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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.09.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-09-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192309204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230920
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230920
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-09
- Tag 1923-09-20
-
Monat
1923-09
-
Jahr
1923
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Lett« - veutschlandrNot eine Velt-«fahr London, 19. September. Die .Times* schreibt in einem Leitartikel, di« heuti>e Zusammenkunft zwischen Poinears und Baldwin »mrde daa Reparationsproblem in den Vordergrund der politischen Bühne rücken, ffrankreich habe be schlossen, den deutschen Widerstand im Einsallgebtet -u brechen, bevor es da» deutsch« Angebot nur er wäg«. Da» Blatt führt »eiter au», die Kolarn der Ruhrbesetzung gingen wett über di« wirtschaftlichen Schu irrig keilen hinaus; soziale Unruhen und heftig«» politischer Streit leien bereit» au» de« finanziel len Chaos entstanden, das Erschütterungen weit außerhalb der Grenzen Deutschland» zur Folge habe. Die tatsächliche Schließung de» Rhein» hab« die Wohlfahrt Holland» erastlÜH in Mitleidenschaft gezogen; Schweden habe s«inen Hauvt- abnehmer für seine Eisenerze verloren; die standi- navischen Länder seien behindert; Frankreich selbst sehe seine Hochöfen langsam ausgrhen; der Handel England» sei gerade in dem Augenblick aufgehalten worden, wo die ersten Zeichen eine» endgültigen Wiederaufleben» beobachtet wurden. Aber di» Behinderung der andern Länder sei nicht zu veraleichen mit der hoffnungslosen Lage, in die Deutschland gestürzt worden sei. Da» besetzte Gebiet sei tot. Die .Times* entwirft dann ein trostlose« Bild von der auaenbltck- lichenLageDeutschland» und hebt die Rück wirkung hervor, die der endgültige Zusammenbruch der Stabilität Deutschland» auf da» übrig« Europa haben würde, da» keinen zu hohen Preis für den Sieg Frankreichs im Reparationsstreit zahlen wolle. Da» bedeute jedoch nicht, daß es nicht die Befrtedi- Gung rechtmäßiger französischer Forderungen wünsch«. Das Blatt spricht schließlich die Ueberzeugung au», -aß die öffentliche Meinung England» immer für feden vernünftigen Plan zur Garantie der Sicherheit Frankreich» eingetreten sei. Belgien und die veendlgung der Ruhrkonfliktr Pari», IS. September. (Eig. Tel.) Der Brüsseler Korrespondent dev .Echo d« Part»' teilt über die Auffassungen der Lage in belgischen poli tischen Kreisen mit, Belgien sei zu der Heber- zeugung gelangt, daß mit Gewaltmaßnah men allein di« Ruhrkrts« und Riparationsfrage nicht gelöst werden könnten. Die deutsche Re gierung müsse zuerst die von ihrer Vorgängerin zur Durchführung de» passiven Widerstande» erlassenen Verordnungen offiziell wider rufen. Belgien würde dann Vorschlägen, daß ein« neu« Friedenskonferenz statfitnoen soll«, b«i der die technischen belgisch«« Projekte in der Repa- vation»frag« ein« Verhandlungsgrundlag« bilden sollten. Wie die .Dernitre Heure' mitteilt, empfing gestern der belgische König den Außen- ministerZaspar zu einer überau» langen Unter redung, in der er sich über den allgemeinen Stand der Reparationssrogr sowie über den Staad der Ruhrkrifi» eingehend Bericht erstatten ließ. Kritik an Italien Genf, 19. September. Zu Beginn der gestrigen Sitzung de» Völkerbund«» gab Salandra Hie lange mnd scharfe Erklärung »u Branting« gestrig«? Rede über dre Besetzung Korfu» und m« Zuständigkeit de» Bölkerbundsrat«« ab. Branting betont« in seiner Entgegnung, dft öffentlich« Meinung der ganzen Welt werde sich kaum bemühen zu glauben, daß di« sog. freundschaftlichen Repressalien, von denen Salandra gesprochen habe, harmlos gewesen seien. Allgemein v«rm«rkt wurde der scharfe Ton Sa landra» gegen Branting und di« große Liebens würdigkeit gegen Lord Robert Eecil sowie di« freund schaftlichen Wendungen für den griechischen Vertreter, und seine energisch« Erklärung, daß di« heutig« Rats- sitzuna hoffentlich di« letzt« rn dieser Angelegenheit und der Fall völlig erledigt sei. Nichtsdestoweniger wird in Kreisen d«s Völkerbünde« davon gesprochen, daß morgen «in« neue Ratssitzung stattfinden «erde. Südflaivlen gegen Italien verstimmt Belgrad, 19. September. (Eig. Tell) Di« .PoUtica' schreibt: .E» war nur ein Tag nötig, um un« davon zu überzeugen, daß uns di« Registrierung de» Vertrage« vonRapollo vor Ueber- raschungen nicht schützt. Wir wissen nicht, wie der Diktator Italien» mit Tanger, wi« er mit Korfu fertig werden wird. Wir wissen nicht, «an» die tat sächliche Annexion Fiume» in eine recht liche umgewandelt wird. Aber eine» wissen wir, daß ein Lag komm«» wird, wo man mit der Armen täuschung für die Ocfsentlichkeit aushören müssen wird, wo da» Spiel der Geschichte beginnt. Dieser Augenblick wird der unsere sein. Dir fühlen ihn kommen; diesen Augenblick erwarten wir. Wie wir ihn erwarten mit der Türkei. Bulgarien und Oester reich-Ungarn, so erwarten wir ihn auch mit Italien. .Drome' führt au«: .Was sich vorgestern in Italien ereignete, ist nur die Fortsetzung der bis- herigrn itallenischen Politik. Italien ernennt einen eigenen Gouverneur und verntchtet« damit di« letzten Spuren der Unabhängigkeit de» Freistaates Fiume. Italien will gar nicht unsere Antwort abwarten, ob wir bereit sind, auf einer ge- eigneten Grundlage weiter zu verhandeln. E» ist sehr fraglich, ob unsere Regierung bereit sein wird, in Verhandlungen über nene Zusätze de» Vertrage» von Ravollo in dem Augenblick «inzutreten, »» Italien diesen Vertrag zerriß. Jedenfalls ist der jetzt von Italien eingeschlägene Weg für Verhandlung« kanm gangbar.' Kampf -egen Lis EshetmvS-tzka in Amerika Pari«, 19. September. (E i A Tel.) Dem .Petit Journal' wird au» Re« Dork gemeldet, daß die noch dem Staat« Oklahoma entsandten Trupp« der Uni«, di» mit der Bekämpfung der Umtriebe da» bekauut« Geheimbund«» Ku-Klux-Klan beauftragt sind, dort eins« troffen stad. Die Militärbehörden haben streune Order erlast«, gag« diese» Geheim bund mit allen Mitteln vorzug«b«a. Der Gouverneur hat in einer Rede versichert daß er alle Anstrengun gen unternehm« werd«, um den Gehelmbund völlig auf-ulösen. Präsident Taalida« hat seiner- seit» erklärt, er werden in die Angelegenheit nicht sing reifen und «oll« dt« Lösung 5« lokalen Be hörden überlassen. Üb huutzalt sich -al huu MuwlNo»' um atz»« ist rinn lte tu Bm» w !» Sektions ¬ über kein Orden ann«h«u> Minister Grürtpe üb« Betrieb»« einfchrSnkrrngeir «. StiNe-mr-en <d am ehesten mit den der Komm« und der ung der Reichswehr von allen Ge- , unablösbare Beteiligung an dem Gesamtvermögen der deut- Geste« ist d«l öster reich Alfred Grünberger sowie de» itt «in« ge- n«n auf, und ')uno« statt, nn schon die e Möglichkeit LM bayrischer LrnShrnn»»- bibtatar? Münch«, 1K September. (Eig. T «l.) Di« bi»- weilen au» de» ihr nahestehend« Kreis« der V aH» rische» Volk»part«t vorzüglich unterrichtet« „AU^bnrger Postzeitung' berichtet heut« über ein ihr »«gegangene» Gerücht, da» st« .für nicht prunke loa HÄN. E» soll danach die Ernennung de» Er- organisiert «erd«, und d und in jeder Stadt und in Unternehme» aber wird ge- Nn»«, wenn wir aus die Sympathie und nötigen- fall» auf die Hilf« Frankreich» und Belgien, zählen Wunen. Ein« Koloffalstatue Wilhelm, I. steht am Zusammenfluß von Rhein und Mosel, di«, wir durch ein, Statu, de» Fried«» uud der Freiheit ersetz« wollen.' zu «stallen. Gewiss« Kompetenzen de» Landwirt schaft»- und Ernährungsminister» müßten auf den Ernährungsdiktator übergehen. Auch über di« Person hat man sich bereit» geeinigt. E» handelt sich um eine tzo der in Wege zu gehen. m gibt ng sichte", in der Regierung auf sWt stökden Ressort minister einen Druck auszuüben, dt« auch in ihren eigenen Parteien Nicht durchweg -Siebt find und ^L"7mE. E» b.« «. Mitteilungen der .Augsburger Pvstzeitubg' teilweise den Tatsachen vorau»eilen. E» trifft zu, daß sich di, Kpalitianspaxtei« »tt der Sach« befasse» und die Schaffung eine» solchen Posten» gewünscht haben, wobei e» ihnen wohl auch darauf ankommt, auf da» R,ich ein« gewissen Druck auszuüben und Konzessionen (Bahntarife, Beseitigung des Fracht- briefzwange») durchzusetzen, derentwegen wohl auch Minister Schwerer im Augenblick gerade in Berlin weilt. Auch die Koalitionsparteien haben sich über eine Persönlichkeit für d« n«uen Posten ge- ttnigt. Die StaatsreglerUng selbst ist aber der Sache nur theoretisch näher getreten und wird sich erst im nächsten Ministerrat — voraussichtilch morgen — mit der Sach, befassen. In den Kreisen der Sozialdemokratie ist man der Meldung, daß es sich hierbei nicht darum handele, in die jetzige Re gierung eine neue Amtsstelle mit besonderen Be- fugnifl« einzuschieb«, sondern glaubt vielmehr, daß e» sich um Machenschaft«« der National aktiven handelt, die, wi« auch die .Augsburger Abendzeitung' verrät, bei Eintreten bestimmter sOlle die Vorsorge für die Ernährung für ein« der wich- tigsten Angelegenheiten halten, und für ihr« Zwecke daher zunächst einmal di« Lösung dieser Frag, an- . > > - vie Regierungs neubildung in Thüringen Weimar, 19. September. (Gig. Te l.) Da« vom Thüringer Landesausschuß für die Neubildung der Regierung ausgestellte sozialdemokratische Programm, über da», wie schon mitgeteilt, mit den Kommu ni st e , noch verhandelt wird, nimmt in seinen ersten 8 Punkten zunächst Stellung zur Meichdst-lMk Als Aufgabe des Lande« Thüringen wird darin bezeichnet, daß e» al» Gliedstaat der deutschen Republik, an der« Einheit unter allen Um ständen festzuhalten ist, durch seine Regierung im Rahmen der verfassungsrechtlichen Möglichkeiten eine Politik treib« und im Reich aus eine Politik hinzu- streb« habe, di« den Interessen der arbei tenden Bevölkerung dient. Grundlage dieser proletarischen Politik muß die Sicherstellung der Existenz der werktätig« Bevölkerung sein. Diese« Ziel soll er »eicht «erden in erster Linie durch Liquidierung desRnhrkampses. Die notwendig« Wiedereingliederung diese» Wirtschafts gebietes in di« deutsch» Gesamt wirtschaft soll ermög licht »erden durch erträglich« Reparation« unter Heranziehung der besitzenden Kreis«. Außerdem ist anzustreben di« Säuberung der Reich»»ehr van allen monarchistischen Elemen ten, . , _ beimorganisotionen, de» Reiche» an „ sthen Wirtschaft (Handel, Industrie, Schiffahrt, Banken und Landwirtschaft) in der Höh« von 99 v. H. bi» S1 v. H., je nachdem die Beteiligung mehr al» 88 Prozent an öffentlichen Betrieben beträgt. Ferner Schaffung eine» Auße« Handelsmono pol» noch russischem Muster, Unterstellung der Syndikaj« unter öffentlich« Kontrolle, Verschärfung der Vesttzsteper, solange di« direkte Beteiligung des Reiches an Privatbefitz nicht dnrchgeführt ist, Schaf- stmg einer neuen auf Gold basierenden Wäh rung durch eine ne« Notenbank, der« Grund- kapital vollkommen in Händen de» Reiche» ist. Di« eigene thürtu-ych- Politik wird auf folgende 7 Punkt« festgelegt: 1. Sicherung der republikanischen Staats form für Reich und Länder. Auch da» Land Thüringen Kat «in« revublikanischeNot- «ehr, deren Grundlage die politisch« Partei ist. Di« Notwehr kann nach Bedarf von der Regierung zur Unterstützung de« Exekutivkörperr herangezogen werden. Die Grundlage für die gemeinsame Ver wendung im Falle von Gefahr wird zwischen den beiden Bezirksleitungen der KPD. und VSPD. ver- etnbart. 8. Di« gesamte Polizeiorganisation inne^alb de» Land« wird verstaatlicht. S. Erlas Republl , organflationen. inne^alb de» Land« wird verstaatlicht. " ' iß von Verordnungen zum Schutze der i k, Bekämpfung nationalistischer Geheim- a der Ernährung »ur Minderung de» »lolenelend». Finanzierung der Gr- nährungmolrtschaft durch Reichs- und Staatsbank, Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. ö. Moralische Anerkennung drrKontrollaus- schüsse, denen im Rahm« der Reichsbrstimmungen weitgehende Ruht, eingeriiumt werden. 9. Stärkung der republikanisch« Ide« durch die Schulreform 1« Sinns der Einheitsschule und Au»bau der Berufsschule. 7. Weitgehend« Ausübung der Begnadigung in Fäll« von Notdelikten und Verstößen gegen Paragravken 218 und 299 Reichsftrafaesetzbuch. Der EintrittderK. P. D. in oft Regierung soll schließlich dadurch erfolgen, daß dl, Landtags- fvaktionen der VSPD. und der KPD. einen tzprlpMeKtckrtsch«« Arsteitdaudschwtz biltzen. Diesem Aussthuß werden all« Entwürfe vor ihrer Stn-ringung in» Parlament vorgel^t. An fragen und Interpellationen sind vor ihrer Ein- brtnaung dem parlamentarisch« Arb< «-«falls »»»«legen. Der parlamentarist ausschutz stellt für jeden Tagungsabschnit »einsamen Arbeitsplan für di« Fraktion, perivdistP find« gemeinsam« Fraktionsfitz Außerbem wird noch erklärt: .Nachdem Parteikonferenz am Itz. September di« »ine» BetriebsrStekongresse» verneinte Fühlungnahme mit dem. Allgemeinen Dei wrrkschaftsbund zu demselben Ergebnis g sehen wir un» al« Mitkläger der G« außerstande, die Einberufung eine» B kvnaresses zu fordern. Vir halt« den Eintritt der KPD. in die Negierung für notwendig.' Dresden, 19. September. (Eig. Tel.) Bei einer NachtverstunmkunE di« dckr Zetntralverbond der Hotel-, Restauration»- und Kaffteongestelltco «bevus« hatte, sprach dar Arbcktominister Graupe über Betriebsstillegungen unter besonderer Berücksichtigung des Gastwirts gewerbe». Der HochkapttMsmu» sei der Urheber all« Leide« unser« Zeit. Dis vepschiederwo Reichs- kabinette hätten mit untauglichen Mitteln di» Hei- lung versucht. Di« Vorgänge im Ruhrgebiet seien nur die Auswirkung de» Kampfe« um die unterirdischen Güter. Die Industrie und die Hoch, ftnanz hätten ihre alte Fefkeng zurückevobert. In dustrie, Landwirtschaft und Hausbesitz hätten ihre Hypothek mit Papiermari abaestoßen, den Wert chrer Besitztümer gesteigert, und wahrend die Ar beiterschaft ihre Steuarn in Gokdmark entrichten wüßte, täten dies die kapitalistisch«» Kreise nach den Einschätzung« der Vorjahre in entwerteter Papiermark. Die Geldentwertung bade erst noch der Ermordung Rachman» ihr« rasenden Lauf genommen. Die Kaufkraft de» Volke« müsse aechobra werben, indem sich die Industrie einstelle auf den inländische» Wert und nicht durch dm Export di« Werte in» Ausland geh« lasse. Die Haupturfache für die jetzigen Still legungen sei da» Bestreben der Arbeitgeb««, kreise, sich um die Lohn- und Betriebsstouern zu drücken. Da» fichOche A rbeitsmini sterium sei daran, sehr scharf die etwa 2009 Anträge auf Vetriebseinstel ßunge« nachguprüfen. Man würde vor dom Staatsanwalt durchaus nicht zurückschrecken. Die Arbeitnehmer müßt« aber einte größere Aktivität entfalten. Di« Preispolitik der Arbeitgeberorganisationen müsse gebrochen wer den, «bmso müßt« die Tätigkeit der Betriebsräte besser unterstützt werden. E» dürft nicht möglich fein, daß ein Betriebsratsmitglied, weil es etwa die Zustimmung einer Stillegung verweigert habe, bei Eintritt der Arbeitsstockung einfach entlassen «erden könne. Von der Reichs ragiovung müsse vor langt werden, daß in der jetzigen Not Kündigungen und Entlassungen grundsätzlich verboten werden. Wenn die Reichsregievung nicht sehr bald dahinzielend« Schritt« unternehme, fühle ich die sächsische Regierung verpflichtet, ein« entbrechende Drrordnung zu erlassen. , > r., Hilfeleistung der sächsischen Innen« Ministerium» für kinderreiche Zamilien Dresden, 19. September. (Ei a. T e l.) Die gegen- wSrttgen ungünstigen wirtschaftlichen Verhältnisse ermahnen dazu, mehr al» bisher den kinderreichen Familien besondere Beachtung zuteil werden zu lassen, deren Einkommen in gar keinem Verhältnis zu dem beträchtlich höheren Aufwand für Ernährung. Bekleidung, Wohnung, Erziehung und Ausbildung stehen. Die Einführung von sozialen Löhnen, d. h. der Anpassung der Löhne und Gehälter an di« persönlichen Verhältnisse stößt auf vielerei Schwierigkeiten. Jede neu« Geldentwer- tung führt zu einem weiteren Sinken de» realen Ein kommen». Immer mehr nimmt die Arbeitslosigkeit »u und bringt den kinderreichen Vater erst recht in Bedrängnis. Die unzulanaliche Lebenshaltung wirkt verheerend auf den Gesundheitszustand der Familien. Unterernähruna mit ihren Begleiterscheinungen Ra- chiti«, SIrophulose, Tuverkulose sind meist die Folgen. In Anbetracht all dieser Verhältnisse hat sich das Ministerium de» Innern veranlaßt gesehen, in einer Verordnung den Wohlfahrt«ämt«rn nahezulegen, sich der kinderreichen Familien besonders anzunehmen, und zwar in ständiger Fühlungnahme mit den Ortsgruppen desBundeoderKinder- reichen. Leider sind die Mittel gering, die zu notwendigen Unterstützungen zur Verfügung stehen. In einer Eingabe an den Haushaltausschuk bittet der Bund der Kinderreichen um die Bereitstellung von Mitteln im neuen Haushaltplan. Obwohl dieser Weg der Hilfe auch nicht zu dem Ziele eine» besseren Ausgleich» führen kann, da hierfür nur Maßnahmen wirtschaftspolitischer und finanzpolitischer Art in Frag« kommen können, so muß zunächst auf diesem Wege versucht werden, wenigsten» dem dringenden Notstand abzuhelsen. . Serbische Lrkdensgedankeir wahrend der Weltkrieges Bon ch. AuknettdGvtt Langjährige Bekanntschaft mit den ftitende» Per» s»n«n Serbien», insbesondere dem Minister präsidenten Pasitsch und dem Kronprinzen, jetziaem König Alexander, in dessen Stab« ick den zweiten Balkankrkeg mitgemacht hatte, ermöglicht« k« mir, nach Ausbruch de» Weltkrieg« nach Serbien zu kommen und dort di« alten Beziehungen auch noch weiter zu pflegen, obgleich ick Reichsdeutscher bin. Di« Gegnerschaft Serbiens richtete sich ja ohnehin nicht gegen di, Deutschen, sondern vornehmlich gegen die Ungarn und Oesterreicher; Deutschland besaß und besitzt auch noch letzt eine gut« Not« in Ärbiea, während Oesterreich-Ungarn « mit Serbien arg »er- schüttet hatte. Ungehindert konnte ich mich in Risch, wohin sich die serbische Regierung begeben hatte, bewegen, und verblieb dort bi» kurz vor de« Einmarsch« der Bul garen. In all der gelt hatte ich häufige Begegnungen mit dem Kronprinzen und noch öftere mit Pasitsch. Einig« Male versuchte ick hierbei bei Pasitsck den Gedanken a« einen Frieden »schluß anzuregen. Er ging stet» bereitwillig darauf «in, sah zuvörderst aber keinen gangbaren Weg zum Frieden. Lr hofft« aus den Sieg der Entente. Da» war namrnt- lich der Fall, al» di« Engländer di« Dardanellen be kannten. Al» diese» Unternehmen aber ein unrühm- lich« Ende gefunden, fand ich ein« Tag« Pasitsch doch recht nachdenklich an seinem Schreibtisch. Er kam ganz von selbst auf eine Friedensvereinbarung und sagte, daß all« Serben überzeugt seien, daß Deutsch- land eine ander« Balkanpolitik betreiben werd« al» Oesterreich. .Man muß", sagte er im weiteren Gespräch, .bei einem Kriege alle Möglichkeiten in Erwägung ziehen. Wir wünschen ja, daß di« Entente siegt, es ist ober auch möglich, daß dies nicht der Fall ist. Aber auch dann wird Serbien unschwer zu einem freundschaft lichen Verhältnis insbesondere zu Deutschland zu bringen sein. Schwierigkeiten bietet nur der Aus- gleich mit Bulgarien, da« übertrieben« terri- tvrial« Ansprüche stellt, aber unüberwindlich sind auch diese nicht. Denn dann die durch serbische« Ge biet nach Salonik führende Eisenbahn in serbische Hände kommt und Serbien den für seine wirtschaft lich« Eristenz unerläßlichen Adriahasen erhält, so wird Serbien befriedigt sein. Wenn Ruß land besiegt ist, hat ja Oesterreich auch von seinem Standpunkt au« nicht» zu befürchten, wenn Serbien «in« Ausdehnung bi» zur Adria erhält, denn wir wer den dann genötigt sein, un» politisch und wirtschaft lich an Oesterreich anzulehnen. Oesterreich könnt« ja dann auch Dalona mit Um geb ung und sonst noch «irren albanischen Küstenori als Stützpunkt besetzen.' Wiederum ein andermal sagt« er, Serbien könne für sich allein kein« Verhandlungen anknüpsen. E» sei von den vier Großmächten mächtige Hilf« er- aangen, da es angegriffen wurde, und es sei daher an dies« Mächte gekettet. Al» sich aber dann große deutsch« und österreichische Truppen massen an Donau und Save versammelten, und auch Bulgarien mobil mackt«, so daß e« augenscheinlich wurde, daß ein großer Schlag aeaen Serbien aeführt werden sollte, wurde auch Pasitsch von der hierdurch im Volke er zeugten Beunruhigung ergriffen. Zn diesen auf geregten Tagen war e» mir nicht möglich, mit Pasitsch »»sammeazutreffen, und ich richtete deshalb «inen Brief an ihn, worin ich, von de» Wunsche beseelt, da» voraussichtlich stark« Blutvergießen allen Teilen »u ersparen, ihn beschwor, beschleunigt einen Friedens- schluß mit den Mittelmächten zu suchen. Serbien» Verbündet«, mit sich selbst vollauf beschäftigt, ver- möchten Serbien keine Hilf« bei der drohenden Kata strophe L« bringen, Pasitsch möge für Serbien zu retten suchen, wo» noch möalich sei. Kurz darauf er hielt ich durch den au» Sofia in Risch angekommenen serbischen Gesandten am bulgarischen Hof«, Tscholak-Antttsch — wohl von Putsch hier»» beauftragt—, die Mitteilung, daß Serbien nicht abgeneigt zu einem Friedensschluß sei. Serbien könne als kleiner Staat aber nicht selbst Be dingungen aufstellen, «» erwart« solch« von Deutsch, land, wobei aber «in« gewisse Garantie gegenüber Oesterreich-Ungarn verlangt werden müsse.. E» wurde mir anheimgestellt, dft» nach Berlin zu melden. Sofort unternahm ich di« erforderlichen Schritte. E» wurde mir au» Berlin mitgeteilt, daß «» nicht an Deutschland, sondern an Serbien sei, Vorschlag« zu machen. Je länger e» damit zöger« und je größere» Blutvergießen dadurch hrrvorgeruftn würde, um so ungünstiger werde sich die Lag« Serbien» gestalten. Ich «flte, die» Pasitsch zu hinterbring««, und um von ihm konkret« Vorschläge zu erhalten. Indessen blieb auch jetzt Pasitsch unerreichbar, nirgend« war er anzutreffen, und auch di« Bemühun- aen Tscholak-Antttsch» darum, waren vergebliche — die in Risch anwesenden Ententevertreter bildeten, in der Befürchtung, daß Serbien in diesem gefahrdrohenden Augenblick «inen Sonderfrieden schließen könne, «in« Mauer um Pasitsch und ließe« ihn nicht mehr allein. So nahm denn da» Verhängnis seinen Lauf. Mackensen bewerkstelligt« seinen Uebergong über Donau und Save, die Bul garen drangen vom Osten in Serbien ein. und da» serbisch« Heer mußt« nach tapferem Wiederstand «inen strapazen- und verlustreichen Rückzug über di« un wirtlichen, bereit» mit Schnee bedeckftn albanischen Alpen antreten. Mit ihm mußte auch die serbisch« Regierung flüchten. Separattsten-GrodsprecherOr Part», 19. September. (Gig. Tel.) Der rheinische Separatist Matthe» veröffentlicht im „Eclair' an leitend« Stell« «inen Artikel, in de» er die Ziele und Absichten der rheinischen Geparattstenbewegunz enthüllt. „Wir verlangen,' so erklärt er u. a., „ein wirtschaftliche» Gleichgewicht ach außen «ad innen, d. h. an« de» Rheinland ein« riüliche Barriere zwischen Preußen-Ruß- and und den westlichen NatioueU herzu stellen, dft durch Preußen-Rußland bedroht sind. Wir wollen weiter da» Geld, da» durch unsere Steuern und Einkünfte eingeht, im Land« oehalten. Diese» Geld soll für di» gegenwärttgea Bedürfnisse de» Rheinland«» Verwendung finden, und s»ll auch dazu dienen, unseren Anteil an den Reparations zahlungen z« bezahlen. Dir sind e» müde, festzu stellen. daß die Einkünfte de» Rheinland«» bisher nur dazu dienen, da» Danaidenfaß in verlin zu Men. Preußen wird seine Weltexpansionspolitik fortfttzen. Um diesen Plan zu vereiftkn, soll die rheinische Republik stärker organisiert »erden, und Z ents e n Not
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