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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.10.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-10-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192310212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231021
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231021
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-10
- Tag 1923-10-21
-
Monat
1923-10
-
Jahr
1923
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r«»- » ckaa LI. vbtodar I^LKesderickt Vas „gelöste" Wetterproblem Dor kurzem ging eine Nachricht durch die Zei tungen, daß es in Amerika (natürlich!) gelungen sei. das Welter, vor allem die Regenniedcrschläge, elek trisch zu regulieren. Kommt z. B. eine Regenwolke, die sich über einem Landstrich abregnen soll, aber nicht will, so läßt man einen Flugapparat aus. steigen, der mitten in die Wolke hineinfährt und dann aus einem unten angebrachten Kasten feine Eandkörnchen weit um sich schleudert. Diese Sand- körnchen sind auf dem Flugzeug je nach Bedarf positiv oder negatin geladen worden; sie ziehen nun die Waffcrtröpschen der Wolke an und reißen sie mit sich zur Erde. Und umgelehrt, wenn es nicht regnen soll, lädt man den Sand mit derselben Elektrizität, so daß er die Waffertröpfchen abstößt. Diese neue Erfindung birgt ungeahnte Möglich keiten in sich. Mit dem Wetterproblem werden au» einen Schlag viele andere Probleme gelöst. Zum Beispiel braucht die Landwirtschaft nie mehr nnter ungünstiger Witterung zu leiden. Man bestellt ein. fach: eine Woche Sonnenschein, eine Woche Regen. Wie es am nützlichsten ist. Die Ernte wird über- reich werden. Deutschlands Ernährung wird vom Ausland unabbängig. es spart eine Unmenge Devisen, die Dnlutafrage wird nebenbei zum guten Teil ge- löst. Sodann werden die Städter eine höchst an genehme Erleichterung empfinden, wenn es in den Herbstwochen nicht mehr Tage und Nächte lang ohne Unterbrechung gießt, so d.H man ob des bleiernen Himmels selbst in eine bleischwere Stimmung gerät. Uebcrhaupt wird ja die Stimmung bei de» meisten Menschen sehr stark durch das Wetter beeinflußt — was liegt also näher, als durch solche einfachen mechanischen Mittelchcn die Menschen dauernd in e»ne göttlich gehobene Stimmung zu versetzen? Di: Folgen wären unabsehbar: die Dichter würden nicht mehr so schlechte Dramen, Gedichte, Romane schrei- ben, weil sie nun „in Stimmung" sind, die Iourna- listen würden keine Artikel mehr schreiben, die so trübe wie das Wetter sind; vor allem aber: wenn alle Politiker in der Welt stets bei guter Laune wären! Oder wenn wenigstens in Paris am Quai d'Orsay und in München und Dresden immer gut Wetter wäre! Es gäbe keinen Krieg imd keine poli tischen Verwickelungen mehr. Sollte es aber doch einmal, vielleicht weil nicht gleich so viel Sand da war, zum Kriege kommen, so würde man ihn wenigstens bei dauernd gntem Wetter führen können und den Kriegern damit eine sehr nötige Er- leichtecung verschaffen. (Früher gingen sie bei schlechtem Wetter bekanntlich in den Saal.) Auch der Dirtschaktsfriede wäre dann gesichert, und die Produktion, durch keine Störungen mehr beein trächtigt, würde weit reichlicher sein als bisher. Dann wären aber auch die Angehörigen ganzer Berufe alle Sorgen los. Die ^.Sommerfrischen- besitzcr" im Gebirge und an der See brauchten sich nicht mehr zu beklagen, daß wegen wochenlangen Regens niemand komme, alle Brauereien und Bier- lokale würden aus dem mit dem Barometer gewöhn lich steigenden menschlichen Durst einen will kommenen Profit ziehen. Doch habe ich ein Bedenken: ich weiß nicht, wem man die Wctt"rregelung übertragen soll. Individuell ist sie gar nicht möglich, man wird mindestens auf Flächen von dem Umfang einer großen Stadt das selbe Wetter „arrangieren" muffen. Und da halte ich es für leicht möglich, daß andere Interessenten gegen das dauernd gute Wetter Opposition machen werden. Ium Beispiel alle Auto- und Droschken besitzer, Straßenbahnaktionäre, denen es ja nie genug regnen kann. Und andere wichtige Interessenten- gruppen wären die Schirmfabrikanten und -Händler, die ganze Regenmantel- und Gummischuhbranche.... Ich fürchte, man würde sich nicht einigen können und nach einigem Jank und Streit — dem lieben Gott wieder das Wetter machen kaffen! Auf jeden Fall empfehle ich aber, sich mit soliden Schirmen „einzudecken". Für den Fall des Wasser regens als Schutz gegen die Regentropfen, für den Fall des — Sandregens als Schutz gegen die Sand körner. Denn regnen wird es auf alle Fälle... ro. Markthallen-Wanderung In der Markthalle herrschte am Sonnabend vor- mittag trotz der wiederum erheblich heraufgesetzten Preise ein lebhafter -Verkehr, der von Beamten der Schutzpolizei überwacht und geregelt wurde. Der Gcfrierfleischmarkt hatte Rindfleisch für 800 Millionen und Gehacktes für 920 Millionen Mark ausgestellt. Die Preise auf dem Frischfleischmarkt waren stark erhöht worden. Schweinefleisch kostete 2000, Kalbfleisch 1000, Rindfleisch 1200 und Hammel fleisch 1100 Millionen Mark. Mettwurst wurde zu .1400, Blutwurst zu 3200, Leberwurst zu 2400 und Knackwurst zu 2000 Millionen Mark angeboten. Gemüse war auf dem Sonnabendmarkte reich lich erschienen. Welschkraut wurde für 80, Weißkohl für 70, Rotkohl für 110, Tomaten für 170, grüne Bohnen für 100, Blumenkohl für 200, Möhren für 40, Salat für 15 mtd Kartoffeln für 95 Millionen Mark abgegeben. Tafcläpfcl wurden für 250, Musäpfel für 150, Tafelbirnen für 200 und Kochbirnen für 120 Millionen Mark verkauft. Seefische wurden auf dem Fischmarkt sehr be- gehrt. Seelachs kostete 500, Schellfisch 650, Kabeljau 600, Rotzunge 700, Goldbarsch 450, Karpfen 800 und Schleien 1000 Millionen Mark. Grüne Heringe und Bücklinge wurden nicht gehandelt. An den Kolonialwaren ständen wurde Vollreis für 600, Bruchreis und Grieß für 500, Nudeln für 430, Haferflockcn für 500 und Gerste für 200 Millionen Mark verkauft. Kakao kostete 2000, und eine Büchse kondensierte Milch 800—2000 Mil lionen Mark. Auf der Fettgalerie wurde Butter mit L200, Margarine mit 1800, amerikanisches Schmalz mit 2200, Tilsiter Käse mit 1000, Edamer und Camembert- Käse mit 3000, Dacksteinkäse mit 800, und deutscher Quarkkäse mit 50 Millionen Mark gehandelt. Eier waren auf dem Markt nicht erschienen. Die 100-Milliarden-Rote. Der neuerliche starke Marksturz hat die Reichsbank veranlaßt, den Druck des 100-Milliarden-Scheine« vorzubereiten. Mit der Ausgabe dieses Scheines soll bereit« in den nächsten Tagen begonnen werden. Schorusteinfegergebühre». Di« vorläufige Schlüs selzahl zur Ermittlung der Gebühren für da» Reinigen der Schornsteine im Stadtgebiet ist mit Wirkung vom 20. d. M. auf 200000 000 fest gesetzt worden. Di« Schlüsselzahl für de» deutsche» Buchhandel -»trägt am 20. Oktober 1V23 drei Milliarden. Etoerjahümge» bi» zu« 25 Oktober. Das Lande»finanzamt Dresden teilt mit: Bekanntlich sollen künftig alle Steuerzahlungen nach einem Gold- umrechnungäsatz umgewertet werden, so daß also er heblich höhere Beträge al« die bisher festgesetzten zu zahlen sein werden. Der Reichsminister der Finan- zen hat jedoch, um den Uebergang zu den neuen Vor- schriften zu erleichtern, angeordnet, daß bis zum 25. Oktober alle Steuerschulden (außer der Land- abgabe) noch durch Zahlung des ursprüng- lichen Papiermarkbetrag« getilgt werden können. Soweit Zuschläge wegen verspäteter Zah lung verwirkt sind, regeln sie sich bi» zum 25. Okto- ber noch nach den bisherigen Bestimmungen. Dom 26. Oktober ab werden die Vorschriften der Aus wertung-Verordnung Hes Reichspräsidenten im vollen Umfange wirksam. E« ist also von Vorteil für die Steuerpflichtigen, ihre Steuerschulden spätesten» dis zum 25. Oktober zu begleichen. Hierauf wird be- sonders hingewiesen. I-erpLitzer ^Vrnterkilke. krieren^en ^vLrmen!! 8m Vinter der bittersten Lot bsßmnt. Inuseacte von Leipziger Lm- wotmsru stebsn kiUlos im Xsmpk um das tägliche örot, um die warme Stube. HIÜUQsr uuä krausa verlieren dis Lusrsicbenclsn Verdienste, Kinder kunxsro, werdende Mütter derben, ^lte und Invalide brocken zusammen, krei schaffende Osistsssrbeitsr und Künstler entbsbren des kotveudigsts. Täglich medren sieb dis laten der Verzweiflung derer, dis ersparten Lositz aufzezekrt baden, dis in äuüsrstsr Kot allein sieben, der Scheuen, der Ungewandten, der Ratlosen. Reick, Staat und Stadtgsmeinde sind nickt mebr in der I-ags, allein der Kot zu steuern. Zu dem, was sie im Verein mit der privaten Voklkakrts- ptlsge bisber scdon leisteten, mu6 ein Lillswerk treten, dessen oberster Orund. salz es sein soll, unter allen Umständen jedem wirklich Darbenden und kedürktißso, den fermsten der ^rmsn unseres Volkes und den ^nxedöriLen des versinkenden btittelstandes tätlich «ne marine rurukstdrso. Die Stadtßemeinds, die privaten Voklkakrtgorgavisattonen werden ikre teckniscksn Hilfsmittel Einsetzen, um in kürzester Zeit «lurckrulkükren. keine neue Organisation soll geschaffen, nur vorbandsns kürsorgs- zwsists sollen ausgebaut und erweitert werden. Vir wollen Mich kür Säug lings und Kleinkinder, kür schwangere krauen und stillende Mütter, eins warme Mttags- oder ^dendmaklrsit kür Schulkinder, hlänner und krauen, warme Kleidung und warme Unterkunft kür krierende schaffen. Lennn nur gelingen, *venn »Ile na» Kelten! Die gesinnte Bevölkerung muß Lerer ttiltr^verlc »tutren k Vir bitten allo Lewobner keipiigs um Spenden, ^n Kandel und Industrie, Lanken, Oswerbs Und Landwirtschaft ergebt dis Litte um lautende Zuwendungen, denn der Vinter ist lang, um groLs Spenden, dis den Lrkolg zu »Lebern vermögen. Oebalts- und Lohnempfänger bitten wir um regslmäüigs Gablung eines Lrucbteiles ibrss Linkommens. ^uck die kleinste Oabe wird willkommen sein: der Teil eines larittages, das kntgslt einer Arbeitsstunde, die Sammlung einer Scbule, eines Vereins, eines Büros, einer Verkstätts. Osldspsndsn nsbmen sämtlicbs Leipziger Lanken und Laukisrs und die Oescbäktsstvllv entgegen. Anträgen und Anmeldungen von Sachspenden bitten wir zu richten an: Dis Osscbäktsstells der Leipziger Vintsrbilke, Stadtbaus, kingang katbausring, Lek« LotterstraLo, IIntergsscboL Timmer 623, ksrnrut keuss katbaus kr. 359. krau ä.aoa äekormsvv, Stadtrat — Hermann ^dlswedo — Rlutd, Stadtrat — Ronkoff, kkarrvr — Rodert Körner, bl. d. L. — krau Rettin» krsvnsr — blax Rrockdaus — öüngvr, Rechtsanwalt bt. d. L. — O. Lords«, Obsrkireksnrat — krisdrieb Vildelm Dodel, Oed. Rat — Vildelm Dorrdausr — krsu Oertrud Oumstrsy-krsvtag — ösrodard Ridmano, Stadtverordneter — vir. kaust — klsiünsr, Polizeipräsident — krau vora körster — Vildelm kurtvänglvr — krok. vr. Vatter Oovtr, bl. d. L. — vr. Ooldmaon, Osmeindo- raddiner — L. Ooldsteiu, Odekredaktsur des Leipziger Tageblattes — dokaon Oretdleio — Oeorg Orümps — Oustav Lanks — Reindold liagsn — Hartung, Kommerzienrat — blax Lezswald — krok. Leid, Rektor der Universität — Rdgar Lerkurtd, Oed. Kat — blax Lermann Leins — Heinze, Stadtverordoetenvorstsder — Leori Liorieksen, Oed. komm.-kat — katr, Direktor der Leipziger Verlagsdrucksrsi — Dir. Kurt Kaiser — vr. Raimund Koedler — vr. knebel, Präsident des Landssünanzamtes — krok. Stephan krekl — vr. älwin Kronacher — Krug, Oderpostdirektor — Dr. kuditr, kürgvrmsister — Dr. kunatk, Stadtverordneter — Lange, krsiskauptmann — Arthur Ledmann, Stadt»mtwann — Richard Listing — krau Lüddsko — krau Ida blanskeld — Dr. 0. blargutk, obokrsdaktsur der Reuen Leipziger Zeitung — krau Kdith blsndelssodn Vartkold^ — Vildelm bleuer, Stadtverordneter — krok. Dr. ka^r, Oed. Kat — Dr. kovttsr, Stadtderirksarrt — Oskar küscdol — Stekänie katd — Dr. keter Reindold, bl. d. L. — Dr. dodaones Richter, Studisnrat — Arthur Köllig, bl. d. L. — Heinrich Rosenthal — Rotd, Rürgsrmeistor — Dr. kolke, Oderdürgermsistor — Scdaal, Lsdrer — Oeorg Schmidt, Stadtverordneter — Richard Schmidt, kräs. der Handelskammer — kerdinand Scduldok — Sckulrv, Rektor der Handelshochschule — kaul Schwede — kliss Seetrsn — Alfred Selter — Dr. Simons, kräs. de« keiekagsriedts — krau Lslsns Skutsck — Dr. Stein — krok. Dr. Stsindortk, Oekeimrat — krau Olga v. Stieglitz — krälat Stranz — krok. Dr. d. c. Karl Straude — Dr. Strekker, San.-Kat — kroL Dr. v. Strümpell, Oed. Rat — Rvrnkard Tdalaeksr — widert Tsdde — krok. Valtsr Tiemann — krau doseünv v. Tisekevdork — Oustav Vogel, Stadtrat — Lugo Vogel, Odermvister — krau Trude Voigt — Vildelm Vagner — Vsicdslt. Oed. Komm.-Rat — krau Oertrud Vsicksrt — ^roo Vetrig — Dr. Vilddagsn, Oed. dustir-Rat — Vuttks, 8äeksrodermvi«ter, Stadtverordneter — Dr. Lao« Vulldorlled, bl. d. L, — krau Leonors Zimmermann — krau Lllda Zimmern — Dr. Oeorg Zöpkvl, Recktsanwalt. Zür «ranke und Arme Dir Rot der Zeit ist groß. Dos deutsche Wirt- schaftslebeu seufzt unter dem Druck der niedergehen den Mart, deren Kaufkraft von Tag zu Tag schwinde:. In noch stärkerem Maße aber wird das große Heer ber Perbraucherschaft davon betroffen. Viele Kops- und Handarbeiter haben ihre Arbeitsgelegenheit ver loren. Sie sind entlassen, bestenfalls zur Kurzarbeit verurteilt. Der Verdienst ist so gering geworden, daß sie kaum noch Rat wissen, wie sie der Zukunft entgegengehen sollen. Die Preise von Kleidung und Lebensmittel steigen unaufhörlich. Ob man will oder nicht, e« muß an nahrhaften Speisen gespart werden. Das Gespenst der Unterernährung taucht wieder auf. Krankheiten stellen sich ein. Junge Frauen werden unfähig, ihren Säuglingen die natürliche Nahrung zn geben. Bei den Kindern höhlen sich die Wangen. Die frischen Farben des Ge sichts sind längst verblaßt, und schon frühii tragen sic in sich den Keim der Tuberkulose. Mit hungrigem Magen gehen sie zur Schule. Milch, Fleisch und Eier kennt ein großer Teil von ihnen nur noch dem Namen nach. Barfuß trippeln sie trotz der herbstlichen Jah reszeit durch die Straßen, die Kleidung zerrissen, oft ohne wärmendes Hemd. Doch nicht genug damit. Auch die Alten, die Pensionäre und Rentner, die ihre Arbeit?- kraft im Existenzkampf früherer Jahre verbraucht haben, sie siechen dahin. Der Lebensabend, für den sie einst ein paar Groschen gespart, wird zu einem furchtbaren Martyrium, zu einer Kette von Entsagungen, die sich immer enger und enger um ihren ausgedörrten Leib zieht, bis er eines Tages völlig erliegt. Stilles Dulden und heim- ltche Tränen kennzeichnen die Tage der Verarm- ten. Die Unterstützungen, die ihnen vom Reich und der Gemeinde werden, sind gering. Die vorhan denen Mittel reichen nicht aus, um allen helfen zu können. Da ist es zu begrüßen, daß ,etzt ein Kreis privater Personen in Leipzig sich entschlossen haben, dort, wo Staat und Gemeinde versagen, einzuspringen. In einem öffentlichen A u f- ruf, der auch in unserer Zeitung heute zum Abdruck gelangt, wenden sie sich an die gesamte Bevöl - kerung unserer Stadt, sich an dem Werk der Nächstenliebe zu beteiligen. Die Hun gernden sollen gespeist, die Frierenden erwärmt werden. Jeder, ohne Unterschied der Partei, der in Not geraten ist, soll auch im Winter eine warme Mahlzeit nud eine warme Stube haben. Mann oder Frau, Alt oder Jung, alle, die darben und unterstützungsbedürftig sind, sollen be dacht werden. Der Student wie der arbeitslose Fa brikarbeiter, der Künstler und der Angestellte, der ohne Einkommen ist. Die Leipziger Winterhilfe sollkeineNcuorga- nisation darstellen, sondern vorhandene Fürsorge-weige ausbauen und erwei- tern. Die Leipziger Winterhilfe will Milch für Säuglinge und kleine Kinder, für schwangere Frauen und stillende Mütter schaffen, eine warme Mittag oder Abendmahlzeit für sieche Männer und Frauen und Kinder bereitstellen und den Frierenden warme Kleidung und Unterkunft geben. Wohl speist die Stadt jetzt schon täglich 15 000 Kinder, aber wei tere 10 000 Kinder, die nach ärztlichen Fest stellungen unterernährt sind, gehen leer aus. Mutterschutz und Studentenküche, die städtischen Volks badeanstalten und die Gulaschkanone der Heilsarmee, alles wird in den Dienst der guten Sache eingespannt werden, damit die Leipziger Winterhilfe von Dauer ist und an keinen vorübcrgeht, der zu den Aermften der Armen, zum versinkenden Mittel- stand gehört. An den Maffenspcisungen kann jeder tcilnehmen, der da leidet; kein Bedürftiger wird aus geschloffen. Das Hilfswcrk ist aber nur d u r ch z u f ü h r e n, wenn sich die gesamte Leipziger Bevölke rung daran beteiligt. An Handel und Indu- strie, Banken, Gewerbe und Landwirtschaft ergeht deshalb die Bitte um laufende Zuwendung, um große Spenden, die den Erfolg zu sichern vermögen. Auch die Gehalts- und Lohnempfänger werden um regelmäßige Zahlung eines Bruchteils ihres Einkommens gebeten. Geldspenden nehmen sämtliche Leipziger Banken und Bankiers an, und auch die Geschäftsstelle der Leipziger Winterhilfe im Stadthaus (Zimmer 623). Die Leipziger Winterhilfe soll ein Zeugnis des Gc- meinsinns der Leipziger Bevölkerung sein! Möge jeder zu seinem Teile daran Mitarbeiten, damit das große Werk praktischer Nächstenliebe zu einem glück lichen Ende geführt werde. V. K. Lin Liter Milch 196 Millionen Der Vollmilchpreis im Stavtbezirk Leipzig wirk) vom 21. Oktober 1923 an je Liter auf 196 090 090 Mark ab Laven over frei HauS bis auf weiteres festgesetzt. Die Mager- unv Buttermilchpreise betragen Vie SSlfte vcs Vollmilchpreises. Bis 23. Oktober 1923 hat jever, ver Milch in Ven Ltavtbezirk Leipzig einführt over vaselbst erzeugt, für Vie Woche vom 14. bis 20. Oktober pro Liter 30 000 000 Mark Abschlagszahlung an Vie Milch preisausgleichstelle zu zahlen. Der Hotel-Mnltlpltkator betragt jetzt 900 Mil- lionen. Der Ort»krankenraff«n-Multtz»likator. Die All- gemeine Ortskrankenkasse für die Stadt Leipzig ver öffentlicht in der heutigen Nummer eine Bekannt machung, wonach für die Berechnung der Beiträge und Leistungen maßgebende Multiplikator für die Woche vom 22. bis 28. Oktober 1923 auf 400 er höht worden ist. Gleichzeitig find die Beiträge für die Invalidenversicherung geändert wor den. Natobeschlüsse Derr Rat beschloß, dem Gtadtrat Dr. Barthel di« Leitung des Wohlfahrtrpolizeiamte«, der Ab teilung für Forsten und Anlagen, de» Ermittelungs amte» und «ine« Teile« de« Gesundheitsamt«« zu übertragen, und deshalb zu seiner Entlastung für die Intendanz Herrn Stadtamtsrat Dr. Köppen voll zur Verfügung zu stellen. Der durch die Erhöhung der Bezüge der Rat»mitglieder, Beamten, Angestellten, Leh rer an den höheren Schulen, Ruheständler und Hinterbliebenen ufw. für da« -weite und dritte Oktobervtertel sowie infolge Erhöhung der Arbeiter« lbhn« füer da» laufende Rechnungsjahr erwachsende Mehraufwand wurde bewilligt. Augeftimmt wurde der Ueberlaffung von Land von Flurstück Rr. 322 für Stötteritz zu Siedlung», -weck«, — Steuerabzug vom Arbeitslohn in der Tabak industrie. Vom Landesfinanzamt wird mitgeteilt, daß auf Anordnug des Reichsministers der Finanzen die Werte der den Arbeitnehmern in der Tabak- industrie ohne besonderes Entgelt gelieferten Frei zigarren, Freizigarillo«, Freizigaretten und Frei- tabak für die Zeit vom 15. Oktober ab wie folgt neu festgesetzt worden sind: Wert der Freizigarren 2 500 000 Mark, der Freizigarillo« 1250 000 Mark, der Freizigaretten 750 000 Mark für da« Stück, de« Freitabak« 15 000000 Mark für 100 Gramm. Diebstahl im Zoologische« Garte». In dar Rächt zum 18. d. M. find au» einem Käfig mben de« Elefantenhause drei braunqelb« Frettchen gestohlen worden. Wahrnehmungen über den verdächtigen Be sitzer solcher Tiere teile man der Krivnnalpoplhm »it. O Klet«rr«t»erhtlfe Alle Milglteder, dt« nock» keine bare SketchSHtlte begehen, wollen N<v Montag, DienLtag, Frei tag. «onnavend g bi« 11 Mr Koylgartcnstraze 67, 1, melden. L^UU^AElR
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