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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.09.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192309309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230930
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230930
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-09
- Tag 1923-09-30
-
Monat
1923-09
-
Jahr
1923
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ZkychkSufe in -er Markthalle Wie immer -in Sonnabende» konzentrierte sich da» Inceresse der Hausfrauen stärker al» an den übrigen Wochentagen mit ihrer heute zumeist fleischlosen Kost auf den F l e i s ch e i n k a u f. Da die Preise de» irischen Gefrierfleische» keine allzugroßen Unterschiede dem Vortage gegenüber answiescn, gaben die Käufe- r innen ihrer Kauflust in den meisten Fällen nach. Li« erstanden Rindfleisch mit Knochen zu Preisen zwischen 30 und 38 Mill. Mark das Pfund, Fleisch ohne Knochen zu etwa 40 Millionen, Kalbfleisch schwankte zwischen 34 und 42 Mill. Mark. Hammel fleisch gar zwischen 28 und 32 Mill. Schnitzel waren süd 60 Mill., gewiegtes Rindfleisch für 30 Mill, und gewiegtes Schweinefleisch für 64 Mill. Mark zu haben. Wurst war en bewahrten eine etwas einheit lichere Tendenz. Immerhin schwanken Knock» und Mettwurst zwischen 13 und 17 Millionen da« Viertel pfund, wahrend sich Blut- und Leberwurst in Preis differenzen von 10—15. Mill. Mark gefielen. Die Gefrierflcischprcisc waren nur um e-n Geringes höher als am Vortage. Die Nachfrage war weniger groß als am Fi ischfleischmarkt. Ruch Gemüse wurde verhältnismäßig wenig ge il agt, obwogl ein großes Angebot vorhanden wat. Rotkobl iam auf etwa 3 Millionen, Bohnen disferier- len zwischen 6—7 Mill., Rüben zwischen lF—2 Mill. Mart das Pfund. Tomaten standen auf 3 Mill., Zwiebeln aus 2 Mill, je Pfund, mährend Blumenkohl das Stück -wischen 6 und 12 Millionen der Kovf schwankte und Salat an einem Stand vost 2 Mill. Mark pro Kops fesrbielt. Der Obstmarlt machte einen starkbeschickten Eindruck. Die Nachfrage nach Pflaumen (2>r Mill.), Birnen und Aeofeln etwa 4 Mill. Mack das Pfund war indes nicht allzu groß. Auch Fische wurden nicht übermäßig stark ge kauft, obwohl sie nur unwesentlich teurer waren als am Vort'ge. Für Karlo sf e I n war sehr wenig Interesse vor handen, was nicht Wunder zu nehmen braucht, da das Pfund setzt bereits l„5 Mill. Mark kostet. Eier stell teil sich ans 7 Millionen das Strick. Fette wurden trotz der hohen Preise start be gehrt- Margarine zu 21 Mill, war bald aus- verkauft. Preise von 30—34 Mill, dos Pfund waren leine Hemmnisse für die Kauflustigen. Amerikanisches Schmalz stellte sich ans 39—40 Mill., Talg ans etwa 36 Mill, das Pl^id, während Schweine fett sich Preissteigerungen bis 72 Mill. Mark ge fallen lassen mutzte. Butter war nur in geringen M'naen vertreten, fand zu 75 Mill. Mark das Pfund auch nur wenig Abnehmer. Li» Markeirbrot IS Millionen Die Reichsgetrcidestelle Hot die Mehlpreise aber mals gewaltig herausgesrtzt. Da außerdem die Löhne des Bäckercipersonals bedeutend erhöht werden mußten, auch die Ausgaben für die Betriebsmittel wieder erheblich gestiegen sind, war eine Brotpreis, erhöhnnq nicht zn umgehen. Beim Verkauf von Mehl und Backwaren an Verbraucher dürfen von Dienstag, 2. Oktober, an. beginnend mit Marke 84, erste Halste, folgende Preise nicht überschritten werden: Schwarzbrot: 5 000 000 für 1 Pfund , 14 000 000 , . 1400 x - 19 000 000 „ . 1900 „ Weizenmehl (85proz) — Roggenwehl (85proz.) zum Einheitspreise von 3 380 000 für 350 x Die Mehlueneilungsstellc gibt ab Montag, den 1. Oktober, ab: 50 sie Roggcnmehl (85proz. avsgemahlen) 50 k«r Weizenmehl (85proz. ausgemahle») zum Einheitspreise von 358 000 000 Preisüberschicitungen werden mit Gefängnis bi« zu, einem Jahre und mit Geldstrafe bis zu 10 Mil lionen Mark oder mit einer dieser Strafen sowie außerdem mit Schließung der Geschäfte bestraft. * «n Liter Milch S 600 000 Mk. Der Bollmilchprri, im Stadtbezirk Leipzig wird vom 30. September 1923 an se Liter auf 5 000 000 4k ab Laden oder frei Hau» bi» auf wettere» festgesetzt. Di« Mager- und Buttermilchpretse betragen die Hälfte de« Bsümtlchpreisr«. Gar, Strom und Wasser Roch den erneuten Kohlenpreissteigerungen und Lohnerhöhungen stellen sich di« Preis« für Gas, Strom und Wasser für die etwa in der Zeit vom 1. bis 7. Oktober 1023 zur Ablesung gelangenden Verbrauch« der ersten Hälft« der früheren Gruppe der Abnehmer, nämlich diejenigen der Gangnummern i mit den Endziffern 1—3, 26—28, 51—53 und 76—78 i lRechnung IV 2'1923) wie folgt: Für Sa« 12 000 00« fr cdm, Für Licht- uub Kraftstro« (tttaheKsprri«) . . . . 24 000 000 je Ic Vb, Für Dafier 6 000 000 .K fr cdm. Die Messermieten werden auf das lOOOsachs er höht. — Aufmarsch der Parteien zur Ztadtverordnetenrvahl Die erste Vorschlagsliste. Wie bereits mitgeteilt, findet am 18. November die Stadtverordnetenwahl statt. Die einzelnen Par- teien haben in den letzten Wochen mit den Vor- arbeiten begonnen. Bei der Wahl bewirbt sich eine Partei mehr um Sitze im Kollegium: die Deutsch« sozialistische Partei. Sie imt folgende Kandidaten nnfgestellt: 1. Dr. nied. Rudolf Runge, praktischer Arzt, 2. Frau Rinne Bellmann, Schneidersehefrau, Vor- standsmitglied des Buudes der Kinderreiche», 3. Ernst Götze, Postsekrctär, 4. Ernst Keilholz, Tech niker, 3. Kurl Baumann, Handlungsgrhilse, 6. Paul Wunderlich, Iustizassistent, 7. Rudolf Gläsche, Fahr- ituWührer, Vorsitzender des Nationalnerbandes deutscher Derufsverbände, 8. Rudolf Flursch-üd, kaufmännischer Angestellter. von der Eisenbahn Der Fahrplan für die Winterzeit wird am 1. Oktober eingeführt. Er lehnt sich im all gemeinen an den bisherigen Fahrplan an und weist in der Hauptsache nur solche Aenderungen auf, die durch die Verschiebungen im Berufs- und Schüler- verkehr erforderlich sind. Der neue Fahrplan kann aber mit Rücksicht auf die gegennrärirgeu Verhält nisse und die Unsicherheit in der Kohlenveriorgung nicht in vollem Umfang cingcführt werden. Es müssen vielmehr gleichzeitig Zügeinschrän- kungen norgenommen werden. De: amtliche Taschensahrplon, der aus einem Grundpreis von 0,60 basiert, wird in den nächsten Tagen herauskommeu nnd für 21 Millionen Mark verkauft werden. — Gl-enfalls wird vom l. Oktober ab bei den Fahrgeld- erstattnngsanträgen, zu deren Regelung die größeren Bahnhöfe zuständig sind, der bisherige Mindest abzug für Perwaltungskosten nnd der Mindest er st a t t u n g s b c t ra g von je .37 500 auf je ^Million Mark erhöht. Beträge unter 2 Million»: Mark werden daher nicht mehr znriickgezahlt. Bei Anträgen, zu deren Erledigung nur die Betriebs direktionen in Leipzig, Chemnitz, Dresden und Zwickau ermächtigt sind, werden die Mindestsätze auf das Dopnelte festgesetzt. Diese Dienststellen haben somit Erstattungsanträge bis 4 Millionen Mark ob- zulehneu. — Um kinderreichen Familien den Schul besuch für Geschwister zu erleichtern, werden ab 1. Oktober an dos zrveitc und jedes weitere schul pflichtige Kind derselben Familie Schüler- Monatskarten zum halben Fahrpreis ausgegeben. Aus Schülermonatskarten znm Besuch der Lehrstätten ssür Lehrlinge) findet dos Verfahren keine Anwendung. Zür unsere hungernden Kinder Au, der deutsch-böhmischen Sommlung de» Prager Tagblatte» »iir dis hungernden Kin der Deutschland« find neuerdings überwiesen worden: Dr. Emil Frankfurter, Berlin, für dir Kinder entlassener Berliner Straßenbahnschaffner 2000 Tschechokronen. Oberrealschul« Frankfurt am Main, Eschersheim 500 - Tscheche» krön en. Mertonschule, Frankfurt am Main 500 Tscheche, krönen. Jüdische» Arbeitsfürfargeomt, Berlin 1000 Tschechokronen. Verband der deutschen Buchdrucker, Berlin i000 Tschechokronen. Jugendheim Klein-Graupa b. Pirna 300 Tscheche»- krönen. Oberbürgermeister Dr. Funk, Elberfeld, zur Der- teilung an das Städtische Waisenhaus und Säug lingsheim 5000 Tschechokronen. Katholische Daiscnanstalt, Glotz in Schlesien 1000 Tschechokronen. Zentralwohlfahrtsstelle für die deutschen Juden 3000 Tschechokronen. Ehar-tasverband für das kathol. Deutschland 3000 Tschochokrouen Zentralausschuß für innere Mission, Berlin 3000 Deutsche Vereinigung für Säuglingsschutz, Ber- liu 3000 Tschechokronen. Außerdem wurden dem Mitglied unserer Redak tionen, Herrn Ernst John, weitere 3000 Tscheche»- krönen zur Verfügung gestellt, für di« Kleider und Schuhe zur Abstellung unmittelbarster Hot beschafft werden sollen. Das Bethlehem st ist zu Bad Lausick quittiert die ihnen überwiesene Summe: „Wir dan ken Ihnen herzlichst für Ihre Hilfe, durch welche die so nötige Erholungszeit unserer Leipziger Kinder nicht verkürzt zu werden brauche. Sie hätten nur den Jubel hören müssen bri der Mitteilung, daß die Kinder länger hier bleiben dürfen!" Auch dem Friedrich-Krause-Stift in Plauen ist für längere Zeit geholfen: »Unser Stift kann nnu wieder v^U Hoffnung und Zuversicht in die Zukunft blicken. Die reiche Spende hat uns von schwerer Sorge befreit. Wir können nun das Stift wieder iür den Winter mit ausreichender Nahrung und Feuerung versorgen und besonders unsre Waisen kinder nnd Kriegerwaise» mit allem Nötigen ver sehen." * Laut der letzte» drei (25.-27.) Spend,navswrise Hot dir Sammlung «in« Kühe vo« 2S8 510„37 Tsche» chÄkronen erreicht. Dazu kommen 601 363 000 Mark. * Zür hungernde Volksgenossen Das Preußische Staotsn.inisterium erläßt einen Ausruf zur Hilfe für hungernde Volks- genösset!. Darin heißt es n. a.: Die Bevöl kerung Preußens in Stadl und Land wird ausge- rnfen, eine freiwillige Dolksfpeisungsabqabc auf sich zu nehmen. Gebt schnell und gebt reichlich! Nur wer dem Hungernden sein Brot bricht, hat auch da« Recht, im warmen Zimmer am gedeckten Tisch sich zu sättigen. Die Leitung der Bolksspeisungs- aktion liegt in den Händen des preußischen Land- wirtschastsministers als Staatekommissar für Bolks- einährung. Geldspenden können sofort an die staatlichen Kassen (Regierungshauptkassen und Kreis- lassen) auf dos Konto „V o l ks sv e i s u n g" ein- gezahlt werden. Dir Gemeinden sind ersucht wor- drn, bei ibren Kassen ein gleiches Konto einzu- richten. Ferner nimmt die Preußische Staatsbank in Berlin (Konto „Volksspeisung") Spenden ent gegen. Soruttsg, 6en SV. September Die Allgemeine Ortskrankenkasse für die Stadt Leipzig veröffentlicht in der heutigen Nummer eine Bekanntmachung, wonach der für die Berechnung der Beitrüge und Leistungen maßgebende Multiplikator mit Wirkung vom 1. Oktober 192.3 ab auf 18 festgesetzt worden ist. Für freiwillige Mit- glieder gilt zur Berechnung der Beiträge der Multi plikator der Docke, in der die Zahlung erfolgt. Es liegt im Interesse der freiwilligen Mitglieder die Beitragszahlung möglichst in der ersten Woche jc.s Monats zu bewirken. Au» ven Lichtspielhäusern Aftorla. .Godom und Gomorrha". Ter an dieser Stelle bereits etngedend gewürdigte Monumental- film der Sascha. Wien, tand in der ersien Spielwoche un gewöhnlichen Bcisaü und bleibt daher noch eine weitere Woche aut dem Spielplau. Ter wesentliche Wert des »Blmes besieh: in der glänzenden Bearbeitung des Ma nuskriptes und -er vorbildlichen Inszenierung. Einzelne Szenen des Filmes sind wahre Mcisterwette der Film regie. E-inc Besichtigung des Werkes sei mit Nachdruck empfohlen. Universum. „I l o » a" ijt der Titel eines GezellschairS- silmeS. der in dieser Woche hier gezeigt wird. Tie Handlung behandelt die Geschichte eines armen jungen Mädchens, das zur groben Lame aussteigt. Dte Fabel ist an und >ür sich nicht neu, aber die Regie sorgt ,ür Ad - Wechslung und verzichtet aus irgendwelche klischeehaften Sfsekte. Besonders interessant wird der Film durch die Darstellung Lva de Putti marschiert an der Spitze des ausgezeichneten Ensembles. Wir batten schon öfters Gc legenheit. diese Lchuspielerin im Film zu setzen. S-a beweist auch hier, Satz sie nicht nur Star und hübsches Persönchen sondern eine Darstellerin ist, die über nnge Wölftiliek schauspielerische Fädigkeiten versugi. Hier bat sie. mehr noch als in dem letztdin gezeigten Mack-Film .Die Fledermaus", Gctegcnvcft. ibr Können in reichem Matze zu zeigen. Colosseum. Z»txi GeicllschaslLiilme vcherrichc» den neuen Spiclplan. „D > c vlauc Laterne" betitelt sich ein Hrnnv Porieii-Film der, obwohl älterer Produk tion entstammend, uneingeschränktes Interesse verdient Bon HandlungSsührung und Inszenierung abgesehen' werd das Werk auch durch das Spiel der Hauptdarstellerin wertvoll. Sic ist zn bekannt, als Latz cs notwendig wäre, über sie und ihre Fähigkeiten besondere Worte zur Empscblung zu sagen. Der zweite Film des Spictvlanec entstammt der Gloria-Produktion. .Die Nacht ohne Morgen" erweist sich alS ein ungemein wittnngsnoller kriminalistischer Spieksiun. zu Lessen Vorzügen die pspcbo logische Glaubhaftigkeit der Handlung zu zählen ist. Die Handlung ist nach einem Romau des bekannten Kriminal swrtftstellers Paul Rojenoavn bearbeitet und weift in jeder Poase Spannung an>. Darstellung und Technik besriedigen restlos. Kasino Lichtspiele. „M 11 2 tanIcv im dunkleq Ajrika." Auch im dritten Teil des amerikanische» Epftodenstlmes baden wir Gelegenheit, sestzuslellen. daj der amcrikanisa e Spielleiter mit einfachsten Mitteln brillante Bttdessekte zu erzielen wcltz. La ? Werk verdient nicht nur als UutervaltungSfiim gewertet zu werden. ES besitzt auch Hoven Lehrwcrt. har aber nichts mit trockenen Filmen belehrenden Eharakters zu tun. Im Gegenteil! Tie Spannung Iaht keinen Augenblick nach, und der Beschauer steht bis zum letzten Bilde ini Banne der geschickt komponierten Bilderwlge. Die Schicksale -Lianlevs und seiner Getreuen stehen aucv im Mittelpunkt de« dritten Teiles Les Filmes Erstaunt v. wie die Gc- iabren und Abenteuer der Erpcdiiiousteuucvu'.cr hier ge schildert sind. Noch mehr erstaunlich, mit welchem Wage mut jiw der Operateur in die Nähe der wilden Tiere wogte und vier unter LevcnSgesabr seine Ausnanmen macht-, Weihe Wand. Die Avcnieucr eines Viel- gesuchten." Der Hinweis daraus, dah Harro Piet die Hauptrolle dieses Filmes 'vielt, dürste genügen, ein starkes Publikum auzulockcu. Piek ist dem deutschen Pu blikum. und natürlich auch den Lcivzigcr Kinofreunden, bestens bekannt. Er ist einer der wenigen Teniattons- darsieilcr, die ihren Ausgaben immer neue Seiten uvzu- gewinneu wissen und dabei aus die Gcschmacsloflglcit ver zichten. die beispielsweise Filme der merilaniscyen Pro duktion auswcifen. Vor allem muß man Hervorheven, das; Piel in seinen Filme »nicht Wahl- und ziellos Sen sativnen über Sensationen häuft, sondern darauf b-dcht ist, Logik walten zu lassen. Das ist zweifellos ein Vor zug der besonders beachtet zu werden verdient, Im übri gen gewinnt dieser Film durch die Mitwirkung Viels. Er löst seine Ausgabe nicht nur inbezna <nst die Sensationen, sondern auch in schauspielerischer Hinsicht recht aut. MiMlMMML kilicci mm»! Vie Sprache der verliebten Die Liebe spielt im Leben des Menschen eine io große Rolle, daß sie notiirlick) auch in der Sprache ihren reichen Ausdruck gesunden Hot. Besonders die Umgangssprache stak sich einen beziehungs reichen Jargon auf diesem Gebiete geschaffen. Der bekaimte Sorackhistoriker Professor Oskar Weise behandelt in seinem neuesten Buch „Die deutsche Sprache als Spiegel deutscher Kultur" auch Ver lobung und Hochzeit, wie er überhaupt mit Hilf« der Sprache manch tiefen Blick in unser geschicht liches und alltägliches Leben kut. Wenn sich jemand „verplempert", da» beißt eigentlich die Plempe, den Degen zieht, also sich auf gttiihi-Iicke Händel einläßt, wenn er sich in ein Mäd- ch"n „»erschieß'" oder „verguckt", so „spinnt sich etwas an". Es entsteht dann ein „Techtelmechtel", ein- lautmalende Lprachbildnng, die wokl auf das italienische „Te<<» mc-co", dos heißt „ick mit dir, du mit mir" zurückgcht und ein geheimes Einverftänd- nie bedeutet. Der Verliebte macht Fensterpromena- den oder „fensterlt" gar, indem er durchs Fenster ins Zimmer der Auscrkorrnen steigt. Ist er daun der Lache sicher, so „wirbt" er, das heißt eigentlich: er drehr sich um sie, es dreht sich bei ihm alles um sie. und auch da kann es ihm noch passieren, daß er „einen Korb bekommt". Im Mittelalter, wo freund liche Frauen die Liebhaber manchmal in Körben zu fick h e r a u s,z o g e n, war cs ein ebenso derber wie beliebter Spaß, dem in Ungnade gefallenen Freier einen Korb mit so schwachem Boden herab- zulosscn, daß er beim Hinaufziehen durchfallen mußt«. Dieser Koro wurde dann später Symbol für eine Ablehnung und wurde dem Liebhaber ins Haus geschickt. Heute ist er nur noch in der Redensart crbaltrn, und auch die Bezeichnung, daß man bri einer Werbung „durch fällt", geht noch auf diesen Spaß mittelalterlicher Damen zurück. Macht der Verehrer bei den Eltern seinen Antrag, so darf cr .Brautschau" halten; in Westfalen braucht man dafür den Ausdruck „aus den Sterkrhandel gehens woöci Sterke eine jung: Kuh ist. Das kommt daher, daß junge Leute srühcr, wenn sie sich auf einem Bauernhof die Zukünftige aussuchen wollren, al» Vorwand angaden, sie wollten eine Kuh kaufen. Da« äußer« Zeichen der H:»rat war, daß di« Frau, di« das Haar bis dahin offen getragen hatte, es nunmehr unter einer Haube verbarg; sie wor also tatsächlich „unter die Haube gekom' men". Nun beginnen dr« „Flitterwochen", die nach dem mittelhochdeutschen „viltern", das heißt Küstern, kichern G genannt werden. Der Mann muß sich davor hüten, daß er nicht „unter den Pan toffel kommt", wobei der Pantoffel als Sinnbild für den Fuß steht. Deshalb trat bei der nltgcrmani- schen Vermählung der Bräutigam der Braut auf den Fuß, nm damit auch rechtlich anzudeuten, daß er nunmekr die Vormundschaft, die bisher der Vater über dar» Mädchen ausübte, angetreten habe. Zeigt er nickt von Anfang an, daß er der Herr im Hause ist, dann muß er sich endlose „Gardinen predigten" gefallen lassen, dir die Frau hinter dem früher üblichen Bettvorhang hielt. Ja, es kann verkommen, daß selbst die Nachbarn dem »Schwäch ling, der sich von seiner Frau alles gefallen läßt, „aufs Dach steigen", das heißt, etnen Teil des Dachcs abdecken, so daß es ihm auf den Kopf regnet. Vie Ratze Von pslor k-«N In der Konditorei hatte ihr der Kellner einen Brief gegeben. „Von dem Herrn, der sonst immer mit Ihnen hier war." Statt der erwarteten Entschuldigung, verhindert zn sein, war es sein Abschied gewesen. „Ich höre, du bist verlobt. Ich bin der letzte, deinem Glück im Wege sein zu wollen." Idioten dies« Männer! Wußte er nicht, empfand er nicht, daß nur er ihr Glück gewesen «ar? Daß die Verlobung lediglich eine «ache war, die iein mußte. Weil man sich doch mal verheiraten mußte! lind die mit ihrer beider Verhältnis und mit ihrem Glücke nicht da» mindest« zu tun hatte? Mußte er da« nicht empfinden? Wo» nun? dachte sie, al» sie im Wagen saß. Niemals mehr diese feimUchrn Spaziergänge, diese Gespräche mit lustigen Lästeret«» in der kleinen Konditorei. Niemals mehr dies« Aus- flüge „zur Freundin" in den Vorort, dies Wach- werden zu zweien hinter dicht geschlossenen Noulkaux. Niemals mehr seine zärtliche Flüsterstimme, seine weichen Hand«, seine warmen Lippen! Nie, nie mehr! Nur weil, man heiraten mußte. Rur weil dieser glatt« Kaffer gekommen war , mit dem öligen vchrttrl und seine« banalen Praunen Augen. Nur weil er nicht mit der Verlobung hatte warten können, weil cr sie überall ausposauntc. Gestern hatte er noch Schönberg mit Mahler verwechselt! Sie fand nicht gleich, was sie ihm sonst nach hätte narwcrfcn können. Aber fest stand: er rrar an all"m schuld. An allem! Al« ste bei ihrer Mutter eintrat, rvor er da. Natürlich! Wann wäre er nicht dagewesen! Nein, diese Ueberraschung! Sie hatte sich gerade so einsam gefühlt! — Der Tee wurde oebracht. Da» Zimmer wurde warm von silberner Plauderei. Al» ihre kleine Kotze hereinkam und von ihm spielend gehänselt wurde. Er nahm das Tier vor sichtig in beide Hände, warf es in die Luft und fing cs auf. Die Katze schrie. „Laß doch dos Tier," sagte sie. Er hörte nicht auf und wiederholte das Spiel. „Laß es!" schrie sie. Aber die Katze war schon wieder in der Luft. Die Teetasse krachte ihm vor die Stirn, ihre Hände saßen an seiner Kehle. Hysterisch schluchzend hing sie verkrampft an seinem Halse. Idiotisch lächelnd sieht er auf die Bewußtlose hinunter. Die Mutter steht kopfschüttelnd da. „Wegen der Katze!" sagt sie und denkt: Höchste Zeit, daß sie heiratet! Eröffnung d«« „Neuen Theaters" in Dresden. Unsere Dresdner Schriftleitung drahtet: Mit Ma; Mohrs Schauspiel „Das gelbe Zelt" eröffnete im Hause der Kaufmannschaft das Neue Theater, das auf genossenschaftlicher Grundlage steht und sich in der Hauptsache au» ehemaligen Mitglie dern de« Neustädter Schauspielhaus«, zusammensetzt, unter den glücklichsten Auspizien sein« Pforten mit einer Aufführung vor Presse und geladenem Publi kum. „Da, gelb« Zelt" ist dir konsequente Fort führung der „Improvisationen im Juni". Die be- rühmt« Tänzerin Lenia, überdrüssig ihre» leeren Ruhmes, flüchtet in die Dunkelheit eine» Wander zirkus, in dem ei» Artist Igor lebt, dessen Glaub« noch Berge versetzen kann. Und dos Weib wird zwischen zwei Männer gestellt, Repräsentanten unserer Gegenwart, einerseits einer edelkommunisti- schen Lebrnsanschanung, anderseits eine» bedingungs losen Herrenmenschentum». Der Fürst Gilpin reist ihr noch, will sie von der Schwäch» ihre» passiven Mit leids überzeugen und muß dennoch vor der Kraft Ve reinen Glaubens diese» Zirkusakrobaten Igor di« Waffen strecke». Freilich bricht Rai; Mahr kurz vor I der positiven Lösuin; des Problems ab und endigt I mir einer leeren Geste und einer verheißungsvollen I Phrase. Die schauspielerischen Leistungen des En sembles waren so erfreulich, daß man den noch un vollkommenen technischen Apparat, insbesondere was die Beleuchtung angelst, gern übersah. Hält das Neue Theater, was es mit dieser ersten Aufführung ver sprochen hat, dann dürfte sein Wirken für das dicht nebenan liegende staatliche Schauspielhaus eine sehr ernsthafte Konkurrenz bedeuten. 2. Uebcrnahme der Wiener Stacststheatcr in stä- dtische Regie? Wie Wiener Blätter berichten, schweben zwischen der Stadtgemeinde Wien und der Etaatsthcaterverwaltung Verhandlungen, die darauf hinzielen, daß die Gemeinde die Stoatsoper und das Burgtheater in städtische Regie übernimmt. Nachricht von der deutschen Sonnrnfivsternis- EMedition. Beim astrophysikalischen Observa torium in Potsdam, dessen Leiter Prof. Luden- dorff zusammen wir seinem Hauptobservator Dr. Kohlschütter und dem Leiter der Hamburg-Berge dorfer Sternwarte, Prof. Schorr, die deutsche S o u u c »c fi n st e r n i s - Lx p e d i ti o c nach Mexiko geführt hat, ist jetzt die erste Nachricht eingetroffe». Danach wurde die Finsternis bei vollkommen klarem Himmel beobachtet. Dieser Erfolg ist um so erfreulicher, als im vorigen Jahre die deutsch-holländische Sonnenfinsternis- Expedition nach der Weihnachtsinsel im letzten Augenblick wegen der Ungunst des Wetters nicht zu den wichtigsten Beobachtungen kam. Die Rückkehr Pros. Ludendorffs wird für den nächsten Monat er wartet; die Bearbeitung der Ergebnisse, die nicht nur für die Nachprüfung der Relativitäts theorie von größter Bedeutung sein dürften, wird dann noch Monate in Anspruch nehmen. Eine Hardmg Marke. Präsident Coolidge bat der Staatsdruckerei in Washington die Ermäch tigung erteilt, zum Gedächtnis des verstorbenen Präsidenten varding den Druck einer mit dessen Bild geschmückten Briefmarke im Wert von 2 Cents vor zubereiten. Eine solche unmittelbar nach dem Ab leben eines Staatsmannes erfolgende Ehrung steht in der philatelistischcn Geschichte der Bereinigten Staaten fast ohne Beispiel do. Die klassische Figur für die 2-Cents-Markr ist George Washing ton, genau so wie Benjamin Franklin, der Vater de« amerikanischen Postwesens, und der erst« Generalpostmeister, die traditionelle Figur der 1-Cent-Marke ist.
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