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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.10.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-10-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192310020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231002
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- schlechte Aufnahmequalität
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-10
- Tag 1923-10-02
-
Monat
1923-10
-
Jahr
1923
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— Sächsische Po««» Dte Bor^lnge i« »«ich »nd vor alle« 1« v«Mn haben bi« politische Entwicklung in den- sozioltstffch regierten, mitteldeutschen Andern in ein neue» Stadium gebracht. Die sächsischen Kommu nisten haben den Sozialdemokraten offiziell ihre Bereitschaft erklärt, in tm» Kabinett Zeig« er ein-utreten, und es wird jetzt in Dresden zwischen der Kommunistischen und Sozialdemokratischen Partei über die Bedingungen unterhandelt, unter denen die Koalition der beiden Parteien vollzogen werden soll. Die von den Kommunisten bisher ge stellten Bedingungen sind — wie es heißt, auf eine direkte Weisung von Moskau — stark gemildert worden. Es stehen nur noch drei Punkte zur Dis kussion: Die Bildung gemeinsamer Hundert schaften, die Frage des Betriebsräte- kongressev und endlich die taktisch? Kampf stellung gegen d:n Reichswehrminister Gehler und di« Reichswehr. Was die Frage der gemeinsamen proletarischen Hundertschaften angeht, so dürfte ihre Lösung keine allzu großen Schwierigkeiten mehr be reiten. Die Berhandi-iingen scheinen bereits so weit gediehen zu sein, daß auch die Untrrorgonisotionen der Parteien dazu schon Stellung nehmen können, denn gestern fanden auch in Leipzig zwischen der BSPD. und der KPD. über diese Angelegenheit eingehende Besprechungen statt. Mehr Schwierig keiten wird die Frage des Betricbsriitckongresses machen. Hier steht die BSPD. auf dem grundsätz- lichen Standpunkt, daß, nachdem der Allgemeine Deutsche Gewcrkschaftsbund die Einberufung der Bctricbsratekongresse abgclehnt hat, die Sozialdemo kratische Partei als Führerin der Gewerkschafts bewegung nicht über die Gewerkschaften hinweg die Einberufung verlangen könne. Was end'ich die Stellung der Parteien zum Rrichswehrministcr und zur Reichswehr selber anbetrifft, so dürfte es sich lediglich darum handeln, eine gemeinsame Kampf basis zu finden, denn di? prinzipielle Stellung bei- der Parteien zu dieser Frage ist im wesentlichen die gleiche. Ebenso wie in Dresden verhandelt auch in Weimar die BSPD. mit der KPD. über die ge meinsame Regirrunasbildung und parallel zu der Entwicklung der Dinge in Sachsen habcn auch in Thüringen die Kommunisten ihre Forderungen ein geschränkt, um den Sozialdemokraten die Koalition mit der KPD. zu erleichtern. Auch hier spricht man wieder von dem Einfluß Moskaus, non dem in der letzten Zeit durch Pressemeldungen verlautete, es hatte nur an -der friedlichen Entwicklung Deutschlands* ein Interesse. Ls ist klar, daß das Anwachsen der monarchisti schen und nationalsozialistischen Bewegung in Süd- ürutschlnnd und der schroffe Gegensatz, in den sich der daurische Diktator von Kahr zur Rcichsregierung stellt, auf die politische Entwicklung in Mitteldeutsch land einen sehr wesentlichen Einfluß hat. und daß die Bereinigung der Sozialdemokraten und Kommu nisten in Mitteldeutschland gerade dadurch erleichtert wird, daß die rechtsradikalen Strömungen in Süd deutschland an Boden gewinnen, d. h. sich von Tag zu Tag die Notwendigkeit zeigt» die deutsche Re publik gegen Putschabsichten von recht« zu schützen. Es fragt sich nun aber, ob ein Zusammenschluß der sozialistischen Parteien in Mitteldeutschland ein wirk sames Gegengewicht gegen die zunehmende Entwick lung nach rechts in Sllddrutschland sein könnte. Wir haben immer den Standpunkt vertreten, daß nur die Große Koalition, die Mehrhcitcbildung. die in sich die meisten sozialen Schichten zusammenfaßt, der Boden sei, in dem sich das republikanische Deutsch land fest verankern könnte, und daß auch nur die Große Koalition di« Gefahren abwendrn könne, die der Deutschen Republik von rechts und links drohen. Deshalb wäre es nur wünschenswert, wenn in Uebcreinstimmung mit dem Reich sich in den einzel nen Ländern solche Mehrheitsbildunqrn durchführen ließen. Eine sozialistisch-kommunistische Koalition ist nicht geeignet, das Ziel der ruhigen, allseitig be- friedigenden Entwicklung der Deutschen Republik zu verwirklichen, da die deutschen Kommunisten nach ihrem Programm ganz andere Sorgen, als die Er haltung des Deutschen R-ichcs haben. Allerdings stößt gerade die Bildung der Großen Koalition in den mitteldeutschen Staaten Sachsen und Tllürmgen auf große, im Augenblick scheinbar un- übcrwindliche Hindernisse. Es ist dies um so be dauerlicher, als es gerade in diesen ernsten Tagen darauf aulommt, in allcn Ländern Regierungen am Ruder zu wissen, deren republikanische Zuverlässigkeit nicht zweifelhaft ist. In Ermangelung der in der gegenwärtigen Lage wünschenswertesten Art der Mehrheitebildung bleibt daher nur übr g, zu hoffen, daß sich unter den deutschen Kommunisten doch noch so viel Patriotismus finden wird, um au« einer sozial demokratisch-kommunistischen Koalition eine Negie rung hervorgehen zu lassen, der die Erhaltung der deutschen Einheit im republikanischen Deutschland als oberstes Gebot ihres Verhaltens gilt. Di? Ausgab» der Sozialdemokratie wird es sein, sich die nötigen Sicherheiten dafür zu verschaffen, daß der Eintritt dcr Kommunisten in die Regierung, falls es dazu kommen sollte, in ehrlicher republikanischer Absicht und nicht etwa nur zur Vcrwirkl'chung parteivoli- tischcr Hintergedanken erfolge. Lr. * * ."u den Forderungen der Kommun.sten schreibt die Leipziger Bolkszeitung*: „Wenn die Kommuisten unter den außerparlamentarischen Sicherungen Be- tricbsräteksngrcß, Kontrollausschüsse, Bewaffnung der Arbeiterschaft und sonstige von der Sozialdemo kratie nick^ zn bewilligende Forderungen verstehen, so ist die Bereitwilligkeit d«r Kommunisten, in dte Negierung einzutreten, nur rin« Gest«, die sie glauben in der jetzigen Zeit aus agitatorischen Grün- "n machen zu müssen. Die nächsten Tage werden -n, o» die Kommunisten ehrlich gewillt sind, im a kn der Reichs, und Landesverfassung die Der- Nung in der Regierung mit zu übernehmen. - .'tehcriges Verhalten in Sachsen und Thüringen plzcht nicht dafür.* Dom 1. Oktober ab ist Resthatag »abgeordneter Wilhelm Kuhnert tz, EheMnltz »u» Amts- Hauptmann in Flöha ernannt und Amts hauptmann La. Nichtar in Zwickau au« seiner mtzi-s» Stellung entlasse« und -um Stellvertreter des Kreishai p'mann» in Bautzen ernannt worden. Separat! ften-Schietzeret in Düsseldorf Vie Polizei von -en Franzosen entwaffnet In Düsseldorf ist es am Sonntag zu heftigen Zusammenstößen der Separatisten mit der Polizei gekommen. Die Separatisten hatten die Ab' sicht, in einer gewaltigen Kundgebung, zu der alle Anhänger der Bewegung von außerhalb herbeige- bolt worden waren, die Rheinische Republik zu pro klamieren. Dagegen hatten die Koalitionsparteien in Düsseldorf die Parole ausgegeben, durch einen toten Sonntag, d. h. durch völlig« Leerung aller Straßen van Menschen und Fahrzeugen zu drmon- strieren. In der Tat befanden sich mittags außer den Separatisten nur wenig? Neugierig«, sowie die Kommunisten ein, die sich der Parole der übrigen Parteien nicht angeschlossen, vielmehr aktiv demonstrieren zu wollen erklärt hatten. Gegen 4 Uhr nachmittags sollten die Reden beginnen. In > der dichtgedrängten Menge am Hindenburgwall wurden ein Polizist und bald darauf ein Zivilist ! von den Separatisten ent waffnet und blutig ! geschlagen. Bald darauf zog die Menge zu dem von einem Polizcikordon umgebenen Polizeipräsi- dium, das sie tätlich angriff. Als ein Polizist an der Menge heraus erschossen wurde, ging die Polizei auch ihrerseits vor und macht« von der Schußwaffe Gebrauch. Die flüchtenden Separatisten wurdcn verstreut, sammelten sich aber später wieder. Die Franzosen hatten dem Vorgehen dcr Polizei zunächst ruhig zugesehen, ohne irgendwie Partei zu ergreifen. Als die Beamten dann aber sich zum Polizeipräsidium zurückgezogen hatten, gingen die Franzosen dazu über, die Grüne Polizei zu entwaffnen. Was mit den Polizisten ge- schehrn ist, ist unbekannt; jedenfalls ist kein Grüner Polizist mehr in Düsseldorf im Dienst. Der Belagerungszustand verhängt Pari», l. Oktober. (Eig. Tel.) Da« Radio- Büro mcldet aus Düsseldorf, im Anschluß an die gestrigen Zwischenfälle habe der französische Kom mandant von Düsseldorf den Belagerungen zu stand über die Stadt verhängt. Gleichzeitig seien mehrere hohe deutsche Beamte verhaftet war- den, die in die gestrigen Unruhen verwickelt sein sollen. * Nach Darstellung der gestrigen Zusammenstöße durch die Gewerkschaftsführer wurden mindestens drei blaue Polizisten von Stoßtrupp» der Sondler- bündler angegriffen. Die Beamten zogen ihre Säbel und verteidigten sich, so gut es ging. Die Selbst schutzleute zogen ihre Pistolen und töteten einen der Polizisten. Ale ein Auto mit vier Schupoleuten auftauchte, bemächtigte sich der Sonderbündler sofort eine furchtbare Panik. Der Selbstschutz versuchte die Leute an Ort und Stelle zu halten, was ihm aber nur unvollkommen gelang. Auch die Leute der Stoßtrupps warfen kurzerhand ihr» grün'rot-weißen Binden fort und suchten ihr Heil in der Flucht. Lin Teil der Stoßtrupp» setzte sich jedoch zur Wehr und feuerte auf die Schupobeamten. Sofort nach Beginn der Schießerei schickten die Franzosen einen Offizier nach dem Rathause und er klärten, daß sie gegen die Schutzpolizei mit Waffen gewalt vorgehen würden. Nunmehr begann die Entwaffnung der grünen Beamten. Panzerautos und französisch« Kavallerie rückten heran, die von den Sonderbündlern mit Hochrufen empfangen wur- den. Bei der Entwaffnung der Schupobeamten wurden die Beamten d«n Mißhandlungen der Sonderbündler ausgesetzt. Die verwundeten Schupoleute wurden von den Sonder bündlern mit Füßen getreten. Der Polizeidczcrnent von Düsseldorf, Dr. Haas, ist von den Franzosen, nachdem er gestern bereits verhaftet und kurz darauf wieder in Freiheit gesetzt worden war, heute morgen erneut in Haft genommen worden. Zehn Todesopfer Düsseldorf, 1. Oktober. (Eig. Tel.) Die genaue Zahl der Opfer der gestrigen Düsseldorfer Separa- tistcnschlacht steht noch nicht fest. Soweit bisher bekannt ist, hat es 10 Tote und 70 Verwun dete gegeben. Das Polizeipräsidium ist von den Franzosen besetzt worden, ebenso die übrigen Quar tiere der Schutzpolizei. Kein Schupobeamter durfte bisher das Quartier oder das Polizeipräsidium ver- lassen. Die französisch« Besatzungsbehörde hat ein Nachtverkehrsverbot von 11 Uhr abend» bi» 5 Uhr morgens erlassen. Gestern abend versuchte noch ein Trupp Düsseldorfer Separatisten das Rat haus zu stürmen. Die Sonderbündler hatten offenbar angenommen, daß auch di« Blaue Polizei entwaffnet sei. Sobald aber bekannt wurde, daß diese Beamten noch über Schußwaffen verfügen, gingen die Leute auseinander. Nur ein Drittel -er Eisenbahner wird wieder eingestellt Esse«, 1. Oktober. (Eig. Tel.) Auf Grund der Verhandlungen zwischen der Leitung der französi schen Lisenbahnregi« und den Spitzenorganisationen der deutschen Eisendahngewerkschasteu haben sich die Alliierten bereit erklärt, di» deutschen Eisenbahner im besetzten Gebiet unter folgenden Bedinguu - gen und Voraussetzungen zum Eisenbahnbetrieb wieder zuzulassen: 1. Die Leitung der Eisenbahnen bleibt in Händen derjenigen Alliierten, die zurzeit die Regie ausüben. L Ausgewiesene Beamte werden nicht eingestellt; sie dürfen nicht zurückkehrea. Rur jüngere Eisenbahnbeamte, di« mindesten» ein« ein jährig« Dienstzeit io» deutsche» Eisenbahnbetri «b hinter sich haben, werden eingestellt. 3. Di« deutschen Eisenbahner, die eingestellt wer den, müssen nachweisen, daßsieimbrsetztenGe- biet geboren sind. 4. Aelter« Beamte werde« nicht eingestellt. Von dem bisherigen deutschen Personal wird insgesamt nur bi» zu einem Drittel der Gesamt- zahl wieder eingestellt. Diese» Berhandlungsergebni» hat unter den deut- schen Eisenbahnern eine beispiellose Erbitterung hervorgernfen. Nach den französischen Bedingungen wird in den wichtigsten Bahnhöfen überhaupt nur annähernd ein Drittel des bisherigen Beamtenstabes gestellt werden können. Selbstverständlich hat "die Bedingung, daß di« ausgewiesencn Beamten nicht zurückkehren sollen, den Unwillen noch vergrößert. poinearss jüngste Sonntagsrede Am Sonntag hielt Paine ar 6 bei der Ein weihung eine, Kriegerdenkmals in Boi» d'Ailly eine Rebe, in der er sich bei Erörterung der Ruhr- und dcr Reparationsfrage in argen Beschimpfungen Deutschlands erging. So sagte er u. a. im Per lauf seiner Rede: .Wir froh wären wir, wenn wir schweigen könn ten und Deutschland Bernunftan nähme. Aber jeder Tag gibt uns den neuen Beweis seines Un verstandes. Es ist wohl wahr, daß sich darin jetzt ein« Besserung gezeigt hat. Daß Deutschland angesichts seines so unangenehmen Ruhrabenteuers und der Tatsache, daß die interessierte Bevölkerung diese Politik verleugnete, seinen Rückzug durch ein blindes Schießen zu decken sucht, ist menschlich. Aber wozu diese Prahlereien, dies« Drohungen und diese kalten Blitze?* Und weiter sagte er: .Wir beurteilen Deutschland nach seinen Taten. Es hat darauf verzichtet, Be- dingungen zu stellen. Das ist gut, aber es muß uns jetzt zeiacn, daß cs wirklich geneigt ist, im besetzten Gebiet die Ausbeutung der gesamten Pfänder zu er leichtern. Dcr Augenblick ist also noch nicht da, unsere Aufgabe als beendet zu betrachten.* Noch nicht scharf genug Pari», 1. Oktober. (Eig. Tel.) Die gestrige Rede Poincarös wird nur von wenigen Zeitungen kommentiert. Die Mehrzahl der Blätter beschränkt sich darauf, den Wortlaut der Rede ohne neuen Zu- satz zu berichten. Der nationalistische .Eclair* nennt die Rede eine Enttäuschung. Man habe er wartet, daß PoincarL in seiner gestrigen Rede an- geben werde, mit welchen Mitteln er Deutschland zur vollständigen Unterwerfung zu zwingen ge denke. Leider habe PoincarL darauf verzichtet. Der .Tempo* überschreibt den Sonntags-Leit- artikel mit .Mäßigung*, von der PoincarL gestern Zeugnis abgelegt habe. PoincarS habe bescheiden geäußert, daß die bevorstehenden Arbeiten schwie riger al» die bereit» geleisteten seien. London in Erwartung London, 1. Oktober. Die Presse betont die Be deutung der heute beginnenden britischen Reichs- koüferenz und sieht der Erklärung, mit der Baldwin die Tagung eröffnen wird, mit großer Spannung entgegen. .Daily Lhroniele* schreibt, die Reichskonferenz trete in einem ernsten Augenblick der Geschichte Englands zusammen. Die Regelung der europäischen Lage werde zweifellos einen großen Raum in den Erörterungen auf der Hauvt- konferenz «innehmcn. Es sei zu begrüßen, daß die Premierminister der Dominions wünschen, zur Lösung der Schwierigkeiten beizutragen. Im gegen- «artigen Augenblick wisse man in England, so selt sam die» auch den Vertretern der Dominions er- scheinen möge, selbst noch nicht, welches die Absichten der britischen Regierung über die europäische Lage, oder wie die Beziehungen zu Frankreich in Wirklich, keit seien, oder welche Aktion England in der Repa- rationsfrage unternehmen werde. Die .Times* erfährt, da» größte Problem, vor dem die Premierminister de» britischen Gemein wesens stehen, würde die Festsetzung der Grundlinien der britischen Außenpolitik sein. Auch der .Daily Telegraph* schreibt, die höchste Bedeutung müsse -en Erörterungen über die Außenpolitik zuaemessen werden, deren Aueaangspunkt ohne Zweifel das Er- gebnis der freundschaftlichen Unterredung Baldwins mit Poincarö bilden werde. „Daily Erpreß* tritt dagegen dafür «in, -aß die Arbeitslosenfrage in den Mittelpunkt der Erörterungen gestellt werde. Der .Daily News* zufolge werden die Verhand lungen auf dcr Konferenz vertraulich sein. Gs ver- lautet jedoch, daß cuogedebnte Berichte offiziell an die Presse ausqegeben werden sollen. Annäherung im Fiume-Streit Belgrad, 1. Oktober. (Eig Te l.) Der Minister de» Aeußeren Ninschttsch erklärte, daß die Re- gierung in den Verhandlungen mit Italien durch vorsichtige» Auftreten schon in vielen Punkten ein Einvernehmen erzielt habe. Hinsichtlich der Genfer Berhandlnngen betonte der Minister, daß sich di« Position Eüdslawiens im Völkerbund gefestigt habe. Zweck« Erledigung einiger Reparationsfragen zwischen Südslaunen und Bulgarien sei eine beson dere Kommission eingesetzt worden, die sich bereit» nach Sofia begeben habe. Warnung vor „blinder Neber- fahrt" nach Amerika Franlfnrt a. R., 1. Oktober. (Eig. Te l.) Der New Parker Korrespondent der .Frankfurter Zei tung* meldet, daß im vergangrnen Rechnungsjahr« trotz der neuen Linwanderungserschwcrung 822 910 Personen tn New Port gelandet sind, also über 200 000 Personen mehr als im Borjahre. Groß britannien steht an der Spitze mit IM 337, dann kommt Deutschland mit VSV43 Ein wanderern. Der Korrespondent bemerkt dazu, es wäre am Platze, wenn an Deutschland ein« dringende War nung gegen die Versuche, al» sogenannte bli»)« Passagiere in die Verewigten Staaten hineinzu- kommen, erlassen würde. Sobald sie entdeckt wer den, müssen die Leute nur für ihren Lebensunterhalt die härtesten Arbeiten verrichten, um dann aus- nahm»lo» »ach der Heimat znrückgesandt zu werden. ck« K. 0AWee Snr Lage Don Abg. vr. Hall« Die Niederlage, die Deutschland allem Heldentum der unmittelbar betroffenen Lolkskreise zum Trotz im Ruhrkampf erlitten hat, birg: die ernste Gefahr in sich, daß immer weitere Kreise unsere« Volke« an der deutschen Zukunft verzagen und in dumpfer Gleichgültigkeit den Dingen ihren Lauf lassen, al» wären sie unabänderlich. Das darf nicht sein! Ge wiß steht für ieden, der nicht an Wunder glaubt, unabänderlich fest, daß die nächst« Zukunft Deutsch- lands ernst und schwer sein wird. Ob wir aber an all diesen Schwierigkeiten als staatliche, kulturelle und wirtschaftliche Einheit, als deutsche Nation zer- brechen, das hängt allein von uns ab und von dem sittlichen Willen, mit dem wir daran gehen, all diese unsäglichen Schwierigkeiten zu meistern, um einen Weg ins Freie, in eine bessere Zukunft zu finden. Wir sind im Ruhrkampf unterlegen; aber wir schämen uns dieser Niederlage nicht, weil ein Kampf, der ehrlich und gerecht war, den Unterliegenden nicht entehrt. Wir würden uns schämen, wenn das deutsche Volk diesen brutalen Einbruch in deutsches Gebiet, diese Uebertrumpfuvg des erpresserischen Friedens von Versailles tatenlos hingenommen hätte, ohne das einzige Kampfmittel zu gebrauchen, das ihm in seiner Wehrlosigkeit ge- blieben war und in dem passiven Widerstand seinen Ausdruck fand. Dieser stumme, zähe, tapfere Kampf eines waffenlosen Volkes gegen die stärkste Militär macht der Welt hat seine geschichtliche Bedeutung gehabt und wird sie nicht verlieren. Es ist müßig, heute darüber zu streiten, ob die Organisation beo passiven Widerstandes überall zweckmäßig war und ob er besser früher hätte beendigt werden sollen. Wir habcn zu viel mit dcr furchtbaren Gegenwart und der düsteren Zukunft zu tun, als daß wir un» jetzt ausführlich mit der Vergangenheit beschäftigen könnten. Es ist auch nicht möglich, zu behaupten, daß der passive Widerstand noch länger hätte fort- gesetzt werden können. Es steht vielmehr fest, daß all die .brutalen* Steuern, die im August neu be schlossen und eingezogen worden sind, nur den zehnten Teil des finanziellen Bedarfs eines einzigen Monat» an Einnahmen erbracht haben und daß niemand bisher einen Weg zu weisen vermochte, auf dem die unendlichen Summen, die der Kampf alltäglich ver schlang, hätten aufgebracht werden können. Wer soll denn denen, die bereits die bisher beschlossenen Steuern mit lautem Wchschrei unter Drohung mit Sabotage als unerträglich erklärten, ernstlich glau ben, daß sie wirklich bereit und in der Lage wären, zehnfach höhere Steuern zu zahlen für einen Kampf, den die unmittelbar davon betroffene Bevölkerung selbst und sämtliche Regierungen, einschließlich der bayerischen, für aussichtslos hielten! Der scssl den Separatisten am Rhein und in Bayern glauben, daß sie aus nationaler Empörung über eine .versagend« Rcichsregierung* handeln, wo alle Welt weiß, daß ein selbständiger Rheinstaat oder ein vom Reiche getrenntes Bayern nur mit französischer Unter- stützung vorübergehend lebensfähig wären! Schon diese innere Unwahrhaftiqkeit all der separatistsschen Verräter verbürgt ihre sichere Niederlage. Für »ms andere aber darf es in diesen Tagen nm so mehr nur eine Losung geben, und di« heißt Deutschland. Es ist nicht wahr, daß unser Kampf für die deutsche Einheit durch die Aufgabe des passiven Widerstandes aussichtslos geworden wäre. Niemand in der Welt hat geglaubt, daß dieses durch den Weltkrieg und die schwere Felge- zeit entkräftete und bedrückte Volk mit solcher Kraft und solchem Stolz den waffenlosen Kampf gegen brutale Gewalt führen würde, wie das geschehen ist. Niemand in dcr Welt hat sich darüber getäuscht, daß dieser Kampf nicht auf unabsehbare Zeit geführt werden konnte. Der deutsche Name ist durch diesen heroischen Widerstand, auch wenn er nicht siegreich war. wieder zu Ehren gekommen, das Vertrauen in Deutschlands Lebensenergie ist ver mehrt worden. Darin liegt der außenpolitische Wert dieses nicht vergeblichen Kampfes. Seine inner politische Bedeutung liegt darin, daß weite Volks kreise, die sich bis dahin mißtrauisch und hadernd gogenüberstanden. einander in gemeinsamem Kampf gegen den gemeinsamen Feind näher gerückt sind. Der lebendige Ausdruck dafür ist die breite Zusam menfassung der maßgebenden Parteien in der Re gierung Str esc mann. Hinter ihr sieben alle, die erkannt haben, daß wohl I>er Einzelne sich einer Idee ovfern kann, daß man aber nicht das ganze Volk selbst einer Idee opfern darf und daß auch die nationale Idee ihren Sinn verliert, wenn man dar über sehenden Auges die Nation selbst, die nationale Gemeinschaft zugrunde geben läßt. Das aber wifte das sichere Ergebnis derjenigen Politik, die nicht elastisch genug wäre, zur Sammlung der Kräfte für die Zukunft einen aussichtslosen Kampf recht zeitig abzribrechen. Der Ruhrkamvf bat klar erwiesen, daß eine Po litik des Widerstandes und des Trotzes, mögen sie noch so berechtigt gewesen sein, bei den gegenv clrtt- gen realen Machtverbältnissen in der Welt für uns aussichtslos ist. und daß mir alles daran setzen müssen, Deutschland als Einheit zu erhalten für bessere kommende Tage. Nur dann läßt sich «in? Zukunft in Freiheit und Gleichberechtigung wieder aufbauen, und ohne diesen Glauben an die Zukunft unseres Volkes aibt es kein wayrbaft?» Nanonnl- gefübl. Eine Vokitik, die sich den Realitäten, n- nn sie schmerzlich sind, verschließt, führt in die Wildnis, ^eute kann es nur eine Folgerung aus der trüben Wirklichkeit geben und die beißt, gerade in dieser Stunde um so (auter bekennen, daß es keine Lösung gibt, die die Einigkeit und Freiheit des großen deutschen Vaterlandes antastet: die heißt weiter, dar über hinaus b"reit sein auch zu den schwersten wirtschaftlichen Ovfern für diese Freibeit. Jahrelang haben ivir auf vielen Gebieten die Sub stanz erhalten und geschont für den Tag des end gültigen Ausgleichs. Heute schlägt dies? Stunde. Das Schicksal der Nation wird davon abhänge«, ob der nationale Dille nnd die nationale Opserbereit- schaft. di? so oft und so laut im Munde geführt wur den, stärker sind al» der Eigennutz de» Einzelnen, der bisher triumphierte. Landratsrvahlen im Saargebiet Frankfurt a. M« 1. Oktober. (Eig Tel.) Der Landrat für da« Saargebiet, dessen Mandat bi» zum 1. November 1923 verlängert worden ist, wird am 2. Dezcmber 1923 neu ge wählt werden. Für die Neuwahl gelten im wesentlichen jene Bedingungen, die bei der erste« Wahl zum Landrat gültig waren. I L< di ge de de ge ge ve sch v. ge in D« an ve vo u» V' sid sei bl r> nc ur sie tei sei täi sch sie ge Zi au sch kr> an ge Er zu v Üb W« Fl M Si slc slc Ul, slc ff- 40 mi il! M mi i>- be Bi bc Sc gci nc, nu svl Sz slö nii au frr nei au bei Lö A> roil soi' ilie gif ru Mi Pe vc kor Z>. i^,i der Di, Lei we icd Au Au üb, St, dcr der Je dcr szei bri bill in
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