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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.11.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192311040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231104
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231104
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-11
- Tag 1923-11-04
-
Monat
1923-11
-
Jahr
1923
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ZZ/rZerZrsZZrrns^s-^eZZs^e Ich sah Schmetterlinge spielen. . . Don Lrn»t Toll«« 8ch sah Schmetterlinge spielen Im sonnenflirrenden Mittag. Do aber, Wenn die Sonne sinkt. Denn Nachtstürme Ueder die Erde rauschen Mit schwarzem Gefieder, Wo lieblichste Kinder der göttlichen Mutter Schlafet ihr dann? Ich glaube, E, öffnen sich Euch die Kelch« der Blumen, Ich glaube, Es wiegt Euch zur Ruhe Lin Dlutrnklang im Dom der Kastanien. Di« Katze Don »«llmuttt vns»r Fieberbast kramten seine Hände zwischen den Gegenständen in der untersten Lrubenlaoe. Hier mutzte Geld liegen, da» er suchte und brauchte, bitter notwendig brauchte. Irgendein Geräusch ließ ihn jäL aufhorchen. War man ihm auf der Lauer? Un- möglich. Gr lauschte lange, mußte über die Furcht lächeln, die ihn unruh'g machte. Da wieder! Schritte aus der alten quarrenden Holzstiege. Sie versanken dumpf in einem tiefer gelegenen Stockwerke. Dor- sichtig wandte sich der Mann um und ruhte einige Augenblicke. Stille. E» war Zufall, daß e« gerade Sonntag war. Er war nicht mit dem Vorsätze hergckommen, einen Mord zu begehen, er hatte die alte Frau, die seine Tante war und bei der er Hilfe suchte, nur besuchen wollen. Weiter doch nichts. Lr wunderte sich selbst über die Kaltblütigkeit, mit der er den Ablauf der einzelnen Vorgänge überblicken konnte. Nur Minuten hatte alle» gedauert. Zum ersten Male wieder hatte sich der Mörder ein gute« Ouartier gesucht und traumlo» geschlafen, bi» in den späten Morgen hinein. Ob der Mord bereit» entdeckt war? Ob er einmal in die Dorstabtstraß, hincmsging? Rein. Er kauft« sich einig« Zeitungen, setzt« sich auf eine Bank un Parke und durchsucht« sie nach «in« Polizeinottz. Richt». Di« Beklemmung «iL wird« von ihm. Er durste sich von seinem Gewissen nicht ouälen lassen. Er «ar doch sich«! Kein« st» Mordhaus« In eine Eck« de» Dachstuchsofa« gelehnt, wie im Schlummer, ruhe, vornübergesunken, der Körper der Toten, an deren faltigem Halse sich noch die Riale seiner Fingernägel obhoben. Der Mord an der altersschwachen Frau war leicht gewesen. Und er war im Rausche vollbracht, ohne Ueberleaung, au» sinnloser Wut, die ihr Geiz und ihre Schlechtigkeit ouolösten. Da« scharfe, «ck.ge Kinn, das ein ein gefallene», gelbfahle» Greisengesicht abschloß, preßte sich auk da» Brustbein, und zwei glasige Augen starrten lichtlo» und mit bewegungslosen Pupillen zu Boden. Die weißen Hände, aus deren Rücken sich da» Geäder blauer Blutbahnen spannte, umkrampften noch da» Schlüsselbund, da» er ihr hatte entreißen wollen. Warum hotte sie sich so gewehrt? Warum hatte der jetzt verschwiegene, scharfe Mund so harte Worte de» Hasse« gefunden? Der Mörder starrte di« Tote an. Ueberlegte. Keiner konnte wissen, daß er heute in diesem Zimmer gewesen war. Der warme Sommersonntag katte die meisten Mieter de» grauen, trostlosen Dor. stadthause», in dessen oberstem Stockwerke d e Witwe gewohnt hatte, in« Freie gelockt. Und niemand hatte den lauten, kurzen Wortwechsel, der so enden sollte, mit angehört. Niemand. Da» gab ihm Sicherheit. O, er wußte genau, woher die alt« Frau ihr Geld hatte. Auf rechtliche Weise hatte e« der Onkel selbst nicht verdient gehabt, hatte seinen eigenen Bruder um »ine nicht unbeträchtliche Summe betrogen. Und er, der Mörder, dem in seiner Not jede« Mittel recht gewesen war, hatte jetzt nur späte Rechenschaft ge fordert. einen winzigen Teil dieser veruntreuten Summe, die seinem toten Vater Elend bedeutet hatte, wiedernerlangt. War er nicht im Recht gewesen? Er hatte Hunger, tagelang n cht einen Bissen ge- gessen. Selbst ein Stück Brot und eine Tasse warmen Kaff«» batte die Alte ihm geizig verweigert. Bis zu« Aeußersten hatte sie ihn gereizt, ihn verlacht, al« er seine Forderung stellte, hatte sich gewehrt, al» er ihr die Schlüssel entreißen wollte... Und dann hatten seine Hände nach ihrer Kehle gegriffen. Endlich fand er, wo» er suchte Zuerst e n Spar kassenbuch. E« konnte ihm nicht» nützen- Ehe er die Summe abhob, war die Polizei schon hinter ihm her. Gr warf es verächtlich in eine Zimmerccke. Ein leiser Aufschrei von'dort wandte seine Blicke. Zwischen Schrank und Fenster, an einem Stuhl- beste kauertt «ine Katie. Aengstlich machte sie einen Buckel und hatte die Krallen vorgestreckt. Ihre hinter ng»n Libspalten versteckten Augen beobachteten ihn scharf. Vor ihr stand ein« leer« Mtlchschale. Eine Katze. Der Mörder beobachtete sie wir einen unerwarteten Feind, wollte st« versagen und griff nach ihr. Sie versteckte sich unter dem Schranke. Da lachte ar über ihr« Feigheit, hob da« Buch wieder auf und legt« e» in dis Truh« zurück. Zwischen Kleidungsstücken, listig verborgen, fand er «inen Beutel mit Geldstücken. Er prallt« schwer in der Hand. Ob bi« Tot« noch mehr versteckt hatte? Ihm genügte e«. So viel hatt« «r von der Frau gar nicht «rbittrn «ollen. Sorgsam verschloß er di« Truhe wieder, nachdem er alle Spuren der Unordnung beseitigt hatt«, zog di» Vorhänge an den beiden niederen Fenstern zu sammen, ordnet« einige auf dem Eßtische umgestvßeue Gegenstände... So. Der Türschlüssel steckte. Noch «in Blick zurück. Lauschen. Die Tot» schien z» schlafen. Die Katz« huschte w!« ein Schatten au« Ecke, kauerte sich neben di« Frau und schmiegt» ihr Fell an ihren Rack. Hastig verschloß der Mann die Einganaetür und aing. Er begegnet« niemand im Haus«. Unbeachtet kam er davon. Niemand hatte ihn belauert, niemand Argwohn geschöpft. Jäh stand da» Bild de» Zimmer» wieder vor ib». Die aufgertssene Truhe, die Tote in der Sofaecke, da« Sparkassenbuch, die Katze... Di« Katze war da» einzige lebende Wesen, da» sein« Tat mitangesehen hatte. Me war da» doch gewesen? Dor der Katze hatte eine leere Milchschale gestanden. Da» Tier würde jetzt Hunger haben... Auch Hunger haben, wie er gestern, ehe er da» Geld an sich nahm... Hunger! Er konnte die Gewohnheiten der Alten. Ihre wenigen Lebensmittel holte st« sich selbst beim Kauf- manne. Sie war schwächlich und schlecht auf den Füßen. E« würde den Hausbewohnern nicht auf- falle», wenn sie nicht an jedem Tage ihr Zimmer verließ. Und Umgang hatte sie nicht. Ehe da» Verbrechen entdeckt werden konnte, ver gingen vielleicht noch Tage. Er ließ die Zeitungen auf der Bank liegen und ging wieder in die Stadt zurück. Er hatte Heißhunger, ließ sich in einer Kntscherkneipc auftafeln und trank Schnaps mit Bier. Reue Frische überkam ihn. Morgen wollte er sich nach Arbeit uw sehen. Er verstand seine Mut losigkeit nicht mehr. In der Nacht schreckte er plötzlich auf Was gab e»? Lr war allein. Er zündete ein Streichholz an und ließ die Kerze brennen. Nein, e» war nichts, wohl nur ein dummer Traum, der jeden Schritt seine» Verbrechen« wiederholt hatte Er lachte auf. dlber dort, der Schatten! Wie «'ne lauernde Katze sah er au«. Nein, nicht». Er fürchtete doch die Katze nicht, die er im Zimmer der Toten gesehen! Nein. Und doch! Da« V'ch mußte Lunger haben. Hunger wie er! Er verscheuchte da» Bild, stand auf, kleidete sich an und verließ lautlo«, nachdem er das Quartier geld auf den Tisch gelegt hatte, sein Zimmer, wanderte planlo» zur Stadt hinaus. Al» der Morgen dämmerte, erreichte er ein kleine» Dorf, wo er einkehrte, gab sich für einen wandernden Handwerksburschen aus, erkundigte sich sogar beim Wirte, ob er nicht Arbeit für ihn wüßte. Was er denn gelernt habe? Er sei Schuhmacher. Da sei hier nicht viel zu machen, er solle doch in die Stadt zu einem tüchtigen Meister gehen. Der Mörder winkte verärgert ab. In der Cchenkstube roch e» wundervoll nach frischen Semmeln. Sr bestellte sich einen Korb voll, bezahlte im vorau», al» der Wirt zögerte, den Auftrag au«, -uführcn. Dann belam er einen großen Weizenmehl, wecken, eine Kanne heißen Kaffee und einen großen Topf voll sahniger Milch. E» war so reichlich, daß er da» Brot nicht mrfeffen konnte. Er schob sich einige Riegel in die Tasche. Da stand noch ein Nest Kaffee und die Milch. Die Milch! Und wieder lauerte da« Bild vor seinen Augen. Und er sah bi, kleine weiße Katze vor der lebren Schale, sah sie schemenhaft durch da» dunkle Zimmer gleiten und sich an den Röcken der Toten reiben, bettelnd, miauend. Unsägliches Mitleid ergriff ihn. Di, Katze mußte ja verhungern, wenn noch keiner ge- kommen war, ihr etwa» zu bringen. Mußte ver hungern, wie er verhungert wär«... Al» ber Wirt wieder in» Zimmer kam, fragte er, ob der die Milch mltnehmen dürfe? Gern, da sie bezahlt sei. Der Wirt brachte ihm einen kleinen Krug, der einen Sprung hatt«, und goß die weiße, rahmige Flüssigkeit behutsam hinein. Mit kurzem Gruße machte sich ber Mörder wieder auf den Weg. Jetzt hatt« er ein Ziel. Er mußte der kleinen weißen Katze di, Milch bringen. Durch sein» Schuld durfte st« nicht verdursten. Nicht durch seine Schuld. Die Treppe de» Miethauses war Wochentag» viel begangen. Lr würde sicher nicht auffallen. Lr beeilte sich sehr, und ein Lächeln war um seine blassen Llvven. Die Stadt wuchs ihm entgegen. D e ersten Hauser der Vorstadt tauchten auf. Dort begann die Straße. An den Mord dachte er nicht mehr. Er hatte seinen Schr»cken verloren. Lr sah den abseits stehenden Mann nicht, der von einer Straßenkreuzung her unauffällig den Eingang de» gesuchten Hanse» belauerte, und st eg die Stiegen hinan Er grüßte «in Mädchen, da« ihm beg-gnete und ihn neugierig fragte, zu wem er denn wollte? O, er brachte nur Milch, etwas Milch für eine kleine weiße Katze. Sie lachte und ließ ihn vorbei. Al« er die Tür zum Hausstur der Tante offen fand, wunderte er sich ein wenig und überlegte. Doch dann trat er ein, ries und suchte d « Katz« zu locken. Sonne ttel steil zwilchen den Leisten der gardincn- losen Fenster. Der Sofaplatz war leer. Al» er sich nmwandte, griff eine harte Faust nach seiner Brust und H elt ihn wie eine Klammer fest. Er wehrte sich. «Ma, wollen Sie von mir?" Der Wachtmann lachte grimmig und befahl ihm, mitznkommen. Der Mörder fügte sich erst, al» der andere ihm erlaubte, seine n.itqebrachte Milch in eine leer« Schale am Fenster zu schütten. Dann folgte er ihm hilflo« zur Polizei. l?lue dem soeben des Lheodvr Vetcher, Leipzig, er- schienen«! AodeLenband .Einsamkeit".) Unberührt Don Ksstt» KMttSk E« «ar di« alte Geschichte: ber Wertvollste mutz sterbe». Bruao Stroll war wirklich der wertvollst« von uu» Freunden. Wo wir am Rande waren mit unserem Latein, fing er »u funkeln an. Au funkeln und zu brennen. Wie ost haben wir uns gewärmt an seinem Feuer und di« nehmend»» Hönde darüber gehalten. Auch in jenem Winter noch, al» er sterben mutzt«. Denn er sprüht« bi» zuletzt von Leben. Wir haben keinen wieder gesehen, der dem Leben so gut war wie der Bruno Stroll. Dem Leben in jedir Form, oaich in der schmerzhaften. Bi» zu dem Tage, da ihm der Medizinmann unter un» Freunbrn offen sagte: .Stroll, lftber Stroll, du hast mir leider da» Ber- spreche» abgenommen, dir schonungslos di« platte Wahrheit zu sag«. Du hast di« Darmtuberkulos« —' .Unheilbar, nicht?" hatte Stroll darauf erwidert. Und unser Medizinen«»» gab sich einen Ruck und sagte interessiert: Ftza» hast du doch Mr «in« sei»« Nietzschstopf dort an der Wand, mein lieber Stroll. Darf ich ihn herunternehmen?" Und dann hatte« sie beide den Rietzschekopf stu diert. .Der Prediger de» Leben»", sagte der jmig« Doktor. "Aber nicht da, Leben» um jeden Preis," gab Stroll zur Antwort. .Wer weiß, wer weiß. Er hat es selbst um den Preis der geistigen Umnachtung noch gelebt." .Lm," sagt« Stroll, und hing da» Bildnis schweigend wieder an di« Wand. Ein paar Tag« drauf lag er im Lospital. Die Schmerzen kamen und gingen wie die Wolken am Himmel. Die dunkelst« Wolke hat noch einen Rand von Silber. Und da« kleine frei, -immelastück, um da» die Wolken drängen, ist von einem schöneren Blau, al» der ganz« unbedeckte Himmel jemal» war. Freund Stroll blieb von einer tiefen Lebensfreude erfüllt in den schmerzfreien Stunden. Die wurden freilich immer schmaler. Einmal aber zogen sich di« Wolken noch über da» letzt« Dlaustück seine» Himmel». Ich saß au seine« Bettrand. .Willst du mir noch etwa» Liebe» tun?" fragte er, als ich mich erhob, um fortzugehon. .Natürlich Stroll. Was ist es denn?" .Zyankali," sagte er einfach. Und es verzog ihm den Mund vor Schmerze« dabei. Ich erschrak, und hob schon an zu einer Predigt. Man kennt sie ja, die Predigt. Aber er sah e» und sagte: .Keine langen Reden gelt? Ich habe nicht mehr so arg viel Zeit, sie anzuhören, weißt du. Nur .ja" oder .nein" nicht wahr?^ »Nein," sagte ich tiefaufatmend und ging. Ich wurde eine Doch« lang nicht mabr froh darauf. Dann traf ich unseren Doktorfreund. Er war auch bei Stroll gewesen. »Lat er dich auch darum gebeten?" fragte ich ihn zwischen zwei gleichgültigen Sätzen. .Um was?* sagte er. Aber er war zusammen- gefähran. »Du hast', ihm also doch gegeben?" Sein Gesicht bekam einen gequälte» Ausdruck. »Konnte ich ander»?" fubr er auf. .Da lag er in dem Einzelzimmer, da» ste für Sterbende her» gerichtet hatten im Hospital. Und er wutzt« da». Er spürt«, daß ste seine« Sterbetqz, seine Sterbe- stunde jetzt berechnen konnten. Gan- genau. All da» sah er durch sein« Schmerzen durchs di« nicht mehr wichen, Und auf seiner Stirn« 'ag noch ein letzter, matter Schimmer seiner alten Lebensfreude, während der Körper von unten her langsam starb. Stück für Stück, ^kannst du dein« Äreund so leiden lassen?" fragt« er. -Mach' ein Ende," fuhr er fort, .oder besser, gib mir di« Waffe in bi« Hand, es selbst zu tun." Natürlich sagte ich: .Ich darf e» nicht. Sieh, wenn ich so daläge, so wie du jetzt, Und ich bäte dich darum, was würdest du mir sagen?" — .Ja, würde ich sagen, denn du bist mein Freund." gab er zur Antwort. Und da — und da — da gab ich es ihm." .Da» Gift?" .Ja, da» Gift. Gr hat »» in die hohl« Stange eingelegt, die am Rande seiner Bettstatt au»läuft, und von der er den abschließenden Knopf abgedreht hat, weißt du. Da liegt «s jetzt dri» — .Noch?" .Ich weiß « nicht. E» »rar vor einer Woche." .Hast du daran gedacht, daß du dich selbst dabei auf« Spiel setztest?"^ .E» ist gute» Wetter heut«. Wie ist-g mit einem Spaziergang vor die Stadt hinaus?" gab er zur Antwort, .willst du ihn besuchen?" -Ja," sagte ich, und war ein wenig beschämt dem Freunde gegenüber. Diesen Besuch werd« ich nie vergessen. Wi« ich da an seinem Bette saß, und er durch seine Schmer zen, durch ein heitere» Gesicht erzwang, frok und leicht schien trotz der 2ual«i, wie meine Augen immer und immer wieder auf der hohlen Stange hängen blieben, in deren Höhlung die weißen Stück« lagen, wie er plötzlich einen fürrken Schmerz anfall zu überwinden hatte , und di« hohl« Stange umklammerte, worauf er wieder wunderbar beruhigt schien, wi« er am Ende leise, fast zärtlich über diese Stange strich und mir ein fröhliche» Adieu bot — all da» werde ich nie vergessen. Und dann weiß ich noch, wi« wir — sein« Freunde — jeden Tag di« Sterbespalt« in der Zei tung mit einem leichten Zittern überflogen. Er stand nicht darin. Ein Sonntag nach dem anderen kam in» Land. Di« Aerzft im Spitale schüttelten die Köpft — er lebte jetzt schon zweimal so lang« al» ste vorausgeseken hatten. Der Zerfall de» Körper» schien aufgehalten durch ein« magische Kraft. Der ganze Herbst ging vorüber. — Der Winter fi,^ schon an, sich weiß auszuschütteln über dem Land — da war e« an einem Sonntag vor Weih- nachten, daß unser Doktorfreund mit einem Tele gramm in der Hand in meine Wohnung kam. Stroll war gestorben. .Sanft," sagte man un» im Lvital. Und e» war keine Phrase. Er war wirklich eingeschlafen. St, hatten ihn schon fvrtgetrag«, hinüber in da» klein« Häuslein, wo e» nach verwelkten Kränze» roch. .Herr Kollege," sagt« da «in Freund zu einem Anstultsarzt, .wir möchten noch einmal vor dem Bett« stehen, wo er fo lang gelitten hat, wo wir bet ihm saßen . . ." .Gewiß, gewiß," sagte zerstreut der Anstalt», arzt, .dort, bitt«, Nummer hundert. Sie wissen ja den Weg. Mich Mitschuldigen Sie für einen Augen blick - ich »erd« gerufta —" Wir standen still vor dem ft««n Bett, van» ging mein Freund mit ein« entschlossen«! Bewegung an da» Kopfende, schraubt« «la« metallen« Kapsel an der hohlen Stang« los, fuhr mit de» Zeigefinger in die Höhlung, fühlt« zögernd, atmet, auf und bracht« zwei weiße Stücklein Hervar . .. ^laberühiV sagte «4 Des -euifchev Kiudes Liederboru Don e. K. Ko«Mn,stoN Ein», zwei, drei, vier, füuf — Billioum^ Eine alte Frau kauft Bohnen, Und e» kostet ein Pfund Bohueur Dierundzwanzig Septillionen, Dreiundzwanzig Sextillionen. Zweiundzwanzig Quintillion«, Einundzwanzig Ouadrillionen Oder fünfzehn Friedenspfennta, Ach, da» ist doch gar so wenig! Ein», zwei, drei — Du bist frei! Ringelreia, Das Markenbrvt 1» teua: Noch teura i« da» Affenschmal», Und außerdem hängt'» un» »w» Hol» Heraus — Au»! * Ri—ra—rutsch, Wir machen heute Putsch! Hänschen schmeißt mit HandgranoMst Karlchen drischt mit einem Spate«, Lieschen wird am Spieß gebraten! Ri—ra—rutsch. Wir machen heute Putsch! * Mariechen sitzt auf einem Stein, Einem Stein einem Stein, Und wartet auf 'nen Zweimarkfchsstt, Zweimarkschein! Die Steuern soll sie zahl'n damit, Zahl'n damit, zahl'n damit. Dann ist sie mit dem Staate quitt, Staate quitt! O du lieber Augustinne», Augustinne», Augustinne»! Wenn, wie heute, alle« hin ft — — (Bunter Rock is weg, Grund und Stock i« weg, Schiff und Dock i» weg. Mast und Fock i» weg). Wenn, wie heute, alle» hin i« — Bleibst du, lieber Augustinne», Dennoch unverzagten Sinne» Auf den Höhen de» Gewinne»! Das iiefe Gespräch E» schellt draußen. Eine Weile —r «» klopft « meine Tür. Iaa! — Nun? .Ein Herr wünscht Sie zu sprechen." — .So?" — ,Ia, ein sehr freundlicher Herr." — .Führe» Si» lhn herein!" .Guten Tag — Dr. Heinz Kunz!" .Guten Tag. Ditte!" Ick, setze ihn auf den Desucherstuhl neben »ein«» Schreibtisch, wo er durchs rote Deinlaub am Fenster hinaus ins Grüne schauen kann, wenn er mit dem linken Auge link», mit dem rechten rechts an meiner gelben Tischlampe vorbeischielt. Aber er schaut mch an. Sehr devot und sehr freundlich. Nein, sehr freundlich und sehr devot. Na also . . . .Womit kann ich dienen?" .Sehr geehrter Herr! Ich habe viel von Ihrer Anteil genz gehört und bin gekommen, um mit Ihne« ein paar Minuten ein geistige» Gespräch zu führen. Ach Gott, die Zeiten! E» erfrischt einen so, wenn man dann mal mit jemand geistig reden kann. Ach, mein Gott ja, die Zetten! Was halten Ste eigentlich von der Zeit?" .Kartoffeln!" Die? — Hm, ja, gewiß . . . haha, Sft find sehr witz g, sehr witzig, haha. Natürlich, so echt von Ihnen: Was halten Si« von der Zeit? — Kartoffeln! Haha, ich verstehe! Gewiß, aber ich meine eigentl ch weniger die Zeit als die Kultur. Wir haben ja keine mehr, ich weiß, aber wa» halten Ste von ihr?" .Kartoffeln!" .— — Aber selbstverständlich, aber natürlich! Sie haben recht — gewiß, ach ja, wie «cht St» haben! Sie treffen den Nagel auf den Kopf! Unsere Kultur ist freilich mit Kartoffeln umschrieben. Ihr Kern ist eine Kartoffel, haha . . . Entschuldigen Sie, ich wollte den Witz nicht machen. Nein, um geistig zu reden, muß man höher hinaus, auf eine andere Ebene. Ueber die wirkliche Kultur hinaus zur Kultur an sich, hier kann man erst so recht eigentlich nach Herzenslust reden. Da» ist wohl über du Kultur an sich zu sagen, mein Herr?" .Kartoffeln!" . flustschnappend): Gewiß — — ich ver ¬ stehe, daß an einer Weltanschauung noch irdisch» Reste kleben — ganz begreiflich — zumal heute! Gewiß braucht man Kartoffeln, aber ich mein«, eben weil man sie braucht, sollte man ste geistig über winden. Sie svirituell negieren. Di« Welt iff größer al» eine Kartoffel, eine Kartoffel hat nicht» Kos mische» an sich. Und in» Kosmische muß «au. Wi« aber kommt man in» Kosmische? Nur durch die Religion. Ei« schütteln den Kopf? Mett«« Si» nicht? Wodurch, meinen Eft, kommt »um in« Ko», mische?" .Nur durch Kartoffel», H»««!^ Dann, au» dem Kosmischen herunteraerasselt: »Ent Entschuldigen Sie vielmals, daß ich un» gelegen gekommen bin. Aber ich wollt« — ent- schuldigen Sie — nur einmal ein geistige» Gespräch führen, einmal von der Oberfläche in du Lief» . . . weil die Zeit doch so furchtbar ist — allerdings ich versteh« — aber trotzdem. . ." Und ich stehe auf und klopfe ihm mit auiner Zntelltaenz auf die Schulter: .Nun, Herr, noeaa Si» verstanoen haben, bann war da», ich versichere Eie, da» tiefste Gespräch, da» Sie in Ihrem Leden g«führe haben. . . . Servu», Herr Doktor!" Roch platter al« zuvor, hat er kein« Luft «ehr zu» kosmischen Sprach«, nur noch Verbeugungen —: ein», zwei, drei . . . lauter Verbeugung«, oft ich die Tür zumache vor feiner Verbogenhett. van» geh« ich zurück und mache selber ein« Verbeugung vor meiner Intelligenz, kne ich eben bei dm» seh» freundlichen Herrn Doktor Heinz Kunz für alle SlölW kett verscherzt habn Kl. Kl. 8« Gold Die ü beständig, wertbestä. Goidanle ist ihre L auch die der Go Wertung über dem Wert bei als so h. Cs fällt zeigen, haltcncn der Kurs nung der lich anori Na ch fr bestimmt, Kreise de duftrie u forderung markt du Politik d, Dollarsch, sang ang, festen Hä hört, soll genommei Iweis, anleihe z nisse m eine De größerem zögerunae artige Sc sügung st mark soll, lionen in srcllung g Lieferung stand ist, Zcchlunac So ko hinauswa sanden au Cinarisss' trieben. Weise w: verständig Mit gän Intervent genommrr mußte un Kurs die (Freiverkei schnellte. . .I-Ht 1 daß Gold mitiel un deitskr soll durch versucht n Möglich?- anleihc ka klirliche 21 Art zu v den Kurs Material gehung d, Cine z M erziele, tes mit also durch technische und dcnni am 10. ? zugleich t beschleuni, beständia« sang versc Ursachen ! Spekulati Die Notgel wertbe hat da« F Notgeld k Dollar und No bische) gel amte» 1 geschah d büro), Mc von 10 U So»»tag« — Sol Zölle. Sc Goldumre und Zölle zelnen To Mark für 31. Oktod S. Novem!
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