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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.09.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192309238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230923
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230923
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-09
- Tag 1923-09-23
-
Monat
1923-09
-
Jahr
1923
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Seit« 4 ——»t--X r» MM»» 7L-»» -^7 ——— — — - .. — -^-1 - - _ Markthallen-Wanderung Am Sonnabend gab es iu der Lalle wiederum eine kleine Ueberraschung, die aber diesmal nicht in einer neuerlichen Aufwärtsbewegung der Preise, son dern in einer Käufer-Demopstration bestand. In der Nahe de» Haupteinganges und der Großhändler stau- ten sich die Besucher, die heftig über die hohen Preise diskutierten. Wiederholt mußte die Markthallen- poliz« einschreiteu. Gemüse gab es zu höheren Preisen iu größeren "Quantitäten. Es wurden für Rotkraut 2H Millionen, für Weißkohl 2 Millionen, für Wirsing l,5 bis 2 Millionen, und für Gurken 3 bis 4 Millionen Mark bezahlt. Grüne Bohnen und gelbe Wachsbohnen handelte man in erheblichen Mengen zum Pfund- preise non 4 Millionen, Kohlrabi zu 700 000 und Endiviensalat zu 600 000 Mark. Pilze waren im Preise gestiegen. Butterpilze kosteten 3 bis 4 Mil lionen, Steinpilze 8 Millionen, und Semmelpilzc 7 Millionen Marl das Pfund. Spinat konnte man für 2H Millionen Mark das Pfund haben. Auf dem Obstmarkt herrscht die Pflaume zur- zeit vor. Das Pfund kostete 1,5 bis 2 Millionen, ebensoviel die Tafelbirnen und Tafeläpfel, die in besten Sorten angeboten waren. Bor der Gefrierfleischhalle gab es am Sonnabend ein starkes Aufgebot von Käufern. Die Vorräte waren ebenfalls bedeutend, während die Preife ans der Bortagshöhe geblieben waren. Zn der Abteilung für Frischfleisch kostete Schweinefleisch unverändert 53 Millionen, Schnitzel stieg auf 00 Millionen. Für Kottelct wurden 80 Mil lionen und für Schmeer 80 Millionen Marl gefordert. Fett kostete 80 Millionen, Kalbfleisch .30 Millionen, Rouladen 60 Millionen. Rindfleisch war mit Knochen zu 36 Millionen, ohne Knochen zu 50 Millionen zu haben. Hammelfleisch sah man zu 24 bis 26 Mil lionen Mart das Pfund ausgezeichnet. — Wurst waren hielten sich bei geringer Nachfrage auf de: Preisstufe des Freitags. Fische waren in größerer Auswahl fast durch weg zu unveränderten Preisen verkauft; nur Karpfen war von 24 auf 25 Millionen und Hecht auf 22 Mil lionen gestiegen. Molkereibutter wurde zu 70 Millionen, gesalzene Landbuttcr zu 64 bis 66 Millionen Mark gehandelt. K8sc war etwas teurer geworden. Für Tilsiter Käse sghen wir einen Preis von 44 Millionen, für Bach sternkäse 24 Millionen, nnd für Limburger einen solchen von 40 Millionen. u Der Preis des Leipziger Mortenbrote». Der Rai gibt bekannt: Die fortgesetzte Steigerung der Preise für alle Betriebsmittel, besonders für Kohlen, Gas, Wasser und Strom sowie die erneute erhebliche Gr- hähöung der Löhne des Bäckercipecsonars, yoaen es nötig gemacht, den Preis sür das Markenbrot wieder heraufzusetzcn. Pom kommenden Dienstag, den 25. September an, lostet 1 Psund Markenbrot l 775 000 Mark, 1400 Gramm 4 970 000 Mart, 1900 Gramm 6 745 000 Mark; 350 Gramm Mehl 615 000 Mark. — Don der Marke 84 an müssen die Brot karten möglicherweise weiterhin gestreckt werden, da cs nicht ausgeschlossen ist, daß die öffentliche Brot- neriorgung auch über den 15. Oktober d. Z. hinaus in gewissem Umfange weilcrgeführt wird. Es wird deshalb nochmals vor vorzeitiger Verwendung der Brotkarten gewarnt; ferner sind die Köpfe der Brot karten sorgfältig auszubewahren. Rene Preise. Der Rat der Stadt Leipzig gibt im Inseratenteil der vorliegenden Nummer neue Preise für Milch, Gas, Kraftstrom und Wasser bekannt. Mnderspende Aus der Reihe der neuerdings mit einem Teil betrag aus der deutsch.böhmischen Sammlung für hungernde Kinder — in unserem Einvernehmen von unseren Prager Miteigentümern, dem Verlag Heinr. Mercy, veranstaltet — Bedachten ging uns vom Kon stanzen st ist Frohburg ein Dankes- schreiben zu, das Deutschlands großes Kinderelend grell zeigt: „Ihre Nachricht, daß unser Konstanzen stift ans der deutsch-böhmischen Sammlung '000 Kronen erhalten soll, erfüllt uns mit großer Freude und Dankbarkeit. Nun sind wir vorläufig über die größten Sorgen hinweg. Wir hätten tat- fiichlich nicht gewußt, wie wir durchkommen sollten. Schließen können wir die Anstalt nicht, da gerade jetzt die Mütter, die zu« Kartoffelau»nehmen auf Arbeit gehen, ihre Kinder bei un» unterbringen. Seien S»e versichert, daß nicht nur die beteiligten Kinder und Eltern, sondern die ganze Einwohner schaft an meiner Freude und Dankbarkeit teilnehmen/ Neuerding« sind verteilt worden: Dem Reichspräsidenten Ebert . . 30 000 Kronen Dem Oberbürgermeister « Nürnberg 10000 „ Dem Oberbürgermeister v. Stuttgart 10 000 „ Dr. Alfred Döblin, Berlin .... 5 OOo . Dr. Theodor Lessing, Hannover . . 5 0Ho „ Der „Franks. Ztg." in Frankfurt . 10 000 „ Frau Gisella Selden-Goth, Berlin- Wilmersdorf 5 000 . Oberstudiendirektor Le Mang, Halberstadt 2 000 . Richard Rosenheim, Königsberg . . 20Ö0 . Lehrer Brettschneider, Oberweid bei Tann sRhön) 500 „ Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose, Berlin 10000 „ Pros. Dr. E. Fr. Bruck. Breslau . . 2 500 Prof. Dr. A. Mendelssohn-Bartholdy, Blankenese bei Hamburg . . . 2500 „ Prof. Dr. Otto Eger, Gießen . . . 2 500 „ Der 20. und 21. Spendenau,wei« erhöhen da» Gesamtergebnis aus 236 866,91 Kronen. Dazu kommen noch 52 873 273 Mart al« Ergebnis der beiden letzten Tage. veamtengehälter Ter PrestcauSscvuk der LrtSzrupve Leipzig de- Wich- stieben Gemcindcvcamten-Bundcz schreibt UNS: Ucber die Höbe der BeamlengehLIter sin» in der Tagespreise i» der letzten Leit Mitteilungen erschienen, die den Glauben erwecken müssen, datz die Beamten un- acrcchtfcrtigt doste Gehälter erhielten. Der Beamtenschaft liegt lepr viel daran, der Allaemeinheit anch am diesem Gebiete die tatsächlichen Verhältnisse tu schildern. Al) nuic» Beispiel diene eine Gegenüberstellung. Ten städti schen Beamten sind am 15. September die erhöhten Teue- rungSsuschiäge auSgemült worden, infolge Geldmangels bei den städtischen Kassen aber nur ;u 75 Prozent. Dabei stnd s c l b st v e r st S n d l i cv 10 Prozent Steuern ein- bcvalren worden. Betrachtet man diese Zahlung als .Wochcnlohn" der Beamten, dann ergibt sich folgendes: Gin Beamter mit ssran und 3 Kindern im Alter von ü bis 14 Jahren erhielt M. 7« O»1» in wruppr NI (RatSbote«, Schulhausmeister), M. 7S200 0M» in Gruppe IV (»eiter Wehrmänner, WohlfahrtSpolizeiober- wachtmeister), M. r»2 44»0VN0 in Gruppe V («arten meister), M. I t»2 NOtt «0» in Gruppe VI (Stadtsekre täre, Handwerker in besonders wich tigen Meisterstellen) M. Ist«50«Vst«) in Gruppe VII (Stadt baumeister, Lberfekretäre), M. 121 3V0 00« in Gruppe VIII (Inspek toren). Ausdrücklich sei festacstellt, daß diese Beträge an Beamte gezahlt worden lind, die sich bereits im 9. oder lO. Tienltfabre in planmäßigen Bcamtenstellen befinden. Ein Vollerwerbsloser erhielt am gleichen Zeitpunkt bei den gleichen Familicnvcrbältuissen iMann, Frau und 3 Kinder) M. 17 Millionen täglich - M. 119 Millionen wöchentlich. Die Beamten haben also weniger erhalten: in Gruppe IU Linse .? M. 42 SNO stttst wöchtl. „ „ IV „ K „ „ „ „ V „ 5 „ 2««0«NttN „ „ „ VI „ S „ 17NO«)NOt» „ „ „ VII „ 5 „ loStttlNst« „ Erst der Beamte ln Gruppe Vlll, Stufe 5, hat 2 SOll 000 Mark mehr al» der Erwerbslose erhalten. Die Beamten mitzgönnen selbstverständlich den Er- wcrbvlolcn die ihnen bewilligten Unterstützungssätze nicht. Sic stnd über;cugt. das« damit nur der allerdringcndsie Lebcnsvedarf cincr sünfköpltgen Familie bestritten werden kann, sie tiberlassen der Nessentlichkeit das Urteil über die ungerechtfertigten hohen Beamtengehälter." * Der Warteraum nur für Reisende? Im Warte- raum 3. und 4. Klasse der HauvtbadnhofcS Leipzig stnd wieder so unhaltbare Zustände etngcrtsscn, das; die Etsenbahnvcrwaltung genötigt ist. diesen Raum von 7 Uhr abends av nur noch sür Reifende mit Fahrkarten offen zu halten. Christlicher VollSdtrnft. Religiöser Vortrag siebter, von Walther Tüiemc-Bcrlin Sonntag abend 8 Uhr im Saale des Christlichen DolkSdienstcs, Ltto Gchill Mr. 7, über das Thema. .Die Nachfolge Christi.-' Vie Hölzunruhen Line Entscheidung -er Reichrgerichtr (Nachdruck verboten.) Durch die Plünderungen und Brandstiftungen, mit denen die Hölzbanden im März und April 1920 das Vogtland heimsuckten, waren etwa 70 Firmen in Markneukirchen, Adorf, Plauen, Klingenthal, Falken- stein, Oelsnitz usw. auf da» schwerste geschädigt worden. Sie strengten Schadensersatzklage gegen den Sächsischen Staat an mit der Begründung, di« da maligen sächsischen Minister, die der sozialdemokra tischen Partei angehörten, hätten die erfordcrlici)en Äiaßnahmen zum Schutze der Bevölkerung gegen Raub, Erpressung usw. nicht ergriffen. Sie hätten namentlich das rechtzeitige Eingreifen von Polizei kräften und Truppen, die am 29. Rlärz zum Einrücken marschbereit gestanden hätten, nicht veranlaßt. Das Einsehen dieser Machtmittel sei von ihnen mit Rück sicht auf ihre Parteifreunde in den „Aktionsaus schüssen" bis zum 8. April hinausgezögert worden, um diesen Gelegenheit zu geben, sich mit Hölz zu einigen und dann al« Retter des Pogtlandcs auf- -utreten. Das Landgericht Plauen hatte die Klage abgewirsen. Auch das Sächsische Ober landesgericht in Dresden verwarf die Be- rukung der Klägex, das Reichsgericht wie« ihre Revision zurück, letzteres mit folgenden SntsiheidunsSgründen: Das Berufungsgericht führt aus, es bestehe kein Anhalt dafür, daß die Minister sich bei ihren Ent schließungen von dem Beweggründe hätten leiten lassen, daß sie den Aktionsausschüssen nicht vorgreifen und ihnen den Ruhm der Beseitigung der Hölzschen Banden verschaffen wollten. Vielmehr seien andere, und zwar einwandfreie Erwägungen politischer Natur, für sie ausschlaggebend gewesen. Um die Mitte März 1920 sei in weiten Kreisen durch den Kapp- Putsch eine große Erregung und die Besorgnis um das Weiterbestehen der Reichsverfassung entstanden. Da nun das Porgehen des Hölz und seiner Leute einen starken politischen Einschlag gezeigt habe, sek unter diesen Umständen zu befürchten gewesen, daß das Einschreiten gegen dieses Treiben mißdeutet und dadurch nach der soeben erst erfolgten Niederkämpfung der Aufstände in Leipzig und Chemnitz neue Unruhen im Lande hervorgerufen werden könnten. Dieser Gestaltung der Lage hätten die Minister Rech- nung getragen. Hinter der von ihnen in erster Linie zu wahrenden Rücksicht auf das Gesamtwohl hätten die Rücksichten ans die Einzelnen, welche durch das Hölzsche Treiben gefährdet worden seien, zurück treten müssen, so daß in dem Verhalten der Minister eine Amtspflichtverletzung gegenüber den Klägern nicht gefunden werden könne. Diese Auffassung be ruht auf der zutreffenden Rechtsansicht, daß nur die Verabsäumung einer im Interesse der Einzelnen oder auch im Interesse der Einzelnen und nicht lediglich zum Vorteil des Gemeinwesens aufgestellten Amts pflicht die Haftung der Beamten nach 8 839 BGB. und die an ihre Stelle tretende Verantwort lichkeit des Staates begründet. Die Frage, ob unter den dargelegten Umständen eine Dienstobliegenheit der Minister, die Bevölkerung gegen Angriffe auf das Eigentum zu schützen, den Einzelnen gegenüber be standen hat, beantwortet sich lediglich nach dem ösfent- lichen Recht Sachsens und liegt deshalb aus einem der Revision verschlossenen Gebiet. (Urt. d. R.-G. rom 22. 6. 1923. A. Z. III 517/22.) vermischtes Kinder al» Zeuge». Den Wert von Kinder- aussagen beleuchtete wieder einmal eine Derhand- lung vor Gericht, über die aus Berlin berichtet wird. Fast zwei Jahre hat der Hausbesitzer Lehinzer aus Deutsch-Wusterhausen unter dem schweren Verdacht unsittlicher Handlungen an Kindern gestanden, bis es ihm jetzt gelang, sich durch ein sreisprechende» Gerichtsurteil zu rehabilitieren. Lehinger war von zwei Mädchen im Alter van 9 und 14 Jahren beschuldigt worden, sie in unzüchtiger Weise berührt zu haben. Die Sacke kam dadurch ins Rollen, daß die beiden Kinder ihren Freundinnen davon erzählten, und daß dadurch wiederum die Eltern der beiden Mädchen von dW Geschichte Kenntnis erhielten. Lehinger wurde unter Anklage gestellt. Bor Gericht wurden die beiden Kinder in ihren Aussagen sofort unsicher, und e» ergaben sich erhebliche Widersprüche. Auf Befragen de» Berteidlger», Dr. Puppe, bestritten die jugendlichen Zeuginnen, daß sie erwachsenen Personen Mitteilungen über ganz besondere Bor- gßnae im elterlichen Hause gemacht hätten. Das Gericht folgte schließlich dem Anträge des Ver teidigers um» sprach Lehinger frei. 20 Milliarde» Geldstrafe. Eine trotz der Geld entwertung höchst beträchtliche Strafe hat das Finanzamt Dresden-Altstadt über den dortigen Kaufmann Wolfdorf verhängt. Es hat ihn wegen Steuerhinterziehung mir 30 Milliarden Mark Geldstrafe belegt. Gedenkfeft für da« Kinderhilfswerk. In allen dem amerikanisch - deutschen Speisunaswerk ein- gegliederten Gemeinden und Anstalten des Deutschen Reiches fand am Sonnabend, den 22. September, ein Gedenkfest für das Kinderhilfswerk mit einer schlichten Feier für die Speisungs teilnehmer statt. In Groß-Berlin war die Hauptferer in der Brauerei Königstadt. Vertreter der Reichs- regierung, der amerikanischen Botschaft, der Stadt behörden und des Deutschen Zentralausschusses für die Ausiondsbilfe, E. P., nahmen an ihr teil. Es wurden insgesamt in Deutschland während des Somn,»Halbjahres täglich 500000 Kinder gespeist, davon in Groß-Berlin 80000 Kinder. Die fürstliche Belohnung. Lin Postbeamter be obachtet auf der Berliner Vorortbahn im Nebenabteil einen Eisenbahndieb bei der Arbeit. Ec alarmiert den Dienstleiter einer Station. Der hat etwas anderes zu ttm, läßt den Gauner ruhig weiter stehlen. Der Postbeamte fährt dem Dieb nach, vrr- folgt ihn, übergibt ihn in Berlin einem Schutz polizisten. Man entlarvt den Gefangenen al« einen berufsmäßigen Eisenbahndieb. Er wird verurteilt. Vor einigen Tagen, nach Monaten, schickt man dem aufmerksamen Postbeamten, gewissenhafter jedenfalls als der Beamte der Reichsbahn, eine Belohnung. Sehr aufmerksam! Wieviel? Einhunderttausend Mark . . . Der Postbeamte hat di« Summe der Reichsbahndircktion mit Worten des Dankes für be liebige Zwecke wieder zurückgcstellt. 428 Kilometer in der Stunde. Dem amerikanischen Leutnant Ford Williams ist es gelungen, aus dem Flugplätze von Mitchell Field mit dem Winde eine Geschwindigkeit von 428 Kilometer zu erreichen. Die westeuropäische Zeit im Saargebiet. Nach einer Verordnung des Reqicrungskommissars wird in der Nacht vom 6. zum 7. Oktober im Eaargebiet die westeuropäische Zeit wieder eingeführt. Der bettelnde Hausbesitzer. In Paris wurde an der Aimabrücke, in der Nähe der amerikanischen Botschaft, ein 65 Jahre alter Bettler von der Polizei verhaftet, der im Verhör bekannte, der Besitzer zweier Häuser in einer Dorstadt von Paris zu sein. Die Mieter dieser Häuser sind kleine Geschäfts leute, die der Krieg und seine Folgezeit derartig verarmt hat, daß sie die Miete nicht mehr aufbringen können. Die Häuser bedürfen dringend der Re- parotur, und die einzige Möglichkeit für ihn, Geld zum Lebensunterhalt zu erlangen, sei die, zu betteln. Der bettelnde Häuserbesitzer hat nach seinem eigenen Geständnis eine tägliche Einnahme von mindestens 50 Franken erzielt; ins- bcsondcre die Amerikaner hätten sich sehr freigebig gezeigt. Vie villionärrin Don kilest Leipzig Wir alle kennen die alten Damen, über die die Zeit hinwcggegangen ist und die nun erledigt, aus- geschieden am -Wege liegen und mit erloschenem Blick vor sich hin ins Leere schauen, wo für sie nichts ist al« Kälte und Hunger. Es sind die Witwen, Rentieren und alten Fräuleins, jene letzten Gedenk tafeln an eine sorgenlose Zeit, wo es noch etwas galt, sich recht bald zur Ruhe zu setzen und in sicherem Genüsse eines in Jahrzehnten saurer Arbeit Mark iür Mark zusnmmcnqcscharrten Vermögens den Tod in Muße zu erwarten. Man hatte 100 000 Mark, und man hatte die Welt. Man wußte: solange die Erde in ihren Fügen stand, konnte man viermal im Jahre Coupons schneiden und erhielt bar und abzugslos jeweils seine 1000 Mark in glitzerndem Gold aus den Tisch gezählt. Diese selben 4000 Mark sind heute — das ist nichts Neues — vier Streichhölzer oder eine Haarnadel oder ein Zehntel Eintritt in eine öffent liche Bedürfnisanstalt. Daß eine Frau jetzt hungern muß in all den Fällen wo sie, sei cs, weil sie zu krank, zu ge schwächt oder — und das ist bei den „besseren" Damen der häufigste Fall — zu ungelernt ist, daß »le hungern muß. ist noch nicht einmal das schl mmste. Schlimmer ist. daß ihr Menschtum, ihre Seele, ihr Geist darüber zugrunde geht. Der Kampf mit Hunger und Kälte, mit Roheit und Gleichgültigkeit hat sie alle zermürbt bis aufs letzte. Vor ein'gen Wochen ließ sich ein Herr das Dcpotl>er,,cichnis eines solchen alten Fräuleins geben, weil die Bank, eine kleine Provinzbank, wo die 100 000 ..Festverzinsliche-.-" lagen, eine Auskunft krauchte. Es stritte sich dabei heraus, daß die Dame nicht, wie gemeint, nur vicrprozentige Staatspapiere im Besitz hatte, sondern daß zwei Drittel des er- -rbtcn Pcrmögcns ans sogenannten schweren Montan papieren bestand, wovon sie jedoch nickt« wußte, da es sa in ihrer Jugend Damen der Gesellschaft nicht nötig hatten, den Unterschied zwischen Pfandbriefen, Aktien und Kuxen zu kennen. Das Vermögen der Dame, nominell 100 000 Mark, ,at zurzeit einen Kurswert von etwa 1000 Milliarden Mark. Man beglückwünschte die Gerettete, gab ihr Feste, beschenkte sie mit Blumen und Konfels, und sie strxg wjeher in alltzr Le;»je Antzhe». Gög« bst -ansmnrmsfran Grüßte ste wieder"zuerH. Eine schöne, erfreuliche Geschichte, nicht wahr? Leider nein. Die Sache hat noch eine Schwierig keit, an die zunächst niemand gedacht hatte. D»e Dame, die die furchtbare, jahrelange Not nicht hatte begreifen können; die Frau, die um ein paar tausend Mark Stundenlohn entwürdigende Dienste hatte leisten müssen, um am Abend ein Stück Brot und eine Wassersuppe auf dem Tisch« zu haben: der Mensch, der durch schuldloses Leiden zum Tier herab gesunken ist, — er vermag nun den plötzlichen grund losen Wandel der Dinge nicht mehr zu fassen. Sie lächelt nur, wenn man es ihr erklärt, sie lächelt nur, wenn man es ihr schwarz auf weiß zeigt, sie lächelt nur, wenn man ihr Geld bringt, es ihr vorstreckt auf ihr großes Vermögen. Sie kann sich darum auch nicht entschließen, durch den Verkauf einer einzigen Aktie zunächst einmal 50 Milliarden flüssig zu machen. Sie will weiter- schuften. Sie will wciterhungern. Denn sie glaubt nun ganz fest, es könne gar nicht anders sein in dieser Welt, als daß man schuften und hungern muß. Jugend uud Staat. Dr. Gustav Wynekcn sprach am vorigen Freitag im Krystall-Palast über „Jugend und Staat". Wer mit dcr neuen Jugend in engerer Fühlung steht, erfuhr nicht viel Neues. Das große Publikum fand durchaus De- jahendes im ersten Teil des Vortrags, dessen letzte Hälfte leider in einem Wust unklarer Gedanken ver sank. Die Jugend ersehnt den irrationalen, den „heiligen" Staat, einen Staat, sür den man sich opfern kann. Ihr sei der alte Staat, diese „Organi sation der Herrschaft einer Minderheit über eine Mehrheit" ebenso zuwider, wie der sozialistische rationale Staat, der nicht „sakral", nicht Selbstzweck, sondern lediglich Werkzeug sei. Reue Jugend tragt stärksten Idealismus, der sich in Radikalismus, im Verfolgen einer Sache bi» zur r»clex, bis zur Wurzel, äußere, ln praxi scheid« sich dabei der romantische Idealismus rechtsstehender Kreise von dem utopischen der Linkskreise. Die Vertreter beider Spielarten jedoch seien verpflichtet, Politik stet» al» Gewissen», frage, al» innerste Angelegenheit zu betrachten. Nicht nur eine neue Ordnung der Dinge, sondern ein neuer Mensch sei zu schaffen. — Die anwesenden, wohl volitisch stark engagierten jungen Menschen klatschten den vorsichtigen, zur Klafsenversöhaung sprechenden Ansporungen des Redner» nur bedingt Beifall. Zum Rektor der Prager deutscheu Akademie für Musik und darstellenden Kunst ist, wie uns gedrahtet wird, Konrad Ansorge ernannt worden. Er war seit Bestand des Konservatoriums Leiter der Meisterklasse für Klavier. Bisher war Alexander Zemlinsky Rektor. Reklame am Himmel. Das Stehenbleiben der Auspuffgase eines Flugzeugs in ruhiger Luft brachte den englischen Major Savage auf den Gedanken, diese Erscheinung der Luftreklame nutzbar zu machen dadurch, daß man ein dichte« Rauchband aus- strömen läßt, dem durch entsprechend« Steuerung die Form von riesigen, sich vom Himmel abhebenden Buchstaben gegeben wird. In den Bereinigten Staaten hat sich, wie „Seientific American" be richtet, neuerdings im Anschluß an ein englisches Unternehmen ein« Tochtergesellschaft gebildet, die diesen neuesten Zweig dcr Reklame pflegt. — Außer günstigen Luftbedingungen ist am wichtigsten, daß geeignete chemische Stoffe zur Erzeugung eines gut sichtbaren und lange unverändert schwebenden Rauche» angrwendet werden. Fachleute sind der Ansicht, daß man derartige Rauchfahnen zweckmäßig durch eine chemische Verb ndung von Salzsaure und Ammoniak erzeugen kann. Die Rauchbuchstaben werden im allgemeinen horizontal in einer Höhe von etwa 1,6 Kilometer über der Stadt erzeugt und haben im einzelnen etwa einen Durchmesser von 15 Meter. Bei ruhiger Atmosphäre bleiben die Buchstaben 5 Minuten bis zu 1 Stunde deut lich sichtbar, di« Durchschnittsdauer beträgt 15 Mi nuten. Das Verfahren kann auch wissenschaftlichen Zwecken nutzbar gemacht werden, um die Windver hältnisse in verschiedenen Höhen oder die Luft strömungen zu untersuchen. Di« Eheschließung in Rußland. Dr. Sfemaschko, der sowjetrussische Volkskommissar für da« Gesund heitswesen, brachte im Rot der Volkskommissare einen Gesetzentwurf ein, der künftighin die Ehe schließung auch in sanitär-hygienischer Beziehung regelt. Danach werden alle diefenigen, die ihr« Absicht bekonntgegeben haben, die Ehe ein- zugehen, angehalten, sich gegenseitig dahin zu unter richten, ob sie nicht an Geistes-, Ansteckung»- und insbesondere venerischen Krankheiten leiden. Beide Barteten sind verpflichtet, vor Abschluß der Ehe etgandv eine Bescheinig-ung auszustellen, daß diese Klausel dr» neue» Dekret» de» Bolkskom- missariates für das Gesundheitswesen erfüllt sei. Diese Bescheinigung soll dem Standesbeamten vor gelegt werden, der widrigenfalls nicht berechtigt ist, die Ehe al» rechtmäßig geschlossen zu erkennen. RoggenwLhruug ln alter Zeit. Wie Altertum und Gegenwart sich berühren, zeigt die .Frankfurter Zeitung" an einem Vergleich unserer modernen Ver hältnisse mit denen des alten Aegypten zur Römerzeit. Hier haben wir einmal eine Art Roqgenwährunq: der Staat als Besitzer des gesamten Ackerbodens ließ sich die Steuer nicht in Geld, son dern in Korn entrichten. Dieses sammelte er in großen Vorratshäusern, verwaltete es und führte da», was nicht im Lande verwertet wurde, aus. Die Kornzinszahlung bildete sich dann weiter zur bargeldlosen Zahlung. Zn den Staats speichern nämlich, in denen das abgelieferte Ge treide lagerte, halte dcr Bauer au-h sein Privat depot an Korn. So konnte der Staat gestatten, daß er, wie den Zins an die Regierung, so auch Privat zahlungen durch We-'^rift vom Privatkonto be gleichen durfte. So ist, wie Preisigke, der diese Verhältnisse zuerst beleuchtet hat, treffend sagt, der staatliche Kornspeicher das Geburtshaus des bargeldlosen Zahlungsverkehrs ae- worden. Die ägyptischen Papyrusurkunden geben uns zahlreiche Proben von Schecks, also von lungsanweisungen, lautend auf den Staatsiveicker, aber vom Aussteller unmittelbar dem Zahlungs- empfänac«- bcbänd'gt. Ei» Gternenuntergang vor 40 000 Millionen Jahren. Die Katastrophe eines aus seiner Bahn geratenen und wie ein Komet seiner Zentralsonne entgegengetriebenen Sterne», mit Namen Rcykar, dessen letzter Ueberlebender seine Leidensgeschichte in den Kosmos hinaussiinkte, erzählt der bekannte Leipziger Schriftsteller Hellmuth Unger in einer ungemein packenden Novelle „Der Schrei vom Reykar", die gleichseitig den Leser mit der Schilde rung der Rekordfahrt de» 73 OOO-Tonnendampfer» „Giganten" der United State» Line« fesselt. Diese Novelle ist in der neuesten, soeben erschienenen Num mer 4 der eleganten Monatsschrift „Da» Leben" (Leipziger Verlagsdruckerei, Leipzig, Johannis gasse 8) enthalten, die auch mit den übrigen, reizvoll illustrierten belletristischen Beiträgen — wir nennen nur „Das Elixier der Liebe", „Der Vampyr im Exil", .Die letzte Tat de» Steffen Fuller", „Rautendelein", .Urwakdspuk" — eine spannend« Lektüre bietet D bei d gegen Augu mutzt» Rechn dar: zusä acstell sie v bedarf Marki Kauf, Umsta wertig Zur F Betreu Marke dcr zr die fir E nnd ronnte u. a. < verf, mtttel mußte werdcr gegen« Kräfte versoro die Re Mittel; mcnger voraus keine l muß er der Nc tragen Der marken, für die Die Bc Marken nur de Hörden großen stellung druckerc Bedarf können. Marken Nng " Si Mirtwoi vom Ha Nähe d Stotterst Steinen scheiben an dcr ' Angaben der nach . Bran Theater Sämtlich men. D Untersuck gestellt. 6 fordert ö Aufbauer der Sta sind auch polnischer Ein f, 5. 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