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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.11.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192311040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231104
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231104
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-11
- Tag 1923-11-04
-
Monat
1923-11
-
Jahr
1923
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Rußlands Leben und Wirtschaft «von Professor KNr»E ssrsunE, Leipzig Der Verfasser »al gemet»sam nrtt »wet Dt- retwren de» Leipziger Stekauttes eine Studien- reise durch Rußland, tnsbeiondcre zur Moskauer Auvstellung. untcrnonmren. um Einblta in die ruisUchcu Verbitltnissc zu gewinnen und durch VerSklentitchung der Wavrtzeit den gegenteiligen -ondesSbezichungen veidcr Länder zu dienen. I. Den Deutschen ist nicht damit gedient, die Verhältnisse in Rußland durch eine politische D.ille zu sehen, sondern die nackte Wahrheit zu erfahren, um danach Maßnahmen treffen zu kün- nen, die der wirtschaftlichen Annäherung beider Länder dienen. Der Verfasser ist an das Studium der russi schen Wirtschaftsverhältnisse ohne jede Darein- genoinmcnheit herangetreten, nur mit dem Drange nach Erkenntnis. Vieles, was rein äußerlich stört, weil es gegen die deutsche Ge wohnheit ist, dennoch aber keinen Einfluß auf den wesentlichen Tatbestand hat, ist unterdrückt worden, um eben diesen wesentlichen Tatbestand nicht zu verschleiern. Einflüsse, herausgewachsen aus einein literarischen Vorstudium, sind eben- falls ausgeschaltet worden. Weiterhin sind alle Angaben, die dem Verfasser von irgendeiner Seite drüben gemacht worden sind, inehrfach nachgeprüft worden, teils durch Besichtigungen, teils durch Befragen vieler voneinander unab- hängiger Personen. Me russische Wirtschaft wird durch den Staat geleitet, wobei Privatkapital bis zu einem ge wissen Grade zugelassen ist. Der Boden, die Fabrikationsstätten, die Handelsstätten gehören dem Staat, oder der Staat ist mindestens zur Hälfte, in einzelnen Fällen nahezu bis zur Hälfte an den betreffenden Unternehmungen beteiligt. Die russischen Menschen, Arbeiter, Angestellte, Landwirte und Beamte sind mit ihrer Regie rung, mit der Leitung der Geschäfte, überhaupt mit der gesamten Organisation zufrieden, teils von ihr begeistert, sind eifrige, ja begeisterte An hänger der Regierung? Personen, so daß eine gewisse Zielstrebigkeit, wie sie zum Aufbau der Wirtschaft notwendig ist, erreicht wurde . Gegen- strömungen hat es gegeben, gibt es jedoch nicht mehr. Die wenigen, die sich nicht eingliedern können oder wollen, verlassen Rußland. Der russisä)sn Landwirtschaft dient zunächst einmal die Fürsorge der regierenden Kreise und der Einzeft'ersonen, deren Aufgabe die Förderung der Landwirtschaft ist. Die Kultivierung des Bodens ist noch nicht voll kommen, die ländliche Siedlung bedarf der Ver besserung. Diesern Streben ist die Moskauer Ausstellung siir Landwirtschaft und Heimarbeit zu danken. Diese Aus- stellnng spiegelt das ideale Streben Rußlands, zunächst nach einer vollkommenen Landwirt schaft, w eder. Diese einzigartige Ausstellung, deren Ruhm in keiner Weise geschmälert werden kann durch fälschliche Darstellungen, wie sie viel fach in die Oeffentlichkeit gebracht worden sind, zeigt mit Ausnahme der Ausländsabteilung, über die noch besonders zu spreclsen sein wird, das Streben, allen Russen und auch dem Aus- lande zu zeigen, wie man Landwirtschaft betrei ben, sein ländliches Heim bewirtsckzaften, und wie man wohnen sollte. Irgendwelche Verkaufs- absichten sind mit dieser Ausstellung nicht ver- Kunden. Eine mangelhafte wird neben eine ein wandfreie Landwirtschaft gestellt, gute Einrich tungen neben schlechte, und in diese Lehranstalt des Volkes allergrößten Stiles werden die Bauern aus allen Teilen Rußlands geführt, um ihnen zu zeigen, wie sie arbeiten sollen und wie Rußland oorwärtskommen kann. Diese Bauern werden auf Staatskosten während ihrer Stu- dienfahrt unterhalten, werden tagsüber geführt und gehen bereichert wieder in ihr Heim zurück mit der festen Absicht, nach Möglichkeit das zu tun, was zur Förderung ihrer Wirtschaft und damit der Allgemeinheit notwendig ist. Die Regierung geht zurzeit noch weiter und schafft schwimmende Ausstellungen. Auf breiten Kühnen sind mehrere Stockwerke anfgebaut, natürlich auch hier nur aus Holz, wie die ganze Ausstellung in Moskau aus Holzbauten besteht, und es werden wohlausgcwählte Gebiete der Landwirtschaft, systematisch geordnet, in diesen schwimmenden Ausstellungen untergcbracht und durch die zahlreichen Flüsse und Nebenflüsse ge- führt, um überall anzulegen, wo ein Teil der Bevölkerung herangeführt werden kann, um für sich und die Gesamtheit Nüßen zu ziehen. Zu einer gesunden Landwirtschaft gehören auch Maschinen. So zeigt die Ausstellung in Moskau zunächst alles das, was Rußland selbst an landwirtschaftlichen Maschi nen zu bauen vermag. Es ist das Gezeigte in technischer Beziehung noch nicht auf der Höhe. So sei als Beispiel angeführt, daß die Dresch maschinen ohne Strohpressen arbeiten. Die Pflüge sind noch nicht einwandfrei. Auf einen umfassenden Aufbau der Traktoren ist noch nicht hingearbeitet. So fehlt der russischen landwirt schaftlichen Maschinenindustrie noch manches. Man ist sich dieser Mängel drüben aber wohlbewußt. Einfuhrlizenzen auf landwirtschaftliche Maschinen werden deshalb erteilt. Es mögen übrigens die im land wirtschaftlichen Maschinenbau zu konstatie- renden Mängel eine ihrer Ursachen darin haben, daß die Produktionsmittel in den russischen Maschinenfabriken noch nicht aus der Höhe sind, um eine landwirtschaftliche Fertigung im großen Stile zu ermöglichen. Die Erkenntnis von Mängeln birgt aber gleichzeitig auch die Möglichkeit ihrer Beseitigung in sich, und der Verfasser hat den absoluten Eindruck gewonnen, daß die Führer der russischen Wirt schaft zielbewußt auf die Beseitigung auch dieser Mängel hinarbeiten. Da im Schwerpunkt einer jeden Entwicklung menschlicher Einrichtungen der Mensch steht und anch stehen soll, so ist es höchst anerkennenswert, das; im rein wirtschaftlichen Streben der russische Mensch nicht unterzugehen droht. Die russische Ausstellung zeigt als ganz wesentlichen Bestand- ! teil eine Heimarbeit kunstgewerb- ' lichcr Ar t verschiedenster Richtung, die als eine Volkskunst anzusprecben ist, die wunder bare 'Ausblicke auf zurünftlge Entwicklungen ge- währt. Die ländliche Kunst l>at geradezu Wun- derwerke an Schönheit und Fertigkeit zutage ge fördert. Schon die Leipziger Messe hat Bruch teile solcher russischer Heimarbeit dargeboteu. Was aber die Ausstellung in Moskau bietet, ist ;o wundervoll, daß cs der russischen Regierung hoch angerechnet werden muß. daß sie der Welt einmal zeigt, was überhaupt eine Volkskunst, und insbesondere die russische Volkskunst, zu leisten vermag. Die dadurch gemachte moralische Eroberung in der ganzen Welt ist nicht zu unter- schützen. So gibt die Ausstellung in Moskau, soweit sie den russischen Teil betrifft, ein Spiegel bild des heutigen Strebens in Rußland, sich wieder aufzubauen. Daneben hat das Ausland auf einem Platze, D'Alberts »Mareike von Rymwegen" Hamburg, 2. November. Lugen d'Alber s sechste Over, das Legen- denspiec .Mareike von Nymwcge n". erlebte im Hamburger Ltadtlheater die Ürausfüh- rung. Auch in dieser Oper bemüht sich d Albert auf seine künstlerisch nicht gerade ehrgeizige Weise um den äußeren Erfolg: er ist leider mehr und mehr der ausgeprägte Typ des geschäftigen und geschäfts nichtigen Thvaterkomponistcn geworden, der Erfolg mit Tantiemen identifiziert «nd. federgewandt und schnell schreibend, ans die Eensationsbeüürfnisse und sonstige niedrigere Instinkt« des heutigen Theater publikums spekuliert. Das Legcndenspiel „Mareike von Nymwegen", dessen Textbuch ein Herr Herbert Alberti ge schrieben hat und das von vornherein durch gerade zu kläglich schlechte Verse und eine äußerst saloppe Sprache jeden gepflegte» Geschmack beleidigt, knüpft en eine kleine niederländische Novelle an. Diese er zählt uns von einem tugendhaften jungen Mädchen, Las aus der Reise von Nymwcyen nach Antwerpen iem Teufel begegnet, von ihm verführt und in ein des in Antwerpen qebr-'cht wird, in welchem es sich eurem wenig erftealichen Lebens wandel hingibt, bl» es schließlich durch Reue und Buße entsühnt wird. Herr Alderti hat diesen Stoff üi-uz im Sinn- der Theateroper aufgebläht; er hat irwn neuem Konflikt dadurch hineingetragcn, daß er Mareikes Zugendliebhober Lucian, der sich von chr abaewandr hat, um „Heiligenspieler* zn werden, durch sie verführen und meineidig werden laßt; er hat du'-ch eine ganz überflüssige Pantomime km ersten Akt und durch ein« veritoble Ausführung de» nittelalterlichen „Wogenspiel»* im zweiten Akt der Schr'.'nst dankbare Objekte zu bie ten für richtig gehalten, und er krönt seins ,Dich- rung" durch ein Schlußwunder von der Art do» Tai'i-Häuser-Dunder». Was Luge« d'AVbrrt an Musik diekm Stoffe hi», zugefügt hat, bewegt sich durchaus, auf der durch do« Textknäh gegebenen Linie: es ist geschickte, hand werksmäßig gut gemachte und teilweise sehr schön klingende, aber ptnchisG eigentlich völlig leerlauiend« Tbeatermusik. Dabei scheint es, al» ob die Grfindungssubstanj de» Komponisten sich wesentlich verdünnt habe. Seine Melodik schmeckt ausgespro- chen fad, und das Ausbleiben der glücklichen Stunde der Inspiration — der Stunde, die Nitzsche einmal „die gesegnet« Stunde des Blitze»* genannt hat — zwingt ihn, d«i der Nachlese auf dem eigenen Acker und dem Acker der anderen ziemlich skrupellos auf zugreifen, was sich ihm noch bietet. Blaß und un- bestimmt in der musikalischen Zeichnung der Haupt figuren, achtkos an den Möglichkeiten der Umwelt» und Kinte-vgrundschilderung vorübergehend, rück gratschwach in der ganzen Haltung, empfängt seine Partitiv: ihre Reize im wesentlichen nur aus den- jenigen Dingen, die doch zu den Nebensächlichkeiten beim schöpferisclsim Akde gehören: accs der virtuosen, in ihren Wirkungen raffiniert ausgeklügelten Be handlung des Orchestsrs, und aus der nicht un geschickten Eingliederung altniederländischer und sonstiger vottcltümlichen Einzelgesänge. Die Aufführung der szenisch sehr ai.sprcuhsvollen und schwierigen Novität, für die das Hamburger Stadttheater reiche, vom Intendanten Sachse klug imd wirkungsvoll verwandte dekorative Mittel ou (geboren hatte und deren musikalischen Teil Herr Kapellmeister Gotthardt zuverlässig leitete, war hohen Lobes wert «vlnrleti Bon der Leimiger Universität. Professor Dr. Max P a s m e r, Ordinarius für slawische Philologie an der Universität Leipzig, ist -um ordentlichen Mit- qlied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften und zum korrespondierenden Mitglied der School of Slavonic Studie? in thc Universiry of London ernannt morden. Kleist-Gesellschaft. Der Vorstand und Geschäfts- führende Ausschuß haben beschlossen, die diesjährige Mitgliederversammlung wegen der Ungunst der Zeit auf da» Frühjahr 1924 zu verschieben. Dresden wird als Versammlungsort beibehalten. Das Jahr buch wird trotzdem erscheinen und den Mitgliedern um die Weihnachtszeit -«gehen. Aknonzwlniftert»» mrd Staatsoper. Die Wiener Staatsoper hat da« neueste Werk Wilhelm Kienzl», da» Melodram „Sanetifsimum*, zur Uraufführung angenommen. Jetzt hat da» Finanzministerium Einspruch gegen kn« Auf führung erhoben, weil es nicht in der Lage sei, bl« K»sten der Ausstattung zu tragen. Da» Flnanzmin sterimn hat auch di« Bestreitung der Au»stottnng»kosten für Richard Strauß'„Schlag, »brr»" abgelehnt. der durch eine Brücke mit dem Gelände der russi schen Ausstellung verbunden ist, seine Maschinen aufgebaut. Dieser Ausstellungsteil unterscheidet sich zunächst von der russischen Seite dadurch, daß er auf den Verkauf eingestellt ist. Anders ließen sich die ausländischen Firmen nicht zur Beteiligung gewinnen. Dagegen ist auch nichts einzuwenden. Aber unvorteilhaft und ungeschickt war vielfach die Auswahl gerade der deutschen Maschinen. Hier zeigt sich der „Erfolg" der vielfach irregeführten öffentlichen Meinung. Man hatte den Eindruck, daß manche deutsche Firma erst einmal sehen wollte, ob sich das Geschäft nicht „auch so" machen ließe. Dieter Fehler kann nur dadurch wieder gutgcmacht werden, daß fortab nur das Allerbeste in Rußland an- geboten wird. Der Boden für den Absatz ist schon durch die außerordentliche Sympathie Ruß lands gegenüber Deutschland gegeben. Rußland braucht von uns neben den besten land wirt schäft- lichen Maschinen, Holzbearbeitungsmaschinen, Werkzeugmaschinen für Metallbearbeitung, Drahtseilbahnen, wie überhaupt Fördermittel, gewisse Apparate der Feinmcäsimik, wirtschaft lich arbeitende Neuerungen aller Art, wie über- Haupt alles in bester Ausführung, was zum wirtschaftlichen Aufbau eines Landes not- wendig erscheint- Dagegen will Rußland seinen Ueberfluß an Rohstoffen und Nahrungsmitteln ausfiihren. Der Markt am «Sonnabend Ein Ei 9 Milliarden, Kartoffeln ZVVMilllarden der Zentner Die städtische Markthalle zeigte am Sonnabend ihr charakteristisches Bild. Großes Warenangebot, viele Besucher und wenig Käufer. Die Preise waren derart in die Höhe gegangen, daß auch Re Hausfrauen, deren Männer sich noch des vollen Wochenvrrdienstes erfreuen, nur den kleinsten Teil ihres Bedarfes befriedigen konnten. Frische «Rindfleisch war mit 00 bis 80 Milliarden, Schweinefleisch mit 80 bis 100, Kalb- fleisch mit 38, 10 und 00, Hammelfleisch mit 55 und 60 Milliarden Mark ausgezeichnet. Rindskopffl.'sch sollte 30 Milliarden, gepökelter Schweinskopf 40 Mil-' liardcn kosten. Herzen wurden mit 50, gehacktes Rind mite 76, gehacktes Schwein mit 88 und Ge schabtes mit 84 Milliarden angcboten. Großer Andrang herrschte an den Gefrier- f l e i sch st »n d c n. Hier konnte man Rindfleisch mit Knochen für 36, 38 und 40 Milliarden, solcher ohne Beilage für 48, 50 und 54 Milliarden erhalten. Hammelfleisch wurde mit 44 und 48 Milliarden ab gegeben. Gehacktes stellte sich auf 48 Milliarden Mark. Wurstwaren hotten wiederum erheblich an gezogen. Blut- und Leberwurst kostete 152, Polnische, Knack- und Mettwurst 160 Milliarden Mark. Zervclat- und Ealamiwurst wurden mit 200 Mil liarden, Knoblauchwurst und Ntortadclla mit 140 Milliarden angeboten. Ein recht geringes Angebot lag in Fcttwaren vor. Margarine schwankte zwischen 62 und 70, amcrikanijches Schweinefett zwischen 100 und 120 Milliarden Mark. Speckfett wurde für 100 Mil liarden das Pfund abgegeben. Die Fischhändler waren gut mit Ware ver sehen. Schellfisch kostete je nach Größe und Qualität 7 bis 15 Milliarden Mark. Für Kabeljau wurden 25, für Seehecht der gleiche Preis verlangt. See lachs stellte sich auf 22 Milliarden Mark. Gold barsch und Rotzungen wurden mit 18 Milliarden, grüne Heringe mit 15 Milliarden gehandelt. Den selben Preis erzielten auch Salzheringe. Matjes kosteten 12 Milliarden das Stück. , Kartoffeln waren nur in ganz geringen Mengen auf den Markt gebracht worden. Für 10 Pfund wurden 30 Milliarden gefordert. Tomaten sollten 14 Milliarden kosten. Für Welsch, kraut wurden 2,2, für Weißkraut 1F, für Rotkraut 8, für Möhren und Zwiebeln je 2 Milliarden notiert. Sellerie kostete ebenfalls 2 Milliarden Mark. Peter silie stellte sich auf 5 Milliarden da» Pfund. Blumen kohl «ar bi» auf 15 Milliarden gestiegen. Kohl erforderte eine Ausgabe von 1H, Spinat eine solche von 2H Milliarden Mark. Salat schwankte zwischen 2 und 7 Milliarden. Für Tafeläpfel wurden 15 hi» 25 Milliarden, für Musäpfel 10 Milliarden ge fordert. Tafelbirnen kosteten 10 bis 25 Milliarden Mark. Butter schwankte -wischen 140 und ISO Mil liarden Mark. Eier wurden mit v Milliarden ab- gegeben. ver Liier Milch 1,6 Milliarde« Der Preis für einen Liter Milch be trägt nach einer Mitteilung des Zentrat- Verbandes der Milchhändler vom Sonntag ab bis ans weiteres 7,« Milliarden Mark. Heue Fürsorgesähe Der Rat har mit Rücksicht auf das neue An schwellen der Unterhaltskosten eine beträchtliche Er höhung der in der allgemeinen Fürsorge zu ge wahrenden Unterstützung beschlossen. Bei Bemessung der Unterstützung soll davon ausgegangen werden, daß »ur Bestreitung de» unentbehrlichen Lebens- bedarss in der Woche brauchen «in Mann . . . 93,6 Milliarden Mar! eine Frau . . . 81,4 „ » ein Kind .... 61,— , , Diese Sätze geben nicht den Unterstützungsbetrog ftlbst an, sondern sind lediglich ein allgemeiner An halt dafür, was zur Bestreitung des Notbedars» überhaupt erforderlich ist und auf welche Beträge die eigenen Einnahmen der Bedürftigen zu er gänzen sind. Dabei sind die Umstände des ein zelnen Falles angemessen zu berücksichtigen. * Die Auszahlung der laufcaden Erwerbslosen- Unterstützung für die Woche vom 5. bis 10. Novem ber erfolgt an denselben Orten und zu denselben Zeiten wie in der Vorwoche. Die Erwerbslosen werden in ihrem eigenen Interesse dringend ersucht, sich nicht, wie dies meistens geschieht, stundenlang vorher an den Zahlstellen anzustellen, was des öfteren zn Unzuträglichkciten geführt bat. Um diesem Uebclstande vor allen Dingen in den Zahl stellen, die an einem Tage die Buchstaben A—Z aus zuzahlen haben, abzuhelscn, erfolgt die Zahlung dec Unterstützung in diesen Zahlstellen in folgender Weis«: nachmittags 1 Uhr Buchst. A—E, nach mittags 2 Uhr Buchst. F—K, nachmittags 3 Uhr Buchst. L—R, nachmittags 4 Uhr Buchst- S—Z. Für den Auszahlungstay ist der Kontrollstempel des Arbeitsnachweises nicht erforderlich. Eine Einheit 30 Milliarden Der Preis einer Einheit zur Bezahlung der Gas-, Strom- und Wasserrechnungen beträgt, wie uns vom Rat der Stadt Leipzig mitgeteilt wird, am 5. November und gegebenenfalls folgende Tage 8 0 Milliarden Mark. Rentner, Fürsorge: nipfänger usw. Lrrker.:- ausgabe am Mittwoch, den 7. November, für alle Nummern in der Lößnigcr Straße (Matz L Lo.). Poelzlg al» Hochschulprofessor. Hans Poelzig, der seit drei Jahren in Berlin wirkt und ein akademisches Meisteratelier für Baukunst leitet, ist zum ordent lichen Professor an der Technischen Hoch schule in Charlottenburg ernannt worden. Wie sie aurschen... Aus den Akten separa- tistisch er Führer erfährt man, daß n. a. der Lokaltommissar für Kirchen und Schulen 22mal vorbestraft ist und früher Bordellwirt war. Der Kommissar für öffentliche Sicherheit hat wegen Totschlags und Diebstahls gesessen. Der Polizeichef blickt auf einen Straßen raub zurück. Der Mann der Voltswohtfahrt, ein früherer Hausbursche, hat eiue Unterschlagung auf dem Kerbholz. Der Kommissar für Verkehrs- wesen ist 23mal vorbestraft. Der Leiter des Arme n- wesens mar dar M i ß h a n d l un g angeklagt. Der Chef der Wucherpolizei beging Unter- schlagnngen. Der Kommissar siir Militär dienstpflicht saß im Gefängnis wegen Fahnenflucht /Das wäre ja eine lustige Rhein- republik geworden.) Da» kulturelle Notprogramw. In Berlin fand -Ine Sitzung de? Hauptansschusses der Not- gemc irisch ast der deutschen Wissen schaft statt, in der über die Durchführung eines kulturelle» Notprogramms beraten wurde. Die Bloß- nahmen für die wissenschaftliche Buch produktion, di« Fragen des Ankaufs unentbehr licher A u s l a n d s l it e r a t u r , Vie Beschaffung von Apparaten und Materialien, die Beseitigung der Tiernot zur Aufrechterhaltung größerer Forschungen im Bereich der Naturwissenschaften und die Leistungen für den wissenschaftlichen Nachwuchs waren Gegenstand eindringlicher Aussprache. Ob gleich di: finanzielle Lage der Nolgemcinschaft keines wegs gesichert ist, so ist doch nach den Erklärungen des Reick-cs zu hoffen, daß sie als Zentralorganisation der gesamten Gelehrtcnkörperschaftcn Deutschland« ihre Notstandsarbeiten weiters ühren kann. Ei» Shakespeare-Stück Shaw» ft» Bartete. Da» größte englische Darietö, da» Londoner „Loliseum*, bringt jetzt in seinem bunten Programm zwischen Sängern, Tänzern und Komikern »ine sonst an ditser Stelle ungewohnte Darbietung, nämlich ein kleine», geistvolle» Stück von Bernhard Shaw, „Die schwarz« Dam« der Sonette*. In diesem Zwischenspiel stellt der moderne Dichter kühn Shakespeare ans die Bühne, bringt ihn mit der Köngin Elisabeth zusammen >md beleuchtet ans seine Weise mit geistvollen Schlaglichtern jenes geheimnis volle Erlebnis des „großen Will", dos in seinen Sonetten unsterbliche Gestalt gewonnen hat. Der Versuch, dem englischen Varieichurblikum eine so wert volle Kost zn bieten, glückte vollkommen. Da» -«»infizierte Buch. Schon lange weiß man, daß durch Bucher Krankheiten der verschiedensten Art übertragen werden können. Insbesondere sind e« Grippe, die Tuberkulose, deren Keime beim llmblättcrn durch die Finger der Erkrankten leicht auf die Blätter geraten. Cie infizieren dann von hier aus Gesunde, die die Bücher leserr. Es hält nun außerordentlich schwer, diese Keime vollständig ab- zutören, da sic ja im Innern des Buche? auf den einzelnen Blättern haften, und dadurch gegen die Einwirkung der Desinfektionsmittel ge schützt find. Auch dampfförmige Gemische, wie z. B. das bekannte Gemenge aus Wasscrdampf und For maldehyd, vermögen nicht zuzutreten. Der ameri kanische Hygieniker Dr. Oldham hat nun «ine Ein- richtung erjundcn, die es ermöglicht, bei einem Buch jedes einzelne Blatt zu desinfizieren. Diese Einrichtung besteht aus einem Tisch, aus dess.n Platte ein allseitig geschlossener Glaskasten befestigt ist. Das zu desinfizierend« Buch wird derart in den Kasten gegeben, daß es mit seine» beiden Deckeln auf Tragern anfruht, und daß die Blätter nach unten hängen. Eie liegen hier auf einer mit Rollen ver sehenen Welle auf, die durch einen Elektromotor ge- dreht wird. Die Rollen drehen Platt für Blatt uni, so daß die desinfizierenden Dämpfe auf jede einzelne Seite einzuwirkcn vermögen. Das Buch wird auf diese Weise eine bestimmte Zeitlang automotisch hin- und hergeblättert, bis man sicher sein kann, daß alle Keime avgetötet sind. Venn «ine Dome einen Bogel Hal. Die Damen- weit in New V»rr endlich eine neue Mode ringeftihrt, die zweifellos allgemein zu anzüglichen Bemerkungen Anlaß geben wird. Das Neueste ist nämlich ein lebender Singvogel, der in einem Bauer an der linken Seite der Hutkrempe ge- tragen wird. Denn der Beschauer dann den Eindruck gewinnen sollte, daß es da oben piept, so wird sich die betreffende Modedame zweifellos sehr geschmei chelt fühlen. Im Ginter, wenn e» recht kalt tst, wird sich dieser „letzte Schrei* oder vielmehr der letzte Ge sang der Mod« wohl kaum durchführen lassen. Per- mutlftb werden die Modedamen dann anstatt de» Kanarienvoael» in einem zweckentsprechenden Käsig einen Eisbaren bei sich trage«.
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