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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.11.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-11-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192311062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231106
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231106
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-11
- Tag 1923-11-06
-
Monat
1923-11
-
Jahr
1923
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Deutschland et« längere» Moratorium gs- währen, «ine deutsch» Währung schaffen, den amerikanischen Kiuanzleuten eine erste Hyps- thrk auf allen deutschen Besitz »ugestehen und dir Sicherheit schaffen müsse, daß dir Arllelhe ein stimm ta verlangt werde, und zwar »um Stutzen aller alliierten Nationen. Die Bankkreise glaubten nicht, daß Frankreich diese Bediagunaen an- nrhmcn werde. Trotz der Weigerung der Washing toner Regierung, die Frage der Reparationen mit der Frage der interalliierten Schulden zu verbinden, seien einige der größeren Häuser der Wallstreet der Ansicht, daß diese beiden Fragen miteinander verbunden seien, und daß man eventuell oon den Vereinigten Staaten verlangen werde, sie sollten tinlg» ihrer Kriegsforderungen streichen oder wenig sten» fühlbar ermäßigen. Man glaube in Finanz kreisen mehr und mehr, daß, wenn nicht in kurzer Zeit etwas geschehe, um die Revarationsfrag« zu lösen, nichts mehr den vollkommenen wirt schaftlichen Zusammenbruch Deutsch, lands aushalten könne. Währungsmaßnahmen Die Entwicklung scheint denen immer mehr recht zu geben, die seit je behauptet hab?n, daß die inländische Nachfrage nach einem Wertauf- bewahrungsmittrl dir jzaupUlieibtrast für die tägliche Mindevbewertung der Mark an den Börsen war. — So wird jetzt, wie verlautet, di« Martnotierung in New dort eingestellt, da nach dem Aufhören der Intervenuonstätigteit der Reichsbank tu New Kork die Kursnotierung dort völlig belang los gewesen sei und Markbeträg« kaum gehandelt würden. Anderseits klagt man im Initand« darüber, daß da» wertbeständige Geld aus dem Verkehr ver- schwindet. Jeder, der Halbwegs kann, legt sich diese» Geld eben als Notgroschrn zurück. Die von solchen Verhältnissen geforderte Maßnahme wäre, wi, hier schon ausgeführt wurde, wertbeständiges Geld in so.chem Umfange auszugeben, daß die anlage suchende Nachfrage dvs Inlandes befriedigt und darüber hinaus ttn Grundstock umlaufenden wert beständigen Geldes geschaffen wird. Aber die Aus gabe der Rentenmark ist bisher immer verzögert worden. Nach der letzten Meldung soll sie am 10. November im Verkehr erscheinen und gleich zeitig die Notenpreffe stillgeliegt werden. Damit wird der Betrag der umlaufenden Papicrmark fest begrenzt; für die Papiermark, das gesetzliche Zah lungsmittel, muß sich ein stabiler Kurs heraus bilden. Dagegen wird die Stabilität der Renten mark davon avyangen, wieweit es durch die Sanierung des Staatshaushalts gelingen wird, wilder Vertrauen zum deutschen Geld« zu schaffen. Bisher ist es damit noch recht schlecht bestellt. Die letzten Maßnahmen der Neichsregie ung b gcg- nen starken Zweifel, nicht zuletzt vielleicht weg?n der Form, in der sie der harrenden Bevölkerung ver kündet werden. So wird bestimmt, daß die Reichs regierung die Annahme der Papiermark nötigen falls mit allen gesetzlichen Mitteln er zwingen wird, als ob auf wirtschaftlichem Gebiete ein derartiger Zwang durchführbar wäre. Ebenso überraschend muß d e Idee wirken, den Kurs der Papiermark mit dem der Goldcml-'ihe zu verqu cken. Cs scheint keine Frage zu sein, daß sich zwischen die- sen beiden ein feste» Verhältnis herausbilden wird, wen dar Druck von Papiermark aufhört, und man weiß, welcher Papiermarkbctrag endgültig im Um- laus ist. Dann muß sich notgedrungen ein stabiles Verhältnis zwischen diesem Papiermarkbetrag und der Goldanleihe, deren Betrag gleichfalls feststeht, herausbilden. Zunächst aber werden weiter un heimliche Mengen Banknoten gedruckt so daß ein stabile» Verhältnis schwer denkbar ist. Auch do« Einschreiten gegen nicht genehmigte Notgelde ausgnbe ist nur auf dem ^pier leicht, in der Praxis manchmal unmöglich. So wurde kürzlich in einem kleinen er'gebirgischen Ort angekündigt, daß da» umlaufende Notgeld innerhalb dreier Tape eirui ziehen sei. Di« Reichsbank hatte jedoch kcm Geld, um auch diesen Ort zu beliefern. So be- stimmt« man denn schon am nächsten (!) Tage, daß das Notgeld weiterhin Geltung behalten solle, und gleichzeitig senkte sich entsprechend der Geldcnt- wert'mg ein n»uer Milliarden-Notgeldscgcn über den Ort. So wird auch durch die Anwendung „aller gesetzlichen Mittel* nicht» zu erreichen sein, wenn die Mittel« schlecht gewählt find. Line Warnung der Getverlfchasten Hamburg, 4. November. (Etg. Tel.) Die Ge werkschaften richteten einen Appell an die Regierung, in dem nach scharfer Kritik an den gegenwärtigen Zu standen verlangt wird, daß die ganze noch vorhan dene Autorität de» Staate« und alle seine militäri schen Machtmittel sofort und mit brutaler Rücksichts losigkeit benutzt werden, um wenigsten» den deutschen Spekulanten und Devisenschiebern da» Handwerk zu legen. Auch gegen die dieErnähru » g Deutschland« sabotierenden Landwirte müßten, wenn alle anderen Mittel versagen, militärische Machtmittel Anwendung finden. Gehe auch dieser Appell der Ge werkschaften an die Regierung verloren, dann lönn» ten di« gewerkschaftlichen Organisationen der Arbeit nehmer keinerlei Verantwortung für Ruhe und Ord nung übernehmen, dann drohe bas entsetzlichste Durch- einander. Vas hirugeru-e Berlin Berlin, S. Nove mb«. (Ltg. Tel.) In Ber l tza find heute wieder Tausende von Familien in ärgster Not, well sie bei do» Bäcker entweder überhaupt kein Brot bekommen oder den Preis dafür, der über Nacht van 2ö auf 14V Milliarden geschrillt rst, nicht aufdringen können. Bisher war der Berliner Brotprei» künstlich utedrrgehulte» worden, indem die Reichsgetreidestelle der Stadt Roggen und Weizen billig zur Verfügung stellte. Dies» Unter stützung hat nun Plötzlich ausgehört. Di« Bäcker müssen di« außerordentlich hohen Preise de» freien Handel» zahle». Iu Würdigung aller Um stände hat daher di« Preisprüsungsstell« gemeinsam mit den Bäckern di, neu«, Preise festgesetzt. Da» Lruähruugsmtuisterlu» hat »sch in der Nacht, al» ihm dies« Erhöhung des Vrotpreise» bekannt wurde, ein« R»chPrüs»«ß «mgeordne«, da es einen so hohen Preis nicht für gerechtfertigt hält. Inzwischen haben di« Brotnöte an verschiedenen Stell»» der Stadt wieder zu Ausschreitungen geführt. Heut« vormittag wurden verschieden« Brot läden ausgeplündert, ab« auch ander« Lebens mittelgeschäfte wurden gestürmt und auegeraubt. Oie Einreisebedingungeo für den Exkronprinzen London, ö. November. (Eig. Tel.) Der »Daily Telegraph* meldet, daß dem ehemaligen Kron prinzen di« Aufenthaltserlaubnis in Deutschland unter folgenden, von ihm vorbehaltlich angenommenen Bedingungen von der deutschen Regierung erteilt worden sei: 1. Der Kronprinz darf sich nicht in Pots dam aufhalten, er muß sich auf seinem Gut in Schlesien bei Oels niederlaffen. 2. Der Kronprinz muß di« Reise von Wi«ringen nach Schlesien in einem Auto zurücklegen und darf sich unterwegs in keiner Weise der Oeffentiich- keit zu erkennen geben. 8. Freunde und Anhänger haben beim Empfang von Demonstrationen abzusehen. 4. D«r Tag seiner Abreise au» Holland und der Tag seiner Ankunft in Schlesien muß streng geheimgehalten werden. Herzogliche Drahtzieherei Sonneberg, ö. November. (Ltg. Tel.) An der nordbayrischen, früher koburg-thüringischen Grenze, hat sich in der vergangenen Nacht nicht» Besondere» zugetragen. Die starken bayrischen Straßenposten, di« von den Irregulären an allen Etraßenzugängen ausgestellt sind, wurden in der Nacht durch reitend« Offizierspatrouillen mehrfach kontrolliert. Auch wurden Lichtsignale zwischen den einzelnen Posten bemerkt, namentlich in der Richtung auf das dem thüringischen Oberlande vorgelagerte Gelände, wo sich in einer Entfernung von acht Kilometern von der Grenze Artilleriestellungen befinden. Di« thüringische Grenze liegt voll kommen frei. Heute früh ist da» kleine Kommando d«r Landespolizei, da» bisher mit 20 Mann den ganzen Schutz der Grenze des Sonne bergers Kreises bildete, zurückgezogen worden. Weder Reichswehr, noch Landespolizei ist an oer Grenze aufmarschiert. Die Reichswehr steht in den Garnisonen. Auch di« von den bayrischen Führern al» Schreckgespenst gemeldeten proletarischen und kommunistischen Hundertschaften bestehen nicht mehr. Au» Nordbayern wird gemeldet, daß bei der dortigen Reichswehr zahlreiche Freiwillig« eingestellt worden sind. Ueberall werden Versammlungen ab gehalten, in denen für die Reichswehr und die vater ländischen Verbände geworben wird. Der frühere Herzog vonKoburgistin allen diesen Ver sammlungen ein sehr bekannter Herr, der sehr leben- dige Propaganda für die „nationale* Bewegung macht. Man will wissen, daß er sehr stark kür den künftigen Herzogsitz von Thüringen rechnet. Seine Freunde sind in dieser Richtung eifrig am Derk. Er selbst hat sich von den Veranstaltern des Deutschen Tage« sehr stark engagieren lassen, und er gilt all gemein al» eine sehr starke Stütze der ganzen Be wegung. Dr. Gehler und der Hakenkreu-ler.Aufmarfth Berti», ö. November. (E i g. T e l.) ImReich »- wehrmintsteriu m nimmt man di« Dinge, die sich an der bayrisch-thüringischen Grenze abspielen, zwar nicht leicht: aber man ist doch nicht sonderlich beunruhigt. Das Bild stellt sich für da» Reichswehr ministerium nach den Informationen der „B. Z. am Mittag* wie folgt dar: Die diesseits der thüringisch bayrischen Grenz« stehend« thüringische Landespolizei besteht au« etwa drei Hundertschaften (also 400 bis üOO Mann), während auf der bayrischen Seite die bayrische Landeepolizei in etwa» größerer Zahl (ungefähr fünf Hundertschaften 600 bis 700 Mann) aufgestellt ist. Beidersett» soll so dir Grenze ohne aggressiv, Absichten gegen einen Bor marsch bewaffneter Hausen gesichert werden. Im Rücken der bayrischen Landespolizei stehen die Ehr hardt- Verbände, die nach einer dem Reichsministe rium zugegangenen Schätzung etwa 1000 Mann stark sein sollen. Diese irregulären Verbände suchten sich durch Werbungen zu verstärken. L» fehle ihnen aber heul« bereit» an Geld- und Lebensmitteln für die vorhandenen Mannschaften. Dir bay risch« Regierung rechne — vor allem wegen de» Geld- mangels — auf den Abba« dieser Ansammlungen innerhalb weniger Tag« und schein« dir Landespolizei dahin instruiert zu habe», daß sie einen Drenzüber- tritt der Ehrhardt-Leute verhindere und sich im übrigen möglichst wenig mit diesen einlassen soll«. Den Eindruck, daß es sich um erheblich größere Mengen Bewaffneter handele, hätten die Freischärler dadurch erweckt, daß st« fortwährend mit große« Stimmaufwand und -in- und -ermarschieren Plan mäßigkeit und Selbstbewusstsein vortäuschtev. die ihn« angeficht» ihrer unsicher«» Finanz- und Bei- sorgungslag« durchaus fehlte«. Hauptsächlich au» diesem Grund« nährt man auch hier die Hoffnung, daß st« sich in wenigen Tage» von selbst auflösen würde». Trotzdem hat man di« nötigen Vorkeh rungen «egen ein» Ueberraschung getroffen. In Thüringen selbst liege» ein Infanterieregiment sowie Artillerie- und Kavallertesormatton« der Reichswehr, die man hier für völlig ausreichend gegenüber Putsch- abfichte« der Ehrhardt-Leut« ansteht. Di« Anwerbung vonFreiwiHigea, wi« sie dir republikanischen Verbände mit Aufrufen beabsichtigen, scheint nach den bisherigen Entschließungen de» Reicheweh rministt- ri»w »icht »r»L»scht M fri». Landtagsauflösung? Am heutigen Dienstag wird der sächsisch« Landtag zu entscheiden haben, ob er sich auflösea und Neuwahlen ausschreib« will. Den äußeren Anlaß dazu gibt ein Antrag der Fraktion der Deut schen Dolkspartei auf Landtagsauflösung, in de« sich die Meinung ausdrückt, daß es bet der gegen- wärttgen Zusammensetzung de» Landtage» unmöglich sei, ein« verfassungsmäßige, d. h. ein« von de» Vertrauen der Landtagomehrheit getrag-ne Regie» rung zu bilden. Wenn dies wirklich nicht gelingen Zollte, so würde allerdings kein andere» Mittel zur Schaffung einer verfassungsmäßigen Regierung übrtgbleiben. Ls ist aber keineswegs sicher, daß diese» letzte Mittel zum Ziele führt. Di« Landtagsauflösung ist vielmehr nur ein Versuch, und bevor man einen so kostspieligen, mit vielen Mühen und Aufregungen verbundenen Versuch unternimmt, empfiehlt es sich, sorgsam zu prüfen, ob es zweckmäßig ist, ihn jetzt anzustellen. Eine Erwägung, di« sonst bei Entscheidungen über innerpolitische Fragen naheliegt, nämlich die, welcher Eindruck im Ausland«, besonder» bei der Entente hervorgerufen werden könnt«, darf man dabei freilich in diesem Falle beiseite lassen, denn das hieße, die Bedeutung de» sächsischen Land tags maßlos überschätzen. Der Lnrente wird es vermutlich ganz gleichgültig sein, ob in Sachsen Wechlen stattfinden oder nicht. Außerhalb der Rrichsgrenzen würde eine Auflösung de» Sächsischen Landtage» kaum mehr beachtet werden, al» etwa die Auflösung der Berliner Stadtverordnetenversammlung. Ls genügt also, di« innerpolitisch en Gründe, die für und gegen die Auflösung sprechen, gegeneinander abzuwägen. Hierbei wiederum mag die Sorg«, daß die be: Wahlen unvermeidliche Erregung der Gemüter zu Unruhen führen könnte, außer acht bleiben, denn die arbeitsame, nüchterne Bevölkerung Sachsens neigt, wie die Kriminalstatistik beweist, weit weniger zu Gewalttätigkeiten, al» die anderer deutscher Länder. Auch die nicht unbeträchtlichen Kosten der Wahlen dürften nicht den Ausschlag gegen die Landtagsauflösung geben, wenn das Interesse de» Lande» sie fordern sollte. Entscheidend sollte allein die Erwägung sein, ob Aussicht besteht, daß aus jetzt abzuhaltenden Wahlen ein Landtag hervorgehen werde, in dem sich eine regierungsfähige Mehrheit bilden läßt. Die Erfahrungen, die bei Wahlen vom November 1922 gemacht wurden, sprechen dagegen. Damals hat sich gezeigt, daß die Parteiverhältnisse in der sächsischen Wählerschaft seit 1920 nahezu unverändert geblieben sind. Die Verschiebung war so gering, daß sich der neue Land tag vom alten kaum unterschied. Daß sich im Laufe des letzten Jahres hieran etwas Wesent liches geändert haben sollte, ist nicht anzu nehmen. Man muß deshalb damit rechnen, daß die Wählerschaft auch diesmal nicht imstande sein würde, eine Volksvertretung mit eindeutiger Regie rungsmehrheit zu schaffen. Da also die Erfolglosig keit von vornherein festzustehen scheint und der neue Landtag vor den gleichen Schwierigkeiten stehen würde, wie der jetzige, so würde eine Landtagsauf lösung nur eine Vergeudung von Geld, Arbeit und Zeit sein. Wir sind aber jetzt mehr denn je darauf angewiesen, diese Güter zu sparen. Darum sollten die Abgeordneten alle kleinlichen Rücksichten auf ihr« Parteien zurückstellen und sich ernstlich bemühen, ohne den Umweg über Neuwahlen, der uns nicht vor wärts bringt, eine Regierung zu bilden, die von allen ehrlich auf dem Boden der Verfassung stehenden Parteien unterstützt werden kann. 8. Da» kommunistische Organ in Chemnitz „Der Kämpfer* ist auf Anordnung de» militärischen Be fehlshabers erneut verboten worden, weil er nach dem Einrücken der Trupppcn in Chemnitz wiederum zu bewaffnetem Widerstand gegen die Reichswehr auf gefordert hat. Zweierlei Sozialdemokraten Frankfurt a. M, 6. November. (Eig. Te l.) Die Vertrauensmänner der Sozialdemokratischen Partei Frankfurt», dir bekanntlich auf dem äußersten linken Flügel der Gesamtpartei stehen, be faßten sich gestern mit der politischen Lage und rich teten sehr scharfe Angriffe gegen den Reichspräsidenten Ebert wegen dessen Verordnung gegen da» sozial demokratisch-kommunistische Kabinett in Sachsen. Der Chefredakteur der „Dolksstimme*. Markwald, erklärte, Ebert könne nicht in der Partei bleiben; eine Handlungen seien al» Hochverrat und Der- assunasbruch zu bezeichnen. In diesem Tone prachen die metsten Redner. Degen eine geringe Minderheit wurde ein Antraa auf Einleitung de» Parteiau»schlußverfayren» gegen den Reichspräsidenten angenommen. Gestern tagte in Frankfurt auch die Landeskon- ferenz der hessischen Parteiorganisation. Hier wurde ebenfalls der Antrag gestellt, den Reichs- Präsidenten aus der Partei auszuschließen; er fand aber nicht einmal genügend Unterstützung. An der Konferenz nahm auch StaatsprasidentUlrtch teil. Zunächst sprach der Reichstagsabgeordnete Dr. David, der di« Politik der Reichstagsfiaktion ver teidigte. Rur ein« vernünftiae Politik könne zum Sieg verhelfen, niemals aber Klassen- kampftheort«. Der Weg zum Sozialismus führe über di« Demokratie. Reichstag-abgeord- neter Beckmann wandte sich gegen jede Koalition»- Politik; ein« solch« müsse für die Sozialdemokratie erledigt sein. Abgeordneter Karl, der dir hessische Landrspolitik behandelt«, «einte, di« Parole „Raus au» der Koalition* könne nicht immer als Leitstern angesehen werden. Die einzelnen Redner kritisiert« scharf da» Vorgehen der Reichsreoierung gegen Sachsen und forderten sofortiges Einschreiten mit alle» Mitteln gegen da» verkassungsbrüchia» nnd meuternd» Bayern Di, Zustimmung d« Reichs- tagsfroktton zu« Ermächtigungsgesetz wurde mit Entschiedenheit verurteilt und ebenso der Druck, der ausgrübt ward« sei. um die Opposition dazu zu bringen, gegen ihr» Urderzrugung für das Gesetz zu stimm,». Kranzosen-Hilfe für Gonderdündl« Trier, ä. November. (Elg. Tel.) Di« Sonder bündler haben tn der Nacht vom Sonntag einen Vorstoß in da» hiesig« Landgerichtsgebäude unter nommen. Gegen 2 Uhr nacht» erschienen in mehre re« Auto» Sonderbündler, dir mit Dietrichen und sonstigen Einbrecherwerkzeugen die Tore öffneten, sodann den Kastellan des Gebäude» au» dem Bett herausholten und ihn zwangen, den Aufbewahrungs raum der Strafakten den Sonderbündlern zu zeigen. Die Sonderbündler durchsuchten dann diesen Raum nach den Akten der Personen, dir sich t, Trier der rheinischen Bewegung angeschlossen haben. Erst gegen Morgen, etwa um -L7 Uhr, verließen sie wieder das Landgerichtsgebäude. Sie führten ganze Stöße von Strafakten mit sich fort. Man wird nicht fehlgehen in der Annahme, daß der Raub der Strafakten deshalb erfolgte, weil die Sonderbündler verhindern «ollen, daß, ähnlich wie in Bonn, von deutscher Seite eine Aufstellung über die Vorstrafen ihrer Mitglieder herausgegebrn wird. Die französische Desatzungsbehörde unterstützt nach wie vor die Sonderbündler öffent lich. So tragen die Mitglieder der separatistischen Stoßtrupps tn Trier seit Freitag abend neue Kara biner französischen Ursprungs. Des- gleichen hat die französische Besatzung am Freitag vergangener Woche vor den von den Sonderbündlern besetzten Regierungsgebäuden mehrere Wagen mit Weißbrot vorfahren lassen, das zur Verpflegung der Sonderbündler-Stoßtrupp» verwendet wurde. Zn Ludwigshafen wurden zwei Polizei beamte, die in der Nähe der Eisenbahnwertstätten Posten standen, überfallen und mit Revolvern be- schcssen. Ein Polizeibeamter wurde getötet, der ander« Beamte erlitt schwere Bauchverletzungen. Man ver mutet, daß die Täter Anhänger der Separatisten- bewegung sind. Separatisten-Frechheit London, 5. November. (Eig. Tel.) Der Köl ner Berichterstatter der „Daily Mail* be stätigt, das Matthes einen Protest gegen da» Vorgehen der Belgier in Aachen auch dem englischen Vertreter in der Rheinlandkommission, Lord Kilmarnock, übermittelt, und daß diefir den Protest z u r ü ck g e w t e s e n hat mit dem De- merken, England habe die rheinische Regierung nicht anerkannt. Matthes habe daraufhin seinen Protest im Namen der rheinischen Gruppe wiederholt und erklärt, er wünsche möglichst die HilfeEng- land» und habe auch bereits einem Freunde des .. englischen Botschafters in Berlin die Erklärung über» ' Mitteln lassen, die „Rheinische Republik* werde einen englischen Prinzen annehmen, den England unter stützen würde. Der Berichterstatter fügt hinzu, England hab« diese Zumutung abgelehnt. Generalstreik in Polen Warschau, S. November. (Eig. Tel.) Der Zentralausschuß der sozialdemokratischen Partei hat im Einverständn s mit den Gewerkschaften beschlossen, den Generalstreik inganz Polen für beute nuszurufen. Dadurch werden die bisherigen wilden Streiks >n verschiedenen polnischen Stabten zu einer tiefernsten politischen Frage. Während des ganzen gestrigen Tages hielten der Ministerpräsident Wits» und der V zepremier Korfanty mit den Ressort ministern Konferenzen ab. Von amtlicher Seite wird »ms versichert, daß der Generalstreik aller Wahr scheinlichkeit nach doch noch vermieden werden dürste. Aber man konnte nicht sagen, auf welche Art, ob durch Entgegenkommen oder durch Dewaltmaßregeln. Sämtlich« rechtsstehenden Perbände und der Verband für technische Nothilfe veröffentlichen heute Aufrufe an die Bevölkerung, dem Generalstreik entgegen zutreten. Die Lage wird durch die ständig steigend« Teurruog erschwert. Zum neusten Sofioter Attentat Belgrad, 6. November. (Etg. Te U) Der bul garische Ministerpräsident Bankow be suchte gestern den jugoslawischen Gesandte» ta Sofia, um ihm im Namen der bulgarischen Regierung sein Bedauern Über da, Attentat aus den jugo- slawischen Militärattache auszusprechen. Der Min ister- vräfident betonte, daß das Verbrechen zweifellos auf den Einfluß von Kreisen zurüHuführen sei, denen daran gelegen fei, dtefieundschaftlichea Beziehung« zwischen den beiden Ländern zu stören. Die Belgrader Gesandten der Staaten der Kl«t - nen Entente haben nach einem regen Depeschen wechsel mit ihren Regierungen ihrer Solidarität mit dem Schritt der südslawisch« Regierung in Sofia Ausdruck verlieh«. Diesem Vorgehen Kat sich auch der belgische Geschäftsträger angeschloss«, was ia kiesigen Blättern al» tmmerhta bemerkenswert be zeichnet wird. Hilfsaktion -er Deutsch«« i« Budapest Der Budapest« Verein der Reich»d«»t- scheu leitete zur Linderung der großen Rot tu der deutsch« Heimat eia« Hilfsaktion ein, m» dis Angehörig« der in Ungarn lebenden Reichsdeutsche« angesichts der drohend« Hungersnot mit Lebens mitteln zu unterstützen. E» soll« Fünf- «ttz gehnpfundpalete versandt »erd«, welch, die wich tigst« Lebensmittel, wi« Fett, Mehl, Zuck«, Rrie^ Orietz» Votzn« »fio. «ttzalte».
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