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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.09.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192309272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230927
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230927
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-09
- Tag 1923-09-27
-
Monat
1923-09
-
Jahr
1923
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Mr die hungernden tttnder Lus de, Vammluna für di« hunger»-«! Kintwr Deutschland», die unsere Prager Miteigentümer, der Verla« Leiur. Mercy Hohn i« Einvernehmen mit uns veranstaltet, sind neuerdings a. dem Ma- alftrat der Stadt Land»Hut tn Schlesien 1000 Tschechekrone« und der Breslauer Zen« tral« für Jugendfürsorge ebenfalls 1000 Tschechokronen überwiesen morden. Mchsie» Sonntag findet in Prag zugunsten der hungernd« Kinder Deutschland» ein große» Kinder, fest statt, da, der Deutsche MSnnrrgesangverein Prag «esanstaltet. und dessen Erträgnisse restlo» der Kinderhilfe zufließen sollen. Aos d«, jüngst eingelaufenen Dankschreidcn seien rin paar Zeilen abaedruckt, die erkenne« lasse«, mit welch warm« Aren« man das deutsch-böhmische Hikssmerk begrüßt. Pros. Dr. Th. Lessing» Äannover schreibt: ,Ss ist ein große» Eck, Hel sen zu können. Ich glaube Ahnen »«sagen zu dürfen, daß Sie keine gewissenhaftere und nützlichere Psr- wrnbung für die gesandte Summe finde« können. Mit Ihrer freundlichen Genehmigung möchte ich nicht gern da« Gold sa »erstückeln, daß nie!« Kinder sozu- sagen sede» ein Stückchen Zucker danon erhalten: dazu gibt es zuviel Not, sondern er sollen einige brsonder» bedürftig« nach Springe in» Erholungsheim geschickt oder mit Hemden und Strümpfen bekleidet werden.* — Frau Ad»l« Schreiber-Kriger, Berlin, berichtet: »Ich darf wohl Ihr Einverständnis damit norauasetzea, daß her kleinere Teil d«s Geldes d'rekt durch Vereinigungen, di« insbesondere der Not der Arbeiterkinder dienen, zur Verwendung gelangt, und daß der größere Teil im Rahmen unsere' überpartei lichen und überkonfessionellen Arbeit de» Roten Äreu'.rs, dessen Abteilung „Mutter und Kind* ich »ite, den hilfsbedürftigen Kindern aller Schichten und Kreise nutzbar gemacht wird. Seitens der be- trilioten Stellen und Einzelpersonen werden Ihnen möglichst bald ausführlich« Berichte, Einzelquittungen und Dankbrief« zugehen. Li« werden darin fich->rlich manche» erschütternde Dokument unseres deutschen Elends finden. Saat doch oft solch «in kleiner Kinderbrlef mehr al» oll« statistischen und wissen, schädlichen Darstellungen zu sagen vermögen. Die Zuschrift «ine» kleinen zwölfjährigen Mädchen», das den Tag. wo sie zwei neue Hemden geschenkt erhielt, al« den glücklichsten Tag seines Lebens bezeichnet, ist nrir z. V. unvergeßlich." — Der Stadtrat von Falken st ein dankt: „Bei den bereits viele Jahr« andauernden- bis auf das Jahr 1913 zurückgretfenden mißlichen Srwerdsverhältnissen weiter Schichten un- lerer Bevölkerung. die infolge der Eigenart der hie- stgen Industrien gegenwörtig Folkenstrin In An. iehung der Erwerbslosen- und Kurzarbritorzahlen prozentual an die Spitze der deutschen Städte geführt haben . . ., bedeutet di« uns von Ihrer Seite zuteil gewordene hochansehnliche Zuwendung ein« außer, ordentlich willkommene Hilfe, mit der wir hoffen dürfen, unser Kinderheim und unser« Fürsorge für di« Kinder unterer Aermsten auch über die Winter zeit aufrechterhalten zu können. Es wäre für un sere so arg notleidende Kinderwelt ein schwerer Schlag gewesen, wenn wir unftre Fürsorgeeinrich» Lungen hätten einstellen müssen. Das-, wir dieser Sorge nunmehr enthoben sind wird nicht nur van uns, sondern auch von der großen Zahl der beteilig- Len Kinder und Eltern und von der gesamten Ein. wohnerschast freudigst begrüßt,* Die von uns ins Leben gerufene Verteilung dänischer Büchsenmilch hat ihren Abschluß gefunden, nachdem 7055 Büchsen Milch im Werte von 40 080 000000 Mar! an Familien ausaeteilt war- den sind, deren Kinder gemäß der Entscheidung der Armenpfleqer und Waisenröte besonder» bedürftig wäre«. Der 34. Spendevausweis erhöbt di« Endsumme d«r Sammlung auf 271 204,37 Tschrchokrone". Dazu kommen noch 10 590185 Mark. * Die Niederschlagung von Kosleubeiträgen. Die höchste Grenze, bis zu der Kosienbeiträoe nieder- geschlagen werden können, ist vom Justizministerium durch eine neue Verordnung auf dl« Hälft« de» Portobetrages eines einfachen Inlandsfernbriefe» festgesetzt worden. Oie Miete am Oktober Ao» Ärchttstzk «Oss XrKmwr Leipzi- Dis sortschvoitsad« Verteuerung aus ^I«n Aftt- schostchstbieten «acht auch «in« Neuriaelung d«r Woynungsmitl« notwendig, di«, wie mir bereit« mehrfach ankündigt«, vom 1. Oktober gh in Krqft tr«un soll. Di« Zuschlag« zu-: Grundwier« br- tragen alsdann für Betriebskosten da« tz99 tzttifecha der Grundw, für lkd«. Instonds .Ärb. do» 400t!k-ssacka der Gr'jndm. für groß« Ivstands.-Arb. da» 80 OOO'ocha der Grundw. für Ainfendisnst da« fffach, der Grund»,. zusammen I 379 ststgfach« d«r Grundm. hierzu die Srundvli«^< s«lbst "l 'rraibUln« 1380 000 f a ch e G r ü n d. miete auf das Jahr -«rechnet, für da» vierte Vierteljahr 10?S demnach 3<j-000 Grundmteten, für di« monatlich« Aah. lung. soweit solche vereinbart, >18000 Grundmieten. An Hand der nachstehenden Tabelle zur Berechnung brr gesetzlichen Miet« ist jeder Mieter in der Laz«, sich die Höh« seine» Mietzinse- av-zurechen ' »rem-, «iora KL° Seouues l.- 0.30 283350^- 97750.- j.70 '-86-00 — idsooo— 3.— SG«» 8797-0.- 293260.-- 4 — 8.40 1 i iSOOO.- 391000.- 3.— 4.25 1466250.— 168750.- 10.- 8.-0 2W500.- 977500.- 20.- 17.00 3835000.— 1955000.- 30.-, 2L.L0 8797500.- 2932800- 10.- 84 — N 78'1000.- 3910000.- M.— 42.50 14863500.- 4887500.— tiO.— 51.- 17595000.— -865000 — 70.- 59-0 20527500.— 6842500.--- 80.- 68.— 23460 iE— 7820000.- 00.— 76,50 '26302500.- 8797500.- 100.— 85.- 29325000.— 9775000.- 200.— 170.- 586500M.- 19550000- 500.— 35-.— 87975000.— 2932800t)— 400.- 340 — 117300000.- 8SM000— 500.— 425.- 1466Z5000,- 4887,000— 'M.- 510.— 175950000.— 5S650000— 700 — 595.- 205275000.— 6S425000.- 800 — «V.- 284600000.— 78200000— 300.- 765.— 2639250 0.- 87975000— 1000.— 850.- 283250000.— 97750000- Betrus die Zriedonsmlete 4S7 »et, so ergibt sich folgender Beispiel: Vierteljahr!. Miete 400 — 117300000.—. »et SO „ -» 23460000.— „ b „ 1466250 — „ 2 „ W» 565500- ,, Z«s. 487 » 14S8i27SO— Die Kreishauptmannschast Leipzig Hot nunmehr di« gesetzliche Miete in dieser Höhe festgesetzt. Sie ist damit wesentlich übsr die vom Rat d«r Stadt Leipzig bekanntgegebenen Sätze hinm^geganaen. Sin De- weis, daß jede» Rechenezempel m sich zusammen, stürzt, dem die wettere Entwertung der Mark den Boden entzogen hat. Die Zuschläge für Betriebskosten und laufende Instandsetzungsarbeiten sollen sich, nach dem Reichs- miete!.gesell und nach der sächsischen Ausführung». Verordnung hierzu, den jewelligen Lohn, und Preis. Verhältnissen anvassen. Dabei sollen di« Kosten für laufende Instandsetzungsarbeiten nur im bescheidenen Maße, den Zeitverhältnissen angepaßten Ansprüchen gerecht werden. Zn den Betrirbrkoston find auf» Jahr gerechnet 32000 Grundmütt-n für BerwalLungsrättateü des Vermieter« oder dessen Viauftragtsn, einschließlich der sächlich:« Kosten enthalt»«. Ueber dis vsrww'dung dies,» Betrages braucht der P«rmi«r«r keine Rech, nung zu legen, Tinen Vorteil für d«n vsrmwrsr bringt di« neu« Mieteerhöhung nicht. Busser der genannten «er. aütung für Verwalt uug»töttgkei«, worin sämtlich« mit der Verwaltung «ntstithenden Au»!ag«n abg«' gölte« sind, stehen dem Hauswirt nur insaesumt drei Sruudmieten ol* Kapital» «r. zins ung zu. Davon hat er «och di« Verzinsung d«r erma auf dem Grundstück ruhend-n Hypothek«« zu decken. Zur objektiven Betrachtung der Ding« verdient diese Tatsache «rwöhnt zu werden. Dn Miet« ist ein« Bringeschuld untz muss dem Vermieter oder dessen Beauftragt«« Porto- und sposenfrsi, spätesten» am dritten Werktage nach Fällig, kett zugesrellt werden. vb vierteljährliche oder monatlich« Baraus zahlung in Frage kommt, »ntsch«id«t der abgeschlossene Mietvertrag oder die hierfür im beiderseitigen LI»- ««rständnlo gatrokfan« Abmachung. Der Permirtr.r ist nicht verpflichtet, di« fälligen Mietbeträae den einzelnen Mietern schriftlich witzu» teilen. Menn die» in nieten Fälle« doch geschieht, so i kann der Mieter krin Recht daraus herl«i»en und die r.,;hluna verzögern, snbald eine Mitteilung nicht er. > folgt ist. Die amtlich« Bekanntmachung, noch d«r jeder Mieter in der Lage ist, seine vktobermiete zu berechnen, kennzeichnet den genauen Umfang seiner zu bewirkenden Leistung. Wo vierteljährliche Mietzahlung vereinbart ist, kotzten nur im Einoerständni» mit dem Vermieter Teilzahlungen geleistet «erde». Boi der schwierigen wirtschaftlichen Lays vieler Miet«, ist ein Entgegen kommen des Vermieters Bedürftigen gegenüber wohl zu «"warten; es darf aber nicht »erkannt werden, daß der Vermieter ohne nersügbor« Mittel nicht in der Lage ist, das Grundstück ordnungsgemäß zu be- wirtschaften, Für di« Festsetzung der Zuschläge kann die Be hörde nur Durchschnittsbeispiel« non Wohnhäusern ihrer Dorechnung zugrunde legen, wobei normaler Betrieb«, und Instandsetzungsoufwand zu erwarten ist. Alle Sonderfälle passen nicht in da» Schema und müssen dementsprechend behandelt, vordem Grundstück« mit berufsmäßig tätigen Hau», meistern, Fahrstuhlführern oder Heizern brauchen höher« Aufwendungen und bedingen dadurch Sonder, leistungan der Mieter. Tuch dis Brennstoffs für Häuser mit Zimtralheizuna müssen neben -er Miet« gesondert aufgebracht werden. Ein Kapitel für sich bildet die Fahrstuhl» frage. Selbst ohne Fahrstuhlführer stellen sich di- Betriebskosten und di« Unterhaltung so hoch, daß wohl der größte Teil der Fahrstühle stillgelegt war- den ist. Wo trotzdem noch solch« i« Tätigkeit find, empfiehlt es sich, den Fahrstuhlbetrieb als Sonder, leistuna abzutrennen und aus die Beteilig, fen umzulegen. Glasverficherungrprömien, deren Höh« beträchtlich ist. sind gleichfalls Londerleistungen und von öen Mietern gesondert aufzubringen, bei denen sie ent. stehen. Di« dritte sächsische Ausführungsverordnung zum Rrichsmietengesetz gibt dem Vermieter die Mittel an di« Hand, Nachzahlungen für Betriebskosten zu for- der«, wenn der verfügbare Betrag um mehr al» zwei Grundmieten überschritten wird. Er kann ausserdem Nachzahlungen bis in gleicher Höbe d«r Zuschläge für laufend« Instandsetznngsarbetten verlangen, wenn die vorgenommcnen Arbeiten im Einverständnis der Mieter erfolgt sind. Verweigern die Mieter di« Zu- stimmung zur Ausführung und Deckung einer not- wendigen Arbeit, welch« die vorhandenen Mittel überschreitet, so kann die Schied »stelle für Haushaltung angerufen werden, die dann end. gültig entscheidet. Da Vatrt«t>»loston»us-läiM und solch» für laufend« Znstandsetzung«arb«ttm abrochnungspflichttg find, so ist jeder Mieter in seinen Rechten gesichert. Bei all«: Bescheidenheit, di« un» di« schwirr wirtschaftliche Loge auferlegr, darf doch nicht o«rgess«n ward«, daß «a vornehmste Pflicht aller Beteiligten ist, dt« Wohn stätten in -«funbem baulichem Zustand zu erhalten, da »in Au»w«a au» der Wohnungsnot unter d-n gegenwärtigen Verhältnissen gar nicht ahzusetzen ist. * Oie amtliche Bekanntmachung Der Rar gibt amrtich bekannt: Di« Zuschläge zur Grundmiere find auf Sevnd der Entscheidung der Kreishauptmannsckaft al" Beschwerdeinstanz mit Wirkung vom 1. Ok- todsr ISSSan wie folgt neu festgesetzt worden: 3 Grundmieteil für Zinsendi«nst laut ver- orbnung de» Justizministerium, vom 12. September 1933, 800 so? Grun-miole« für Betriebokosteu, für den «erwalluttgsaufwanb de» Vervlie rer» 22 000 (Srundmtewn tVO. de» Justiz Ministerium» vom 10. September 19L3). die in den Betrisb»kost«n mit enthalten find, 400 000 Grundmwten für lausende Instandsetzung»- arbeiten, 80 000 Vrundmieten für große Instandsetzung^ arbeiten. Es sind demnach vom 1. Oktober 1S2K an auf» Iaor gerechnet, 1380 000, vierteljährlich also 348000 Gruvdmteten zu zahlen. Dies« 345 000 Grundmieksn verteilen sich aus die Ansätze wie folgt: Grundwiete für Zinsendienst, 324 000^' Grundmiettn für Betrieb »loste«. 100 000 Grundmteten iiir laufende Instan?ss.tz,n»G^ arbeiten, SO 000 Grundmieten für große Instandü'tznng»' arbeit«« und der eigentlichen Grundmiete. Z4S 000 Grundmieten. Al» Pauscholso» für di« tzausmannsari:« ton ff! n der 3. Ausführungsverordnung zum — ohne die Kosten für di« G«rätschaften — gilt bi- d«n vau»m«ist«rn lau» Tarifvertrag oder Schied», spruch zu -ahlende Entlohnung einschließlich -<» vertraglichen bzw. tarifmässigen Wertes nm- stri-r Wohnung, freiem Licht und freier Heizung. Vie Teuerung in Leipzig Di« innere Geldentwertung betrug am SO. September, gemessen an der Teuerunp-zibl de, Statistischen Amtes Leipzig, seit: 24- S. ö Pro»., 31. S. 42 Vroz., 18. S. 68 Vroz,, 17. 8. 104 Proz., 13. 9. 201 Prox., 10. s. 6tz7 Vroz,, 0. s 1-70 Proz., 8. S. IkS« Pro,. —_ Der neu« Brikettprei». Am 2ö September ist eine Neuerung »n der Errechnung de» Brikertprsis«» einyetreten. Bisher erhielt man den Preis für «inen Zentner Briketts, wenn man dea Grundpreis in Höhe von 1,LSS Goldmark mit -em j«vc«ilige» Stand d«r Soldmark multipliziert«. Neuerdings er rechnet man -en Preis für einen Zentner Braun kohlenbrikett« ab Laaer, indem man den Grundpreis zu 1,483 Goldmark mit dem Stand der Goldmark bet einem Dollarkur» von 1.58 Millionen Papiermark multipliziert und hierzu 10,245 Millionen Mark hinzurechnet. Auch dies« Rechnung ist nicht b«. ständig und gilt bis auf Widerruf. * Zulassung überklebter Postkarten. Heberliebt, Postkarten sind setzt von der Neichspost versuchsweise zugelassen worden, sowohl überklebt, schon ge brauchte, wie überklebte »urechtgcschnitten« Karten ähnlicher Art. Die Ueberklebungen dürfen aber die Eigenschaft der Sendung al, Postkarte nicht auf heben. Da» Papier muß der ganzen Fläche, nach nufgeklebt sein. Dann darf die Karte nach de-- Ueberklebung höchstens 8 Gramm wiegen. Die Auf- schriftseite muß wie die amtliche Karte so eingerichtet sein, daß die Anschrift deutlich niedergeschrieben werden kann und Htempelabdrücke, postdienstliche Vermerke, sowie da» Aut'kleben der Freimarken nicht beeinträchtigt werden. Soo Don KDN» fforbuu-tzssovu« LStr ««tne-mvn dies« -etter-zarten, vermensch- Ox-t« TterStlver mtt kleinen Kitrznngen dem foe'Se« erschienenen seinen, eigrnarttarn Novellen- üwld .Laub st reu" (Deutsche Berla«»anstalt «ptuttgarO. - , Di« Kastellan in. Damals war ich ost bei der Känguruh- mutter. Sie hatte liebe, kurzsichtige Augen, al» hätte ste bet Lampenlicht zuviel schwarze Strumpfe gestopft, und «inen verschwiegenen Zug au den vlundwinleln wie alte Kinderfrauen, di« in der Familie geblieben find und viele» haben mitansehen 'allsten. Ste hätte «inan kleinen Kapotthut tragen sollen, mit Glaskirschen oder Eamtpensee» und ein« Äanttlle; und Klatschkaffees geben und immer wieder nötigen, man möge doch zugreifen: „Denn e» ist alles mit reiner Butter, meine Damen, Koko» und Margarine und alle diese schrecklichen Erfindungen dürften Si« umsonst in meiner Speisekammer suchen; einfach aber prima da» ist mein Wahl- spruch/ AI, ich Frau Kangurrch kennenlsrnte, hatte sie ein ganze» Schurzfell voll Kinder, da« letzte An- denken vo» dem Herrn Känguruh, der selber im australischen Pusch geblieben war. Wie ein Brief- träger zur Neujahrezeit lief sie dalxr, aber statt Päckchen und Kreuzbandsendungen waren e» kleine Känguruh», bi« au» ihrer Tasche kullerten. »Nun ist mir leichter/ sagte ste, al» die Kleinen größer geworden, zu groß für den Schlafsack, „aber nun stiert mich beständig. Ja, ja, die Kinder gehören der Mutter doch nur so lange fl« Hein sind/ Denn ihre Schwach« waren wohl gewisse, etwa» rührselige Gemeinplätze. Damal« schon hätte ich ihr gern ein Schaltuch geschenkt. Später dann wanderten ihr« Kinder au», in anü«re Gärten, und sie blieb allein. Mit den übrigen Nachbarn könnt« sie sich nickt anfreundrn. Ls fehlte die Resonanz. Sie bezog «in l^dli-i, große» Ouar- tier, mit einer Trauerweide in der Mitte und ibreen Borkenhäuschen in einer Eck«, dg» mich immer an «in« alte illustrierte Auraabe nöst Paul et Viraini« srinnert«, die wir auf dem Lande besaßen. Aber Mit zwei Sprüngen war p« doch gleich «n anderen End«. Und da» nagte an ihr. Bi» sie dann älter wurde und ruhiger. .Sie glauben nicht, wo» ich früher für ein Tem- perament hatte/ sagt« ste. .Aoer nun ist man ;a zufrieden, wenn man sein Essen hat und sein Plötz' chen im Grünen/ Die Künguruhmutter wär« eine entzückende Kastellanin gewesen. Im grauen, gehäkelten Seelen wärmer, den Schlüsselbund am Gürtel, wie wäre sie emsig die weißen, hallenden Trepp«» auf und ab ge- rannt: wie pflichttreu hätte sie Staub gewischt. Wie hätte sie andachtsvoll die seufzenden Mahagoni sekretärs geöffnet und au« der griechischen Tempel- archttektur im Hintergrund jene schicksal»schw,re Wkdgwoodtass« hervorgeholt und den Auserwahlten gezeigt, wie auch da» Original de» berühmten, Herz- zerreißenden Sonett», da» der Dichterfürst damals, am Tage der Abreise, auf einen alten Brief gekritzelt batte! Und mit welcher Ehrfurcht würde sie den weißen Ueberzug eines Tapisseriesessels gelüftet nnd mit leiser Stimme versichert haben, die übrigen elf seirn aenau ebenso und alle, alle seien si« von der Hand der hochseligen Maria Pawlswna gestickt. . . Das Varwtttzchcn. Ganz im Dunkeln, hoch oben in einem Winkel hcckt do« Marmutzchen. Aber eigentlich heißt ,« Lemur und lebt in llüabagarkar, wo ich auch leben möchte, denn ich glaube, ich könnte alle» Böse ver- gissen, wenn ich eine Schar solcher Marmutzchen mein eigen nennte. Oder auch nur «ine. Sie haben buschige Schwänze, wie Lichkatrrchen, nur viel länger; spitze Schnäuzchen und spitze Oehrch?» mit kleinen Haarbüscheln, große, große Giühangen und kleine streichelnde Hande wie Affen. Aber sie find nur Halbaffen und e» wird gar kein Aufheben, mit ihnen gemacht. Sie sollten ganz große Käsige hab«, -- so groß wie der Käfig vom Ämmergeftr —, nm non einem Baum zum anderen zu springen, und überall kleine, verschwiegen« Höhlen für Familienglück, und Ba nanen und Kirschen in Fülle. Sie macken d?n Mrnschen nichts noch wie die «nroichen Asien, di« so traurig und beschämend find, denn man taugt doch, ««iß Sott, nichr -pm Vorbild, nein, ste hoben gor nicht» vmv Mensch««, bi« aus di» Urin«» schwar zen Land«, die innen kühl und zart und faltig find; so wie ich mir Rumpelstiltzchen» Hände denk«. Armer kleiner Lemur, ganz allein in seinem finsteren Winkel. Und dann pfeife ich — die ersten zwei Takt« der Serenade aus Don Juan, und er klettert herunter und läßt sich krauen, so gut es durch das Gitter geht. Ach, wenn man doch Gott vater wär«, oder vielleicht besser noch Direktor de« Zoologisch«», Garten«, da könnte man dem Marmutz' chen noch glückliche Tage schaffen, ehe es stirbt. Denn schon ist es alt, sein Pelz ist schäbig geworden, und di« großen Glllhaugen werden trübe, die kleinen Händchen können sich nicht mehr sesthalten. O Wälder Madagaskar«, o flüsternde» Schilfrohr, wo sich di« Bäume im Abendrot der Sümpfe spiegeln... Möchte die Seele de« armen Marmutzchen zurück finden in euer Dämmergrlln, auf den Lianen schau keln, die sich von Ast zu Ast schlingen, wenn die laue Hust durch die Wipfel geht und in der Lichtung der Mond über die Gräser trippelt. Vom Seelöwen. Ich sagte zum Seelöwen: „Ihre schlichte Haar tracht eignet sich wunderbar für da, Element, in deni Sie leben. Aber es gehört Ihre Kopfform dazu, «m so, aller Einrahmung bar, zu bestehen/ Der Gcslöwe schniefte. Ick wollte ihm mein Taschentuch geben, aber e» war doch besser, nickte zu bemerken. Er hatte sich in seinem nassen Dekollet-'- ganz über die steinerne Brüstung seine» Behälters gelehnt; mit oer unbekümmerten. Schamlosigkeit einer alten, fetten Palastdame, die einsam in der Hofloge einer klein«» Refidenzstadt thront, wo di« besseren Damen sonst nur in Seidenbinsen, hock herauf, erscheinen. „Sagen Si« mir/ sprach ich zum Seelöwen, „wenn Sie so vor sich Hinsehen, kurzsichtig vor lauter Weitsichtigkeit, «a» ist'», bas sich in Ihnen spiegelt? Die matt«, tausendmal durchatm«»« Luft diese» Garten, weckt di« Sehnsucht, aber tötet ste nicht die Erinnerung- Menn Sie doch sor»ch«n könnt«!,! Stundenlang wollt« ick Si« hinter Ihre» kleinen Ohrlöchern trau«!,, wenn Sie mir von damals er zählen wallten, von den grünen, unmenschlichen Mondnächten üh«r den Klippen, oder von dec Tt«se, wohin die Stürme nicht »ehr dringen, wo man »«ische» Seepflanz,n schwimnit, die beinah Ti«t» find, die st- tnsvMN,«nzi«hs» und wksdsr «usttm «t« Fäustchen saugender Kinder. O wie begreife ich nun Ihr Schniefen, aus dem ich Ihnen beinah «inen Vor- wurf gemacht hätte. Ja, Sic fahren auf den Grund, Sie suchen, aber da ist nichts, alles zementiert, nur verfaulte Aepfe! und ausgewcickte Brotrinden, wo- mit Unwissende Ihr Becken verunreinigten, und dann fahren Sie hoch und prusten, und suchen in der Luft nach Salz, nach treibendem Seegrosdufi . . . Ihr kleiner Echlangenkopf biegt hintenüber, Ihr glitzernder Rachen öffnet sich und schleudert den Schrei hinaus, zweimal, dreimal, den großen, harten, heiseren Schrei, der Ihre glatten, gehorsamen Weib» chen vor sich hrrtrieü, iw. Morgengrau, der Sand bank zu. . . O Salz, Salzschaum in den Bart stacheln, gutes, beißende» Salz, da» durch di« kleinen, runden Navlöcher hochgepumpt, da» Hirn spült und al» eirklare Träne zurückrinnt in den tropfenden Bart. Llä), ich fühle es wohl. Sie sind hier ganz- lich deplaciert. Aber wer wäre es nicht in einem Gefängnis . . .! Sie in ihrem Niedergang sind jedenfalls ehrlich, leben nur noch für den Augenblick, wenn der Mann in der blauen Jacke Ihren Eimer voll kleiner, weiß bäuchiger Fische in das Bassin schüttet. Und im übrigen grunzen Sie in der Sprache der Meergdtter, dt« niemand verstkht, und machen Wosssrgymnastik, und es tvär« zu wünschen, Wagner« Rheintöckter hätten Si« zum Lehrmeister gehabt. Meine Hochachtung. Aber ich will gehen. E.» hat mich alle« etwas deprimiert. Wenn möglich, bringe ich Ihnen da» nächstem«! einen S-esüch. Seien Sir mir gegrüstt/ Borsührung der russisch«« »old»s.riitt. In diesen Tagen wnrde den ausländischen Diplo maten in Moskau in der Staatsbank der Gold- Vorrat gezeigt. Die Säcke nnd Aisten, gefüllt mit russischen und ausländischen Goldmünzen und Gold- barr«n. repräsentieren einen Mert von 08 Millionen Goldrubeln. Die Diplomaten wurden ausgcforderi, Säcke und Aist«n zu bezeicknen, deren Inhalt dann nachgeprüft wurde, die Goldbarren wurden auck ab gewogen. Den Gästen wurde rine in englischer Sprach» odgefaßke Broschüre üver die Tscherwonez- .oährung überreicht. Line ähnliche 'Sorfithrun- des Soldoorrat» ist übrigens schon einmal zur gar«nz«tt awf Veranlafiuutz de» damaligen Finanzmstttftör, Mk-k« Veremchpftet WvrßsN.
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