Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.10.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192310187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231018
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231018
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-10
- Tag 1923-10-18
-
Monat
1923-10
-
Jahr
1923
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Lalt« « Vovoervtag, ckea IS. Oktober schmalen Gängen, dieses Kulturreferooir. nur mir einer gewissen Ehrfurcht durchschreiren. Mischen sich -och in den unverkennbar typischen Papiergcruch die Ausstrahlungen von Tausenden von Geistern, deren Lebensarbeit Herzehalten hat, diesen ungezählten Bänden und Bändchen Inhalt zu verleihen. Der Odem einer Welt von Wissen und Gelehrsamkeit weht lins an, die wir den riesigen Lagerraum der Universalbibliothek durchschreiten, von dem au» da» Handlager und dann wieder auf dem Wege durch de» Packraum ungezählte Buchhandlungen der deutschen und außerdeutschen Welt gespeist werden. Die Bemerkung unseres Führers, daß der Bedarf der einzelnen Länder an Rcclam-Büchern in seinen Schwankungen ein guter Wertmesser für die jeweiligen Sympathien dieser Völker für Deutschland sind, er scheint uns recht beachtlich. Von unserem Rundgang wieder in den Empfangs« raum zuriickzekchrt, nehmen wir Einsicht in die leisten Neuerscheinungen der Universalbibliothek, und stellen dabei mit Genugtuung fest, daß der Verlag Reclam in neuerer Zeit sein Schwergewicht von der Pflege der klassischen oder bereits anerkannten Dicht- kunst merklich derjenigen der zeitgenössischen Schrift stellerei zugcwandt hat. Wir sehen auf den bis zum 6360. Bändchen reichenden Neuerscheinungen die Namen einer ganzen Reihe von Schriftstellern der neuesten und aklerneuesten Zeit prangen. Ehrenstein» Finckh, Franck, Klabund, Huggrnberger, Mackay, Ponten, Schlaf, Schmidtbonn, von Scholz, Zahn, Zweig, Meyrink, v. Molo, De Nora, Rosen und zahl- reiche andere befinden sich unter den in den leisten Neclam-Bändchen zu Wort kommenden Dichtern und Schriftstellern. Bor dem Abschicdnchmen blättern wir noch dos anläßlich des Erscheinens des 5000. Reclam-Dändchens zusammengestellte Lhrenalbum durch, in dem Tausende der erleuchtetsten Geister der deutsch suhlenden Welt ihren GcsMhlcn der Dankbarkeit und der Bewunderung für das Ricscngcbäude der Universalbibliothek Ausdruck gegeben haben. Den Empfindungen der allermeisten Gebildeten der Rcclam-Sammlung gegenüber hat eine gekrönte Dichterin, Carmen Sylva, Königin von Rumänien, mit schlichten Worten beredten Ausdruck verliehen, al« sie schrieb: „Für alle die gr»ßc Freude, die mir Ihre herrliche Bibliothek gemacht und all die Freude, die ich dadurch habe bereiten können, daß ich sie vielen nahe brachte, meinen freudigsten Dank/ Sächsischer Levenshattungs-Irrdex Mitteilung veS Statistischen Landesamles Nach den Preisfeststellungen vom 18. Oktober 1923 find vom Statistischen Landesamt folgende Inderziffern der Lebenshaltungskosten 1193/14) berechnet worden: Gesamtinder (für (frnährnng, Heizung, Beleuchtung, Wohnung und Be kleidung) - 94k 999 009, Gefamtindex ohne Bekleidung - KK6 000 000. Am 8. Oktober 1923 betrug der Gesamtinder mit Bekleidungsrosten 102 177 090 und ohne BekleldungSkosten 87 02.3 000. vom 8. bis 15. Oktober sind mithin die Preise der bei der TeuerungSstatistik berüikstch. tigten Güter um 521,9 bzw. 539,1 Pro», gestiegen. Die bisher vom Sächsische« Arbeitsministerium veröffentlichte Punkt zahl (SteigerungSzahl gegenüber Januar 1922 - 1) beträgt für den 1k. Oktober 1923: 29 000 000. d. Personalien von der Reichsbahn. Der Vor stand der Ausknnftsstxlle Leipzig, Hauptbahnhof, Eisenbahnoberinspektor Rechnungsrat Erker, und der Vorstand des Bahnhofs Leipzig-Connewitz, Eisen- bahn-Oberinspektor Hebenstrcit, traten in den Ruhr stand. Zum Nachfolger des ersteren wurde der Eisenbahn-Oberinspektor Merkel, zum Nachfolger de« letzteren der Eisenbahninspektor Fricke aus Wurzen rrnannt. 3ur Psychologie des Massengeschmacks Von Paul isikastbvim So entwickelt eine Kunstwissenschaft auch ist, die die Werte aller Zeiten und Zonen vcrständ- nisvoll umfaßt, so rätselhaft erscheint es doch immer nock, warum und wieso zu allen Zeiten gewisse Er scheinungen, die fast nur als Ausartungen des Kunstschaffen« anzusehen sind, es immer wieder zu gewaltigen Erfolgen beim breiten Publi kum bringen. Mit der Erklärung, daß es den Nassen von je an Verständnis für den eigentlichen künstlerischen Wert gefehlt habe und daß ohne weiteres eine Neigung zur Halbkunst und zum Kitsch norauszusctzen sei, ist wenig gesagt. So ganz einfach liegen die Dinge doch nicht, und vor allem, ee gibt zu viele der Tatsachen, di« dagegen sprechen. Wieviel Schau- und Lustspiele gehen all jährlich über die Bühnen, die schlecht, grundschlecht sind, die aber niemals zum populären Schlager werden, sondern einfach ins wesenlose Nichts zurück sinken. In den Bilderwüsten unserer Glasvalnsie gibt es Hunderte von gemalte» Jämmerlichkeiten, nach denen kein Mensch fragt, dazwischen aber wie- der eins Anzahl ebenso elendiger Machwerke, die di» Augenweide der Menge sind. Warum dir Bana lität ja, warum die andere nicht? Für einen Men schen mit auch nur einer Spur künsk?: rischen Empfindens ist die eine so wesenlos wie die andere. Zwischen Kitsch und Kitsch, welchen Unterschied sollte r» da geben können? Welch seltsame Erscheinung, daß die Maste da« Machwerk von dem und dem Format, von der und der Struktur wie seldstver- nändlich ablehnt und wir nach Verabredung sich auf ein für unsere Begriffe ebenso zweifelhafte» Mach- oerk mit einer Begier ohnegleichen stürzh! Doch e« aibt da nicht« zu spotten, sehr ernst ist zu fragen: Gibt e» bei dieser verblühenden Uebereinstimmung Regeln, Gesetze, von denen wir, die wir uns mit der Kunst befassen, nicht« misten, tue sich, wenn »an einmal an diese Fragen herangeht, allenfalls in vagen Umristen ahnen lasten? Die Erfahrung lehrt, daß e« st> etwa» geben muß. Woher sonst diese Menschen, die einr so unfehlbare Spürnase haben für alle«, was den großen Vublikumsersolg Hecken wird? Diese Kunsthändler, Theaterdn-ektoren, Zerleger, di» bei ihren Spekulationen kaum einmal fehlgreifen. Und dann diese Künstler, dir «mmr mit efimr so nachtwandlerischen Sicherheit «kn egchHe-n y-»«rd »»« zn treffe» * Tagung der Handwerkrrd«amten Sachsen». Eine in Dresden ubgehaltenc Tagung der Arbeitsgemein schaft handwerksmäßig vorgcbildeter Reichs-, Staats und Gemeindebcamten ergab den Beschluß, die bis- herige Zusammenarbeit unbedingt brizubehaltcn und weiter ausznbauen, um endlich tue bester« Bewertung des Handwerks im öffentlichen Dienst zu erlangen. Die Gefahr, die besonder» der Handwerkerbeamten. schäft durch dos Beamtenabbaugssetz drohe, müsse be seitigt werde». * Da» verlor«»« Paket. Die Poftverwaltung Hot vom 10. Oktober an i>en Ersatzbctrag fite Paket« ohne Wertangabe auf 72 Millionen Mark für jedes Pfund (500 Gramm) der ganzen Sendung erhöht; für ein geschriebene Sendungen werden im Falle des Ver lustes 509 Millionen Mark bezahlt. 3-igner verteidigt die sächsische Notverordnung vom 8. Oktober Dresden. IV. Oktober. iLia. Tel.) Die Nach richtenstelle der Staatstanzlei veröffentlicht eine aus führliche Begründung der sächsischen Stillegungsver- ordnnng, in der es u. a. heißt: Gegen die aus Grund von Artikel 48. Absatz 4, der Reichsvcrfassung von de, sächsischen Regierung am 8. Oktober 1923 er- losten« Verordnung betreffs Be triebsstillegungen wird von inter essierter Arbeitgeberseite seit dem Tage ihrer Veröffentlichung Sturm gelaufen. Be reits bei der Reichsrcgicrung sind Einwendungen aegen die Verordnung erhoben worden, bevor diese überhaupt ausgearbeitet gewesen. Es wird ver sucht, die Rechtsgültigkeit dieser Verordnung zu be zweifeln. Neuerdings glauben die Gegner der säch sischen Verordnung einen stichhaltigen Grund gegen deren Rcchtswirksamkeit gefunden zu haben in der Reichsverordnung über Betriebsstillegungen und Ar beitostreckung auf Grund des Ermächtigungsgesetzes vom 13. Oktober 1923, die vom Reichsarbeits- und Reichsfinanzministcr gemeinsam erlassen worden ist. Diese Verordnung, die in der Hauptsache eine wesent liche Verschärfung der Reichsverordnung vom 8. No vember 1920 betr. Maßnahmen gegen Betriebs abbrüche und Stillegungen beabsichsitigt, enthielt in ihrem Artikel 4 die Bestimmung, daß landesrechtlichr Vorschriften über Betriebsstillegungen usw. außer Kraft treten. Dadurch, meint man, wird auch die sächsische Verordnung von Reichs wegen außer Kraft gesetzt sein. Diese Auffassung ent behrt jedoch der rechtlichen Grund lage. Der Reichspräsident und der Reichstag haben lediglich Befugnisse, eine Aushebung von der Landesregierung zu veranlassen. Da nun aber weder der Reichspräsident noch der Reichstag ein solches Aufhebunasverlangen hinsichtlich der säch sischen Verordnung über Erhaltung der Arbeitnehmer in den Betrieben gestellt haben, noch die sächsische Re gierung dazu Veranlassung g-habt Hot. ihre Verord nung aufzuheben, so besteht diese Ver ordnung nach wie vor. Die sächsische Regie- rung wird sich daher in ihrer Pflicht zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, trotz aller Angriffe der inter essierten Kreise, nicht beirren lasten, und olle Zu widerhandlungen gegen diese Verordnung mit der gebottenen Schärfe zu bekämpfen wissen. Aufbesserung -er Polizeibeamtenbezüge Die außerordentlichen Anforderungen, di« unter den jetzigen Verhältnissen an die Polizeibeamten gestellt werden müssen, erfordern eine weitgehende Erhöhung der Dienstbezüge insbesondere der unteren Besoldungsgruppen. Das Ministerium des Innern hat dazu folgende Maßnahmen vorgesehen: Bei der Landespolizei sollen durch einen dem Landtag alsbald vorznlegenden Nachtragsplan 804 Vollzugsbeamtenstellen aus Gruppe ll nach Gruppe M, 288 Vollzugsbeamtenstellen au« Grupp« lll nach Gruppe IV und 00 weiter« Vollzugsbeamtenstellen aus Gruppe IV nach Gruppe V befördert werden. Wegen einer wcitergehenden Höherstufung dieser Beamtengruppen, die nur im Einvernehmen mit dem Reichsministerium de» Innern und den übrigen Ländern möglich sein würde, sowie wegen einer Verbesserung der Stellenverteilnug bei der blauen Polizei hat da« Ministerium des Innern keim Reiche dahingehende Anträge gestellt. Ferner sollen di« D i e u kb e k 1 e i d u n g »»u» schuss« für außendiensttuend« Polizeibeamte be reit» mit Wirkung vom 1V. September an in stärkerem Maße erhöht werden al« die der übrigen Beamren. Während sich nach dem bis herigen Verfahren der Geldwertonpassung gegen wärtig ein Dienstkleidungszuschuß von monatlich 311L Millionen Mark ergeben würde, soll er für die Potizeäbeamten auf monatlich 4 7 «^.'5 Mil lionen Mark erhöht werden. Ntit Rückwirkung vom !. Oktober au sollen ferner für den plaumäßigen Nachtdienst des Polizeibeamten besondere Entschädi gungen als Ersatz für die notwendige Mehrauf- wendung für Ernährung gemährt werden. Diese Entschädigung wird nack dem gegenwärtigen Geld stand auf 14 Millionen Mark fürdke Stunde festgesetzt und lourenü der Geldentwer tung ongepaßt. verbilligtes Vrot für kinderreiche Familien Bei der Ausarbeitung der Richtlinien für die Sicherung der Brotversorgung hat sich Herausgestell», daß eine Verbilligung in ursprünglich beab sichtigtem Umfange mit den zur Verfügung stehenden Mitteln unmöglich ist. Die Reichsregieruug hat da her mit Zustimmung des Reichsratrs bestätigt, daß die vorhandenen Mittel lediglich den bedürf tigen kinderreichen Familien zugute kommen sollen, und zwar nach folgenden Richt linien: Weitere Beihilfen zur Verbilligung des Brotes erhalten nur die l»cdUrftigen Hau«Hal- tungsvor stände kinderreicher Familien, und zwar, wenn der Vater noch lebt, für das vierte und die weiteren Kinder, lebt der Vater nicht mehr, für das dritte und weitere Kind. Für Kinder, die das 16. Lebensjahr vollendet haben, werden Brotbeihilfen nur gewährt, wenn die Kinder nicht in der Lage sind, ihre Lebensunter haltung selbst zu bestreiten. Den auszahlenden Stellen bleibt es überlassen, statt Barzahlungen zu leisten, den Bedachten dis Verbilligung auf andere Weise zukommen zu lassen. Die Bei hilfen haben jedoch auf dir Verbilligung der Brot beschaffung sich zu beschränken. Die Brotverbilligung darf für jedes zu berücksichtigende Kind in dieser Woche 40 Prozent des Wertes eines markenfreies Brote« non 4 Pfund Gewicht nicht übersteigen. Für Cacksen werden di« Wohl- fahrtsämter mit der Durchführung der Aufgabt be traut. Nach den Reichsrichtlinien sind nur Ge- meinden mit 20 000 und mehr Einwohnern zu be rücksichtigen. Zusammenstöße i» Plaue». Am Dienstag abend kam es in Plauen zwischen Arbeitslosen und grüner und blauer Polizei zu Zusammenstößen. Nach einer Versammlung, in der Karten für verbilligte Lebens mittel ausgegeben wurden, wollten die Arbeitslosen vor dem Rathaus« demonstrieren, wurden jedoch von der Polizei znrückgedrängt, wobei es zu den erwähn- t«n Zusammenstößen kam. Die Polizei machte von dem Gummiknüppel Gebrauch, die Arbeitslosen hatten sich mit Zaunlatten bewaffnet. Es gab Verwundete auf beiden Seiten. Di« zum Oiathaus führenden Straßen waren abgesperrt. Die Unruhen dauerten von 5 Uhr nachmittags bi» gegen 10 Uhr abends. l ' Kartoffelabsperrunge». Wie wir erfahren, hat das Wirtschastsmimsterium gegen die Kartofsel- ! obsperrungen von Ostpreußen und Schlesien sowohl beim Reichsministerium für Ernährung und Land wirtschaft wie auch beim Nrichswehrministerium energisch« Vorstellungen erhoben. Auf diese Vor stellungen hin ist vorerst Aufhebung dieser Absperrung zugesagt worden. wissen. Do« ist doch nicht anzunehmen, daß alle diese Erfolge auf künstlerischer Mache, auf raffinierter Reklame, auf ungeheuerlichster Suggestion beruhen, und ist in der Tat auch nicht der Fall. Bedauerlich, höchst bedauerlich und bei unserer vielen Kunstwissenschaftlerei fast unverzeihlich, daß es noch keine Psychologie dieses Massengeschmack« gibt. In ganz ungewissen Konturen schweben einem, nenn man vom Gezierten, Geleckten, Geschönten und rühr- lam Verlogenen spricht, die Hauptrichtungen vor, in der er sich bewegt. Man hat auch so allerhand Per- gleichswerte von der Art Kunst, die als ästhetischer Wert keineswegs ohne Belang ist, dis aber in sich doch Elemente enthält, die sie dem Publikum be gehrenswert machen mußten. Das konventionelle Salonporträt der Reynolds, Romney, Höppner, der „Gentlemen- und Ladies-Maler", wie Eonstable sie nennt, ist Beispiel solcher Mi sch tunst. Wohl habende und wohlaepslcate Menschen, Damen des Adels sind dargcstellt, nicht wie sie aussen»,sondern wie sie auüsehen möchten und wie man sich soiche Elitcmenschen vor^ustellen pflegt. Die Pose muß schön, sehr schön scm, die Haltung „distinguiert", ans Ausdruck kommt es, wie im Salon, auch weniger an, die Hauptsache ist, daß aus dem Gesichtchen von einem schmeichelnden Pinsel alles sein-säuberlich heraus geschminkt ist, was nicht einem vagen allgemeine Schönheitsideal entspricht. Noch wichtiger aber ist die Wiedergabe der unbezahlbaren Toiletten, der knisternden Seideit, der vielfach gefältelte» Spitzen der Bänder, Rüschen. Pelzgarnitureu, des blitzende» Geschmeide» und all der Dinge, die die „Kostbarkeit" einer Fra» ausmachen. Und so deutlich müssen diese Ingredienzien dargestellt sein, daß jede Frau nach kontrollieren kann, wieviel und illc wieviel da j iibsrs liebreizende Gebein gehängt ist. Daß die . Auftraggeber wie die Bewunderer dieser „Porträte* da» Lchneiderwerk so sehr viel höher schäle» als dos bißchen Gesicht, ohne da« es ja nun einmal nicht geht, illustriert recht niedlich die Gepflogenhrit eines i»ekannten Pariser Spezialisten, der sich „zur j Sitzung" die Toilette, den Hut und die ! Schuhe schicken ließ, in denen di« Kundin gemalt sein wollte. „Das Uebrlze", so wurde einer erklärt, „besorge er schon ohne ihr Zutun." Nicht Menschenschilderung, sondern «ine romantisch« Para- phrase über do« Thema hübsch«, gut angezogene Frau will das Publikum. Es genießt da feine Welt, Frauen, wie sie einem in nacktlichen Tränmen oor- schwrbrn. Also, darf man «»nehmen^ der Allrrweltsgesckmack w,ll Schönheit oder richtiger formuliert: geschönte Wickfichfefi, Er vfll nssnAh emch Realität. Er ist entrüstet, wenn der Künstler sich eine Unwahrheit erdreistet, wenn der Maler, wie er sich al» an spruchsvoller Kritiker auszudrücken beliebt, „etwas falsch gemacht hat", wenn noch der Meinung diese» Beschauers ein Arm oder ein Vein zu lang oder zu kurz, eine Hüfte zu breit, ein Schatten zu violett, ein Himmel zu wenig blau, eine Wiese z» wenig grün, eine Bewegung zu beweg: gegeben ist. Als vernünftiger Mensch läßt er sich „doch" nicht einreden, daß die Welt so oder so aussehe. Da» Bild, die Plastik, der Roman, sie dürfen beileibe nicht „unnatürlich" sein; aber wenn sich einer er- kühnte, das wirkliche Leben ganz getreu, ganz nackt und ungeschminkt abznkontüfeien, wsnn Lourbet einen Steinklopfer, «en» Zola sine» Trunkenbold, wenn Ibsen einen Degenerierten mit der Exaktheit des Anatomen auf dem Seziertisch ausbreiteten, dann war es — eine Schamlosigkeit. Was würde da ans der Moral, und wo blieben die Ideale?! Was nun eigentlich dieje Ideale der Kitsch, konsumcnten sind, ist nicht recht klar. Ein Seeufrr, von Monet oder von Trübncr gemalt, das ist eben Seeufcr; aber mit Mondschein „übergossen", mit einer äsenden Zicke, die aus dem Gehölz lugt, das ist ideal» Landschaft. Ein Stück Wald, 'n seiner Frische, seiner Würzigkeit und Schweigsamkeit ge malt, öas> ist eben Wald, ganz gewöhnlicher Wald; wenn aber aus dem Unterholz ein nackte« Weib auf einem Fabeltier, einem Einhorn etwa, heraus gesprengt kommt, daun ist mit einen' Male daraus eine ideale Schöpfung geworden. Auf diese Weise ist Meister Böcklin iu den Verdacht gekommen, Bublikumsideale zu kultivieren, und geraume Zeit sind ja auch Reproduktionen seiner Bilder gangbarste Piiblikumskttnst gewesen. . . . Pndlikus will im Grunde genommen alles, nur nichts Unbedingte», nicht da» un bedingt Echte, nicht das unbedingt Gute, nicht das unbedingt Wahre, nicht das un bedingt Nackt«, nicht da« Stark«. Gewaltige, unergründlich Tiefe. Er will Unterhaltung, An regung haben, aber nicht erregt werden. Einer, der, sagen wir einmal galant: ein nicht besonder» schöne« Weib sein eigen nennt, möchte doch in der Kunst, wenn e, erdichtete, gemeißelte oder gemalte Frauen reize gibt, sich auffchwingen zu, zu etwa» Höherem. Er Hill nicht seinen Alltag, sondern Ab- lenknng. Di« Weiber d«, Ruben» sind ihm, „offen gestanden", zu fett, die de« Ingres zu wenig fleischig, zu kühl, zu unnahbar. Er will, wie in allen Dingen, die goldene Mitte. Schlachtendilder nicht zu blutig, nlcht zu schrecklich, uicht zu monumental, sonder» »le Detnille, Weener oder Drttmayn. Steuerabzug vom Arbeitslohn Di» Derhältntszahl, mit der die in der zweite» Leptemberhiilste in Geltung gewesenen Er mäßigungen beim Steuerabzug vom Arbeitslohn zu oervielfältigen sind, beträgt für die Zeit vom 14. bi« „um LV. Oktober 1923 „32". Nach der Entwicklung des in dieser Woche veröffentlichten Lebens- Haltungsindex gegenüber dem nach der Verordnung vom 27. September 1923 zugrunde zu legei-den Index der zwtlten Septemberwoche würde sich an sich eine niedrigere Berhältniszahl ergeben haben. Ls hat sich jedoch herausgestellt, daß bei einer starren An lehnung der Ermäßigungen an da» Verhältnis zwischen dem letzten Lebenshaltungsinder und des in der zweiten Septemberwoiye festgestellten Lebens- boltungsindex mne zu hohe steuerliche Belastung der Lohn- und Gehaltsempfänger emtreten würde. Daher ist die Derhältniszahl abweichend von den Be stimmungen der Verordnung vom 27. September 1923 jnr die kommende Kalenderwoche festgesetzt worden, und zwar so, daß bei dem Vergleich mit dem jetzigen Lrbenshaltungsindex stets von dem Index der zweiten Kalenderwoche des Monats September von dem Mittel- zwischen diesem Index und dem der ersten Septemberwoche ausgcgangen worden ist (also statt 5 051 048 von 3 448 153). Danach betragt die Per- hältniszahl 32. Unter Zugrundelegung der Ver- hältniszohl 3S ergeben sich zum Beispiel folgende «ochenermäßigunge». kür die Zeil vom bis MrLieucrpfl. I ». Shelrau >e M Mr ied. min- s. Derbnngs- derjabr. Kind koslen M.«. 16. bi» 30. 9.1923 («rundzahl) 7. blS 13.10.1923 (achilachi 14. dl» 2V. 1«. 1923, (zwclunddrettztach)j 172800 1382400 3529 600 1152 000 9216000 36 864 000 1440600 11520 000 ' 46080000 Ter lm Wege des LieuerabzugS einzudchaltLndc Be trag ist tn allen Fällen am volle 100000 R. nach u-.tc» obznrundcn. Touristen-Warenhüuser auf Bahnsteigen Die schwindende Kaufkraft des reisenden Publi kum, die den Reichsverkehrsminister schon wieder- holt veranlaßt hat, die Bahnhofswirte zur Bereit stellung wohlfeiler Speisen und Getränke anzuhal ten, hat auch den Bahnhofsbuchhandel in eine Notlage gedrängt, und der Verein Deutscher Bahnhofsbuchhändler ersuchte die Reichsbabr-.ver waltuna, ihm eine Erweiterung seines Betriebes zu gestatten. Jetzt Hot Reichsverkehreminister Ocser den Bahnhofsbuckhändlern neben dem Druck- schristenvcrkauf den Vertrieb anderer Gegenstände, wie von Kochgeschirren, Spirituskochern, Bechern, Rucksäcken, Spazicrstöcken, Mützen und dergleichen gestattet; nur wo ein Wettbewerb mit den Bahn hofswirten nicht zu fürchten ist, dürfen die Buch- Händler auch Tabak, Schokolade und Bonbons ver kaufen. Auch gegen die Errichtung besonde rer Verkaufspovillons hat der Reichs- Verkehrsminister nichts einzuwenden, wenn die Ver- kehrsverhältnisse des Bahnhofs es zulassen und di? Pavillons in geschmackvoller, der Architektur des Bahnhofs angepasster Form gehalten sind. — Dis Er richtung von kleinen Warenhäusern für Reise- und Touristenbedarf besteht bereit« seit Jahren auf den größeren Bahnhöfen Oesterreichs, der Tschechoslowakei und Ungarn«. - Kirchliche Nachrichten Motette to der rbcmaSttrcke. Freitag, 19. Ottober. abends 6 Uhr, «Orgel: D. Buxiehubr: Vassacaglka D-Mvll. Ebor: I. L. Back: .Komm. Acku. konmm" imb .Jiircbtc MM nick»." .ElrckenmuNk am Dcmniaa '<10 Ubr tn der Thomas- «rckc: Back: Kantaic 38: „Aus Nescr Slot." MarirnNrcke, Stvttertb. Lonntag Chor-nullt: „Herr, ich hab? Heb dir Drättr dein es Hauses" von Gös«. Vereine unv Vorträge Her-iewerHeut« abcnd 8'-> Ubr im Gesell,cktttsoau? Metropol. Gottschedstratz« 13. .LollS" sckoppen' .Gnnrr, zwon. brät Bruder Soll-!" Tbrater veretnimma „Alt Heidelberg ,423". TonnrrS- »ag 8 Ubr tm Burgrcller (Gelellsckaftsiaal, 3. Untcr- kaUungSabend mit T<m, (WunlcyAbrnd'. LScrtr ööslr herzlich willkommen. Heiligenbilder nicht zu ekstatisch wie die des Greco, sondern Verkündigung, Passion, Grablegung schön einfältig und rührend wie Murillo, der der Maler der Bonrgeoisie gewesen und geblieben ist. Das Publikum ist immer dem dankbar, der ihm entgegen kommt, der mit sich reden nnd mit sich handeln läßt. Gegen den Künstler, der rücksichtslos seinen eigenen Weg geht, der seltsam unfaßbare Geistes tatsachen festzulegen sich bemüht, ist e« aus In stinkt mißtrauisch. Wer weiß, wieviel vom Verführer im Führer verborgen sein mag? Wo ist der Maßstab, an dem man das Neue, das er bringt, messen könnte? Der Nachahmer erst, der, der seine Idee verwässert bringt, der fi« harmlos gemacht, ihr das Bedrohliche und Entfremdende genommen hat, wird freudig ausgenommen. Das. wo« der Philister an dem Künstler seiner Zeit immer und vor allem verdammt, ist das Revolutionäre", dos Aufbegehren gegen eine in sicy gefügte Welt. Er wird es nie verstehen, daß die Kunst, wenn eine neue Zeit kommt, aus dieser Zeit heraus einen neuen, lebendigen Gehalt zu gewinnen sucht. Immer wird er der Meinung sein, daß die Kunst der Alten noch längst für die Nenen und Zungen gut sei, daß es Veränderiingssucht, Unbotmaßigkeit, Modegier, frivoler Zynismus und dergleichen Lasterhaftigkeit ist, was diese „Neuerer" immer wieder heraustrcibe au» den Bahnen, die sich sehr wohl doch berrährt hätten. - Der wahre Künstler kann nur mit Erbitterung von der Publikumskunst reden. Die einen Schmarotzer sieht er sie zehren von dem Mark der Kunst, sieht sie bei jedem Modeplätschern neu«, geilere Schößlinge treibe«. Da« Pfingstmunder des Kunstgeistes aber ist, daß sich immer wieder diese Besessenen finden, die trotz Hohn, trotz Entmutigungen und Demütigun- gen der Dämön treibt, ihre Seele herauszuschleiscn aus den Markt, nnter die feilschend« Menge. Wolkeafchteder. Zwei amerikanischen Physikern ist cs auf dem Mae^took-Flugseld in Ohio gelungen, Wolken, die immer die ernstesten Hindernisse der Lnstschiffahrt sind, weil sie die Orientierung hindern, dadurch zu beseitigen, daß sie sie au» einem Flug zeug mitelektrischgeladenem Sand von oben bestreuen. Die positiv geladenen Sandkörnchen zogen die Wassertröpfchen an, vereinigten sie zu größeren Tropfen und zwangen sie, al« Regen oder Schnee niederzufallen. 40 Kilogramm Sand, die mit 15000 Volt geladen waren, genügten, um in zehn Minuten eine Wolke va« d bi» « Quadratkilometer zu zerstreuen. , v< ver Die interna zeit mb Treiben Licht ge Die KU UNgl «tt-wisser über di schen E schen! rin wm in Emni er seit ! gebracht vanG chen zuz länder. < zwar so, Stellunc Zweifel Zweck« So v und vm 50 Mäd« sie jedes ..L'-fe'-"' jetzt eikr Nu» Die Ber diesem c n"ml'ck ab, in t gut ong, nack KS von st" a"is Weine Chlor worden. Mädels können si so viel Ob d Frank iß Zttsizi der die f der Äug Aus de» qest ohI Tuberi ist bei ! Direktion darauf o sich durch ricren de Vers» der merkr abgeschlos sich Miste die die S Städtchen beobachtet vhotog versichert« Wortlaut: infolge i Winde di von 2 ll 87 Minu unmöglich undeutlick Herrn Sr Die Verst die Gesell" Plast« englischen Straße tn G ummisch Pflaster, vier iq eis Mur! Lthelrida barste ur dir ie bi sobald du Augen, - schieferstn Dazu ein furchtbar „Du l das als Tristr, sprang ai „Sie i verrückt r denke, da Als ei sicht seine in ein kr ist, so wu gar nicht ständnis i bedarf he fällig von dem wer! Oktober r zu ihr. > verfehlte». „Ich 1 lieber Ti früheres i du sie ker wie mögli Lord - und berick verhalt, «ber das f V»de: ,M<
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)