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lPMHpo<d, 6« LR. Ottod«r Sette S Stadtschuldscheine, Altpapier und polizeigebckude Eine msrkwürdtg« gusammenftelluna, dar an scheinend jeder Zusannaenhana fehlt. Aber er ergibt 'ich ganz folgerichtig, wie nachstehend gezeigt werden soll. Ich bin glücklicher Besitzer einiger Leipziger Stadtschuldschsine — ein altes Erbteil, da» icb pietätvoll gehütet habe. Dachte ich doch, di« Zinsen al» Zubuße in meinem Alter zu verbrauchen. Wie ich nun kürzlich meinen .Besitz' mustere, find« ich, daß zwei Ltadtschuldscheine zum Betrage von ie 1«) Mark au » g «lost sind. (Di« Adea, bä der bi» vor einiger Zeit di« Papier zwangsweise lagerten, hatte da» vorsorglich vermerkt.) Im Grund« genommen war mir das gleichgültig, aber der Wissenschaft halber riskierte ich di« Stieftl- soblen und begab mich zur Stadthauptkass«, um zu erfahren, mit welchem Betrage di« Scheine eingelbst würden. »Schalter 4" rief mich d«r Beamte an, bei dem ich zunächst die Leipziger Stadtschuld prüfen, tierte. Dort erfuhr ich dasjenige, worauf ich schon gefaßt war: ich sollt« für jeden der beiden Schein« eine .Reichsbanknobe* von 100 Mark erhalten. Diesen Tausch ging ich natürlich nicht ein, denn ein kleine» Stück Bindfaden wäre wertvoller gewesen als die Reichsbanknote. Auf dem Nachhausewege la» ich bei einem Altpapierhändler, daß Zeitungspapier mit 18 Millionen, der sogenannte »Mosch', da» Ab- fall, und Lumpenpapier, da» auf der Straß« umher- liegt und gesammelt wird, mit 6 Millionen für je ein Kilogramm bezahlt wird. Da» sind also, wenn ich di« Leipziger Stadtschuldschein« als »Mosch' ver. kaufe, 5000 Mark für ein Gramm. Zu Hause wog ich nun di« beiden Schein« mitsamt den Zinsbogen nach, und stehe da: das Gewicht stellte sich auf dreißig Gramm. Also hatten sie einen Altpapierwert von ISO 000 Mark. Und hätte ich sie unter Zeitungen geschmuggelt (wie hätte sich der Finder gefreut!), dann erhöht« sich ihr Wert sogar auf 480 000 Mark! Aber ich hab« di« Scheine noch; ich bewahre sic auf zum Andenken. Nun war kürzlich in den Zeitungen zu lesen, daß die Stadt mit dem Staat immer noch nicht einig darüber sei, zu welchem Betrage da» Polizei- gebäude, nachdem di« Polizei verstaatlicht worden ist, in den Besitz des Staate» übergehen soll. ..Donnerwetter', denke ich, »mit dem Gelbe, das die Stadt au» Anleihen, also aus der Ausgabe von Stadtschuldscheinen gelöst hat, ist ja das Polizei, gebäude seinerzeit erbaut worden. Sollte d«r Staat etwa auf den Gedanken kommen, der Stadt einen gleichen Betrag (natürlich mit Zinsen) in Gtadtschukd. scheinen wiedergeben zu wollen? Oder verlangt die Stadt viele Milliarden, während sie dir nur 100 Papiermark für jeden Stadlschuldschein geben mill?' Le sind merkwürdige G«dank«nreihrn, die sich da ergeben. Man sticht in ein Wespennest von brennen- den Fragen- Aber schließlich: Stadt, Staat und Reich sind doch keine Privatpersonen. Für eine ge wisse Wertbeständigkeit der Schulden, di« sie einst gemacht haben und di« dazu dienten, dauernd« Werte zu schaffen, müssen sie doch sorgen. Andern falls verstoßen sie, wie das Aammergericht in einem Urteile sagte, gegen die guten Sitten. Und das wollen wir zunächst nicht glauben. Ick. Stachzahluug für Sozial, nnd Kapitalkleinrestner Der Star schreibt: .Eme Racftzahlung für tue 2. O4 toherüälf» wird den Sozial- und Kapttalkleinienmern am Freitag in den bekannten Schulen der vrrlchiedr« neu -Stadtteile au»gczahlt werden, und zwar Mr die Renlenemrttänger mit den Anfangsöuebttaben A—tz von 'l2 bis ^3 Ubrl F—Q von >43 »iS >44 lidr. und R—Z von bis '-L5 Uhr. Di« üblichen Ausweise sind wieder mit vorzukegen. Da sich für die Auszahlung eine gröbere Anzahl von Beamten zur Verfügung ge stellt dat. können bis auf weiteres an den Zahltagen im Fürsorgcamte, Stadthaus, nur besonders dringende Sawm erledigt werden. Die nächste Auszahlung findet vortussichttich Donnersrao. den 1. November, stau. Madame d'Kmiche Don Slas-risck v. In dieser haß- und wnt-errissenen Zeit, — darf man da noch von Menschlichem reden? Und noch dazu von einer kleinen, unbekannten Französin? Mögen eifrige Politiker und emsig« Historiker in pathetischen Leitartikeln und dickleibigen Büchern das grausige Bild dieser gottverlassenen Zeit kom- wenden Generationen überliefern — ich möchte eine kleine, anspruchslose Begebenheit, die sich in aller Stille mitten unter un» zugetragen hat, mit wenigen Worten festhalten — ein Dokument einfacher Mensch, lichkeit. Wer bist du? Au» welchem winzigen franzö- fischen Rest stammst du her, zierliche kleine Madame d'Amiche? Ich weiß e» nicht. Vielleicht war sie Näherin, Putzmacherin, Ladenverkäuferin irgendwo in einer kleinen. Provinzstadt. Vielleicht auch etwa» weniger Erfreuliche« — ein einfache« Mädchen von der Straße. Das alle« ist mir gleichgültig, darauf kommt es nicht an. Aber daun traf sie da» Schicksal. Ein deutscher Kriegsgefangener, ein gemütvoller bayerischer Lpenglermelster. Wa» wird sie seinetwegen erduldet Hal en — und dennoch trug sie alles, weil sie ihn liebte. Und dieser demütigen Liebe zu dem einfachen fremden Mann opferte sie wortlos: Mutter, Ge- schönster, Heimat, Vaterland, sich selbst — al» sie in einer dunllen Nacht ihr Elternhaus verließ und den Weg nach Osten einschlug, dem unbekannten Lande ihrer Feind« entaeyen. Sie wanderte allein. Nur ihren gelben Lieollngskater trug sie zärtlich unter dem Arm, und einen kleinen Pappkarton mit dem Sonntagskleid, ein wenig Puder, einem Spitzenhös- chen. So trippelte sie unentwegt sieben Nächte — tagsüber hielt sie sich in den Waldern oder auch im Korn verborgen; »uweilen klopfte si« bei einem «nt- legenen Bauernhöfe an, und man gab ihr und ihrem Kater etwa» Brot und Milch. Und dann, in einer sternklaren Nacht, spürte sie plötzlich spitzen Stacheldraht, hoch aufgertchtet: di« Grenze. Die Grenz«, da« kahle Eisenaitter, hinter dem wir Völker, wie wilde Bestien in Käfigen, un» gegenseitig voneinander absperren. Ab« dte Lieb« der kleinen Madame d'Amiche war stärker al» da» harte Eisenaitter, da» uns Volker trennt. Ei« blickte über den Stacheldraht hinauf zu den Sternen, und sah: auch drüben leuchten st«, die fernen, die gütige«, — auch drüben ist Heimat. Kampf um das Brot Vie Aeichs-etrei-efielle verteuert das Mehl - St« pfimd Brot 1940 Millionen - Al» am Montag d«r Dollar von 20 auf 40 Mil liarden emporschnellt-, setzte auf dem gesamten Lebenomittvlmarkt «ine «norme Preissteigerung ein, di« gleichzeitig mit einer starken Knappheit an Waren verbunden war. Da» bewirkte, daß nicht nur in Leipzig, sondern auch in den Vororten die schlimm sten Gerüchte auftauchten. Hatten sich di« Preise bisher wenigstens von einem Tag zum andern ge halten. so änderten sie sich am Montag stündlich. Die» bewirkte, daß Angstkäufe einsetzten. Jeder, der nur einigermaßen in der Lage war, suchte sich mit Lebensmitteln einzudecken. Die Hamsterei machte sich vor allem in den Bäckerläden bemerkbar. In wenigen Stunden konnte man in Leipzig kein Stückchen Brot mehr erhalten. Di« Hausfrauen irrten von Laden zu Laden. Fast überall sahen sie Schilder mit der Aufschrift: »Brot ausverkauft!' Da hat manche Familien, mutier Verzweiflung gepackt. Wohl ließen einige Bäckereien, die ein Mehllager besaßen, frisches Brot backen. Doch waren sie dem «usturm per Kauflustigen nicht gewachsen. Vergeblich bemühten sich die Bäcker, neue, Mehl herbeizuschassen. Der Groß, handel war mit der Herausgabe sehr zurück- haltend. Wußte doch niemand, wie der Dollar am nächsten Tage stehen würde. Die Mehlhändler glaub- ten damit rechnen zu müssen, daß ihnen da« Auf füllen ihrer Lager durch einen erneuten Aufstieg des »Weltzahlungsmittels' zur Unmöglichkeit gemacht würde. Di« Leipziger Bäcker-Zwangs-Innnng wandte sich, um der Kalamität zu steuern, an die Reichs- getreidestelle. Aber auch diese erklärte sich außer stand«, Mehl au» ihren Vorräten zum bisher üb- liehen Preis abzuqeden. Die Beäcker sahen sich ge- nötigt, gerinae Mengen Mehl zum Preise von 95 Milliarden Mark von der Reichsgetreide, stelle zu erwerben, obwohl der amtliche Kurs nur 68 bi» 7V Milliarden betrug. Dieser Preisunterschied hatte ein Aufsteigen des Drotpreise» von 800 Millionen auf 1 6 0 0 Mil, lionen Mark pro Pfund zur Folge. Selbst zu diesem Preise wurde dann den Bäckern das Brot au» der Hand gerissen. Auch der Dienstag morgen brache «inen An- sturm auf di« Bäckerladen mit sich. Doch «echten die meisten Käufer unverrichteter Lach« abziehen, es waren kein« Vorräte da. Verschiedentlich wurde be- bauptet, die Bäcker hielten da» Brot zurück, um höhere Preise zu erzielen. Dorgenommene amtliche N»rters«chu«ge» haben jedoch ergeben, daß di« Vermutungen an keiner Stelle zutreff««. Dee eingetreten« Mangel an Brot war lediglich atn« Folge der unser- nünftig«n, ja gradezu rücksichtslosen Hamsterei in Brot. Selbst die Großbäckereien unser« Stadt waren nicht mehr in der Lag«, dec Nachfrage gerecht zu werden. Schuld hieran aber war nicht da» Publikum, sondern die Forderung der De- legschasten verschiedener Leipziger Fabrik, betriebe. Die Arbeiter und Angestellten verlangten einfach von ihren Firmen, daß sie ihnen an Stelle von Bargeld Brot verschafften. Es dauerte dann auch nicht lang« und die Vorräte der Großbäckereien, die da» Brot hundertwrife abgaben, waren geräumt. Die Loy« wurde schließlich so ernst, daß noch am Dienstag vormittag die Backer-Zwangsinnung zu einer Beratung zufämmentrat. Hierzu war u. a. Devise« für Mehl auch der Vertreter der Preisprüfungsfteüe »r schienen. Nach genauester Kalkulation und Prüfung aller in Frage kommenden Spesen wurde der «e»e Brotprei» für 70prozentige» Brot auf 1940 Mil- l'ionen Mark und derjvnige für siSprozen- ttge» Brot auf 1900 Millionen Mark für das Pfund errechnet. Diese Preis« gelten ab Mittwoch. Der Rat der Stadt Leipzig hat sich bereit erklärt, au» Restbeständen der Mehlverteilungsstelle geringe Quantitäten Mehl abzugeben. Bezug»- berechtigt sind jedoch nur solche Bäcke rs ie'n, die nicht in der Lag« sind, anderweitig Mehl zu kaufen. Die Höchstmeng«, di« an einen Be- trieb abgeaeben weräm kann, ist drei Zentner Roggenmehl 8vprozentiger Ausmahlung. Dieses Niehl darf nur zu vollpfündigen Broten verbacken und -um Pvei» von 800 Millionen Mark da» Pfund abgegeben werden. Da» vom Rat au»geyeb«ne Quantum Brotmehl ist viel zu gering, als daß es auf die Versorgung der Leipziger Bevölkerung groß«: Einfluß au»üb«n könnte. Die Maßnahme erstreckt sich auch nur über einen Tag. Es wird Sach, der Bäcker sein, darauf zu achten, daß dieses billige Brot nicht von einzelnen Leuten mit gutgefüllter Brieftasche aufgekauft und somit denjenigen Bedürftigen entzogen wird, für die es letzten Ende« bestimmt ist. In diesem Zusammenhang sei noch darauf hin- gewiesen, daß alle Befürchtungen über eine unzureichend« Versorgung der Bevölkerung mit Brot und Mehl grundlos sind. Vorräte sind genügend vorhanden. Die Schwierig- ketten in der Beschaffung liegen lediglich darin, daß die Produzenten, di« Mühlen und der Großhandel nur noch nach Goldparität verkaufen und überdies vielfach Zahlung in wert' beständigen Zahlung» m'itteln (Devisen) verlangen. Di« Bäckereibesitzer sind jedoch zum großen Teil kaum noch in der Laa«, die zum Mehl- ankauf notwendigen Summen auszubringen. Der- schiedene kleinere Betrieb« haben cnr» diesem Grund« bereit» schließen müssen. * Hohe Zettpreife Wie eingana, erwähnt, wirkt« sich der Dollar aufstieg auch auf allen anderen Gebieten de» Ledens- Mittelmarkte» au». So waren am Montag Butter und Margarine kaum noch erhältlich. Auch hier lag der Grund hauptsächlich in einer gan- unsinnigen Hamsterei. Trotz erhöhter Preise wurde Fett -rhnpfundweise gekauft. Ebenso verhielt e» sich mit allen anderen Fettwaren. Die Händler sahen sich schließlich gezwungen, die Warenabgab« einzu stellen. Am Dienstag war da» Derkaufegeschäft wie der nornral. Die Kettpreise hatten sich dem Dollarstand anaepaßt und eine Höhe errcick, die dem größten Teil der Konsumentenschaft da« Ham- stern unmöglich machte. E» wurde deshalb auch nur der dringendste Bedarf gedeckt, so daß der Verkauf nirgends in» Stocken geriet. Wenn auch der regulär« Verlaus des Fettmarkte» zu begrüßen ist, so hat diese zwangsläufige Entwicklung doch ein ernste» Hintrrgesicht: Wer kann überhaupt noch 14 Milliarden für Butter oder mehr al» 9 Milliarden für Fett anlegen? Ist e» nicht ein blutiger Hohn, daß niemand aus dem Mittel- und Arbeiterstand sich im Rahmen seine« wirklichen Bedarfs mehr mit Fettwaren versehen kann? Man muß die ticftranrigen Gesichter der Hausfrauen gesehen haben, die mit leerer oder kaum halbgefüllter Tasche heimgingen. Der Schreck über di« katastrophale Entwickelung der Preise lähmte fast ihren Schritt und nur mühsam ver bargen sie di« Tränen, die an« den Augen hervor, -ubrechen drohten.... Und fest und tapfer packte sie den spitzen Draht, bog ihn nieder und, den gelben Kater und den kleine» Pappkarton unter dem Arm, schwang sie sich kühn hinauf, hinüber auf die andere Seite! Und mutig trippelte sie weiter, bestieg «inen Zug und fuhr drauf los, bi» sie glücklich in dem kleinen nieder bayerischen Marktflecken anlam, wo ihr braver Spcnglermeister sie und den Kater liebevoll empfing — auch er «in Held wehrhafter Menschlichkeit! Ob sie eine neue Heimat gefunden hat? Ich weiß es nicht. Denn auch hier wird sie Haß und Feind- schäft begegnen. Aber ihre demütige Liebe, ihre i-üh. rende Ergebenheit in alle» wird auch diesen Stachel draht menschlicher Bosheiten überwinden. Und schon sah ich gesinnungstüchtiAe deutsche Dllrgermadchen zu ihr eilen, um sich von ihren geschickten Händen Klei- der nach neuestem Pariser Schnitt anfertigen zu lassen. Und geduldig schneidet sie nun deutschen Stoff nach französischem Geschmack zu, und svrtcht ein köstliches Bayrisch mit französischem Akzent! Ho hörte ich sie neulich auf der Straße im Dor- übertrippeln sagen: Ach, ich bin heute ganz da misch!' Wie da» behäbia« Dayernwort durch Hellen, lusti gen Akzent alle Schwere verlor und leicht und ver- söhnt über den beiden feindlichen Sprachen schwebte! Seit diesem Tage nennen wir sie „Madame d'Amiche', — wie sie in Wirklichkeit heißt, da, weiß ich nicht. Aber dies Eine weiß ich; wäre jeder einer so großen Liebe fähig wie du, kleine Madam« d'Amiche, — es stünde besser um unser Land, um dein Land, um Europa, und um diese ganze kleine Dell, die wir närrischen Menschen in lauter winzige Stückchen zer rissen haben, um un» wegen dieser Stückchen geg«-n- seitig totzuschlagen! — Leipziger Oper. Die .Salome' dirigierte zum erstenmal der stellvertretende musikalische Oberleiter Sclmar Meyrowttz. Da» gewohnte Bild verschob sich im ganzen zugunsten des Werke». Meyromitz setzte von Anfang an in sehr lebhaftem Zeitmaß ein und führte es ohne erhebliche Abstufungen, sogar mit einer gewissen Dost» von Nonchalance, durch. Es war keine eigentlich« Steigerung und Gliederung au« dem Gesetz de» absolut Musikalischen darin, noch eine Begeisterung durch die stoffliche Dramatik zu spüren, sondern Routine, «»»gezeichnete Routine. Mit einer bestimmten Härt« de» Striches wurde di« rhythmisch« Struktur de» Werke, gzeichnet. Da« Schillern und die deutsche Wissenschaft einen hervorragenden I Führer. Da- Kunstleben der Stadt Halle hat durch ihn nachhaltig« Förderung erfahren, zumal in der I Lheaterdeputativa, wa « sich mn da» Geschick de» Phosphoreszieren im Klanglichen gelang nur selten bei dieser Hast des Musizierens, die ganz aus« Fertig- werden, auf Schlußmachen bedacht war. — Sehr be deutend war Dockelmann» Iochanaan, noch un- gehemmter al» neulich, ein imponierender Kerl. Es bleibt aber dabei: dieIunowska hat sich hier ihrer eigenen Natur entfremdet. Man darf di« Regie Wcißleder dafür verantwortlich machen. tt. 8. Wien—London—Mailand. Lu« Wien wird un geschrieben: Im Frühjahr 1924 wird die Wiener Staateoper mit ihrem gesamten Ensemble in London gastieren. Für dieselbe Zeit ist ein Gast- spiel der Mailänder Scala am Wiener Operntheater in Aussicht genommen. (Man kann daraus ersehen, daß Wien wieder in den Kreis des internationalen Kunstverkehrs eingeschaltet ist, wäh- rend aus Deutschland zwar einzelne prominente Künstler obwandern, an einen Austausch aber nicht zu denken ist.) Thoma» Rann, Hochstapler - Rama». .Lin Schriftsteller ist «in Mensch, dem da» Schreiben schwerer wird al» allen anderen Menschen', steht irgendwo in einer Novelle Thoma« Manns. Diesen Satz bekräftigt der Dichter durch sein Schassen, das ihm bestimmt niemals den Ruf eine» Vielschreiber« erbringen wird. Desto mehr wird seine Verehrer die Nachricht erfreuen, daß soeben seine lang an gekündigten .Bekenntnisse de» Hoch stapler» Felix Krull* erschienen sind, und zwar al» zehnter Band der Bücherri zeitgenössischer Novellen .Der Falke' (Deutsche Derlagsanstalt. Stuttgart). Der kleine Band enthält nur da» Birch der Kindheit. Denn in einem Nachwort verrät der Dichter, daß er sein vor zwölf Jahren begonnene» Werk um anderer Ausgaben willen vorläufig zurück- gestellt habe. .Den Autor angehend', schließt da« Nachwort, .ist er willig genug, sich durch freundliche Teilnahme, die da» Fragment etwa finden mag. zur Fortführung und Beendigung spornen zu lassen.' Professor Dr. Frischeisen-Köhler f. Wie un, aus Universitätskreisrn mt'-rtcllt wird, ist am Mcn'ag im rüstigsten Mannesalter von 45 Jahren der Ordinarius für Philosophie und Pädagogik der Hallischen Universität Dr. Frischeifen'KLHler au» dem Leben geschieden. Di» Universität Halle verliert mit ihm einen ihrer bedeutendsten Lehrer, die deutsche Wissenschaft einen Angesichts de» Ernste» der Situation muß man sich wundern, daß die Reicharegierung noch immer mtt d«. Einführung eines wertbeständigen A»hlung»mitt«ls säumt. E» liegt im Interesse jedes Einzelnen, endlich einmal «in gahlmittel in die Hand zu bekommen, da» nicht den Schwankungen des Dollar» unterworfen ist. Markthallen-Vanderung Gefrierfleisch wurde nicht gehandelt. Der Frtschfleischmarkt verkaufte Schweinefleisch für 8200, Kalbfleisch und Hammelfleisch für 3100 und Rindfleisch für 4400 Millionen Mark. Leberwurst wurde für 6000, Mettwurst für 8000, Blutwurst für 7200, Polnische Wurst für 8000 und Knackwurst für 4800 Millionen Mark angeboten. Auf dem Gemüse markt wurde Rotkohl mit 280, Weißkohl mit 200, Welschkraut mit 180, Blumenkohl mit 600, Tomaten mtt 500, grüne Bohnen mit 200, Möhren mit 150, Salat mit 50, Tafeläpfel mit 800, Musäpfel mit 700, Tafclblrnen mit 500, Kochbirnen mit 400 und Pflaumen mit 380 Millionen Mark gehandelt. Die Stände de» Fischmarktee waren nur gering beschickt worden. Seelachs wurde für 2200, Goldbarsch für 1600, Kabeljau für 2000, Schellfisch und Schleien für 2800 und Bückinge für 3600 Mil lionen Mark verkauft. Fette waren in nur sehr geringen Mengen er- schienen. Molkereibutter kostet« 14 000, amerikanisches Schmalz 9000, Margarine 6500, Backsteinkäse 1600 und ein Stück deutscher Quarkkäse 120 Millionen Mark. Kartoffeln und Eier wttrden auf dem Markt nicht gehandelt. Sächsischer Lebenrhaltungsindex Nach den Preisfeststellungen vom 22. Oktober sind vom Statistischen Landesamt folgende Indexziffern der Lebenshaltungskosten (1918 14 gleich 1) berechnet worden: Sesamtindex für Ernährung, Heizung, Be- leuchtung, Wohnung und Bekleidung 2 542 000 000, Gefamtindex ohne Bekleidung 2183 000 000. Am 15. Oktober betrug der Gesamtindex mit Bekleidungs kosten 648 Millionen und ohne Bckleidnvgakoften 586 Millionen. Do» 18. bi» 22. Oktober sind mithin di« Preise der bei der Teuerungsstatistik berück sichtigten Güter nm 294,1 Proz. bzw. 293,6 Proz. S*sttegenl , Da« Kinderheim Jedidja in Ptagwiy. Elijavezh- Alle« 9. feiert» am Lonnabend, den A). d. W.. sein jähriE«» Bestehen. Da« chbt uns Anlag. myere Seser aus dieses Institut wahrer und mreigennüdtacr Men- fchenfrenntüschtett ausmettfam zu in «Yen. Haudelc «» Ncd d«y um Kinder, dte zum Teil oder >mnz die Elternliebe entbehren müssen und hier ein Heim ge sunden Haben, während sie sonst vieueicht vieler Undill, schlecdter Erziehung und Elend ausgesetzt wären. Ver wundert blelbcn OpaziergSnger an dem hohen Spalier, da« das schön in Garten- nnd 'Pattaulaacn an der Luppe gelegene Heim abschlietzt. stehen, wenn der Jubel der vielen Kinder hei ihren Spielen aus dem Patt zu ihren Ohren dringt. — Für die Geschwister Petcretl. hie vier an den armen Wesen In selbstloser Weiss Mutter- Nelle vertraten, is, er inanchuwl last zu viel de« Lärmen»: denn es sind etwa 90 Kinder, die hier versorgt sein wollen. Aber mögen sie stcv rmr ruhig auStave«: «ö ist sa die Jugend: die sich darin äuftcrt. Mtt kindlicher Liede düngen die Kleinen vor allein an ihrer »Tante ..Florchcn", der Vorsteherin. Auw alle anderen, dte s« in nähere Verbindung mit der sonnigen, stets heiteren, nie alternden Dame kommen, stimmen darin überein, da ss« iitr diesen schweren Posten »vte geschossen ist. In Plagwttz sind nur Kinder von, sechsten Fahre an unter gevrach«: di« kleinsten, etwa 50 an der Lahl. hohen ein ebenso schönes Hein, in Zwenkau FreMcd. auch aus diesen, segensreichen Institut lagern schwere Wolken Man will die z. T. arbeitslosen oder kurzarbcttenden Ernährer der Kleinen nicht überteuern: e» wird gerechnet, und man gibt sich Mühe, die Ausgaben mit den Etn nahmen in Einklang zu bringet,, und immer wieder da» Defizit. Bisher erklärten die Geschwister Pelereit immer stolz: »Uns geht e» gut: wir Haven alles, was wir brauchen!' Und Viele Sömur und Freund« del Heim?, da» von der MictSzahlung befreit ist, laten ihr Beites Aber fetzt fed« e» doch an allen Ecken, und die Kindec sind kaum »och iait zu bekommen. Roch habe,, tte nicht ein inal Kartoffeln für den Winter. >vcnn sic auch mit Kohlen einaedeckt sind. Wir meinen, day «» nur diese» Hin weises bedarf, um denen, di« helfen können, die Herzen und Laschen zu ösfnen. Stadtthcaters handelte, schätzte man ihn als klugen Berater, der bet aller Würdigung des Klassizismus für die moderne Literatur liebevolles Verständnis batte. Weit über die Gelehrtrnkreise Deutschlands hinaus bat er sich als Herausgeber dec „Jahr- bücher für Philosophie' und als Milheraus- geber der Kantstudien einen Namen gemacht. Sin Riefentnnnel auf Neufeeland. Der Tunnel von 2 tira auf Neuseeland, der die Länge von 8s«.s Kilometer hat, ist jetzt vollständig in Gebrauch genommen worden. Das Bohren des Tunnels, der die Südalven der Insel durchstößt und die Ost- und Westküste der Südinsel miteinander verbindet, be deutet einen Markstein in der Entwicklung dieses Landes. Die Züge, die durch den Tunnel laufen, sind die ersten elektrischen Lokomotiven auf Neuseeland, nnd da der Anstieg, der im Tunnel zu überwinden ist, äußerst steil ist, mußten ganz besonders gebaute Maschinen verwendet werden. Der Tunnel, der in den massiven Stein hineingesprcngt wurde, hat ein? gewaltige Arbeitsleistung erfordert. Zunksprüche Da» «Berliner Tageblatt* veröffentlicht folgende originelle .Funksprüche': In Rußland errichtet man jetzt drehbare Denk mäler. — Ein« österreichische Dame hat ihre tote Schwieger mutter wieder ausgraben lassen und den Kupfersarg, in dem die tote Schwiegermutter lag, verkauft. — Im Staate Virginia verdient ein Maurergehilfe 762 Lier am Tag. — Trotzki wirft in der „Prawda* die Frage aus, ob es eine proletarische Kultur und Kunst geben könne; er beantwortet die Frage mit nein. — In einigen amerikanischen Schulen werden Clowns al» Mathematiklehrer verwandt; die Kinder lernen so besser. — Sven Hedin hat in der Wüste einen Menschen gefunden, der keine Steuern zahlt. — Lin französischer Journalist meldet aus Kiew: Hier kostet etn Anzug eine Million Rubel; ein Paar Stiefel 400 000 Rubel, «in Brot 1200 Rubel. Der französische Journalist fügt binzu: Man glaubt zu träumen, wenn man solch« Ziffern hört. — «u« de« r»e»»rr»t»ros. («leine« Theater/» «m DonnerStaa. 2.V Oktober, findet di« Erstausführung von .Klariffa« basbe» Herz", Luttspiel von Mar Brod, statt Di« Roll« der Klaritla spielt Helene »onschewssa. In d«n »vetteren Hauvtrollen find dc sMMütt E«n«d HU«, PUr« «helfen Kan Kesttzer.