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8«N« L LUtM«xd, Sen 17. vtlod« Maffenverhaflung von Kommunisten Hannover, IS. Oktober. Der kommunistische Detriebsrätekongreß für Niedersachsen war gestern nach Hannover einberufen worden. Die Veranstalter dirigierten ihre Gefolgschaft aber nach Hildesheim, wo die Tagung jedoch aufgehoben wurde. 7 2 Teilnehmer, oarunter namhaft« Aommunistenführer aus Hannover, wurden fest» genommen. Man beschlagnahmt« zahlreiche« Material, darunter Mobilmachungsplan^ Sin Versuch, den in Hildesheim gesprengten Kongreß in Alfeld fortzusehen, konnte vereitelt werden. In Gerzen bei Alfeld wurden 24 Verhaftungen ver- genommen. Mehrer« Teilnehmer konnten durch die Fenster flüchten. got «ine kurz« Erklärung ab, in der gesagt wird, daß di« deutsche Negierung diese Einladung wie jede Ge legenheit gern wayrgenoni aon hob um di« fr «blich« Zusammenarbeit unter d«n Böllern zu fördern. Grimdsätzlich sei die deutsche Negierurch mit dem mm Wirtschaftskomitec des Völkerbund«» vorgeschlageaen Programm einverstanden, und sie behalte sich nur im einzelnen Aenderungen oder Ergänzungen vor. D»e deutsche Regierung sei gewillt, sich mit ihrer Dele gation in weitestem Umfange an der Arbeitskonfrrenz' zu beteiligen, und, was an ihr liege, dazu beizu tragen, daß nicht nur beherzigenswert« Entschlüße gefaßt, sondern diese auch in loyaler Weise in die Tat umgesetzt würden. Illusionen Auf der Tagesordnung der Bezirkskonferenz der schlesischen Sozialdemokratie stand, wir gegenrcärtia bei allen diesen Zusammenkünften, di« Stellungnahme der Partei zur Großen Koalition imd der aus sie gestützten Reichsregierung. Dabei kam in seiner Eigenschaft al» Abgeordneter des Breslauer 'Wahlkreises auch der Reichstagspräsident Loeb« zum Wort, den man als einen von echtem Patriotis mus erfüllten, klugen und maßvollen Politiker kennt. Um so mehr ist man iiberrascht, ihn gegen die Große Koalition austreten zu sehen, und zwar mit Argumenten, die einigermaßen an den wirklichkeits fremden Doktrinarismus anklingen, in dessen Namen etwa Herr Lrispien di« Zusammenarbeit mit den Bürgerlichen ablehnen mag. In der Tat erinnert e» an die ebenso falsch« al» bequeme Theorie von der .Lbwirtschaftung der bürgerlichen Parteien", wenn Herr Loeb« meint, man solle es ruhig auf ein« Rechts» regierung ankommen lassen, die dem Volk di« Augen üb«r die an eine solche Regierung geknüpften Illu sionen öffnen würde! Wieder denkt man dabei unwillkürlich an das Mißgeschick der österreichisch«» Sozialdemokra tie, die so lange auf die Abwirtschaftung der bürger lichen Parteien wartete, bi» sie sich selber völlig an die Wand gedrückt, de» Einflusses auf die Staats leitung mehr und mek,. beraubt und, wie sich bei den bevorstehenden Wahlen ohne Zweifel zeigen wird, auch in der Wählerschaft stark erschüttert sah. Doch selbst wenn solche aus grauer Theorie geborenen Ex perimente in ruhigen Zeiten erlaubt wären, so müßten sie doch in unseren heutigen Verhältnissen von dem vor allem auf die Rettung de« Vaterlandes bedachten Politiker, der Herr Locbe ohne Frage ist, schon des» halb verworfen werden, weil o)ir zu politischen Labo ratoriumsversuchen wirklich keine Zeit habe». Es ist gewiß richtig, daß die Anhänger einer Rechteregie rung im Reich im Falle der Verwirklichung ihrer Sehnsucht sehr rasch ihre Illusionen verlieren wür den — doch ist dringend zu befürchten, daß in der höchst gebrechlichen Verfassung, in der sich da» Reich gegenwärtig befindet, noch verschiedene» andere mit verlorengehen würde. Das Experiment Cuno sollt« wahrlich als genügender Beweis dafür dienen, daß wir uns keine Experimente mehr erlauben können, sondern die von keiner anderen Doktrin al» der des gesunden Menschenverstandes empfohlene Linie ein zuhalten haben, di« sich heute in der Politik der Großen Koalition darstcllt. Das war denn erfreulicherweise auch die über wiegende Meinung der auf der Breslauer Konferenz verstümmelten Vertreter, deren Mehrheit sich entgegen den Ausführungen de» Reichstag»präsidenten für die Große Koalition aussproch und dem Wiederein tritt der Sozialdemokraten in die Reichsregierung zustimmte. Nie Dresdner Presde«, IS. Oktober. (Eig. Tel. Schon auf dem Wege zu« Landtage wurde man auf der Prager Straße aufgehalten. ErwerAslos« haben in einem Lebensmittelgeschäft die Fensterscheiben ein geworfen. Sipo schreitet ein und führt die Haupt rädelsführer fort. Bi» an die Tür des Stände hauses schlagen die Wogen der Erregung. Die Ein- gäng« sind dicht umlagert. Sipomannschaften sind überall im Hause verteilt. Di« Tribünen sind voll besetzt. Offenbar erwartet man jetzt vom Landtag einschneidende Maßnahmen und man will dabei sein. Di« Gestalten der Tribünenbesuchcr verraten ganze Leb«n»g«schichten. Der fanatische Parteimann neben dem hungernden Erwerbslosen, die neugierige Mode dame, die neuerdings auch Politik mit in den Klatsch einbezieht, weil soviel davon in den Zeitungen steht, der schweigsame Bürger, der mit verbittertem Herzen zusieht, wir nur geredet und nicht geholfen wird, der weiß, daß die Entscheidungen irgendwo ganz ander» getroffen werden, der auf sie wartet und solange darbt. Aber sie alle werden, wie cs scheint, auch heute wieder enttäuscht nach Hause gehen müssen. Die erste Rednergarnitur der Deutschen Bolkspartei rmd der Deutschnationalen Partei hat gesprochen und dir Kommunisten haben dreingeredet. Gute Bonmots flogen hin und her, nicht weniger und nicht mehr. Parteigchoder, da» Plenum ist ein Agitations lokal geworden. Di« Sitzung beginnt mit einer halbstündigen Der- spätung. Vor Eintritt in die Tagesordnung teilt Präsident Winkler mit, daß der Besuch der Tribünen so geregelt fei, daß die Besucher durch die Fraktion», angehörigen mit Eintrittskarten versehen würden. E» geh« nicht an, daß einzeln« Abgeordnete unter Umgehung dieses Beschlusses des Aeltestenrates Be sucher auf di« Tribünen führten. Besucher von Ab» geordneten, die nicht bestellt seien, und sich nicht legi timieren könnten, würden, wenn sie im Hause be troffen würden, wegen Hausfriedensbruch belangt werden. Bet der Besprechung der Regierungser klärung gibt Abg. Wirth (Soz.) für seine Frak tion die Erklärung ab, daß sie mit der Regierung»- erklärung einverstanden sei. (Zuruf: Alle Mit glieder?) Wir billigen auch, daß sie ein speziali- siertes Programm nicht ausgestellt hat. Die sozial- demokratische Fraktion begrüßt es besonder«, daß di« KPD. sich zur Mitarbeit bereit erklärt hat. Wir wenden uns gegen den Ausnahmezustand, der keine Berechtigung für Sachsen hat. Wir fordern, daß di« unverständlichen Djaßnahmcn des Verbots der Arbeiterorganisationen aufgehoben werden. Dir verlangen ein energisches Eingreifen g«gen den Wucher, die verderbliche Preispolitik der Syn dikat« und dl« Stillegung der Betrieb». Wir sprechen der neuen Regierung unser vollste« Vertrauen au». Den abgegangenen Ministern sagen wir Dank für ihre im Interesse des Volke» geleistet« Arbeit. «bg. Dr. Kaiser (D. Vp.): Der von der neuen Regierung eine neue Aera erwartet, der wird sich irren. Die Kommunisten haben bisher schon dir Macht ausgeübt, allerdings nebenamtlich; jetzt tun sie es von gutbezahlten Stellen au». Di« Sozial demokraten haben dir Macht aus der Hand gegeben. Wir warten nur daraus, daß Herr getaner seinen Eintritt in die SPD. erklärt. (Heiterkeit.) Graupe und Böttcher meinen, daß mit Rußlands Hilfe das Paradies filr die Hungernden aufgerichtet werden könne. E« ist endlich Klarheit bei uns geworven: Wir haben keine sozialistische, sondern die kommu nistische Regierung. Die Kommunisten, di« in die Regierung eingetreten sind, mögen nun zeigen, baß si« etwa» leisten können, aber sie werden mit ihrem schönen Programm genau so auf den Holzweg kom men wie ihre Vorgänger. Herrn Dr. Zeigner frage ich, wo in Sachsen die Gefahr vorliegt, daß die Re» publik von rechtsgerichteten Kreisen gestürzt werden könnte? Wir werden auch bei uns dafür sorgen, daß die Republik, wie sie besteht, un» erhalten bleibt. Sachs«» steht unter dem Terror von links. Unser- Lan-tags-ebatte stündlich sind die Angriffe Zeigner» auf die Schwer industrie. Eie gibt «s in Sachsen nicht, lursere Industrie bedarf de» Schutze« der Regierung im be sonderen Maße. Es ist eine Folge der bisherigen Regierungsführung, daß gerade die sächsische Indu- strie keine Aufträge mehr von auswärt» erhält. Wir können der Regierung nur unser schärfste» Mißtrauen aussprechen! Abg. Dr. Eberle (Dn.): Di« Regierungserklärung ist eine innere Unwahrheit, solange die kom- munistiscke Partei nicht ihren Standpunkt gegenüber der Verfassung widerruft (Abg. Schneller: Da machen wir uns was draus!) Mit einer Unwahrheit im Herzen und auf den Lippen kann man eine sittliche Kraft nicht entfalten. Was sich beute als Regierung vorstellt, ist ein Parteigebilde, hervorgegangen aus schwächlichem Nachgeben der sozialdemokratischen Var. tei und Machthunger und Perfassungsuntreue des linken Flügel». L» ist der Sieg der Kommunisten über die Sozialdemokratie. Wir stehen unter dem schwersten Terror von Links. Mit einer gewissen Verwunderung habe ich das Bekenntnis zum Reiche gehört, waren es doch dieselben Herren, die während des Krieges für die Z e r s p l i t t e r u n g des Reiches sorgten! Die Regierungserklärung befaßt sich auch mit der wirtschaftlichen Seite. Sie verspricht «in« Gesundung der Etaatsfinanzen. La berührt es eigen tümlich, daß man emen Kßmmunisten zum Finanzminister macht. Wenn Opfer von der Indu strie auf ungesetzmäßigem Wege verlangt würden, so würde da» auch den letzten Rest von Ver trauen zur sächsischen Industrie zerstören. Was wir brauchen ist nicht der Geist dieser Regierung, nicht der Geist der Schwäche, sondern wir brauchen, um aus dem Elend hcrauszukommen, den Geist der Kraft und der Opferwilligkeit. Di« Regierung muß bereit sein, die Opfer, die sie von anderen verlangt, auch selbst zu bringen. Wir vermissen eine Erklärung der Regierung, daß sie bereit ist, die Industrie zu schützen und für Ruhe und Ordnung zu sorgen. In den Kreisen der Beamten soll wieder eine große „Säuberung" stattfinden. Die Beamten sollen in die Reihen der Sozialistischen und der Kommunistischen Partei hineingepreßt werden. Gepreßte Soldaten gehen aber im Ernstfälle stet« zum Feinde über. Der Staat wird noch sehr darunter zu leiden haben, daß er auf diese Weise einen Teil seiner besten Beamten verliert. Auf der andern Seite duldet die Regie- rung Beamte, die offen bestrebt sind, den Staat zu zertrümmern. Mit allgemeinen Versprechungen gibt die Regierung der Bevölkerung Papier statt Brot. Für uns steht fest, daß diese Regierung mehr als die bisherige unter der Kontrolle der Kommu nistischen Partei und Moskau« steht. Abg. Siewert (Kom.): Wir haben bewußt auf diese Regierungsbildung hingearbeitet. Di- Regierung wird den Sammelpunkt für die Armen und Unterdrückten bilden. Wir hoffen, daß die gegenwärtige Regierung im Bunde mit d«m Proletariat dafür sorgen wird, daß wir schnellstens aus dem Elend herauskommen. E» schadet nicht», wem» Unternehmer, die di« Pro- doktiou sabotiere», ordentlich verprügelt werden! (Zuruf von rechts: Unerhört!) Was nun die Verordnungen des Generalleutnants Müller angcht, so hat unzweideutig und aus gerechnet dos demokratische „Leipziger Tageblatt" nach seinen Berliner Informationen feststellen können, daß der Generalleutnant Müller nur der Geschobene ist, und daß hinter ihm der Reichswehrminister steht. Die Gemein heiten des General» Müller und des Reichswehr ministers werden die Geduld der Arbeiterschaft er schöpfen! (Der Präsident macht den Abgeordne ten Siewert darauf aufmerksam, daß Mitglieder der Reichsregierung nicht beleidigt werden dürfen.) Die Reichswehr wird mit Angehörigen der rechtsstehen- den Organisationen aufgefüllt. Neben der legalen Reichswehr besteht noch eine schwarz«, di« bereit- steht, die Waffenbestände de« Reichs in Empfang zu nehmen und gegen das Proletariat vorzugehcn. Line neueJntendanzfrage Der Rücktritt de» Operndirrktors Professor Lohse wirkt sich zunächst dahin aus, daß in ihrer heutigen Sitzung die Leipziger Stadtverordneten zu der Frage der Einrichtung ein«» stellvertretenden Intendantenposten» Stellung zu nehmen haben. Also ein« Frage, die mit jener allerwichtigsten Entscheidung über die künftige künstlerische Leitung unserer Oper nur mittelbar im Zusammenhang steht. Immerhin glauben wir den Sinn und Zweck dieser Vorlage dahin interpretieren zu dürfen, daß nun mehr ernsthaft an die Lösung des Gesamtfragen- Komplexe» herangegangen wird. Von einer d«m Gemischten Theater-Aus schuß nahestehenden Seite wird un» hierzu noch mttgeteilt, daß neuerdings wieder alle möglichen Kombinationen erwogen worden sind, um einerseit» i^e organisatorisch« Gestaltung der städtischen Teatrr, anderseits ihre künstlerische Leistungsfähigkeit i sichcr.mstelley. Wie wir hören, ist bei der Aussprache über drn Gegenstand jener von un» wiederholt als indiskutabel bezeichneten Vorschlag einer erneuten Personalunion de» künstlerischen Oberleitcr» der Oper mit dem Ersten Kapellmeister de» Institut» zu Fall gebracht worden. Um diesen Gedanken nicht etwa in irgendwelcher Form .wieder aufleben zu lassen, iei immer wieder an die trostlosen Opern- vsrhaltnisse d«r letzten Jahre erinnert. Der unglück liche Plan, einen Ersten Kapellmeister mit der orga nisatorischen Leitung der Bühne zu betrauen, würde auf der andern Seite bedingen,, daß für das Schau« loiel künftig nicht mehr «in selbständiger und künst- kerisch verantwortlicher Schauspieldirektor bestellt werden könnte, sondern nur «in in seinen künstle rischen Kompetenzen beschränkter, dem neuzuernennen den Künstlerintendanten Nachgeordneter Oberspielleiter. Daß sich Kronacher mit einer solchen Lösung ab finden sollte, mochten wir nicht glauben. So gibt eo für die Lösung der Krise, die tatsach- lich nur durch di« bisherige organisatorisch« Leitung der Oper verschuldet worden ist, i«M«r nur wieder da» «ine, nachdrücklich an dieser Stelle befürwortete Mittel: man beruf« so schleunig wie möglich einen im Range dem Direktor unsere» Schauspiel« gleich- Gestellten künstlerischen Leiter der Oper, und I W« au» tzeiko d«^iu»g«n, id^vbesessenen MegkMmmochD-uchse«. Wßr Mimin»« «W» Mit « I irgendeinen Namen, aber wir wünschen von vorn- herein Garantien dafür zu haben, daß der zu be rufende neu« Mann auf Grund seiner Leistun- gen (und nicht auf Grund irgendwelcher Ver sprechungen . . .) sofort mit positiver, ausbauender Arbeit beginnen wird. -'us dieser Grundeinstellung heraus billigen auch wir den Vorschlag des Theaterausschusse», es in ver- waltungstechnischer Hinsicht beim alten zu lassen, und lediglich dem stark überlasteten Stadtrat Dr. Barthol eine energisch« Hilfskraft zuzuwcisen, das heißt einen Mann aus dem Kreise der Ra ts- recht» rät«, der die laufenden Angelegenheiten zu erledigen hätte. tzil- I. kmmabevd. Ester Raparstok zeigte an einem Abend im Zoo, wie wenig die Tanzkunst bei manchen Ausübenden wirklich Kunst ist. Bei dieser Tänzerin siel da» besonder» auf. Ein prachtvoller Körper, der cn jeder Sehne und Muskel federt, der einen Herr- liehen Zusammenklany körperlicher Rhythmen bietet, ein« sorgsam ausgeferlte Technik, die alle Schwierig keiten al» federleicht« Spielerei erscheinen läßt — aber bi» zur wahrhaften Kunst ist doch noch ern weiter Weg. Der Tänzerin fehlt die Persönlichkeit, die jede Gest« von innen durchstrahlt und so nicht nur den Kontakt mit de» Augen de» Zuschauer», sondern auch mit der künstlerischen Erlebniofähigkeit des Publikum» herstellt. Dieser Mangel einer zigenen Persönlichkeit wirkt auch hemmend auf die Pkantasie der Tänzerin, weil alle» nur skizziert, nicht aber ge gliedert und kontrapunktisch verarbeitet wird. Vielleicht reift die sympathische Tänzerin dieser höchsten Aufgabe noch entgegen — Ansätze dazu scheinen vorhanden. O. L. Bo» de» Hochschal«». Der Professor an der Uni versität München Dr. Sigmund Hellmann ist ab 16. Oktober zum ordentlichen Professor der mittel alterliche» Geschichte an der philosophischen Fakultät in Leipzig ernannt worden. Wissenschaftliche» Eigentum und Völkerbund. Di« Kommission für industrielle Kooperation de» Völker bunde» Kat unter dem Vorsitz Henri Dera son« ein« Umlage über die Frage de» wissenschaftlichen Eigentum» veranstaltet, da» bi» jetzt durch kein Ge setz geschützt ist. Der Bericht de» italienischen Pro fessor» Rufftni, der di, Frage behandelte, wurde einstimmig angenommen und wird den verschiedenen RVgierMtgen vovgekegt werden. Professor Ru^fini weist der wissenschaftlichen Entdeckungstätigkcit ihren Platz zwischen der künstlerischen Schöpfung und der technischen Erfindung an, tue durch das Recht -c» künstlerischen Eigentums und das Erfinderpatent ge- schützt sind, und er schlägt di« Einrichtung eine» neuen internationalen Bunde» -um Schutze des wissenschaftlichen Eigentums vor nach dem Dorbilde des literarischen und industriellen Schutze«. Die französische Kammer wird bei ihrer nächsten Sitzung einen diesbezüglichen Gesetzentwurf de» Professors Barthölemy von der juristischen Fakultät der Pariser Universität diskutieren. Brentano» „Ponce d« Leon" auf der Bühn«. Au» München schreibt unser Mitarbeiter: Nach seiner Uraufführung in Wien im Jahre 1804, bei der e» gründlich ausgepfiffen wurde, kam unsere« Wissens tn diesen Tagen zum ersten Male wieder Elemens Brentanos Komödie „Ponee de Leon" auf die Bretter. L» war entstanden auf Veranlassung Goethe» und Schiller», die auf da» beste Intrigenlustspiel «inen Preis gesetzt hatten. Da» junge Bayerische Landestheater, die Staatliche Wanderbühne, die sich in Erkenntnis ihrer großen kunsterzieheri^chen Aufgaben einen Dramaturgen vom Range Ernst Leo- pold StabI» verpflichtete, unternahm Pas Wagnis, im Stadttyeater zu Augsburg« da« Lustspiel un» Heutigen vorzustellen. Brentano zeigt sich darin al« echter Romantiker Tieüscher Obs.rvanz: in den Dialogen funkt » und sprüht'»'manchmal allzu hell von Witz und Geist; ein Einfall jagt den andern zu buntem, scheinbar formlosem Durcheinander, so daß sich in der Vcrrccchslungskomöbie eine Verwirrung ergibt, die einem unlösbaten Knoten ähnelt, der aber vom Dichter am Ende wie der gordische gelöst wird. Die Absicht, die den Dichter geleitet hatte, eine Ver schmelzung von Shakespeares Eharakterlustspiel und der italienischen Komödie zu geben, ist Brentano nicht aelunaen, er, der im Haupthelden bcckd nach der An- lag« sich selbst zu porträtieren begann, gewinnt nicht di« Kraft und den Abstand von seinen Einfällen, sie zu organischer Einheit zu binden. Mit feinen Häa- den hatte Fritz Schu'h das Wesentliche des Stücke» vielem für di« Bühne störenden Beiwerk enthoben und eine Bearbeitung geschaffen, in der di« Auffüh rung mehr al» bloßes literarisches Zntersse erwecken konnte. Reznirek» Oper „Holsfernes", deren Tert frei nach Hebbel entworfen ist, wird am SO. Oktober im Opernhäus Eharlottendurg ihr« Urauf- fühung erleben. Di« Titelpartis singt Michael Bohns«. Das Neueste von General Müller ist, daß W heute die gesamte sächsische Polizei unter sein Oberkommando gestellt hat. Da» bedeutet di» Reichsexekutive gegen die sächsische Regie rung, da« bedeutet ihre Absetzung. Mr fordern die Regierung auf, nunmehr die proletarischen Organisationen aufzurufen, um gegen die Reichswehr und die schwarze Reichs wehr gegebenenfalls mit allen Mitteln vorzu gehen. Der General streik und der Kampf mit alben Mitteln muß vorbereitet werden. (Abg. Dr. Reinhold: Das ist der Kommentar zu (kirrem Bekenntnis zur Verfassung!) Ihr« Bersassung ist nicht unsere Berfaflung! Abg. Dr. Reinhold: Es gibt nur eine, und die haben Sie beschworen!) Sie Heuchler! (Orb- nungsruf; Abg. Schneller: Ei» ganz gemeiner Heuchler!. Große Unruhe. — Siewert erhalt noch zwei Ordnungsrufe und der präsidierende Vizepräsident Dr. Eckhardt fragt das Haus, ob der Abgeordnete weiter sprechen soll. Die Sozial demokraten und Kommunisten stimmen für Weiter- sprechen.) Siewert fährt fort: Der Entschei- dungskampf naht. In Berlin hat die Polizei ein Vorgehen gegen die Hungernden abgelehnt. (Bravorufe links und auf den Tribünen.) (Vie Sitzung dauert fort.) * Von der Deutschen Dolkspartei ist im Landtag folgende Anfrage eingebracht worden: „In der Zeit des ^lusnahmezustande« Anfang Oktober sind wiederholt nächtlicherweile auf dem Fluggebiet Zwota Autofahrer von Mitgliedern der prole tarischen Hundertschaften angeholt-n und durchsucht worden. Bei den Hundertschaftsmitgliedern festgestellte Ausweise sind von dem Bürgermeister Dr. Zimmermann in Klingenthal, der den Aus- trag hierzu von der sächsischen Regierung er halten zu haben angab, unterzeichnet gewesen. Sind der Negierung diese Vorgänge bekannt, und wie ge- denkt sie ihre Anweisungen zu rechtfertigen?" Die deutsch nationale Fraktion brachte folgende Anfrage Siegelt ein: „Ist der Regierung das rechtswidrige Verhalten des Schulaus- schusscs zu Sosa i. E. bekannt, der ohne Rück sicht auf das klare Recht des dortigen Kirchcnvorstan- des als des Verwalters des Kirchschullehcns, die in dem Schulhausc sreigcwordcne Kantorwohnung ver kleinert und später unter Zuzi-huNg und Beihilfe der Hundertschaften mit einem von ihm berufenen Lehrer hat besetzen lassen." * Der La n d c s a u s s ch u ß des sächsischen Hand werks hat beim Finanzministerium Ein» spruch dagegen erhoben, daß in einzelnen Städten der Amtshauptmannschaft Glauchau gegenüber Gewerbetreibenden willkürliche Steuerexekutionen zur Unterstützung der Erwerbslosen vorgenommen worden seien. Don wem die Steuerexekntionen aus geführt worden sind, geht aus der Zuschrift nicht hervor. Der sächsische Gesandte in München Rur wenige werden bisher gewußt haben, daß der Freistaat Sachsen bei dem Freistaat Bayern eine Gesandtschaft unterhält. War der angenehme Posten des sächsischen Gesandten in München schon unter der Monarchie, seitdem cs Schnellzüge zwischen Dresden und München gibt und beide Staaten Glieder des Deutschen Reiches sind, ein Anachronismus, so ist es geradezu unbegreiflich, daß man ihn nach der Er- richtung der Republik fortbestehen ließ. Vormals gab es immerhin einige höfische Angelegenheiten, wie die Anbahnung von Verlobungen, fürstlicher Frnn- lienklatsch und dergleichen, mit denen sich ein sächsi scher Gesandter in München beschäftigen konnte. Wes aber sollte ein Gesandter der Republik Sachsen in München vollbringen? Man scheint sich darüber auch in der Dresdner Regierung nicht recht klar ge- wesen zu sein, denn man überließ die diplomatische Vertretung der sächsischen Republik in München einem ausgesprochenen Monarchisten, einem Herrn von Dziembowski, von dessen Dasein die Oeffent- lichkeit zum erstenmal jetzt, bei seiner Entlassung, et- Die beiden Handschuhe. Wie man weiß, erfreut sich die Königin Wilhelmine von Holland, die vor kurzem ihr Regierungsiubiläum feierte, einer großen Popularität. Vor einiger Zeit spazierte die Königin in der Umgebung von La Haye, als sie ein kleines Mädchen von großer Schönheit beruhte, dos einer bescheidenen Arbeiterfamilie angehörR. Die Königin blieb stehen, sprach freundlich mit dem Kind und umarmte es. Die Kleine wollte hierauf ihrer Königin ein -Zeichen de» Danke« geben, strickte aus eigenem Antrieb zwei Handschuhe für sie und trug sie ins königliche Schloß. Die Königin, gerührt von dieser liebevollen Aufmerksamkeit, schickte ihrerseits dem Kinde zwei Handschuhe: derjenige für die reckt« Hand war mit Zuckerwaren gefüllt, derjenige für die linke Hand mit Goldstücken. Ein Brief der Königin begleitete das Geschenk und hatte folgenden Wort laut: „Sage mir, liebes kleines Kind, welcher von den beiden Handschuhen hat dir am meisten Ver gnügen bereitet?" Kurz vorauf erhielt die Königin folgende Antwort: „Liebe Frau Königin, da» schöne Geschenk Eurer Majestät bringt mich in Verlegen heit, da ich nicht weiß, welchen Handschuh ich vor ziehe. Sehen Sie: Mein Vater hat Len linken Handschuh für sich genommen und mein Bruder den rechten." Die Königin amüsierte sich sehr über diesen Brief. Eie wiederholte darauf da» Geschenk, aber indem si« sich vergewissert«, daß es nicht die Deute der habgierigen Angehörigen wurde. Siu« Schule für Mannequins. In Paris sind Fachleute der Konfektion auf den Gedanken verfallen, eine Schule für Mannequin» zu gründen. Der Be darf an diesen Damen ist so groß, do'i gute Manne quins „Liebhaberpreise" erzielen könnten. Außerdem sind die Anforderungen, die man an den idealen Mannequin stellt, so reichhaltig, daß nur di« aller wenigsten drn Ansprüchen genügen. Diese Ansprüche werden folgendermaßen formuliert: Der Mannequin soll schön fein, üppig und doch schlank aussehen, lächeln und doch ernst bleiben und in jeder Be ziehung überraschend graziös wirken. Mit der Hoheit einer Hertzvgin muß der Edel-Manne- ouindie Resignat on und Ergebenheit eia« Heiligen ^nur dn Beruft) verbinden. Di« Damen vom Fach stehen d-m Gedanken der Mannequin-Schule nicht sympathisch gegenüber; sie sind der Ansicht, daß man Mannequin nicht lernen kann. Entweder sei man al» Mannequin geboren oder »an lerne es nie. (Mit dm« Manvunrtn ist es eben »ste mit dem Gentq man Kat es oder hat es nicht.)