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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.09.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192309309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230930
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230930
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-09
- Tag 1923-09-30
-
Monat
1923-09
-
Jahr
1923
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^eik« H - - - - Frauen, die mit den Zützen stehlen Daß in Warenhäuftru und Laden qestohlen wird und wel gestoblcn wird, weiß wohl alle Welt, daß man oder, wie sich in den» famosen Prozeß gegen Fran Roeder und (Genossen ergeben, ganze Hrirats- aiisstattunqen znsainmenstehlen, daß man mit eineinmal ein 2^eiiiqes Lervice vor den Augen der Verläuferin verschwinden lasten kann, das war auch denen ein Rätsel, die dernslich viel mit Vei> drechrr»? zu tun baden, Es ist wadr, die Waren däuser bilden durch die Art ihre« Betriebes einen direkten Anreiz zum Stehlen. und es sind wohl noch nie so viel Ladendiebstäblc vorgekommen als in der ersten Blütezeit der Warenbäuser. Was hier tagtäglich znsammenqestoblen wird, das wissen nicht einmal die Ebefs dieser Häuser. Das obnen sie nicht einmal. Besonders in den Togen des weih- nächtlichen Hochverkebrs sind die Verluste dieser Gc» schäfte trog aller Urberwachungeu enorm. Viele Warenbäuser baden deshalb auch ibrcn eigenen Kri minalbeamten, die schon viele Gelegenhcitsdiebe und auch manchen Professionellen abqesaßt baden. In den Jahren kurz vor dein Krieg sind die Ladendieb- stähle sehr zuriickgegangen. Das hing vor allem mit der Einrichtung der Ladenkassen zusammen. Diese Kassen wurden meist im Rücken der Käufer ange- bracht, so das» es den Kassiererinnen möglich war, di: Kunden zu beobachten. Auch die Anbringung von Spiegeln bat sich in den Läden bezahlt gemacht. Der Ladendieb siebt sich dadurch in seiner Be wegungsfreiheit oehemint, i'nd die „Derussmäßig-n* haben lieber den Beruf gewechselt. Gelegenheitsdiebinnen und krankhafte Diebinnen haben aber stö-dig zugenommeu. An der Zunahme dieser Diebinnen sind viel dos Mitleid und die Rück sicht auf die mcich wohlsiluicrtkn Verwandten dieser unglücklichen Diebinnen schuld. Ost hat man sie in Ruhe gelassen, weil sie zu den besten Kundinnen gehörten und man sich für ihre Diebstähle schadlos halten konnte, So hat man sich in einem vorneh men Geschäft stets gefreut, wenn eine der Die binnen, die Gattin eines hohen Beamten, in den Laden kam. Die batte eine ganz eigene Manie. Leit Monaten wußte man, daß in dem Geschäft regelmäßig wertvolle Blusen, Spitzen usw. gestoblen wurden, denn die sonderbare Diebin sandte nach einiger Zeit das Etikett der gestohlenen Lache und, wahrscheinlich von Gewissensbissen gequält, auch den Betrag dafür an dos Geschäft. Lange wußte man nicht, wer die Diebin war, bis man schließlich eine wohlbekannte Kundin beim Diebstahl einer Bluse beobachtete. Nach ihrem Weggang wurde sofort fest- gestellt, welches ErireO die verschwundene Bluse ge habt batte, und tatsächlich, nach wenigen Tagen kamen likett und Betrag für diese Bluse. Man wußte nun. wer die Diebin war, beobachtete sie nun ge nauer und hellte fest, daß sie für mehr Dinge das Geld sandte, als man sie hatte st-bten sehen. Lie ließ man ruhig weiter stehlen. Es war eine ehr liche Diebin. Der Ladendiebstahl ist — mir Ausnahme einiger Spezialgebiete — fast ausschließlich weibliches Delikt. In den meisten Fällen stehlen die Frauen nur für den eigenen Bedarf. Es sind in der Regel Frauen, die sich gern schmücken möchten, denen es aber der Verdienst des Mannes oder seine Abneigung gegen die Mode nicht erlaubt, es Freunoinnen und Nach barinnen gleichzntun. Lo erliegen schwache Seelen leicht der Versuchung. Und wer einmal „Glück" ge habt bat, wird leicht zur Gewohnheitsdiebin. Diese Art der Amateur-Diebinnen stiehlt meist mit Hilf: eines Mantels oder eines Muffes. Direkt berufsmäßige Diebinnen, die nur des Wertes wegen stehlen, sind viel gefährlicher und raffinierter. Viele von ihnen stehlen gewissermaßen mit den Füßen! Ihr Ellenbogen stößt irgend eine teure Spitze von» Ladentisch, und während ihrs Hände eine neue Spitze bewundernd halten, schlüpft ihr Fuß schnell aus dem Halbschuh und ihre Zehen krallen nach der Spitze, die am Boden liegt. Auf diesen vielgeühten Trick ist man lange nicht ge kommen. Aber bei der Durchsuchung einer Verdäch tigen, die sich völlig entkleiden mußte, hat man eine sonderbare Entdeckung gemacht: die Fron trug Strümpfe, di- vorn abgeschnitten waren und die Zehen frei lws-en. Hatte sie mit den Zehen den Gegenstand gepaa. dann bob sie den Fuß nach hinten und ließ das Gostob'en" In eine unter dem Rock nerspreizte Tasche sollen. Dann schlüpfte der Fuß wieder in den Halbschuh. Dieser Kniff ivi d nor allem gern «m Iiuvelsn- laden angewandt, hier auch non Männern. Nicht selten benutzt der Iuwrlendieb auch einen Wachs- klumpen, den er an seinem Schuh zwischen Absatz und Sohle angebracht hat, gewissermaßen als Leimrute. Sein Partner, der vor ihm im Laden ist, läßt irgend ein Schmuckstück zu Boden gleiten: der andere tritt mit dem Wachsklumpen darauf und verläßt noch einer nebensächlichen Frage den Ladek, während sein Komplice weiter nach einem paßenden Schmuck sircht. Aber er findet natürlich nichts Zu- sagendes und verläßt den Laden. Wird der Dieb stahl entdeckt, daun läßt er sich getrost untersuchen. Bei ihm wird nichts gefunden. Der Verdacht fällt dann auf die and-ren Kunden, die während der Zeit im Laden waren. Aber wer von ihnen war der Dieb? Immerhin ist es schon vorgekommen, daß der Verkäufer dem Partner, der den Schmuck an der Schuhsohle trägt, nachrcnnt und ihn auch wirklich faßt. Ganz vorsichtige Diebe operieren darum auf andere Weise. Sic drücken sofort, nachdem sie den Laden betreten haben, etwas Wachs unter die schmale Holzleiste, die gewöhnlich um den Ladentisch lauft, lasten einen brillanten verschwinden und drücken ihn an das Woche. Wird der Diebstahl entdeckt, dann lü det man nur'; in diesem Fall nichts bei ihnen. Der Verdacht fällt wieder ans einen vorher anvwsend gewesenen Käufer. Erst eine halbe Stunde sväter kommt der Gehilfe des Diebes und , pflückt"' den Brillanlen von der Ladentischleiste. Aul ihn fällt natürlich nie ein Verdacht. Die Kennlui», die die Juweliere von diesem Trick haben, hat aber schon manchen Dieb „geliefert*. Dieser Trick, das „Leimrutensystem", wird von den Dieben in mancherlei Variationen angewandt. So hat ein ganz gefährlicher Gauner mit präpa rierten Visitenkarten operiert. Er ließ sich eine Reihe kostbarer Steine aus die Glasplatte legen, wählte dann einen au» und holte dann, um die Fassung zu skizzieren, in die der Juwelier den Stein bringen sollte, ein paar Visitenkarten au» der Brief tasche. Auf die oberste zeichnete er di« Skizze; die Örterst«, die mit einem stlevstvff prstvmckert »ar, legte er aus einen der ausgebreiteten Brillanten. Die Skizze erhielt der Juwelier, die zweite Kart« steckte der Dieb wieder in die Brieftasche. Und mit ihr dei» Stein, der sich an ihr gefangen wie ein Rotkehlchen an einer Leimrute. L. ttvroirl Zweierlei Matzk Wir- erhalten mit der Bitte um Berössentlichung nachstehende Zuschrift, die wir abdrucken, ohne uns mit ihr zu identifizieren, da uns bis zum Redaktions schluß eine materielle Prüfung nicht möglich war. »Leipzig ist in finanziellen Nöten! Um aus diesen herauszukommen, weiß man keinen andern Rat, als die Steuer- und Preisschraube recht kräftig an zuziehen. und zwar in einer Weise, daß manche Er- werbszweige glatt zu crliegru drohen. Zu diesen ge hören in erster Linie die Varietes und Kaba rett». Bon diese»» Unternehmen erhebt der Rat bei den Barietös eine Karten steuer voi» 2 5Prozent und bei den Kabaretts von 4 0 Pro- zent, so daß allein durch diese Steuern ein Vierte! bis nahezu die Hälfte der Ein- nahmen verloren geht. Dazu kommt, daß dir immer höher werdenden Strompreise die Aus gaben für Beleuchtung in viele Milliarden pro Mo- nat wachsen läßt. Auch die Platzmieten für die städtischen Plakatsäulen gehe»» heute in die Milliar den. Allen Einwendungen der Betroffenen entgegen hatte der Rat iminer nur die eine Antwort übrig, daß e« im Intereste der Stadt ganz und gar un- möglich sei, hier eine Milderung eintreten lasten zu können. Daß es aber doch anders geht, dfür hat die letzte Zeit ein groteskes Beispiel gegeben, so daß wir es doch für notwendig erachten, dieses der breiteren Oefsentlichkeit bekanntzugeben. Die Sache gewinnt noch dadurch an Bedeutung, daß es sich hier bei um ein Unternehmen handelt, das nicht ständiger Steuerzahler ist, sondern sich nur vorübergehend in Leipzigs Mauern aufhält. Dem Zirkus Straßburger ist die Stadt so weit ent gegengekommen, daß sie von ihm nur eine Karten st euer von 12)4 Prozent, also die Hälfte besten, was ein hiesiges Varietö zu zahlen hat. Welch bedeutende Summen der Stadt dadurch ver- lorengehen, kann sich feder leicht ausrechnen, da der Zirkus mehr Sitzplätze aufweist, als die hiesigen Varietes und Kabaretts zusammen. Für den Riesen platz hat der Rat die lächerliche Lumme von sage und schreibe 26000 Papier- mark erhoben. Um eine Auskunft darüber zu erlangen, welche Gründe dein Rat zu solch zweierlei Maß veraulasten, begab sich eine Abordnung hiesiger Varietö- und Kabarett-Direktoren zu dem Dezernenten des hiesigen Lteueramtes, um von diesem eine Auskunft zu er- langen. Lie wurde aber, angeblich wegen Zeit- mangels, obgewiesen. Daraufhin wurde die Abordnung bei dem Oberbürgermeister Dr. Rothe vorstellig, der ganz erstaunt war, daß diese Praxis gegenüber einem fremden Unternehmen geübt werde, und zusaqte, die Lache zu untersuchen. Bis heute ist allerdings eine befriedigende Antwort ausgeblicben. Die hohen Steuern und Abgabe», drohen die hiesigen Varietes und Kabaretts zum Erliegen zu bringen; die Spesen und sonstigen Ausgaben wachsen von Tag zu Tag, so daß zu befürchten ist, daß die Ar- beitslosigkeit durch freiwerdcndc Kräfte noch mehr gesteigert wiotz. Anstatt Entgegenkommen schroffste Ablehnung mit der Begründung der Unmöglichkeit einer Milderung der Steuerschraube. Auf der andern Seite ein Geschenk der Stadt an ein fremdes Unter nehmen, daß in viele Milliarden geht! (Wir rechnen mit einer Summe von täglich 15 Milliarden.) Wir überlasten das Urteil über ein derartiges Vorgehen der Oeffentliöbkcit." Internationaler Barictö-Theater-DirekGren- Verband, Berlin. Geschäftliches Die Emelka Lichtspiele babcn den wifscnichaftucpen 8»lm: .Die Besteigung des Mount Everest" bi» Mittwoch. den 3. Oktober, auf den» -Lpiclplan vc- lallen. Da uns inzwischen auch vom Ra, der Siadt Leipzig eine SteuerormShigung auf diesen Kulturfilm gewühlt wurde, so findet deute Sonntag vormittag 11 bi-5 l Ndr eine Artibvorstellung »u crmützigten Preisen statt. Die «yravSvorstcllunqcn lür Zentner und R e ntncrinnen finden statt em Montag dir Rentner mit den AnsgngSviicrstaven A bis H. am Dienstag mit den Buchstaben „1 biS L und am Mittwoch mit den Buchstaben M b!4 Z. Wettervoraussage für Sonntag, den 30. September: Zunächst noch wolkig mit vorwiegend kleinen, sonst nur örtlichen Niederschlägen in Schauern. Später Zeitweise heiter. Oertliche Morgennebel, ab flauende Winde aus westlichen Richtungen, tags über kühl bis mäßig warm. Vückerscksu wirklichkeitslehre Neue Werke von Hans Driesch Die .Wirklichkeit" ist dos Grundthema des jetzt ueuerschicnenen metaphysisch-weltanschaulichen Haupt werkes des Leipziger Philosophen Han» Driesch tWirtlichkeitslehrc. Ei,» metaphysischer Versuch. 2. Auflage. Reinicke-Leipzig 1922), der kurz vor der Erdbebenkatastrophe, von China zurück- kehrend, Japan verließ und gegenwärtig in Nord- amerika weilt. In dern Werke handelt cs sich nicht um die Realität, welche wir meinen, wenn wir uns auf den berühmten „Boden der Tatsachen" stellen. Vielmehr ist Tatsächlichkeit in diesem Sinne nur de: finnciisällige Effekt einer dahinter verbor- gcnen tieferen Wirklichkeit. Um diese handelt cs sich in Drieschs gedankcnticfem Werke. Gewiß, er gesteht auch der e r f a h r u n g s in ä ß i g e n Wirk lichkeit ihr volles Recht zu. Er lehnt die gerade jetzt weitverbreitete Ansicht ab, als könne das Denken unvermittelt oder gar geheimnisvoll-mystisch in die letzten Gründe des Daseins hineinspringen. Immerhin bezeichnet er die allerletzte Stufe einer Wirklichkeitslehre als Theologi: und macht darauf aufmerksam, daß sein Werk, so unzeitgemäß das auch sei, doch eine theologische Tönung habe. Religiös gestimmt ist Luch die Ehrfurcht vor den Rätseln des Daseins, die ihn seine Antrittsrede in Leipzig (Das Ganze und die Summe. Reinicke-Leipzig 1921) mit dem Paulusworte „Denn unser Wissen ist Stückwerk" schließen läßt. In der- selben Richtung liegt es, daß das Todes problem eine zentrale Stellung rn dein Werke ein nimmt, obwohl, wie Driesch betont, diese Frage „des äußerste»» unmodern" ist. Das Pcrsönlichkeitsproblem, das mit der Frage und dem Sinn des Todes für das Leben an einem für jede Weltanschauung entscheidenden Punkte berührt wird, erfährt an anderer Stelle (Leib und Seele. 3. Auslage. Reinicke-Leip- zig 1923) eine ausführliche, tiefschürfende Behand lung. Die Frage der Abhängigkeit der Seele vom Körper steht im Mittelpunkte der Betrachtung. Sic wird in dem Sinne entschieden, daß — zum min- besten in Hinsicht auf die spezifischen geistigen Leistungen, d. b. soweit sie „schöpferisch" ist — die Seele eine gewisse Unabhängigkeit besitzt. Und dies besonders darum, da die Mannigfaltigkeit des Ge schehens auf der seelischen Seite eine viel kompli ziertere und eigenartigere ist. Dazu kommt, daß die komplizierte Organisation der Seele sich oft nur ahnen, nickt aber genau erkennen läßt, wie an an derer Stelle kW iss en und Denken. 2. Auf- läge. Reinicke-Leipzig 1923) in subtilen Betrach, tunqen gezeigt wird. Wie verwickelt ist doch z. D. schon, was wir für gewöhnlich als einen ..Willens- vorgang" oder als einen „Entschluß" bezeichnen! — Die Unabhänaigkeit oder Abhängigkeit des See lischen vom Körperlichen hat weitreichende Konsc- quenzen in Weltanschauungsdingen. Die Gescbichte z. B. könnte sehr leicht allen S'nn verlieren wenn in ihrem Verlaufe, obwohl sie Trager der Entwick- lnnq ist, die Seele so sehr der Herrschaft der physi schen Kräfte unterworfen wäre, daß die Geschichte zuletzt als ein rein chemisch-vhysikalisches Geschehen angesehen werden müßte. Driesch lcbnt natürlich diese Ansicht glatt ab. Er steht aber b--ch sowabl der Geschichte als auch der Kultur, die 7>ch im Verlaufe der GrschichG als komvl'ziertes Gebilde aus- kristallisiert, abwägend U"d skeptisch gegenüber. Die Geschichte nämlich entbeb-f wirklicher Gesetzlichk'fi — zum mindesten bleibt sic verborgen — und, was Kultur aenannt wird, ist ost durchaus nicht „welt wesentlich". Auch hier führt Drieschs tiefgearün- bete Weltanschauuna wieder in tiefere Regionen des Denkens binein. Die» zeigt schon der Aufbau der Wirklichkeitslehre. der in der Behandlung der Gotteslraqen gipfeU "vd seich s--in"-> Abfluß findet. 0« ScktinFnllr Goetbe: Hermann und Dorothea, hcrausgeacben von Karl Heinemann; Josef Singer, Verlag, Leipzig. Der Leipziger Gelehrte und Goetheforscher Karl Heinemann hat im Verlag von Josef Singer eine entzückende Ausgabe des Sanges von Hermann und Dorothea herausoegebcn. Das Buch, das durch sein Außeres, nicht minder durch seinen Inhalt die trau- rigen Zeiten vergessen machen kann, entspricht ohne Zweifel einen» Bedürfnis. Soviel schöne und luxuriöse ^austausgaben es gibt, so selten sieht man eine wirklich geschmackvolle Wiedergabe des Epos von Hermann und Dorothea. Heinemann Hot dazu eine Ernleitung geschrieben, die in seinem bekannten, knap pen, auf jedes überflüssige Wort verzecytenden, wohl überlegten Stil auch sachlich Neues bringt. Wohl zum erstenmal wird hier eine Erklärung gegeben für den Zusammenhang des Gedichtes mit dem Leben Goethes, die durchaus überzeugen muß. Goethe sagt in einem Brief von September 1797 über Hermann und Dorothra: „. . . ich habe dahinein, so wie immer, Solllltvg, 6en SV. 8«ptemd«e d:n ganzen laufenden Ertrag meines Daseins ve» wendet." Dieser laufende Ertrag des Daseins abvz kann nichts anderes sein, nach Heinemanns Darlegung al das Glück, das Goethe in der Ehe mit Christiane sei» einigen Jahren gefunden hatte. Goethe, der schon viermal der drohenden Ehe fluHrarltg enrronnen, fand in der „wilden Ehe" mit der Vulpius nun ein tiefes Glück, und so wurde die Geschichte der ver triebenen Salzburgerin unter seinen Händen zu einen» Lobpreis innigen Familienlebens, alter Zucht und guter Sitte. 0r. k— Ostafrika im Weltkriege Noch nie ist über die deutschen Kolonien so viel geschrieben worden wie seit dem Kriege, der uns die Kolonien nahm. Zn immer neuen Werken wird die Erinnerung ar» das wachgehalten, was einst deutsche Pioniere im fernen Afrika geschaffen haben, und an das stumine Heldentum, das die kleine Schar um Lettow-Vorbcck, Weiße wie Schwarze, in aussichts losem Kampfe über vier Jahre hindurch ertrug. Und noch immer wird diese Literatur durch wertvolle Neu- crscheinungen bereichert. So erschien unlängst im Verlag von Reimar Hobbing in Berlin ein Buch, das, ebenso lebhaft wie anschaulich geschrieben, von der oft recht trockenen Kriegsliteratur erfreu- licherwerse abrückt und doch eine notwendige Er gänzung für die Geschichte des deutschen Kampfes um Ostafrika ist. In „Kumbuke" schildert ein Arzt (August Hauer) seine Erlebnisse, die er im Weltkrieg als Militärarzt im ostafrikanischen Busch gehabt hat. Das Buch, das mit prachtvollen, zum Teil farbigen Bildern künstlerisch ausgestattct ist, gewinnt dadurch an Bedeutung, daß sein Verfasser nicht nur als Krieger, sondern vor allem als Mensch in der Wild- nio gelebt und sie lieben gelernt hat. Ein Kriegsbuch besonderer Art ist das im Verlag Grünow L Co. in Leipzig erschienene „Ditani", das den bekannten Globetrotter Arthur Heye zum Verfasser hat. Heye ist auf seinen weiten Wander fahrten am Kilimandjaro vom Ausbruch des Welt krieges überrascht worden und hat als Kriegsfrei williger den Buschkrieg in Ostafrika mitgcmacht. Aber weniger die eigentlichen Kriegssrlebnisse fesseln, als die mit dem geübten Auge eines Vielgereisten und mit seltener Frische erzählten Abenteuer, sowie die von Liebe durchglühten Schilderungen von Land und Leuten. Auch dieses Buch läßt die Größe erkennen, die in dem Heldenkampf der die Kolonie verteidigen den Deutsch-Ostafrikaner und der ihnen treu ergebenen Eingeborenen liegt. Ohne Beschönigungen werden oft Mängel gegeißelt, wie sie nicht nur die Heimat, sondern auch die Etappe im ostafrikanischen Kriegsgebiet gezei. tigt hat. Mit Entsetzen liest man, wie die Kriegsfurie oftmals die alte Wildheit in dem Buschneger wieder aufleben ließ und in ihm die Bestie in Gestalt von Menschenfresserei entfesselte, oder wie die einsamen Posten im Urwald von tausenderlei Gefahren, die der Frontkämpfer in Europa nicht kannte — wilde Tiere, Wassermangel, Lebensmitlclriot, Malaria und sonstige Tropenkrankhciten, sowie die Wittcrungsunbilden — täglich umgeben waren. Der gleiche Verfasser, Arthur Heye, hat im Safari- Verlag, Berlin, noch zwei andere Bücher über Ost afrika geschrieben, die allerdings mit dem Weltkrieg in keinen» Zusammenhang stehen. Zn »Wanderer ohne Zie l" schildert Heye in der Form kurzer Er zählungen seine Wandererlebnisse, die er -um Teil als „Tramp" in Amerika, später aber bei der Durch querung Aegyptens und Dcutsch-Ostasrikas gehabt hat. Nicht in allen Teilen glücklich ist dagegen die zweibändige Geschichte von »Hatako, dein Kannibalen", die jedoch einen tiefen Einblick in das Seelenleben der wilden Buschneger und der menschcnfressenden Manjema im besonderen gewährt. — Erwähnt sei hierbei ein weiteres Buch, das un- längst im Safari-Verlag erschienen ist: „Tasana", von Leo Herbst. Der Verfasser zeigt an Hand einer kleinen netten Erzählung das für den Europäer mehr noch als für den Eingeborenen rätselhafte Wesen der farbiger» Frau, die in ihrer gehorsamen Unterwürfig keit oft weniger gilt als ein Stück Vieh und dabei doch den Herrn zu meistern vermag. kuisekdaek Max Grube, Zugenderinnerungen eines Glücks kindes. (Verlag Grethlein L Co., G. m.b. H., Leip zig.) In neuer Auflage sind unlängst Max Grubes Lchauspielermemoiren erschienen, in denen sich der Verfasser selbst als ein „Glückskind" bezeichnet. Mit viel Humor und ohne selbstische Prahlerei schildert Grube seine mehr oder minder denkwürdigen Erleb nisse, die er auf seiner erfolgreichen Bühnenlaufbahn gehabt und die ihn oftmals mit bekannten Persön- lichkeiten, aber auch mit merkwürdigen '.rnd eigen tümlichen Gestalten zusammenführte. Die Not- Wendigkeit, das Buch in neuer Auflage erscheinen zu lassen, zeigt, daß sich Grube eines großen Leserkreises erfreuen darf. kl. L. X. Wocheuspielpla» der Leipziger Theater. Die Ziffern bedeuien Aniang ».Schlug der Aufiühr. 7.M. Saxntaa Montag Dicnstan Mittwoch Honnersta« «>reitaq Sonnabend Sonntaä Nrues Ihealn Bet aufgehobenem Anrecht Di« Joiidrrflö!«. 7-10 173. A..D. ». F. Dt« toten Augen. 7-0 ,7r. A.-V. 4. k Der Troubadour. 7-S'» Bei nutgehob. Anr. Lohengrin. 7-10--« ,7«. « -D. « F. Tosco. 7-R', Tosco. ». D. zugl. V. s. d. Arbeiter-Bild.- Inst. 7-S1, Sei aufgehob. Anr. Salome. 7-1°. Bei aukgebobenem Anrecht D«r sliegend«Hollander. Mn Theater Anher Anrecht Jugendfreunde, r-.-io Hinkcmann. S. D. zugl. D. t.d. Arbetter-Dttd.- Ins». 7',-M-, Hermannsschlacht, o A. zngl. D. f. d. Gew Bund d Angest 7-/,-IU-, Kaufm.vonDenedig. ö. D. zugl. V «. d. Ber.Dcutiche Lühne 7^-10>, tzlnkemann. ö. B. zugl. B. t. d Arbeiter-Bild.- Snsl 7-,-»»-. Hermannsschlacht, ö. v. ,ugl. V. t. d. Hüh Sch.f.Frouenlrr. 7>,-10-4 Auher Anrecht Alt-Heidelberg. 7<iz-l° Auher Anrecht Hinkemonn. 71»-l°-, opkkktlm- Theater 5. Katia, die Tänzerin, s—6 Dorstl dLrtsurb.Gabelsb. .4. Müd«. 7' ,-l°>. Mob. Pompadour. Borst, t. d. Gewerk, Der«in Htr,ch-Dunck. 7>i, uv«. MSdi. 7-,-1°'< Katja, die Tünzrrin. Bari« für den Verein cüadcisdrg.L -Ltadt. 7^-wu, Mädl. ?>i,-1G. Katia, die Tünzertn. Borst, sllr den Letpz.Wirtsch.-Verb. 7«,—lw„ MSd«. 7-k-KP. >. Katia, di« Tünzertn.»—6 Dorsi.«. d.preuh.Etsenb.-D. Müdl. 71,-1°'^ Schau- lrsirlhaut Dors», für ssortdildung«. schul« L -Ost S> . «l» ich noch imJlUgelkleib«. 4. Dio Kreier. 7', Dl« Kreter. 71» Al« ich noch im FlUgslklcidr. 7'^ Schneider WIbbel. 7'^ Al« ich noch im Flllgelkletde. 7-, Die ssreier. 7l, 0. DnnaelebteLeben Pbantost. Kriminal, sali in 7 Szenen von Eugen Ortner. 7r, Da» ungelebt« Leben. 71» kirlne» Theater ckaUiptel Der». Operetten»). Dorins unbarer Jufall. L Eifersucht. Eisersucht. 7'w Eifersucht. 7 , Eifersucht. 7'., Eifersucht. 7'!, Eifersucht. 71» Eifersucht. 71» Vattevd.- Theater Ich dleid Dir tr«i. Ich bleib Dt» tr«u. Sch dleib Dir treu. Ich bleib Dir treu. Ich bleib Dir treu. Ich bleib Dir treu. Sch blrlb Dir Ire«. Sch bleib Dir treu. V. M ü.--dtattsviel P.-» llrauiiithrung. k PercinSvoNlellung. M'. - Halbe - ar tauffüoruna. ü. B. - Sffenttiche Vorttclluna A.-B. — LnrechtS-DorfteLuna. -reu'einstudiert. v-z »reis«. L?. LrmSbtgtc Preise. LL?. — StnheitS-Preil«.
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