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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.11.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-11-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192311062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231106
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231106
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-11
- Tag 1923-11-06
-
Monat
1923-11
-
Jahr
1923
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ft« Londe»» ntag «inen ude unter- in mehre- richea und e öffneten, dem Bett iwahrungs- lndlern zu <mn diesen dir sich 1» ffen haben, erließen sie e führten .1 ilch fort. >e, daß der weil die hnlich wie llung über eben wird. ,ehörde ler öffent- ratlstischea ue Ka r a- ;». Des- , Freitag rbündlern tagen mit 'legung wurde. i Polizei- verkftätten vern be- der ander« Man ver- ^rratiften« )er K31- il" be- est gegen auch dem mmission, aß dieser dem De- «ng nicht a Protest holt und e Eng » und« der mg Über- cde einen ad unter- nd habe n I.) Der rrtei hat 'schlossen, ür beute r wuden zu einer » ganzen Wit», Ressort« rite wird Wahr- , dürfte. Art, ob ißregeln. Verband Aufrufe ntaegen- stergende at r bul» ow be ten in gierung n jugo- Anister- ilo» auf , denen chunge» Klei- peschen- idaritLt a Sofia ch «ich n, war mrt de- ß« »ent« in der na dir ntfch« Der rote Hut Jeden Lag geht sie mittags um dieselbe Zett den selben Weg. Ich sehe, daß sie jedeti Tag vor de n? selben Hutgeschäft stehen bleibt. Dabei hat sic immer dieselben Blicke, sehnsüchtig und traurig. Auf ihren Lippen liegen täglich die gleichen Wort« — hätte ich da» Geld — dann —! Der Ersehnte ist ein Hut, eia wirklich netter roter Hut aus Delvet. der erhaben auf seinem Holzständcr thront. Lr ist ohne Preisarrgabe, also dementsprechend sicher sehr teuer. Aber er hat sehr viele Bewunderer. Doch eine« Tage» hing au dem Ständer da» Schild „Ver täust". Jetzt war ich doch neugierig, ob wohl die kleine Blondine die Käuferin war. Ich traf sie zur selben Zeit vor dem Schaufenster wieder, wie täglich. Ihr Gesichtsausdruck war indes viel fröhlicher als wirft. Also doch, dachte ich'und fragte sie darauf, ob sie di» glücklich« Besitzerin de« Hutts sei. Freudestrahlend antwortete sie mit einem lauten und deutlichen „Ja", beinahe wie es eine glückliche Braut am Hochzeitstage rut. Sie erklärte, daß ihr sehnsüchtiger Wunsch'in Erfüllung gegangen sei, bei ihrer nächsten Gehaltszahlung werde sie den Ziest für den Hut — natürlich in Golvmark — bezahlen und ihn dann den sonstigen Bewunderern entführen. Sie schilderte auch, daß sie wie ein Geheimnis diesen Huttauk behandelt habe, und demnächst wolle sie ihren ,Schatz" damit überraschen. Freude strahlte dabei «u» ihren Augen. Nach drei Tagen war der Hut verschwunden. Ost ging ich an dem Schaufenster vorbei, und immer dachte ich an den roten Hur und die jetzige Besitzerin. Da sehe ich sie eines Tages mit eiligen Schritten an mir voruberlaufen, doch ich dielt sie an und erkundigte mich nach dem Erfolg mit dem roten Hute. Ihr Gesicht verfinstern sich, und sie erklärte mir mit Zornesfalten auf der Stirn: Zerrissen und zerstampft habe ich ihn — hübsch sollte e mich finden. Doch als Antwort erhielt ich — setz' nicht wieder diesen roten Hut auf, ich kann die rote Farbe nicht leiden, und er entstellt dich!" Nach diesen Worten war sie fortgeeilk. Ich schüttelte den Kopf und dachte: „Oh. ihr Männer" — — — l.» Einheitliche Gasversorgung Sachsens Eine Denkschrift über den kommenden Aufbau der Gasversorgung hat die Landesfteüe für Gemeinwirr- ichaft dem Wirtschaftsminister zugehen lassen mit dem Antrag, eine einheitliche und planmäßige Rege lung der Gasversorgrmg auf gemeiuwirtschaftlicher Grundlage in die Wege zu leiten, und zu diesem Zwecke die Denkschrift dem Landtage zur Beratung und Beschlußfassung vorzulegen. Die Denkschrift baut sich auf den Ergebnissen der ^-»-ndigungen der Landesstelle über die Gasver sorgung auf. Nach diesen Feststellungen waren von ...... ,..u,n>«ea Gaswerlen 82 Gemeindeeigentum, 7 Grmeindeverwaltungseigentum, 4 Eigentum von Ge meinden oder Gemeinde verbänden, 3 Privateigen tum, 1 Eigentum des Staates. Die Erhebungen baden ferner ergeben, daß die vorgenannten Werke mit sehr verschiedener Wirksamkeit arbeiten, daß eine durchgreifende Besserung der Gas' Versorgung nur erzielt werden kann, wenn die Ver sorgung nach einem einheitlichen Plan er folgt. Nach den in der Denkschrift bezeichneten Richt linien soll die Gasversorgung nur in solchen Werken erfolgen, deren Betriebsausrüstungsorganisation und Kapital einen wirtschaftlichen Betrieb gewährleisten. Da» ganze Land soll einheitlich und planmäßig mir Gas zu versorgen sein. Die geringe wirtschaft liche Ertragsfähigkeit ist durch die größere Ertrags fädigkeit der dichter besiedelten Gebiete auszu gleichen. Die Sorgen für die Durchsührrrng einer planmäßigen Gasversorgung sollen dem Staat über lasten werden, der nach Atöglichteit eitle Interessen vertretung daraufhin zu bilden hat, di« den aus- gestellten Richtlinien entspricht. * Nrue Erhöhung der Spiettarttnsteuer. Die Lpislkartenstruer ist mit Wirkung vom S. November un auf 8 Milliarden Mark für jedes Kartenspiel er- liöht worden. Lod »der Turandot? Schauspielhaus. wird sich wohl so verhalten haben, daß alle Bilder der Prinzessin Turandot sehr geschmeichelt uacen, und auch im Original, vermute ich, hat sie viel Rot und sonst noch allerhand aufgeletzt. Heut zutage wäre sie ein mehrfach promovierter Äau- strumpf geworden mit grundsätzlich schiefgettetenen Absätzen. Die Prinzen, die sich um sie vergeLlich bewarben, verdientet» da» Kopfabschlagen meiner Meinung nach nicht deshalb, weil sie so schwachsinnig waren, die schönen, aber furchtbar leichten Rätsel n cht zu raten, sonder» weil sie ganz elend« Mitgiftjäger waren und China meinten, wenn sie Turandot sagten. Was den Prinzen Kalaf angcht, so mutz man wohl dem Gozzi und dem «schiller glauben, daß dieser Freier ehrlich war und sich in da» gemalt« oder an- qemalte Püppchen verschaffen hatte. Aber der Italiener und sein schwungvoll-pathetischer Rach- dichter hären ja beide auf, wenn e» zum Traualtar geht, und ich bin sicher, der gute Kalaf hat e» al» Kaiser »o» Chino noch oft bereut, daß er sich von Turandot «befangen ließ, dieser albernen Rätsel gau». So wird er später selber gesagt haben. Dena schließlich, wa» will str? Datz sie keinen Mann mag, d« so dumm ist, datz er ihre Rätsel für böhere Töchter nicht raten kann, da» begreift man 'chon. Und da» Kopfabschlagen ist am Ende »ine chinesisch» Angewohnheit. Aber wenn dann endlich mal einer daher!ommt, der kein kompletter Trottei ist und wir<ch raten kann, wa» an der Wand hingt weiß au »sieht und zum Händ-abtrocknen dient, dann sollte di« anmaßend, Person wohl recht zufrieden sein. Denn fie hat doch bloß keinen Mann gewoll der dümmer war al» sie seiber, sondern er sollte »in bißchen klüger sein. Insofern Hot fie «an, vernünf tig« Anschauungen. Anderersett» behauptet man la wieder in Peking, daß fi« überhaupt keine» Mann gewollt hat, und b»i Schilin lp-icht Ke anr wie eia« ganze Frauenrechtsliqa. Aber da« ist bloße« Gerede, denn i^r Liebhaber braucht im letzten Akt nur eben «« bißchen »st Selbstmord zu drohe», also da» Rußlands Leben und Wirtschaft Don Professor KttesE sse»unü. Le p-ig II. Aller Warenaustausch zwischen Deutschland und Rußland gehl durch" die „Handelsvertretung der R. S. F. S. R., Berlin, Lindenstraße 26/26", deren obere Instanz das „Volkskommissariat für den Aus wärtigen Handel in Moskau" ist. Gründet eine deutsche Firma in Rußland eine Vertretung, so hat diese in jedem einzelnen Falle die russische E.nsuhr- erlaub«!» bei der genannten Instanz zu erw! ken. Diese Erlaubnis wird erteilt, wem» die russische Industrie nicht selbst in der Lago ist, den Bedarf zu decken. Eine Beteiligung an russischen Unternehmun gen ist ulögiich und in vielen Fällen wünschenswert. Dann werden besondere Verträge mir oem Kom missariat für den äußeren Handel nötig Die Ab fassung dieser Verträge bedarf großer Geschicklich keit, um den russischen Verhältnissen Rechnung zu tragen, ohne die deutschen Interessen zu verleugnen. Da es ein Patentgesetz zur Zeit in Rußland nicht gibt, ist vertragliche Deckung gegen Verletzung des geistigen Eigentums nölig. Unbedingter gesetzlicher Schutz der abgeschlossenen Vertrüge ist gesichert. Wenn die deutschen Firmen nichr jetzt auf den Plan treten, um drüben mitzuwirken, treten Firmen anderer Länder an ihre Stelle. Damit verliert die deutsche Wirtschaft eil« hervorragende Exportmög lichkeit. Währeiü) die Preise der deutschen Maschinen iiir manche Exportländer reichlich hoch sind, ist infolge der sehr tzohen Produktionskosten der in Rußland gebauren Maschinen ein gewisser Spielraum für die Preisbildung urrserer Maschinen gegeben. Allerdings müssen die größten Anstrengungen gemacht werden, die Preise niedrig zu halten, denn wir haben starke Konkurrenten zu fürchten. Beispielsweise suchen die Franzosen billige Kraftwagen in Rrrßland ab- zusetzen. Was wir dbüben unternehmen, muß ganz gemacht werden. Auf manchen Gebieten wird der Erfolg nicht sofort eintreten. Lin Arbeite« auf lange Sicht ist notwendig. Vielfach wird ein längerer Kredit beansprucht, der von deutschen Einzelfirmen nicht geleistet wer den kann. Deshalb sind Konzerne gebildet worden, die durch Verbindung mit Großbanken oder mit eigenem Kapital das Geschäft nach Rußland ermög lichen. Zur Aeir sind neue Konzernbildungen im Gangr. Fürchtet man solche Schwierigkeiten, ohne sie zu überwinden, so wirb Rußland, auf sich alleine angewiesen, sehr bald selbst für sich sorgen. So ist es beispielsweise auf dem Gebiete des Lokomotio- und Waggonbaues geschehen. — Für unsere Mvschinenfabrikanten ist es weiter hin wichtig, frstzristellen, daß die russische Regierung «ruf eins weitergeyende Elektrifizierung der ländlichen Gegenden durch Ausbau der Uoberiundzrntralen hivarbeitet. Elektrisch an getriebene Maschinen sind also erwünscht. Aussicht auf Absatz haben auch alle die Einrichtungen, di« mir dem Ausbau der Kraftzentralen Zusammenhängen, auch die Einrichtungen für Betriebrkontrollr. Aller dings gibt es einen „Retzirrungstrust für die Präzision« Mechanik", doch kommt es auch hier auf die eventuell mit der russischen Regie rung abzuschließenden Verträge an. Rußland hat nicht nur im Süden, im Ural gebiete und im Moskauer Revier reiche Schätze an Kohle und Erz, sondern fast überall auch vorzügliche Torflager, die teils schon abgebaur werden. Besondere Fördereinrichtungen hierfür fehlen. Das zur Zeit noch spärliche Eisen- vahimetz genügt nichr. Textilmaschinen werden, soweit der Ver fasser das erkennen tonnte, in Rußland noch nicht oder nur wenig gebaut. Man hat sich meist aus Englund eiugedeckr. Auch der Russe leb: des irrigen Glarrdens, daß man diese Dlaschinen nur oder am besten in England kaufen könne. Ausklärung ist also auch hier notwendig. Einige deutsche Firmen sind schon an der Arbeit. So kaffen sich die Bei spiele für Vie fruchtbare Mitwirkung deutscher Leistung am russischen Aufbau zahllos vermehren. Die Bezahlung erfolgt stets in wertbeständigem russischem Gelbe. Die Tscherwonze ent spricht fünf Dollar oder einem englischen Pfund und bar Golddeckung. Die Deckung wird periodisch den Vertretern der anderen Stauten vorgeführt, die sich durch Stichproben von den vorhandenen Sicherheiten stets von neuem überzeugen können. Die Tscherwonzen sind mich in den Händen der Arbeiter und Angestell ten. Daneben grlr als gesetzliches Zahlungsmittel der Cowjerrubel. Der Rubelkurs der Tscherwonze wirb jeden Morgen durch die Tagespresir veröffent lich: und gilt für den ganzen Tug. Die Schwankung ist nur gering. Der Russe deckt sich immer nur mit soviel Rubel ein, als er für kurze Zeit braucht. Zur Zeit meine» Besuches stand die Tscherwonze auf etwa 3700 Sowjetrubel, ein Dollar also aus etwa 1140 Rubel. Da die Löhne in Tscherwonzen be zahlt weiden, besteht keine Gefahr der Angstkäufe. Die Differenzierung der Arbeiterlöhne ist wirt- schriftlicher durchaeführt, als in Deutschland. Der ungelernte Arbeiter erhält etwa 6 Tscherwonzen im Monat, der angelernte etwa 7 und der gelernte etwa 12 bi» 10 Tscherwonzen. Das niedere kauf männische Personal verdient etwa 10 di» 20, die Ingenieure etwa 18 bis 30 Tscherwonzen im Monat. Die Lebensverhältnisse sind also mindestens aus- kömmlich. Die Kaufkraft des Volke« genügt, nm den Warenumlauf im Innern cmfrechtzuerhalttn. Oer Montag in -er Markthalle Auf dem MomagsmarU war frisch« War« nur in geringen Mengen hereingekommen. Die Preis« hatten wiederum eine Erhöhung erfahren. Gefrierfleisch wurde start gefragt, jedoch wegen verhältnismäßig hoher Preise nur in ge ringen Mengen gekauft. Suppenfleisch wurde mit 02, Rippe und Kamm mit 04, Keule mit 60, Rumpf stück mit 82, Roulade oder Lende mit 84, gehucktes Rind mir 80 und Gesrierhammel mit 80 und 84 Mil liarden Muri notiert. Frischfleisch war nur werrig auf den Markt gebrachr worden. Es kostete Rind 100 und 120, Hammel- und Kalbfleisch 100, Schweinefleisch 120 Milliarden Mark. Rindskopf stellte sich auf 30 Mil liarden, Fleck« auf denselben Preis. Lebern wurden mit lOO Milliarden pro Pfund abgegeben. Auch di« Wurstwaren wurden zu erheblich erhöhten Preisen verkauft. Blutt und Lederwurst stellten sich auf 240, Mettwurst, Polnische und Knack wurst aus je 260 Milliarden Mark. Mortadella sollte 200, Salami und Zervelatwurst je 280 und Knob lauchwurst 160 Milliarden kosten. Die Fett stände waren gut mit War« ver sehen. Margarine schwankte zwischen 80 und 05 Milliarden Mark. Amerikanisches Schweinefett kostete 140, Talg 120 Milliarden. Kunstspeisefen wurde mit 100, Kokosfett zu dem gleichen Preise notiert. Butter stellte sich auf 180 bis 200 Milliarden Mark. Eler wurden mit 12 Milliarde» das Stück an geboten. Arußerst schwach waren die Fischstände mit Ware versehen. Je em Pfund Schellfisch sollte 16, Seelachs 25, Goldbarsch und grüne Heringe 20 Mil liarden Mark kosten. Kartoffeln waren auf 4 Milliarden Mark für das Pfund gestiegen. Für Weißkraut wurden 3, für Welschkraut 4, für Rotkraut 6, für Möhren 2H Milliarden Mark verlaisszt. Zwiebeln stellten sich auf 5, Sellerie auf 2H und Petersilie auf 5 Milliarden Mark. Blumenkohl schwanke zwischen 1 bi» 20 Mil- liarden Mark der Kopf. Musäpfel sollten 12, Tafel- fruchte 15 bis 25 Milliarden kosten. Tafelbirnen wurden mit 15 dis 25 Milliarden notiert. Ein Pfund Tomaten stellte sich auf 16 Milliarden Mark, wäh- billigste und älteste Mittel anzuwenben, da hat er fie schon unbedingt. Ich kann wirklich an dieser Chinesenprinzessin nichts Besonderes finden. Sie ist kaum durchschnitt lich intelligent, und mit ihrer Schönheit war es, wie tch schon erörtert habe, vermutlich Schwindel. „Tod oder Turandotl" Ich finde das einfach lächerlich. Ich hätte die kluge und leidenschaftliche Adelma ge nommen und meiner verflossenen Turandot au» dem Kavazanenland eine Ansichtskarte zum Abschied geschickt. Alle echten Märchen werden ja eigentlich ver dorben, wenn man Theaterstücke daraus macht. Gozzi wollt« seine Venezianer mit der Geschichte von Turandot amüsieren, tat seine Pantalone und Tartaglia, Brighella und Trusfaldino hinzu, und lieg sie die nötigen Späße machen Schiller brauchte für di« Weimaraner eine Komödie mit Bildung, mit Kulturgeschichte und mit schöner Seel«, und er tat von alledem noch ein bißchen hinzu, strich das Possen- haft« zusammen und ersetzte es durch schöne Verse. Heutt möchte man sich gebildet zeigen vor einem Publikum, das nicht — au» klassischen Weimaranern besteht. Also spielt man Schillers Vers« mir Poffenmätzchen. Schmiedel, der Spielwart, läßt Tartagl a- Braunstein bet jedem zweiten Wort sto—to—tattern, Wildenhain muß al» Pantalon« dem Publi kum seine allerschönsten Künste zeigen, und w-tt Weber sonst allzu nüchtern wäre, wurde dem ehr würdigen Vapa Altoum ein Pievotan und rin Glücks ton beiaebracht, die für den Kaflenersolg der Schillerschen Nachdichtung entscheidend sein dürften. (Man hat dir Sache kürzlich in Dresden ähnlich an gefangen.) Eine bunt« Kostümpracht, meistens au» Krepp. Papier, und hattere Ehirwfferi«, vpn Nitzsche tun für di« Wirkung das Ihre. Da» tut auch Kräh« al» Rötselheld, nicht obwohl, sondern gerade weil er Schiller spielt, einen durchweg edlen Jüngling und wahrhaft sympathischen Jamben bald. Fräulein Lhel,m«nn ist ebenfalls schillerisch und spielt einen ganzen Menschen unter den Lhinapuppea Hinter dieser Adelma bleibt Luise Glau zurück, weil sie nicht dämonisch und eindringlich genug ist, um Turandot, die Rätselgans, zum Märchen ungeheuer aufzumästen. Den armen Papa Timur hat» man, trotzdem feine Szenen zu den dramatisch gespanntesten ge hören, nicht mit Unrecht unterschlagen, weil eben dies« Szenen in dem Amüsierstück, da» man gab, d'e Fastnachtsstimmung stören würden. <Zu einem Weih- nachtsmärchen für Erwachsene, wie man'» eigentlich machen sollte, paßten sie schon eher.) In der Botenrolle des Ismael lernte man einen Schauspieler kennen, dessen Atempausen beredter waren, al» di« Sätze der anderen. Er heißt Curt Lieck. kian» 6»orz Mekttm. Erfolge deutscher Kuastler in Amerika. Die Aus stellung moderner deutscher Kunst in New Aork (Anderson Gallere») hat bereits 14 Tage nach der Eröffnung beträchtliche Erfolge gebracht. Von einigen Künstlern, wie Kaus, Kolbe, Nauen, Pechstein, Scheibe, Seewald, Sinreni«, sind nahezu alle ausgestellten Werk« verkauft worden. Von den graphischen Arbeiten wurden besonders die Blätter Schmidt-Rott luff» und Feininger» bevorzugt. Das „Journal Gan» Fll" verböte». Jüngst machte die Gründung einer drahtlosen Ze tun« in Pari», „Le Journal Sans Fll", viel von sich reden. Die erste Nummer dieser neuen Zeitung ist nun vom Min sttr des Innern bereft» verboten worden. Der Herausgeber hatte nämlich in der Presse bekannt machen lassen, daß die erste Nummer u. a. eine Ver teidigung von Viktor Marguerltte den An- arissen gegenüber, denen er infolge seine» neuen Romans „Le gar^onne" ausgesetzt ist, und ähnlichen Stoff dringen werde Die Regierung hat daraufhin da« Erscheinen de» Blatte», wenn man es so nennen darf st-enpstens untersagt mit der Beg-Ündung, di: drahtlose Telrphoni, sei eine derart mäh. tige Propagandawaffe, daß ihr« Auswüchse genau überwacht «erden müßten. A» ihre» Füße» sollst d« .Sie" erkm», Ein amerikanischer Gelehrter, der di e Füße von 500 weiblichen Studenten der Kausas-Universt- tat pruste, hat sich dadurch bei der ganzen ameri kanischen Weiblichkeit sehr »»»beliebt gemochr. Er rend für Weintrauben 30 Milliarde» verlangt wurden. Salat war für 4 Milliarden erhältlich. Ein großes Angebot lag in Pilzen aller Art vor. Das Pfund schwank» je nach Art und Qualität zwischen 8 und 20 Milliarden Mark. Oer Liier Milch IS Milliarden Rachvem am 5. November der Milch- pr-iS aus IS,« Milliarde« Mark festaesetzt morde« war, ist für den 6. November aber mals eine Erhöh««« eingelrelen. DaS Liter Vollmilch kostet nach einer Mit teilung des Zentralverbandes der Milch- HLndler bis anf weiteres 18 Milliar den Mark. SS S00 Erwerbslose in Leipzig Wir erhalten vom Rat folgenden amtlichen Be richt: Die Verschlechterung der Lage auf dem Leipziger Arbeitsmarkte nahm nach dem Bericht de» öffentlichen Arbeitsnachweises in der vierten Oktober woche ihren Fortgang. Besonders betroffen wurden von ihr der Bergbau (Streik im Mitteldeutschen Braunkohlengebiet), die Metallindustrie, da» Buch- dindergewerb«, da» Baugewerbe und da» Handels und Transportgewerbe. Auch in der Textilindustrie, im Sattler- und Lederwarengewerbe und in der Holzlnduftrie waren die Arbeitsverhältnisse sehr un- günstig. Eine starke Belastung hat der Arbeilsmarkl für kaufmännische und technische Ange stellte erfahren; einem Zugang von 258 Personen standen hier nur zwei Vermittlungen des öffentlichen Arbeitsnachweises gegenüber. Dabei ist die volle Auswirkung der zahlreich ausgesprochenen Kün digungen bei den Angestellten voraussichtlich erst zu erwarten. Auch kleine selbständige Gewerbe- treibende, namentlich au» dem Bekleidung»- und Holzgewerbe, ferner Tapezierer, Maler und Dach decker haben sich wieder in größerer Zahl er- werbloo gemeldet, da sie infolge der Geld entwertung die Mittel zur Aufrechterhaltung ihrer Betriebe nicht aufbringen können. Die Zahl der unterstützten Vollerwerbs losen und Kurzarbeiter, Hauptunter. stützungsempfänger ohne Familienangehörige, betrug in Leivzig in der vierten Oktoberwoche rund 98 500 (in der Vorwoche 99 600): davon waren 25 400 Doll- erwerbslose und 73 100 Kurzarbeiter (in der Vor- wache 23 100 und 76 500). An Unterstützungen wurden 576 Billionen Mark (in der Vorwoche 61) gezahlt. Leipziger Teuerungszahl Fast S Billionen Di« innere Geldentwertnugbe- trn« am 5. 11., gemessen an der Lene« mrngSzahl des Ltatistifchen Amtes f7 87S 50V VVV VVV Mark), seit: 2.11. 28V Pro,., 2V. 10. 586 Proz., 26. 1V. 846 Proz., 24. 10. 1248 Proz., 22. 1V. 5137 Proz., 1V. 10. 9223 Proz., 17. 1V. 15 257 Proz., 15. 10. 2V4V7 Pro,., 12. 10. 27 306 Proz. Der Wert des PsenuigS sür die Be rechnung der städtischen Gebühren (Düngerabfnhr nsw.) beträgt heute 1 MU- liarde Mark. Larnuug vor einem Kartoffelfchwtuvler. Zn den letzten Tagen hat ein gewisser Han» Mathe» aus Leipzig-Volkmarsdorf, Ratalienstraße 12, bei ver schiedenen Geschäft»- und Privatleuten versucht, sich unter dem Vorwand, billige Kartoffeln verschaffen zu können, Gelder zu erschwindeln. Bei einer Firma in der Delitzscher Straße gelang es dem Schwindler, kn den Besitz einer „Anzahlung" von . 100 Milliarden zu kommen. Mache» ist etwa 18 Jahre alt, 1,70 Meter groß, trägt eine gelbe NUitze, ein grünes Jackett und gestreif» Hosen. Man übergebe den Schwindler gegebenenfalls dem nächsten Polizeibeamten. erklärte nämlich, daß er nur ein tadelloses Fußpaae gefunden habe, und zwar gehörte diese» einer — Chinesin. Unter 250 Studentinnen der New Hampshire-Universität fand er nicht «in einzige» Paar Füße, da» den höchsten Anforderungen ent sprochen hätte. Dieser „Fuß-Forscher" legt der Ge stalt der Füße di« größte Bedeutung für den — Cha- rakter de» Menschen bei und rät jungen Dtännern, die sich eine Gefährtin für» Leben aussuchen wollen, zunächst und in erster Linie auf die Füße zu sehen. Da» Mädchen, das zur Eh« vortrefflich ge eignet ist, hat einen breiten und fest auftretendrn Fuß; sie trögf niedrige Absätze und runde Formen. — Nun wissen wir, wen wir zu wählen haben. Ministererklänrngen Minister Ppsilon antwortete auf di« Frage, ob überzeugter Monarchist oder überzeugter Republi- kaner sei: er gedenk«, kein, Abenteurerpolitik zu treiben. * Minister Omega antwortete auf die Frag«, welchen Gebrauch er von seinen Machtmitteln zu machen gedenke: er halte Mottenpulver fitt kein gute» Mittel gegen Zahnschmerzen. * Minister Etha antwortete auf die Frag«, wi« rr über die Judenfrage denke, mit einem klaren und deutlichen: Jawohl. * Minister Jota antwortet, auf di« Frag«, ob «r d'e Steuerpolitik seine« Borgänger» fortzusctzen beabsichtige: sein« Frau tue grundsätzlich keine Zichorie an die Kartoffrlsuppe. * Minister Omikron antwortete auf die Frage, ob er eigentlich schon einmal auf ein« Frage ein« un- zwelbeutige Antwort gegeben habe, »it einem Zitat au» „Götz von Berlichiugeu".
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