Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.10.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192310238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231023
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231023
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-10
- Tag 1923-10-23
-
Monat
1923-10
-
Jahr
1923
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
. Nie separatistische Niedertracht verli«, 22. Oktober. f«i«. Tel.) Die saparatt» ischen Putsch« habe« ftch heute auf Bonn uuv Mai«, au«aedeh»t. Au Bonn eutwaff« «eten Vie Franzosen Vie veutsche Schutzpolizei auf Vie Nachricht, dah separatistische Banvcn im Anzug seien. Als Vie Nachricht hiervon in Berlin eintraf, »nrve« sofort Vorstellungen beim sranziistschen Botschafter erhoben. Wie ver lautet, soll bereits aus Paris ver Befehl vorliegen, vah Vie Schutzpolizei in Bonn ihre Waffe« z«rü<kerhült. An Main, haben sich heute morgen um 4 Uhr Lhnlich« Vorgänge wie in Aachen abgespielt. Separatistische Banden besetzten das Poltzeigebäude. Führer ist ver als Separatist bekannte AmtSgerichtSrat Liebing. Man wutzte bereit- seit Wochen, datz Vie Franzosen in ven Mainzer Kasernen grosse Scharen von jungen Leuten im Alter von 111—20 Jahre« mit Gummiknüppel« und Pistole» bewasfnet und sie im Gebrauch der Waffen ausgebildet haben. Bisher haben Vie Separatisten in Main» nur da» Polizeigebäude, aber nicht die anderen amtlichen Gebäude besetzt. Ueber die Vorgänge in Aachen wird noch be richtet: Di« Aachener Polizei hat der belgischen Be- satzungvbchörde gestern abend mitget«ilt, daß sie den on den Separatisten geschaffenen Zustand nicht an erkennen könne und daß sie zusammen mit der verfassungstreuen Bevölkerung den Versuch machen werde, di« Separatisten aus den amtlichen Gebäuden zu entfernen- Dieser Versuch wird heute nachmittag gemacht werden, obwohl die Polizei nur 187 Köpfe stark ist, während die Separa tisten mehrere tausend Mann zur Verfügung haben. E» wird sich dann zeigen, ob die belgischen Be satzungstruppen offen die Losreißungsaktion Deckers unterstützen. Deckers ist ein früherer Kaufmann, berüchtigt als Spritschiebcr. Seine Anhängerschaft setzt sich meist aus Leuten aus der Umgebung von Aachen zusammen. Auch befinden sich viel« Elsaß-Lothringer unter ihnen. Sie sind ähnlich wie die Mainzer Separatistenbanden mit Gummiknüppeln bewaffnet. Frankfurt«. M., 22. Oktober. sE i g. Tel.) An Grotz - Gerau, das stets ein Hauptfltz der Sonderbündler im besetzten hessischen Gebiet gewesen ist, haben die Se paratisten gestern abend das Kreisamt, das Nathans und die anderen öffentlichen Gebäude besetzt und die Rheinische Republik ausgerufen. An Wies baden, wo Dorten sitzt, ist entgegen den Pariser Meldungen alles ruhig. Kill». 22. Oktober. Nach hier eingeqangenen Nachrichten wurden in der vergangenen Nacht in Rheydt, Krefeld und München-Glad- bach große Menschenansammlungen veranstaltet zu dem Versuch, die rheinische Republik auszurufen. Die Lage ist überall unverändert. Die Menschenansammlungen dauern an. In München- Gladbach hat die P o l i z e i die Gewalt und die Ge bäude noch fest in der Hand. Zn Koblenz wird zwischen der Masse und dem Oberbürgermeister wegen Ausrufung der rheinischen Republik vertan- delt. Der Oberbürgermeister erklärte, er könne nur die deutsche Regierung anerkennen und werde nur der Gewalt weichen. — In Krefeld requi rierten di« Sonderbündler von der Feuerwache unter Vorhaltung von Revolvern ein Auto. Pari», 22. Oktober. Die Agenee Hava» ver breitet folgende Meldung aus Mainz: Die Se paratisten drangen um 4 Uhr in die Stadt ein. Sie wurden mit Schüssen empfangen und zögen sich zurück, um weitere Befehle abzuwarten. Englische Besorgnisse Laudon, 22. Oktober. (E i g. Te l.) Die gestern nachmittag bereits in London eimsetrosfene Nachricht, wonach in Aachen eine rheinische Republik aus- «rufen sei, bat in hiesigen amtlichen politischen Kreisen lebhafte Beunruhigung hervor gerufen. Obwohl di« englische Regierung natur gemäß erst in einem zu Anfang dieser Woche in Aus' sicht genommenen Kabinettsrat zu dieser Frage Stellung nehmen kann, war jedoch bereits gestern abend in maßgebenden politischen Kreisen deutlich die Enttäuschung fühlbar, daß die beruhigen- den Versicherungen, die Poincarö Baldwin über die Rheinlandfrage gegeben hatte, durch eine Aktion in der belgischen Zone, wo Frankreich sich auf seine Un zuständigkeit berufen könnte, verschoben sind. Die Schwierigkeiten, die neuerlich wegen der Verwaltung der linksrheinischen Bahnen entstanden sind, zu sammengenommen mit dem Putsch der rheinischen Separatisten werden zweifellos die bereit» in weiten politischen Kreisen Englands vorherrschende Nei- gung, die englischen Truppen au» Köln zurückzuziehen, stärken. Die Stimmung kommt besonders deutlich heute morgen in dem volkstümlichen Organ der Regie rungspartei, dem «Daily Expreß", zum Ausdruck, in dem die Regierung aufgefordert wird, sich aus dem Rheinland zurück zu ziehen, bevor Deutsch« und Franzosen aufs neue dort in blutige Konflikte geraten. «Daily New»" und «Daily Chronicle" stellen fest, daß der Loup der Separatisten, der nicht ohne Zustimmung der Besatzungsbehörden erfolgen konnte, den Beweis liefere, daß di« französisch belgische Ruhrpolitik niemals das Ziel verfolgt hab«, Deutschland zahlungswillig zu machen, oder «in« Lösung der Rcparationsfrage durchzusetzen, sondern daß dies« Politik stets darauf gerichtet war, Deutschland» Einheit zu zertrümmern, um Nutznießer eines Verfalles des Deutschen Reiches zu sein. Frankreich rnvereitschaftsstellung Part», 22. Oktober. (Eig. Tel.) Die Meldun gen über die Proklamierung einer rheinischen Re publik in Aachen sind in Pari» am Sonnabend nach- mittag mit starkem Zweifel an dem wahren Charakter dieser Ereignisse ausgenommen worden. Die Zweifel bestehen unvermindert fort, obgleich die Pariser Zeitungen ganze Spalten mit Meldungen und Berichten über diese Vorgänge füllen. Man findet es hier höchst verdächtig, daß die Be wegung zuerst in der belgischen und englischen Zone ihren Anfang nimmt und dann erst auf die fron- zösischc Zone ausgedehnt werden soll. Man hegt weiter Mißtrauen, daß keiner der in Pari« be kannten Separatistensllhrer an der Aachener Be wegung beteiligt ist. Man glaubt, daß der Kölner Oberbürgermeister Adenauer, der der Chef einer von England begünstigten und von Berlin gebillig ten Gegenbewegung de» französisch-freundlichen Se paratismus ist, den Aachener Vorgängen nicht fern steht. Unter diesen Umständen kann e» nicht über raschen, daß die Pariser Presse, offenbar inspiriert, große Zurückhaltung gegenüber der Aachener Bewegung al» notwendig bezeichnet und abzuwarten empfiehlt, um was es sich dabei eigentlich handelt. Arankenwöhrtmg in -er Pfalz Mannheim, 20. Oktober. (Eig. T e k.) Der De- legierte der Rheinlanükommission in der Pfalz, Ge- neral deMetz, hat Vertreter der Industriellen und der Arbeitnehmer zu einer Besprechung einberufen und ihnen mitgeteilt, daß für di« Pfalz die Fran kenwährung eingeführt werden soll. Leipziger Oper Das Gastspiel Franz von Hoeßlins al» Dirigent de» .Tannhäuser" hatte rein informatorisch« Bedeutung. Zu einer Zusammenfassung aller Kräfte und einer eindrucksvollen künstlerischen Kundgebung könnte es nicht kommen, weil dem Dirigenten die Möglichkeit einer eingehenden Fühlungnahme mit dem Thcaterapparat und Orchester versagt war, und eine starke suggestive, anfcuernde Wirkung von Hoeß- lins Musizieren nicht ausgeht. Auch Hoeßlin ist efne von jenen Naturen in der jüngsten Dirigenten generation, die sich vor sich selbst, vor ihrer inneren Standpunktlosigkeit dem Musikalischen gegenüber leicht in» Gedankliche flüchten. Es ist auffallend, daß sie sich dabei gern unter fremde Maske begeben: Hoeßlin kopiert Mahler und orientiert sich wie dieser von der Bläsergruppe de» Orchesters her; der Streich körper klingt durchweg matt. Hoeßlin gibt außer ordentlich feine Details, aber eben nur Teile und nicht da« Ganze; nur da» Unwesentliche und nicht da» Wesen, die Linie. Die Ouvertüre — die Probe auf» Exempel — war von Stück zu Stück gebaut, reizvoll im Ausdruck de» Einzelpan. aber nicht im Großen geschaut, nicht aus vol^-ne musikantischen Guß. Aehnliche» gilt von seinem Verhältnis zur Bühne. Die Verbindung blieb lose. Die Geistigkeit eine» feinen Kopfe» war bemüht, sich mitzuteilcn, aber die Sinnlichkeit, jene« Fluidum der Gebärd«, da» fort reißt, fehlte. Hoeßlin ist ein Mensch mit zarter musikalischer Organisation, ein Musiker, der sich ohne Widerspruch künstlerisch auslcbt, aber er läßt jene Kraft nicht spüren, die zum künstlerischen Aufbau eine» zusammenaebrvchcnen Gebäude» notwendig wäre. Wir brauchen ein« Persönlichkeit — meinetwegen eine verwegene und in sich widerspruchsvolle, aber eine, die mit Kraft und Willen geladen ist. Die Oper brachte eine .Travtata" mit einigen Neubesetzungen. Auf Rogland, der den Alfred sang, möchte ich noch Hoffnungen setzen. Wenn er singt, so ist e» zwar nicht italienisch im Stil, sondern italienisch in der Manier. Rhythmische Freiheiten sollten nur gestattet sein innerhalb de» Zwang» zu unbedingter Korrektheit. Herr Rogland trieb auch anfang» ohrenschmerzend den Ton herauf, später stimmt« er sich besser ein. Eine Beobachtung neben bei: vi« singt doch di« Hansen-Schultyeß un vergleichlich — ak^r wie kühl und artistisch ist alle». Di« Dämonie de« Lebens und da« Geheimnis de« Tode», ohne welche diese Oper nicht bestehen kann, — wo wurde etwa» davon fühlbar? Spi Icker» Vater Germont ist di« beste Leistung, die ich bisher von ihm hörte. Käte Grund mann, als Flora Bervoix, verspricht etwas; ein hübsches Operntalent scheint sich hier zu entfalten. klebrigen» darf man nach dieser kleinen Könnensprobe noch nicht mehr sagen. »I. B. Moderne Graphik. Im Kreise de« Leipziger Kun st verein» unternahm e» am Sonntag Dr. Drohmann-Dresden, an Hand von Lichtbildern die Strukturgesctze aufzuzeigen, die er in der mit Munch anhebenden europäischen Graphik wirksam sieht. Er verpflichtete sich sein Publikum nicht nur durch bewußten Verzicht auf weltanschaulich« Aus deutung seine» Material», sondern auch durch zahl reiche aufhellende Bemerkungen. Im gangen jedoch ge lang e» ihm für unser Empfinden nicht, vom Bereich seiner Subjektivität eine Brücke nach dem Allgemein gültigen und objektiv Faßbaren zu schlagen. Den Gesamtverglcich der modernen Graphik mit der .atonalen" Musik konnte man ohne weitere» be jahen, aber dann, bei den verschiedenen Holzschnitten und Lithographien, blieb e» jedem einzelne« über lassen, die musikalischen, geometrischen, mechanischen und biologischen Gleichnisse de« Vortragenden den sinnlichen Tatbeständen angemessen zu finden oder nicht, und es will uns scheinen, al» ob sich so mancher gegen die Suggestion der Grohmannschen Darlegungen gesperrt habe. Den begrifflichen Nach weis der inneren Notwendigkeit de» So-Gein» der besprochenen Werke blieb der Vortragende — ver zeihlicherweise — schuldig; auch n a ch der Analyse blickte aus den Blättern Munch«, Picasso«, Archi- penkov, Segall», Chagall», Feininger», Schmidt- Rottluff» und d«r anderen ein aufreizende» Rätsel. -H«. Der Kleistprri« für 1S2S. Der D«rtrauen»mann der «leiststifLng, Dr. Alfred DSblin, hat die Preise dieser Stiftung an Wilhelm Lehmann und Robert Musil verliehen. Außerdem hat er Melchior Vischer ein« Ehrenrrwähnung zuerkannt. Alfred Döblin begründet seinen Spruch mit folgenden Au»- führungen: .Wilhelm Lehmann und Robert Musil gehören nicht der jüngsten Generation an. jedoch I gehört, wa» ihre Generation leistet, zu dem Jüngsten I und auch Dauerhaftesten dieser Zeit im Literarischen. I vtnantMg, 6« LS Otctodrr Oft Sui Oie ös men -i Beide sind nicht nennenswert durchgedrungen. Der Kleistprri» fallt ihnen zu nicht für ein« Einzel leistuna, Vie Truppen Lie werden in nördlich von fordert, folgreich Kam schäften den mit schastlich von den dern 1 Diszir Ordn» schäften l.cher Bei de» Truppe» um wstrttem- Vie«, : liegen Erx vor. Es si demokrater stehen nock verteilen s soziale Großde und die ä sind wie Führer de im ersten deutschen < Vizekanzle: In de wählt 78 l ein Iüdisc Kamerat nicht zu» sttzungen bettersche mit den in dieser Für Die lunger angesetzt, möglich mitgeteili sämtliche bände. Verbo verein ch Duncker), vereinig« tralverba arbeiten» Heute k Milliarden steckte. W nnzuschauei Das w cs erst sorr kleine West vorbei . . . Vom H halb so ro Kleinge wie da» d< ein physisch Beim MU Milliardär auf dem i Millionensc tas sei ein icdankenlm ^>as eben Millionen i Milliarden veut' ist di 'O Hermes, wird sich rlappert, ei Zahlenbegri Mir grc und ich sei sind als Mi däre gedarl des Billion wir es veri wird gewk Wenn weni Geld sein« wachen, zu Tinn und Häusler». Dir wi uach der i stin. (Brii Maschinerie ichon da» ! klbsch <Au» d badische l Remm « Wahlkreil Mittetlun rung, b auszugebl Regterum Papierma Bevölkern wenn er i entgegeng Umfange wendig r Zwängen Die k Stücken i --- 4,20 G schuldenve währur nebst Zir Lande» in Währung sprechend geborg Verbände crsucht —, schäft gebr kehr ebeni auch Gol r resdeu, 22. erlöster. s« ig. Te l.) Wir erfahren über den Truppenanmarsch im Freistaat Sachsen folgendes: Die Trup- pe» Haden ftch planmäßig und ohne jede Zwischenfälle am 21. Oktober unter Füh rung des Generals Frisch im Raume Königsbrück bei Dresden, unter Füh- rnng des Generals von Ledebur im Raume Leipzi g-A ltenb « rg, und unter Führung des Obersten Föhrnbach bei Hof versammelt um Hos handelt eS sich bergische verbände. Nm 22. Oktober haben den Vormarsch augetreten. diesen Tagen di« Gegend Dresden, Meisten, Neuenhofe», Wurzen LelSnitz und Plauen erreichen. Die Ka vallerie, die in Meisten einrückte, wurde beschossen. Die Truppe» er- widerten das Feuer. SS gab mehrere Verletzte. Der kommunistische Führer Kupke wurde verhaftet. Am 2S. Oktober vormittags wird der Befehlshaber Generalleutnant Müller die an diesem Tage durch Dresden mar, schirrenden Truppe» am Neustädter Rat- ha«S vorbeimarschieren lasse«. Ein militärisches Schauspiel in Leipzig An Stelle des Reichswehr-Regiment» Nr. II, da« Leipzig mit unbekanntem Ziel verlassen hat, sind am Montag vormittag mit der Bahn und auf der Straß« Ha l l e —W ie d«ri tz sch —L e i p- zigTeile der Reichswehrregimenter 18 und 17 au« Braunschweig in Leipzig eingerückt. Die Truppen hotten zum Teil am Sonntag in den Vororten Quartier bezogen und sich am Montag in Marsch gesetzt. In ihrer Begleitung befinden sich leichte und schwere Minen werfer, Artillerie,' Kavallerie, Vkaschinengewehr- Abteilungen, sowie Panzerautos. Der Einzug der Truppen wurde von der Bevölkerung ohne beson dere Teilnahme entgegengenommen. Am Hauptbahnhof hielt das Infanterieregiment 16 kurz vor 11 Uhr eine Paradeab. Dann ging e» durch die Grimmaische Straße nach dem Süden der Stadt. Die Bevölkerung stand an den Straßen rändern und ließ den Zug schweigend an sich vorüber- passieren. Einzeln« Personen rrichten den Soldaten Zigarren und Zigaretten. Hierüber wurden Worte de» Unwillens unter dem Publikum laut. Artillerie regiment 4, das ebenfalls Leipzig passierte, scheint da» in Magdeburg stationierte Reichswehr-Artilleri«- regiment zu sein. Es sind verschiedene Gerüchte über da» Dr rolle« von Pauzerzüge» . au» alle» Teile« de» Reiche» in Umlauf. Ob sich die Gerüchte bewahrheiten, kann nicht nachkontrolliert werden. In der Gerber straß« kam es heute vormittag beim Durchzug der Truppen zu wüsten Schimpfereien. ' vor allem vor dem Arbeitslosenamt derartigen Um fang an, daß ein Polizeiaufgebot Ruhe schaffen mutzte. Zu Verhaftungen ist es nicht gekommen. Die sämtlichen Truppen find feldmarsch mäßig ausgerüstet und fuhren auch eigene Verpflegunq mit. Die ganzen Bewegungen kon zentrieren sich nach dem Süden, hauptsächlich in da, Industriegebiet, wo „Ordnung geschaffen und die proletarischen Hundertschaften aufgelöst werden sollen". Di« Truppevzusammeuziehuaae» solle» keine Straf«xekution, überhaupt kenn Ezekutton gegen Sachsen darstellrn, vielmehr find die Truppen nur zur Aufrechterhaltung bzw. zur Wiederherstellung der Ordnung nach Sachsen mitgeteilt wurde, nunmehr in ISO Sprachen übersetzt. E» dürft« somit da» verbreitetste Lied der Welt fern. Di« Prager DeutschnöMschea gegen de» Senat der Universität. Zwischen der deutschvölkischen Stu dentenschaft Prag« und dem Senat der Universität ist, wie bereit» gemeldet, ein Konflikt ausgebrochen, der auf di« Berufung de« deutschen Hochschulprofes- sorr Dr. Kisch von der Hal lisch«» an di« Prager Universität -urückgeht. Nunmehr erläßt di« deutsch- völkische Studentenschaft folgende Kundgebung: .Die deutsch«» Hochschulen sind im Besitz« de» sudeten deutschen Dolde», nicht «in Privatunterneh men der Dräger Juden. Dir sind dah«r nicht gewillt, mit dem akademischen Senat weiter zu verhandeln und weisen den un» seit Jahr und Tag vorgelegten Köder der Mitbestimmung in akademischen Angelegenheiten zurück und werden ohne den akademischen Senat, mit unserem Volk, den Kampf für di« Erhaltung des Deutschtum» unserer Hocy- schulen weiterführen." Deutscher alr Deutsch Don Friedrich Rückert stammt folgendes ironische Gedicht, das sich heute wie e n« politisch« Satire auf die kramp fig« Teutomanie der Deutsch völkischen liest, und hewetst, wie häßlich da» schöne Dort .deutsch" werden kann, wenn «an « zu oft ausspricht: Neulich deutschten auf deutsch vier deutsche Deutsch- linge deutschend, Eich überdeutschend am Deutsch, welcher der Deut- scheste sei. Vier deulscbnamig benannt: Deutsch, Deutscherig, Deutscherling, Deutschdich; Selbst so hatten zu oeutsch sie sich di« Namen ge- deutscht. Jetzt wettdeutschten sie, deutschend in grammatika lischer Deutschheit. Deutscheren Komparativ, deutschesten Superlativ. ^Ich bin deutsch« al» deutsch." -Ich deutscherer." »Deutschester bin ich»" .Ich bin der Deutschereste, oder der Deutschester«." Drauf durch Komparativ und Superlativ fort- deutschend, Deutschten sie auf bi» zum Deutschesteresteresten; Vi» st« vor komparatioisch- und superlativischer Deutschung Den Positi» »on Deutsch Haiti, veegefsen zuletzt. . zusammengezogen worden. Die Reichswehr hat di« Aufgabe, die proletarischen Hundertschaften aufzulösen und hofft dabei auf die Unterstützung der Bevölkerung. Zunächst soll versucht werden, die Aktion in friedlicher Wesse durch- zu führ en. Wird Widerstand geleistet, find die Kommandeure der Truppenteile angewresen, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln durch zugreifen. In der Schreibstube de» Znfanteriestabes 2 liegen Generalstabskarten von Sachsen, in die die einzelnen Transportlinien eingezeichnet und die weiteren Truppenbewegungen eingetragen sind. Sv laufe» von Leipzig rote Linien nach Süden, d>: etwa in der Nähe von Zwickau — Rötha nach Osten a b b i e g e n. Auf der Heerstraße selbst herrscht rege» Leben. Von Soldaten bewachte Lqstautos mit Maschinengewehrmunition und Ordonnanzautas fahren in die Kasernen ein. Im Standorts kommando, Heerstraße 11, waren vor den Wachtstuben eine Menge Zivilpersonen zu bemerken. Wie aus Bruchteilen der Unterhaltung zu entnehmen war, bandelt es sich hier um Freiwillige, die sich der Reichswehr zur Verfügung stellen. Daß soviel Reichswehr gegen Sachsen aufgeboten wird, läßt sich nur verstehen, wenn man annimmt, daß die Reichsregierung durch die bewußten Ten denzmeldungen gewisser Blatter ein ganz falsches Bild über die wirklichen Zustände in Sachsen gewonnen hat. Auch im Ausland laufen, wie ein aus Holland zurückgekehrter Fabrikant er zählte, die wildesten Gerüchte über die Zustände in .Sowjetsachsen' um. Zustände, wi« sie in der Blüte- zeit des Bolschewismus in Rußland geherrscht haben, sind ein Kinderspiel gegen die Verhältnisse, die an- geblich in Sachsen herrschen sollen, ist Dresden, 22. Oktober. (Eig. Tel.) Die Nach richtenstelle der Staatskanzlet teilt mit: Im Lause des Montagvormittaqs begaben sich verschiedene Trupp» Erwerdsloier nach der Stadt Meißen. Kurz danach kam auch berittene Reichs wehr durch die Stadt gezogen. Als diese in die Nähe des sogenannten Beamtenhauses kamen, fielen aus dem Hause Schüsse. Verletzt wurde niemand. Dann aber gab der Kommandeur der Reichswehr truppen Befehl zur Attacke gegen das Publikum, das sich dort auf der Straße befand. Bei der Ausführung dieses Befehles wurde auch von der Schußwaffe Ge brauch gemacht, wobei es mehrere Verletzte gab. Nachdem die Menge auseinandergetrieben war, wurde das Haus, aus dem geschossen worden war, durchsucht. Neun Personen wurden festgenommen. Unter ihnen befand sich auch der au» früheren Un ruhen bekannte Erwerbslose Kupke. Waffen sind jedoch weder bei den Verhafteten noch in dem Grund- stück, in dem sie verhaftet wurden, gefunden worden. Die Reichswehr ist wieder au» Meißen abgezogen. Der Streik im mitteldeutschen Vraunkohlen^evier Halle, 22. Oktober. (Eig. Tel.) Das Zen." tralstreikkomitee der Bergarbeiter, in dem sämtliche Organisationen der Bergarbeiter ver treten sind, erläßt folgenden Aufruf: .Kameraden, Bergarbeiter de» mitteldeutschen Braunkohlenrevier»! — Not und Elend haben die Kameraden zur Verzweiflung getrieben, llnter- nehmerwillkür hat sich geäußert in brutalem Tarif- bruch Nichtzahlung der durch Schiedsspruch fest gesetzten Löhne hat die Notlage der Arbeiterschaft derart verschärft, daß sie -um letzten Mittel, dem Streik, griff. Genügten schon die bisher durch Schiedsspruch anerkannten Löhne den wirklichen Teuerungsverhältnissen kaum, so trägt der letzte Woche gefällte Schiedsspruch dieser gar keine Rechnung. Dazu kommt di« noch wetterrasende Teuerungswelle. Die Gewerkschaftsorganisationen haben wiederholt eindringlich die Arbeitgeber auf die Notlage der Braunkohlenbergarbeiter aufmerk- sam gemacht und entsprechende Lohnerhöhungen g«. sondern für ihr gesamtes Werk. Wilhelm Leh- mann ist Erzähler (Romane: .Bilderstürmer", .Schmetterlingspuppe", .Weingott"). Er ist nicht al» Darsteller im Blotzmenschlichen oder gar in der Pathologie de» Menschen oder unreifer Menschen ver- biestert. Er stellt voran die Weite, den Reichtum und das Geheimnisvolle der Natur und fügt in ihre alten, ober stark und sehr eigengefühlten Zusammenhänge seine Menschen. Sein Stil ist gedrungen, warm und gegenständlich. Er gelangt — besonder» im .Wein gott" — zu außerordentlich schöner Gestaltung von Situationen, Einzelschicksalen, ganzen epischen Vor gängen. — Ebenso ehrlich und echt wie er ist Robert Musil. Er hat verfaßt Epische» (Romane und Er zählungen), ein Drama .Die Schwärmer". Dor vielen poetisierenden Zeitgenossen hat er einen freien und sicheren männlichen Geist voraus. Er besitzt einen großen Ileberblick über die gesellschaftlichen Spannungen unserer Zeit. Beide, Musil und Leh mann, sind wirkliche Könner und, wenn auch nicht lärmend, am Weichenstellwerk ihrer Zeit tätig. — Der jung« Melchior Vischer unausgeführt, ungebruckt, ist der Verfasser zweier Dramen .Debüreau" und .Der Teemensch". Er geht, im Besitz eine» guten Theater- Handwerks, seinen eigenen Weg, zeigt dramatische Verve und Gestaltungskraft." Pfitzner, Romantische Kantate .Don deut scher Seele" hat bei ihrer ersten Aufführung in New Bork, die unter Artur Bodanzky» Lei tung mit dem Metropolitan Opera-Orchester und der Society of the Friend« of Music in vollendeter Weise stattfand, einen sensationellen Erfolg gehabt. An« Leiter de» Hochschen Konservatorium» in Frankfurt a-M. ist Bernhard Sek le» al» Nachfolger de» nach Berlin berufenen W. v. Dautzner ernannt worden. Karl Spitzweg« Bild .Der heimkehrend« Klau»ner", da» im Juli au» der Berliner Nationalgalerte gestohlen worden war, ist wieder aufgetaucht. Bei eine» Rot« erschien «in ihm unbekannter Herr, der ihm. nachdem er sich der Amtsverschwiegenheit versichert hatte, da» kostbare Gemälde übergab. Der überrascht« Notar setzte sofort die Nationalgalerie in Kenntnis. Die Identität de» Bilde« wurde festgestellt. v— verbreftrtstr Lied. Da« Lutherlted .Gin' f« st « B « rg " ist, «1, auf de« küttltch statt gefundenen lutherischen Weltfonvent in Eisenach Landfremde Truppenverbände in Sachsen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)