Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.10.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192310303
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231030
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231030
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-10
- Tag 1923-10-30
-
Monat
1923-10
-
Jahr
1923
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
s«ir« » pß,»-.,. HP. den Fall, wo Deutschland der Zahlung seiner Schul» den nicht nackkommen kann, ein entsprechender Zahlung«Nachlaß, der von der Kommission auszu arbeiten ist, gewährt wenden kann- Hier hören aber die Vollmachten der Kommission a u f; sie kann ohne besondere Ermächtigung der ver schiedenen in der Kommission vertretenen Ne gierungen keinen Schulderlaß bewilligen. Außerdem kann auf Grund de« Schluffe» des Artikel» 283 die Regelung der unbezahlten Rückstände den Gegenstand gesonderter Verhandlungen bilden unter den Bedin gungen, di« die alliierten und assoziierten Re gierungen bestimmen würden-, da» heißt: wenn die Reparationskommission auch da» Recht hat, diese Rückstände auf neue Rechnung zu stellen, so kann sie st« doch nicht erlassen, da die ganzen Verhandlungen von den alliierten und assoziierten Regierungen be- stimmt werden. E» geht au« diesem Text hervor, daß, während die Reparationskourmifsion die Aahlungsmodalitäten der deutschen Schulden festsetzen, die Fristen verlängern oder diese Modalitäten abändcrn kann, sie keinen Erlaß der Schulden vornehmen darf, da ein Ur artiger Erlaß nur durch Einstimmigkeit der Gläubigermächte zugcstanden werden kann. Frankreich wird jedoch nicht zulassen, daß man nochmals auf die Gesamthöhe der deutschen Schuld zurückkomm«, wie sie am I. Mai 1923 festgesetzt wurde, und Frankreich wird auch keinerlei Zustimmung zu irgendeinem Erlaß der Verpflichtungen geben, die Deutschland durch die Reparationskommisston am 1. Mai 1921 auferlegt worden sind. Eine italienische Betrachtung No». 29. Oktober. (Eig. Tel.) Die -Epoea' bringt in ihrer gestrigen Nummer einen kurzen Kommentar zur Rede Stresemann», die sie vollkommen unterschreibt, wobei sie ausdrücklich hervorhebt, von welch geringer Bedeutung der Se paratismus an und für sich wäre, wenn er nicht durch die französische Einmischung aktiv und gefährlich gemacht würde. Wenn Frankreich — so schreibt das Blatt — die Politik, die auf die Zerstückelung Deutschlands abziele und die be- reit» schwere Folgen nach sich gezogen habe, weiter sortsetze, so werde es in naher Zukunft nach andere Gefahren herousbeschwören. Die Reaktion gegen den Internationalismus habe die bayrische Bewegung in» Leben gerufen: die unmöglichen Lebensverhält- nifse und die Leiden des Volkes hätten zu den kom munistischen Unruhen in Hamburg geführt. Wo» werde morgen geschehen- Italien muffe heute scharfe Wacht halten, da seine Lebensinter- esse» auf dem Spiele stünden. Wenn Frankreich glaube, ein neues Deutschland mit dem Zentrum in M.ü nchen erstehen lasten zu müssen, so würde diese» r eue Deutschland sofort Oesterreich in seine Grenzen ausnehmen. Diese Entwicklung könne zwar iür Frankreich angenehm sein, nicht ober auch für Italien. Eine Botschaft Masarqks Prag, 28. Oktober. Der Präsident der Republik hat zum fünften Iahrestag der Re» pubW eine Botschaft an die Abgeordneten, Sena toren und Minister erlassen, in der « heißt: «Während meiner Anwesenheit in den Haupt- städten des Westen» kamen au» Amerika Rach- richten, die un» alle erfreuen können: daß nämlich Amerika an der Lösung des Reparation problems teilnehmen wird. Ich glbub«, daß der englische Minister des Aeußcrn dies« freund schaftliche Stimmung Amerikas in geeigneter Weise ausnutzen wird. Da» Reparationsproblem berührt un» sehr empfindlich Ein organisierte» und gekräftigter Deutschland wird, wie für England, so auch für uns ein Konkurrent sein. Die Alliierten befinden sich daher in einer eigentüm lichen Situation, daß sie Deutschland bi» zu einem gewissen Grade gegen sich Helsen würden. Trotz- dem sind sie zu dieser Hilf« bereit. Lin zer- rüttete» Deutschland ist für uns alle gefähr» licher. Wir teilen nicht den Pessimismus bezüg lich Deutschlands und seiner Zukunft. Zm Verein mit der Entente werden wir in der Befestigung unserer Freundschaft mit Güdslawien und Rumänien fortfahren. Wir wünschen die Kräf- tigung Oesterreich« und werden mit allen Kräf ten auch um ein freundschaftliche« Verhältnis zu Ungarn bemüht sein. Da» Verhältnis zu Polen ist gut; ich zweifle nicht daran, daß es bald ganz freundschaftlich sein wird/ Di« Botschaft sagt weiter, der Kriey hab« nicht nur bei den Besiegten, sondern auch ber den Eie» gern große Verarmung und einen gewissen sitt lichen Verfall verursacht. Aber er, der Präsident, könne mit Genugtuung feststellen, daß die tschecho- slowakisch« Republik in dem Zeitraum von fünf Iah- ren nicht nur in der auswärtigen, sondern auch in der fimeren Politik auf allen Gebieten der öffent lich«» Verwaltung einen bedeutenden Fortschritt er zielt habe. E« fehl« allerdings noch eine bestimmte Richtrmg der Handelspolitik: auch auf die sem Gebiete müsse eine bestimmte Richtung bestehen, damit die Politik de« Staate» Tradition und Konti nuität habe. Der tschechoslowakisch« Staat werde natürlich ein nationale» Gepräge haben; dies gehe schon au« dem demokratischen Mehr heitsprinzip hervor. Der Präsident wie» dann auf di« in feiner Anwesenheit erfolgte Eröffnung eine» slawischen Institut« sowohl in Pari« all» auch in London hin und fuhr fort, die wahrhafte slawische Kulturpolitik werde fortgesetzt werden. Die slawischen Völker hätten jetzt all« bi» auf die Lausitzer Wenden ihre eigenen Staaten. Dir kulturell« Gegenseitigkeit könne jetzt durch ein kräf tige, politische» Unternehmen ergänzt werden. Di« tschechoslowakische Regierung besitz« Hierstr «in gutes Programm und arbeite bereits mit Erfolg danach. Wie bereit» vor dem Krieg«, so gehe e» auch jetzt um die Lösung sozialer Probleme. (Die Zeiten, da Herr Masuryk noch ein redlicher Anwalt politischer Minderheitsrechte war, sind vor bei. Heut« bringt er es fertig, in einem Atemzug für di» winzig« Gemeinschaft der Lausitzer Wenden einen eigenen slawischen Staat herbeizuwünschen und die brutal« Unterdrückung de» in jedem Sinne bedeutenden deutschen Bevölkerungsteil» in der Tschechoslowakei mit dem demokratischen Mehrheits prinzip zu rechtfertigen! Hier hat offensichtlich der pchmsG, Erfolg einen Eha ratter verdorben. L. NI Zuspitzung im bl Wech-blaue Va «stucheu, 29. Oktober. (Sig. T «l.) Hier herrscht der Eindruck vor, daß durch die Note der Reichs regierung an Bayern der Konflikt sehr ver schärft wurde und di« Lage ernster sei al» in der vorigen Woche, und zwar zum Teil auch deshalb, weil die Rote, die an und für sich kein Ultimatum ist, gleichzeitig mit dem Ultimatum an die sächsische Re gierung abgegangen ist, so daß die Parallelstellung Bayerns und Sachsen« die bayrische Empfind- lichkeit getroffen hat. Handelte es sich nur um di« Auslegung von st 48 der Reichsversaflung, so wäre da nach bayrischer Austastung eine Sache, die di« Ju risten unter sich auszutragen hätten. Der weitere Verlauf der Angelegenheit wird von münd- lichen Kommentaren abhangen, die der bay rische Gesandte in Berlin Dr. v. Preger der Reichs regierung geben wird. Ein Bild von der unklaren Situation gibt der von der Bayrischen Volks partei veröffentlichte Bericht über ihre in München abgehaltene Landesversammlung, in der der Vor sitzende Speck die Weimarer Verfassung verfehlt nannte und behauptete, daß sic zentralistisch orien- tiert sei und kläglich versagt habe. Er verlangte Umgestaltung der Verfassung im föde- ralistischen Sinne, Wiedergewinnung der Wehrmacht, der Finanzverwaltung und der Steuer hoheit der Eisenbahn und der Post. Der Abgeordnete Held erklärte, daß der Vor schlag, Kahr zum Gencralstaatskommissar zu er nennen, von der Partei ausgegangen sei. Don den Reichsmahnahmcn, die den Konflikt heraufbeschworen hätten, sei die bayrische Regierung vorher nicht ver ständigt worden. Es sei nicht wahr, daß inner halb der Partei starke Strömungen für ein Nach geben im Falle Lossow vorhanden seien. Haupt ursache des Konflikts sei die falsche Kon- struktion der Weimarer Verfassung und die Tatsache, daß in Bayern eine sozialistenreine Regierung am Ruder sei im Geyensatz zu der im Rerche. Bayern habe die Mission, rn Anknüpfung an den Fall Lossow eine Aenderung der Weimarer Verfassung durchzusetzen. Dr. Heim verlangte in seiner kurzen Ansprache, daß man konsequcnthandeln und den Führern Vertrauen «ntgegenbringen müsse. Er forderte auf, sich hinter die Staatsregierung und den General- staatskommiffar zu stellen. Die Reichsregierung leid« wie alle Regierungen seit 1918 an innerer Un wahrhaftigkeit. Er mahnte die Deutsch nationalen, Frieden untereinander zu schließen. Ministerpräsident v. Knilling stellte sich Dresdner Stimmungen Dresden, 29. Oktober- (Eig. Tel.) Während noch in den Vormittagsstunden auf Grund von In formationen, die die sächsische Regierung von ihrem Berliner Gesandten Gradnauer erhielt und die eine optimistischere Betrachtung der Lag« zuließen, anzunehmen war, daß sich di« schwere Krise noch ab wenden lassen würde, hat die neue Verordnung de» Wehrkreiskommando« all« diese Hoffnungen ent täuscht. Der Gesandte Grodnauer hatte d«r sächsischen Regierung mitgeteilt, daß die Reichsregierung bereit sein werd«, den Konflikt mit Sachsen auf parla - mentarischem Weg« einzurenken, das heißt daß mit der Einsetzung de» Reichskommistar» bi, zum Zusammentritt de» sächsischen Landtages, der für Dienstag vorgesehen war, gewartet würde. Diese Darstellung ist durch die überstürzte Er nennung de» früheren Reichsjustiz- Minister, Heinze zum Reichskom- missar für Sachsen und durch da» Verbot des Landtagszusammentritt» durch das Wehr- kreiskommando überholt. Die Stimmung in der sozial demo- kratisch-kommunistischen Koalition läßt sich infolge dieser Ereignisse kurz dahin stHzieren, daß die Führerschaft zurzeit noch eine vor- sichtig« und beobachtende Haltung ein nimmt. Die Unterorganisattoueu beider Parteieu im Land« aber und die großen Masse« der hinter ihnen stehen de» Arbeiterschaft drängen in immer stärk«» Maß« auf sofortige Durchführung des Generalstreik in ganz Sachsen. Das Kabinett Zeigner, dem sein« Absetzung bisher noch nicht offiziell bekanntgegeben worden ist, hält zurzeit einen Kabinrttsrat ab, um zu der neuen Lag« Stellung zu nehmen. Bemerkenswert ist, daß jetzt erst bekannt wird, daß di« sozialdemo kratischen Reichsminister, von denen e» in verschiedenen Blättern fälschlich hieß, sie hätten d«m Beschluß des Reichskabinetts zugesttmmt, sich ihrer Stimme enthalten haben. Die beiden Reichsminister Schmidt und Radbruch find gestern in Dresden gewesen, um sich über dle Lag« zu informieren, :md haben gestern nach ihrer Rückkehr in Berlin dem Partetvorstand der DSDD- sofort Bericht erstattet, so daß man schon in den nächsten Stunden eine Entscheidung der Parteizrntrale d«r Sozialdemokratischen Partei rn Berlin zu den sächsischen Ereignissen erwarten kann. In Dresden hält man es für selbstverständlich, daß die Antwort der Parteileitung der VSPD. zu de« neuer lichen Schritt der Reichsrrgierung di« Abberu fung der sozialdemokratischen Mi nister aus demReichskabinett sein wird. Sur Rechtsgrundlage der Vorgehens der Relchrreglerung Ikrlk, W Oktober, («ig. Tel.) In Re- gierungskreisen wird ber Standpunkt ver- treten, daß das Recht de» Reichspräsidenten, auch gegen Landesregierungen Maßnahmen zu treffe«, unbestreitbar sei, wen» dies« Regierung» durch ihr Derhakk, N« Lffeutliche Sicher. Konflikt schützend vor den General v. >»sfo«, dessen Loyalität und Korrektheit er anerkannt«. Di« einzige angenommene Gntschließuna des Parteitage» sprach der Staatsregieruug und dem Generalstaatskommissar den Dank aus, verlangte Rückgabe der Hoheitsrecht« an Bayern und die Schäftung wertbeständiger Zahlungsmittel. Miinche», 29. Oktober. (Etg. Te l.) Auf dem La »- de-parieitag der Bayerischen Volks- Partei, die noch am Sonnabend in ihrer Stellung zum Full Lossow schwankend war und «in Ein lenken gegenüber der Rcichsregierung nicht abgelehnt hatte, ist gestern ein Umschwung ein getreten. Wie wir erfahren, betonte der Vorsitzende Dr. H «l d in einer Rede, eine Preisgabe Lossows sei unmöglich. E» erscheint nicht ausgeschloffen, daß die am Sonnabend hier eingetroffene Note der Reichsregierung an Bayern, die darum ersucht, die verfassungsmäßige Befehlsgewalt bei den bayrischen Reichswehrtruppen wiederherzustellen, diese Sinnesänderung innerhalb der Partei herbei geführt hat. Der Ministerrat, der sich mit der Antwort an Berlin beschäftigen soll, dürft« erst morgen zu sammentreten. Vie eventuellen Druckmittel des Reiches Berlin, 39. Oktober. (Eig. Tel.) Bezüglich der Maßnahmen, di« seitens der Reichsregie, rung gegenüber der bayrischen Regie rung geplant sind, erfahren wir, daß bei einer Fortsetzung der bayrischen Opposition für den bay rischen Teil der Reichswehrtruppen, die von der bayrischen Regierung in Pflicht genommen wor den sind, die Gehalter und der Sold nicht mehr bezahlt werd««. F«rner hat die Reichs regierung im Einvernehmen mit den bayrischen Eisenbahnern die Ergreifung einer zweiten Maßnahme in Aussicht genommen, lieber diese Maß- nahm« wird nichts Nähere» mitgeteilt. E» verlautet jedoch, daß e» sich um ein« Drosselung des Verkehr» in Bayern handeln soll. heit gefährdeten. Man begründet diesen Rechts- standpunkt in folgender Weise: Di« Verfassung gibt dem Reichspräsidenten in Artikel 48 das Recht, die zur Wiederherstellung der öffentlichen Sicherheit notwendigen Maßnahmen zu treffen, wenn im Deutschen Reich die öffentliche Sicherheit und Ord- nung erheblich gestört wird. Diese» Recht des Reich». Präsidenten wird nur durch die Verfassung selbst eingeschränkt. Es müssen die Grundrechte der Reichsverfaffung respektiert werden mit Au»- nähme einiger sehr wichtiger, die außer Kraft gesetzt werden dürfen, nämlich der Bestimmungen über die Freiheit der Person, Hausfrieden, Briefgeheimnis, Preßfreiheit, Versammlung-recht und Gewährleistung de« Eigentum». Da sich weitere Beschränkungen au» den allgemeinen Bestimmungen der Verfassung nicht ergeben, wird gefolgert, daß es dem Reichspräsidenten freistehe, innerhalb dieser Grenzen Gesetze aufzuheben, die bewaffnete Macht einzusetzen, sowie wirtschaftliche und finanzielle Maßnahmen zu treffen. Der Reichs präsident werde also durch keine Bestimmung der Verfassung gehindert, im Falle der Not vorüber- gehend Mitglieder einer Landesregierung ihrer Dienstgeschäfte zu entheben und andere Personen mit dieser zu betrauen. In diesem Sinne ist der Reichs präsident bereit» einmal, nämlich durch seine Ver ordnung vom 22. März 1920, gegen die Regierung in Thüringen verfahren: Dort wurde der Mi nister Paulsen al» Reichskommissar eingesetzt mit der Ermächtigung, Mitglieder der Landesregierung und anderer Behörden Thüringens ihre» Amte» zu en r heben und andere Personen mit der Dienstleistung zu betrauen. Der schwerste Fall der Maßnahmen, di« der Reichspräsident auf Grund de» Artikel« 48 der Reichsverfaffung verordnen kann, ist der der Reichsexekutive; wenn ein Land den ihm durch Reichsgesetze oder durch die Reichsverfaffung auferlegtrn Verpflichtungen nicht nachkommt, kann der Reichspräsident dieses Land durch mili- t 8 rische Maßnahmen dazu anhalten, seine Pflich ten zu erfüllen. Vie Frankfurter Streikhetze Frankfurt a. 29. Oktober. (Gig. Tel.) In der Frankfurter Metallindustrie wird in sämtlichen Betrieben, mit Ausnahme der Adlerwerke, seit heute früh wieder gearbeitet; wegen der Wiederaufnahme der Arbeit in den Adler werken schweben noch Verhandlungen. Meine politische Nachrichten Der ehemalige Reichskanzler Dr. Luv» ist am Sonntag mit dem Dampfer .Albert Ballt»' ans den Develnigten Staaten wieder in Hamburg ein- getroffen. Der erst« Ministerpräsident Südslamten», Stoss» Prot lisch, ist an Influenza i» -e Lebensjahr« gestorben. Er hat durch sein« Kämpf» gegen de« derzeitigen Ministerpräsidenten Pasitsch vielfach da» Interesse der politischen Kreise Südslawiens in An spruch genommen. Proti tsch mar übrig«»» auch der Verfasser der Aptmset aas da» österreichisch« UM- matmn an Serbien » vemokratlsche Kundgebungen Der G eschäftaführe nd« Ausschaß der Deutsche« Demokratischen Partei für Leipzig und Umgebung nab» am Sonntag Stellung zur politischen Lage. Hierzu berichteten Reichstagsabgeordneter Professor Dr. Goetz, Land- tagsabgeordneter Dr. Reinhold und Studienrat Dr. Johannes Richter. Rach einer ausgedehaten Aussprache wurde einstimmig folgende Ent schließung angenommen: .Da» Vaterland steht in einer schwere« innere« und äußeren Krise. E« geht um den Bestand der Republik und die politische Einheit de« deutschen Vol ke«. In dieser gefahrvollen Stund« halten wir deut schen Demokraten es für oberste Staatsbürgerpflicht, un» einmütig unter Zurückstellung aller Linzelbeden- keu hinter die Reichsregirrung zu stellen. Wir geben der sicheren Erwartung Aus druck, daß die Reichsregierung die erschütterte Reichs- autoritär nach allen Seiten und in allen gefähr deten Teilen de» Reichs mit unbeugsamer Energie wiederherstellen und die Rrichseinheit auf Grund der Weimarer Verfassung erhalten wird. Wir vertrauen auch darauf, daß die Reichsrrgierung im Interesse einer gesunden Weiterentwicklung unseres Staatslebens so bald al« möglich den verfas- sungsmäßigen Zustand rriederherstellcn wird.' Neben den reinpolitisch-n Fragen wurden die Wirtschaftsnot und die Ernährungs lage eingehend behandelt. Die Aussprache hier über fand ihren Niederschlag in nachstehender Ent schließung: .Der Freistaat Sachsen und besonder» di« fach, fischen Großstädte befinden sich in schwerer Not, Breiten Schichten der Bevölkerung fehlt es am Not- wendigsten, um ihr Leben zu fristen. Di« Störungen der äußeren Ordnung sind in erster Linie Luf di« Verzweiflung der darbenden Massen zurückzuführen. Angesicht» der katastrophalen Ernährungslage bitten wir di« Reichsregierung dringend, unverzüglich Ab- Hilfe zu schaffen. Sachsen, al» guschußg « diet ist auf planmäßige Versorgung vom Reich- angewiesen. Die bisher eingeleiteten Maßnahmen sehen wir für unzureichend an. Kartoffeln, Brot und Fettwaren müssen für die bislang schwer ver nachlässigte sächsisch« Bevölkerung im Hinblick auf den kommenden schweren Winter in ausreichendcm Maße bereitgestrllt werden. Wir halten es für un bedingt geboten, daß die Lebensmiitelaus» fuhrverbote einzelner deutscher Länder, Pro- vinzen und Wehrkreisbezirke von der Reichsregierung für dar ganze Reich sofort untersagt werden. Wo da» Pflichtbewußtsein der landwirtsbaftlichcn Erzeuger und gewisser Händlerkreise versagt, stellen wir der Reichsregierung anheim, Zwangsmaß nahmen zur Erfassung, der Kartoffeln und de« Brotgetreides ohne Säumen in Angriff zu nehmen.' Vettere republikanische Mahnrufe Nürnberg, 29. Oktober. (Eig. Tel.) In Nürn- berg sand "unter dem Vorsitz des Landtagsabgeord neten Timm (München) eine Landeskonferenz der sozialdemokratischen Partei Bayerns statt, die dar Ergebnis ihrer Beratungen über die Lage imReich in einer Entschließung zusammenfaßte, in der es heißt: .In der Zeit größter außenpolitischer Be drängnis droht dere Einheit de» Reiche» schwerst« Gefahr. Der ganze Ernst und di« Unhaltbarkeit der heutigen Zustände ist dadurch hinreichend charak- terisiert, daß di« bayrische Regierung die Gehorsamsverweigerung eines hohen Reichswehr offiziers gebilligt und ausdrücklich ge deckt hat und daß der Gencralstaatskommissar unter Ausschaltung der verfassungsmäßig zuständigen bayrischen Staatsregierung erklären kann, er ver handle mit der Reichsregierung nicht. Die bis her von dem Generalstaatvkommissar einqeschlagene Politik beweist, daß der angeblich für Ordnung und Staatsautorität geführte Kampf Bayern» sich aus schließlich gegen diejenigen richtet, die mit allen ihren Handlungen dartun, daß sie treu und ohne Vorbehalt« zur Verfassung von Reich und Land stehen. Unerschüttert und zu allen weiteren Opfern bereit, steht auch die Vereinigte Sozial- demokratische Partei Deutschland« zum Reich; sie er wartet aber auf das bestimmteste, daß nunmehr die verantwortliche Reichsstell« ihrer Verpflich tung nachkommt, Hüterin von Reich, Verfassung und Reichseinheit durch die Tat zu sein!' Frankfurt a. M^ 29. Oktober. (Gig. Tel.) Di« Ortsgruppen de« Deutschen Republikani schen Reichrbunbes de» Main- und Rhein- gaues und Rordbayern» haben in Asch affen- bürg in gemeinsamer Tagung beschlossen, durch eine sofort abzusendende besondere Deputation den Reichspräsidenten zu bitten, den mili tärischen Ausnahmezustand im Reiche sofort zu be seitigen. Der Republikanische Reichsbund für Mitteldeutsch- land wendet sich in einem Aufruf an die Oeffent- lichkeit, in dem sämtliche in ihm vertretenen republi- konischen Parteien ihr« Treu« zu Reich un- Per- fassung betonen, zugleich aber fordern, daß ein» energische republikanische Politik ge- macht werd«. , . Rruppsche Verhandlungen Pari», 29. Oktober, («ig. Tel.) Au, Düssel- darf wird dem .Petit Paristen' gemeldet, daß gleich- z«itig mit den Verhandlungen, die augenblicklich in Düsseldorf mit der Gruppe Stinnes über dir Wieder- aufnahme der Arbeit in den Gruben und der Kohlen- lieferungen für di« Wiedergutmachungen geführt wer den, seit einigen Tagen auch in Essen »kt Krupp Verhandlungen im Gang« sind, um M «ine» Abkommen der gleichen Art zu gelang««, wie «s zwischen der interalliierten Ingenieurkmmtfsion und der Grupp« Otto Wolfs abgeschlossen worden ist. Diese Verhandlungen stände» günstig, aber in alliier- t«n Kreis«» versichere man, daß vorläufig noch kein« Unterschriften 'auogetauscht worden seien. Herr von Krupp bemüh« sich, daß die Kruppwerke die Arbeit wieder wie vor der Ruhrkris« aufnrhmen können. Hinsichtlich der Verhandlungen mit Stinnes sei abgemacht worden, daß die Unterschriften ausge- tauscht würden, sobald Stinnes au» Berlin zurück sein werd«, was »an für Dienotaa ««artet. Da» Ab kommen urft Stinrws ähnele demjenigen, da» mit der Grupp« Ott, Wolff adgeschkfk» morde, ßK.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)