Volltext Seite (XML)
MnrGinummGr IS 8yoatLg, üea 4. Kovemder 1922 Xr. 262 Oer weiß-blaue Wahnwitz Sonnt«! VaodS.» «valtiisk Gcikucc' T deutili'ü ^riammlüni la Nikolai- k^»4»«> p«et« mUitürischen Vorgänge in Nordbayern. Im Reich» intereffe ersuche um baldige Aufklärung über die irregulären Rüstungen in 9tordbayer» und übe» Maßnahmen der bayrischen Regierung gegen dies« große innervolitische Gefahr.' » Uhr « »Neldir^ Irek-cnSer : voruati irungi y» vo» vdl«. Nküi Hliil lPaukhöhe, Konserven Dealer -r»i. I23VV <ovdr. 7»>, vlir >«» Herr ga (Mö.l: , Uhlmanr. <7>r. Marku) Dr. Mark- ILH., Doifl. Dr. Mark land. i !> Swl.): ',1» i« S (S-bö Kgd., derk. w. -^8 vll- >: '/-IO '^r. - Luk«? M: -n . nnahme; auch nimmt iede« Postamt Bestellungen an. Eine andere Version lief heute im Reichstage um, wonach die Rcichsregierung aufmerksam gemacht worden sei, daß die illegalen Kampfver- bände Hitler«, di« in Nordbayern angesammelt find, mit dem Einfall in Thüringen drohen, wenn nicht in Berlin binnen 24 Stunden «ine Rechtsdiktatur eingesetzt wird. Berlin, 3. November. (Gig. Tel.) In den Parteien hat die gestern gefallene Entscheidung noch nicht zu einer endgültigen Stellung nahme in bezug auf ihr künftiges Vorhalten geführt. Aus Kreisen der bürgerlichen Parteien erfahren wir: Die Deutsche Volksparte', deren Entschlüsse auf das Kabinett natürlich von besonderem Einfluß sind, steht auf dem Standpunkt, daß die neue Konstellation doch mehr oder weniger dazu führen wird, daß sich sämtliche bürger liche Parteien zusammenfinden, um das Kabinett zu stützen. Man geht dabei von der Erwägung aus, daß schon bei der jüngsten Krise verständige und einflußreiche Führer der Deutschnationalen Partei hervorgetreien seien und genrigr schienen, dem bürgerlichen Kabinett Strcsemann Unterstützung zuzusichern. Die Kämpfe, die es damals inenerhalb dieser Partei gegeben hat, und die jüngste Entwicklung scheinen, ss meint man, auf volksparteilicher Seite einen Wandel vollzogen zu haben, und jene hätten ein Uebergewicht bekommen, die der Ansicht find daß man ein bürgerliches Kabinett am Ruder erhalten müsse. Besonders sei auch in dem- vielgenannten Landbund die Stimmung nach dieser Richtung hin stärker geworden. Wae die Aufrechterhaltung der Große« Koalition i« Preuße« betrifft so ist man auf dieser Seite nicht sehr optimistisch. Da« Zentrum scheint jeden falls keine Neigung ?" haben, eine Koalition der Linken mitzumachen, wenn auch ein Teil seiner Mit glieder eine ausgesprochene Rechtsregierung keines falls begrüßen würde. Die Mehrheit scheint jedenfalls ein bürgerliche« Kabinett zu wünschen, in dem die Deutschnationa len die Rolle des stillen Teilhabers spielen würden unter der Voraussetzung, daß sie ihre parteipoliti- Berli«, S. November. (Eiq. Lei.) Der.vorwSrtS" meldet heute abeud» vatz sich i« Bayern über Nacht BorgLnge votlrogen haben, die «och in eirria«» Dun kel gehüllt sind, die aber für die politische Entwicklung der nächste« Zeit von weitreichender Bedeutung sein werden. Herr von Kahr, der von der verfassungSmSstigen Negierung Knilling eingesetzt« Generalstaatdkommissar, hat di« Regierung, die ihn einsetzte, gestürzt. Er hat über ihren Kops hinweg nach Berlin ein Ultimatum geschickt, da» mit dem Vormarsch auf Ber lin droht, fall» nicht binneuLL Stunden eine Rechttdiktatur eiage- richte 1 wird. Diese Tat eines Wahustnnigen stellt Bayer« «nd ganz Deutschland vor di« schwersten Ereignisse. BerN», 2. November. (E i g. Tel.) Der Reichs minister des Innern, Sollmann, hat mit letzter Regierungshandlung folgendes Telegramm an den bayrischen Ministerpräsidenten gerichtet: .Die preußische und thüringische Staats regierung erheben bei mir entschiedene Vor stellungen wegen der irregulären Truppen» konzentratkoneuandernordbayrifchen Grenz«. Verhältnismäßig bedeutend« Truppsn- verdände mit schweren Waffen, auch Geschützen, amtlich festgestrllt. Amtlich« Meldungen sprechen von Srenzüberschreituug«, auf chüringi» stba» Gebiet und Schüsse» auf dst thüringisch« Grenzpolizei. Preußische und thüringische Staat» regierung besorgt wegen Bedrohung ihre« Lande, durch irreguläre Truppen und verlangen schleunigst Schutz durch die Reichsregierung. Groß« Beunruhigung in ganz Mitteldeutschland mm, im mit den Putschisten bestritten, es handel« sich viel mehr nm solch« Leute, die der Hand der Führer entglitten und nun von München nach Koburg abgezogen seien. An amtlichen Stellen wird der Nachricht über den drohenden Einmarsch in Thüringen ein Dementi entgegengesetzt insofern, al« es sich nach telephonischer Verständigung -wischen der Berliner und der Münch ner Regierung nicht «m einen Vormarsch bay rischer Kräfte nach Berlin handelt. Nicht widersprochen wird in diesem Dementi die Annahme, daß die Drohung von illegal«« Kampf» verbanden der Rechtsradikalen an» geht- Roch dem „Berliner Tageblatt' ficht auch das Reich die Vorgänge an der bayrisch-thüringischen Grenz« al« sehr ernst an. And«» wird von ver- antwortlich«r bayrisch« Seite jsda Gemeinsamkeit kt an Privcre Dulil(Tbür.' Die Reichswehr in Zwickau Zwickau, 3. November. (Gig. Tel.) Freitag mittag ist Reichswehr in Zwickau einmar schiert, und zwar drei Bataillone Infanterie, verstärkt durch Minenwcrfer, Panzerwagen und Artillerie. Truppen, Hessen eu Berlin, S. November. fS t g. Tel.) Das RetchSkabtnett ist heule vormittag 11 Uhr.tzufammeugetrete«, um sich mit der durch de« AuStrittder fogialisti» scheu Minister geschaffene»» Sage zu beschäftigen. Trotz der Krise steht die Währuugsfrage im Vordergründe dei Erörterungen, da hier ganz ertlschiede« und gründlich Einschneidendes geschehen mutz, um de« berechtigten Word«, rungen weitester DolkSkreise Rechnung zu tragen. Das Kabinett steht der kommenden Entwicklung vollkomme»» ruhig gegenüber. ES gibt sich keinen Allusionen über die Schwierigkeiten hin, die seine schmale Grundlage mit sich bringt. Wenn von der eine« oder ander« Seite das Kabinett gestürzt werden sollte, so wird der Kanzler die Entscheidung in die Land de- Reichs präsidenten legen. Einstweilen rechnet man nicht mit dieser Möglichkeit. Ttrese- man« wird zunächst die frei gewordenen Litze des Kabinetts mit Männern be setze«, über die noch kein Entschluss gefasst ist, bei deren Wahl aber fedenfallS keine parteipolitischen Gesichtspunkte matzgebend sein werden. Dollar ln lSerlln UI««»««,: 420MiUI»r6eo e Genera lticr. >er 1923 vai bk. iial der Gcl.lk. !ark um 11 Mil. neu Mark du°q neuen Jnvabkl- onleM.5000 ylicbcn Bezu-- Höhen, n Aktien, wclax oll Dividende:, on eenem unin en KonsorUi!» irnommen. den tttengescklscl.ab - neue Akim iardcn Prozcw tzausM 300>- nae Aktien zu VSrsennmmv Saabcspescn v. eboch mit dc: IZ zwischen dm oSer 1923 und Mhleu ist. min- en Prozent ee- ntraguna o-: -andelSreailm der Gesell sch,i t innerhalb »5»m 20 No i Ausübung ott ad der Lbricbc: lnterzcichnc:? visionösrei. ko i Aktien. nan ret, mit einen ttnmcldcschcin. >ci uns crhcül- n. im Wege dl! rd die Lblikb! kevracht. 1r welche de; d, werden ->». uen Aktien iü : oben nShci- zahlen, «ebn )ird OuttNinz er die neun: Fertigstellung ve der Ka'fcn. tterimSschc-rk und Berkauik Aktien wir» er 1S23. geseWO dbefiz )ait. Friedrich?. 1 Oolckmarlrr NN WiuM W - W.N WiM« p» siiUuIiiv Ui> Wsrw WimUlmnitm«» — Klüt Mi Stresemanns Experiment Vie Deutschnationale« al« Ml« Regierungsteilhaber? - Vor durchgreifenden Währung«- politischen Maßnahmen — Oollarkur« 420 Milliarden .Lev«'' A' Son I!« dr Geu:<k ! TtenSi.it Frllbacüi- : Lten-ia» tndenici» t«,«lSvcid' »tag abciU Schenke.. er -eiiiya ttaa 2 M r Predi-i lvr «ii-eb »fchc Kcal- MMM M W MM eamiltcnaiizeigen 23 Nr. ÄeiegenyeitSan,. priv -taiur u. Sicllen. ittll.au-. ?chri»llett.GeschasiSsl.Tru<tere,. M MI > M M M W>7 M Ml M M MM angebote 2ü Mk. LtellengeluLe 18 Nk Am,t. Anzeigen iToppet- 8 < Fernspr. Lri«g«,pr2ammel7Nr: G-W V ^amez. 425 Äk.. kür auSw. ; ebenda u. in allen Filialen An,elgeu-und MlS «s» rchlüg«»,«»»» 24 MMW«-«. «u«l. Valuta- —- — .. aufschlag Postleheckkonto Leipzig Nr. 3004. SrsullungSoN Leipzig. Pa«« schmkeda, Pan» -lichter. . China A. -veb-, L. Glau Mau. rhelemam, kurandot viaw«ki ima N.d«»ru„ bofm: i». Paul«, mchan I. Kräh« lstrachan -VStzei Samarkand Ll»<! A. Braunstri, «.Wlldenhoi, »ntttenen Palqu» Vach« Bankwvn »iwan». n de» Serail», und 1. Bild. . Ende 1V Uhr. a, »>i» Uhr, Dor. I. »llnn« llani« 1, Prinzessin vv„ a Kaiser. Vonnit- f. e, -Sieicn- . 6 U. abd? 8U aben»? Berlin« Schriitleitung: Kochftraß« 21 (Fernsprecher 3VX>—3663> - « Dresdner Schriitteirung: GabelSbcraerstr. 24 (Fernsprecher 34793) 117. ssdro -allesch« SchriMettung: Leipziger Straß« 21 < Fernsprecher 8äö8) " verantwortlich iltr den Text: Tdesrcdaveur L. GokdltaUr. Leipzig, verantwortlich «Ur Inserate: Oswald »aller, Letpzig-Naunhos. Eigentum.Druck und vertag: Leipziger verlag-druckeret G. m. d.H. Fraukfurt a. M., 2. November. Der .Frankfurter Zeitung" zufolge ist beute in Königstein im Taunus von den Separatisten die .Rheinische Re publik" ausgerufen worden. Die Separatisten be setzten das Rathaus und das Landratsamt', die Poft wurde ebenfalls in Besitz genommen, nachher aber wieder freigegeben. Widerstand der Bevölkerung war nicht möglich. Gleichzeitig mit der Ausrufung der .Rheinischen Republik" wurden in verschiedenen Konfektions- und Schuhläden Plünderungen verübt. .Holländische Hilfe für unser Volt Das holländische Rote Kreuz veröffent licht einen Aufruf, in dem mit kurzen ergreifen den Dorten die furchtbare Notlage des deutschen Vol ke« geschildert und das niederländische Volk aufgcfor- dert wird, dem östlichen Nachbar in derselben groß zügigen Weise zu Hilfe zu eilen, wie es dies seiner zeit anläßlich der russischen Hungersnot getan Da« Martyrium der Westmark Von Köln au» wird folgender Hilferuf bsr Rheinländer veröffentlicht: ^n größter Not ruft das deutsche Volk an Rhein undRuhr das Gewissen der Welt an. Landfremde Aufrührer, die nach Söldner art gegen Geld ihr Handwerk ausüben, ungehindert schwerbewaffnet im Londe umbrrziehen dürfen und auf Regiezügen befördert werden, sollen in fremdem Auftrage dos urdemsche Rheinland vom deutschen Vaterland losreißcn. Sie üben Ge walt, Terror, Mord und Plünderung aus unter dem Schutz französischer und belgischer Bajonette. Dies ist genügend durch Berichte amerikanischer und englischer Journa listen als Augenzeugen bestätigt. Daraus ergibt sich auch, daß in der von den Briten besetzten Zone nichts von dieser separatistischen Bewegung zu be merken ist. Alle echten Rheinländer ohne Unterschied lehnen diesen volksfeindlichen separatistischen lieber- fall mit Entschiedenheit und Abscheu ab. Er ist kein« Volksbewegung-, er ist ein roher Eingriff in Rechtund Freiheit der deutschen Rhein» liinder. Die Signatarmächte des Vertrags von Versailles hoben die Grenzen des Deutschen Reichs und das Recht der Bevölkerung am Rhein mit ihrer Unterschrift garantiert. Daher rufen wir die Re gierungen und Volksvertretungen dieser Mächte und alle gerecht denkenden Menschen der Welt angesichts des drohenden Zusammenbruch« um schnäls Hilfe an. Es geht ums Leben von Millionen Men- schen am Rhein, die seit Jahren unendliches Leid für ihr Vaterland trogen. Ls geht um das Geschick und den Frieden Europas, über die jetzt für lang« Zeit entschieden wird. Da» deutsche Volk an Rhein und Ruhr." schen Forderungen hinter denen des allgemeinen Wohls zurücktreten lassen. In der Demokrati schen Partei sind endgültige Beschlüsse kür alle Eventualfälle noch nicht gefaßt. Zweifellos ist auch in der demokratischen Partei, so wenig Neigung hier besteht, einen von den Deutsch nationalen diktcrten Kurs mitzumachen, der Dill« vorherrschend, das Kabinett Stresemann lebensfähig zu erhalten und in der gegen wärtigen Not über Vorurteile und sonst rm Vordergrund« stehende Parteiarundsatze nach Mög lichkeit Hinwegzukommen. Gegen den Gedanken einer schverindufirieilen Diktatur Verlt», 2. November. (Eig. Tel.) Da» offiziös« Oraan des Reichskanzler», die „Zeit", pole misiert sehr scharf gegen den schwerindustriellen „Lokalauzeiger", der dir Regierung Strese- mann heftig angegriffen hat. Da» Blatt schreibt: „Seit ewiger Zeit schon arbeitet man an der Vor bereitung einer Diktatur, die von Beauftragten der Großindustrie getragen und von einer parlamentarischen Verantwortlichkeit los- gelöst werden soll. Man hat wohl auch die Vor schläge im einzelnen schon fertig. Wenn der „Lokal anzeiger" das gegenwärtige Kabinett angreift, ver- folgt er wahrscheinlich den Zweck, die gesetzmäßig« und verfassungsmäßige Diktatur der gegenwärtigen Regierung zu diskreditieren und das zugunsten der pontischen Gewaltherrschaft, di« von anderer Seite vorgeschlagen wird. Ein solcher Plan mag vielleicht im ersten Augenblick ganz bestechend aussehen. Wie lange die Dinge aber ruhig gehen würden und wie lange eine solche Diktatur der Großindustrie und ihrer Beauftragten sich holten würde, das möge man sich doch einmal im „Lokalanzeiqer" überlegen! Sollten wir uns mit unserer Annahme irren, so möge das Blatt sagen, was es bezweckt; sollten aber seine Angriffe, wie wir «»nehmen, der Forderung sattsam bekannter Diktaturpläne dienen, dann ist es doch wohl besser, einmal offen zu sagen, wie der Kur» aussieht und wohin er steuert." 3. November. Es sieht beinahe so aus, als ob Deutschland fest entschlossen wäre, an eigener Torheit zugrunde zu gehen. -Kaum sind die Wellen eines innerpolitischen Erdbebens verebbt, da beschwören Unverstand und Eigensinn eine neue Erschütterung herauf. Die Instinktlosig keit, die sich hierin kundgibt, tritt besonders kraß hervor, wenn man sich die augenblickliche inter nationale Lage vor Augen hält. Großbritan nien und die Bereinigten Staaten scheinen ge willt, endlich einmal der satanischen Politik PoinoarSs die Führung zu entwinden, und in Aachen wird der Vertreter Englands von der Bevölkerung geradezu als Retter aus schwerster Bedrängnis gefeiert. Am düsteren Horizont Deutschlands glimmt ein erster Heller Schein auf — und in eben diesem Moment bricht die G-'oß« Koalition auseinander!! Angesichts dieses Vorgangs fällt es dem Patrioten wirklich schwer, Ruhe zu bewahren. Anlaß zur Erregung liegt nicht nur in den Tat- fachen, die zur Sprengung der bisherigen Re gierungsmehrheit geführt haben, sondern ebenso und erst recht in der Situation, der sich das deutsche Volk nun gegenübergestellt sieht. Die Gruppierung, die als die einzige den von unse rer Rot geforderten Ausgleich der Interessen hätte anbahnen können, zerbricht, und der leere Raum, den ihr Verschwinden schafft, droht zur Versuchsbühne von mehr oder weniger bös- artigen politischen Schmierenkomödianten zu werden. Herr Adolf ^Hitler, dec arbeits scheu Anstreichergeselle aus Oesterreich, hat nicht umsonst seine Streitkräfte an der thü ringischen Südgrenze aufmarschieren lassen; er wartete offensichtlich auf seine „historische Stunde"', und wenn eine in sozialdemokratischen Kreisen Berlins umlaufende Behauptung zu trifft, so glaubt er sie nunmehr gekommen. Es ist zwe felhast, ob es Herrn Dr. Strese mann gelingen wird, die erregten Geister auch diesmal wieder zu beschwichtigen und eine poli- tische Kräfteverbindung zu erzielen, die unserem Volk für die nächste Teilstrecke seines Leidens weges Führerin zu sein vermöchte. Der bloße Name Stresemann besitzt nach den Nackenschlä gen, die sein Träger auf dem Gebiet der inneren Ne'chspolitik in diesen Tagen erlitten hat, wohl nicht mehr genug Zugkraft, um getrennte Elemente zu einem aktionsfähigen Ganzen zu- sammenzufügen. In parlamentarisch regierten Ländern darf es ein leitender Politiker nicht auf eine Serie von Mißerfolgen ankommen las- sen. Diese Erfahrungswahrheit hat man zum Schaden Deutschlands mißachtet, als man das unglückselige Krtbinett Cuno um jeden Preis halten zu müssen meinte. Herr Stresemann möge sich und die Umstände sorgsamst darauf hin prü fen, ob er bei dem Versuch eines halbparla- mentarischen Regimes wenigstens eine innere Rechtfertigung für sich hätte. Der Erfolg eine« solchen Experiments hinge zu einem wesentlichen Teil von Kräften ab, die dem Ein- fluß des Kanzlers entzogen sind. Die R.esenlast der Aufgaben, die eine deutsche Regierung gegenwärtig zu meistern hat, sollte aber nicht nur dem engeren Kreise der „Ministrablen", sondern auch den Parteien und über diese hinaus dem ganzen Volk eine furchtbar ernste Mahnung sein. Schon das Eine, daß das unter tausend Schwierig keiten zustandegebrachte Ermächtigung gesetz mit dem Zerfall des Koalitions blocks sein« Geltung verloren hat, läßt die Größe der Verantwortung erkennen, die wir ge meinsam zu kragen haben. Daß die verflossene Kaiserliche Hoheit des Kronprinzen wieder auf reichsdeutscktznn Boden wandeln darf, wird nur solchen Leuten frohe Botschaft sein, die von dem großen wirtschaftlichen Elend so wenig ver spüren, daß sie in aller Behaglichkeit monarchi stische Restaurationspläne aushecken können. W eder einmal ballen sich Wolken über Deutschland zusammen. Doch trotz der vielen Enttäuschung«», die unser Land sich schon selber bereitet hat, wollen wir vorerst noch die Hoff nung bewahren, es möchte sich' zwischen den Lagern de» Hakenkreuzes und de» Sowjetstern» genügend Tatkraft und redlicher Wille finden, um unser arme» Polk über den scharfen Grat, auf dem es sich jetzt bewegt, zu besseren Tagen hin üderzngeleiten. Im Norden rückten OldeiGurgische im Zentrum Badenser und im Süden Hessen ein. Kavallerie ist in den umliegenden Dor> fern untergebracht. Ortskommandant ist Oberst von Brandenstein. Dom badischen Regiment Nr. 14 sind auf dem Marktplatz Drahtverhau» ausgerichtet worden. Alsbald nach dem Einmarsch ain Freitag begaL sich eine Reichswehrobteilunq mit einem Panzer auto nach dem Gebäude des sozialdemokratischen „Sächsischen Botksblatt«»", das am Tag« vorher ein argen die Reichswehr gerichtetes Flugblatt ver breitet hotte. Die gerade im Versand begriffen« neueste Nummer des Volksblattes durste zunächst nicht verbreitet werden, ist cckrr später freigegeben worden. Am Abenh de« Freitags standen noch Reichswehrposten vor dem Gebäude des Blatte». Wir lange die Reichswehr noch in Zwickau stationiert bleibt, ist vorläufig noch un bekannt. »wemmyonr Lei«»««