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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.10.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-10-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192310020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231002
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- schlechte Aufnahmequalität
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-10
- Tag 1923-10-02
-
Monat
1923-10
-
Jahr
1923
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vler^tTA, 6c» 2. vttoder 8ette S H^esberickt Der neue Amtsgerichtspräsident Am Montag mittag fand im Saale de» Leipziger Amtsgerichtsgebäudes am Petcrssteinweg die Amtseinweisung des neuen Leipziger Amts- gerichtspräsidenten Enderkein statt. Der Präsi dent des Leipziger Landgerichts v. Weber stellte den neuen Vorstand und Präsidenten des Amts- gerichts den Richtern und Beamten des Amts gerichts, sowie den erschienenen Ehrengästen vor, verpflichtete den neuen Präsidenten durch Hand schlag und überreichte ihm die Bestallungsurkunde. 3^ seiner Begrüßungsansprache führte Präsident v. Weber aus, der Posten des Leipziger Amts gerichtspräsidenten müsse als einer der schwierigsten im ganzen sächsischen Iustizdienst bezeichnet werden. Das weitverzweigte Amtsgericht und die große De- amtenschaft mit ihren Erwartungen und Wünschen verlange, zumal in einer so kritischen Zeit wie heute, von dem Leiter des Amtsgerichts über Gerechtigkeit und Gci'etzeskenntnis hinaus auch starke Tatkraft. Bereinige, wie er bestimmt erwarte, der neue Prä sident diese Eigenschaften, so werde der in dem all- seitigen Vertrauen beruhende Erfolg nicht aus- bleiben. Nach einer Begrüßung durch das Richter- kollegium und d«n Beamten«, nsschuß nahm Amtsgerichtspräsidcnt Enidcrlcin das Wort und sprach zunächst dem sächsischen Iustizmini- sterium, das ihn durch Verordnung vom 21. Sep tember 1923 auf seinen neuen Posten berufen habe, seinen Dank aus. Von seiner bisherigen Amts- tätigkcit teillle er mit, daß er als Assessor an ver- schiedenen Amtsgerichten und am Landgericht Bautzen gewirkt habe und als Landrichter in Falken stein und seit 1914 am Landgericht Leipzig tätig gewesen sei, wo er hauptsächlich Ehesachen und Zivilsachen bearbeitet habe. Er lege großes Gewicht auf glückliche Zusammenarbeit mit der Rechtsanwalt schaft und werde seinen Untergebenen nie als Auto- krat entgegcntreten. Er schloß, indem er allen Be amten des Amtsgerichtes unter Beobachtung der gesetzlich vorgcschriebcnen Normen Höflichkeit und Entgegenkommen im Verkehr mit dem Publikum zur Pflicht machte. Ruhe in dsr Markthalle Nach der starken Nachfrage am Sonnabend die übliche Zurückhaltung am Montag. Nur die not- wendigsten und billigsten Artikel fanden ihre Käufer. Fleisch, Molkereibutter und ähnlicher Luxus für den Mittelstand wurde so gut wie gar nicht gekauft. Gefrierfleisch wurde am Montag wie am Sonnabend zu denselben Preisen angeboten. Suppen- fleisch kostete 20, Keule mit Knochen 26—27, ohne Knochen 32, Lende und Gehecktes 30—32 und Kalb- fleisch 35 Millionen. Auf dem Fr,ischfl«ischmarkt« verkaufte man Schweinefleisch zu 62, Schnitzel zu 60, Kalb- fleisch zu 36—42, Hammelfleisch zu etwa 45, Rind fleisch mit Knochen zu SO—38 und ohne Knochen zu 46 Millionen. Auf dem Wur st markte verlangte man für Leber- und Blutwurst wie am Sonnabend iO—15 und für Knack- und Mettwurst 15 und 17 Millionen. Auf dem Gemüse markte fanden sich die meisten Käufer ein- Rotkohl wurde zu 3, Bohnen zu 6—7, Tomaten zu 5, Blumenkohl zu 6—12 und Zwie beln und Salat zu 2 Millionen angebotcn. Der Ob st markt zeigte Pflaumen zu 2Z und Birnen und Acpfel zu 4 Millionen. Die Fettgalerie war am Montag nur wenig besucht Molkcreibutter zu 75—80 Millionen und Schweinefett zu 72 Millionen schreckte viele ab. Mar garine stellte sich auf 30—34, amerikanischer Schmalz auf 40 und gewürzte» Schweinefett auf 52 Mil- Nonen. Die Aartoffelpreise sind nunmehr auf 1H und di« Eterpreis« auf 7H Millionen angelangt. Mietsragen Der Mietcrschutzverband hatte am Sonnlngvormittag zu drei Versammlungen (Zoo, Palmengarten und Albertgarten) eingeladen, um zu den augenblicklich brennendsten Mietfragen Stellung zu nehmen. Im Zoo referierte der erste Vorsitzende des Verbandes, Drewcs, eingangs seiner Aus führungen darauf verweisend, daß die geforderte freie Wirtschaft im Wohnwesen nicht aus der Wohnungs- not herausführcn könne. Man brauche nur auf England zu verweisen, das nicht die Geldentwertung wir Deutschland durchmache und wo doch der Bau von Wohnungen stocke. Ausführlich besprach der Redner die kürzlichen Verhandlungen vor der Kreis- hauvtmannschaft, die die vom Rat ausgestellten Sätze bedeutend erhöht habe, und die trotz des Ein spruches der Mieter und des Gewerkschaftskartells angenommen worden seien. Auf die wirtschaft- liche und soziale Seite habe die Mehrheit keine Rücksicht genommen; Erwerbslose, Klein- und Sozialrentner würden einfach auf den Weg der Fürsorge verwiesen. In der Zeit, da 40 Prozent der Bevölkerung in anderen Familien untergebracht sei, müsse das Reich endlich energische Mittel zur Be- Hebung der Wohnungsnot ergreifen. Der Referent verwies besonders auf die durch das Gesetz be schlossene monatliche Mietzinszahlung. Das sächsische Ministerium habe in einem Nachtrag zur Ausführungsverordnung dies amtlich bekannt- gegeben. Endlich müssen, so schloß der Redner, die veralteten Gesetz verworfen und neue an ihre Stelle gesetzt werden, damit jeder Deutsche in den Besitz eines Heimes gelange. Eine rege Aussprache schloß sich dem Vortrag an. * Da» End« des Mieteiuigungvamtes. Nach 8 1 der sächsischen Ausführungsverordnung zum Reichs- gesetzt über Mieterschutz und Mieteinigungsämter werden vom 1. Oktober d. I. an die nach dem Reichs- mieteygsetz und den dazu ergangenen Ausführung»- bestimmungen sowie nach dem Gesetz über Mieter schutz und Mieteinigungsämtex den Mieteinigungs ämtern übertragenen Aufgaben in Sachsen von den Amtsgerichten als Mietgerichten wahrgenommen. Das Mieteinigungsamt Leipzig stellt insoweit mit Ablauf des 29. September 1923 sein« Tätigkeit ein und gibt die noch unerledigten Anträge an da» Amtsgericht Leipzig ab. In diesem Umfange sind neue Anträge vom 1. Oktober an nur noch an das Amtsgericht Leipzig als Mietgericht zu richten. * Dohnuugsbauabgabe. Das Leipziger Steueramt gibt bekannt: Die auf Grund der Abgabebescheid« für 1923 zu entrichtenden Beträge sind mit 1 v. H. täglich zu verzinsen, falls sie nicht rechtzeitig gezahlt werden. Die Verfl-chsarbeltsschule. Im Mai d. I. fand vor dem Leipziger Schöffengericht eine Verhandlung gegen den Iustizobcrwachtmeister Mendt statt. Der Angeklagte hatte richterliche Entscheidung über einen Strafbefehl in Höhe von 300 Mark beantragt, der ihm zugestellt worden war, weil er seinen Sohn ungerechtfertigtcrwcise vom Schulunterricht der 54. Volksschule (Vcrsuchearbeitsschule) ferngchalten hatte. Das Gericht kam damals zur kostenpflichtigen Verurteilung des Angeklagten. Mendt legte gegen das Urteil Berufung ein. Die Angelegenheit kam jetzt vor der 8. Strafkammer des Landgerichts Leipzig erneut zur Verhandlung. Mendt wurde frei- gesprochen. Der Freispruch wurde damit begründet, daß die Versuchsschule keine Schule im Sinne des Volksschulgesetzcs sei, und er deshalb nicht gezwungen werden könnte, sein Kind dorthin zum Unterricht zu schicken. Polizeihund-Hauptprüfung. Der 1. Deutsche Polizeihund-Verein, E. V., Sitz Duisburg, Iweigverein Leipzig, veranstaltete im Eiskellcrpark, Lcipzig-Eonnewitz, die Polizeihund-Haupt- Sie wollen keine Kinder kriegen .. Vevöllerungspolilik und Zoo — Wie die Höllische Löwin zum Leipzig" Löwen tarn Das unmögliche Kamel - Selbstmord einer jungen Antilope - Was wird aus Susanne? Wohlgeratene Kinder sind eine große Gnade. Man hat sie oder man hat sie nicht; sie gedeihen oder sie gedeihen nicht. Die Beoölkerunqspolitiker schrei ben darüber dicke Broschüren, und in manchen Län dern, deren Kinderstuben sich gar nicht füllen wollen, werden sogar Prämien ausgesetzt, um dem guten Willen ein bißchen nachzuhelsen. . . . Auch die Bevölkerungspolitiker unserer zoolo - gischen Gärten geben sich alle Mühe; aber was hilft das alles, wenn ihre Pfleglinge sich gar keine Mühe geben wollen! Aus nichts wird nichts. Ader cs muß, um jeden Preis, etwas werden; denn wo hin, um Himmels willen, sollte es führen, wenn Löwe, Bär, Tiger und Dromedar kategorisch erklären wür den: Schluß, aus, macht euren Kram alleene; wir sind die letzten unseres Geschlechts, wir machen nicht mehr mit! Es ist heute nämlich gar nicht so einfach und etwas kostspielig, einen garantiert echten Elefanten aus Hinterindien hcreinzubekommen; auch Leoparden notieren bei Hagcnbeck nur in Valuta. Und woher sollen die armen deutschen Zoos (bei einem Eintritts preis von 3 bis 5 Millionen, Kinder und Militär die Hälfte!) die Valuta hernchmcn?! Sie stehen alle vor der Existenzfrage, müssen in Ermangelung des un erschwinglichen Fleisches die Raubtiere vege tarisch durchfüttcrn, mit Magermilch, Haferflocken und Graupen — und unter solchen Verhältnissen sollen die armen Viecher auch noch Kinder krieaen! Aber selbst das älteste Rhinozeros lebt nicht ewig. Und wenn der König der Tiere alt wird, krieg: er die Gicht, und jede Hoffnung auf Nachwuchs schwindet. Nur durch Eigen Produktion, so zusagen durch Heimarbeit, kann der Bestand der Zoos ergänzt werden. Jungvieh heraus! ist daher auch die Parole des Höllischen Zoo. Es ist durchaus kein Beweis von Kleinheit »nd Schwäche, wenn der Höllische Zoo den Leipziger in dieser delikaten Angelegenheit vertrauensvoll um Rat und Hilfe angegangen hat. (Tin zoologischer Garten, der, wie der Höllische, sich in dieser Notzeit ein stattliches Aquarium und Terrarium an- legen kann, ist weder schwach noch klein.) Nachbarn müssen einander helfen, und dec Gemeindestier ist für alle Kühe da, die seiner bedürfen. Nun ist der Leip ziger Zoo ja berühmt wegen seiner erfolgreichen Aufzucht, und einen Babypfleger wie den Ober wärter Fischer, der Geburtshelfer, Amme und Er- zieherin erster Klasse in einer Person ist, findet man so leicht nicht wieder. Alle Augenblicke gibt es im Leipziger Zoo ein freudiges Ereignis; man kann sich durch den Verkauf des Ueberflusses sogar eine gelegentliche Einnahmequelle erschließen, und die Löwenkindcrstube wird nie leer. Was also lag näher, als daß die junge, sich vereinsamt fühlende Löwin von Halle auf dem nicht mehr ungewöhn lichen Wege der Vermittlung Bekanntschaft schloß mit dem im besten Mannesaltcr stehenden Löwen von Leipzig? Allerdings war die unumgänglich notwendige Begegnung mit einigen Schwierigkeiten ver- Kunden. Solle s i e nach Leipzig . . . oder sollte e r nach Lalle . . . (Was sagt der Tier-Kniggc dazu?) — cdcr sollte man auf halbem Wege, etwa in Schkeuditz? . . . . Das Mitbringen von Löwen selbst in vierter Klasse für Traglasten ist bei Strafe verbc ciu Kurz entschlossen verfertigte man eine solide Weißblechkiste, lockte die junge Löwin mit einer saftigen Rindsteulc hinein, ließ die Klappe fallen, lud die Braut in der Äeißblechtiste aufs Geschirr und fort ging es im Galopp nach Leipzig, daß die Funken stoben. Doch halt! Ehe-man lossuhr, besann sich die Höllische Zoo- Leitung, daß man zwei Fliegen mit einem Schlage — Es gab da noch ein Kamel, ein Fräulein i?> den aller-, aber schon in den aller-allerbesten Jahren, nun — wozu die falsche Galanterie —: eine alt' Jungfer, deren Reize selbst für ein großes Kamel kaum zu entdecken waren. Diese Kamcliendame wurde hinten an die Löwenkutsche angeschirrt, und dieser Aufzug ging, auf der ganzen Strecke vom Ge johl der Jugend begleitet, nach Leipzig. Die Partie mit der Löwin wurde perfekt. Das Höllische Kamel aber benahm sich shocking. Es fand sich ein Dummer, der, ungeachtet ihrer Lenze, bereit war, sich in sie zu verlieben; unmöglich aber, zu schildern, wie sich das Fräulein bei den Annähe rungsversuchen des Leipziger Kamels benahm. Daß die Dame ansschlug, war noch das wenigste: sie machte noch was ganz anderes. . . . Unverrichteter Dinge zog man nach Halle zurück, woselbst nun das Kamel, das keine Kinder haben wollte, wieder zu besichtigen ist. Die brave Löwin hingegen kam in die Wochen. Leider zerdrückte sie das eine Baby — ob mit Willen oder aus Ungeschick, ließ sich nicht kcststellen — und das andere Kleinchen ging infolge Mangels an Muttermilch ein. Kinderlos blickt die Löwin nun in die Ferne, das Land der Wüsten mit der Seele suchend, jeder Zoll eine Königin, auch wenn es statt junger Antilopenlende nur Hafcrflockenbrei gibt. Auch der Nachwuchs der R e p p c n a n t i l o p e hatte ein tragisches Schicksal: Die junge Antilope, in Erinnerung an eine nie geschaute Freiheit, wollte in der Gefangenschaft, in die sie hincingeborcn wurde, nicht leben und zerschmetterte ihren Kopf an den Wänden ihres Kerkers. . . Hingegen ist man im Bärenzwinger guter Hoffnung, und die Kleinen der Tüpfelhyäne sehen ganz unhyänenhaft sanft und mollig aus, wie kleine Hunde, und gar die winzigen, schillernden Zahnkarpfen im Aquarium, die lebende Junge zur Welt bringen, tun den ganzen lieben Tag nichts anderes, als dies. Hingegen habe ich meine heimlichen Sorgen mit dem Elefantenmädchen Susanne. Wo kriegt man nur gleich einen Mann für sie her? Leipzig hat nur ein altes Elefantenfräulein — und Dresden und Berlin, wo es noch Männer gibt, sind unerreichbar weit. Sie können zusammen nicht kom men — die Transportkosten sind viel zu hoch, steil. Prüfung, nachdem am Sonnabend an der Waid schenke eine Spurcnarbcit uorausgegangen war. Im Prüfungsausschuß saßen Fachmänner ans Leipzig, Halle und Plauen. Zur Prüfung, die in Nasen' arbeit, Gchorsamsübungen und Mannarbcit ab- gelegt werden mußte, waren Rüden und Hündinnen aus Leipzig, Halle, Weimar und Weißenfels gestellt worden. Erste Preise erhielten: der Terrier „Lux v. Berghold" (Schuster-Leipzig) 277 Punkte, der Terrier „Harras v. Ehrenberg" (I a h n - Leipzig) 253 Punkte, und der Terrier „Arno v. Sturmfcls" (E l m c r - Leipzig) 248 Punkte. Die Schäferhunde blieben in ihren Leistungen weit hinter den Terriers zurück. * Nachversteucrung von Bierbestand. Nach einer Bekanntmachung des Hauptzollamtes Leipzig haben Bierhändler, Wirte, Konsumvereine, Kantinen, Ka ¬ sinos, Logen usw., die am 1. Oktober 1923 mehr als 2 Hektoliter Bier besitzen, bis zum 6. Oktober 1 923 ihren Bierbestand bei dem zuständigen Zollamt zur Nachversteuerung anzumel den. Wir verweisen hierbei auf die heutige Be kanntmachung im amtlichen Teil. Handels HoAschulwoKc. Neben den VesicMiaungen der B. G. Teubner, AcrlagSbnchbandtung und Bueodruckcr., <9 UM), des Bibvliograpviscven Instituts «'-in Ul>r>, der Firma Hugo Schneider AMengelellscwst 0 12 Ubr) und der Leipziger Bierbrauerei Rieveck L Lo. A-G. (t 12 Uhr» sinden am TienStag die Vorträge von Prof. T:. Wörncr über wertdeständige Versicherungen <3-5 Ubr, »nd von Tr. Hasselmann über den Wiederausvcui der dcutsct'eil Handelsflotte statt. Prof. Tr. Groh m a » n verlegt seine» Vortrag über Abschreibungen und Steuern auf Freitag 3—5 Uhr und Sonnabend 4—0 Ubr. Die Besichtigung des RcichSwirtscbastS-Mlrscums und dce Vortrag des Direktors Dr. Hedlcr fäll, wegen der Schließung des RcichswirtschaftSmuscums aus. Oie erneuerte FauberflSte Um nicht eitle Hoffnungen zu wecken: diese Er neuerung besteht in gewissen technischen Anord nungen zugunsten einer glatteren bildmäßigen Ab folge des Werks. Von einer Neugestaltung der Szene aus dem zentralen Rcgieproblem der Zauber flöte heraus ist nicht die Rede, und wird so lange nicht die Rede sein können, als der Regisseur auf die dekorative Einrichtung der Oper aus einer früheren Zeit fcstgclegt bleibt. Was wir unter Er neuerung verstehen: eine Lösung des Regieproblcms aus dem Erlebnis der Musik und ihrer das Ganze beherrschenden architektonischen Gesetzlichkeit — diese Lösung ist man hier bis heute schuldig geblieben. A's selbständige Stilschöpfung etwa in dem Sinne, wie die musikalische Gestaltung vorbildlich den An fang dazu gemacht hat, kann Elschners Arbeit nicht angcsprochen werden. Wo die Hand des Ne- gisseurs ordnend und erneuernd zu spüren mar, da r^tfcrtigte das Resultat kaum den Aufwand an Mühe. Man könnte sagen, daß sich die Reqie in der Peripherie bewegte, ohne einmal ernstlich dem wesenhaften Kern des Mozartschcn Werks näher zu kommen. So bliebe nur Raum für einige Anmerkungen. Zu den empfindlichsten Mängeln der Leipziger Z öerflöte gehören die P r i est e r sz e n e n. Wenn schon mit einem Sarastro gerechnet werden muß, der darstellerisch unmöglich ist und durch eine Dialogmißhandlung sondergleichen seine Partie ins Lächerliche zerrt, so könnte doch alles vermieden werden, was diese Szenen überhaupt um jeglichen Sinn bringt. Hier müßte wirklich im Zusammen klang aller Faktoren da« Letzte an verklärender, den irdischen Schein aufhebender Wirkung erstrebt werden. Aus der Idee des Stuckes ergibt sich da» Gesetz des Aufbau». Und aus diesem wieder eine gleichsam überhöhende, terrassenförmige Anlage der Szenen. Statt dessen beobachtete man ein Nachlassen der Darstellungskraft, je höher da» Spiel zu den Sonnenbezirken des letzten Bilde» aufsteigt. Je mehr e» darauf angekommen wäre, die Idee des Stückes in ihrer platonischen Reinheit in szenisch-musikalischem Gesamtklang zum Ausdruck zu bringen, desto häufiger und ärgerlicher machten sich billige, grnrehafte Einschläge bemerkbar. Umgekehrt lag auf den Szenen, die der Idee nach in den unteren Sphären spielen, fast schon ein Zuviel an betonter Regieabsicht. Tempo und der Zug ins Große, in die Höhe, müssen darunter leiden. In dessen fiel gelegentlich eine gute Dialogpflcge auf. Vom Bühnenbild soll nicht ausführlich gesprochen werden, da es keinem der heute verantwortlichen Männer zur Last fällt. Es ist teils unzulänglich, teils unbrauchbar. Am schlimmsten verstößt es gegen die musikalische Architektur dort, wo Vegetation an- gedeutet ist, aber auch in der geräuschvollen Feucr- und Wasserszene. (Hier sollte auch der Flötist, wenn schon auf der Bühne, so doch immerhin so weit vorn ausgestellt werden, daß seine Musik nicht in ein Nichts zerrinnt.) Die Kostüme teilen die übrigen dekorativen Mängel. Eine Geschmacklosigkeit sollte schleunigst entfernt werden: das rote, zweifelhaft einladende Laternenpaar im Proszenium. Ob für die Zukunft mit einem schlagfertigen, vollgenügendcn Mozartensemble zu rechnen ist, wird wesentlich davon abhängen, ob man seine musikalische Schulung einer Persönlichkeit nnvertraucn will, die in Mozartstilfragcn absolut Autorität beanspruchen darf. Eine solche Persönlichkeit, die sich selbst kompromißlose Leistung zur Pflicht gemacht zu haben scheint, ist zweifellos Hr. Hochkoflcr. .Man darf dies schon aus der Art schließen, wie gestern die orchestrale Aufgabe gelöst wurde: hier verband sich mit souveräner Orchesterbeherrschung ein echt musikantisches Temperament. Vom ersten Aufstrahlen der Posaunen in der Ouvertüre an stand der Wert dieser nachschaffenden Leistung fest. Ihr glichen sich die Sänger nach Maßgabe ihrer materiellen und geistigen Kräfte durchweg mit gutem Gelingen an. Der Zwicgesang zwischen Tamino und dem ersten Priester (Bockelmann) hatte sogar eine selten zu beobachtende innere Hoheit. Topitz bewährt sich im Ensemble und dramatischen Rezitativ; die Bildnis arie war dagegen fast ein Versager. Lva Graf windet sich noch allzu ängstlich durch die Gefahren der Paminapartie; ihre Kantilene flackert bisweilen unangenehm. Spilcker stellt gesanglich einen ge fälligen- Papageno hin, aber den schnoddrigen Sprechton sollte man ihm abgewöhnen. X. 8. Ohne Reifeprüfung zur Universität. Au« Jena meldet unser Korrespondent: Da« thüringische Ministerium für Volksbildung hat ver- fügt, daß Personen, die das 25. Lebensjahr zurück gelegt haben und nach ihren Anlagen und bisherigen Leistungen zum Hochschulstudium geeignet erscheinen, zum Studium eines bestimmten Faches an der Landesuniversität Jena eingeschrieben werden können. Di« Bewerber müssen sich einer schriftlichen und mündlichen Prüfung unter ziehen. Bei der Prüfung sollen in erster Linie be sondere Leistungen im Beruf bewertet werden- Ob wohl ein Mindestmaß von allgemeiner Bildung verlangt werden muß, soll doch bei der Prüfung mehr Wert auf Denkfähigkeit und Auffassungsgabe als auf das Maß breiten Wissens und fertiger Kenntnis gelegt werden. Die Entscheidung über die Zulassung zum Studium trifft das Ministerium für Volksbildung. Die zugelassenen Bewerber genießen die vollen Rechte der Studierenden. Das Optische Museum in Jena. Im Juni 1922 wurde in Jena von der Karl-Zeiß-Stiftung, die ihre Sammlungen mikroskopischer Geräte, vor allem älterer Konstruktionen und älterer Fernrohre, dazu zur Verfügung stellte, ein „Optisches Museum" ins Leben gerufen. Wie Prof. Dr. O. Henker-Jena in der neuesten Nummer der „Deutschen Optischen Wochenschrift" mittcilt, hat der Berliner Professor der Augenheilkunde, Geheimrat Dr. Greefs, seine reichhaltige Br i l l c n s a m m l n n g dem Jenaer Museum in hochherziger Weise testamentarisch ver- macht. Außerdem hat Prof. Dr. Greefs bereits jetzt eine Sammlung alter Fernrohre, darunter sehr schöne, wertvolle und interessante Stücke, dem Museum gcschenkweise überlassen, nachdem er bereits 1922 der Deutschen Ophtalmologischen Gesellschaft eine reichhaltige Zusammenstellung alter äugen- ärztlicher Instrumente mit der Bestimmung zum Geschenk gemacht hatte, daß diese Sammlung im Jenaer Optischen Museum aufgestellt werden solle. Die Buchhündlcrschtüsselzahl wird mit Wirkung von heute, Dienstag, den 2. Oktober ab von 35 auf 50 Millionen erhöht. Woher stammt die Bezeichnung „Kintopp"? Ein Wort in oller Munde, und doch offenbar unbeknnn- tcn Ursprungs. Viele gelehrte Erklärungen sind verflicht worden (— eine der nettesten leitet cs vom griechischen „topos" --- Ort ab —) und keine trifft das Richtige. Die „Lichtbild-Bühne" bringt Licht in das Dunkel. In „goldenen" Zeiten, zu Anfang der neunziger Jahre, war e«, wo in obskuren leer stehenden Läden Berlin» das „Theater lebender Phtographien" für einen Groschen stundenlange Ge nüsse bot. Und zu gleicher Zeit blühten die berühm- ten „Vierzchnteltöppe" ans, die vier Zehntel Liter des edlen Gerstensaftes für ebensolchen Groschen boten. Schnell zog der fixe Berliner die Parallele zwischen diesen populären Stätten billigster „geisti ger" Genüsse: hie Vierzehnteltopp, hie „Kintopp". Das kurze, prägnante Wort hat die Jahrzehnte über dauert und Bürgerrecht auch außerhalb Berlins er- halten. Oie Nunst zu regnen Der bekannte englische Physiker Sir Oliver Lodge hat die Beobachtung gemacP, daß elektrische Ladungen bestimmter Art geeignet sind, Nebel und Wolken zu zerstreuen. Es war ihm gcuingen, mit Hilfe einfacher Einrichtungen die Einfahrt des Hafens von Plymouth nebclfrei zu machen. Jetzt ist sein Verfahren von den amerikanischen Physikern Bane rost und Warr en durchqebildet worden. Das Verfahren, nach dem man es, sofern sich die Bancrcft-Warrcnschc Einrichtung bewährt, bald regnen, bald wieder nicht regnen zu lassen vermag, ist einfach. Die Flugzeuge führen einen mit Sand gefüllten Behälter, der unten mit einem Ventil versehen ist, das der Pilot mehr oder weniger öffnen oder schließen kann. Eine an den Verstrebungen des Flug zeuges angebrachte Dynamomaschine, die durch einen vom Gegenwind bewegten Propeller in Umdrehungen versetzt wird, liefert elektrischen Strom- D' se An- ordnung zur Erzeugung von Elektrizität ir.c Flug zeug ist seit langem bekannt. Sie wird dazu ver wendet, um den Strom für drahtlose Einrichtungen sowie zum Heizen und Beleuchten der Flugzeuge zu erzeugen. Der Strom wird auf 10 000 Polt ge- bracht, womit der Sand geladen wird. Der Flieger hat cs durch Betätigung eines Schalters in der Hand, ihm eine positive oder negative Ladung zuzuteilen. Es hat sich gezeigt, daß negativ geladene Wolken durch positiv geladenen Sand ni«d«rgvschlegen »»erden und umgekehrt. Wirbelt man in eine neblige, wolkige oder feuchte Luftschicht mit Hilfe des Propellerwindcs ent- sprechend geladenen Sand, so werden die entgegen- gesetzt geladenen Waffcrteikchen vom Sand angczogen und fallen mit ihm zu Boden. Damit ist ihre Kon densation eingeleitet: es beginnt zu regnen. Regnet es aber und man braucht schöne« Wetter, so wirbelt man auf die Wolken Sand, der die gleiche elektrische Ladung zeigt, wie diese. Die einzelnen Teilchen der Wolken werden abgestoßen, diese werden zerstreut, und bald lacht di« Sonn«. Vorversuche sind glänzend ausgefallen-
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