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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.10.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192310178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231017
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231017
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- schlechte Aufnahmequalität
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-10
- Tag 1923-10-17
-
Monat
1923-10
-
Jahr
1923
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1 —- v- 7,. .im- dieser ?lufiorderu«k widersetzt, hvt «M rckrssssk- ?nt- Messende » Folgen selbst zu rrnqen." Wilde Kommissionen Ln de« letzte« Tage» ist e» bedauerlicherwetsc vor. getommen, daß sogcnannte „w.ide Kommissionen" von Erwerbslosen unter allerlei Verwänden bet der -ändlerschcch Leipzigs LieAbgabevoaLebe«»- Mitteln usw. erwirkt haben. Dabei ist verschiedent lich angegeben worden, daß die geforderten Lrbens- mittel durch da» Arbeitsamt bezahlt würden. Da» trifft nicht zu, und die hiesige Händlerfchast wird gewarnt, mit Rücksicht aus die sich darau» erbenden Unzutrüglichkeiten mit solchen »wilde» Kommissionen" zu verbandeln. Gewiß ist die Rot in den erwerbslosen Kreisen außerordentlich groß, aber solche Ue berg risse von feiten der Erwerbslosen sind st r e n g z n v e r u r te t l c n. S» haben sich bereits verlchiedcne Firmen bereit gesun de«, Lcdensmine» nsw kostenlos dem Arbeitsamte ll zur Verteilung an die Erwerbslosen zur Bersiiguug z« stellen. Falls also die .handlerschaft Leipzig gewillt sein sollte, dcr Rot der Erwerbslosen dnrch lostenlose oder verbilligte Abgabe von Lebensmitteln »sw. zu steuern, so wird üri'ngeud gebeten, hiervon dem Ar beit samte II, Gcrberstr. 3, Tel. 71921, Mitteilung zu geben, das sür ordnungs mäßige «uv - inwandsreie Verteilung besorgt jein wird. Das Arbeitsamt wird auch über die von der Hand,'erschüft gegebenen Spend.-» vssontlich y «ittiercn." (Vesfentliche WiiLrung Den) Arbeiisamte ll haben zur Verteilung an die Erwerbslosen zur Beringung grUell:: Bruun, Ludwig, kanknu.nn, Floßpletz 90 Pjnnb Margarine-, Blasig. Feinböclerei, Pererssteinweg 1: üt> Pfund Mehl-, Drciglocken-B itterhondlung, Plagwiß, Wei ßenfelser Sirnße :i Zentner Riehl-, Hcnnebcrg -L Müller, Lagcrhofstrnße 4, Nahrungomittelgroßhond- lima: 5 Zentner Speisefett; Michaelis .v Eo., Butter großhandlung. kohlgarreustrae i: 90 Pfund Margn- riue-, Albrecht, Spedition, EüarlUstraße 2: 5 Mil liarden Mart: Dumte, Marie, Schokoladen Zucker waren, Barfustgößchen Iß: l Kiste Gebäck. Verdoppelung der NnterstützungLsätze In der Woche som 14. bis 20. Ottcber 1923 wird allen Vollerwerbslosen der vom 1b. bis Ni. Oktober 192.3 gültig gewesene Unterstützungssatz tn doppelter Höhe gezahlt. Aus Anordnung ne» Nrichrarbritsminifterlums hat die Erhöhung als Vorschuß auf Len Wochen« uterstützuugssatz vonr 17. bis 23. Oktober 1023 zu gelten. Diejenigen Voll- erwerbslosen, die bereits am Montag, den 15. Ok tober 1923 ihre Unterst Zung erhoben haben, erhalten den Vorschuß Donnerstag, den 18. Oktober 1923, vo« vormittags 9 Uhr bis mittags 1 Uhr im Ar beitsamt ll, Gerdcrstraße 3. MarkthaNen-wanderung Am Dienstag morgen war die Markthalle trotz dcr Tnrussen am Montag von Verkäufern gut besucht oorden. Echrtzvolizei überwachte wie am Vortage en Verkehr. Die Preise waren trotz der fallenden 'ollartendenz wieder erhöht worden. Der Gefrierfleisch markt hatte Suppen- isch zu 560, Rippe zu 600, Keule zu 640 Millionen ud Gehacktes zu demselben Preise ausgestellt. Auf dem Frisch fleisch markte wurde .lindfleisch für 700, kalb- und Hammelfleisch für 00 und Ziegenfleisch für 260, Blutwurst für ^200, Leberwurst für 1000 und knack- oder Mettwurst für 1800 Millionen verkauft. Die Preise auf dem G cmüsemarkte waren ebenfalls heraulgrscht worden. Rotkohl kostete 50, > Weißkohl 25, Blumenkohl 60, Mol,reu 20, weiße Bohnen 25, grüne Bohnen 80, Tomaten 50, Pflaumen ?5, Tafeläpfel 60, Mnsäpsel 40, Tafelbirnen 60, Musbirnen 85 und Salat 5 Millionen Mark. Kartoffeln febltcn. Gegenüber den letzten Tagen war der Fisch- markt von Käufern nur wenig ausgesucht worden. Goldbarsch wurde zu 130, Seelachs zu 160, Schelmisch -« 160 und Karpfen zu 2V0 Millionen augeboten. Grüne Heringe und Bücklinge waren picht zu sehen. Keine wesentlichen Preisunterschiede waren auf Fettgaleri, zu bemerken. Molkrreibutter kostet? 1600, Margarine 650, amerikanische» Schmalz 750, Tilsiter, käse 1200 und Limburger Köse 750 Millionen Mart. Ein Stück deutscher Quarkkäse kostete 25 uud ein Stuck Backstrinkäse 40 Millionen. Ein Ei kostete 70 Millionen Mark. Seit langer Zeit wurden auch wieder kolonial, waren gehandelt. Graupen kosteten 150, Rudeln 200, Huferflvcken 170, Erbsen 200 und cm? Buchse ioudcnsierte Misch 300 Millionen Mart. Der neue vrotpreir Die von Ver Leipziger Väckerinnnng fcstgefcstte« Preise für markenfreie- Brot sink»: (»in PfnnD Brot «üproz An-- mastlnng 1»0 Millionen Mart, ein Pfund Brot ».'»proz. Ausmahlung 14.» Millionen Mark. Die Preise gelten ad Mittwoch, den 17. Oktober. Line Gaseinheit l60 Milttonen Das städtische Betriebsam: schreibt uns: „D"r gemäß amtlicher Bekanntmachung vom ll. Oktober 1923 feslzusrtzende Preis siir die „Ein- Herten" zur Bezahlung der ans „Einheiten" aus- geschciebencn Gas-, Strom- und Waiserrechnnngeu stellt sich unter Berücksichtigung der inzwischen er- solgten Kohlcnpreiscrmäßignng, der dagegen aber .ingetretenen starken Frachten- und Lohnstrigerungen und der Geldentwertung ab 16. Oktober auf l 6 0 M i l l i o n e n Mark sc Einheit. Ausdrücklich sei hier nochmals darauf hingewiesen, daß die Einheiten ausschließlich zur Bezahlung der auf „Einheiten" ausgestellten Rechnungen verwendet werden können. Di? Einheiten sind vorerst n u i ? r h a l i l i ch: Kasse sür ittvisauninsaffo. LauUpla« <am -Ilten iluater), Ginnahmrtasse, VriilN 80, >, -Verto.'aüe Ga»>u«rk t. Asrlftraftr 21. Werlvkaslc Gaswerk 17, Connrwiv. Kaiserin -luqusta Strafte, Wrrkska le Gasroerk in, L. Lindrnau. Gicftrrftr. 4/K, Aerkslalse Gaswerk IV, L. Setter wruseb, LSurzner Lu-afte S!> LücNskafte Gasivrrk Liebertwottwih. Liederuvokkwtt' b. Lripzift. Kttiseirstnudcn: 8—l Uhr. — Einheiten werden nur gegen Vorlegung der letzten Berbrauchsrechnung ab gegeben. Diese sowie die etwa gekauften Einheiten sind auch den Geldeinnehmern des Zwischeninkafsos, die in den nächsten Tagen ebenfalls nut der Abgabe der Einheiten beginnen, zur Kontrolle bedingpngs- gemäß vorzulegen. Bargeldlose Neberweisungen von Beträgen zum Ankauf von „Einheiten" oder zur Bezahlung der in Einheiten ausgestellten Verbrovchsrechnungen sind unstatthaft. Die noch schwebenden Derbrauchsrechnnugeu i« Markbeträgen sind unbedingt innerhalb der acht- tägigen Frist zu begleichen, do sonst unweigerlich zur Aufwertung der Beträge geschritten werden mutz. Diese in Mark ausgestellten Verbrauchsrechnungen können an allen kasscnstellen der Sparkasse bzw. Stadtbavk, außer an unserer Einnahmekasie, Brühl Nr. 80, ohne weiteres beglichen werden. Angesichts des starken Verkehrs an unserer Kasse empfehlen wir, möglichst die nächste Spartassenstekle zu be nutzen." NachzahUmgen an städtische Ruheständler. Alle städtischen Beamten i. R. und alle Hinterbliebenen von städtischen Beamten können am 17. Oktober bei ihren Zahlstellen die Nachzahlungen für das 2. und 3. Viertel des Monats Oktober erheben. Die R ube lohn - E m p f L n g c r erhalten am 18. Oktober eine Nachzahlung. Für oder gegen die Sonntagsruhe im Friseur- gewerbc. Ilm gemäß 8 41b der Gewerbeordnung sestzustelleii, ob die Zweidrittel-Mehrheit die Ein führung der völligen Sonntagsruhe im Friseur- gewerbc wünscht, werden die beteiligten Gewerbe treibenden vom Rat ausgcfordert, ihre Erklärung persönlich im Gewerbeamte, Zimmer 165, in der Zeit vom 22. bis mit 27. Oktober 1923 von norm. 9 Uhr bi» mittags 1 Uhr abzugcbcn. Als Ausweis dient Wohniingsmeldeichein und Gewerbeschein. vermischter Mieten nach dem Lebenrhallnngrindex Wie bereits amtlich mitgcteilt worden ist, hat sich das Kabinett in seiner letzten Sitzung unter anderem auch mit Richtlinie» über die künftige Wohnungs politik der Regierung befaßt. Cs handelt sich bei dieser geplanten Wohnungspolitik um eine völlig« Umgestaltung des Wohnungswesen». Die Regierung gent von der Auffassung aus, daß die Wohuungswirtschafr sich auf eigene Fuße zu stellen hat und daß die bisherige Zus chu »»wirtschaft für die Nenbautiitigteit auf baren muß. Ern völliger Urbergang in die freie Wirtschaft wird zur zeit noch nicht für möglich gehalten Die Kosten der ! Neubauten sollen künftig hauptsächlich aus den Mieten § aufgebracht werden. Zu diesem Zwecke wird für not- wcndig gehalten, die Mieten wieder dem Friedens- ' stand zu nähern, und zwar soll die Berechnung der Mieten nach dem Lebenshaltungsindex erfolgen. * Goldzollausgcld. Für die Zeit vom 17. bi» 19 Oktober 1923 einschließlich beträgt das Goldzoll- aufgeld 107 999 999 900 vom Hundert. <Cine Gold- zollmark 1080 000 000 Papiermarks. * Gilberankaufsxrei«. Der Ankauf von Reiche- silbcrmünzen durch die Reichsbank erfolgt vom 15. Oktober an bis auf weiteres zum 400millionen- facheu Betrage des Nennivertes. * Nene» Reichsbahn-Notgeld. Au Notgeld der Deutschen Reichsbahn gelangen nunmehr auch 20-, 50- und 100-MiIlioiicn Mark-Scheine in den Verkehr. Als Ausgabetag ist der 25. September 1923 an- * Der Amtsschimmel. Eine Bäuerin in Grafing» deren Mann 1915 tödlich verunglückte, erhielt von der landwirtschaftlichen Berufsgenoffenschaft unter Aufwand von 2 Millionen Mark für Porto und son stig» Kosten die Mitteilung, daß sie uud ihre vier Kinder unter 15 Jahren ab 1. Oktober d. I. nur noch 200 Mark (zweihundert Mark) Unfallrente erhalte. Eintritt — et« Brikett. Die A r b eit« r-Ku ll ft- Ausstellung in Berlin eröffnet am 21. Ok- lober eine Ausstellung von Werken bekannter Maler uud von Arbeiterkünstlern. Als Eintrittsgeld wird — ein Brikett gezahlt. Wenn der Besuch sehr rege sein sollte, könnten sich daraus Schwierigkeiten sür geeignete Knssenräumc ergeben. Die lachende Polizei. Ein Radfahrer wurde kürzlich in der Burgstraße in Salzwedel angehalten, weil er entgegen den polizeilichen Dorschrifteil dort radelte. Da er dafür ein Strafmandat von 50 000 Mark erhielt, wollte er der Polizei einen Schaber nack spielen und sammelte in seinem Orte alle er- reichboren Ein-, Zwei- und Fünfmarkscheine, ver packte sie in einen größeren Karton und überreichte sie so der Polizei. Diese nahm die' Papiermenze und trug sie zum Althändler, der ihr dafür den Altpapierpreis von 13 Millionen Mark zahlte. Max Klonte, der vor einigen Tagen wieder nach Tegel gebracht worden ist, um dort feine Strafe ab- zusitzen, wird abermals als baftunfiihig auf freicn Fuß gesetzt. Eine Untersuchung ergab, daß seine Lungentuberkulose, die seine frühere Haftent lassung ermöglichte, unheilbar ist. klonte ist zu- nächst ins Gcfängnislozarett eingeliefert worden. Der flüchtige Stadtrat von Köpenick. Dcr jetzige Aufenthalt des zum besoldeten Ltadtrat vo» Köpe nick gewählten unbesoldeten Siadtrats unH Berliner Stadtverordneten Josef Nawrocki ist unbekannt. Rawrocki ist seit einigen Wochen geflohen und wird von der Polizei gesucht. Die Wahl Nawrockis ist unter sonderbaren Umständen erfolgt. Als der Bür germeister Kohl (SPD.) dort zum Bürgermeister ge wählt wurde, erhielt dieser auch die Stimmen der Bürgerlichen infolge eines Abkommens mit den Sozialisten, die sich verpflichteten, bei dcr nächsten Vakanz sür den bürgerlichen Kandidaten zu stimmen und keinen eigenen Kandidaten aufzu stellen. Die Sozialdemokraten hielten sich an dieses Abkommen nicht, stellten vielmeht.^>en Magistrats- baurat Bollengraben, einen früheren Techniker, auf Veranlassung und Empfehlung des Stadtbaurate Hahn auf. Das verschnupfte allgemein. Und da der Herr Bollcngraben den Bezirksverordneten nicht ge- nehm war, stimmten die bürgerlichen Mitglieder ver ärgert für den kommunistischen Kandidaten Nawrocki. Englische Nationalfriedhöf« in Deutschland. Die englische Regierung wird ihre in Deutschland als vier glückliche Menschen 14s Roman von k-ttnor 61>n Tankreds erzwungene Ruhe hielt nicht mehr stand. Zu erregt, um sitzen bleiben zu rönnen, sprang Tristram plötzlich auf, trat ihr einen Schritt näher und lehnte sich an den Kaminsims — für einen Moment wurde sic von seinen Blicken verschlungen. Ucberrascht sah Zara ihn an; — sie erfaßte es, daß in den Augen des Mannes die vcrhal- lene Leidenschaft durchbrach. Eie schob den Stuhl rückwärts, ihre Brauen näherten sich, und etwas wie ein Ausdruck des Ekels kroch über ihr Gefickt hin. Da war ja die Maste gefallen; dieser Mensch ist wie die anderen alle — ein sinnliches und darum Hassenswertes Geschöpf! Sie an sich reißen — küssen wollte er sic, das fühlte sie aber nicht als die Frau seiner Liebe, sondern einfach als das erste beste, schone Weib! Scheußlich war das! — Die ein Satyr kam er ihr vor. Gin plötzliches Verstehen dessen, was in Zara vorging, brachte Tristram zu sich selbst zurück. Er tat einige Schritte seitwärts und seinem äußeren Verhalten nach völlig abgekühll, iah er zum Fenster hinaus. Dann gleichmütig: „Ich hoffe, meine Mutter hat Ihnen heule einen Besuch cseniocht, obschon sic wußte, daß Sie nicht zu Hause sein würden. Es handelte sich nur um den Beweis, daß meine Familie Ihnen mit Zuneigung entgegcnkommen will." „Das ist sehr freundlich von den Ihrigen." „Die Anzeige der Verlobung wird morgen in der Morning Post stehen oder l>aben Sie etwas dagegen?" Die Stimme der Gräfin klang erstaunt: „Warum sollte ich etwas dagegen haben? Da die Sache doch nun mal beschlossen ist, müssen die erforderlichen Formalitäten erfüllt werden." „Pardon! Aber Ihre eisige .Kälte, Gräfin, läßt mich an allem zweifeln." „Es liegt nicht in meiner Natur, mich anders zu geben, als ich bin, — daran ist nichts zu andern. Da ich nun mal eingewilligt habe, Ihre Frau zu werden, beabsichtige ich mich Ihrer Familie vorzustcllen." Und dann verächtlich, von oben herab: „Ihnen selbst habe ich nichts mehr zu sagen. Ucberhaupt ist mir alles gleichgültig." Bei dein schneidenden Ton ihrer Stimme' durchzuckte cs Zara. Dar sie nicht über die Grenze hinausgcgangcn, vor bereit Ucberschreitcn ihr Onkel sic gewarnt hatte? Hielt des Mannes Geduld noch stand? — Und Mireo — sollle das Kind weiter hungern, weiter husten — nach allem, was sie ihm versprochen hatte Die Angst jagte ihr eine Blntwelle ins Antlitz. Was würde Tristram antworten? Tankred schwieg, die Lippen fest geschloffen; finster war sein Blick, — und zum ersten Male kam ihm ein Zweifeln. Dar sic denn wirklich dieses ganzen Kampfes wert? — Langsam wandte er sich nach ihr hin. Ersah den rosigen Schein auf dem sonst blaffen Gesicht, in den Augen einen ihm ganz neuen Ausdruck von Hilflosigkeit, der es ihm doppelt anrat. „Ihnen mag alles gleichgültig sein, aber mir nicht," sagte er beinahe trotzig; „ich werde Sie nehmen wie Sic sind." „So —" Die junge Frau, erhob sich: „Damit ist denn wohl alles zwischen uns erledigt, und ich kann - mich von Ihnen verabschieden/Adieu!" Zara verneigte sich und. ging der Türe zu. ! Tankred sprang auf, um ihr diese zu öfftien. ! „Leben Sie wohl!" sagte er, ohne ihr die Hand i zu geben. Allein zurückgeblieben, entsann er sich erst des ! Verlobungsringes, der immer noch friedlich in , seiner Tasche ruhte. Dort stand ja in der Nähe des Fensters ein Schreibtisch. Rasch entschlossen zog sich Tankred einen Stuhl heran und schrieb leicht nervös: „Ich habe vergessen. Ihnen diesen Ring zu geben. Sollten Sie Saphire nicht mögen, so kann er umgetauscht werden. Bitte tragen Sie ihn. Dcr Ihre Tankred." Er tat den Brief mit dem kleinen Etui in ein großes Kuvert, und drückte auf den elektrischen Knopf: „Geben Sie dieses der Gräfin Schelsky," sagte er zu dem cintretenden Kammerdiener; „ist mein Auto do?" „Glastonbury House," befahl er dem Chauffeur, und mit unbefriedigtem Ausdruck lehnte er sich in die Kissen zurück. — Sein Besuch galt Lady Ethelrida Montfichet. Diele war zu Hause. Lord Tankred wurde in das Wohnzimmer seiner Cousine geführt, deren Nähe stets so sympathisch und wohltuend auf ihn wirkte. Seit ihrem sechzehnten Jahre hatte Lady Ethelrida nach dem Tode ihrer Mutter dem Hause ihres Vaters des Herzogs von Glastonbury musterhaft vorgestanden. Sie zählte jetzt fünfundzwanzig Jahr«, und war eine der anziehendsten und schönsten jungen Damen der Gesellschaft. Ohne eine Schönheit zu sein, hatte sie in ihrer schlichten Erscheinung dock» etwa» besonders Vornehme». LttBW-WS, Hf. — - -- .. —E Kriegs-efanaene gestorbenen Soldaten auf vrehrereG Rationalfriedhöfen sammeln. Ursprünglich waren sechs solcher Friedhöfe vorgesehen. Jetzt ist man da hin schlüssig geworden, vier derartig« Sammelsricö» Höfe anzulegen, und zwar in Kaffel-Riederzwchren, Köln, Hamburg und Berlin. Seit kurzem weilt eine englische Kommission in Niederzwehren bei Kassel, um sich zu informieren. Die Engländer unterhalten in Köln «in eigene« Friedhof »bü ro. Eine bt- sondere Abteilung dieses Büros nimmt die Aus grabungen der Särge auf den verschiedenen Fried höfen in Deutschland vor, um sie auf die National friedhöfe zu überführen. In Kassel sollen vorwiegend die Leichen beigesetzt werden, die in Süddeutfchland begraben liegen. Es handelt sich um etwa 1800 Be stattungen. Die Dmherpolizei auf der Revubab«. An den letzten vier Renntagen wurden von Beamten der Abteilung W. der Berliner Polizeipräsidiums auf den Rennbahnen Grünewald und karlohorst 34-Per sonen wegen Verdachts des gewerbsmäßigen uner laubten Buchmachens zur Rennbahnwachc ze- bracht. Hier wurde festgestellt, daß mehreren von ihnen das Betreten der Rennbahn voin Nennverein bereits untersagt worden war. Gegen di;se Personen ist ein Ltrasversahren wegen Hausfriedensbruchs ein- geleitet. Die übrigen erhielten den Bahnverueis und wurden von der Rennbahn entfernt. Gegen einige ist außerdem ein Strafverfahren ein- geleitet. Auch in der Stadt gelang es in den letzten Wochen eine große Anzahl von wilden Buchmachern zu überraschen und erhebliche Wettgelder zu beschlag nahmen. Sturmschäden i« Skandinavie«. Der schwere Sturm, der in den letzten beiden Tagen die skandi navischen Länder heimsuchtc, hat schwer« Schäden an der dänischen Küste, insbesondere an der Westküste EüL-Iütlands verursacht, wo die Fol gen der letzten Sturmkatastrophe im norigen Vkonat erst zum Teil beseitigt waren. Zn Kopenhagen, Aarhus und verschiedenen anderen Häsen stieg das Wasser um einen Meter und mehr über den Normal spiegel. Verschiedene Schisse, vornehmlich aber nur kleine Boote und Fischerkutter sind unter gegangen bzw. schwer beschädigt worden. Dcr Telephon- und Telegraphenverkehr war unterbrochen. Die verschleierte Beau«. Zn der Gartenbau- Ausstellung Luzern steht eine Statue des Bildhauers Siegwart, die Venus darstellend. Das Erziehungs departement hat nun angeordutt, daß die schaum geborene drapiert werden soll, wenn Schulklassen die Ausstellung besichtigen. Ein Riejeustück Silbererz das wohl den größten zusammenhängenden Block dieser Art darstcllt, wurde kürzlich in den kanadischen Silbernnncn von keely, nördlich Oittario, zutage gefördert. Dcr Block bar ein Gewicht von über zwei Tonnen. Er enthält über 20 000 Unzen reines Silber. Der Block soll nicht cin- geschmolzen werden, da die kanadische Regierung die Absicht hat, ihn als eine Denkwürdigkeit dauernd der Nachwelt zu überliefern. Er wird von der kana dischen Regierung angelauft und im Parlaments gebäude aufgestellt werden. Verwegener Raubüberfall. Bier bewaffnete Räuber überfielen mitten in der City von New Port einen Bankboten, erschossen seinen Begleiter und raubten 12 500 Dollar. Einer der Räuber wurde getötet, die anderen entkamen. Womit man die Zeit vcrschwsadet. Zu welch ungeheuren Ergebnissen unbeachtete Kleinigkeiten führen können, zeigt rine Berechnung, die einmal der Schriftsteller Tschobuschnigg ausgestellt hat. Er be hauptet, daß die Menschen jährlich die Frage „Wie geht es Ihnen" oder „Wie befinden Eie sich" min destens 130 billioncnmal aussprcchcn. Dir Mensch heit würde also auf diese Höflichkeitsphrascn 2 166 666 666 Stunden oder 270 833333 Arbeitstage verwenden. Des weiteren hat dieser ausgeruhte Kopf hsrausbekommen, daß jeder Mensch in einer Gesellschaft wenigstens zehnmal gähnt-, in 104 Mil lionen Gesellschaften wird also 52 billioncnmal ge gähnt. .Rechnet man nun zwei Sekunden auf ein einziges Gähnen, so verbraucht jenes Weltgähnen ungezählte Arbeitsstunden. Wenn man sich aber vergegenwärtigt, was in den Parlamenten und Vcr- einen bei den langen Reden gegähnt wird, so kann man sich gar nicht verstellen, wieviel Zeit die Ab geordneten und Vereinsbrüder dabei im Jahre ver brauchen. Francis Markrute, der sich so viel mit der Analyse von Typm und Rassen beschäftigte, pflegte zu behaupten, daß es zwei Arten von Menschen gäbe: die eine sähe aus, als märe sie eine Form gegossen; die andere, als sei sie mit scharfem Messer geschnitzt. Er mochte das zise lierte Gesicht an einer Frau gerne. Zaras Ant litz war nicht ganz ihres Onkels Geschmack; ihre kleine Nase nicht -fein genug gemeißelt. Man findet dieses ziselierte Gesicht häufig bei den englischen Frauen, und ab und zu auch bei den Oesterreichern; das Ausland bringt diesen Typus selten. Das nun Ethelrida betraf, so war ihr Haar hellblond mit dem gewissen Silberschimmsr. Die grauen Augen tlug und gut; ihre hohe, schlanke Gestalt die Begeisterung der Künstler. In Ethelridas ganzem Sein war ein wohl tuendes Maßhalten charakteristisch. Keine über triebene Begeisterung für irgend welche Lieb haberei oder einen Sport. Ihre Zuneigung ge- hörte in erster Reihe ihren» Vater — dann den Verwandten Gmscard und einer Freundin, Lady Aningford. » „Ich habe dir e'n ganz besonderes Exemplar von einer Muigkeit mitzuteilen," sagte Lord Tankred, während e.: sich neben seiner Cousine auf dem kleinen »nit Kretonne bezogenen Sofa einrchitete — „rate, was es ist." „Wie kann ich denn. Tristram! Wird Maria wirklich Lord Henry heiraten?" „Richt daß ich wüßte! Aber darum handelt es sich heute nicht. Rate noch einmal; eine Heirat kommt auch in Frage." ,Mann oder Frau?" meinte sie nachdenklich, mähreni) sie dem Vetter die Platte m'.t den Brötchen aus dunklem Mehl, die er so gerne hatte, hmschob. „Du, Tristraml" rief Ethelrida in einer Er regung, wie sie sie sich noch nie gestattet batte. „Du willst dich verheiraten? — Mit wem denn?" lFortsetumq folgt.) . Die vorliegende Ausgabe umfaßt 1« Setten
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