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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.09.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192309309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230930
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230930
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-09
- Tag 1923-09-30
-
Monat
1923-09
-
Jahr
1923
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Vie Hausfrau Da» e«ge Haus ist deine ganze Bett, Des All^g» Sorgen ziehn dir schmale Grenzen. Doch wie dein Arm dies Haus zusammen- hält. Das läßt dein Tun im Glorienschein er glänzen. Tagtäglich geht'» im gleichen Pflichtenkreis, Der Sonntag selbst seht ihm kein festlich Ende. Und wenn der müde Abend lind uiü> leis Sein heimisch Traumnetz wirst auf Kind und Greis, Rührst noch im Lampenschein du deine Hände. So stehn im Kleintagszwang in Stadt und Land Millionen Frauen am Debstuhl unseres Leben», Im stillen Heldentum, ganz unerkannt Am Glück der Menschheit wirkend unver wandt: Des Weibes Mühsalswerk ist nicht vergebens. /tikrsä dzodzUek Das braune Meid Erzählung von Sisslrisck Ssrirvriet» Zierlich und schlank lief Frieda durchs Gartentor, so hastig und so schnell, als hieße es einer Gefahr entrinnen Erst als das Tor mit'lautem Geratter ins Schloß gefallen war, ward sie sich der Freiheit bewußt. Nun war sie nicht mehr Frieda, das Stubenmädchen, und wollte durch nichts daran er innert werden. Erst das ließ ihr den Ausgang zum Vergnügen, ja zum Abenteuer werden, daß sic den Alltag von sich abrrarf, Name, Stand und Logis vertauschte, verbesserte, erhöhte und sich jedem Freunde oder auch nur Bekannten als etwas darbot, das sie gar nicht war. O, sic wollte höher hinaus und nicht erst seit gestern und heute! Die Realitäten des Lebens, jedenfalls ihre, gefielen ihr nicht. Die mochten der ältlichen Köchin genügen, der das Leben weder Rätsel, noch Neues mehr zu bieten hatte. Doch Frieda war jung und fühlte sich keineswegs dazu ausersehen, dauernd Zimmermädchen zu bleiben oder die ehrbare Mutter der Sprößlinge eines biederen Handwerkers zu werden: sie war hübsch — hübscher als das gnädige Fräulein — und wußte sich, nach eigener Meinung, ebenso gut zu benehmen wie dieses. Sie nannte sich Nuschi — warum auch nicht! Das klingt jedenfalls besser und weniger brav als Frieda, oder sie nannte sich Etelka oder auch Steffi, wie es gerade traf, wie es ihr oder einem neuen Bekannten einfiel, gefiel oder zu gefallen schien oder zu ihrer Garderobe paßte! Diese Garderobe! Die machte ihr keine Sorge: sie hatte die gleiche Figur wie dre Gnädige und omit ebenso viele und ebenso schöne Kleider. .Das braune Kleid von neulich, bitte," hatte er ihr beim Abschied gesagt. .Das kleidet dich besser, als dieses blaue!" Und gerade das braune Kleid hatte die Gnädige heute ins Theater anziehen wollen! Sie hatte es schon am Mittag zu Frieda gesagt — denn dir Gnädige überlegte sich dos immer ganz genau, und hatte sie beschlossen, dann blieb es dabei. Ge wöhnlich — doch heute, es hatte unendliche Mühe gekostet, hatte es ihr Frieda schließlich doch aus- zureden verstanden. Also ging die Gnädige in diesem blauen Kleid ins Theater, das letzthin Friedas Kavalier nicht so reckt gefallen hatte — und Frieda, als Nuschi, im braunen, schwänzelnd und tänzelnd in glänzenden, spiegelnden Lackschuhen bis zur über- nächsten Straßenecke, wo er schon ihrer harrte, groß und schlank, mit blondesten Haaren und blauesten Augen, so recht ein Abgott der kleineren und durch äs braunen Frieda. Sie dachte noch einmal daran, dqß sie hier als Kunstgewerblerin gelte und sich zu- sammennehmen müsse, um sich nicht zu verplappern — und stand schon vor ihm und mitten drin in Herz- licher Begrüßung. Man saß in einer Nische, hatte bestellt und sah lustvoll Kommendem entgegen. Er freute sich wieder über das braune Kleid, und Frieda tat so, als ob es ihx schlechtestes wäre, ein Fähnchen, das sie nur ihm zuliebe noch nicht in die Rumpelkammer geworfen hätte. Man sprach von diesem und jenem, nicht gerade tiefen Dingen, die zu Blamage keine Gelegen- heit boten — und Frieda gelang es auch heute nicht, in Erfahrung zu bringen, wovon e r eigentlich lebte. Das hatte er immer verschwiegen, und was sie Herne zu hören bekam, das waren auch nur Neckereien, die sie sicher erzürnt hätten, wenn nicht gerade -ine prachtvolle Platte serviert und prächtig funkelnder Rotwein eingegossen worden wäre, die Friedas Interesse sofort in Anspruch nahmen und allen Acrger mit einem banal gedachten .Schließlich Kat cr's" nn Nu beiseiteschicben ließen. Man aß und trank und trank und aß und ueckre sich und trank sich zu, und als sic einmal das Glas recht schneidig stülpen wollte, ergoß sich ein Schluck voll über den Hals, rann ihr ins Spitzenhemd, und ein zweiter fiel aufs Kleid, ward — ach Gott, doch nur Lappalie! — mit dem Taschentuch weggewischt, so gut es halt ging. Sie dachte: morgen — aus waschen oder Benzin. Er war schon am Zahlen, und als sie schließlich draußen auf der Straße standen, dy» Auto ratternd heranfuhr, dachte sie längst nicht mehr an diese» Ungeschick. Sie hatte und hatten a^here» zu tu« und zu denke«, al» an diese Rotwein flecken, die moroen bei Tageslicht betrachtet und be seitigt werden sollten. Ander« Tags — sie teilte mit der Köchin da» Zimmer — fuhr sie. viel zu früh und auch nicht sanft au» Schlaf und süßestem Traum geweckt, erschrocken zusammen und fand sich klein und kümmerlich al» Frieda. Es war noch »wische« Nacht und Tag, di« Köchin war schon draußen m der Küche. Sir sah das Hemd und das Kleid und die braunen Flecken — das mit dem Hemd war nicht so schlimm-, r» mußte gewaschen werden, dann konnten die Flecken ver- schwinden; wenn nicht, dann wollte Frieda das Hemd unter ihrer Dsssche verschwenden lassen: die Gnädige Han« geem- rmd würde es kaum bemerken. Gestohlen hatte sie nie, und sie wollte auch jetzt nicht stehlen: aber wenn es wirklich nicht anders ginge — aus Habsucht wollte sie es jedenfalls nicht! Sic besah sich die Spitzen und glaubte nicht recht daran, daß sie jemals wieder ganz weiß werden könnten. Wichtiger nahm sie das Kleid, und als sie cs jetzt besah, erschrak sie nicht wenig! Der Seidenstoff vertrug auch kerne chemischen Mittel-, sie wagte ueder Benzin noch sonst etwas und sah sich hilflos in fürchterlicher Lage! Die Gnädige mußte den Schaden entdecken und mutzte wissen, daß sie ihn nicht selbst angerichtet hatte! Aengstlich umschlich sie die Herrschaft: man mußte den Schaden entdecken! Gewiß würde sic alles daran setzen, das Unheil aufzuhalten, so lange cs ging, würde der Gnädigen das Kleid ausreden, so oft sie cs tragen wolle. Aber cs war nun einmal ihr Lieblingskleid, und der Tag konnte nicht fern sein, an dem sie, Frieda, in der Klemme saß! Wie dem Unheil entrinnen? — Einen Augenblick lang, aber kaum viel länger, dachte sie daran, auf- richtig zu bekennen. Man hätte Reue heucheln und so tun können, als ob es niemals wieder vorkommen werde, daß es auch zuvor niemals vorgckommen wäre. Aber das konnte doch nur zur Folge haben, daß sie, ihrer Eitelkeit überführt, in Zukunft genau auf Kleidung hin geprüft worden wäre, wenn sie Ausgang hatte — also als Zimmermädchen ausgchen und auf Abenteuer hätte verzichten müssen, also auch auf die Herren, die mit Nuschi oder Etelka. mit der Kunstgewerblerin in den schönen Kleidern, aber nie- mals mit Frieda, dem Zimmermädchen, in gute Lokale soupieren gingen. Alles was ihr das Leben be gehrenswert, den langweiligen Tagesdienst erträglich machte, ihr besseres Leben an all den schönen Abenden — alles wäre mit einem Mal vernichtet gewesen. Also konnte nichts dummer sein, als Eitel keit zu bekennen. Sie ließ den Gedanken und grübelte weiter und fand einen Ausweg, der sie zunächst entsetzte aber der einzig gangbare zu sein schien: das Braune mußte verschwinden, mußte weg — konnte ja von der Veranda weg beim Putzen gestohlen worden sein — mußte so bald wie möglich aus dem Haus! Sie erinnerte sich einer Freundin, die sie in der letzten Zeit vernachlässigt hatte; die mußte das Kleid bei sich verbergen. Zu ihr brachte sie es noch längere Zeit zu verharren, während er selbst tn weißem Trikot die menschlichen Statuen verkörperte. Attraktion bedeutete alles- Alles! Klassisch ge radezu war aber das Schlußbild, in dem die beiden Hunde als Sinnbild der Treue verendet vor dem Grabe des toten Herrn li^en. Und dieser Schluß effekt hatte den Vorteil, daß das Grab au» einem Haufen Gips gebildet werden konnte, während sich Herr Alba Iki bereits in der ersten Kulissen vertiefung aufhalten konnte, um den Applaus des be- geisterten Publikums zu quittieren. Herr Alba Iki hatte vierzehnmal seinen Namen und doppelt so oft das Feld seiner Tätigkeit gewech selt, Hasso und Mignon hatten dafür ihre Künstler namen, auf die sie im übrigen niemals hörten, be halten, und auch die Bildfolge wechselte nie. So ge- schah cs daß sich Hasso und Mignon, die außer Dienst ein glückliches Paar bildeten, der Sache herz lich überdrüssig wurden und sich rechtschaffen lang- weilten. Herr Alba Iki führte sie selbst spazieren und duldete nicht, daß sie je ohne Leine und Hals- band neben ihm hertrabten. Das wird auch dem vernünftigsten Hunde, selbst wenn er das Glück har, ein weißer Pudel zu sein und .Marmorgruppen" stellen zu können, einmal zu dumm. Klein« Liebes streitigkeiten zwischen Hasso und Mignon taten das ihre, die Se'lenfreundschast abzukühlen, imd cs ge- schah mehr als einmal, daß sich die beiden sogar rauf- tcn und bissen. Lines Tages, als Herr Alba Iki sich in der Wachs- tucksosaecke seines Mietszimmers dem Nachmittags- schlummer hingab, blieb durch Versehen der Ver mieterin die Zimmertüre offen. Hasso, der mit Mignon gerade wieder einmal einen Auftritt ge habt hatte, erspähte sofort die Gelegenheit und ent wischte. Er gelangte auf einen großen Platz und in eine wunderschöne Anlage. Und hier wurde eine Be gegnung entscheidendes Ereignis für ihn. Er begeg nete einem adretten Mädchen seiner Art, einer schmucken Hündin, etwas struppig im Aussehen, ge wissermassen Blobs, auch war der Wuchs nicht von Adel. Aber Augen hatte sie. Donnerwetter. Und Hasso genoss den Reiz der Abwechslung und die Laune des Zufalls. Er kokettierte und stellte fest, daß „Laeui Luck» ckes »xer/ nyckt ckaa Lkm/rckren — — — — — /so-a/ck näm/tckr cker ^«ckir^/rar/e iruacker /uz- ps/rk, /eöau/ //rr cki'e z/ianne/icken 6a,cku'ckckcn im „Le.s-en" mckck ru Lucka (Die beliebte und vielgelesene Monatsschrift „Das Leden" ist überall zu kaufen.) an diesem Abend. Man habe es ihr geschenkt, da es Flecken habe und nichts Rechtes mehr sei. Sie wolle es hier liegen und gelegentlich umfärben lassen. Erleichtert ging sie nach Hause. Entdeckte am Morgen, nach gründlichem Putzen der übrigen Kleider auf der Veranda, der Herrin den ausgeklügelten Diebstahl, traf auf Entsetzen und hörte geduldig lange Tiraden an über die Schlechtig keit der Menschen, stimmte ein und b-klagte ganz besonders den Verlust dieses Braunen, das wie keines die gnädige Frau gekleidet habe. Schließlich meldete die Gnädige telephonisch der Versicherung den Schaden. Jawohl, man käme gleich von wegen des Protokolls. Es hatte alles gut geklappt — doch Frieda war verändert. Sie tonnte sich in keinem Augenblick des Gefühls erwehren, daß die Gnädige sie mit miß- trauischcn Blicken belauere. Sie fürchtete alles für ihre schönen Abende — aus die sie nun einmal nicht vcrzkchren tonnte, nach ihrer ganzen Art und Mensch lichkeit. Ein paar Wochen lang — ja, m Gottes Namen, jedoch nicht länger! Sie kündigte allo zum Ersten: sie wolle heim zu den Eltern. Sie ging und hatte keine neue Stellung, auch keine»: ausgebuchten Plan. Nur allerhand Pläne, in deren Mitte besonders die Abende eine Rolle spielten. Aber auch das braune Kleid, das ihr ja nun allein gehörte . . . Dre beiden Pude! Don psi«!- ttiov Alba Iki war eine Varietmmmmer Im Anfang seiner .künstlerischen" Laufbahn war er al» Schnell maler und Kiiustschütze ausgetreten, ohne sich ent scheidend durchsetzen zu können. Als Schucllmaler schuf er im Rampcnlichte Transparente, di« sich mehr durch Leuchtkraft des Farbenmaterials als durch Eigenart der Motive auszeichncten, und versuchte sich in Karikaturen, die durch absolute Unähnlichkeit ver blüfften. Als Kunstschütze versagte er bei Gelegen heit, al» die al» Statistin dienende Geliebte, der er allabendlich einen Tellapfel vom (falschen) Locken haupte schoß, angeblich aus Liebesrache den echte» Apfel mit der vorbereiteten Attrappe nicht ver tauschte und den Liebhaber unsterblich blamierte. So benutzte Alba Iki die günstig« Gelegenheit, als ein Händler ihm zwei schneeweiße Pudel zum Verkaufe anbot, sich von der Statistengeliebten zu trennen und al» Hundedresseur eine neu« BaritL- nmiuner zu schaffen. Er stellt« mit seinen beide« Pudeln Hasso und Mignon .Marmvrgvuppen". Der Witz der Sache bestand darin, daß er hfe Tiere abrichtetc, in irgendeiner gegebenen Stellung sein Interesse brennend erwidert wurde Plötzlich siel ihm ein: Du lieber Himmel, du mußt ins Theater. Sonst wirst du kontraktbrüchig. Der Ab schied von der Freundin aus dem Volke wurde kurz. Hasso lief in langen Sätzen zurück. Alba Iki hatte ihn schon in Sorgen vermißt und war so froh, ihn jetzt wisdcrzuhaben, daß er ihm sogar die erwartete Tracht Hiebe ersparte. 'Außerdem war es Zett ge- worden, sich für die Bühne .umzukleiden". Mignon bescknnlppcrte ihn mißtrauisch und sie wußte sofort, was geschehen war. Frauen haben eine seine Nase, aber Hundefrau«n erst! Auch ihr Blick verhieß nichts Gutes. Die Marmorgruppennummer kam an die Reihe. Es wäre alles in bester Ordnung gewesen, und Hasso hätte sogar noch einen Triumph gehabt, denn Mignon war erfcrküchtig und neidisch .Steh still, Kerl!" Alba Ikis Zuruf brachte ihn in die Wirklichkeit zurück. Das war leicht gesagt. Hasso spitzte die Obren, unmerklich. Ls stimmte etwas ncht. Ihm juckte das Fell. Zuckte ganz ge hörig. Mas war das? Sollte er etwa. . . Ja-., er hatte sich bei der Geliebten aus dem Volke einen Floh geholt. Ausgerechnet er einen Floh und er sollte Marmorgnippen stellen. Das nächste Bild hieß: .Auf der Jagd". Alba Iki als Schütze — er verwendete seinen Meister stutzen jetzt im bildlichen Sinne — und er, Hasso, an Mignons Leite sollte Iagdfiebcr markieren. Die Ohren sollten gespitzt, die Niiie horizontal gestr.-ckt sein. Es war zum Verzweifeln. Und der Fluh saß jetzt gerade am linken Hint.eschenkel und saugte kü't- bares Künstlerblut. Das ParitSorchcster spielte .Im Wald und auf der Hei . . . iiiide . . ." Hasso begann zu wcd !,i. Vorsichtig erst, dann stärker. Im Publikum lacht« man. Noch drei Wilder . . . noch zwei . . . In Hasso kreiste Wut und Wahn- sinn. Im vorletzten Bilde hatte er mit Mignon um eine Pappwurst zu raufe:,. Himmel dauerte das lange- Er wußte setzt, er hatte nicht nur einen Floh, er mußte mehrere naben. Und dann Marmorgruppen! . . . Ausgerechnet Marmorgruppen, al« wenn «in Hund dazu da wäre, Mnrmorgruppen zu stellen. Endlich das Schlußbild. Hasso liebte es am we nigsten, weil er dabei die Nase in den Gipshaustn stecken musste. Er wusste doch nicht, was dieftr Gips- Haufen bedeutete. Auch noch einen Toten markieren? Nein, da« war zuviel. Und dann Flöhe haben Da vergoß er sich urch p,»biß sich M eigenen Fell. Lpckrej- k-Mw Vie tragischen Augenblicke jäh -erstchM. Mnb sr juckt« sich und kratzte sich. Und Mignon lag wie tot neben ihm und grinste . . . grinste . . - und Alba Iki stand hinter der ersten Seitenkulisse und fluchte, mußte aber warten, bis der Applaus kam. Und er kam, brausend, rauschend, wie ein Sdurz- bach. Man warf mit Aepfeln und Butterbroten. Alba Iki nutzte die Konjunktur und konnte sich achtmal verbeugen. Hasso atmete wie befreit- Di« Flöhe waren zer bissen. Die Aepfcl und Butterbrote nahm Alba Iki an stch und verzehrte sie selbst. .Flöhe hast du, mein Lieber? Komm!* Und Hasso bekam den Kopf gewaschen. Gründlich. ... grinst,- -mmer noch. Man sollte sich nie mit Volk einlassen, dachte Hasso, § als d - Tracht Prüge! glücklich überstanden var. j Solche Meiber haben Temperament . . . aber auch Flöhe- Dann lieber Inzucht! Und bei diesem Standpunkt blieb er. Rheinische Schnurren Kodes und Pitter sitzen am Rhein in der prallen Iulisonne und lassen faul ihre Deine über die Böschung baumeln. .Sieh, Kobes," sagt auf einmal Pitter, »da läuft / 'ne Lurm!" „'Ne Lurm!? — Du Jeck, dat heißt doch Wurm!" „Eja, — äwer dazu is et mich zn heiß!" Nach einer Weile sagt Kobes: „Du Pitter^ wat is denn dat: et hat rote Bein' und 'ne rote Schnabel und et kann flieje und et fängt mit'n jroßen P an?" „Wenn du nit jesagt hätt'st, et sännt mit'n jroßen P an, würd ich sagen, et is 'ne Storch!" .Ieraten! — et is 'ne Storch!" „Hä, du Doll, warum sagstc denn, et fängt mit'n jroßen P an?" „Och, ich wollt' et dich nit eso leicht maache!" * Als vor vielen Jahren der Publizist Jules Huret seine Reise durch Deutschland machte, kam er auch nach Düsseldorf und in den dortigen Malkasten, wo ihn die Künstler rasch mit Beschlag belegten und ihm alles zeigten. Unter anderen Sehensuürdigie-.ten auch die Friedhofskapelle, die ihr Altmeister Eduard von Gebhardt, Exz., mit einer großen Auferstehung ausgemalt hat. Und nannten ihm von links nach rechts — da über dieses Bild sonst wirklich nichts zu sagen ist — die Namen der parträtgetrcu .ad- gemalten" Modelle des Künstlers »vielleicht, weil sie glaubten, daß Herrn Huret das interessiere. Den interessierte das auch wirklich sehr, und er schrieb sich mit erstauntem Gesicht alle Namen auf. Doch wer beschreibt erst das Erstaunen der Maler, als sie später das Mich des Herrn Jules Huret über Deutschland aufschlugen und die Auferstehung folgendermaßen beschrieben sanden: „Oben über den Wolken sitzt Christus, seine Mutter ihm zur Seite. Und zu seinen Füßen stehen von links nach rechts die deutsche» Heiligen Piepenbrink, Gesocks, Finsterlcs, Knobloch, Schmitz, Zellekens, Piedbocuf und Dötsch." O Herr Anstreichcrmeister Wcißquast erwartet zitternd und in höchster Aufregung die Geburt seines ersten Kindes upd wird, da er über alles stolpert und allen im Weg steht, von der resoluten Hebamme endlich zur Tür hinausgeschubst. Geht also zum benachbarten „Goldenen Hahn" und versucht sein Herzklopfen mit Schnäpsen und Strömen von Düsseldorfer Bier zu ertränken. Ziemlich schwer geladen torkelt er nach zwei Stunden heim, turnt stolpernd die Treppe hinauf und sieht die Hebamme, wie sie das Neugeborene gerade in die Badewanne legen will. „Um Ioddeswillc," schreit Weißquast entsetzt, ^Frau Pinkernagel, un wenn et zwei Köpv und keine Bein' hat — rrm Ioddeswille, nich versäumen!" * Zwei Pennbrüder finden am Rhernhafen einen richtigen kugelrunden und knallroten Eidamcr K8se. Da beide ihn gleichzeitig gesehen haben, beschließen sie, ihn auszuraten. Franz nimmt also den Käse in die eine, einen runden Rheinkiescl in die andere Hand, versteckt beide hinter seinem Rücken uqd fragt: „No, Hendcrich, wat willste Han, der Stein oder der Käs?" Henderich kratzt sich den Kopf, besinnt sich lang« und sagt: .Der Käs!" — .Donnerkiel," ärgert sich der Franz, .Mensch, dat du öwer auch immer so'n Saujlück Han mußt! — Da haste der Käs!" * Die Kölner sind große Spaßmacher und haben ein außerordentliches Vergnügen daran. Fremde „für der Jeck ze Halde", das heißt: anzuulken. — Ein biederer Mann vom Lande, der davon gehört hatte, wollte sich den Zoologischen Garten anseh-n. „Der Zolonische?" sagte ihm ein Kölner, „Eja, jewiß dat, da fahren Se am beste mit der Linie zwölf!" „Hühä," dachte sich der Bauer, .dat is der Getstx, dä dN für de Jeck Halde will! — Ich fahre met der Serehn!" — Nachdem er mit der Linie Sechzehn dreimal ru»d »m Köln gefahren war, fragte er endlich den Schaff ner, „Sie, lecven Hör, is dat hier der Zolonische?" „Der Zolonische!? — Enä, dat is der Schlackt- Hof! — Zum Zolonische müsse Se mit der Sibqe fahre! — Da is de Haltcftell, steijen Sr flock lflink) craus. Dorfich, linke Hand am linke Iritt!" — Dat i« der Zweite! dachte sich das Bäirerlem, ich nehme rechte Hand am rechte Jrisfl mumm, und fällt mit dem Gesicht in einen dampfenden Haufen Bserdeiipfel. — „Häha," lachte er, „den Han ich sein aygeschmeort! — Wenn ich dem jestkwt km", wär' ich verdammt mit de Fottlhier ereinjefnlle!" . 7--7V - V..-'. ' ^e,e»M
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