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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.10.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-10-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192310212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231021
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231021
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-10
- Tag 1923-10-21
-
Monat
1923-10
-
Jahr
1923
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-einer und Uebergriss« sogenannter »Kontrollau»- schüsse' nicht unterbleiben. Kein Bäcker wird sich Mehl, kein Fleischer Fleisch hinleg««, wenn er damit rechnen muß, daß es ihm genommen wird. Ich warne daher vor weiteren Ausschreitungen. Ei« werden auf die Täter in voller Schwere zurückfolleul Mögen sie bedenk«, daß sie mit ihre« Leden spielen, falle ich gezwungen bin, di« Truppen einzu setzen! Der Befehlshaber de, Wehrkreise» IV, geg. Müller, Generalleutnant.' * München, 20. Oktober. (Eig. Tel.) Zn früher Stunde ist heute ein Ministerrat zusammen getreten, um sich mit der au» der Abberufung de» General» v. Lossow hervorgehenden Lage zu beschäftigten. Amtlich wird mitgeteilt, daß di« Darstellung des Falles Lossow, die die Reichs regierung durch die Presse veröffentlicht hat, in wichtigen Punkten der Berichtigung bedürfe; eine genaue Sachdarstellung werde von der bayrischen Regierung noch gegeben werden. Im übrigen ist bi» zur Stunde dem General da» Verabschiedungsdekret noch nicht zugegangen. München, 2V. Oktober. (Gig. Te l.) Die heuti gen Münchner Morg enzeitungen veröffent lichen heftige Angriffe gegen da» Reich, meist unter dem Titel »Berliner Hetze gegen Bayern'. Die »Münchner Neuesten Nachrichten' schreiben, man solle sich in Berlin keiner Täuschung darüber hingcben, daß Bayern im Falle Lossow nicht nachgebcn könne und nicht nachqeben werde. Die bayrische Regierung habe sich mit allen Eventuali täten befaßt, und man glaube richtig unterrichtet zu sein, wenn man sage, daß man einen Konflikt mit dem Reiche durchaus nicht wünsche, daß man aber entschlossen sei. nicht den Kopf Lossows gegen den- senigen Geßler » einzutauschen. Am meisten zeigen sich die „Münchner Neuesten Nachrichten' über die Gleichstellung Bayern» mit dem sozialdemokratisch, kommunistischen Sa chsen erbittert; diese beiden Länder in der gegenwärtigen Situation irgendwie miteinander verknüpfen zu wollen, sei eine un erhörte Pression, die man mit dem Wort .Erpressung' nicht zu scharf charakterisiere. Die »M ü n ch e n - A u g s b u r g e r Abend- zeitung' bringt am Kopf ihres Blattes die lieber- schrift: »Ausbruch des Konfliktes zwischen Bayern und der Berliner Regierung' und erklärt, jetzt sei es Zeit zu reden. Bayern lasse sich eine solche Politikni ch tlänqergefallen. Komme e» zum Kampfe, dann wehe die deuts che Fahne im Lager Bayerns. . Di« »Bayrische Bolkspor teä-Korre spondenz' befleißigt sich einer gemäßigten Sprache, bezeichnet jedoch das Verhalten de» Gene ral» v. Lossow al» rechtlich vollkommen gedeckt, da es der notwendigen Rücksicht auf di« bayrische Staat»' vegierung entsprochen hob«. Das Einschreiten de» Reichswehrministers wird al« Eingriff in eine innere bayrisch« Angelegenheit bezeichnet und aus ihm gefolgert, daß es an der Zeit sei, d i e Der - fassungsverhältnissse in Deutsch land neu zu regeln. München, 20. Oktober. (Eig. Tel.) An der Spitz« seines Blatte» erklärt heut« der „Völkisch« Beobachter', daß ihm bei seiner Stellungnahme gegen die verlautbarte Absicht einer Diktatur der Heeresleitung eine persönliche Beleidigung des Generals v. S« eckt ferngelegen habe, und daß er bedauere, daß eine solche dem Wortlaut oder dem Sinne nach in dem betreffenden Aufsatze habe erblickt werden können. Kus Gustav Mahlers Leipziger Seit Unveröffentlichte Briefe Mahler» an Max Staegeman». Mitgeteilt von »eftnoor Ein paar Blätter liegen vor mir» am Rande und in den Brüchen leicht vergilbt und mit rastlosen düsteren Schriftzügen bedeckt, au» denen die Dämonie eine» Menschen spricht. Sie geben ebensoviel Seelen schilderung wie Lebensbeschreibung des Manne», der sie ausgeschrieben hat. Durch allen Zwang zur Form, der sich aus der Art der Aufzeichnungen ergibt — es sind ja Briefe an einen Theaterdirektor — klingt das Bekenntnis des künstlerischen Menschen; ein Suchen. Ringen, aber auch ein innerster Glaub« an sich und seine Sendung. Kommentar« zu diesen allerpersönlichsten Briefen Mahlers an Mar Staeqemann sind eigentlich über flüssig. Sie nehmen auf Verhältnisse und Menschen Bezug, die unserer Generation noch unvergessen find. Auf ein Stück Vergangenheit, da» bi« in die letzten Tage in leibhaftiger Gestalt und heute fast stärker als je sinnbildlich unter uns lebt: in Nikiscft Nikisch ist der .Kollege', von dem Mahler in einem der folgenden Briefe, ohne dessen NamHr zu nennen, spricht. Und um Nikisch dreht sich der Inhalt jener Briefgruppr au» dem November 1880. Bielen wird e» eine Ueberraschuag sein, aus dem letzten der beut mitgeteilten Briefe zu erkennen, daß Mahler damals schon, in den ersten Monaten seiner Leipziger Tätigkeit al» zweiter Oprrnkapellmeister, um seine Entlassung gebeten hat. Die Notiz im »Leipziger Tageblatt', auf welche der kurze Brief vom 30. November Bezug nimmt, enthält den schon wegen der Art der Formulierung von Mahler ver letzend empfundenen Passu»: »Selbstverständlich leitet Herr Capellmeister Nikisch die gesamte Nibe- lungen-Tetralogie.' Das erwähnte Schreiben vom »Dezember des vorigen Jahre»' ist anscheinend verloren gegangen. Ersichtlich hat in ihm Mohler auf die Möglichkeit von Reibungen und Kompetenzstreitigkeiten aufmerk sam gemacht, die sich au» dem Zusammenwirken mit Nikisch ergäben. Mahler konnte natürlich mit Recht eine weitgehende Heranziehung zur Direktion von Wagneropern und anderen wichtigen Werken be- anspruchen, da er sich in seiner Prager Kapellmeister zeit uneingeschränkt künstlerisch hatte ausleben können. Mahler« wiederholt ausgesprochene Bitte ihm für seinen Antritt die Leitung de» »Tannhäuser' zu übertragen, wurde von Stargemann überhört. Ader auch die .Meistersinger' wurden nicht ange setzt. Am 3. August kündigt eine Theoternott» an. daß »der nevengagierte Eapellmeister Herr Mahler', Der Beamtenabbau im Reich Berlin, LV. vktoHer. Am Reichsrinanzminifteriumwue»« soe»«n Vie ve»»rdnunss über de« venmtenntzHnn fertiEOeftellt. Gitte K«rrefd«»dett» teilt an» Vieser verschiede«« Simelheite« mit. Danach dürfen Beamte oder An wärter nicht mehr eingestellt werde«. Bon der Gesamtzahl der «» 1«. Ok tober 1V2S im Dienst befindlichen planmLftiaen oder aufterplanmäftigen Reichs beamte» sollen mindestens 25 Prozent auSscheide«; die durch die An»- schetdnng freiweedende« Planstellen sollen nicht wieder besetzt werde«. Berlin, 20. Oktober. (Eig. Tel.) Gestern nach- mittag fand im Reichsfinanzministerium ein« Be sprechung der Vertreter drr Reichsregterung mit dem Beamten- und S p i tz e n o r g a ni sa t i o n e n über eine Neuregelung der Arbeitszeit der Beamten statt. Hierbei nahm der Vorsitzende, Ministerialdirektor Dr. Falck, Gelegenheit, den in der Beamtenschaft umlaufenden Gerüchten über den Inhalt der Beamtenabbauvcrordnung entgegen- -»treten. Berlin, 20. Oktober. (Eig. T e l.) Nachdem der Reichspräsident mit Rücksicht auf die Finanz lage des Reiches bis auf weiteres auf die Hälft« d«r ihm zustchenden Aufwandsgelder verzichtet hat, hat nunmehr da» Auswärtig, Amt mit sofortiger Wirkung sehr einschneidende Kürzungen der Gehälter seiner Auslands-Beamten angeordnet. Diesen Peamten find bereit» durch frühere Gehalt»kürzungen Einschränkungen auferlegt worden, wie sie die Not der Feit für all« mit sich bringen muß. Gleichwohl hat da» Auswärtige Amt, wie wir hören, einen weiteren Abbau durchgeführt, indem es mit wenigen Ausnahmen die Gehälter in der ganzen Welt durchschnittlich um 10 Prozent, zum Teil sogar um höhere Sähe, herabgemindert hat. Die Ge hälter der Gesandten sind um IS und die d«r Botschafter um 18 Prozent gekürzt worden. Merding» ist den Gehaltskürzungen eine Schranke dadurch gezogen, daß die deutschen Anslandsbeamten al» Mitglieder von diplomatischen oder konsularischen Korp» gemäß ihrer Stellung in ihrer Lebenshaltung unter ein gewisse« Maß nicht heruntergehen können, wenn die Erfüllung ihrer Aufgaben nicht leiden soll. Da» Auswärtige Amt hat diese Kürzungen in dem Bestreben angeordnet, durch äußerste Einschränkung sämtlicher im Ausland zu leistenden Ausgaben bei dem Wiederaufbau der zerrütteten Reichofinanzen tatkräftig mitzuwirken, obgleich diese» Ressort an sich durch di« bei den Auslandsvertretungen auf kommenden Gebühren al» einzige, in der glück lichen Loge wäre, seine sämtlichen Ausgaben durch eigene Einnahmen zu decken. . 4 Sur Tragödie an der Ruhr Der bekannte So,iaLpoltttker und Heraus geber der »So,taten Praxi»', Professor Heyde, schildert im demnächst erscheinenden -est seiner Wochenschrift di« moralischen Schwie rigkeiten der Wiederaufnahme der Arbeit im Nutzere vier auf Grund von TU »dien, die er persönlich gemach, hat. Wohin man im Ruhrgebiet hört —, überall tönt einem die Klage über den moralischen Der- fall entgegen. Eine vielleicht etwa« kühne Schätzung geht dahin, daß gegen Ende de« passiven Wider stand«» vielleicht noch 8 Prozent der werktätigen Be- völkerung de« Ruhrgebiete« voll in Arbeit standen. Der Rest lebte ganz oder teilweise au» Reichs- mittdln, die in genau so geistvoller Weise wie im Kriege durch Notendruck .gemacht' wurden. Di« große Masse bereichert, sich an öffentlichen Geldern, wo sie konnte, und viel Industrielle machten e» kim Grunde nicht wesentlich ander». Wo keinerlei Arbeit gelistet werden konnte, erhielt der Arbeiter zwei Drittel seine» Lohne» weiter. Da« war oft so viel, daß mancher in Arbeit Verbliebene weniger verdiente. Schon an sich «ar die Unter- stützung nach einem falschem Prinzip bemessen und zu reichlich. Immer wieder hat die Republik den Fehler begangen, zu wenig an den wirklichen Opfer willen zu appellieren und zu viel mit Geld (oben- drein so traurigem Geld) zu operieren: man hat saturieren wollen, statt Hingabe und Letden««illen zu heischen. Aber die Sache ist durch die Skrupel losigkeit einzelner Arbeitgeberkrcise noch sehr ver- schlimmert worden. Obwohl dies wußten, daß sie in wenigen Tagen wegen Rohstoffmangel« oder anderer mit der Besetzung zusammenhängender Gründe ihre Betriebe schließen müßten, bewilligten sie noch enorme Lohnerhöhungen, di« dann den Ausgangspunkt für di« Unterstützungen nach ein getretener Arbeitslosigkeit bildeten. In solchen Din gen wie überhaupt in der Zügellosigkeit dieser auf fremde Kosten generösen Lohnpolitik wird besonders der Metallindustrie und dem Bau gewerbe viel Schlimme« nachgesagt. Der Berg- bau hat dank seiner gemeinwirtschaftlichen Bindun gen eine an sich viel vernünftigere und, wie jeder mann weiß, der absoluten Lohnhöhe nach doch auch schon an die Grenzen des Erträglichen gehende Be soldungspolitik betrieben, ist aber hinter einer Reihe anderer Industrien so weit zurück geblieben, daß daraus eine tiefe, der nationalen Verteidigung ab- trägliche Verbitterung in Bergarbeiterkreisen er- wuchs. Ungeheure Summe» hat die Lohn- und llnterstützungstteiberei da» Reich gekostet. Trotz aller redlichen Bemühungen der zuständigen Stellen Hot betrügerischer Mißbrauch nicht abgewendet werden können. Für viele war die Versuchung, auf Kosten der Allgemeinheit monatelang nicht zu arbeiten, allzu groß, und die minimale Differenz zwischen einem Arbeitslohn (abzüglich Steuer und Versicherungs beitrag) und einer (abzugsfreien) Erwerbslosen, unterstütz»««, war wenig dazu angetan, zur Arbeit anzuspornen, lockte im Gegenteil allerlei fragwürdige Elemente in» Ruhgebiet, di« kein« Schwierigkeit und Gefahr der Durchbrechung der Sperrmaßno huren scheuten, wen« das Fiel winkt«. Nichts zu tun, Unterstützung zu erschleichen und sich womöglich lohnenden Ntt^en- verdienst anrüchiger Art zu verschaffen. Nicht weniger schlimm hat die sogenannt« »Lohn- sicher ung' gewirkt, jene« System, bei dem der Arbeitgeber ein Drittel des Lohnes für di« formale Aufrechterhaltung de» Arbeitsverhältnisse« und kleiner Verrichtung« im Betriebe zahlte, während die restlichen zwei Drittel aus öffentlichen Mitteln flössen, so daß der Arbeiter in diesen Fällen den vollen Lohn erhielt. An Hand von wertunbestän- digen Krediten und in Verbindung mit der Lohn- den „Lohengrin' dirigiere, in dem außerdem Anton Schott zum ersten Male die Titelrolle singen sollte. Ls kolgt hier zuerst die Gruppe der Prager und der Leipziger Briefe au« dem Jahre 1886. Die wichtigen Briefe au» der Zeit unmittelbar vor Mahler« Rücktritt — im Mai 1888 — und einige er- ganzende Schriftstücke sollen demnächst veröffentlicht werden. * Prag, den 3. Juni 1880. Sehr geehrt« Herr Direktor! Di« Feit ist nahe, da ich mein« neue Stellung unter Ihrer Leitung antreten werd«, und ich nehme die Gelegenheit wahr, mich mit Ihnen nun in Der- bindung zu fetzen. Vor ollem habe ich die ganz ergebene Bitte an Sie, mir al» Antrittsleistung die Direktton des Tannhäuser zu gewähren. Diese Oper bietet Gelegenheit mich sowohl als O r ch e st e r dirigenten einzuführen, als auch Beherrschung der Gesang«, massen und Aufbau von opernhaften Ensembles zu -eigen. Da ich in gutem Einvernehmen von Direktor Neumann scheid«, so wird er für mich ein Leichtes sein, wenn Sir es wünschenswert finden, mich hier noch vor Ablauf der kontraktlichen Zeit (bis 1. August) frei zu machen und nach Bedarf baldigst in Leipzig einzufinden. Doch müßte dies natürlich ehethunlichstongebahnt werden. Ich bitt« Si« daher, mich baldigst von Ihren Wünschen zu benachrichttaen. Ich bin mit ausgezeichneter Hochachtung Ihr ganz «rgebenster Gustav Mahler, Langegasse 18, l. * Prag, den 7. Juni 1888. Sehr geehrter Herr Direktor! Nehmen Sie meinen besten Dank für Ihre freund' liche Antwort und gütige Fürsorge. Ich werd« — nach der mir heute von Direktor Neumann gegebenen Zusage — ca. am 24. od«r 28. Juli in Leipzig ein treffen können, und di, Fett zu den mir von Ihnen gewährten Bvrproben besten» ausnützen (Meister singer etc.). Ich wiederhole übrigen» nochmal» mein« Bitt«, mit »Tannhäuser' anfangen zu dürfen, I da dies nach Lage der Dinge kein« Schwierigkeiten bereiten dürste. — Ei« haben vielleicht di« Güte, mir bei Gelegenheit ein« diesbezüglich« Mittheilung zutzommen zu lassen; auch bitte ich, wenn Sie irgend- welche Kommissionen auf dem Weg« von Prag nach Leipzig haben, sich an mich zu wenden. Ich bin mit ausgezeichneter Hochachtung Ihr ganz ergebenster Mahlir. Leipzig, 0. 11. 86. Hochverehrter Herr Direktor! Ich sollte mich nun über Ihr Erstaunen wieder erstaunt stellen — doch ich weiß, dieß würde nicht zu meinem Gesicht passen. Ich bitte Sie, mit mir offen und geradezu vor zugehen, wie ich es Ihnen mir gegenüber zutraue. — Si« wissen e» selbst, daß e» zwischen un» bi» zu einem gewissen F«itpunkt stillschweigend ausgemacht war, daß, wenn bei un» di« Nibelungen dran kämen, ich mich mit meinem Kollegen in die Direktion dieser Werke zu theilvn hätte. Belege stehen dafür zu Gebot«. Si« wissen auch, daß ich vermög« meiner Fähig keiten und meiner Art unmöglich in einer Stellung verbleiben könnt«, in der ich von Aufgaben dieser Art ausgeschlossen wäre. Ich bitte Sie auch, zu bedenken, daß mir sogar au« geschäftlichen Rücksichten diese «xceptionell« Ge- leg«nheit nicht entzogen werden darf, da« Vertrauen de» Publikums zu gewinn«». Ich wage es, mich auch darauf zu berufen, daß ich mich bisher Ihre« Vertrauens und Wohlwollen» nicht unwürdig erwiesen habe — und Sie können mir glauben, daß ich redlich bestrebt bin, mir di«, für immer zu bewahren. Ich wünsche nunmehr, daß ich Ihnen nicht auch 'n diesem Briefe unverständlich geblieben bin, und bitte Sie herzlichst um eine Antwort, wt« ich st« nach der Düte, mit w«lch«r Si« mich bi, fetzt behandelt haben, zu erhoffen berechtigt bin. Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ganz ergebener Gustav Mahler» Leipzig, 20. 11. 80. Hochverehrt« Herr Direktor! Gestatten Sie mir die ganz ergebenste Anfrage, ob die in der heutigen Nummer de« Leipziger Tage- blatt, erschienene Notiz bezüglich der Musikalischen Direktion der »Nibelung«»' mtt Ihren eigenen Erwägungen im Einklang« steht. — Nunmehr bars ich mich wohl für berechtigt halten, in dieser für mich vitalen Frag« Aufklärung zu erbitten. Mit vorzüglichster Hochachtung Ihr ganz ergebenster Gustav Wachter. * . Leipzig, 27. 11. 1880. Hochverehrt« Herr Direktor! Rach reiflicher Erwägung der vorliegenden Per- hiNtniss, bin ich d« Uedech—gaa, ««taugt, datz es von mir sehr ungerecht wäre, Ihnen irgendwelche Schuld an der, für mich mm so peinlich gewordenen Situation beizumessen. Ls ist mir im Gegenteil ganz klar, daß Eie von Ihrem Standpunkt aus vollkommen im Rechte sind, und nicht anders handeln können. Indem ich mich auf meinen Brief vom Dezember des vorigen Jahres berufe, in welchem ich es voraus gesagt, wie es nun gekommen ist, drücke ich Ihnen persönlich mein aufrichtigstes Bedauern aus über alle Maßnahmen, zu denen ich mich von nun an ge- nöthigt seh«n werde. Ich bitte Si« hiemit um meine Entlassung. — Sobald ich die« ausgesprochen, werden Sie hoffentlich glauben, daß es mir vollkommen Ernst damit ist, und ich erkläre mich meinerseits zu jedem Opfer für diese — ich erkenne es an — gewiß auch von Ihnen teuer erkaufte Gefälligkeit bereit. Selbstverständlich ist Ihnen dir Wohl des Zeit punkts meines Abgangs von hier ganz nach Ihren Bedürfnissen und Bequemlichkeit überlassen; nun bitte ich Sie in unserem beiderseitigen Interesse diese» Gesuch nicht abschlägig zu bescheiden. Mit dem Ausdruck meiner unveränderlichen Hoch- achtung bin ich Ihr ganz ergebenster Gustav Mahler. sicherung ist mehr noch al» ohnehin schon unter dem unseligen Drucke der Preiskonventionspolitik 'm übrigen Deutschland — fast dreiviertel Jahr lcftrg l» Ruhrgebiet jede natürliche Auslese der di« Kris« durch technische und organisatorische Gestaltungskraft über stehenden Betrieb« Hinlangehalten worden, jede alte Quetsche am Leben geblieben. Mancher Betrieb aber hat auch dl« Arbeitsmöglichkeiten, di« ihm verblieben, voll ausgenutzt — im Bergbau sind Vorrichtungs arbeiten von enormem Umfang geleistet worden, die Li« künftig« Produktion gewaltig zu heben geeigner sind —, und manche Unternehmer scheinen «» ver- standen zu haben, trotz aller Kurzarbeit und passiven Resistenz dcmk der .Lohnsicherung' zu ganz ansehn lichen Arbeitsergebnissen für wenig Geld zu ge langen. Da» Gro » der Arbeiter jedoch, die in den Betrieben blieben, fühlte keinen allzu starken Taten drang. In mancher Werkstatt« fanden sich an Wand oder Tür Anschriften wie „O, daß doch dieser schöne passive Widerstand ewig dauern möchte!' Di« Bürokratie hat bei der Erschließung von Arbeitsmöglichkeiten zum Teil versagt. Ern Beispiel hierfür statt vieler: Eine praße Zeche wollte die Zeit ihres überwiegenden Sttlliegen» benutzen, um ein Anschlußgleis zweckmäßig zu verlegen. Alle Bemühungen de» Betriebsleiter», di« behördliche Ge nehmigung hierfür zu erhalten, scheiterten daran, daß die Zeche sehr begreiflicher Weise di« ganz unsachliche Forderung nicht erfüllen wollt«, bei dieser Gelegen ykit ihr unbefristetes Recht auf den Gleiran- schluß zeitlich begrenzen zu lassen. Lieber zahlte man öffentliche Mittel für Nichtstun, als daß die Dienststelle auf den Wunsch de» Betriebes, auf eigene Kosten eine wesentlich« wirtschaftliche Ver besserung vorzunehmen, verständnisvoll einqegangen wäre. Niemand zweifelt daran, besonder» kein Arbeiter- führer, daß es jetzt überaus schwer fein wird, die Arbeiter wieder an «in« geregelte Tätigkeit zu gewöhnen. Die alten Kumpel« zwar werden frech sein, wiedr die — trotz allem — geliebte Arbeit ver richten zu können. Aber die jungen Leute, die jetzt nach dem zuchtlosen Aufwachsen in der Kriegszeit und den Wirren der Folgejahre dies« Periode des patriotischen Nichtstuns durchgekostet haben, gelten vielen geradezu als verloren oder doch auf Jahre hinaus verdorben. Sur Lebensmittelversorgung Münchs, 20. Oktober. (Eig. Tel.) Das Gene ralstaatskommissariat hat Anordnungen getroffen, daß jeder Landwirt von seinem Kar toffelertrag 30 Prozent bis zum 17. November rreitcrverkauft haben muß. Reichswehr und Landeepolizei werden in weitestem Maße Lastkraft- wagen stellen. Befreit von der Ablieferung sind lediglich Besitzer, die weniger al« vier Tagewerk mit Kartoffeln bestellt hatten. Nicht abgelieferte Vorräte können enteignet werden. Zuwiderhandlungen werden mit Gefängnis und nach oben unbe schränkter Geldstrafe geahndet. Vie Währung als Anrrexionsrverkzeug Frankfurt a. M., 20. Oktober. (L i g. Tel.) Der „Rheinischen Zeitung" zufolge fanden dieser Tage in Bonn bei dem französischen Delegierten Verband- lungen der Industriellen zur Schaffung einer neuen Währung statt, denen Verhand lungen mit den Arbeitnehmern folgten. Die Fran zosen hatten norgeschlagen, daß Handel, Industrie und Wirtschaft Teile ihres Besitze« einer neu zu schaffenden Bank zuführen sollte, und daß auf Grund dieser Sicherheiten ein neues Zahlung s- mittel hei ausgegeben werden soll. Die Arbeit nehmer wiesen auf die großen Schwierigkeiten und auch auf die politischen Folgen emer solchen neuen Währung hin. Ein endgültige» Ergebnis hätten die Besprechungen nicht gehabt, doch sollen sie fortgesetzt werden. Von der Leimiger Untverfitüt. Geheimrat Gene- raloberarzt a. D. Dr. Kölliker, ordentlicher Professor der Universität Leipzig, ist mit dem 1. Oktober al» Direktor der Universität» Poliklinik für orth»piidische Chirurgie in den Ruhestand getreten. Bon seiner wissenschaft lichen Tätigkeit, deren Ergebnisse in einer großen Reih« von Veröffentlichungen ntederaelegt find, sind vor allem seine Arbeiten auf dem Gebiet der Ver sorgung der Kriegsverletzten mit Pro- thesen und anderen orthopädischen Hilfsmitteln, sowie seine Publikationen auf oem Gebiet der modernen Krüppelversorgung bekannt geworden. An» de« Aheater»»»». (Slghtische «sthnenl Vonnabend, 27. Vttover, kommt im Alten Thea ver »Hedda S»»l«r' von Henrik Ibsen neuein- studiert zur Auffahrung. Die Titelrolle spielt Margarete Anton. Telman: Han« Aetse-Gtftt. grau Slvstedt: The» Aasten, »rack: Ewald Schindler, Llwborg: Loch« Adr- »er, Tante JnNaae: Matte Echtppan«. Inszenierung^ Carl Huch. Anger Anrecht. Anian, 7H UM. — Gon», abend. 27. Oktober, gelangt im »Operettentheater die Neuheit .Die Siegerin' ,ur Sttiausfavrung. Dal Buch stamm« von Olcar gttedmann-Lunzer und Pela Arnbach, die Mustk von Peter I. Tschaikowsky «bearbeitet von Josef Klein, Kapellmeister der wiener Ttoatloper). Ins,emer, ist dal «er» von Josef Grog. Di« Lftttpattie »ft belebt mii Theres« »ich.
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