Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.10.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-10-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192310254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231025
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231025
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-10
- Tag 1923-10-25
-
Monat
1923-10
-
Jahr
1923
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
und Klarheit. Vielleicht könnte ein offenes warnen, des und werbende» Dort an die bayrische Bevölke rung, da» alle fürchterlichen Konsequenzen für Reich und Bayern jedermann ins Bewußtsein hämmert, noch Wunder wirken, ein Wort freilich auch, da« niemand in Boyern in Aweifel ließe über den un beugsamen Ernst und die kalte Entschlossenheit der Reichekeoierung. Jede andere Hoffnung ist trüge, risch. Man gefüllt sich sogar in demokratischen Krei sen in dem Glauben, die Reichswehr werd« in Sach- sen und Thüringen „Ordnung" schaffen und damit das Vorfeld für den energischen Vormarsch gegen Payern gewinnen. Aber ist erst der „Bolschewismus" lin Mittcildautschland zu Boden geschlagen, dann bat ja der bayrische Standpunkt triumphiert und d.-.un liegt nach der Aertrümmcrung der mitteldeu lchcn Barriere das ganz« Reich der bayrischen Heilsbot schaft offen. Eine geheime Sympathie mit der bay- rischen Mentalität verbindet ohnehin viele, di« sich -en Anschein geben, auch die Kahr-Rebellion zu verurteilen. Der Wehrminister hat sich mehr als ein mal dafür verbürgt, daß die Kommandeure der Reichswehr im Ernstfälle nur seinen Befehlen ge- horchen werden. Er ist — im günstigsten Falle — schnöde getäuscht worden — und mit ihm olle, die sich darauf verlassen haben. Gibt es nur einen Lossow in der deutschen republikanischen Reichs- wehr? Wer bürgt uns für die andern? Und wer bürgt un» für die Truppen? Ist nicht durch die Vereidigung in einem typischen Falle der Beweis erbracht, daß die Reichswehr auch einem hochver- rätcrischen Führer folgt? Wahrlich, hier geht es nicht um Bagatellen, sondern einfach um den Be stand der deutschen Republik. In der Presse der Rechten kann man lesen, daß Bayern nur die Korrektur eines Fehlers der Weimarer Ver fassung vorgenommen habe. Man braucht kein Prophet zu sein, um in der republikanischen Staatsform das nächste Objekt bayrischer Kor rigierkunst zu vermuten. Unsere politisch« Moral ist seit der letzten Krise, die einem Vorstoß der Reaktion zu danken war, er- schreckend rasch weiter in Verfall geraten. Der Aus- blick auf den Bürgerkrieg hat für viele seine Schrecken verloren. Die kommende Entscheidung zwischen den Extremen links und rechte ist bereits zum Dogma geworden. Auch liberal gesinnte Kreise leben der verhängnisvollen Ueberzeugung, daß man gewissermaßen zu optieren hätte zwischen Rechts- und Linksradikalismus. Mit dieser Einstellung gibt man die st a a t s e r h a l t e n d e Mitte, die mindesten» aus Demokratie und Sozialdemokratie besteht, und den Weimarer Perfassungsstaat ohne weitere» preis. Der aufrechte Demokrat wird sol- chen Verirrungen gegenüber seine Pflicht kennen. Er wende sich gegen den seichten Opportunismus, der unser politisches Leven verwüstet. Er bringe in dieser heillosen Zeit Ucberzeugungstreue und charaktervolle Politik wieder zu Ehren, jene seltenen Güter, auf denen die Hoffnung des deutschen Wiederaufstiegs beruht. Stillegung des Elektrizitätswerks Hrrschselde Dresden, 24. Oktober. (E t a. Le l ) Bom Staatlichen Elektrizitätswerk in Htrschfelve erfahren wir, Dass durch ven Streik das Staatliche Elektrizitätswerk in SischfelD gezwunaen ift, feine« Betrieb zu schliessen. Anfolgevefse« kSnne« die o« das Staatliche Elektrizitätswerk a«ge- schlosfenen Sffentlichen Anstalten, wie l rankenhäuser «sw. nicht mehr mit Strom ' ersorat werden. Eine Anzahl grösserer Fabriken muh daraufhin den Betrieb schließen. Infolgedessen werden Zehrr- lausende von Arbeitern in den nächsten Tagen arbeitslos. Chemnitzer Vorgänge Ehenmitz, 24. Oktober. (Eig. Tel.) Am Dien»- lag abend rotteten sich erneut junge Burschen vor dem Polizeipräsidium zusammen. Da di« Kund gebungen immer größer wurden, riegelte die Sicher- heltspalizei einzelne Straßen der inneren Stadt ad und nahm alle Personen, deren sie habhaft werden konnte, fest. So wurden insgesamt 1200 Per- soncn verhaftet. Gegen 10 Uhr abend« durch fuhren Lastautos die innere Stadt und gegen 11 Uhr mußte berittene Sipo die Königstraße, die Haupt verkehrsstraße von Chemnitz, von jungen Demon stranten säubern. Besondere Zwischenfälle ereigneten sich im übrigen nicht. * .. Dresden, 24. Oktober. (Eig. Tel.) Da» Presse amt das Polizeipräsidium« gibt bekannt, daß e» außer der Plünderung eine« Seifengeschäftes zu größeren Ansammlungen nicht weiter gekommen ist. Reim Personen sind im Laufe de« gestrigen Tage» noch verhaftet worden. Lin Protest gegen das Militär Dresden, 24. Oktober. Zu den gestrigen Dor- gangen beim Einmarsch der Reichswehr in Pirna veröffentlicht der Gesamtrat der Stadt Pirna eine Mitteilung, in der e» u. a. heißt: Im Rathaus» wurden gerade die Unterstützungs gelder für die Erwerbslosen ausgezahlt. Da die Räumlichkeiten sehr beschränkt sind, s» hatte sich vor dem Rathause die Menge der Erwerbslosen etwas gestaut. Ob tatsächlich au« einem Fenster ein Schuß gefallen ist, steht noch nicht fest. Obwohl die Menge den Platz nach Aufforderung geräumt hatte, wurde sofort scharf geschossen. Der Arbeits lose Arthur Müller wurde durch Kopfschuß gerötet. Drei weitere Personen wurden ver wundet. Müller war gerade im Begriff, nach Empfang seiner Erwerbslosenunterstützung das Rat haus zu verlassen. Der Stadtrat, der während der Vorgänge zu einer Gesamtratssttzung versammelt war, legt gegen da« Vorgehen der Reichswehr, das durch keine Provokation veranlaßt war, schärfsten Protest ein und fordert einstimmig die sofortige Zurückziehung der Reich»wehr und De- strasung der Schuldigen. Die Fahnenflucht Bayerns pfälzisch« Absage an München Mannheim, 24. Oktober. (Eig. Lel.) Inder „Pfälzischen Post" erscheint am Mittwoch mittag ein Artikel, in dem Vie Loslösung der Pfalz vo» Bayern gefordert wird. Diefe bedeutfame Kundgebung de» fozialdemokratifchen Organ» der Pfalz begründet seine Forderung mit dem Verhalte« Bayern» gegen» über dem Reiche, mit dessen Kampf gegen die Reichsregierung, mit de« offene« Verfassungsbruch der bayerischen Regierung. Das Blatt verlangt vom Reiche eine feste Haltung gegenüber Sayern und fährt fort: Rach unserer Meinung kann es in dieser Frage nur ein Entweder Oder geben. Die pfälzische Sozialdemokratie hat in den schweren Nachkriegs- jahrcn immer und immer wieder ihre unver brüchliche Treue zur deutschen Repu blik betont und dieses Gelöbnis auch mit der Tat bekräftigt. Für ihr Verhältnis zu Bayern und dem Reich hat sie den Satz geprägt: Mit Bayern für das Reich, — ja — mit Bayern gegen das Reich — niemals. Run ist die Stunde gekommen, wo wir aus dem Verhalten der bayerischen Machthaber aus unseren offen und deutlich ausgesprochenen Warnun gen und Drohungen die K o n s c q u e n z e n z i e h e n müssen Die Pfalz kann nicht bei einem Bayern bleibe», da» im offenen Kampf gegen das Reich steht. Wir sind überzeugt, daß die überwiegende Mehrheit der pfälzigen Bevölkerung darin mit uns einig geht. Die Vereinigte Sozialdemokratische Partei der Pfalz hat deshalb die Initiative ergriffen zur Los lösung der Pfalz von Bayern und zur Bildung eines selbständigen Staates im Verbände des Reiches. Heute tritt der pfälzische Kreistag zusammen, der die Entscheidung fällen muß und wird. Unsere Partei war und ist bemüht, die anderen politischen Parteien der Pfalz zu bewegen, sich an der Bildung der neuen provisorischen Regierung zu beteiligen. Die Haltung unserer Partei wurde diktiert von dem Bestreben, die durch das Vorgehen der bayerischen Machthaber schwer gefährdete Pfalz dem Deut- schen Reiche zu erhalten. Bei dem Ver bleiben der Pfalz bei Bayern ist das — wir sprechen es au« unserer Kenntnis der Dinge unumwunden aus — nicht möglich. Der von Bayern herauf- beschworene Konflikt hat bei den Separatisten den Glauben erweckt, daß die Stunde zur Verwirklichung ihrer Pläne gekommen ist. Der Schritt der pfälzischen Sozialdemokratie wird diesen Plan zum Schei tern bringen und die Pfalz für Deutsch land retten. In dieser geschichtlich hochbedeutsamen Zeit richten wir an die Bevölkerung der Pfalz die Mahnung, ruhig und entschlossen den Entscheidungen entgegen- zusehen. Die Arbeiter- und Angestelltenschaft sowie die freiheitlich gesinnten Pfälzer ersuchen wir, sich einmütig hinter die Männer zu stellen, die mit der Führung der Pfalz betraut werden." München, 24. Oktober. (Eia. T e l.) Die „Bayrische Staats» zeit« na" erklärt ycule in einem offenbar insptrirrten Artikel, dass sich in den bestehende« Meinungsverschiedenheiten bisher noch keine Wandlung vollzogen habe. ES müsse abgewartet werden, ob der Reichsrat in der Frage, ob es sich bei dem Konflikt um eine politische oder um eine militärische Angelegen heit handle, eine Klärung herbeiftthren werde, die Anspruch auf unbedingte Gel tung habe. Das Blatt schiebt die schuld an dem Konflikt der Weimarer Ber» fassung zu und erklärt, dass eine scharfe Präzisierung der Rechtsfrage nicht zu er warte« sei, bis die ReichSverfassuna in einer Form abgeändert sei, die die Stel» lung und die Rechte derLänder klar um schreibt. Der württembergische Staats präsident Dr. Hiebe», der als Der- trete» Württembergs an der heutigen Sitzung de» Reichsrates teilnehmen wird, hat sich gestern hier aufgehalten, um mit der bayrischen Regierung Fühlung zu nehmen und sie von den bei der Zusam menkunft der Staatspräsidenten der süd westdeutschen Länder in Stuttgart ge pflogenen Beratungen in Kenntnis zu setzen. Wie man erfährt, hat die bayrische Regierung der Hoffnung Ausdrmk ge geben, dass in der heutigen Sitzung des ReichSrateS den bayrischen Wünschen nach einer versöhnlichen Lösung werde Rechnung getragen werden, wobei die Dinge weniger rückschauend, als vielmehr im Hinblick auf die Zukunft, d. h. mrt Berücksichtigung der noch unerfüllten bay- rischen Wünsche zu behandel« wären. Hierin ist wohl ein Sinwei» auf weitere Ausgestaltung der sta a tl i ch en Fina n z- Hoheit Bayerns zu erblicken. Müvche», 24. Oktober. (Lig. Tel.) ^„Bay rische Dolkspartet-Korrespondenz" er klärt: Bayern habe kein« Veranlassung, einer offenen Aussprach« über den gegenwärtigen Konflikt au» de« Wage zu gehen. Diese Bereitwilligkeit entspreche der Tendenz der ganzen bayrischen Politik, die nicht auf Separation, sondern auf Herstellung von verfas sungsmäßigen Verhältnissen gerichtet sei, die e« auch Payern ermöglichen würden, ein freudiges Mitglied des Deutschen Reiches zu sein. Die Bayrische Mittalpartei verrät ähnliche Tendenzen, indem sie erklärt, die Gefahr der durch die Reichsregierung verschuldeten gegenwärti gen Lage sei zu bannen, wenn di« Reichsregie» rung zurücktrete und einer nationalen Regierung Platz mache. Die Demokraten für unbedingte Wahrung der ReichsautoritSt Berlin, 24. Oktober. (Sig.De l.) Der Borstandder demokratische« Reichs» tagsstaktion hat gestern die Abgeordneten Koch und Erkelenz beauftragt, den Reichskanzler davon in Kenntni- zu setzen, dass die Demokratische Partei for» dere, die Reichsregierung solle sich nicht auf ein Kompromiss mit Bayern ein lassen. ES sei dringend zu verlangen, dass das Reich in dieser Frage seine Autorität wahre, und es könne von einer Verfassungsänderung, wie sie als Gegenstand der heute nachmittag stattfindenden ReichSrats-Titzung erörtert worden sei, «ach Auffassung der Demo kratischen Partei nicht die Rede sein. * Berlin, 24. Oktober. (Eig. Tel.) Die für heule 5 Uhr nachmittag angesetzt« Sitzung des Reichs rates, in der der bayerische Verfassung«' bruch zur Erörterung gestellt werden sollte, ist ab gesagt worden. Die zu dieser Reicheratssitzung nach Berlin gekommenen Ministerprasiden- ten versammelten sich bald nach 5 Uhr beim Reichskanzler zu einer Besprechung. pflichtbewußte Lruppenführer Der Oberbefehlshaber des Gruppenkommandos I, General der Artillerie v. Berendt, hat dem Chef der Heeresleitung, General v. Seeckt, nachfolgend« Erklärung abgegeben: „Im Namen der Kommandeure der l. bis 6. Division und derl. bi« 8- Ka vallerie-Division fühle ich mich verpflichtet, angesichts der die Einheit unseres Vater landes schwer bedrohenden Lage den Herrn Chef der Heeresleitung unsere» unbeschränkten Vertrauens und unverbrüchlichen De- horsams zu versichern. — (gez) v. Derrndt." Wirtschaft und Reichseinheit Durch das Wolff-Büro wird folgender Aufruf verbreitet: Die unterzeichneten wirtschaftliche» Ver bände halten es für ihre Pflicht, in diesem Augen blick schwerster Not des Vaterlandes mahnend ihre Stimme zu erheben. Nur durch die politische, wirt schaftliche und kulturelle Einheit ist das Deutsche Reich groß und mächtig geworden. Nur durch diese Einheit war es möglich, einer stets wachsenden Be völkerung Arbeit und Brot zu verschaffen. Jetzt, in der Zeit des Unglücks, hieße er den Tod 'der Wirtschaft herbcizuführen, hieße es alle Hoff- nung auf einen Wiederaufstieg für absehbare Zeit begraben, wenn nicht de« Reiche« Einheit und sein einheitliche» Wirtschaftsgebiet gewahrt werden. Deutscher Handwerks- und Gewerbekammer-Tag. Deutscher Industrie- und Handels-Tag; Zentralver band de« Deutschen Bank- und Bankieraewerbes; Hansabund für Gewerbe, Handel und Industrie; Hauptgemeinsckmft de» Deutschen Einzelhandel»; Reichsverband des deutschen Handwerk«; Reichsver band der deutschen Industrie; Reichsverband der Privatversicherung; Bereinigung der deutschen Ar beitgeberverbande; Zentralverband dr« deutschen Großhandels. Sum veamlenabbau Nachdem die als notwendig erkannten personalen Abbaumaßnahmen de» Reiche» am IS. un- 20. Ok. tober mit den Landesregierungen erörtert worden »raren, habe« im Reichsfinanzministerium am 22. und 23. Oktober unter Vorsitz de» Ministerial direktor« v. Sch lieben Besprechungen mit den Spitzenverdänden in dieser Angelegenheit stottgefimben. Hierbei haben die Rkgierungsoertreier einen eingehenden Ucberblick über die geplanten Maßnahmn gegeben. Von selten der Spitzcnver- bände wurde eine Reihe von Wünschen geäußert, um di« Wirkung der Maßnahmen zugunsten dr» Personal» zu mildern. Angesicht» der trostlosen Lag« de» Reiche» »rar e» den Regterungivertreterr nicht möglich, em« volle Berücksichtigung der Dünsche für möglich zu erklären; immerhin glaubten sie, der Reich»regierung in einigen wesentlichen Punkten Entgegenkommen empfehlen zu können. Die Spitzenorganisationen brachten in einer Schlußerklärung -um Ausdruck, daß st« sich nicht aus den Boden der ihnen vorgvtragenen Abwehrmoß- nahmen stellen könnten. Dre»de», 24 Oktober. (Eig. Tel) Die sächsische Regierung hat gegen di« von -er Reichsregierung geplante Beamtenabbauverordnung durch folgende der Reichsregierung überreichte Pro testnote Stellung genommen: „Die sächsische Regierung muß gegen di« vom Reich beabsichtigte Perfonalabdauverordnung schärfsten Protest erheben. E» ist un erträglich, daß eine so tief in di« Gesetzgebung und Verwaltung der Länder einschneidende Maß nahme getroffen wurde, ohne daß der sächsischen Re gierung ausreichende Gelegenheit zur Stellungnahm. gegeben, worden ist. Di« sächsisch« Regierunrg hätte erwarten dürfen, bei den Vorarbeiten in gleicher Weis, wie di« preußische Regierunrg beteiligt zu werden. Art und Umfang de» geplanten Lbbaue» muß notwendig zu einer Lahmlegung ber gesamt»» Verwaltung und damit zu einer tiefgreifenden Erschütterung de» gongen Staat»- leven» führen. Dazu kommt, daß «statsiche, durch di« Verfassung verbrieste Recht« der Beamten durch di« Verordnung m Mitleiden schaft gezogen werden." Sofortige Ausgabe von wert» beständigen Zahlungsmitteln Die alarmierenden Meldungen über die Folgen das Zusammenbruches der deutschen Währung haben die Reichsrvgierrmg zur Be schleunigung der Schaffung eines wert beständigen Zahlungsmittel, ver anlaßt. Amtlich wiod folgerte Mitteilung aus- gegeben: Berlt», 23. Oktober. Amtlich. Die Ausgabe größerer Mengen wertbeständiger Zahlungsmittel be ginnt in den nächsten Tagen. Folgende Maßnahmen ßnd ergriffen: 1. Stücke der Goldanleihe find ununter brochen gedruckt worden, bis vor einiger Zeit aber hauptsächlich größer« Stücke zur Befriedigung der Zeichnungen. Stücke über ein, zwei und fünf Dollar werden noch in dieser Woche in größerer Zahl zur Verfügung stehen. Am Ende dieser Woche werden täglich etwa für acht Millionen Goldmark Gold- anleihestück« hergestellt werden. 2. Um schon in wenigen Tagen Zahlungsmittel auch über kleinere Beträge in den Verkehr zu bringen, ist die sofortige Herstellung von Zwischen scheinen der Goldanleihe beschlossen wor den, die über ein Zehntel-, ein Viertel- und einen halben Dollar lauten werden. Der Druck hat bereits begonnen. 3. Industrielle Werke, die eine für ein wert beständiges Geld geeignete Sicherheit bieten können, wird auf Antrag die Genehmigung zur Ausgabe wertbeständigen Notgeldes erteilt, damit recht bald Teile des Lohnes wertbeständig gezahlt werden. 4. Die Arbeiten für den Druck der Renten markscheine erleiden durch die geschilderten Maßnahmen keine Unterbrechung, sondern werden mit der äußersten Beschleunigung wie bisher fort geführt. Es müssen erfahrungsgemäß ine Pläne der Regierung und ihre Durchführung gesondert werden. Der Plan selbst, die Goldanleihe als Hilfszahlungsmittel zu verwenden, ist so oft an dieser Stelle befürwortet worden, daß sich ein nochmaliges Eingehen darauf erübrigt. Neu ist nur die Ausgabe von Zwischen» scheinen über K und n Dollar, die mit Rücksicht auf den hohen Dollarkurs un- bedingt nötig ist, um der Goldanleihe auch im Kleinverkehr Boden zu schaffen. Ob in dustrielle Werke sich z-ur Ausgabe wert- beständigen Notgeldes bereitfinden werden, bleibt abzuroarten. Im Interesse der Arbeiter wäre es sehr erwünscht, immerhin ist für die Werke ein erhebliches Risiko damit ver knüpft. Die Regierung kann es der Oeffentlichkeit aber nicht verübeln, wenn sie ihren Verkün digungen mit Mißtrauen entgegentritt. Die Verhandlungen über das wertbeständige Zahlungsmittel begannen vor Monaten, als sich die» ersten Anzeichen einer Zurück- Weisung der Papiermark als Zah lungsmittel bemerkbar nrachten. Heute ist das in weitem Umfang zur Tatsache geworden, weder die Landwirte noch der Handel wollen Getreide und Mehl gegen Papiermark- Zahlungen verkaufen — und immer noch wartet man auf die Einlösung des Der- sprechens. Bor etwa Vochenfrist versicherte - der Reichsfinanzminister Dr. Luther, daß am 23. Oktober, also am vergangenen Diens tag, ein Schalterverkehr in Goldanleihe er öffnet werden könne. Die hiesige Reichs bankstelle teilt uns auf Anfrage mit, daß davon noch keine Rede ist, da selbst von den seinerzeit gezeichneten Stücken noch heute nur die größeren'Stücke ausgehändigt werden konnten! Zu einem wirklich dauern- den Schalterverkehr gehören aber solche Sum men, daß man sehr zweifeln muß, ob sie tat sächlich bis zum Wochenschluß beschafft werden können. Der hohe Kursstand der Goldanleihe zeigt doch, daß die Nachfrage sehr rege sein wiü>. Mit einer nur zeitweiligen Oeffnung des Schalters ist der Oeffentlichkeit aber durch- aus nicht gedient. Line hochpolitische Besprechung in Hagen Berlt», 24. Oktober. (E i g. Tel.) Reichskanzler Dr. Stresemann, der Rcichsinnenminister Soll- mann, der Reichsminister für die besetzten Gebiete Dr. Fuchs und der preußische Ministerpräsident Braun werden sich heute abend nach Hage» i. W. begeben, um dort mit den Vertretern der politi schen Parteien und der verschiedenen Berufs- kreise über di« Lage im besetzten Gebiet zu beraten. In einer für morgen in Aussicht genommenen öffentlichen Versammlung werden der Reichskanzler, der preußische Ministerpräsident und die beiden Reichsministrr das Wort ergreifen. Der Reich»tag Berlt», 24. Oktober. (Eig. Tel.) Der Termin für di« nächste Vollsitzung de« Reichstage« hat bi»h»r noch nicht festgesetzt werden können. E« ist jedoch nicht ausgeschlossen, daß di« Sitzung noch in bteserWsche stattsindet. Der Reichskanzler hat sich sein« Dispositionen darüber, wann er in» Reichstag« zu Erklärungen erscheinen kann, noch Vor behalten und seinen Entschluß besonder« von de« Verhandlungen de« Reichsrats über die baye rischen Angelegenheiten, die heute nachmittag statt- finden, abhängig gemacht. Da» Arbeitszeitgesetz ist nach der Annahne« ftn Reichsrat gestern 1« Reichstage eingegangen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)