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SooatLG, ckeu 2L. L«pt«»d«r Vie vodenmark Der Gesetzentwurf der Rrichsregierung über di» als ein Teil der Währungsreform zu rqaffende Währungsbank hat in der Form, wie er den Ver tretern der Wirtschaft voraelezt worden ist. in seinen wichtigsten Paragraphen folgenden Wortlaut: S 1- Dir wirtschaftlichen Berufsstände des Reiches, Landwirtschaft, Industrie, Gewerbe und Handel, ein schließlich des Transport, und Dankgewerbe», errich ten zum Zwecke der Schaffung eine» neuen Geldes, der Bodenmark, die Währungsbank. Die Währungs bank hat ihren Sitz in Berlin. Sie hat die Eigen schaft einer juristischen Person. 8 2. Das Kapital der Währungsbank beträgt 2400 Millionen Bodenmark; es wird zu gleichen Teilen von der Landwirtschaft einerseits und von der Indu strie, Gewerbe und Handel anderseits aufgebracht. Der städtische Grundbesitz ist nach Maßgabe der Auf- Hebung der Zwangswirtschaft zum Zwecke der Ver stärkung des Kapitals der Dährungsbank heranzu ziehen. 8 4. Die Dährungsbank ist. soweit nicht in dieser Der- ordnung oder in der Satzung etwas andere« bestimmt ist, in der Verwaltung und Geschäftsführung selb ständig, desgleichen in der Anstellung de» Personal». Die Wahl des Präsidenten der Bankverwaltung be darf der Genehmigung der Rrichsregierung. 8 5. Die Währunqsbank ist von allen Steuern des Reichs und der Länder und Gemeinden (Gemeinde» verbände) vom Einkommen, Vermögen und Gewerbe betrieb besreid 8 «. sl) Die Währunqsbank erwirbt an den Grund- stücken, die dauernd land-, forstwirtschaftlichen oder gärtnerischen Zwecken dienen und der Besteuerung nach dem Gesetz über die Besteuerung der Betriebe vom 11. August 1923 (Reichsg-setzblatt Teil! S. 769) unterliegen, in Höhe von 3 Prozent des Wehr beitragswertes eine auf Goldmark lautende Grund schuld. Die Grundschuld geht, soweit nicht mit an- dcren Staaten getroffene Vereinbarungen entgegen stehen, allen andern Lasten im Range vor. (2) Soweit der Rang der Grundschuld infolge eines aus Anlaß des Vertrages von Versailles mit anderen Staaten geschlossenen Abkommens für andere Zwecke in Anspruch genommen werden sollte, treten die Grundschulden im Range zurück, jedoch nicht bi» über 12 k Prozent de» Dehrbeitragrwerte«. (3) Goldmark im Sinne des Abs. 1 ist der Wert von <1,366 Gramm Feingold. (4) Wehrbeitvagswert ist der Wert, der auf Grund de» Dehrbeitragsgesetze» oder des Gesetze, über Steuernochsicht für da» Grundstück ohne Ab- zua von Schulden und Lasten endgültig zugrunde gelegt worden ist, oder, wenn eine Veranlagu.u; zum Wehrbeitraa nicht stattgefunden Hot, zugrunde zu legen gewesen wäre. (5) Da» Kapital der Grundschulü ist mit 6K Prozent jährlich zu verzinsen. Die Zinsen sind vom Tage des Inkrafttreten» dieser Verordnung ab am I. April und 1. Oktober jeden Jahre», zum ersten Male am 1. April 1924. innerhalb dreier Tage nach Fälligkeit zu entrichten. Die Währung»bank be stimmt die Zohlungostcllc. (6) Das Kapital der Grundschuld ist für die Währungsbank unkündbar. Dem Eigentümer steht die Kündigung nicht vor Ablauf von 5 Ighren frei; sie bedarf der Zustimmung der Reicheregierung. (7) Das Kapital und die Zinsen sind in Boden- niark zu zahlen. Für die Berechnung de« Gold- werte» ist der letzte vom Neichswirtschaftsminister auf Grund de» K 2 der Verordnung zur Durchfüh rung de« Gesetze» über wertbeständige Hypotheken vom 29. Juni 1923 Reichggesetzblatt Teil l, S. 482) im .Reichsanzeiger" bekanntgegedene Londoner Gold- prei« maßgebend. (8) Wegen der Ansprüche au» der Grundschuld sinder auf Antrag der Wöhrungsbank die sofortige Zwangsvollstreckung statt. Der Antrag ersetzt den vollstreckbaren Titel. Auf Ersuchen der Währungs bank hat die örtlich zuständige landwirtschaftliche oder ritterschaftliche Kreditanstalt oder, fall« eine solche nicht vorhanden ist, eine andere hierfür nach der Verordnung der Reichsregierung geeignete Stelle die Zwangsverwoltung zu übernehmen. 8 « Ist da» mit der Grundschuld belastet« Grundstück verpachtet, so kann der Eigentümer von dem Pächter di« Erstattung der Hälfte der von ihm an die Wäh- rungsbank geleisteten Zinsen verlangen. 8 v. Di» industriellen, gewerblichen und Handel»- betriebe werden, soweit sie der Besteuerung nach dem Gesetz über die Besteuerung der Betrieb» vom II. August 1923 (Reichsgesetzbl. Teil I S. 769) unter liegen, in ihrer Gesamtheit zugunsten der Wäh- rnngsbank mit demselben Betrage in Goldmark be lastet, wie die Gesamtheit der dauernd landwirt schaftlichen, forstwirtschaftlichen oder gärtnerischen Zwecken dienenden Grundstücke. 8 12. Dis Währung»bank stellt aus Grund der für fit begründeten Grundschulden und der ihr übergebenen Schuldverschreibung Rentenbriefe an». Die Rentenbrtese lauten auf 590 Goldmark oder ein Vielfache» davon. 8 13. Die Rentrnbriefe dienen al» Deckung für die von de- Währungebank nuszugebrnden Geldzeichen. Die Wrrteinheit dieser Geldzeichen ist die Bodenmark, die in 100 Boden pfennigen ein geteilt ist. 8 17. Die MährungsKank darf bank mäßige Geschäft« nur mit dem Reich machen. Rach Ablauf der 2 Jahre tritt di« Wäh- rungsbank in Liquidation. 8 20. Auf Grund der ihr erteilten Ermächtigung sS 17) stellt die Währungsdank dem Reiche sofort ein zinslose» Darlehen von 300 Mil lionen Bodenmark zur Verfügung. Da« Reich verwendet diele Summe zur Einlösung oder Teilcinlosuna seiner bei der Reichedank diskontierten Schatzonweisungen. 8 21. Die Reichsbank ist verpflichtet, di« ihr aus der Gewährung d-o Darlehen, non 300 Millionen zu fließenden Beträge in Bodenmark in der Weis« zu verwend«», daß sie sich zur Einlösung der um- laufenden Rcichsbonknottn bereit erklärt. § 2» La« Reich »z^> bei hpr MichM»nk Schatz- ^nwestung-m v'cht mehr diskontieren. « 2b. Im Falle der Wiederherstellung der Goldwährung und seiner Rückzahlung der von der Währungsbank dem Reiche gewährten Darlehen kann das Reich das Recht der Wöhrungsbank zur Ausgabe von Geld zeichen ausbcben und die Einziehung der um- laufenden Geldzeichen durch die Wöhrungsbank ver langen. Rheinisches Notgeld Pari», 21. September. (Eig. Te l.) Die Pariser Blätter veröffentlichten heute abcnd eine Mit teilung der Rheinlandkommission, wonach am 6. September in Koblenz eine Zusammenkunft der Bürgermeister, Bankiers und Industriellen des Rheinland«» unter Vorsitz Tirards stattgefunden Kat. die sich mit der Frage der Ausgabe eine» Notgelde« befaßte. In einem Erlaß gibt die Rheinlandkommission das Ergebnis der gemeinsamen Beratungen bekannt. Demnach wird das besetzte Gebiet in neun Zonen eingcteilt, in denen durch eine spezielle Währungskommission Notgeld aus- gegeben wird, dos nur in den betreffenden Zonen gültig ist. Die Ausgabe des Notgeldes unterliegt gewissen Bedingungen. Anderes Notgeld sdes Reiches) ist nicht zugclafsen. Seitschriften-Nundschau Don N«rr> L. Gelegentlich der offiziellen Derfassungsfeicr in Dresden hielt der Dichter Heinrich Mann am 11. August eine Festrede, die wegen ihrer fast über republikanischen Tendenz allenthalben große» Auf- sehen erregt hat. Im Septrmberheft der «Neuen Rundschau" begibt sich Heinrich Mann von neuem auf da» Glatteis der Politik, indem er im Zusammenhang mit dem Ruhrproblcm die Möglich keit einer Verständigung zwischen Deutsch land und Frankreich erörtert. Seine An sichten über diese» hochaktuelle Thema sind stark pazifistisch. Nachdem er die bisher ablehnende Haltung der Franzosen gegenüber einer Der- ständiglmg damit begründet hat, daß die meisten Franzosen in der deutschen Demokratie eine unechte Anwandlung sehen, fährt er fort: „Frankreich ist als Demokratie so viel älter. Es hat die seine in Zeiten der Begeisterung erobert und sie in Zeiten, die weniger verwirrt als diese waren, wiedererobcrt. Ls kennt die Wärme, die Neigung zur Güte, die im Sinn de» Worte» mitklingt. Ts hat gut« Stunden der Demokratie erlebt, Deutschland vorerst nur schlimme. Wie soll e» sich begeistern? Man wirft ihm vor, daß e» die Demokratie mit Un lust ertrage. Ich finde, daß, alle Umstände in Be tracht gezogen, überraschend viele Deutsche guten Willens sind. Frankreich helfe, wenn auch zunächst nur aus berechtigtem Eigennutz, daß sein Schuldner sich errette durch Demokratie. Der volle Glaube an sie wird dem Erretteten schon kommen. Sein Glaube wird sogar wieder zurückwirken auf den Helfer selbst, der es brauchen kann. Da» verbindet. Man hat sich dann doch fruchtbarer kennen gelernt als im letzten Jahrzehnt. Man wird endlich auch Tugenden bei einander rntdecken, vielmehr sie wieder entdecken. Denn, sonderbar, während langer Augenblicke ihrer Geschichte haben die beiden Völker sich doch ge schätzt." Da« mag richtig sein. Bleibt nur übrig, daß auch die Franzosen sich davon überzeugen lasten-, doch scheinen di« verantwortlichen Machthaber in Paris vorerst keine Neigung hierzu zu verspüren. Im Zusammenhang hiermit ist ein Appell d-r be- kannten deutschvolksparteilichen Reichstagsabgeord- neten Frau von Oheimb erwähnenswert, den sie kürzlich in einer Untersuchung der Notwendigkeiten ruhiger innerstaatlicher Entwicklung an da» deutsche Volk im Sinne de» Festhalten» an die Weimarer Berfaffung gerichtet Kat. Die demokratische Woch«n- schrtft .Deutsche Einheit" bringt in ihren» Heft vom 15. September diesen Appell mit dem Be merken zum Abdruck, daß es erfreulich wäre, wenn in der Deutschen Polkspartei überall soviel staats politischer Sinn vorhanden wäre, wie in diesen Au»- fsihrungen der Frau von Oheimb. Diese schreibt: .Wenn wir jetzt erleben, daß Frankreich in voll ständiger Verkennung der staatlichen Verhältnisse Europa« mit brutaler Gewalt gegen olle Menschen- rechte Deutschland vernichten will, so ist Frankreich politisch schlecht beraten. Denn kein Staat Europas wird auf di« Dauer sich eine Diktatur brutalster militärischer In^inktc gefallen lasten. Auch in Deutschland hat der Ruf nach dem Diktator keinen Zweck. Vorläufig würde ein« Diktatur des Mi litär» oder der Wirtschaft genau so verderblich sein, wie eine Diktatur der Gewerkschaften des vereinigten Proletariats, der Sowjetsterne oder Hokenkrcuzlcr. I'etzt aber heißt es vor allem, dem Staate zu opfern mit allem geistigen und materiellen Besitz. Revolutionieren wir un» innerlich zur Liebe zum Staate und Volk, glau- den wir an den Genius de» deutschen Volke«, dann werden wir den Steg de» Geiste» über die brutale Waffengewalt unserer Feinde erleben. Folgen wir dem Mut und der Aufopferung der staat«beroußten Deutschen von Ruhr, Rhein und Saar — dann kann da» Deutsche Reich nichr untergehen." * Hilferdings Stell erpliine haben bei ihrem Bekanntwerden mancherlei Kritik erfahren, und auch wir haben un» nicht in a l l e n Punkten mit den Reformabsichtcn de» neuen Rkich«finanzministers einverstanden erklären können. Inzwischen hat e« sich gezeigt, daß die Sreuerfroge so lange sekundäre Bedeutung hat, als das deutsche Währungsproblem nicht gelöst ist. In der Tat arbeitet man in Berlin auch intensiv an der Schaffung der neuen sogenannten Bodenmark. Reichlich verspätet kommt nun di» Halbmonatkschrtst .Hammer" in ihrem zweiten Levtemderheft auf die Lteuerpläno Hilser- ding» zurück. In dieser sich selbst „varteilo«" nennen den Zeitschrift fällt der anscheinend den Deutsch völkischen doch recht nahestehende Herausgeber Theod. Frttzfch folgende» ebenso vernichtende wie amüsante Urteil Uber die „Au»plündorungssteuer", wie er st« nennt: .Di« jetzige Steuer-Politik Kat nicht die Gesun dung unseres Staat»- und Wirtschaftsleben» zur Folge, sondern deren Untergang und Vernichtung. Darüber kann sich niemand länger täuschen, der die eigenartige Handhabung sieht. Aus den Einwand, baß di« geforderten Kapitalien nicht auszubringen wären, wird geantwortet: „Sie haben ja den Besitz, ver- kaufen Sir den!" — Und ko wird r» kommen! Wird die Steuerforderung rücksichtslos durchgefithrt, so «erden Unzähiia« von ihrem Besitztum vertrieben: Und da» scheint der heimlich« Zweck. E« ist auf Enteignung abgesehen! Der Vesttz-nde soll seiner Habe beraubt werden — vieleicht zugunsten von Ausländern. — Die neue Politik ist nichts anderes al» ein verkappter Bolschewismus." Und weiter unten sagt der Verfasser noch deut, licher: „In der Tat zeigt sich bei all den neuzeit lichen Vorgängen, daß da» Volk Israel immer den größten Nutzen davon hat. Auch bei den neuen Steuermaßnahmen wird Volk Juda cs so zu drehen wissen, daß es den wenigsten Schaden dabei erleidet. Wie sollte denn auch Herr Hilferding seinem Volke etwas Böse» antun wollen!" Jeder Kommentar hierzu würde den voll kommenen Eindruck der naivsten Betrachlungsweise, gepaart mit bösartiger Verhetzung, verwischen. * In der neuesten Septernbernummer der .Hilfe" gibt der demokratische Reichstagsabgeordnete Erke- lenz unter der Ueberschrift „Die große Probe" einen Rückblick auf den Ruhrkamyf. Hierbei kommt er auch auf die eigene Schuld des deutschen Volkes zu sprechen, die er als Tr«ik bezeichnet. Erkelenz führt die deutsche Selbstanklage wie folgt: „Wir werden zu einseitig wirtschaftlich. Wir gehen zu vollständig auf in Rützlichkeitserwägungen, in Geschäft und Verdienen. Der Zusammenhang mit dem Ganzen kommt un» abhanden. Der Er werbssinn ertötet den Geeminschaftssinn. Die Leh ren der großen Denker erstarren in Spezialistentum und äußerem Nachbeten. Der Staat, die Gemein schaft beginnt sich auszulösen in Wirtschaftvzrllen und Interestenzusammenballungen. .Bereichert euch" wird die herrschende Parole, „bereichert euch um jeden Preis". Und weiter unten schreibt Erkelenz: „Wir sör- drrten das Unglück (Ruhreinfall) selbst, indem wir unser bestes Gut, die Seele der Nation, verschleuder ten, sie verkümmern ließen, nicht genug taten, um mit heißer Inbrunst den Mangel an Jahrhunderte langer gemeinsamer Geschichte durch feurigen Wil len auszuglrichen." Vie Not der Erwerbslosen Dresden, 22. September. (Eig. Tel.) In Sachsen scheint eine neue Periode wirtschaftlicher Un ruhen unmittelbar bevorzustehen. Nachdem kürzlich in Großenhain trotz einer Milliardenspcnde der Muldcntalwerke die dortigen Arbeitslosen unerfüll bare Forderungen ausgestellt hatten, geht die neue Welle wieder von dem stark kommunistischen Orte Werdau au», wo sich bekanntlich im August schon schwere Ausschreitungen zugetragen haben. Auf Ein- ladung des dortigen Stadtrats fand jetzt eine ge» meinsame Sitzung der Arbeitgeber, der Er werbslosen, der Gewerkschaften und der politischen Parteien unter Vorsitz des Stadtrates Hille statt. Der Vorsitzende wie» auf die ungenügende Erwerbs- losenunterstützung hin und weiter auf die Behaup- tungen der Linkspresse, daß die Betriebseinschrän- kungen nur die Steuergesetze sabotieren sollten. Er gab weiter bekannt, daß die Erwerbslosen folgende Aorvernnge« aufgestellt hätten: Unverzügliche Einreihung sämt licher Erwerbslosen in den Pro- duktionsprozeß; soweit da» nicht mög lich sein sollte, Erwerbslosenunterstützung durch die Industrie. Würden dies« Forderungen nicht bewilligt, so sehen sich di« Erwerbslosen gezwungen, zur Selb st- Hilke zu greifen. Sie müßten die Verantwortung für dir dann entstehende Anarchie den Kreisen über lasten, an denen e« gelegen hätte, Aenderung zu schaffen. Die anwesenden Vertreter der Gewerkschaften er- gingen sich in den üblichen Redewendungen. Der Sinn ihrer Ausführungen war der, daß die Industrie un- bedingt verpflichtet sei, für Beschäftigung der Er werbslosen zu sorgen. Die besonderen Verhältnisse der Gegenwart machten außergewöhnliche Maß nahmen notwendig. Ferner wurde die Behauptung ausgestellt, daß die Arbeitgeberverbände die Arbeitslosigkeit direkt sör' derten. Einem Gewerkschaftsführer sei bei Der- Handlungen mit einer Firma erklärt worden, daß sie -war genügend Aufträge und auch den notwen digen Absatz habe, aber nach einem Beschluß ihre» Verbandes gezwungen sei, einen Tag in der Woche zu feiern. Außerdem wisse man au» sicheren Quellen, oaß verschiedene Industrielle dazu übergegangen seien, Deredelungsprozeste, die bisher im Inland« ausgcführt worden seien, nach dem Ausland zu ver- geben, lediglich des niedrigen Preises wegen und um die Arbeitslosigkeit zu fördern (?). Wenn bisher in Werdau geordnete Zustände bestanden hätten (?), sei das einzig und allein auf den beruhigenden Einfluß der Gewerkschaften auf die Erwerbslosen zurück- zuführen. Bet den gegenwärtig«, Verhältnissen sei man aber dazu nicht mehr in der Lage. Auch die Führer der ro»m»«iftische« H»«dertschast<« erklärten, man werde sich, fall» in Werdau Ereignisse wie in anderen Städten eintreten würben, bei denen Erwerbslos« niedrrgeschosten worden seien, unbedingt für jeden einzelnen Gefallenen rächen. E» fehlte auch wieder nicht an den üblichen Drohungen, die durch die in großer Zahl anwesenden Tribünen- besucher mit den nötigen Zwischenrufen bekräftigt und verstärkt wurden. Ala Vertreter der Arbeitgeber antwortete Stadtrat Vogel auf die Angriffe. Der Industrieverein wird zu diesen Fragen sofort Stellung nehmen und den Erwerb«, losen Gelegenheit geben, in dieser Sitzung zu Worte zu kommen. Man ist also wieder bereits bei offenen Drohun gen angelangt. Von da bis zu neuen Gewaltschritten ist gewöhnlich nur ein kleiner Schritt. Der kom- munistiswe Parteiführer Paul Böttcher schreibt in der kommunistischen Presse: „Die bürgerliche Polizei mit ihrer Tradition in antiproletarischer Ideologie muß der proletarischen Polizei Platz machen. Arbeiterblut ist kein Bindemittel zwischen dem Proletariat und einer sozialdemokratischen Re gierung. Der bevorstehende revolutionär« Kampf erfordere Klarheit in allen Dingen. Die KPD. sehe ihren Weg bi» zur letzten parlamentarischen Kon- seguenz. Die Masten müßten wissen, auf welcher Seite der Barrikade st« im kommenden Bürgerkrieg kämpfen werden, Zn Vornsdorf und Uwaedua-, das das Industriezentrum der Firma Arthur Ktzmrp dpesteüt, sind 400 Kinder der KruvpschchtArÜM, wnd An gestellten au* Eff-n »ingettoften. Eine französische Lüge KMruz, 22. September. (Eig. Tel.) Entgegen den Meldungen französischer Blätter, daß di« Per- trrtcr der deutschen Telegraphen- und Telephon- beamrcn in Koblenz der Besatzungsbehörde ihre Dienste angeboren hätten, erfahren wir, daß es sich um folgenden sehr einfachen Vorgang handelt: Mit Ausnahme des Telegraphen- und Fernsprech- dicnstes arbeitet die Koblenzer Passbehörde se.t Monaten wieder in gewohnter Weise. Der Tel«, graphen- und Ferasprechdivnst hat bisher nichr wieder aufgenommen werden können, da die Kabel- leitungen seinerzeit unbrauchbar gemacht wordcn waren. Dieser Zustand ist mit der Zeit für die Wirt' schäft der Stadt Koblenz unhaltbar geworden, so daß di« Vertreter der Stadt, die Industrie und de» Han dels dahin gearbeitet haben, daß die Wicderherstel- lung des Kabelnetzes möglichst bald in Angriff ge nommen wird. Nur hierüber ist mit der Besatzungs behörde verhandelt worden. * Am Sonntag finden in verschiedenen Städten des Rheinlands«, so in Wiesbaden und Trier große öffentliche Versammlungen der Separa- tist en unter freiem Himmel statt. Di« Besatzungs behörde hat erklärt, tmß sie den Schutz dieser Ver sammlungen übernehme und mit ihren Org-nen d e Aufrechterhaltung der Ordnung sichern werde. Au den Versammlungen sollen mit Regiezügen Tausend« von Statisten, größtenteils vom flachen Lande, her- cingeholt werden. Herriot in Amerika Pari», 22. September. (Eig. Tel.) Der „Petit Passten" meldet au» Washington: Der französische Deputierte Herriot, der sich gegenwärtig aus einer Reise durch die Vereinigten Staaten befindet, die ihn auch nach Kanada führen soll, ist auf der Durchreise in Washington vom Präsidenten Loolidge empfangen worden. Herriot hatte außerdem Besprechungen mit dem Präsidenten der amerikanischen Arbeiter föderation Gompers, dann mit dem früheren Staatssekretär Hoover und mit dem gegenwärtigen stellvertretenden Staatssekretär Philipps. Er be sprach weiterhin mit offiziellen Persönlichkeiten der Handelskammern der Vereinigten Staaten die Handelsbeziehungen zwischen Frankreich und Amerika und die Teilnahme der amerikanischen In dustrie an der Messe von Lyon. Fortsetzung der §iume»vesprechungen Frankfurt o. M., 22. September. (Eig. Tel.) Die „Frankfurter Zeitung" berichtet aus Rom: Der südslawische Gesandte übermittelte Musso lini die Antwort Paschitschs bezüglich der Fort setzung der direkten Besprechungen über Fiume. Der Bries ist in seiner Form herzlich gehalten. Er an- erkennt da» Prinzip der Nützlichkeit direkter Ver ständigkeit unter Ausschluß eines Schiedsspruches Dritter. Paschitsch äußert sich hoffnungsvoll, bezwei felt jedoch den Wert der bisher veröffentlichten Pro- jekte. Die Besprechungen treten in eine völlig neue Phase. Sie werden durch Vermittlung des jugo slawischen Gesandten direkt zwischen Musso lini und Paschitsch geführt. Sobald ein prinzipielle Einigkeit erzielt ist, dürfte Mussolini wahrscheinlich in Venedig mit Paschittch Zusammen treffen. Var Attentat von Janina Pari», 22. September. (Eig. Tel.) Englische Blätter melden, daß die Italiener mit der Räumung von Korfu begonnen Haden. Ar tillerie und eine große Menge Munition ist be reit» eingeschifft. Aus Athen wird gemeldet: Die interna tionale U n t e r s u ch u n g s! o mm i s si o n, die sich von neuem an Ort und Stelle des Attentate be geben hat, ist nach Janina zurückgekehrt, um den Rapport abzufastcn, der der Botschafterkonferenz vorgeleqt werden soll. Man fügt aber hinzu, daß die Ausführung dieser Rapport» den Abschluß der Unterslichungsarbeiten nicht bedeutet, sondern daß die Kommission dieselbe fortsetzen werde. Die Leichen der italienischen Offiziere, die in Prevefa eingeschtfst werden, sind in Tarent eingetroffcn. Morgen wird in Rom die Trikolore auf Halbmast gehißt. Sämtlich« Geschäfte werden bis in die Nach mittagsstunden geschlossen halten. All« Vorberei tungen zu einem feierlichen Leichen- begängnie sind bereits getroffen. Reuter meldet aus Prevesa: Gestern hat sich ein Zwischenfall ereignet, der ernste Folgen hätte nach sich ziehen können- Die Griechen wider- setzten sich dem Vorschläge der italienischen Delegation, daß ihr gestattet werden solle, eine Abteilung Lara- binieri auf griechische» Gebiet zu entsenden, um den Kurierdienst -wischen Janina und Italien wieder auf- zunshmen. Schließlich wurde durch Vermittlung he» japanischen Vertreter» eine Regelung erreicht. de Rivera und der RSnig Paris, 22. September. (Eig. T el.) Der Korre spondent de» „Motin" in San Sebastian gibt über die Beziehungen des Generals de Rivera zum König Alfons XIII. interessante Aufklärungen, di« erkennen lasten, daß der General den König vor die Alternative stellte, sich entweder zu unter- werfen oder abzudanken. Der König wünschte lebhaft, daß der General auch die Nihilisten in sein Ministerium aufnehm«. Drr Diktator weigerte sich aber kategortsch. Al» der König weit«: drängte, antwortet» ihm der General: »Ich hab« in meiner Proklamation erklärt, daß wir entschlossen srien, alle« zu tun, do» Vaterland und den König »u retten. E» ist nur eine» möglich: eine, dieser Wort« wrgzulasten." Darauf gab der König nach. Dauach ist da« Vorrecht de» König», sein« Minister zu ernennen und st« zu ent lasten, praktisch abgeschafkt. Einstweilen wird General de Rivera, um di, laufenden An gelegenheiten zu erledigen, Schritt« bei gewissen Per- sönltchkeiten unternehmen, um die Leitung der hohen Minifterposten bedeutenden Persönlichkeiten zu über tragen. Er stößt dabei auf Lchwirriakeiten. Di« einen weigern sich au» prinzipiellen Gründen, die anderen wollen ihre Zukunft nicht riekirren, solange die Lage nicht enaastlttg g-ktäi-t ist.