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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.09.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192309156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230915
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230915
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-09
- Tag 1923-09-15
-
Monat
1923-09
-
Jahr
1923
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Erfühl -er BsoSllervng entspricht Sie »irden von militärischen Groppen beschlossen, welche die Ge danken der Offizier« ausdrückten. Sie begann in der Garnison von Barcelona, Tarragona, Riba, >md Gero». Slraaona folgte «nB Bonn Movriv ira die Offiziere zwar in den Garnisonen gehalten wer- den. aber der Gcneralhauptmann sich un serer Bewegung angeschlossen oat. Die au» Madrid eingelaufenen Informationen ge statten uns die Annahme, daß die Regierung ihre Demission geben wird, sobald der König eingetroffen ist. Wenn unsere Bewegung siezt, so wird «ine neu« Politik begonnen werden, di« eine strenge Unterdrückung der Treibereien der revo lutionären Kommunisten und der Separatisten ein schließt in dem Maße, in dem diese Gruppen un gesetzmäßig handeln. Aber gleichzeitig wird man, ma» einer Politik bisher noch nicht gelungen ist, zu einer menschlichen Gesetzgebung zugun sten der Arbeiter gelangen Bezüglich Marokkos bemühen w«r uns, den Plan desDeneralstabszu verwirklichen, dem die Regierung zugestimmt har. Danach werden wir unsere Aktion begrenzen und da« Land von den augenblicklichen hohen Lasten, die infolge de« Morokkoseldzucre» aus ihm liegen, befreien. Auf dem Gebiete der internationalen Politik wollen wir eine Politik rx» Frieden» führen und freundschaftliche Beziehungen zu allen fremden Ländern aufrechterhalten. Unsere Gedanken sind frei non imperialistischen Ideen. Wir glauben, daß die be- freundeten Nationen mit Sympathie eine Bewegung sich entwickeln sehen, die sich gegen die Immoralität richtet, welche Spanien dem Verfall entgegenführt. Diese Bewegung ist die Folge der hartnäckigen Weige rung der Regierung, einen nichtswürdigen Minister zn verabschieden, den sie dem Volke und dem König aufzwang. Ohne diese Starrköpfigkeit wäre die Bewegung nicht zum Ausbruch gekommen." Lin« Meldung der Havasagentur aus Barce lona besagt, daß trotz der Ereignisse in der Stadt und in der Umgebung Ruhe herrscht. Dis mili tärische Aktion ist nur durch die Besetzung der Tele graphen- und Telephonamter ersichtlich, sowie durch die Erklärung des Belagerungszustandes. An mili- rärifcher Stelle wird behauptet, daß die Garni- sonen von Neu-Katalonien, Aragon« und Neu-Kastilien sich der Bewegung angeschlossen haben. Die Entscheidung anderer Militärbezirke sind noch unbekannt. Der General- bauptmonn von Katalonien, Graf D'Estella, der Führer der Bewegung, veröffentlicht ein Tele gramm, dos er von der Madrider Garnison erhalten hat und das die Unterschrift de» General- Hauptmanns non Madrid und einiger anderer Gene rale trägt. Dieses Telegramm lautet folgendermaßen: „Die General« der Garnison von Madrid, an der Spitze der Generalhauptmann, schließen sich, von Patriotismus getrieben, der B e - wegung van Barcelona an und werden ihre Haltung bis zur Ankunft de« König« deibehalten, der eine Entscheidung treffen wird.' ver Hergang des Staatsstreichs Pari», 13. September. iLig. Tel.) Rach heut» im Lauf« de« Tages hier eingetrofseaea Stach- richten ist gestern nacht in Barcelona ein mili- tärischer Staatsstreich ausgebrochen. Be reit» im Laus« des Abend« waren Gerüchte über be- vorstehende schwere Ereignisse im Umlauf. Um zwei Uhr morgens veröffentlichte der Generalkapitän non Barcelona, Primo de Rivera, eine Proklama tion an alle Spanier, in der er die gegen wärtige Regierung scharf kritisierte und sie beschuldigte, Spanien in den Abgrund zu stürzen. Die Proklamation klagt weiter die pro» sessionellen Politiker an, den Mllen des König« gefälscht zu haben. Dieser Zustand habe die Militärbehörde veran laßt, die Leitung der Regierungsgeschakt« in ihre Hand zu nehmen. Sie beabsichtige, selbst zu regieren und die Regierung ihr genehmen Zivil personen zu übertragen. In der Proklamation wurde weiter betont, daß zugleich mit der Ausrufung de« Belagerungszustandes di« Militärbehörde alle Zivil- bshördaa absetze, die Lebensmittel beschlagnahme und jegliche Reisen, außer in dringenden Familien- angelegenheiten, »mtersag». Die neuen Behörden würden weiter di« Versammlungslokale der reno- lutionäven und kommunistischen Verband« besetzen, ebenso wie die Gefängnisse, Danken, di« elektrisch« Zentra!« und die Wasserleimngsgebaude; olle ver dächtigen Personen würden sestgenommen. Abgesehen von diesen Sicherheitsmaßnahmen werde sich die neue Regierung bemühen, den nor malen Geschäftsgang in dcr Stadt nicht zu stören. Die Proklamation appelliert zum Schluß an den Patriotismus aller Spanier und fordert die Mili» tär» auf, ihr Lebe« für do» Wohl des Vaterlandes einzusetze«. Ilm 4 Uhr morgen» wurde dann di« Telephon- zentrale besetzt und der Belagerungszustand «er- kündet. Die Stadt liegt ruhig. Der General Loksada ergriff im Namen de« Generalkapitän* die Negiorungsgewalt der Provinz Katalonien und setzt« den bisherigen Gouverneur ab. In anderen Provinzen geschieht dasselbe. Ueberall ergriffen di« Militärbebörden di« Reqie- rungsgewalt. Entschlossenheit der Regierung Madrid. 18. September. sEig. Tel.) Nach Schluß de» Ministerrat» wurde der Preß« klgende» Eommuniqi" übermittelt: »Der Generalkapitän von Barcelona hat im Laufe der letzten Nacht au» eigener Initiativ« heraus den Kriegszustand in dieser Region erklärt. Er hat sich derBerkehr »- mittel bemächtigt und sich an di» General kapitäne der anderen Regionen gewandt mit der Aufforderung, sich seiner Bewegung anzuschließen. Gr Hot zu diesem Zweck »in Manifest an das Land erlassen, in dem er erklärt, di« Armee fordere den König aus, im Interesse der Rettung Spanicns sich non seinen gegenwärtigen Ministern zu trennen, ebenso wie von allen politischen Persönlichkeiten der Regierung und de» Staate». Die militärischen Be hörden gewisser Rs-ioae» sollen bereit sein, sich der LGlpKlgEk T«g«dl«tt 1M6 ttonäelsreituus RebUlion anzuschließen. Die Regierung, die in Dauersitzung tagt, tut ihre Pflicht, indem sie aus ihrem Posten verbleibt. Sie wird nur der Ge walt «eichen, wenn die Urheber de* Ausstand«» entschlossen sein sollten, diesen Ausstand bis zu seinen letzten Konsequenzen zu betreiben. Der König wird heilte in Madrid erwartet." Frankreich zur ttanzler-Nede Hoffrumg aus ^usammcnkruch rxs passiven Widerstande* — „Die silberne »asseerann«" Part», 14. September. (Eig. Tel.) Di« Pariser Presse fährt fort, sich mit der letzten Rede Strrse- manns zu beschäftigen. Die Blätter stellen anstands los, je nach dem Standpunkt, mit Bedauern oder mit Befriedigung fest, daß die Vorbedingungen für den Beginn der regelrechten Verhandlun gen mit Deutschland noch nicht erfüllt sind und auf eine rasch« Erledigung deshalb nicht gerechnet merdcn kann. Die Auffassung der Re- giernngskreift wird von dem gelegentlich offiziösen ,-L'Homme Libre" treffend wiedergrgebeu. Das Blatt führt aus, Frankreich wolle die Schwierigkeiten, mit denen der Reichskanzler zu rechnen hat, nicht ver größern. Es erkennt an, daß dank Streftmann ein« Besserung der deutsch-französi schen Beziehungen cingctreten sei, wodurch die Fühlungnahme zwischen dem französischen Bot- schafter und dem Kanzler ermöglicht wurde, di« unter Enno nicht möglich gewesen wäre- Frankreich wolle Zahlungen erlangen und nicht den Ruin Deutsch land*. Aber e« müsse an den Grundsätzen, die die Basis seiner Politik bilden, feschalten. E« gehe zu weit, wenn Stresenrann eiiwn Preis für die Ein stellung des passiven Widerstandes fordere, obgleich er di« Unhaltbarkeit der Widerstandspolitik selbst einsohe und obgleich der Widerstand ohnedies seinem Ende entgegengehe. Der „Matin" erklärt, daß der völlig« Zusam menbruch des passiven Widerstande« nahe bevorstehe. Frankreich könne sich also nach Belieben mit den Bewohnern des Ruhrgebictes eini gen oder sich mit der Berliner Regierung verstän digen, falls Stresemann verstäirdig« Vorschläge mache. Einstweilen könne von solchen keine Rede sein, da Stresemann den Verzicht auf den Widerstand noch von Bedingungen abhängig mache. Tardieu erzählt in einem Leitartikel rm .Echo national", Poincare und der englische Reparations delegierte Sir John Bradbury hätten 1920 sich darüber herumgestritten, ob der Versailler Vertrag eine Hypothek aus dos deutsch« Privateigentum vor gesehen >)akc oder nicht. Poincar« Hobe di« Frage bejaht, mährend Bradbury sie verneint habe. Im Hotel Astoria sei dies« Auseinandersetzung al.« di« Affäre der silbernen Kaffeekanne bezeichnet worden, weil man al» Beispiel di« Frag« aufgeworfen halte, ob die silbern« Kaffeekanne in einem deutschen Fa- milicnzmnner durch den Versailler Vertrag mit einer Hypothek belastet sei oder nicht. Tardieu gibt zu, daß der Vertrag dis deutschen Privateigentum» nur insoweit heranzieht, als sie Steuerzahler und Inhaber von Staatspapiereusind. Er meint weiter, er kann und darf nicht bestritten werden, daß Streft. mann sich bemüht habe, konkret« Vorschläge zu machen. Aber diese Vorschläge setzten einen ein mütigen Erfüllungswillen beim deutschen Volke vor aus. Die Haltung der deutschen Wirtschaftekreise beweise ab», daß dieser Erfsillungewille nicht vor- Händen sei. Der Lrnvruül der StresemanN'Rede in England London, 14. September. <Li«. Tel.) Von den heutigen Morgenblättern beschäftigen sich nur die -Morningpost" und die ^Westminster Gazette" ein gehend mit der Kanzlerrede. Di« „Morningvost" stellt fest, daß Stresemann» Politik wesentliche Fortschritte herbeiqeführt habe. Die deutsche Regie rung sehe fetzt ein, daß eine Sanierung der Finanzen nur möglich sei, wenn der passive Widerstand oufhörte. Der Ruhrkonflikt könne aber nur zu Ende gebracht werden, wenn di« deutsche Regierung bereit sei, Frankreich davon zu überzeugen, daß sie gewillt sei, Reparationen zu leisten, und ent schlossen sei, die leistungsfähigen Industriellen und Landwirte zur Zahlung der Steuern heranzuziehrv. Trotz de» Widerstandes von recht» und link» fei Stresemann im Begriff, diese» Programm durch- zufsihren. Zeige eine deutsche Regierung in dieser Richtung erst Energie, so werde sich bald Heraus stellen, daß weder die Kombination Helfse- rich-Ludendorff noch die deutschen Kommu nisten Kräfte seien, die etwa» gegen eine deutsche Re gierung. die von einer breiten parlamentarischen Basis getragen werd«, ausrichten könnten. Da» konserva- tive Blatt, da» vielfach Informationen au» Regie rungskreisen empfängt und in seiner Stellungnahme gegenüber Deutschland feit dem Kobinettswechsel nie! offensiver geworden ist, betont ausdrücklich, daß man in englisch«» amtlichen Kreisen mit besonderer Ge nugtuung von den Besprühungen de« Reichskanzler» mit dem französischen Botschafter und dem belgischen Gesandten in Berlin Kenntnis genommen hab«. Eng- land sei von dem Inhalt dieser ernsten Unterredungen durch die beteiligten Regierungen orientiert. Die „Westminster Gazette", die anscheinend immer noch den Ersatz des Kabinett» Cuno durch da» Ka- binett Stresemann lebhaft bedauert, beanÜgt sich da mit, ftstzustellen, worin Deutschland und Frankreich noch uneinig sind. Das Blatt sucht die letzte Reich»- kanzlerrede dahin zu interpretieren, Stresemann hab« erklärt, Deutfchlavd könne erst Reparationen leisten, wenn Frankreich da« Ruhrgebiet vollständig geräumt habe. Es sei daher Frankreich« Pflicht, da» Ruhrgebiet zu räumen, damit Deutsch, land seine und keiner Alliierten Zahlungen leisten könne. vereitelter Kommunistenputsch in vulqarien Sofia, 14. September. (Eig. Tel.) Di« bulgarisch« Regierung Hot gegen die Kom- munisten, vir einen Umsturz planten, zum Schlage ausgeholt. Gestern früh wurde da» Kommunistenheim non Polizei besetzt, und alle Schristen wurden beschlagnahmt. Etwa vierzig Parteiführer, zumeist gewefene Abgeordnete, wurden »erhaftet. Zu gleicher Zeit erfolgten Beschlagnahmungen und Verhaftungen auch in der Provinz. Sämtliche kommunistischen Zeitungen, Jett- schriften und Broschüren wurden verboten. Ferner erfolgte ein Verbot der kommunistischen Agitation. In Sofia wurde di« Polizeistunde auf 8 Uhr abend» festgesetzt; nach dieser Zeit darf niemand die Straße betreten. Die energischen und umfangreichen Maßnahmen dcr Regierung beweisen, daß die Gefahr für die Ordnung in Bulgarien viel größer war, al» cs inkolge der ruhigen Durchführung der Ver haftungsbefehle im ersten Augenblick erschien. Ins- r-esamt sind in Sofia etwa 7k) kommunistisch« Führer, Agitatoren und Kuriere verhaftet worden. Der Regierung gelang es, den ganzen Puffchplon der Kommunisten aufzudecken. Die Städte Plevna, Plondi» und Schumla sollten mit kleineren Ausständen den Auftakt zur kommunistischen Revolution geben. Da in einem derartigen Falle nach diesen Städten zur Unterdrückung des Auf- standes Militär gesandt werden mußte, wäre Sofia schutzlos geblieben. Es wäre den dortigen Kom munisten leicht gefallen, gewaltsam die Regierung zu stürzen und die Macht zu ergreifen. Mussolinis schroffe Politik Frankfurt a. M., 14. September. <Eig. Tel.) Nach Meldungen der .Frankfurter Zeitung" aus eng- Uscher Quelle sollen die Italiener die Garni- sonen auf Korfu verstärkt und begonnen haben, Minen zwischen den Inseln und dem Fest- sande zu legen. Eine noch unbestätigte, indirekt angeborene Rach- richt meldet, Mussolini hab« die Iatervsv- ttov Frankreichs in der Fiumefrag« ab- gelehnt und sei überhaupt einem Schiedsgericht abgeneigt. * Bon den römischen Zeitungen kommentiert allein die .Voce Rcvnblica" Strssemanns Angebot. Nie habe Deutschland greifbarere Beweise seine« Er- füllungswillen« gegeben al» in diesen Realgorantien, die wesentlich über den Versailler Rahmen hinaus- gehen. Poinearä könne nun schwerlich mehr seine Intransigenz rechtfertigen, nm so mehr habe Musso lini unrecht, Deutschland die bcdingungs- lose Aufgabe des passiven Wider st an- des anznraten. Var Kabinett hinter Mussolini Rom, 14. September. (Eig. Tel.) Ueber die non Mussolini im heutigen Mimsterrat abge- gebenen Erklärungen über die außenpolitische Lage wurde keine Mitteilung ausg«geben. Man versichert aber, daß die von Mussolini eingenommene Haltung gegenüber der englischen Forde- rung, Korfu innerhalb einer festgesetzten Frist, di« nicht über den 27. September hinausgehen sollte, zu räumen, non seinen Kabincttskollegen gebil ligt wurde. Ts ist klar, daß nach den wiederholten Erklärungen Mussolini» dieser keinen «»«deren Per- such annehmen könnte al» einen, der mit dem Tag« der vollkommenen Durchführung der Sanktionen zu- sammenkällt. Bezüglich der Ruhr frage soll Mussolini sich dahin geäußert hoben, daß Italien im Falle der Ein- berufung einer Konferenz über die Lösung de» Pro blems keinen Grund hätte, diese Einberufung nicht zu billig« und an der Konferenz nicht teilzunehmen. Vie §rage von Ziume Da» jpgoslawische Kabinett geteilter Meinung Belgrad, 14. September. (Eig. Tel.) Die Mi- vifterberatungen über die Fiumefrage dauern seit der Erklärung de» Ministerpräsidenten Pa- schitsch fast ununterbrochen an. lieber do», was beschlossen worden ist, werden nur Vermutungen laut. Dos Kabinett ist über die Fiumer Frage ge teilter Meinung. Nach der Ansicht der einen Gruppe ist die Aimexion von Fium« durch Italien gegen Zu- geständnisse, und zwar auf wirtschaftlichem Gebiete, zu gestatten. Man denkt in diesem Falle auch an die Uebergabe der Städte Jara und Lussin an Jugo slawien als Gegenwert für die Abtretung der An sprüche auf Fiume. Nach dcr Auffassung der zweiten Gruppe darf die Regierung einer Annexionsfordc- rung um keinen Preis zustimmen. Die erste Meinung wird von dem Außen minister Dr. Nintschitsch und von dem Kriegsminister Prsitsch vertreten, während Mini, sterpräsident Paschi tsch der zweiten Auf fassung ist, ebenso wie der Vorsitzende der paritätischen Kommission Dr. Ribar. Minister Nintschitsch läßt sich bei seiner Meinung von dek allgemein poli tischen Erwägungen leiten, Ministerpräsident Pa schitsch aber behält die innere Lag« km Auge, die entstehen könnte, wenn die Regierung den ita lienischen Wünschen nachgeben würde. Die Regie rung selbst hat über die Fiumer Frag« noch keinen VeschSuß gefaßt. Sur Oesterreich R. M. Wir», 14. September. Der DizeprSsi- deut drc Nationalversammlung Seitz hat sich emlchlossen, dem Rufe al» zukünftiger Bürgermeister von Dien Folge zu leisten. Er wird di« Obmannstelle de» parlamentarischen Kub« der Sozialdemokraten weiter beibehalten. * Der österreichische Generalkommissar Dr. Zimmermann erklärte, daß da» österreichische System für Deutschland sehr empfehlenswert sei. Bei seinen Hilfsmitteln könne do» Deuffche Reich in ab sehbarer Zeit wieder aufgerichtet werden. Der Obmann der Nationalsozialistischen Partei Oesterreich« Dr. Walter Riehl hat seine Stell« niedergelegt. Dieser Schritt wird mit schwer- wiegenden Meinungsverschiedenheiten mit dem in Salzburg eingesetzten Vollzug*-Au«sch>rffe und mit Hitler begründet. * Zum Präsidenten der Derwaltunas-Kom- Mission der zu eine« selbständigen Dirtschafmkörper nmgewandelten österreichischen Bund«»- bahnen wird der Verwaltungrrat der Berg- und Hüttenwerksgesellschaft und Präsident der Waffen- fabriksgesellschaft Steyr, Dr. Georg Günther, zum Generaldirektor der Präsident der Bunde«- imhndircktion Innobruck, Ingenieur Siegmund, ernannt werd«. 8om»»dench «len 8eptemdee Nach den Dresdner Unruhen Beratungen üderNotstandrmatznahmen Dresden, 14. September. (Eig. Tel.) Zu ernst haften Zusammenstößen ist es in der letzten Nacht nicht mehr gekommen, jedoch steht der offizielle Polizeibericht noch au«. Die meisten Hotelier» und Besitzer von Gaststätten und Kaffeehäusern haben sich trotz de» Einschreitens der Polizei unter dem Druck der Straße genötigt gesehen, gestern abend früh zeitig ihre Gaststätten zu schließen. Der Rat der Stadt Dresden beschäftigte sich gestern ausführlich mit der Not der Unbemittelten und Erwerbslosen. Ls wurden zwei Anträge ein gebracht, deren erster lautet, das Kollegium wolle be schließen, den Rat zu ersuchen, zur Behebung der Notlage und Aufbesserung der wirtschaftlichen Ver hältnisse Naturalien an Erwerbslose, Sozialrentner, Kriegsbeschädigte und Kriegshinterbliebene sowie Minder- bemittelte abzugeben, ferner die Volksküchen mindestens in dem bisherigen Umfang aufrecht- zuerholten. Strom und Das soll unter die Er werbslosen zum Teil kostenlos oder zu zwei Drittel der erhobenen Preise abgegeben werden. Milch für Säuglinge. Schwangere, stillend« Mütter und Kranke soll sichergestellt werden. Die Mütterberatungsstellen sollen mit Nnhrungs- »nd Kräftigungsmitteln sowie mit Wäsche zur unmittelbaren Abgabe an Bedürftige beliefert werden. Ferner sind di« Schulen mit Stoffen und Garnen ausreichend zu beliefern, um einen wirklichen Handarbeitsunterricht durchführen zu können. Zur Einkleidung der Oster» 1924 die Schule verlassenden oder in sie eintretenden Kinder sollen Schuhe und Stoffe beschafft werden. Hierfür sind die Einkäufe schon jetzt vorzunehmen und Ab schlüsse zu tätigen sowie alle sonstigen Vorbereitungen zu treffen. Es soll ein eigenes städtisches Beschaffungs amt gegründet werden, das alle diese in Frage kom menden Arbeiten zu erledigen hat. Der zweite Antrag weist darauf hm, da« Kollegium wolle beschließen, den Rat zu ersuchen, unverzüglich auf dein Wege der Inanspruchnahme von Krediten Mittel bereit, zu stellen 1. zur Linderung des grenzenlos«: Er- werbslosenelcnds, 2. zur Belebung der Bautätigkeit für Wohnzwecke und 3. zur Fortfühnmg und Auf rechterhaltung der von den Unternehnrern still gelegten Betriebe. In der Aussprache über diese Anträge gab der sozialdemokratische Stadtverordnete Rösch für dt.» sozialdemokratische Fraktion die Erklärung ab, daß man beiden Anträgen zu stimmen werde. An einen Abbau der Volksküchen sei wohl nicht gedacht. Die Milchverbilligung koste der Stadt wöchentlich Milliarden. Er hoffe, daß <zu den Kommunisten gewendet) man nicht bloß da» Antragstellen über nommen habe und do» Durchführen anderen überlasse. Im Schlußwort führte Bürgermeister Vr. Külz au», der Rat würde es für zweckmäßig hatten, wenn nach Annahme der Anträge iHv: die Möglichkeir ge geben würde, in gemeinsamen Beratungen mit den Ausschüssen praktisch gangbarr Wege zu finden. Selbstverständlich werde der Rot außerdem bemüht sein, über die Anträge hinaus das Elend der Er werblosen zu erleichtern. Mer hoffentlich mürden diese Bemühungen dann nicht durch unorganische Einwirkungen gestört. Die VoegäiM dcr letzten Tage seien schmerzlich genug gewesen. Wenn eine legale Vertretung der Arbeiterschaft, wie die Be triebsversammlung, von Leuten gesprengt werde, die ebenfalls dem Arbeiterstand angehörcn wollten, dann beweise dos nur, daß auf feiten dieser Kreise keines wegs die Absicht vorgelegen habe, das Los der Er werbslosen zu mildern. Man müsse freilich beden ken, daß die letzte Entscheidung über das Erwerbs» losenproklem allein 1>eim Reich liege. Alle grund legende Abhilfe müsse hier immer vom Reiche kom men. Immerhin könnten diesen Reichsstellen nützliche Winke gegeben werden, wie dos auch die Reise rmch Berlin mit den Vertretern der organisierten Er werbslosen bewiesen habe. Die Verhandlungen mit Berlin gingen noch weiter. In der Abstimmung wurden dann beide Anträge einstimmig ange nommen. Im Zusammenhang mit den Unruhen ist es von nicht unwesentlicher Bedeutung, daß heute morgen die Arbeiter der A.-G. kür Glasindustrie vorm. Friedrich Siemen» auf der Frei berger Straße in den Streit getreten sind. Es handelt sich lediglich um Lohnfragen. Die Arbeiter begaben sich auf den Hof der Fabrik und drohten mit Gewalttätigkeiten gegen die Direktoren. Zn einem Einsatz der Polizei ist e« auch dort bi» zur Stunde nicht gekommen. Die streikenden Arbeiter sind augenblicklich in einer Ver sammlung, wo weiter beraten wird über die For derungen, die gestellt werden sollen. Die Stadt zeigt sonst ein ruhige« Bild. Man sieht nur hier rmd da kleine Trupp», die, wie in all den letzten Togen, heftig über die Lage diskutieren. Vie vergarbetterlShne Berlin, 14. September. Die Löhne in den Kohlen- bergbaubezirken für die Lohnwoche vom 19. bl» 17. September wurden durch den Schiedsspruch eine» vom Reichsarbeitsministerium eingesetzten Lchiedsausschusse« festgesetzt. Nach dem gefällten Schiedsspruch beträgt der Gesamtdurchschnittslohn einschließlich de« Hausstand«- und Kindergelde« im Ruhrbezirk ätz Millionen, im oberschlesischen Stein- kohlenbezirk 44 918 818 «st, im s 8 ch s i s ch e n S tetn- kohlenbezirk 48 109 798 -4< und in den Kern, rerirren de» mitteldeutschen Draunkohlenrevier« 40 S88 798 .lt fe Schicht. * Die endgültige Lohnmeßzahil für dkä Reichsarbeiter wurde ailf 822ki sestgeseHt. Die weiteren Einzelheiten sind au« dem Reichs- besold:mq«blatt zu ersehen. Da^ nationale amerikanische Ko mi te«, das schon vor dem Tode Harding» den Völkerbund und den internationalen Gerichtshof bekämpfte, veröffentlicht heute eine Mitteilung, worin bekannt wird, daß die Mehrzahl de« amerika nischen Volke« nicht wünsche, daß die Vereinigten Staaten in den Völkerbund etntreten, um so mehr, al« dieser bei der gegenwärtigen griechisch italienischen Krise gänzlich versagt habe un internationale Frag«» eben nur durch Anwendung von Gewoktmltteln gelöst werdeg könnep.
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