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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.09.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192309299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230929
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230929
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Text schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-09
- Tag 1923-09-29
-
Monat
1923-09
-
Jahr
1923
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8onu»deL^, 6en 29. September «eile S Vie Landesindexzahlen In letzter Zeit ist wiederholt Protest gegen Be rechnung und Ergebnis der Londcsindexzahleii er hoben und Abhilfe gegen die angeblichen Unstimmig keiten verlangt worden. Die nachstehenden Mit teilungen über das Zustandekommen der Teuerungs- und Indexstatistik dürsten daher von allgemeinem Interesse sein. Nachdem die Berechnung der bisher vom sächsischen Arbeitsministerium veröffentlichten Teuernngszahlen schon Ende Juli eingestellt worden ist. wird nur noch das Ergebnis der im Deutschen Reiche nach einheitlichen Grundsäken geregelten Teuerungs- und Indexsratistik veröffentlicht, bei der die Ermittelung der den Indexziffern zugrunde liegenden Preise der Lebensmittel und sonstigen Güter durch Organe der Gemeinden, dagegen durch eine Staatsbehörde, nämlich durch das S t a t i st i s ch e Landes amt, lediglich die B e r e ch n u n g d e r Indexziffern auf Grund diese-- von den be teiligten Gemeinden übermittelten Unterlagen er folgt. Damit in Sachsen dni Forderungen der großen Wirtschaftsverbände der Arbeitnehmer und Arbeitgeber entsprechend die allwöchentlich auf Grund der von den Gemeinden ermittelten Preist zu be rechnende Inderziffer schon jeden Dienstag statt erst ain Mittwoch, wie im übrigen Reiche, bekanntgegeb.'n werden kann, testen die Gemeinden dem Statistischen Landesaint die Teucrungszahlen, d. h. die Summe der Preise eines einheitlich für das Reichsgebiet fest- ..eichten Kreises van Gütern, teilweise durch Fer«. svrecher bis Dienstag mittag mit. Das Statistische Landesamt berechnet dann auf Grund dieser Mit teilungen die Indexzahlen, die bereits vor 'l Uhr des gleichen Tages der Presse zur Berosientlichuug zu gestellt werden müssen. Aus Anordnung des Wirt, fchoftsministerii'm» hört das Statistische Landesanst vor Festsetzung dieser Ziffern in jedem Falle eine aus Vertretern der Arbeitgeber und Arbeitnebm-r bestehende Kommission. Diese hat bishe«- ist mei ste Bedeuten gegen die Tätigkeit des Statistischen Landcsamtes, die eben nur in rein rechnerischen Operationen besteht, geäußert. Der Hanpt-wecI ist ja auch, -inen weitere» Au s b an derInd e x- st a t i st i k vorzubereiten, und hierfür hat sie bere >s wertvolle Anregungen gegeben, den» daß die im Deutsche» Reiche einheitlich eingesührst Methode d-r Tcucrnngs- und Inderstat'stik verbesserungsstst ig ist, wird wohl in weitesten Kreisen der Wirtschaft und des praktischen Lebens anerkannt. Rach den Verhandlungen am Freitag im Reichs- f'nonzministerinm mit den Spitzcnorganiiatione» der Reichsarbeiter beträgt die Lohn in eßzahl für die laufende Woche 37 709. Dst näheren Eia-.echtsten find ans dem Reichsbesoldungsolatt ersichtlich. NarLdesckMsis Dem Porgehe» des Reiches und der Staats regierung folgend, hat der Rat für die städtischen Angestellten und Lehrer an de» städtische» höheren Schulen sowie stör die Ruheständler und Hintcr- bliebenen die w eitere Erhöhung des A n s - g I e i ch s z u > ch > a g s zum Grundgehalt, Oetszu- sthlag und zu den Kinderbeihilfe» von 199 900 Prozent auf 099 990 Prozent, des örtlichen Sonder- Zuschlags von 12 000 Prozent auf 42 009 Prozent und die Ehesrauenbeihilse von 100 Millionen auf 37 > Millionen Mark monatlich für das vierte Viertel des September beschlossen. Es entsteht hierdurch bis zum Ende des Rechnungsinhrcs nach Abzug des an- l iligen Beitrags des -Reiches für die Stadtgcmeinde ein Mehraufwand von öl 198 920 000 000 Mark. Ebenso wurden die zur Erhöhung der Löhne der städtischen Arbeiter ab in. Sevkembcr crforderlichen Mittel bewilligt hierdurch wird für dos Rechnungsjahr 1923 ein M e h r a n f w a n d von ^7 721.5 Milliarden Mark entstehen. Ferner wurde der Bewilligung von 20 Milliarden Mark zur Ausführung von D a ch d c ck e r a r b c i- > e .1 am Schillerrealgymnasium und an der 47. Volks schule sowie ferner der Bewilligung eines Te- rechnungsgeldes von etwa lm Milliarden Mart zur vvllstäiidigcik Instandsetzung der Dachrinne an der 07. Volksschule zugestimmt. Beschlossen wurde endlich die Erhöhung de r S ch l a ch t h o f s g c b ü h r e n. D'is AsWgmphssrsnös Krau Die Zeiten sind vorüber, in denen cs für die Fron nur de» Berns der Gattin und Mutter gab. mue greift die Frau bereits zum Handwerk. In Amerika gibt cs Frauen, die als Schmiede und Zimmerleute, als Schlosser und Mechaniker, als Matrosen und Hafenarbeiter sich recht und schlecht durchschlagen. Die meisten Frauen streuen heute nach mittleren verüben gehen als Telephonistinnen in die Verlehrsansta'.ten als Schreibkräfte ins Bureau, als Sekretärinnen in Kanzleien und als S erie gpist'.nnen ins Kontor. Die wirtschaftlichen Bet.iebe, Fabriken und Geschäfts. Häuser, Staats- und Gemeindeämter, Banken und Vcrsicherungsgesellschoste»-, sic alle verlangen immer dringender na-st Stenographen. Die großen T-'ges- zeitnngen enthalten in jeder Rümmer An zeigen, in denen „perfekte Stenotypistinnen" ge sucht werden. Die stenographierende Frau ist eine notwendige, nicht mehr zu entbehrende Hilf" für die Wirrschaft für die Verwaltung geworden. Zur Arbeit einer Stenotypistin ist die Frau geeignet, bester als zu vielen anderen Berufen, besser auch als der Mann. Die Begabung der Frau neigt aus gesprochen -nm Rachschnffcn, zum Reproduktiven. Die lebendige und lebcnipcndende Kraft der Fran wurzelt im Fühlen, nicht im Denken, im Gemüt, nicht im Verstand. Darum wird die Frau auch als Redc- zeichnerin da versagen müssen, wo die Schnellschrist aufängt. ststöpserifche Leistung zu sein. Es gibt ja wohl Kammerstcnographinncn, dach nur in den iungen östlichen SGaten. »ich! a»«"r j» der Knlturmelt Mistst- und Westen'-opas, wo an den Stenographen iw Parlament Anforderungen gestellt werden, die nur die hochgesreigertc Schaffenskraft des Mannes bewältigen kann. Aber in der mittleren Region des Sienooraphi'chev, wo es nm die Aufnahme eines Diktat--- und senke Ueberlragung auf die Maschine acht, im Geviet zwischen 150 und 200 Silben, ist die Fran zu Honst. Hier harscht sie als unbeschränkte Gebieterin, unbehelligt non männlicher Konkurrenz. Denn der Mann ist entweder nngcrstig und unsteno- aranhisch, dann kommt er nie oder nur mit unsäg licher Mühe so weit. Oder er ist geistig, ist steno graphisch beanlagt, dann wird er sehr bald darüber hinauswachsen. Auch findet der geistig regsame Mann an dem unselbständigen Wiedergeben fremder Gedanken kein Gen'iqcn. Ihm wird selbst das Ab schreiben der eigenen Gedanken.zur Oual. Man frage nur die Kam.nerstcnographen, wie lästig ihnen das Diktiere» der aufgenommcncn Reden fällt, frage die Schriftsteller, welche Folter cs für sie ist, wenn sic ihre Entwürfe in Reinschrift bringen müssen. Der männliche Sinn drängt danach, einmal angesponncnc Gcdankenreiyen weiterzuführen, und wenn sie zu Ende gebracht sind, neue avzuspinnen, nicht aber dos einmal Gedachte und in der Schrift Festgelegte »och einmal «christlich zu vervielfältigen. Dazu trit. noch eine physisch geringere Eignung des Mannes für die Bedienung der Schreibmaschine. Die bewegliskiere Hand der Arau wird der Maschine immer besser genügen als die gröbere, härtere des Mannes. Auch ist die Fran ge mäß ihrer mehr gefühlsmäßigen Einstellung dem Mechanismus des technischen Instruments weniger abhold als der Mann, der, selbständiger, eigen williger, rüasichtsloscr in seiner geistigen Art, die Bindung an den Mechanismus störender empfindet. Die Schnellschrift ist als Frauenarbeit persönlich für die Fran, wirtschaftlich für die großen Betriebe und sozial für den Staat ein großer Segen. Aber dieser dreifache Segen wird znm dreifachen Fluch gewandelt, wenn das Wesentliche fehlt: die innerliche Nötigung, die individuelle Eignung und die erforderliche Aus bildung. 'lud hier hebt eine Gefahr ihr Haupt, die gar nicht ernst genüg betrachtet werden kann. Kein Zweifel, der Beruf lockt. Eine Zeitung hat unlängst sogar das Worc von dec Sehnsucht nach dem Kontor ..prägt. Aber cs isi vielfach nun die äußere Siel- nng, die das junge Mödch-m anzicht, und nicht di- irbeit s-lbst, die damit verbunden ist. Häufig bat 7ie angehende Stenotypistin — was sich so Ltcno- -^pistin zu nenne» liebt — nur eine ganz un- .enügende Vo«-stcUung von de» Erfordernisse» ihres L-crufts. Woher sollte sie diese auch gewinnen? Ge schicht doch Tag um Tag das möglichste, um iu iyi de» Glauben an die Stenographie als bequemste Vcrsorgungsgelegcnhcit zu rvee:cn. Hier ward viel gesündigt und wird immer wieder viel gesündigt, wird gesündigt unbewußt durch die Zei tungen mit ih-en Dutzenden von Anze'.z-n, Ve in jedem jungen Mönchen die Meinnug heivorruleu. du- Firma R oder Z warte nur ans sic, um ihre» Betrieb in Gang zu bringen, wird gekündigt von den Steno- graphicschnlen, di: zu Werbezwecke» sich gegenseitig überbieten in der unsinnigen Anpreisung der Leich- tialeit ihres Systems, wird gesündigt von den Ellern, die ihre Töchter viel zu früh ost und ohne die aller notwendigste körperliche rmd geistige Ausrüstung aus Erwerb schick.v. Das siensgi'äphrsche pfuschertum muß auegcroiirt werden. Stenographie darf keine trügerische Lockung für die Frau sein, kein hohles Scheinbild, hinGr dem das Verderben lauert, Sccnographie darf auch nicht der Deckmantel sei», unter dem sich Unfähigkeit in vermeintlich bequeme Stellungen einschleirht, kein bunter Flicken, den klägliches NichGkönnen nur sich hüllt, hinter dem sich lässige Faulheit oder gar, w'" cs auch vanommt, falsche Eitelkeit verbirgt. Steuoaraphic ist auch kein Tand und kein kindliches Vergnügen, Stenographie wird immer eine ernste Tätigkeit sein und l'st'bcu müssen. Die kaum die Feder führen können, mögen die Hand davon lassen und lieber Kochlöffel und Putzeimer anpacken. Die aber berufen sind zur Schnellschrift, dürfen nicht mit falschen Erwartungen und nnbegri'indctc» Hoffnungen ins Leben treten. Sonst wartet schwerste Enttäuschung ihrer. Sie müssen sich des We'tes und der Bedeutung der Stenographie bewußt sein-, sie müssen darüber unter richtet werde», daß die Ausübung der Stenographie nichts Leichte- »»d Einfaches ist, sondern daß dieser Beruf sehr wesentliche Anford"ru»qeii stellt, und daß sie erst diesen Anforderungen genügen müssen, bevor sie um einen Posten sich bewerben können. Lieber ci» Jahr länger lernen, als ein ganzes Leben lang unglücklich sein. Die Mühe macht sich bezahlt, die bessere Ausbildung lohnt- materiell und ideell. An genehmere Stellung, bessere Bewertung, höhere Be zahlung sind die Folge. Vor allem aber erwächst aus solcher Grundlage ein seelisches Behagen, c ne innere Zufriedenheit. Die stenoargphische Bcschästi- aung wird dann nicht als qualvoller Zwaug zur Arbeit empfunden, sondern als lebenerhebende Tätig keit, als ein Berus, der Körper und Geist frisch und gesund erhält. Sic bedeutet keine Fron, sondern ein? Betätigung, die Freude weckt, Freude an der eigenen Kraft, Veranügcn an. der persönlichen Leistung und das frohe Bewußtsein, zu ci»"m bescheidenen Teile w.rtznschaffen am wirkenden Webstnhl der Zeit, ein l"bcndigcs Glied des g-oßen wirtschaftlichen Orga nismus des eigenen Volkes und der ganzen Mensch heit zu sei». Zn solcher Höhe der- Betrachtung, zn solcher innerlich beglückenden Tätigkeit,, zu solch innigstem Verbilndeniein mir ihrem Beruf kann aber nur die Fran gelangen, die die notwendigen Mitte! in einem Grade beherrscht, daß ihr die ernste Arbeit zu einem leichten Spiel wird, die durch nimmermüde Anspannung ihre Kräfte so geschürt, ihre Hände so beweglich, ihre Arlsfnssungskraft derart geschmeidig gemacht hat, daß sic der Ucber-zcugung sein kann, jeder an sie hcrnntrerendcn Ausgabe spielend gerecht zu werde». Einer solchen braucht auch nm den Erfolg nichr bange zu sein. kft Ast. Ein Telephongespräch 4 000 000 Mark Im Te le g r a m m v e r lc h r sind die wich tigsten Gebühren vom 1. Oktober 19'23 an Tausend M. ftir Fcrntelegrainnie: Grundgebühr . 6r)00 und außerdem für jedes Wort . 3600 „ Lrtötelegran'me: Grundgebühr . . 3 00«) und außerdem für jedes Wort . . 1500 „ Zustellung bei ungenügender Rn- lchrift 9 000 „ Porauöbezahlungd.EilbestellunglXi'j 12000 „ Stundung der Telegraphengebühren 2 v. H. des Rechnungsbetrags, außerdem sür jedes Telegramm . 15»X) „ abgekürzte Tclegrammanschrifren jährlich '.>00 000 „ regelmäßige besondere Zustellung jährlich '.»00 Olk) Vereinbarungen über abgekürzte Telegramm anschriften sowie solche über regelmäßige besondere Zustellung der Telegramme können bis zum30 Sep tember 1923 zum 1 Oktober 1923 gekündigt werden. Fernsprechgebühren pvm 1. Oktober an. Die Gebühr für ein Ortsgespräch von einer Leilnehmerstelle oder einer öffentlichen Svrcchstette aus beträgt >000 Tausend Mark. Mindestens werden sur einen Hauptanschluß monatlich ungerechnet in Ortsnetzen mit nicht niebr als 50 Haupt anschlüssen 20 Ortsgespräche in Ortsnetzen mit mehr als c>0 bis einjchl. 1000 Hauptanschlüssen 30 Ortsgespräche in Ortsnetzen mit mehr als lOost bis einschl. 10000 Hauptanschlüssen 10 Ortsgespräche iu Ortsnetzen mit mehr als 10000 Haupt anschlüssen .50 Ortsgespräche. Für ein Ferngespräch von nicht mehr als drei Minuten Dauer werden erhoben Tausend M. bei einer Entfernung bis zu 5 km einschl. 4000 „ „ „ v. mehr als'«bis 15 km „ 8000 ,, „ ,, „ 15 .. 25 „ „ 12000 „ 25,, 50 „ „ 24000 „ „ „ „ „ „50„100„ „ -16000 darüber für jede angefangene 100km mehr 12000 Für dringende Gespräche das Dreifache, „ Blitzgespräche das Hundertfache der Gesprächsgebühr für ein gewöhn ¬ liches Ferngespräch. Portagsanmeldung 4j0oo RuSkunftsgcbühr 400s» StrcichungSgebühr für Gespräche . . .4000 XI'-. V- oder-.'-Gespräche für 1 Person je 16060 sür jede weitere Person 8 000 Unfallmeldegebühr 21000 Lehrerseminar zu Lcipziq-Lonnewitz. Mst.c Scp tember fand die die-jährige, von Oberftudicndireklor Schütze o.-leireke Wahlfähiqkcitsprüknng ihren Ab schlntz. Ihr unterzogen sich 4!» junge Hilfslehrer. Die meisten von ihnen waren ehcmaliqc Kriegsteilnehmer, die die etwas vereinfachte „außerordentliche" Prü fung abzulegen hatten. In den Wissenschaften cr- biellen fi-bcn Bewerber l>>, viernndzwanzig 2a, drei zehn. 2 und fünf 2»>-, in der Lehrfcrtiqkeit einer 1l>, zwölf 2a, sechsundzwanzig 2 und zehn 2>>. Als Per- uclcr dcr Regierung wohnte zum ersten Male Be zirke sch n! rar W ebner- Leipzig der mündlichen unü zrokuschen Prüfungen be'. * Keine Höchstgrenze mehr. Bei dcr Versicherung von Ansbewahrungsgkpäcl bestand bisher eine Höchst- grenze van 100 Millionen. Nach einer Persügnnq der Reichsbahndireknon Berlin ist diese Beschränkung aufgehoben, so daß das Gepäck zu jedem Be trage versichert werden kann. Das Goldzollaufgeto b.n.ügl sür die Zeit vom 29. cSpteinber bis 2. Oktober einschl. 3 189 999 900 v. H. (eine Goldzollmark gleich 31900 090 Papier mark.) Der Umrechnungssatz für die Abgabe d»r landwirtschaflliche», forstwirtschaftlichen und gärt nerischen Betriebe (Landab gäbe) beträgt für die Zcir vom 29. Sevtember bis znm 2. Oktober ein schließlich 31000 600 für je eine Goldmark. persönliches von Rudolf v. Gottschall Liu läßlich seines 100. Geburtstages Bon «LiLier Tic felyenven Ickten siannncn von einem X'eipziqcr, der GoUsrdaie ans p:r'enlw,.u Um gang kannte. Rudolf v. Gottschalls Kindheit und mehr noch seiile Iünglingsjahre fielen in unruhvolle Zeiten-, wer des Dichters Buch „Aus meiner Jugend" liest, wird erfahren, wie der Student und junge Mann selbst hinreichend dazu beitrug, daß sein Leben ruhelos klar. Eine Heimatsstättc, die ihn dauernd in die gleichen Verhältnisse bannte, war ihm nicht bcschiedcn. Wir finden ihn als fünfjähri- acn Knaben in Koblenz, als zehnjährigen in Mainz; in Ro.stenvurg besteht der Achtzehnjährige die Abi- turicutenprüfnng; dann lebt er in Königsberg und zieht 1843 wieder nach Breslau, seiner Vaterstadt, c us der er nach wenigen Monaten wegen seiner poli tischen Betätigung ausgcwicscn wird. In dem glei chen Jahre noch weilt er in Leipzig, wo ihn das gleiche Schicksal, ansgewicscn zu werden, ereilt. Nach den Märztagen 1848, wo er kurze Zeit in Berlin zubringt, setzt sich das wechsclvollc Spiel seines un steten Lebens fort; bald ist er in Hamburg, bald 0c dem schlesischen Dorfe Wiersbel, dazwischen in Flo- renz und Paris, dort von dcr in Wahnsinn verfallen den Ludmilla Affing, hier von Heinrich Heine aus genommen: hin und hergcworfcn, wie wenige Lite raten seiner Zeit! Erst nachdem er sich im Jahre 1852 mit der Frciin v. Scherr-Thoß in Olbersdorf in Schlesien vermählt hatte, brachen ruhigere Tage für ihn an, die er ganz dcr Dichtkunst und Literatur widmete. Seine Gedichte und Dramen, seine Romane und No vellen erstrebten den klaqftchen Glanz, dcr uns Schiller, seinem Liebling und Vorbild, uns entgegen strahlt. Vielleicht wird die Stunve wtederkommen, da seine leidenschaftlichen Dramen „Mazcppa" „Katharina Howard", „Amy Robsart", oder so frische Lustspiele wie „Pitt und Fox", oder .Der Spion von Rheinsberg" sich noch recht lebendig erweisen Noch leben viele, die sich seiner Tätigkeit in Leipzig, das seit dem Jahre 1803 seine eigenl- liche Heimat war, erinnern, wo er Porsitzender des 2 ch i l l c r u e r e i n s und Theaterkritiker des „Leipziger Tageblattes" war. Gottschall war von großer Liebenswürdigkeit im .gesellschaft lichen und persönlichen Verkehr. Als wir ihn nach einer Schillcrsestfeicr im Neuen Theater, bei der der Achtzigjährige als Verfasse-, de- Prologs mit lautem Beifall gerufen worden wae, und zu der er seine 12 Orden angelegt hatte, in die bcrcitstchende Droschke halfen, Res er in köstlicher Selbstironic: „Da steigt er ein, dcr rühme;', krönte Lichter!" Anders sprach er in seinem Buche „Aus meiner Jugend" über das Bcrüymtsern: „Ich hatte eine unbezwingliche Sehnsucht, berühmt zu werden; erst viel später sollte ich einschcn, daß dcr Rnbm sich nicht so leicht-erringen läßt, daß er ost dcr Arbeit eines ganzen Lebens spottet, daß es wohl Glückskinder gibt, deren Ruhm über Nacht au>- schießt, wie ein Pilz nach dem Regen, daß aber solch ein Ruhm auch plötzlich wie ein Bovist wieder zer platzt und zerstiebt." Osr haben wir ihn in seinem Helm ui der Ialoo- straßc besucht oder leisteten ihm Gesellschaft im nuhe.r Rostntate bei Bonorand, wo er Sommer wie Winter bei schönem und schlechtem Wetter seinen Nachmittags kaffee trank, nachdem er durch den Toc> »einer Frau und den Wegzug seiner Kinder einsam geworden war, und immer ging von ihm geistvolle Anregung ans den Zuhörer aus. Mit etwas weitgehender Vollmacht in seinem Hause war sein For ansgeskattct, der jeden Besucher mit dem zornigsten Gebell und mir entsetzlichen Sprüngen anfnhr. Er war's, der ftinen Herrn und Gebieter oft des Ocsfncns dcr Briese überhol», da er in wenigen Augenblicken die Sendung imker Zu hilfenahme von Zahnen und Pfoten in kleine Teile zerlegte, und der einmal den Dante, eine Pracht ausgabe, völlig zerzaust vor ihm nicderlrgtc. Ge laffen sagte Gottschall zu dcr bestürzten Dienerin: „Er ist noch klüger, als ich dachte, jetzt liest er sogar den Dan»e!" Einmal hatte dcr Dichter den Mei ninger Hosschanspieler Weise znm Abendcffcn ge beten, das in besonders solenner Form dargcboten werden sollte. Man wartete und wartete, der Gast erschien nicht. Ain folgenden Morgen traf ein Bries cin, worin Weise sich wegen seine« Nichtkommcns cntsthuldigtc mit dem Hinweis darauf, daß er beim Betreten des Hauses am Abend vorher von einem bissigen Köter vor der Treppe so heftig attackiert worden sei, daß an weiteres Vorwäriskornmcn nicht , zu denken gewesen sei. Seine Frau, mit dcr er in glücklicher Ehe über l 40 Jahre verbunden war, schenkte ihm drei Söhne und eine Tochter. Von den Söhnen leben noch zwei als Juristen in Arnsbcrg und Görlitz; seine Tochter, an einen italienischen Arzt verheiratet, besuchte !m vorigen Jahre die Stadt ihrer Kindheit und zeigte ihrem Sohn«' Rudolf, der mit seinen schwarzen Haaren an die Ingendgestalt Gottschalls erinnere, erfreut alle Stätten, au denen sein Großvater geweilt hafte, und war besonders darüber beglückt, das; ihr für den Besuch dcs Reuen Theaters und für die Aus führung von „Egmont" die Natsloge zur Verfügung gestellt wurde. Auch zwei Töchter und zwei Enke linnen der einzigen Schwester Gottschalls, einer Pfarrsran in Königsb-'rg, leben in Leipzig und hauen den Lebensabend des Dichters srcnndUch gestaltet. Gper und Ronzsrt Mozart ist schon ein wenig außer Form geraten. Das ist schao? um „Za i de" mit ihrer kühnen und zärtlich glühenden Rin fit. Zwischen Bühne und Orchester und innrrhalu dieses selbst, waren unter Hellmuth W vlses ' musilalischcr Direktion Schwan kungen und Verschiebungen zu bemerken, abgesehen davon, daß der Fluß dcr Tempi gegen die Eestaus- führung beträchtlich nachgab. Von ernem aus gesprochenen Dirigiertalent habe ich weder bei Herrn Wolfe« noch bei dem Dirigenten dcs „Schau- spicldirektors' Josts Zohscl Ueberzcugung gewannen. Wenn man die nervös koketten Be- w.gungcn bei letzterem Übersicht, so bleibt immerhin eine Stegrcisleistung, die für die Zukunft etwas ver spricht. Der „Zaide" möchte man — in anderer Aufmachung und würdigerer Umgebung — Bestand auf unserer Bühne wünschen. Die Partitur birgt allergrößten Mozart, der hier allerdings erst klang- liches Erlebnis werden könnte, wenn man di: Zaide aus der absoluten Unzulänglichkeit der Rosa Lind befreite. Jäger ironisiert sich mit seinem Schinicrcnpakhos hoffentlich nur selbst, aber der Ulk geht zu weit. In einer „K ö n i g s k i n d c r" - Aufführung sang unlängst Bockrlmaun mit seiner warmen nno modnlationsiähigcn Stimme und dcr unpathetischen, irgcndwi: seelisch ansprccyenden Art feines Vortrags den Spiclmann. Soweit ich die Gänscmagd de» Fräulein Gras anhören konnte, schien mir alles darauf zu deuten, daß sich hier ein sehr bcmerkens- k wertes Talent entfaltet. Das gilt nicht nur vom rein I Stimmlichen, sondern von der ganzen Disposition für die Bühne. I» den Konzerten i agi aus auffallend schwachen Anfängen dieses Jahres ein einziges Er eignis von beglückender tröste hervor. Dieses stchr aber wieder eigentlich außer Zust mmenhang mit den» Mechanismus des organisierten Kauze.tbctricbs: Die Thomaner sangen am Tag vor der Fahrt in die Schweiz ihr Rciseprograinm. Es umfaßt mit Werken alter Leipziger Thvuwsrantoren und anderer deut scher Meister ans drei großen Jahrhunderten der Mnsii. ein geschlossenes künstlerisches Weltbild. Eal- visius, Schein, Roscnmüller, Dnlichius und wie sie sämtlich heißen: das sind Namen anstelle über persönlicher Begriffe. Was sich hier zusammen hängend enthüllt, isr das große Stück Barock der deutschen Musik vom fernen, ersten Anklingen bis zur üppigen VoUentwicilnug in Buchs Motetten. Straube gibt so etwas mit der ganzen Kraft ilnniciver Stilenafsung, geistiger Spannung und in rensivcm mnülalischen Darstcllnngsvcrmögen. An glücklich ausgckehrte Zeiten romantischer Kan- torenknnst erinnerte ein »ammcrmn'iknbend, den Walter Fincte zum Gedächtnis von Gustav Schreck veranstaltete. Was man da an absonder lichen Komvosiiioncn zu hören bekam, war nicht ge eignet, den Nachrubm des kreislichen Ehorpädagogcn zu mehren. Die Qualität dcr Veranstaltungen von Marvine Maa sei und Walter Docll verbietet eine ernst hafte kritische Auseinandersetzung. Dcr Dilettan tismus dcs Klavierspielers Maasel hat bei öffent licher Herausstellung schon etwas Herausforderndes. Und dcr Geiger Doell macht ans allem was er bringt, ganz gleich, ob von Mozart oder Tartini, Rcu- schöpsiingcn im Viertcltonsystein. Die Tatsache allein, daß er Regers selten gehörtes Opus 91 spielt, genügt nicht, um die mangelnden Qualitäten des Lvstls wcttzumachen. Ein Liederabend von Else Verena mit Julin» Weisman» als Begleiter seiner eigenen Lieder (teils Manuskriptsachen) vermochte nicht stärker zu fesseln. Weisman» ist zu keiner formal klaren Zn- sammcnsaffnng der gärenden, verworrenen Ele mente seiner Tonsprachc gekommen. Seine Arbeiten haben Charakter—, aber keinen Stil. Ihm als Be- glriter zuzuhörrn, ist jedoch kein »mgewöhnli^er Ge-
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