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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.10.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192310070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231007
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231007
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-10
- Tag 1923-10-07
-
Monat
1923-10
-
Jahr
1923
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Streifzug um Leuna Im „Bol<Hew«fi«ti-6rpreß" — Oie „verbotene Stobt" — Nraftzasuhr von otle« Seiten Heroische Landschaft — Sine improvisierte Kleinstadt Wenn man dem Herbst in sein graues Alülitz sckaueu will, mutz man mit einem Ärbeiterzua in pcu Nedelmorgcn hinausfahren. Vorbei an Vorstadt» Gasthaasgärtc:', an deren umgeUppten, regennaßen Tischen rolbranne Kaftanienblätter kleben; vorbei au Wäldern, die einst voll Heller Kleider waren; vor bei .. . Die ganze Welt ist so unwirtlich nnd mürrisch, daß ein gut durchwärmter Fodriksaal zur Heimat werden kann. Die Menschen im Leunaer Arbeit er-ng, den dcr .Hallesche Pollsmund den ,.P o l sch e w i st c n - <5r p r e tz'" nennt, sind daher auch guter Dinge. Man mcrit weder etwa» vom Volschcwismus noch vo.n Expreß. Lian scherzt und plaudert über alles nur nicht über Politik. Zumal wo Mädchen sind, geht es laut nnd lustig zu. Zn ihren .Hüften ist schon am frühen Morgen der Tanz, den sie am Abend tanzen werden. — In Leuna. Alls Wagenküren fliegen aus, schaun; quill, es hervor und w.rd sogleich vom Werkeiugang verschlungen. Dort stehen die sehr gut uniformierten Wächter der Dadischcn Lcda- und Anin'nfabrft und orsiuercn die Paise der 'Arbeiter. Za, cs gibt Leuna» Pässe, und eher kommt man zum Dalai Lama in die verbotene Stadt Lhcsa, als i:r das Ammoniak- werk Leuna. Sin unvergleichliches Bild: Pon ollen Leiten sangt dicj-s ungeheure Wert Menschen, Material, Stosse und Eirergiau in stch, die tu dem Riesen» »ransiorma^or dieses Werkes in neue Energien nm» gewandelt werden. Schwarze Mcnschenschlangen winden sich aus den Zugangswegeu entlang. Uii- unterbr.-ch-n peuchen Kohlenzüge mit seltsamen Kippwagen heran. Ans dem Harz holen besondere Gipszüge diesen Stoff; ein Gipvberg, irgendwo in der Nordhäuser (hegend, wird allein von dem Ammouiakwerk in Leuna abqebaut; er wird wohl eines Tages verschwunden sein, umgewandelt in Dämpfe und Säuren. Dos Bauwerk, das in den Kricgsjahren rn amcri» künischeu Dimensionen gewachsen ist. hat sich mitten in die Praunkohlengruben binringepslanzt, di« zum Teil Eigentum des Werkes geworden sind. Eigene § Verbindungsbahnen holen die Kohle heran, die aber ini weitem für die zahllosen Riesenkessel nicht genügt. Gleich am Bahnhof Leuna erhebcn sich Riesen» berge von englischem Koks, gleichsam Tag- Wuten in ne-kleinertem Maßstabe, die von ge- heimn'kvell dirigierten Maschinerien avgebaut werden. Eiserne Tatzen wühlen sich mit ihren gigantischen Fingern tigf in die schwarzen Daluta- schätze, heben sie hoch, schütten sie in die Kipploren «für die Richtigkeit der Fachausürücke übernehme ich leine Garantie), dir von den feuerlosen Dampflokomotiven innerhalb des Werkes weitertransportiert werden. Im Werke selbst werden nur diese seucrlosen Heißluftlokomotiven verwendet, rpril der Funkenflug der gewöhnlichen Lokomotiven ank diesem Gelände, -wischen den gewaltigen Türmen und Behältern mit explosiven Gasen, ein Gefahren risiko bedeutet. Wenn auch hier nicht jene hoch- ervkosiven Gase vorkommen, die in dem badischen Lchwesternwcrk in Oppau zu der entsetzlichen Explosionskatasirophe geführt haben, so bilden sich doch aus dem komplizierten Wege der Stickstoff erzeugung aus der Luft, der Ueberführuna des Stick» stvff» in Ammoniak und seine Salze, allerlei Gase — n. a. da« geruchlose und hochexplosive Wassergas —, die die oroßte Vorsicht notwendig machen. Rings um Leuna. Ein stundenlanger Spazier gang in einer Landschaft von heroischer Nüchternheit. Sechzehn oder siebzehn Schlote, an 120 Meter hoch, recken ihre Türme in die durchschwclte Lust. Blickt man vvm Dorsi Leuna in die Längsrichtung des Werkes, scheu diese scheinbar aneinandergerückten Essen wie Nicscnorgelpfeifen aus. R escnorgelpsiifen sind es in der Tat, ans denen die Arbeit ihr lautloses Lied gewaltig spielt. Eisenkonstrukktionen von der Schönheit eines Spitzenaewcbcs, gewaltige Ucker- stihrnngcn, schwebend in der Luft, Seilbahnen, auf denen sich etwas bewegt — und nirgends, nirgends »in Mensch zu sehen. Irgendwo dirigiert ein mächtiger unsichtbarer Geist diesen dampfenden Körper. Pyramidenförmige Türme, ast« tleine Vulkane, strömen unablässig gelb« Schwaden aus. Wie erratische Blöcke liegen die Gasometer da. Dir Landschaft, zerrissen und zertlüftet durch die Er» we'terungvbautcn, Ausschachtungen, durch die Ab lagerung der ungeheuren Aschcnmengeu, ist durchaus verwgndelt. Das Werk selbst hat sich^ wre ein um- wMmideg Elementarereignis, seine eigen« neue Landschaft geschossen. Solch ein Werk hat, wie jeder Organismus, Exkrement?, deren Beiseite» schafsung ein Problem ist. Di« Asche, aus d-u Feuerungen ausgeworsin, würde wahr* Berge in die Landschaft sitzen, der Abtransport durch eigerre Züge Millionen verschlingen. So kam nian auf drn Ausweg, di». Aschenmengen zu durchschlrmmru und abzusühren — mit der Wirkung, daß in der Um gebung Leunas ganze Morastseld er entstanden sind. Ueberdie« sickern die Wasser in die Tiefe, dringen in den Aeckern wieder empor, und die Landwirtschaft (die dem Leunawcrk,» dieser Kuustdüngerzentrale, so viel zu danken hat) schlag* Krach. Manche Lecker haben, als dieser Niscnkörver sich ausdehnte, daran glauben müssen, dafür ist da» weite, stickitossgcdüngte Land ringsum um so frucht barer. Ein« Industrie von solchem Ausmag ist wir «in Naturereignis und lanoschaftbildend, sie ist rin Weltuntergang im kkeineri, aber «ine noch größere Nkisschöpfuvg... Dort, wo das Werk am Dorfrande Leuna endet, steht ein altes, cseuumsponnene» Wirtshaus .Zur schönen Aussicht". Die schöne Aussicht von einst, in freies, grünes Land, ist durch die Orgel der Schlot«, durch Schwelen und Dampf und Förderbahnen und Gasometer gründlich verbaut. Mer eine andere schöne Aussicht in diese neue heroische Landschaft hat sich ausgctan. Wie Ironie neven Pathos, wie ein Idyll neben einem Drama steht dieses Wirt?Haus .Zur schönen Aussicht" da. Nicht nur von Leipzig, besten Völkerschlacht, benkmal bei klarem Detter hernberwinkt, von Merseburg, dessen Dom von Leuna sichtbar ist, nnd von Halle, besten Türme es wären, wenn sie nicht in der Vodcnfalte des Saaletales lägen, auch nicht nur von den umliegenden Dörfern, oic zum Zwccknerband Leuna zusammengeschlosscn sind, strömen täglich tausende Arbeiter und Angestellte in bas Ammoniakwerk: eine neue Stadt, eine Leuna» Stadt ist, numfttelber am imposanten Haupt eingang mit dem säulengetragenen Direkten»- gebäud« von heut' auf morgen emporgegwachscn. Es ist ein seltsame, phantastische Stadt, in der man tagsüber keine Möner siebt: mit ihren kleinen, ein heitlichen Doppelhäusern, mit Fensterläden und Mullgardinen und den breiten Straßen wirkt sie einerseits traulich, — der Charakter der Kolonie, die kalte Zweckmäßigkeit, hebt aber anderseits diesen traulichen Eindruck wieder aus. Alles Neue, das noch von den Spuren angesessenen Lebens unberührt ist, hat etwas llnwohnliches. Dazu kommt, daß auf den Straßen und Plätzen die Glühbirnen und Bogen- lampen mitten in den hellichten Tag fahl hinein- leuchten. Man hat so viel Strom in Leuna, daß die Verschwendung keine Rolle spiclt. Es kosiimt noch dazu, daß in dieser Kolonistenstadt Reurössen lauter Menschen, die zusammengehören, nämlich lauter Leuna.Menschen, wohnen, wie eine große Familie. Und so will der bunte Eindruck „Stadt" nicht recht entstehen, wiewohl es stier Schulen, Kirchen, Apotheke. Damcnfrisiersalon »nb sooar eine Leickenfrau nebst Hebamme gibt, und die Str ßenbahq Leuna—Dürrenberg—Merseburg hindurchklingelt. Merdings fehlt das Kino, und welche Stadt wäre eine Stadt — ohne Aino?I Wenn der gefürchtete Leipziger Wind weht, kommt, nebst einem leichten Ammoniakgeruch, ein feiner Aschenregen gezogen, der sonst durch den ungeheuren Luftzug der RiesensHlote in die Höhe geht, und die Neuröstcner Hausfrauen in der Nernst- und Bunscnst-aße, auf dem Sachsen» und Daycrnplatz retten ihre Trockenwäsche sckleun'gst in das Innere des Hauses und schließen die Fenster. ktsk. Unglücksfälle und verbrechen Raus«« i» Deutschland bestöhle«. Frithjos Nansen ist auf der Reise durch Deutschland im Auto Mittwoch abend bei Bitterfeld bestohlen war» den. Während einer Reparatur seines Autos wurde ihm ein grauer Koffer mit Kleidern. Wäsche, Schuhen «sw. entwendet. Im Gepäck befand sich auch eine »lache goldene Taschenuhr Nr. 61 34V, Fabrikat I. C> Diaercq in London, mit zwei Glückssymdoleu, einem Hufeisen mit Perlen und einem Würfel in Gold ge- faßt mit kleinen Insekten, Kleeblatt usw. Ein Streichholzbehälter und die Uhr mit Kette und An hänger sind Andenken. Für di» Wiedcröeschaffunz wird von Nansens Hilfswerk für 'Rußland, Ber lin XV 10, Tieraartenstraße 4, ein» hohe Belohnnng gewährt. Beim Uebuugsjchießcn getötet. Bei einem Uebungs- schicßen in Pillau wurden Teile eines Geschütz. Verschlusses abgesplittert. Von den »mherflieaenoen Cisenteilen wurden d r Artt'lleriesührer Oberst Borchert und ein Mann getöte:, zwei Mann schwer und mehrere leicht verletzt. Einige Verletzte sind in das Lazarett nach Königsberg übergefuhrt worden. Dandallsmu» an Schinkel« Grabmal. Eine be trübend: Dcutzerung der sittlichen Verrohung sind die Beraubunge» der Denkmäler und Grab stätten auf den Berliner Friedhöfen. Der alte Friedhof dcr Dorotheenstädttscheu nnd Friedrich Nerderschrn Gemeinde in der Ehansscestratze hat unter diesen Vandalen besonders schwer zu leiden gehabt. Am schlimmsten ist die Grabstätte Schinkels mitgenommen worden. Bon der freistehend»» granitenen Säule wurde die wertvolle, aus Bronze gegossene Krönung und eine der drei bronzenen Rosen der Rückseite entwendet. Des bronzene Neliefbildnis auf der Vorderseite blieb erhalten. Das Denkmal nebst Gitter ist mit Benutzung von Entwürfen Schinkel? selbst hergestellt worden. Fünf Bergleute gerettet. Zn dem Bergwerk von Falk irk wurden fünf Bergleute gerettet, die seit dem Unglück vor zehn Tagen ohne Nahrungs mittel in der Grube eingeschlcssen waren. Noch immer Erdbeben in Tokio, In den letzten Tagen wurde in Tokio wieder ein heftiger Erd- stoß verspür:. Die Einwohner flüchteten aus den Häusern. Das elektrische Licht versagte. Zn Osaka wicde ein leichter Erdstoß beobachtet. vermischtes Bittere Süßigleitsgkschäste. Die Schokoladen- rabrik Ltollwerck erlitt schweren Schaden da» durch, naß ihre Fabrikate in Deutsckwsterreich massen- haft weit unter dem Preise verkauft werden. Sie batte in Ungarn eine neue Fabrik gegründet und dem bisherigen Besitzer des Fabrikaebäudes, namens Hege düs, einen Teil des Kaufpreises durch Ab- gäbe der von ihr erzeugten Ware entrichtet, die über Fiume ins Ausland exportiert werden sollte. Segedüs aber sandte diese Fabrikate al» sogenannte Retour- wäre heimlich nach- Oesterreich zurück. Dadurch wurde die Verzollung hinfäll'a. Dem Staat? ent gingen riesige Zollgelder, während zugleich durch Unterbietung der Onginalvreisr Stollwercks die österreichisch? Niederlage eine böse Konkurrenz er hielt. Die Verfolgung des Hcgcdüs, der au« Budapest geflüchtet ist, ist eingclcrtet. Der Wunderapostel Hövier gcstarbe«. Nach einer Meldung ist der Wunderapostel Häuser in Fechta in Oldenburg, wo er im Gefängnis saß, ge- storben. > , Sparmaßuahwe« de« Finanzministerium». Der Finanzminister hat eine Verfügung erlassen, die außerordentliche Sparmaßnahmen während der Heiz periode vorsieht. Das Personal der einzelnen Arm- ter soll möglichst in einem Zimmer vereinigt wer- den. Selbst auf die Abfertigung des Publikums soll hierbei keine Rücksicht genommen werden. Hamburger Mittelstands Hilfe. Auf Anregung des Hamburgischen Landesvcreins vom Noten Kreuz soll in Hamburg eine großzügiae Leben»mittelhtlf»- aktion für die notleidende» Kreise, insbesondere auch für den schwer um sein« Existenz kämpfenden Mittel stand, während der kommenden Wintermonate in di« Wege geleitet werden. Wegen der enorm hohen Der- waltunaskosteu soll von der Wiedereinrichtung von Maffenspeisungen abgesehen werden. Lloyd George al» Ehreutndiaver. Auf seiner amerikanischen Turner ist Lloyd George ein« ganz besondere Ehrung widerfahren. Der Stamm der Sioux hat den großen Politiker zu seinem Ehrenmitglied ernannt. Wenn Lloyd George am lö. Oktober in Minneapolis eintrifft, wirb eine Depu» tation diese» Stammes ihm ein Ehrendiplom überreichen, in dem ihm bestätigt wird, daß er zum „Indianer h. e." ernannt ist. Ein Klaui.prozrtz in der Süds«. Parkinson he- richtet in seinem Werke „Dreißig Jahre in der Süd see" über eine Frau, die verbreitet hatte, daß sie die Gabe besäße, mit Hilfe von Geistern da» „Tabu", das Muschelgeld dcr Lingeborenen, zu verdop- peln und zu verdreifache». Zahlreiche Eingeborene deponierten nun bei der Wunderfrau die verschieden sten Summen. Der Geist war aber nicht immer zur Arbeit aufgelegt und vermehrte das Geld nicht so- fort, sondern ließ sich nur dann und wann Herbri, die Einzahlung mit Zinsen zurückzuzahlen. Endlich wurden diejenigen ungestüm, die von den Geistern geprellt waren. Die Behörde legte sich ins Mittel und bestrafte die Frau. Trotzdem glaubten Hre An- Hänger feksenfcst au den guten Geist der Tabu leserin. Eine neue Krankheit lv Aorerkka. Heber Li« ganzen Vereinigten Staaten, berichtet da» Public Health Service (Amt für öffentliche Gesundheils pflege), vom Atlantische» bis zum Stallen Ozean hat sich neuerdings eine ansteckende Krankheit verbreitet, die mau Tularemia genannt hat. Dor fünf Jahren kannte man sie nur aus den Weststaaten, be sonders aus Utah. Jetzt ist sie auch im Osten, in Cincinnati, in Oh'o, in 9lorth-Laronna und ander wärts ausgetreten. Sie scheint hauptsächlich durch Kaninchen verbreitet zu werden und befällt be sonders die Marktleute, die mit Kaninchen handeln, ist aber auch an Eichhörnchen, Mauken und anderen Nagetieren seftgestellt worden. Sechs Gelehrte, die sich mit der Erforschung der Krankheit btmßten, sind angesteckt worden, darunter Dr. Ed- ward Francis, der mit der Leitung der Unter suchungen betraut war. Die Krankheit beginnt mit starkem Fieber, das drei Wochen dauert, dann folgt eine Rekonvaleszenz von zwei Monaten. Todesfälle sind wenig vorgekommen. Die Hauptzeit der Krank heit scheint die Mitte des Sommers zu sein. Ms Erzeuger der Seuche ist ein Mikrob seftgestellt worden, den man Laaterium tulLrense genannt har. Die Krankheit wird übertragen durch blutsaugende Fliegen, die sich in Ställen finden, auch durch Bett wanzen und andere Parasiten, durch Flohr der Eich hörnchen, Läuse au Mäusen und anderen mehr, ent weder dadurch, daß diese Insekten stechen, oder daß dcr Ansteckungsstoff durch kleine Wunden und Riffe in die Hände derjenigen eindringt, die mit Kanin chen, Eichkatzen und derartigen Tieren zu tun Haben- Zunahme der Ehescheldurrgeu in Amerika. Di« Eheschridungen nehmen in den Vereinigten Staa ten zu, während die Eheschließungen im Abnehmen begriffen sind. Auf sieben Heiraten kommt durch schnittlich eine Scheidung. Die deutsche Fra .nhiise in Buenos Aires hat unter dem Vorsitz der Frau Helene Bernhard außer zahlreichen anderen Lebensmittelsendungcn (wie Milch usw.) in den Monaten Dezember 1922 bis Mai 1923 13 400 Dollar zugunsten der Fürsorge einrichtungen für notleidende Kinder, Rentner, S^u- dentcu, Schwestern und Kranke über ganz Deutschland zur Verteilung gebracht. Don amtlicher Seite ist der genannten Vorsitzenden sowie allen Spendern der herzlichste Dank übermittelt woricn. Eine Schuhgerwsscnschaft. In einer New Docker Zeitung erschien folgende Anzeige: „Junger Mann, der sein rechtes Bein verloren hat, wünscht die Be kanntschaft eines Gentleman, der das linke Bein ver loren hat, um sich mit ihm beim Einkauf von Schuhen und Stiefeln zusammenzutun. Schuhnummer 8." Amerikanisches Allerlei Von Ao6s k?oü« Heikle Rundfrage Das Bureau of Sozial Hygiene, New Jork, 370, Siebent« Avenue, eine Gründung des jüngeren Rockes« Iler, erließ durch seine Sekretärin Dr. Catherine B. Davis eine Rundfrage an 5000 Frauen und sichert« den Frauen Verschwiegen» heit zu. 6P,1 Prozent dcr Gefragten waren an College oder Universitäten graduiert. 87/L Prozent rühmten sich glücklicher Ehen. 74 Prozent gaben zu, Geburtenkontrolle zu treiben. 41 Prozent hatten vor der Ehe „Spooning" Liebelei geübt: 15 Prozent verweigerten in diesem Punkt die Auskunft. Die Prostitution Eie ist in den Vereinigten Staaten abgeschafft. Der lacht da? Es gibt junge Damen, die von Beruf Agentinnen mit Aktien sind. Diese Aktien sind nicht eben wertvvll. Wenn nun solch eine junge Dame den Verdacht schöpft, der Besucher könnte ein Agent der Polizei kein, so erinnert sie sich sofort ihres Berufes und zieht die Mapp: mit Aktien unter dem Kopfkissen hervor. Verdeutschung Der Ncgcrpastm hatte eine Predigt angesagt über „König Salomons Weiber und Konkubinen". Die schwarzen Francn kamen neugierig: „Herr Pastor! Was sind Konkubinen?" Er dacht? einen Augenblick noch und erüart«: .Kvn'.ubine ... ist der griechische Ausdruck für Stenotypistin." Wirtschaft im Heinen Ais ich >u Mankato den Zugg verließ . . . Di-k-s Mankato aber ist ein ganz geringes Land- stäriö,-v am Minnesota-Rioer, westlichem Nebenfluß des Mississippi. Als ich da also den Zug verließ, blieb ich mit dem Stiefelabsatz in einer Ritze hangen. An einem Laden in Mankato stand geschrieben: .Stiefelreparatur. Man kann warten." Da trat ich «in. In diesem kleinen Laden d», kleinen Schuster» eincr fl-inen Stadt surrte es von Mafckiren, Tran«» missionsriemen. Ich wirs den Schaden an meinem Absatz vyr. Jeder europäische Geselle hätte in einer Viertelstunde zwei, drei Lappen daraufgenagelt. Der Amerikaner brachte emen, dann den andern Stiefel in di? Maschine. Sofort waren beide Absätze abgerissen; in einer Minute neue Gummiabsätze darausgetan. Preis 60 Ernt. Es ist die amerikanische Wirtschaftsweise: Nicht» reparieren. Alles neu. Reparieren erfordert Handarbeit; der Amerikaner scheut sie. Er läßt getragene Socken nicht waschen; wirft sie weg ynd kauft neue. Man bekommt ein Paar von zehn Cent an; das Waschen kostet fünf Lent. Der Amerikaner verwendet keine Rasierklinge zweimal. Er ist überhaupt immer geneigt, ein wenig abgenutzte Ding« loszuwerden. Daher die ungeheuren Mengen von Müll in den Häusern und Städten. Die amerikanische Hausfrau weiß nicht au» und «in vor leeren Konservenbüchsen. Jener Beamte in New York, dem die Müllabfuhr untersteht, fuhr nach Deutschland, um mal zu sehen, wie man es bei uns anfängt, den Müll zu beseitigen. — Der Beamte kam wieder und meldete: in Deutsch land habe er nichts zu lernen; da gäbe e« ja gar keinen Müll. . . . In Amerika wieder gibt es keine Trödlerläden. Eia« deutsch-österreichtsch« Hilfsaktio« für Deutsch laad. Au» Wien wird un« gedrahtet: Die „Neue Freie Presse ruft da» deutsch-österreichische Volk zu einer großen Sammlung auf für die in immer schwerer« Not geratenden geistrgen Berufe Deutschlands und für die Jugend, die unter den sich immer mehr verschlechternden Verhältnissen körperlich und seelisch Schaden zu nehmen drohe. Da» Blatt ver» Leist darauf, daß von« dem Niedergang de» Deutsch tum» Deutsch-Oesterreich stark mitoetroffen würde, da e» dem Reiche alle Hauptkräfte seine» kulturellen Besitze« verdankt. Jeder muff« in Deutsch-Oesterreich fein möglichste» tun, nm die Rot der deutschen Brüder abstellen zu helfen. Die Gattin aus der Briefmarke. Der Inhaber eine« New Yorker Dergnügung»etabliffcment», Mr. Ziegfeld, Kat aa da» Postministerium der Bereinigten Staaten den Antrag gerichtet, die Briefmarken des Landes zu benutzen, um Reklame für seine schöne Frau, die Schauspielerin Dilli« Burke, zu machen. Eine Milliarde Briefmarken soll mit dem Porträt dieser Schönheit geziert werden. Mr. Ziegfeld will all« Kosten der Markenauvgabe tragen und außerdem Sst Prozent der Einnahmen an drn Staat absühre«. Die DMKehörd? hat den Vorschlags bisher nicht s akzeptiert. Die Amerikaner lassen es sich etwas ! kosten, wenn es gilt, Reklame zu machen. — Zn s Italien ist der Staat bereit, an dcr Reklame auf Briefmarken zu proflticren. Die italienische Regierung hat e ncr Gesellschaft die Erlaubnis übertragen, Anzeigen auf Briefmarken zu drucken; sie muh ihr dafür 60 Prozent des Erlöses und eine jährliche Mindcstsnmme zahlen. Die Anzeigen an diesen auffälligen Stellen sollen in Geschäftskreisen bereits sehr geschätzt werden. Für die Brief markensammler aber erhebt sich die Frage, ob zwei Briefmarken derselben Ausgabe, auf denen ver schiedene Anzeigrn stehen, als zwei besondere Marken gesammelt werden können. Rational« Knödel. Das Land Tirol hat viele Naturschönheiten. Aber auch sonst verfügt es über Spezialitäten, die sich einigen Rufes erfreuen. Zu ihnen gehört jenes nahrhafte Gebilde, das man aus einem Germtcig, gerösteten Semmelwürfeln und weitherzig hinzugetanenen Stücken geselchten Flersches zu jenen liebl.chcn Ballungen formt, die als Tiroler Knödel mindestens so bekannt sind wie der Tiroler Adler, der Tiroler Sterz, dcr Tiroler Rotwein und der Tiroler Enzian. Nun hat man aber erfahren müssen, daß Herr Tolomri es mit allem Nachdruck nicht wünscht, daß das Wort Tirol südlich des Bren ners ausgesprochen werde. Südtirol heißt offiziell Alro Adige, Oberetsch. Und der Herr Senator hat selbst dafür gesorgt, daß Schloß Tirol bei Meran fortan Tiralli Heien müsse, und seine schwarzhcmdi- gen Milizen wachen jetzt streng darüber, daß auf keiner Speisekarte von Bozen, Meran und den umliegenden wcinqesegneten Ortschaften die Bezeich nung „Tiroler Knödel" vorkomme. Das ist kein Witz, da« ist bitterste Wahrheit! Und so kann man auf den Speisekarten der Südtiroler Gasthäuser lesen: Oberetschar Knödel. Gustav Freust«» begeht am IS. Oktober in seinem Heimatdorf« Barlt in Dithmarschen keinen SO. De- burt»tog. Danmwunken. Da« kalifornische Departement of Agrikultur« hat sich, wie die „Umschau", Frankfurt, m!tteiit, die Aufgabe gestellt, Mittel zu erproben, die e« verhindern, daß Verletzungen an Bäumen -zu meitergehendcn Krankheiten führen. E« kommt zu dem Schluß, daß Boumwnnden yeraau so gut des infiziert werden müssen, wie Darlegungen bei Tieren. Al« beste» Desinfizier,« erwies sich eins Mischung von Ourcksilbercvanid und -sublimat in Wasser.^ .. r .k.i-c.' ver Spielball Don ssslix sslseftvr Die kleine zierliche Frau mit den rotblonden Haaren saß in ihrem koketten Badclostüm im Strand sessel, hielt die Hände über den hochgezogenen Beinen verschränkt und Härte nur mit halbem Ohr«, was dcr große, schwarz« Mann mit den herkulischen Körper formen, der an ihren Stuhl gelehnt stand, auf sie einsprach: „Ich werde Sie also jeden Abend um 7 Uhr abholcn. Wir werden in ein Theater oder in ein Restaurant, nachher vielleicht in eine Dar gehen. Dann werde ich uns ein reizendes kleines Nest mieten. Und zu den Feiertag» n müssen Sie sich ft- - macken, da fahren wir miteinander weg; wohin Sie wollen . . ." Sie sah ihn erstaunt mit ihren klaren Kinder augen an und dachte: Wer ist der Mari", der da vor mir steht und über meine Stunden und Abende ver fügt? Der wie ein Schatten mir folgen, von mir Besitz ergreifen, mich wie eine Handtasche auf die Reise mitnehmcn will? Gestern kannte ich ihn nach nickt und heute ist er es, der mein Leben bestimmen will? Wo war er aber gestern? Da doch feine Worte bei mir waren, gestern und alle die früheren Tage? War nicht ein anderer da. der andere, von dsm ich mich blutenden Herzens zwischen gestern und heute losgeriffen habe? Der andere, der vorgestern, nein, gestern noch mein« Tage und Nüchte be stimmte? Dem ich glaubte, und der mich doch verriet? Dem zum Trotze ich mich von diesem langen Menschen küssen ließ, der jetzt fo tutt al« hätte er bereits alterworben- Rechte auf mich? Din ich denn ein Spielball, den die beiden einander zuwerfen, den bald der eine, bald der andere auf- kängt? Der juoge Mann sprach noch lange und die junge Frau träumte noch lange, aber al« «» Abend und dunkel war, duldete sie, daß er vor ihr niederkntet« und ihre Hände mir Küssen bedeckte, ja sie strich ihm sogar zärtlich über da» dunkle Haar. M» sie heimfuhren, war der Mann von gestern längst ver- gefsen und e» kam ihr vor, al» kenne sie den Mann von heute seit vielen Tagen. . In der Nacht weinte sie lange und bedauert« sich sehr, weil sie ein Spiclball war. Natürlich war I ihr arme» Herz ein Spielball, nur warfen ihn njcht di« Männer, sonder« ihre eigenen kleinen Hände I den Mannern »u.
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