noch einen Begriff. Viel Schuld tragen die bisher geduldeten De visenhändler. Bei einem amtlichen Dollar kurs von 420 Milliarden wurde gestern der Dollar bis zu 11 Billionen gehandelt. Dieser skan dalöse Zustand hatte den Erfolg, daß gestern endlich eine Razzia auf Devisenschieber stattfand. Es ist noch keinerlei Tätigkeit einer Regierung oder einer Verwaltung zu entdecken. Der jetzige Reg erungspräsident, der Polizei- und Landeshauptmann haben in den Tageszeitungen be- kanntgegebon, wo sie ihre Tätigkeit ausüben. Das Landeshaus ist eine Kaserne für die Sepa ratistenbanden geworden. Die Negierungs- sekretäve wurden von dem Kreisdelegierten auf gefordert, im Regierungsgebäube zu arbeiten, haben aber abgelehnt. Unterdessen sind die Separatisten weiter in der Unigebung tätig. In Hochheim versuchte eine Separatistcnbande einen Putsch. Sie war in dem Auto des französischen Kreisdelegierten fheran- geschafft worden. Der Putsch wurde durch den Ad jutanten des Kreisdelegierten protegiert. Das Auto wurde von der erbitterten Bevölkerung voll ständig demoliert. Di« Franzosen haben darauf angedroht, Geiseln festzunehmen, wenn die Täter nicht ermittelt würden. Der stellvertretend!! Bürgermeister machte mit den Separatisten gemein same Sache und wurde von der Bevölkerung ab gesetzt. In Langenschwalbach wurden von den Separatisten Gutschein« über 500 M lliarden und über eine Billion ausyegeben. Dies« neuen, ganz primitiven Geldscheine sollen den Anfang der neuen Währung darstellen. Sie tragen bezeichnender- - weise außer dem Namen der Dezirksdirektion keine Unterschrift. Im Saargebiei eingeschloffen Saarbrücken, 7. November. (Eig. Tel.) Nach Kommerzienrat Röchling ist nun auch dem Direktor Raabe vom Stummkonzern sowie den Direktoren Seegers und Teilstücker die Einreise aus dem Saargebiet in« besetzte Gebiet mit der Begründung verboten worden, daß ihre Anwesenheit die öffent liche Ordnung und die Sicherheit der Besatzungs- truppen gefährde. Die Einschließung der dreiHerren in demkleinen Saargebiet hat in allen wirtschaftlichen und politischen Kreisen lebhafte Entrüstung hervorgerufeu. Di« Maß nahme wird al» ein glatter Bruch des Versailler Ver trage» und al« ein Versuch angesehen, die mit Kom merzienrat Röchling begonnen« Abschnürung auch auf andere Personen auszndehnen. Der Völkerbund wird sich mit der Sache zu beschäftigen haben. Oer genaue Termin der sächsischen Gemeindewahlen , Dresden, 7. November. Die Racjrichtenstelle der Staatskanzlei teilt mit: Die Wahlen der Gemeindeverordneten, die auf den 18. dieses Monats anberaumt worden waren, sind auf Grund der in Paragraph 210 Absatz 6 der Gemeinde ordnung dem Ministerium des Innern erteilten Er mächtigung auf den 13. Januar IS24 ver legt worden. Die politischen Verhältnisse, der Ausnahme zustand mit seinen Versammlung«- und Zeitungs- verboten und die alle Gedanken in Anspruch nehmen den Verhältnisse im Reiche haben eine Lage ge schaffen, bei der die Gemeindewahl ihre Aufgabe, eine Vertretung der Einwohner zu berufen, die auf Jahre hinaus die Geschicke der Gemeinden bestimmen soll, nicht erfüllen kann. Die Verordnung des Ministeriums enthält die näheren Bestimmungen, wonach insbesondere die Wahllisten behufs Be rücksichtigung der inzwischen eintretenden Verände rungen neu aufgelegt werden sollen. Oie Reichswehr in Thüringen Gera-Reust, 7. November. (Eig. Tell) Große Truppenverschiebungen werden zurzeit in Ostthürin- gen oorgenommen. Die Truppen kommen aus Sachsen und werden zum Teil au die bayrisch- thüringische Grenze befördert, zum Teil in Ostthüringen ausgeladcn. So haben die Orte Köstritz und Eisenberg im Landkreise Gera Einquartierung erhalten. * Eine starke Abteilung Reichswehr besetzte bei Tagesanbruch Meuselwitz und verhaftete eine Anzahl Führer der proletarischen Hundertschaften. Auch wurden Haussuchungen vorgenommen. Die Führer wurden von der Reichs wehr im Auto mitgenommen. Am Montag früh wurde der bekannte kommu nistische Badearzt von Bad Elster Dr. Schmincke von einer Abteilung Reichswehr, die im Auto nach Bad Elster gekommen war, per- »astet. * In Lörrach wurden zwei Kommunisten, der Reichstagsabgeordnete Bock und der Stadtver ordnete Herzer, wegen Beteiligung an den ober badischen Unruhen verhaftet. Beschwerde« gegen Schutzhaft Dresden, 7. November.' (Eig. Tel.) Nach In krafttreten des Ausnahmezustandes ist in Sachsen eine Reihe von Personen in Schutzhaft genommen und in den dem Justizministerium unterstellten An- stalten untcrgebracht worden. In weiten Kreisen der Bevölkerung besteht offenbar die Annahme, daß das Justizministerium bei der Verhängung der Schutzhaft mitzuwirken hat und befugt sei, diese Maßnahmen wieder aufzuheben. Diese Annahme ist irrig. Beschwerden sind, soweit nicht gegen den Schutzhaftbefehl die förmliche Rechtsbeschwcrde an den Reichswehrminister eingelegt wird, bei dem Zivilkommissar beim Wehrkreiskommando IV, dem Reichstagsabgcordneten M e i e r - Zwickau, an zubringen. „pluiarch hat gelogen" Von üs piarralau TemnSchit erswctru 0m VerUrg Rowo-lt, Bcruut di. Lcutiwc Uevcrietuny euicS tranzü- NlS»cn BuweS. L.iS tn sein.in Uu'Pun»sia«u> un- ^cwLl>nU<v?s AutlcL.'u errcgt und uutzerordcntücue Pcrürcituna gesunden Vai. Unter dem etwas merk würdigen -U.l .Vtmnco dar actvgcn- unternimmt es der Versager,Der den riricq in der unmtttelvoren Umgebung der leiten «n Liegen mitgemawr dar, Len Charakter der Weltkrieges al- eines «Wien Volkskrieges — am e egenlnv w den Kunst kriegen der riergangenlieir — darzusicllen uns die 'lnuüanr i.-dkert der Höa-stkoinmaneicrcndcn au« Leiden Setten blosuulcgcn. JoOre und Fach kommen dabei mcdt Vesser »vsg atS Ludendorss. CS bandelt s>cv somit um ein überaus tapferes da! aueb dem Trulls:» vier AecstdenkkicdeS ;u sagen Hai. Was die Tapferkeit rmd die »Schneid" der Kämpfenden nicht durchzusctzcn vcrurochten, das hoffte man später durch Anhäufung von Material erreichen zu können. Man erinnert sich jener Periode, die sich bi» -um End« hinzog. Die Deut schen werden, obwohl sie früher damit anfingcn als wir, schnell eingeholt und überholt. Das bürger - liche Genie der Verbündeten entfaltet seine reichen Mittel. Frankreich selbst, das zum industriellen Schlendrian neigt, findet Männer von starkem organi. satorischcn Talent, die Fabriken aus dem Erdboden hervorzaubern. Die Zahl der Geschütze, die notwendig sind, inn die »Festung" zu zertrümmern und den Widerstand zu brechen, wächst von Tag zu Tag. Hier findet die Verminst keinen Maßstab mehr wir schwimmen im triumphierenden Wahnwitz: 1000 Schüsse au» einem 75-Millimeter-Geschütz, um eine Brlffche von 25 Medern tn «in Stacheldrahtnetz zu l-gen: 800 Schüsse au» dem ISS-Millimeter- ! Geschütz, um eine Batterie auf 8 Kilometer zu z«l- , stören. So weit sind vir gekommen! Di« auf den Gipfel der Vollkommenheit gebrachte Ballistik gibt selche erbärmlich« Resultate, mit denen man sich zufriedengeben muß. Seit der Kanone von Erery, die di« königliche Gendarmerie zu Paaren trieb, scheint man in der Kun-, zu töten, groß« Fortschritte gemacht zu hoben. Weniger große, al» man glaubt. Ein« Kanone kann ihre Rolle und ihre Wirkungsweise nicht verändern, mag sie länger oder weniger lang, rascher oder weniger rasch, mörderischer oder mörderisch sein. Sie ist die unendlich vervollkommnet« Schleuder i Davids. Aber der kleinste Z- oder P-Strahl, der dem Gehirn de« Operateurs gehorcht, hätte vielleicht so viel geleistet wie hundert Kanonen. Niemano wußte die blendende Kraft de» Blitze», noch irgend ein seines, aus der Natur gewonnenes Fluidum ein- zufangen, um sie in den Dienst de» Vaterlandes zu stellen. Auf diesem ganzen Gebiet kein« neue Idee! Was ist das aus den antiken Kriegen erneuerte Gas anderes al» ein wissenschaftlicher Nachfolger des kochenden Oel«F und des brennenden Peche»? Dabei vergoß ich fast den Flammen werfer, den Stolz der Deutschen, der zum Schrecken das Groteske hinzufügt. Ein -inziqer praktischer Gedanke ist eine» Tages — ich weiß nicht, in welchem Gehirn — entsprungen, denn wer könnte behaupten, daß derjenige, der sich heut« dessen rühmt, der einzig« Erfinder ist? — eine einzige, zrvar kaum neue, aber dem Zweck genau an gepaßte Ide«, der Tank, >md der Sieg sprang mi» ihr bervor, wie Palla» aus dem Haupte de» Zen». Angesicht» dieser wunderbaren Tatsache muß man wirklich di« vollständig« Abwesenheit genialer Menschen in dem großen Krieg« bedmwrn. Hätte nicht der Mann, der fähig gewesen wär«, die er forderlichen Mittel zu finden, der sein klare» und lebbaftr» Gehirn dazu verwendet hätte, da» Problem zu lösen, und den der Blitz de» Grube» erleuchtet hätte, di« Plage auf ihr Mindestmaß «inschränken können? Da» ist mein« fest« UeberKeuqung. Man sog« nicht, leichtsinnig, bi« moderneu Krieg« s«ien notwendigerweise lanq, man sage in aller Bescheiden heit, wir haben nicht verstanden, jenen kurz -u machen, «hat un» mitgerissen in sei« Strömung, er hat un» herumgeworfen wie ein Wvack, und wir haben seinem Lauf nur folgen können, indem wir un» mit großer Müh« an der Oberflöch« hielten. Di« d«, deutsche« Schriftsteller». Dem Reichspräsidenten ist im Laufe einer Snternsdung mit namhaft«, Vertreter« der einzeln« Schriftstellerverbände eine Denkschrift überreicht worden, in der Vorschläge zur schleunigen Neu gestaltung des Urheber- und Urhebervertragsrcchts enthalten sind. Zugleich wurden Wünsche über di« Hinzuziehung der Verbände zur sachverständigen De- bandlung schriftstellerischer Steuerfragen sowie wegen besonderer Vertretung der deutschen Schriftsteller im Reichswirtschaftsrat vorgctragcn. Schließ lich besprachen die Herren, in welcher Weife di« kultu rellen Aufgaben und materiellen Interessen des deutschen Schrifttums im Auslände künftig durch die Missionen besonders wahrzunehmen seien. Li» Gastspül Furtwäugler» tu Prag. Mlhelm Furtwängler wird, wie wir hören, mit dem Berliner Philharmonischen Orchester einer Einladung nach Prag folgen. Man siebt den Konzerten des weltberühmten Orchesters unter seinem Dirigenten — weder Furtwängler noch da. Philhar monische Orchester sind jemals vorher dort gewesen — mit großer Spannung entgegen. Für die notleideuven deutschen Universitäten. Unter dem Vorsitz des Rektors der Wiener Universität Dr. Johanne» Döller beschlossen beute die Rektoren und Prorektoren der Wiener Hochschulen, einen Auf- ruf zu erlassen, um ihre Berufsgenosscn der reichsdeutschen Universität in der Zeit wachsender Not Hilfe zukommen lassen zu können. Die Wiener Universität hat bereit» eine Hilfsaktion für di« Berliner Universität eingelcitet. Sin Denkmal, da» an» dem Felsen gestampft wird. Die Sucht der Amerikaner, Rekord« zu schlagen unv «in achte» Weltwunder aufzustellen, hat sie auf ein ganz phantastische, Projekt gebracht, da» aber bereit» in da» Stadium der Verwirklichung getreten ist. Wie amerikanische Blätter melden, wird da» Denkmal de» General» L e«, Anführer» der konföderierten Trup- pen während de» amerikanischen Bürgerkriege», da» größte Monument d er Welt werden. Da» Merkwürdige bei diesem Projekt de« Architekten Borgham besteht darin, k«ß da» Riesenrelief de» General« samt seinen Truppen au» der gewaltigen Dranitwand von Stonemountain im Staat« Georgia herausgehauen wird. Zu diesem Zweck hat man ver mittel» eine» riesigen Projektionsapparate» da» Dia- positiv de» Modell» auf die Felswand geworfen. Die Umrisse des Reliefs wurden von Bildhauern sofort mit weißer Farbe nachgezogen. Die Arbeiter mußten dabei an Seilen an der senkrechten Felswand hcruntergelassen werden, und zwar in der Nacht, da Projektionsbilder bei Tageslicht nicht sichtbar sind. Nachdem die Umrisse sestgelegt waren, begannen sofort die Dildhauerarbciten, die mit Luftdruck-Werkzeugen ausgeführt wurden. Auch bei dieser Steinmetzarbeit schweben die Bildhauer an Seilen in der Luft. Die künstlerische Arbeit mag ohne Wert sein; aber eine größere mechanische Leistung eines Bildwerks hat die Welt seit den ägyptischen Pyramiden wohl kaum ge sehen. Don der Größe des Monuments macht man sich einen Begriff, wenn man liest, daß einer der an dem Felswandrelief beschäftigten Bildhauer den Augen der Zusckmuer plötzlich entschwand, so daß man fürchtete, er sei abgcstürzt. Er war aber nur auf cin'a» Zeit im Nasenloch von General Lees Pferd verschwunden, dessen Nüstern er eben ansbohrte. . . . n. Zwischen Nord und Süd Man muß die Dina« nur aufs Menschliche zurücksühren — dann stellt sich alles gleich ander» dar. Ich hatte in einem Abteil dritter Klasse dem Aus bruch eine» Hader» zwischen Nord und Süd bet gewohnt und strebte gerade einem stillen Ort zu. um mich in Ruhe zu übergeben, al» ich in der stark besetzten vierten Klasse sah, daß ein heftig krei schende» kleines Kind von der am äußersten Wagen ende placierten Mutter über eine Kett« hilf»- bereiter Hände weitergereicht wurde bi» zu einem bärtigen Manne, der, in der Nähe de« bewußte, Kabinett» stationiert, mit dem Kleinen darin ver schwand, bald darauf unter lebhafter Anteilnahme de» ganzen Wagens wieder hervortrat und da» nun nicht mehr kreischende, sondern veognügt krähende Kind auf dem nämlichen Dege, bi» zur Mutter zu- rückexpedierte. Da» alle» vollzog sich mit schlichter Sachlichkeit und ungeachtet die sichere Technik, mit der e» bewerk stelligt wurde, auf mehrfache» Wiederholen der Hebung schließen ließ, ohne Murren und Gereiztheit von der bayerisch redenden Hilfsbeflissenen. Und dabei sprach di« Mutter unverfälscht berline risch. pstGr Softse
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