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Riei-Echmi, R«g. UV Buchst. Sf-Lh«, Bog. XVI Suchst. Wei—Z. Allen in Leipzig.Altstadt wohnhaften Erwerbsiosvn wird der Vorschuß im Arbeits amte II, Gerbcrstraße 3, von vormittags S Uhr bis mittag» 1 Uhr gezahlt, während sämtliche in den Vororten wohnhaften Erwerbslosen den- Vorschuß in der Moßhalle am Voß platz, und zwar Freitag, von nachmittag» 1—S Uhr und Sonnabend von vormittags 10 Uhr bis nachmittag» 2 Uhr erhalten. Wegen der Auszahlung' der Vorschüsse in der Meßhalle am Roßplatze am Sonnabend vormittag bleibt die dort untergcbrachte Aufnahmeabteilung an diesem Tage geschlossen. O Für Rentner, Fürsorgeempfänger «sw. Wie die Bcrteilungsstelle für Minderbemittelte mitteilt, findet in dieser Woche, wegen Uebcrteuerung keine Fleischau sgabc statt. v)o bleiben die Kartoffeln? Der Freistaat Sachsen ist nicht in der Lage, sich aus eigener Kraft zu ernähren. Er ist, wie auf alle» Gebieten der Lebensmittelversorgung, auch bei de: Kartoffel auf die Einfuhr aus anderen Ländern an gewiesen. Als Hauptausfuhrgebict kommen für uns die Provinz Lachsen, Thüringen, Schlesien und Pommern in Frage. Entgegen der weitverbreiteten Ansicht, daß wir in diesem Jahre mit einer guten Ernte zu rechnen lzatten, erklärt die Landwirtschaft, daß Sachsen, die Provinz Sachsen und Thüringen eine mäßige, ja geradezu schlechte Kartoffelernte zu verzeichnen haben. Sie scheiden für die Belieferung des Freistaates vollständig aus. In den beiden andern Hauptausfuhrgebieten, Schlesien und Pommern, ist eine mittelmäßige Ernte eingetrcten. Von dorther konnte der Bedarf bis vor einigen Wochen hinreichend gedeckt werden- Da trat eine Wendung in der Lage ein. Dos Wehrkreis köm in an do der Provinz Schlesien sperrte die Grenzen für die Kartofselaus- fudr. Infolge allzu großer Nachfrage war die Be- lieferung der eigenen Bevölkerung in Frage gestellt. Als einziger Platz für Sachsen kam nun noch Pommern in Betracht. Da sich außer Sachsen auch noch alle anderen Länder, die auf Einfuhr angewiesen sind, an die pommcrschen Landwirte wandten , trat eine Stockung in der Abfertigung ein. Wohl suchten die sächsischen Kartoffelgroßhändlcr aufzukaufcn, was erreichbar war. Da machte der plötzliche Dollarauf- sticg einen dicken Strich durch die Rechnung- Das Geld, zum Ankauf von mehreren Waggons Kar toffeln bestimmt, langte über Nacht nicht einmal mehr zum Bezahlen einer einzigen Wagenladung Die Papierworl wurde als Zahlungsmittel ko gut »sie ausgeschaltet. Nur wer wertbestän diges Geld befaß, konnte Kartoffeln erhalten, dllle andern hatten dos Nachsehen. Heute werden Kartoffeln nur zum Kurs, der im Augenblick der Ver ladung gültig ist, abgegeben. Die Bezahlung hat in Devisen zu erfolgen- Unter diesen Umständen ist c". selbst dem verhältnismäßig gut gestellten Großhändler nicht mehr möglich, größere Geschäfte abzufchließen. Die einzioe Möglichkeit, der Kartofselkalamität zu be- grtznen, ist die schnellste Einführung des wertbestän digen Zahlungsmittels. Das schlesische Wehrkrc-s- köminando hat di« Grenzsperre wieder aufgehoben. Der Überschuß der Provinz steht bereit, seinen Wey in alle Teile Deutschlands zu nehmen. Es ist Sache der Reichsregierung, auf schnellstem Wege eine Rege lung der Kartofselversorgung zu schaffen. Brandocrsichcrungsbeiträge. Das Strneramt teilt uns mit: Zur Deckung des Bedarfs bei der Gebäude abteilung der Landasbrandversichcrungsanftalt wer den am 1. November 300000 Mark für jede Beitragseinheit außer terminlich erhoben. Diese Beiträge sind zur Vermeidung zwangsweiser Beitreibung binnen 14 Tagen nach dem Fällig keit»toge an die Zahlstellen zu entrichten. Soweit noch di» Hum 13. Oktober zu entrichten gewesene Brandversicherungsbeiträg« rückständig sind, find diese zur Vermeidung zwangsweiser Beitreibung nunmehr binnen einer Woche zu zahlen. Gründung eine» Schutzverbande» für Grundbesitz i» Leipzig. Um der Bevölkerung Arbeit und Brot zu sichern, sehen sich die Regierungen genötigt, neue Dege in der Wohnungspolitik einzuschlogen, weil nur so die erforderliche Belebung de» Inlandmaektes möglich ist. Zweck» wirkungsvoller Tätigkeit in dieser Richtung gemeinsam mit gleichartigen Verbänden anderer Städte ist am 20. Oktober durch eine Ver sammlung in der Alten Handelsbörs« der „Schutz- verband für Grundbesitz, Leipzig* in» Leben gerufen worden, dessen Geschäftsstelle sich Schulsttoß« 8 befindet. Zum ersten Vorsitzenden wurde Dr. Max Kuhn, zum zweiten Vorsitzende« Dir. Hermann Ackermann und zum dritten Vor sitzenden Architekt Gustav Pflaume gewählt. Universttitt-grlrhrle akH yftlmardetter. Mit einer .« Deuistblanp ungewohnten Energie und Unvoreingenom menheit baüeu ficb in Wien und Prag eine gröbere An- Mbl namhafter UniversttStsprosessoreu eines populär- wissenscvaftllcdrn Lehrfilm- angenommen, zu dessen Durcv- führung sie ihre wlssensckaftlicyc Mitarbeit, ibre Kliniken und JnsUtme, ihre Patienten, PrSparate u. dgt. zur Verfügung stellten. Es handelt sich nm die Preosefforrn Nubcctt und Wagner in Prag, di« Professoren Tandler. Moll. Ipitzkv. Pcbam und Frankl in Wien. Besonder- Professor Tandler, der in Wien al- TtaatSkommtssar für da- Gesundheitswesen die erste ShederarungSstell« der Well eingerichtet hat, hat sich um da» Zustande kommen und um die Durcharbeitung diese- hygienischen PolkSauMörungSsilmS grötzte Verdienst« erworben. Da- Ergebnis dieser Zusammenarbeit der Filmindustrie mit den Spihcn der wissenschaftlichen Welt de» alten Oester reich. hat den Film .Hvgiene der Ehe- ergeben, der über viele Fragen Licht in weiteste VolkSkreise bringen soll. Uber die bisher der Mantel einer durchaus ver fehlten Lchambaftiakeit gebreitet wird. E» ist aan, de- sonder- zu begrüben, dab Gelehrte von Weltruf mit ibrem Namen und ihrer Autoritär die Popularisierung eine- derartigen Thema» decken, dessen Behandlung durch den Film sonst ,n Missdeutung«« und falschen Auslegun gen führen könnte. Lutherlirche. Heute Donnerstag abend » Ubr findet ,m Gemeindehaus« durch Pfarrer Prof. T. Jeremias Bibclbefprcchnng Uber da- JohaunlSevangeüum statt. Vereine und DortrLae Der Bund der Ausländsdeutschen hält am kommenden Freitag, 2ss. Oktober, abends '.-8 Uhr. im Restaurant der Inneren Mission. Nof-strahc 14. seine »Ordentlich: Mtt- gliederversammfting ab. GabrlSberger Stenographenveretn Leipzig-Ost. 7 Ubr Fonbildungsunterricht in 10 Abssg. Leitung staatlich geprüft. Stenogr.-Lehrer. Sonnabend. 27. Oktober, « Uhr VorstandSstvung. Esperanto Gesellschaft Leipzig. 8 Uhr, Auguste- Schmidt-HanS, Dresdner Str. 7: Erörterung sprachlicher Fragen. Der Mieterschutz Verband <Gruppe Zentrum» hält Freitag abend t.8 Ubr seine autzerordenttichr Mitglieder versammlung in Loburger Bierhallen, Drsshl 8, ab. Wickiige Tagesordnung. Erscheinen aller ist Pfsicht. Kunstkalender Agne» DeliaNo gibt beute abend 8 Ubr im Fetifaake de» Neuen Rothäute- ,üren S. Abend »ur Laute. Heute 8 Ubr tm Städtischen Kaufhau-saalc: Lieder abend der volländischen Sängerin Sophie Wiseltu» unter Mitwirkung des Schweizer Pianisten Iah. Hooren- m a u. — Karten bei Tb. Akthoff, Fr. Jost und an der Abendkasse.- - Eine« eitlmoliaeu Liederabetld veranstaltet die hiesig« Konzensüngerin Els« Frngler-Winter kommen den Sonntag 7 Uhr im Städtischen ssmrfbai'Ssggs«. Am Blütbner: Max Ludwig. BollStümliche Vorstellungen i» Bari»» Drei Linde«. Ti« r-ttektton de» Varimr Drei Linden bat Mr nächsten Freitag, sowie Mr seden lveiteren Freitag volkstümliche Vorstellungen ,u Einheitspreisen eingerichtet, um der werktätigen Bevölkerung Leipzigs m der heutigen Zeit zu einem billigen Eintritt einen UnterhattungSabend zu schassen. Sämtliche Plätze werden aus gelöst. ES werden in allen Stadtvierteln Verkaufe- stcllcn zu diesen Vorstellungen eingerichtet. Vorläufig sind die Karlen erhältlich an der Theaterkasse Variete Drei Linden, im Konsumverein Plagivttz. Warenhaus Althofs «PeterSstrasse,, Metzamt Ntarft und beim Ver kehr-Verein am Ncumarkt. was ist Spekulationsgewinn? Eine vntscheikung de» «eichüftuauzhofe» Di« Frage, welch« Gewinne al» Spekulation»- gewinne im Sinne de» Reichseinkommenfteuergesetze» anzuseheu sind, ist nach wie vor deftig umstritten. Die Finanzämter schienen geneigt, schlechthin jeden Börsengewinn als Spekulationsgewinn anzusehen, ohne Rücksicht auf die Dauer der Besitzz«it. Der Reich»finanzminister griff deshalb, um dieser Un- gewißheit zu steuern, ein und verfügte im Ja nuar 1923:' Wenn zwischen Ankauf und Verkauf mindesten» zwei Monate lteyen, ist da» Vorhandensein eine» Spekulationsgewinns» zu ver neinen. Der Minister will aber auch bei kurzer Besitzdauer Entgegenkommen zeigen, er sagt: wenn auch in der Steuererklärung unter allen Umständen Gewinne au» Börseneffekten anzugeben sind, deren Besitzzeit weniger als zwei Monate be trägt, so können selbstverständlich auch hier Umstände vorliegen, di« erkennen lasten, daß beim Erwerb die Absicht der gewinnbringenden Wiederveräußerung nicht bestanden hat. Der Reichsfinanzhof geht in einer un« vor- liegenden Entscheidung noch weiter als die Zentral behörde. Ls heißt dort u. a.: Die Steuerbehörde muß dem Steuerpflichtigen nachweisen, daß der Gewinn der eigentliche Zweck der Wicderveräußerung war, und daß ersterer für den Erwerb bestimmend gewesen ist. Es muß auch be wiesen werden, daß auch die durch die fortschreitende Geldentwertung erzielten Scheingewinne im steuer- rechtlichen Sinne al» Gewinn erscheinen. Schließt danach freilich die Erwägung, durch Erzielung der- artiger Schein gewinne in fortgesetzter An- und Verkaufstätigkeit das Vermögen möglichst wertbestän dig zu erhalten, die Anwendung der gesetzlichen Be stimmungen nicht aus, so genügt dach anderseits ihre Feststellung allein nicht, um das Dorliegen einer Gr- winnabsicht nachzuweisen. Um die äußeren Erschei nungen richtig zu würdigen, muß man sich vor allem vor Äugen halten, daß sie hervorgehen aus wirtschaft lichen Erwägungen, die ihrerseits von den jeweiligen Verhältnissen beeinflußt werden. Der Rückschluß au» der gleichen Handlungsweise kann deshalb unter verschiedenen äußeren Verhältnissen ein durchaus verschiedener sein, und man würde zu Fehl- schlüsten gelangen, wenn man sür ihn allgemein gül- tige Regeln qufstellen wollte. Dazu laufen die ver- schiedenen für den Handelnden bestimmenden Er wägungen ineinander über, und es ist notwendig, aus den tatsächlichen Umständen des Einzelfalles die jeweils ffir den Erwerb vor- herrschende Absicht zu ermitteln. Nur die Haupt- absicht ist für die Beurteilung entscheidend, sollte sie auch durch Nebenabsichten beeinflußt werden. So entspricht es schon in normalen Zeiten der Lebenserfahrung, daß die Nebenerwägung, bei Kurs steigerung ein Papier mit Gewinn verkaufen zu kön nen, einen aus Zweckmäßigkeitsgründen vorgenom- menen Verkauf nicht zu einem Spekulationsgeschäft macht. Während aber in solchen Zeiten die Fest- stellung der vorherrschenden Äbsicht beim Erwerb eines Gegenstandes verhältnismäßig einfach ist, bietet sie in wirtschaftlich bewegten Zeiten erheb- lichere Schwierigkeiten, weil auch die Absicht einer langfristigen Vermöqensanlage mit Möglichkeiten rechnen muß, welche sie nicht zur Durchführung kvnr- vien lasten. Insbesondere darf bei den heutigen wirtschaftlichen Verhältnissen nicht außer Betracht bleiben, daß die Anpassung eine» Vermö gens an die Geldverhältnisse einen häu- figeren Umsatz der Anlagewerte bedingt, sei es durch Umtausch festverzinslicher Papiere in Aktien, sei es durch Abstoßung zurückblcibender oder durch Ver kauf junger Papiere, als dies in ruhigen Zeiten not- wendig war. Aus einem häufigeren Umsatz allein kann deswegen nicht in gleicher Weise wie in nor- malen Zeiten aus das Vorliegen einer gewinn- bringenden Wiederveräußerungsabsicht beim Erwerb eines Papier» geschlossen werden." Protestvrrfammluug. Am Freitag, 8 Uhr abends, veranstaltet der Zentralverband für Lebensmittel. Hand«! und -Gewerbe, Leipzia, im Restaurant „Sonechruci", Elsterstraß«, eine Protestverstnnmlun-, a» der u. a- di« Landtag»abgeor dneten Schmidt- Plauen und R ö H i g - Leipzig tellmehme» werden. Tagesordnung: Preisschi lderverordnung, Wucher unk Standgericht«, Leben «nittvlunruhen, Markt preise, Ladenschluß. Dir betrLzt a» 25. Okwver 1»00V Mil« ltonen Mark. * Schlüsselzahl de» Buchgewerbe». Der Deutsche Duchdruckerversin teilt mit: Die Schlüsselzahl für da« Deutsche Buchdrucks e werb« betrogt ad 24. Oktober «00 Million«». Die neuen Eisenbahn« Fahrpreise Gültig ab 2S. Oktober (Ohne Gewähr). Schlüsselzahl in» Personenherrehr 1,5, im Güterverkehr 3 Milliarde« Di( Fahrpreise find in Milliarden Mark angegeben. Erst vor wenigen Tagen sind die Fahrpreise und Frachten der Reichsbahn um ein Vielfaches erhöh', worden. Wegen der weiteren Verschlechterung des Geldwertes sieht sich aber die Reichsbahnverwaltung zu neuer Steigerung der Schlüsselzahl sür sämtliche ' Tarife genötigt. Im Personenverkehr be trägt ab heute der Multiplikator 1500 Millio- nen, im Güterverkehr 3000 Millionen. Für die Fahrpreise bringt die neue Schlüsselzahl eine Er- Höhung um 150 Prozent, für die Frachten um 200 Prozent. Im einzelnen ergeben sich daraus für den Personenverkehr folgende Einheit«- sätz«: Das einzelneKilometer kostet von nun an an in den wer Klaffen 33, 4SH, 148H und 297 Millionen. Für die Schnellzugzuschläge hat man in den drei Zonen (1—75 Kilometer, 76 bis 150, über 150 Kilometer) 750, 1500 und 2250 Millionen in dritter Klaffe zu zahlen, in zweiter Klaffe das Dreifache, in erster Klaffe das Sechsfache der genannten Sätze- Eine Platzkarte kostet von nun an in den drei Klaffen 450, 1200 und 2400 Millionen. Die Bahnsteigkarte wird mit 300 Millionen berechnet. Nachstehend einige Proben für Schnellzugfahr- preise in zweiter und dritter Klaffe und Personen zugpreise vierter Klaffe ab Leipzig: Aachen .... Kw 617 SchncllzugSchnellzug Bers.-Zug ll. Klasse 99,75 Ul. Klaffe 32,85 IV. Klqsse 20.4 Barmen . . . 497 81,75 27,15 16,5 Basel .... 734 116,25 38,85 24,8 Berlin .... 165 31,35 10,5 5,55 BreSlau . . . 355 59,55 19,95 11,85 Cassel üb. Eisen. 277 48,15 16,05 9,15 Chemnitz . . . 81 16,65 5,55 2,7 Dresden . . . 118 -> 7,3-5 3,9 Düsseldorf . . 528 86Z5 28,65 17,7 Erfurt .... 117 21,9 7,35 3,9 Essen..... 408 81,75 27,15 16,5 Frankfurt a. M. 386 64,35 21,43 12,75 Görlitz .... 219 iw,45 13,2 7F5 Halle 38 7,95 2,7 1,35 Hamburg . . . 874 k2,5o 20,8-5 12,45 Hannover. . . 269 46,95 15,1» 9,- Karlsruhe. . . 331 86,25 28,05 17,7 Köln 547 89,23. 29,5-5 18,3 Königsberg . . 751 119,25 39,-15 24,9 Magdeburg . . 120 22/> 7,5 4,05 Mannheim . . 472 77,25 25,65 15,6 München . . . 489 80,25 26,53 16^ Nürnberg. . . 32ci 54, i 5 18,45 10,8 Stellin .... 300 5!,45 17,1 9,9 Stralsund. . . 389 61,65 21,75 12,9 Stuttgart . . . 300 81,75 27,15 16,5 Weimar . . . 96 18,9 6^ 3,0 Wiesbaden . . 427 71,25 23,55 14,1 (vtto und das Bild Ouo iah ein Bild. 1830, Mühle, Bach Wald. Nclt und sauber. Ein Ruysdael-Snjct. Otto war begeistert, Heiurartlünge, eine Mühle, irgendwo in Thüringen, wo er aüsgeu ochsen war. Er ließ er auf 24 Stunden reservieren (für 200 000 Mark), rannte auf die Bank, gab Auftrag, fünf „Schwarz und Samstag" zu verkaufen. Ain Höchsten Mittag ries er die Bank an. „Ja wohl, süns „Schwarz und S." verkauft. Zun: dop- pelien Ihres Limits. Riesenhaftste." Otto war selig. Lief zum Antiquitätenhändler. „Infolge des Marksturzcs müßten wir den Preis ohnedies wesentlich hinanffctzen. Außerdem ist ober hier — sehen Sie. hier — eine Signatur. Bevor wir nicht festgestcllt haben, von wem das Bild ist, können wir keinen Preis bestimmen." Langes Graber und Geschimpfe Ottos gänzlich erfolglos. Im Gegcn- leil, der Händler witterte Witterung Ottos (was durchaus nicht der Fall war) und blieb fest. Am nächsten Tag war Otto dort. „Das Bild ist Mauel signiert, ein tschechoslowakischer Maler, kostet . . . . tausend Tschcchenkroneu — Gcgcmvert." Otto verzweifelt. Rechnet um, rennt auf die Bank, rennt zum Antiquar. „Eben ist konstatiert worden, daß oie Signatur nicht Mayck, sondern Mayer ist. Be vor wir nicht nisten, welcher Mayer uiw." Am nächsten Tag ist Otto dort.- „Das ist nicht Mayer, sondern Maysr, sehen Sie den Akzent am e — hier — also ein Franzose! Da» Bild kostet . . . . lausend französische Franken Gegenwert." Otto ist wie besessen. Seine fixe Idee ist die von all seinen Kindheitserinneruuge» behaftete Mühle. „Ich muß sie haben." Zureden erfolglos. Zum Händler. „Iä, eben war Herr Slümpslibbietcr aus Winter- khur da, der hat festgcstellt, daß das der Genfer Mav6r ist: und die Mühle ist die bekannte Nöggeli- klause bei Mayringen. Das Bild kostet.... tausend Fränkli." Und der Händler (noch Otto ein „gelber schuft") reibt sich die Pfoten. Otto ist halb-irrsinnig, verbringt den Tag auf der Bonk: bald wieder beim Händler. . . . „Ja trotzdem, cs tut mir leid, aber es hat sich hcrausgcsteÜt. daß dos Sujet non Ruysdoel ist, — e» gibt auch in Holland Mag^r». ich muß .... end holländische Gulden." Otto war schon draußen. Deshalb kam es zu keinem Totschlag. Mir blieb di: Aukgab?, ihn vom Selbstmord zurückzuhalten. Tag» darauf war er ruhiger, aber tief deprimiert. „So ist mein ganzes Leben, was bat das alles für einen Sinn," ging es stundenlang. Stundenlang. Endlich einigten wir uns auf Frau Arnold. Nach fernruflicher Anmeldung besuchten wir die Dame um 5 Uhr nachmittags. Sie schlug Otto die Karten auf. Es war viel von Liebe die Rede. Auch von einer unmittelbar bevorstehenden Freude. Otto schüttelte resigniert sein Hauvt. Für ihn gnb's keine Freude mehr. — Doch. Einige Tage später stürzte, als wir an dein Laden vorbeigingen, der Händler heraus. Leider sei cs ein Irrtum gewesen. Die Experten hätten ihn aus allen , Träumen gerissen. Es sei kein Akzent am e. Und kein Ruysdael-Sujet. — Ob der Herr auf das Bild noch reflektiere. Für 475 000 Mark sei es zu haben. Otto stürzte hinein, zahlte, nahm, riß das Bild, sein Bild, an sich. Ob des Tempos wurde der Händler doch wieder mißtrauisch — doch Otto war schon draußen, bevor die Geschichte nachmal von vorne onfangcu konnte. Sonst hätte sic wobl nochmal von vorne angefangen. /Up Dresdner Theaterbrief Dresden, Ende Oktober 1923. Während im Laude die Not ins Unermeßliche steigt, sinder sich zögernd nur das Herz bereit, noch an so schöne Dinge zu denken, wie an das Theater. So allein ist es begreiflich, daß das 375jährige Jubi läum der Dresdner Sroatslapellc draußen im Lande 'ohne Echo vorübergehen konnte. Man ist gewohnt, heute von Dresden nur noch volitisch zu hören. Man machte in der Oper Wagners „Rienzi" neu, der hier einstmals seine begeisterte Uraufführung erlebte. Szenisch entfaltet« Georg Toller all?» Mastcnvrunk beim Auszug römischer Kohorten. Aber der jüngste Wiesbadener Theaterbrand mag die Ur- fache gewesen sein, daß jetzt de, letzten Tribunen Palast nur von einem Feucrwerkchen bengalisch ke- l.'uchtet wurde, wo es früher noch in Rauch und Flammen selbst auf der Bühne ousgehen durste. Um so größeren Wert leqte Hermann Kutzschbach. von dem man bei der offiziellen Feier de» Jubiläum« weder etwa» sah noch hörte, aus die musikalische Auf frischung de» Werkes. Und Fritz Vogelstrom, Charlotte Viereck nnd Helena Forti wetteiferten im Uebertönen dieser mit Pauken und Trompeten reichlich gesättigten Partitur, von der man immer das Gefühl hat, hier muffe das Trompeterchor eines Reiterregiments helfend mitwirken. Bei Wagners „Rienzi" klirren die Fensterscheiben, bei Webers „Euryanthe" blüht der deutsche Wald. Und Fritz Busch krönte das Jubiläum seiner Kapelle mit einer meisterhaften Wiedergabe dieser deutschen Musik. Elisa Stünzners Euryanthe war die geborene Schwester der Freischütz-Agathe. Eurt Taucher» schwerflüssiger Tenor legte dicken Brokat auf das Gold seiner hohen Töne. Und Robert Burg stattete wieder den bösen Grasen Lysiqrt mit aller Vornehmheit seiner Gcsangskultur aus. Ob die Euryanthe sich nun, wie man hofft, der deutschen Bühne erhält, darf wohl einigermaßen angezweifelt werden. Weber verlangt nicht nur eine immense Ge- saugstechuik, auch eine Entfaltung des technischen Apparates, den nur ganz große Buhnen sich leisten können. Man half sich in Dresden stellenweise sehr glücklich mit der Lichtvrojektion auf den Rund horizont. Im Staatlichen Schauspielhaus brachte Iltz den' „Mac bcth" in der neuen Sundolfschen Uebersetzung heraus. Ein Abend, der interessant wurde durch Bühnenbild und Beleuchtung, aber auf Kosten der Schauspieler. Bewegung und Wort eingestellt auf Farbe und Prospekt. Es kam außer einer klingenden Rhetorik wenig heraus, Shakespeares heiße Dichtung wurde eine theoretische Doktorarbeit. Bruno Dc- carli als Macbeth gestikulierte, wo er hätte auf- gewühlt sein müssen, und die neue Heroine Lilly Kann versagte bereit» in dieser ersten Rolle der Lady. Eie war ebenfalls auf äußerlichste Bewegung m Wort und Körper eingestellt und hielt Gardinenpredigten, wo sie hätte entstammen sollen. Allein Stella David al» erste Hexe konnte auch ohne Scheinwerfer Dämonie glaubhaft machen. Daß endlich Dresden auch sein Theaterskan- dälchen erlebte, vermeldet der Chronist mit eini- aem Schmunzeln. E» gab nämlich noch Leute, die sich im Neuen Theater über Earl Eternheims „Hose" so zischend aufregten, daß sie mit den Klatschenden unk Begeisterten in einen Wettstreit um den letzten Sieg traten. Weiß doch d«r sich ironisch auf der Bühn« verneigende Dichter sicherlich am besten, daß sein sogenanntes „bürgerliches" Lustspiel nur die Dinge schildert, wie er sie höchst einseitig sieht. Und er sieht sie ziemlich dreckig. Seine Privatsache. Plan sollte nicht di« große Oeffentlichkeit damit belästigen, selbst dann iruyt. wenn da» Personal de» Neuen Theaters untW des Dichter» Regie so famos den Rhythmus diese» „Lustspiels" zu meistern versteht, daß man diese schauspielerisch« Leistung gern al» rin Positive« bucht. «»tNrlek Wieviel Tonne« Bücher führt Deutschland au»? In der Monatsschrift „Das deutsch; Buch ', das von der Deutschen Gesellschaft sür Auslandsbnchhandel in Leipzig herausgcgeben wird, werden nach amtlichem Material interessante Zahlen über die deutsche Bücheranssuhr veröffentlicht. So wurden im Jahre 1922 nach Oesterreich rund 30 000 Doppelzentner Bücher und Tausend Doppelzentner Musikalien im Gesamtwert von 1,7 Milliarden Fsstmark aus geführt', an zweiter Stelle steht die Tschecho slowakei mit 17 000 Doppelzentnern Bücher und 2000 Zentnern Musitalrcn: es folgt sodann die Schweiz, nach der 15 Doppelzentner Bücher und 1000 Doppelzentner Musikalien auegeführt wurden. Sehr bedeutend war auch der Export nach Mitte:- nnd Südamerika, Kanada, China und den Kolonien- Auch das Baltikunr, Rußland, Polen und die Türkei zeigten sich für deutsche Bücher und Musikalren sehr aufnahmefähig: die Zohlen erreichen fast die Höhe der Aussuhrziffern nach Oesterreich. Sehr in teressant sind die Vergleichsziffern mit der französi schen Buchausfuhr, die im Januar 1923 insgesamt 2.37 Tonnen betrug, während Deutschland im Jahre 1922 insgesamt 1389 Tonnen Bücher und Musilalicn exportierte. Für das Jahr 1923 fehlen noch die deutschen Fahlen, die allerdings niedriger sein dürften al« im Vorjahre. Sprach: und Lüge. Rudyard Kipling, der er folgreiche englische Dichter nnd fanatische. Deutschen fresser, ist zum Rektor der schottischen Uni versität St. Andrews gewählt worden. Da« Amt des Rektors an den schottischen Universitäten, der aus die Dauer von drei Jahren von den immatrikulierten Stundentcn gewählt wird, ist «in reines Ehrenamt. Kein Professor oder Dozent kcknn zum Rektor einer schottischen Universität erkoren werden: gewöhnlich fällt- die Wahl auf eine politisch oder sonst im öffentlichen Leben hervortretende Per sönlichkeit. Die Feier der Einführung de» neyen Rektors vollzog sich mit dem in England in solchen Fällen iibkichüi mittelalterlichen Pomp. In seiner Antrittsrede, die von den zahlreich erschienenen Studenten mit Begeisterung ausgenommen wurde, verbreitete sich Kipling u. a. in humoristischer Weise über die Entstehung der Lüge. Am Anfang, sagte er, war der Mensch stumm wie der Affe, aber kaum war ihm die Gabe der Sprache verliehen, so bediente er sich ihrer zum ersten Male, um ein« Lüg« in die Welt zu setzen, gleichsam inn dadurch sein« Ueberleyenheit über alle anderen Geschöpfe zu er- kennen zn geben.