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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.10.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192310132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231013
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231013
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-10
- Tag 1923-10-13
-
Monat
1923-10
-
Jahr
1923
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ein« vom Fi»anz«intfi»r seftgestM« Gold- Umrechnungskurs. Dabei soll der Zeitpunkt Ler Entstehung der Schuld maßgebend sein, nicht die Fälligkeit. Der Zeitpunkt der Entstehung ad« wird für all« Steuerschuldner gleich« Art derselbe sein, dadurch wird also di« Ungerechtigkeit beseitigt, daß dir Schuldner, je nachdem ihnen d« Steuer bescheid früher oder spater zugestellt wird, ver schieden belastet werden. Dor allem aber ist es wichtig für das Reich, daß der Steuerschuldner au» der Geldentwertung zwischen de» Zeitpunkt der Entstehung und der Fülligkeit der Schuld nicht Rutz« ziehen kann. Der Zeitpunkt für di« Entstehung d«r Schuld wird für jede Steuerart besonder« be stimmt. Der Papierinarkbetrag, der an diesem Tage zu entrichten war, Pird zu dem Goldumrrchnungrsatz in Lslbmork umgerechnet; am Fälligkrtt»tag« ist der Papirrmarkbetrag zu zahlen, der diesen Soldmark betrag, vervielfacht mit dem dann geltenden Um- rechnung»satz, entspricht. Beträgt z. B. die Grund erwerbssteuer 306 Millionen Mark und ist am Tage der Entstehung der Schuld der Goldumrechnungssatz 106 Millionen, so ergibt sich die Entstehung einer Steuerschuld von S Goldmark; wenn am Zahlungs tage der Umrechnungosatz 2K0 Millionen Mark be trügt, so find für die ursprünglich« Schuld von S Goldmari dreimal 2ö0 Millionen Mart ----- 7Ü0 Millionen Papiermark zu entrichten. Um di» Geldbeschaffung für di« Steaeo- leistung zu erleichtern, kann d«r Ftnanzministrr bot Zahlungen, di« innerhalb «in« bestimmten Frist zu leisten find, jenen Soldumrechnungssatz, der am Anfang der Frist gilt, al» maßgebend erklären; dann kann der Steuerpflichtige innerhalb der gesetzten Frist ohne Rücksicht auf »ine Wertänderung den Papier- utarkbetrag unverändert entrichten. Wird die Steuer am Fälligkeitstage nicht getilgt, so werden d Pro. zeat Zinsen für da» Jahr htnzugerechnet, und zwar vom Solbmarkbetragr. Steuern, di« zu viel bezahlt worden sind, wird das Reich von nun cm wertbeständig zurückerstatten. Zu bemerken ist noch, baß alle Zahlungen, di« di» zum Inkrafttreten der Verordnung, d. h. dis zum 12. Oktober, geleistet sind, al» erledigt gelten und für sie keinerlei Aufwertung iu Betracht kommt. Geldstrafen wegen Hinterziehung «tner Steuer werden künftig in Goldmarkbeträgen ausgesprochen. beuch zu kommen. Nachdem di» Arbeiterschaft b« Maschyrenfabrik Moenu», A.-G., wegen Verweige rung der »«langten Lohnerhöhung di« Arbeit nieder gelegt hatte, hat da» Derk die gesamt« Beleg schaft ausgesperrt. Versuche der Au»gesperr- ten, di» übrige» Frankfurter Industriearbeiter zur Riederlegung der Arbeit zu überreden, find vorläufig gescheitert; e» besteht aber doch di» Gefahr, daß der Konflikt weiter um fich greift. Höchst a. M., 12. Oktober. (Lig. Tel.) Hier Kaden di« Rotstaudsarbeiter vor dem Rathaus demonstriert. Eine Abordnung, di« zum Magistrat gesandt wurde, v«langt« die Auszahlung eine» Vorschusses in der Höhe von 10 Milliar den für di« Person. Da es sich um eine Summe von 10 Billionen Mark gehandelt hält« und die Stadt Höchst nicht in der Lage ist, eine solche zu br- zahlen, konnte dem Verlangen dec De»wnftrirrenden nicht stattgrgeben werden. Frankfurt a. R., 12. Oktober. (Eig. Te l.) Auch hier haben sich Vertreter der Sozialdemokra tischen und der Kommunistischen Partei mit solchen der freien Sewrrkschaften unI de» Afabunde» sowi« mit Beamten Vertretern in einer Besprechung dahin geeinigt, ein« gemein sam« Kampffront herzustellen. Es ist rin Pro- gramm vereinbart worden, das für die gesamt« Orga nisation bindend sein soll. Frautfurt a. M, 12. Oktober. (Eig. T e le) Die südwestdeutschen Vertreter des Gewerkschafts ring«». di« in Frankfurt a. Dl. versammelt waren, faßten eine Entschließung, in der es heißt: „Im besetzten Sedier haben dir Arbeiter, An- gestellten und Bramten im schwersten Ringen Gut und Blut der Reich»einh«it zur Derfügrmg ge- strllt. E» muß jetzt, nachdem durch unmögliche we set zebung und planmäßige Steuersabotage das Reich an den Rand de» Abgründe» gebracht ist, mit Entschiedenheit verlang» werden, daß alle Partei- taktischen Winkelzüge vermieden werden und daß endlich die Gesamtheit ihre Substanz in den Dienst de» Staate» strllt. um da» Reich vor dem Zusammenbruch zu retten. Die Vertreter de» Gr- werkschaftsringe» rufrn die Arbeiterschaft und dar- über hinaus da» gesamte Volk auf, gegen alle Putsch- und gegen alle Lo«lösung»ver- such« im Sina« freiheitlicher natio nale, Entwicklung zu stehen.' Goldmark In der Rechtspflege Rach der Novelle -um Gerichtskostengrsetz vom 21. Dezember 1V22 urüssen jetzt die Ger icht»- gebühren im voraus gezahlt werdci:, uuü zwar in bürgerlichen Rechtsstreüigkeiten und im Kontur»- verfahren vom Antragsteller, in Strafsachen vom Privatkläger. 40enn den Anträgen entsprochen wird, d. h. wenn di« Entscheidung de» Gericht» zu gunsten de» Klüger» oder des Antragstellrr« au»fiillt, so hat ihm der unterliegeich« Teil di« ausgelegten Gebühren selbstverständlich zu ersetzen. Bei der sich überstürzenden Geldentwertung erhält dann aber der obsiegende Kläger oder Antragsteller nur einen winzigen Bruchteil de» Werte» zurückerstattet, den er vor Wochen oder Monaten ausgelegt hatte. In folgedessen kommt es sehr ost vor, daß der den Prozeß Gewinnende in Wirklichkeit der Verlierende ist. Die Kosten werden zwar dem anderen Teil auf- erlegt, aber dieser zahlt sie erst, wenn sie auf «in«n lächerlich geringen Wert -usammengeschrumpst find, und der siegreiche Kläger erleidet den Verlust der Geldentwertung. Darin liegt eine schwere Un gerechtigkeit. di« der Gesetzgeber nicht vorhergesehen hqtte, und dir so schnell al» möglich beseittgt werde» sollte. Da jetzt endlich die Steuern der Geldentwer tung angepaßt werden sollen, ist es an der Zett, daß auch die Gerichtsgebühren wertbeständig gemacht, also nach Doldmark berechnet werden sollten, damit der Kläger, der die Gebühr«« aus gelegt hat, im Fall« der Verurteilung d«» Beklagten den gleichen Wert -urückerhalt, den « im voraus gezahlt hatte Eine Verordnung diese» Inhalt» sollte mit zu den ersten Maßnahmen gehören, die das Reichskabmett auf Grund de» Ermächtigungs gesetze» — oder im 'Notfälle auf Grund des Artikel» 48 der Reich»verfassung — trifft. (-) Vie Demokraten auf dem Posten Berlin, 11. Oktober. (Eia. Tel.) In d«a Abendstunden begann »in« Vermittlungs aktion der Demokraten, di« da» Abstim- mungsergedni» für da» Ermächtigungsgesetz »um Sonnabend sichern soll. Wie wir «fahren, ver* laufen diese Bemühungen bi»her erfolgreich. Die Sozialdemokratie bat beschlossen, ihren Mitgliedern die Abstimmung sretzugrben. Dadurch ist erreicht, daß di« Opponenten im Saal bleiben und gegen da» Gesetz stimmen. Di« Zweidrittelmehrheit der Relchv- tagsmitglieder wird dadurch ermöglicht. Aehnlich« Bemühungen haben auf dem rechten Flügel der Deut schen Volkspartei stattgefunden. Die Situation am Sonnabend wird also folgend« ssin: Deutschnationale und Kommunisten bleiben der Abstimmung ftra. Segen da» Gesetz stimmen dir Bayerische Volks patt ei, die heut« bereit» erklärt hat, daß fi« di« Ob struktion der Deutschnationalen und der Kommunisten nicht miunache, ebenso ein kleiner Teil der Sozial demokraten und vielleicht auch einige Volk»parteilrr. Unter diesen Umständen würde der Großen Koalition m«br al» eine Zweidrittelmehrheit verbleiben. warnende Seichen Arvvkftirt a. M., IL Oktober. (Eig. Tel.) Im Laufe de» Donner»tagmittag» kam «» in Köln an verschiedenen Stellen der Stadt zu Unruhen. Segen 2 Uhr sammelte sich in d«r Zwirner Straße bet der »Westdeutschen Leben»mtttel-A.-G.' eine Menschenmenge a» und begann zu plündern. Die Polizei schritt «in und vertrieb die Meng«. Auch cm verschiedene» anderen Stellen der Stadt kam «s zu Plünderunaen. Hauptsächlich wurden Trichg«- schäftt und Schuhgeschäft« heimgesucht. Di« Polizei mnßtt verschiedentlich von der Waffe Gebrauch machen, da fi» tätlich angegriffen wurde. E» find Verletzungen zu verzeichnen und verschiedentlich Verhaftungen vorgenommen worben. Augenblicklich herrscht im Zentrum Köln» wieder Ruhe. Fennkftrrt «, M, itz. Oktober. (Et» T, l.) Die Wirtschaftskrise droht hier jetzt offen zum An»- Vie vereinigten Staaten und das deutsche Wirtschaftselend Pari», 12. Oktober. (Eig. Tel.) Wie der „Rew Park Her alb' meldet, wurde von dem amerikanischen Bankier Wtnbrun und verschicke- n«n anderen Interessenten der Reichsregie- rung «in Plan vorgestgt, der Deutschland finan- zielle Hilfe dring«» will, lieber die Einzel heiten diese» Projekte», über da» in Berlin bereits verbandelt werbe, machte Winbrun dem Korrespon denten de» „New Pork Herold* einige Mitteilungen, in denen rr darauf hinwie», daß der Wert des deutschen Eigentum» allein in New Pork S00 Millionen Dollar betrage. Diese Summe könne al» Garantie für ein« AuLeihe von 100 Mil lionen Dollar dienen, dir, in Deutschland in Umlauf gesetzt, dem Volke wieder Vertrauen in seine Wäh rung einflößen würde. In deutschen Regierung»- kreisen begegn« man d«m Pla« mit sichtlich aroßem Interesse; d«m deutschen Vertreter in Washin-- ton sei Weisung erteilt worben, die Verhandlung«» drüben fortzusetzrn. London, 12. Oktober. (Eig. Tel.) Wir dir „Central New»* au» Washington meldet, ist der ehemalige Reichskanzler Dr. Cung vom Präsi denten Toolidg« empfangen worden. Obwohl es sich um einen reinen Höflichkeitsbesuch handelte, glaubt man doch zu wissen, daß Dr. Cuno dem Prä sidenten di» Lag« Deutschland» in allen Einzelheiten geschildert hab«. „Lokale Vereinbarungen" in, ^inne poincarLs Pari», 12. Oktober. (Eig. T«i.) Das „Jour nal* gibt folgend« Meldung au» Düsseldorf wieder: Di« Ingenieurkommisston erhält weiterhin jed«n Tag neue Vorschläge über die Wiederaufnahme der Reparationen. Gestern kamen die Direk toren der Gruben „Holland*, „Sieben Vlaneten*, .Essen I und II*, „Dannechum* (?) rurö „Bruch straße*. Die Direktoren der beiden letzten Gruben, die der Deutsch-Luxemburgischen Bergwerke-A.-G. und Stinne» gehören, schlagen sogar vor, daß ihre eigenen Arbeiter die Verladung der von den Besatzungsbehörden auf Grubenhalden beschlagnahm- ten Bestände nach Frankreich vornehmen sollten. Sie verlanaten auch, daß man ihnen die Ausbeutung der Kokereien wieder überlassen solle, damit sie die Pro- duktion erhöhen könnten. Die Direktoren von Stinnes forderten die französischen Behörden von Carnap auf, den Spezialarbeitern der Gruben die Erlaubnis zu geben, in den Stimm-Hafen am Rhein- Herne-Kanal zu gehen, run dort die elektrischen Kräne zu reparieren, di* bei Beginn der Besetzung sabotiert worden sind. Dies« Erlaubnis wurde «rteilt. Londe«, 12. Oktober. (Eig. Tel.) Der „Daily Expreß* meldet, daß sich seit einigen Tag« in Londoner Hotel» Agenten von Stinne» aushielten, die krampfhaft bemüht seien, von Lon doner Banken ein Darlehen von ö Millio nen Pfund -um Ankauf von Rohstoffen zu erhalt«, um den Konzern für di« Uebrrgangszeit durch Ankäufe len Ausland« von den deutschen Pro duktionsverhältnissen unabhängig zu machen- Die .Time»*, dir in einem ausführlichen Artikel die augenblicklich in Deutschland herrschenden icmerpolttischen und wirtschaftlichen Verhältnisse schildert und in erster Lütt« die Franzosen für die Zersetzung»rrscheinungea verantwortlich macht, weist zugleich daraus hin, daß die in den letzten Monaten getätigten riesigen Rohstofseinkäufe der deutschen Industrie in Amerika dazu deigetragen hätten, di« deutsche Währung zu schwächen. Da» Blatt sagt »um Schluß wörtlich: „Obwohl die Hoch- stnanz seit von Zeiten der Bankier» von Florenz und der Fugger einen großen Einfluß auf die europäische Politik ««übt, dürften nur wenige Beispiel« dafür vorhanden sei», baß Großmagnaten hinter dem Rücken »der über den Kopf ihrer «ktzeae« Regierung hinweg mit fremden Staaten verhandelt haben.* o - Dresden, 12. Oktober. (Eig. Tel.) Di« Mel- düng, daß der sächsische Amtshauptmann und Reichs tagsabgeordnete Schmidt (Soz.) zum Zivil kommissar neben dem General Müller ernannt worden sei, wird in hiesigen Kreisen demen tiert. Au» dem Reichswehrministerium kommt das Gerücht, daß eine andere Persönlich keit in Aussicht genommen sei, und voraussichtlich schon in den nächsten Tagen werde ernannt werden. Tillesserr in -er Haft erkrankt Der im Ratheimu-Prozeß zu drei Jahren ,Se- fäugnis verurteilte Kapitän a. D. Karl Tilless«n ist in der Strafanstalt Kottbus, wo er seine Strafe ab büßt, so schwer erkrankt, daß di« Vornahme einer Operation notwendig geworden ist. Auf Anord nung des Oberreichsanwalt» Ebetmeyer ist Tillessen zu diesem Zweck von Kottbus nach Leipzig übergeführt worden. Ueber die Art der Erkrankung und seinen näheren Aufenthaltsort wird amtlicherseits strengste Stillschweigen beobachtet. verstärkte tschechoslowakische Grenz überwachung im Erzgebirge Prag, 11. Oktober. (Eig. Tel.) Wie aus dem Erzgebirge gemeldet wird, wurden dieser "Tage die Grenzwachen in den Bezirken längs des Kamme» der Erzgebirge» durch Gendarmerie, die aus verschiedenen Bezirken der tschechoslowakische!! Republik zusammengezogen wurde, verstärkt. Al» Zweck dieser Maßnahme wird eine genaue Uebercrachung und Durchführung der Grenzübcr- trittsbestimmungen angegeben. In der Grenz bevölkerung bringt man diese Maßnahme mit drohenden Wirren in Sachsen in ^Zu sammenhang, die durch di« linksradikalen Siro- muugeu entstehen könnten. Da» italienische Parlament wird Ende November wieder zusammentreten. Mussolini wird die Tagung mit einem Bericht über di« auswärtige Lage eröffnen, dem sich eine ein gehende Debatte anschließen wird. Gleichzeitig wird Mussolini Verlängerung seiner Voll machten um sechs Monate auf ein Jahr fordern. Man nimmt an, daß der Antrag a n - genommen wird. Nach der außenpolitischen Debatte wird sich das Parlament mit der inneren Lage und mit Finanzfragen beschäftigen. Meine politische Nachrichten Der Militärdevollmächtigte de» Wehrkreis kommando» V hat neben einer Reihe anderer Verfügungen auch ein Verbot der Bildung von Verbanden ausgesprochen, die in Fbrm von „Hundertschaften*, .Sturmtrupp»* und dergleichen wirtschaftliche und innerpolitische Ziele verfolgen. Bereit» bestehende Verbände werden für aufgelöst erklärt. Di« ungarischen Staat»bahnen bereiteu eine neue wesentliche Erhöhung der Tarife vor. Dies« soll da» 170 Milliarden betragende Jahres defizit der Bahnen decken. Dem Ausmaß nach hält sie sich zwischen 10 und 100 Prozent. Der Präsident von China, Tfao Kun, sagte iü seiner ersten offiziellen Red«, dem Unterrichts- wesen werd« besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Er hoffe, daß «» möglich sein werd«, unter Mitwirkung von Männern au» allen Kreisen dos Land zu einigen. China müsse seinen Vertrags- Verpflichtungen Nachkommen und sein« Au»ümd»- schuldra regest». Hakenkreuzler-Zrechh-it Rom, 11. Oktober. (Eig. Tel.) Der hiesige Korrespondent de» „Deutschvölkischen Beobachters*, Lü decke, ist von München nach Rom mit einem regelrechten Beglaubigungsschreiben Hitler» ge kommen, mit dem er als Gesandter bei der faschistischen Partei Italien« und somit al» Gesandter de» Herrn Hitler auch bei der könig lichen Regierung vorgestellt wird. Lübeck« hat sofort all« Hebel in Bewegung gesetzt, um vom Minister- Präsidenten Mussolini empfangen zu werden. E» ist jedoch höchst unwahrscheinlich, daß er dabei Glück haben wird. Dafür hat Lübeck« eifrige Beziehungen mit den Führern de» Faschismus angeknüpft, denen er das Programm Hitler» au»rinand«rs»tzt. Hierbei macht er auch Versuche, ei» Urbereinkommen abzu Bürgerliche und roter Block Lr. Dresden, 1L. Oktober. Die Haltung der bürgerlich«, Parteien des Sächsischen Landtages zu dem neuen Kabinett Zeigner-Böttcher ist bereits gestern von uns kurz charatterisiiert worden. Im allgeineinen ist dazu zu sagen, daß die Anschauungen im bürgerlichen Laaer natürlich keineswegs einheitlich sind. Bei den Demokraten betont man vor allem die Zwangsläufigkeit der Entwicklung. Bei drrZusammensetzungocrParteien, wiesie imSäch- fischen Landtag bestäst: 40 Sozialdemokraten und 10 Kommunisten gegen 8 Demokraten, 19 Deut- sche Volksparteiler und 19 Deutschnationale, waren alle Bemühungen, zu einet: bürgerlich-so zialdemokratischen Koalition zu kommen, von vornherein mit großen Schwierigkeiten verbun den. Das Scheitern aller Bemühungen, die über das inoffizielle Stadium nicht hinausgelangten, mar weniger auf die mangelnde Initiative der bürgerlichen Parteien zurückzuführen, als auf den starren Gegensatz, der in Sachsen zwischen der Deutschen Volkspartei und den Sozialdemo, traten besteht. Es sei allerdings gleich bemerkt, daß die Deutsche Bolkspartei in Sachsen mehr auf dem Boden der Stresemannschen Richtung als aus dem schwer-industriellen Flügel fußt, aber hier in Sachsen liegt noch der recht tiefe Gegen- satz: Bund der Industriellen gegen Arbeitnehmer. Und jede Verbindung im Rahmen einer großen Koalition war infolge dieses Gegensatzes eigent- lick von vornherein zuin Scheitern verdammt. Die Bemühungen, zu einer großen Koalition zu kommen, wurden im wesentlichen von den Demokraten betrieben. Es haben zwischen den Führern der Demokraten und denen der Sozial demokraten sehr oft inoffizielle Besprechungen stattgefunden, und es konnte innner mehr fest gestellt werben, daß der Boden für das Zustande- wmmen der großen Koalition vorhanden wäre. Aber gerade als diese Bemühungen zu positiven Resultaten zu führen schienen, begannen die radi- kalen Elemente in der Sozialdemokratischen Par- lei die Ueberhand zu gewinnen. Wie weit diese Radikalisierung inzwischen fortgeschritten ist, geht aus der Tatsache hervor, daß der Vorsitzende der sozialdemokratischen Landtagsfvaktton Wirth, der der gemäßigten Richtung in der VSPD. angehört, an 17. Stelle auf die Stadt- verordnetenwahllsste von Dresden gesetzt worden ist. Zweifellos ist die Haltung der Sozialdemokra tischen Partei von der Angst vor Abwanderung ihrer Wühler in die Kommunistische Partei sehr wesentlich ben'mmt worden, und gerade diese Angst hat aus ^ie Radikalisierung der Partei den bedeutendsten Einfluß gehabt. Jetzt allerdings hat sich die Situation etwas gewendet. Wie schon gestern kurz mitgeteilt, hat die Ausschiffung des sozialdemokratischen Ministers Fel lisch in der Partei stark verstimmt und da sein Einfluß in der Partei sehr stark ist, kann mit einem ge wissen Stimmungswechsel in der VSPD. immer- hin gerechnet werden. Es wird allerdings hierbei darauf ankommen, wie sich das parlamentarische Zusammenarbeiten der Sozialdemokraten mit den Kommunisten in der nächsten Zeit gestaltet. In den bürgerlichen Parteien rechnet man damit, daß die Verbindung nicht dauernd sein werde, da die Entwicklung der Dinge über die Köpfe der Sozialdemokraten hinweggehen werde. Es fehle, wie man betont, dem Minister» Präsidenten Zeigner die nötige Zügelung, um der politischen Entwickelung dje Richtung zu geben, die von der gesamten BSPD. gebilligt werden könne. Immerhin kann festgestellt wer den, daß die heutige Regierungserklä rung auch auf die bürgerlichen Parteien nicht ohne Eindruck geblieben ist. Der stark unter- strichen« feierliche Hinweis, daß die neue sächsische Regierung zum Reich stehe und für die Einheit Deutschlands bis zum äußersten kämpfen werde, hat selbst auf den Bänken der Bürgerlichen, die sich während der Erklärung völlig schweigend verhielten, Bravorufe laut werden lassen. Den bürgerlichen Parteien bleibt aber in» zwischen nichts anderes zu tun übrig, al» die vor- handene sozialdemokratisch-kommunistische Ueber- Macht anzuerkennen und der neuen Regierung mit aller Schärfe auf die Finger zu sehen, um zu verhindern, daß die bürgerlichen Grundrechte am'ttastet werden. Anderseits will man sich aber nicht n ein« unfruchtbare Reserve begeben, i an dern auch weiterhin versuchen, im Falle sich die Gelegenheit bietet, den Sozialdemokraten goldene Brücken zu bauen, um bei einem etwaigen Der» fall der roten Koalition der Rückkehr der Sozial demokraten kein Hindernis in den Weg zu legen, und doch noch die Bildung einer großen Koali- tion möglich zu machen. schließen, um sich di« Unterstützung der herrschenden Partei in Italien zu sichern bet dem al» bevorstehend bezeichneten Marsch derGetreueu Hitler» auf Berlin. Lüdecke soll die Per- sicherung gegeben haben, daß die von Hitlsr geleitete Bewegung auf keine Weise Italien» Interessen schädigen werde, weil der bayrische Ratio- nali»mu» die Grenzrrgulierung am Brenner al» vollzogene Tatsache an- erkenne. Nach unseren Informationen haben diese Brr- sorechungen de» Herrn „Gesandten* di« italienischen Faschisten bt»her nicht zu überzeugen vermocht. Leider aber wird die Propaganda diese» Antisemiten und Antideutschen nicht ohne Rückwirkung bleiben, denn die öffentliche Meinung Italiens sieht in einem solchen Vertreter Bayerns nichts andere» als einen neuen Beweis der Zersetzung de» Deutschen Reiches. Vie vregenzer ttanzlerbe-egnung verschoben Frankfurt a. M., 12. Oktober. (Eig. Tel.) Au; Wien wird gemeldet: Die beabsichtigte Begegnung zwischen Dr. Stresemann und dem Bundes- kanzler Seipel in Bregenz ist infolge der Dor- gänge in Deutschland vorläufig verschoben Oer oberschlesische tturstand Krakau, 12. Oktober. (Eig. Tel.) Der Streik der Eisenbahn- und Postbeamten und der Berg- arbeiter hat sich verschärft. In Kattowitz wurde einer der Streikführer verhaftet. Daraufhin versammelte sich vor der Woiwodschaft eine etwa 30 000 Köpfe starke Menschenmenge und forderte di« Freilassung de» Verhafteten. Dem Terror weichend, gab der Woiwode nach und ließ den Mann frei. Alle Straßen, die zur Woiwodschaft führen, sind- von Militär und Polizei besetzt. Mau nimmt an, duß morgen über ganz Ober- schlesien der Ausnahmezustand verhängt werden wird. Die Streikenden fordern ihren Lohn in Goldparität. Die Eisenbahnen stehen still, bloß der Straßenbahnverkehr in den einzelnen Städten funktioniert noch. Die große Elettrizitäts-Ueberlandzenttale i» Chorzow ist von Militär besetzt. von der sowjetrussischerr Wehrmacht Loudon, 12. Oktober. (Lig. Tel.) Wie der Moskauer Korrespondent der „Maritiny Post meldet, hat die Sowjetregierung eine Der- ordnung erlassen, durch die alle im Ausland roei- lenden Russen aufaefordert werden, zur Erfüllung ihrer Militärpflicht nach Rußland zurückzu- kehren. Die diplomatischen Vertreter Rußlands im Auslande haben Anweisung erhalten, sofort eine List« aller in ihren Bezirken befindlichen Russen anzufertiaen und nach Moskau eiuzureichen. Der Korrespondent fügt hinzu, seit einiger Zeit herrsche lebhaftere Bewegung unter den russischen Trupp«" cm der polnischen und der lettischen Grenz«.
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