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krettsg, 6eo 14. 8ep1emder I.e!priger 'ragedlatt uo6 HanüelLSettuag «r. 218 Lette 9 Das Experiment 26^ Kriminalroman von Otto So>ka (Oopxrrxdt Loborl I-utr, Ltuttxarb.) Wenn der junoe Mann bei einer der Zu- snmnicnkünfte im Kaffeehause, wo ihm die Rech nungen präsentiert wurden, auf den Plan der Befreiung, der ihm am Herzen lag, zu reden kam, so brachte ihn ein Aufschlag der melancho lischen Augen und das geflüsterte Wort Hundert tausend schnell zum Perstummen. Die Rolle des Befreiers ging über seine Verhältnisse. Er fand sich damit ab und sorgte weiter für die zahllosen Bedürfnisse Hans Lcßners. Wenn es gestern eine Brieftasche gewesen, die er ihm angeschafft, so war es heute ein neuer Hut, den der Gefan- gene unbedingt bei seinen Spaziergängen im Hofe brauchte. Wunderschön war es so auch. Und wie überlegen fühlte er sich dabei den beiden Alten am Frühstückstisch und insbesondere der briefschreibenden Asta! Das aber, womit er sich nicht abfinden wollte, war, daß nach einer gewissen Zeit eine Aenderung in feinen Beziehungen zu Herrn Radovits ein trat. Dieser Umstand war mit der eingetretenen Ebbe im Sparkassenbuch in innigem Zusammen hang. Sy kam es: Herr Radovits hatte ein Federmesser und ein Kilogramm Schokolade für den Schützling verlangt. In Erinnerung, daß die Zahl in jenem Buche kaum mehr dreistellig war, hatte der junge Bollmann zum ersten Male gezögert und schließlich gefragt, ob denn die Schokolade unbedingt nötig sei, denn — nun kurz und gut, er sei momentan nicht sehr bei Kasse. Ein tiefer, vorwurfsvoller Blick von Mirko Radovits war dieser Mitteilung gefolgt. Ein Blick, und dann ein langes Schweigen. „Ich habe mich vielleicht getäuscht," sagte der Masseur. „Oh, ich habe Ihr Herz zu hoch eingeschätzt. Ein Kilogramm Schokolade. Nur ein Kilogramm Eßschokolade!" Ernst Walter fühlte sich sehr unbehaglich. Die Verlegenheit machte ihn sogar mutig. „Ueberhaupt," stieß er mit seiner hohen Stimnw hervor, „überhaupt, woher soll ich wissen, daß der Gefangene auch wirklich alle die Liebesgaben, die ich ihm zugedacht habe, erhalten hat?" Schweigend erhob sich Mirko Radovits. Schweigend richtete er Noch einmal einen schwe ren Blick der Trauer auf diesen unwürdigen Menschen. Dann trank er den Rest des Kognaks aus. — „Das habe ich nicht verdient," sagte er. „Das nicht. Aber — ich verzeihe Ihnen." Da mit ging er. Am nächsten Tage, als Ernst Walter nach einer längeren Unterredung mit der Mutter wieder in der Lage war, sein geliebtes, teures Spiel fortzusetzen, erschien Herr Radovits nicht, mehr. Der junge Bollmann wartete bis zum Abend im Kaffeehaus, dann ging er zcrknischt und reuig in die Wohnung, die jener ihm an gegeben hatte. Das Kilogramm Schokolade brachte er mit. Dort traf er aber Radovits nicht an. Er hörte von einer redseligen Dame, die möblierte Wohnungen vermietete, daß der ser bische Student gerade vor zwei Wochen mit seiner Familie ausgezogcn sei. „Da habe ich ihn näm lich fortgelassen, weil er endlich das Geld für den Zins beisammengehabt hat, den er mir schuldig war. Wenn mich die zwei kleinen Würmer nicht erbarmt hätten, wäre er längst draußen ge wesen," erklärte sic. Ernst Walter brachte die Tatsache der Zins- bezahlung mit der großen Banknote, die er für andere Zwecke Herrn Radovits an jenem Tage ge geben, nicht in Zusammenhang. Er wollte gar nichts in Zusammenhang bringen. Er wollte nur seine Freude an der Rolle dieser letzten Wochen haben, er wollte seinen Radovits unter allen Umständen wieder haben. — Der Sohn des Meisters Bollmann hätte wahrhaftig keinem Men schen ohne ausreichende Sicherstellung auch nur fünfzig Mark anvertraut. Aber — Wunder der Sensationslust, die Reming entfachte, und der lieben Eitelkeit, die ins Spiel kam! — nun lief er diesen! Herrn Radovits nach, um schleunigst das Geld abzuliefern, das ihm die gute Frau Bollmann heute für allerlei vorgeschützte drin gende Auslagen eingehündigt hatte. Ec forschte und suchte, und als er nach zwei Tagen des Mas- seurs in einer anderen Zweizimmerwohnung endlich habhaft wurde, bot er ihn: mit so viel Freude das Kilogramm Schokolade, eine Anzahl Banknoten und tausend Entschuldigungen an, als hätte er nun nach langer Irrfahrt die er sehnte Heimat endlich wiedergefundcn. An ihm lag es wirklich nicht, wenn nicht alles dort fort gesetzt wurde, wo es vor zwei Tagen abgebrochen war. Aber. . . Aber Herr Radovits wollte nicht mehr mittun. Er l>atte genug von der Sache, es war ihm gar nicht mehr wohl zumute dabei. Daß sich der junge Bollmann so außerordentliche Mühe ge geben hatte, ihn zu finden, das schien ihm denn doch mehr als verdächtig. Er hatte sein möglich- stes getan, sich schwer finden zu lassen. So war sein Mißtrauen aufs äußerste gereigt, und er glaubte allen Grund zu haben, eine Falle zu fürchten. Er ließ sich zumr bewegen, seine Ver- zeihung zu gewähren, denn er hatte ein Herz, aber die Schokolade und das Geld wies er mit heroischem Entschluß zurück. „Sie haben mir einmal mißtraut," meinte er, melancholisch lächelnd. „Ja, das haben Sie getan, nie wieder lann es so werden wie einst." — „Und unten warten vermutlich zwei Polizeiagenten, die mich festneymen sollen," dachte er dabei. „Warum, Herr Radovits? — Es war eine ganz unbedachte Aeußerung von mir. Wir sind alle nur Menschen," stotterte Emst Walter. Lange dachte Mirko Radovits nach. Einmal, sogar hob sich dabei seine Hand und streckte sich nach den Hunderten aus. — „Bedenken Sie die schreckliche Situation eines Gefangenen!" wandte sich Bollmann zur Unterstützung an sein gutes Herz. Gerade daran, an diese Situation, hätte er ihn jetzt nicht erinnern sollen. Herr Radovits kannte sie recht gut von früher her und wünschte keineswegs, diese Erinnerung aufzufrischen. Die Hand sank in schönem Bogen zurück. „Ich kann die Verantwortung nicht übernehmen, nach die sem Gelde zu greifen," murmelte er mit ehrlich, ster Trauer in der Stimme. „Nein, junger Mann, ich kann es nicht," vollendete er dann entschlossen. „Bedenken Sie doch, daß ich stets auf Rttttelspersonen angewiesen war, für deren Vertrauenswürdigkeit mir die Beweise fehlen. Mein Wille war gut. Aber —" er legte ihm die Hand auf die Schulter. „Aber, wenn Sie mich heute auf Ehre und Gewissen fragen, ob der arme Gefangene wirklich alles das erhalten hat, was wir beide für ihn kauften, — auf Ehre und Gewissen, ich selbst kann nicht mit voller Bestimmtheit ja sagen." Der junge Bollmann stand fassungslos da mit seiner Schokolade und seinem Gelde. „Was soll aber jetzt geschehen?" fragte er kläglich. „Die Schokolade," sprach Radovits sinnend und mehr zu sich selbst. „Gerade die Schokolade täte ihm so gut," und in Gedanken nahm er das Paket und ließ es in seiner Tasche verschwinden. „Was nun geschehen soll?" fuhr er dann mit frischer Energie fort. „Seien Sie doch selbst ein Mann der Tat! Kaufen Sie einen weiten Mantel und eine Pistole, wenn Sie das Geld dafür haben. Und sehen Sie zu, daß er cs rich tig in die Hände bekommt. Das braucht er zur Flucht." „Hat er — hat er das verlangt?" „Ich glaube, ich vermute cs. Ich kann ja, wie Sie wissen, auf die bestimmtesten Nachrichten von ihm, die ich mir für teures Geld verschaffen muß, nicht mit Sicherheit bauen," stellte der uu- crbittliche Radovits fest. Es war sein letztes Wort in der Sache. Als Ernst Walter am näch sten Tage wiederkam, war der Masseur nicht mehr für ihn zu sprechen. Und das hielt der junge Mann nicht aus. (Fortsetzung folgt.) Verantwortlich für den redaktionellen Teil: Chefredak teur L. Goldstein; iiir Anreizen. Oswald ivNtllcr, beide in Leipzig. — Berliner Dienst: Berlin, Noch, strafte 22. Fernsprecher 3600—3663. Dresdner Dienst: Heinrich Zerkauten, Dresden Gabelsbergerstratze 2-1. Fernsprecher 34 793. — Druck und Verlag: Leipziger BcrlagSdruckeret, G. m. b. H., Leipzig, Johannisgassc 8. Unverlangte Beiträge ohne Rückporto werden nicht zurück- gesandt. Die vorliegende Ausgabe umfahr 10 Seiten Dokument küknen fo«'8eksr'gsists8 Polar-Ksgion, im pscksis sivgsscblosssn Sskäbrlicbsr fang von Tümmlvrn Mo k-tlin distrar tt«r, Vst ckufr '1 »ntderirkirekt 0srdl»1unssn-v!«sr krsmcton Wo» Luk8««ommsn WinckmüdlonstksSs 31 sssrnrut 16 495-SS Zbaklston, ckor ssübror cior kxpsckition, «slcbsk von clsr sssbrt nicbt rurückkstuts Zitier ----- LockeM/rrl « . — Amtliche Bekanntmachungen. Einschränkung des Kraftdroschkenverkehrs. . Mit Rücksicht aus den schlechten Ge- schästSgang im Krastdroschkengewcrbe «st beschlossen worden, um Entlassungen von Angestellten vorzubeugen, den «rast- droschkcnbcttted einzuschränken, und zwar dergestalt, dah die «rastdroschkrn nur drei hinteretnanderfolgende Tage in der Woche in Betrieb gestellt werden dürfen. Die Einschränkung beginnt Sonnabend, den 15 September, 7 Uhr früh, und dürie« von diesem Tage ab die «raitdroschken mit gerader Nummer nur 3 Tage lang »ahrrn und die nächsten drei Tage dann die Kraftdroschken mit ungerader Kraft« droschkennummer. Auwidcrbandlunaen werden aus Grund von K 366, 10 de« Aetchssttaf Gesetzbuch«» Ur Verbindung Der sür die Ermittlerin beim Sr- mtttelungSamt l-iu» «ainrnek aus gestellte Dienstausweis ist verlorrnge- gangen. Er wird hiermit für ungültig cttiärt. Le* Rat der Stad« Leiv,la, 13 S. 23. mit K 76 der Droschkenordnung mit Geld straw bis zu 300 000 Mart oder mit Haststrase bis zu 14 Tagen geahndet werden Leipzig, den 13. September 1923. V. st. ll 4341. Das Polizgipriistdinm. In das Handelsregister ist heute ein getragen worden: 1. aus Blatt 22505 die Firma Gebrüder Lande in Leipzig (Brühl 34 - 40). Gesellschafter sind die Kaufleute Sa- muei Land« in Leipzig und Jacob Lande in Berlin-Schöneberg. Die Gesellichast ist am 27. Dezemder 1922 errichtet worden. (Angegebener Gr- Ichäs,«zweig: Rauchwarrnhandels- Kommissionsgeschäft); 2. au» Blair 22506 die Firma Alwin Paul in Leipzig, (Löftntger Sir. 72). Der Kaufmann Alwin Ehregott Paul in Leipzig ist Inhaber. (Angegebener Geschäfts zweig: Handel mit Därmen. Lebern und ausländischen Fletsch waren >; L. au» Blatt 22507 die Firma Reinbold Naumann in Leipzig (Königs». 5'7). Der Kaufmann Reinhold Arthur Raumai« in Leipzig »P Jn-aoer. (Angegebener Geschäftszweig: Her stellung von Sens und Großhandel mit Essig, Speiseöl und Spirituosen): 4. aus Blatt 22508 die Firma F. Haas in Leipzig (Reichsstr. 37). Zweig niederlassung der in Wien unter der gleichen Firma eingetragenen Haupt- Niederlassung. Der »ausmann Fried rich Haas in Wien ist Jnbaber. (An- gegedenerGeschättSzweia:Groftbandet mit Oclen, Fetten und Chemikalien): 5. au» Blatt 22509 die Firma E. G. »unze's Rachsolger in Leipzig (Kreuz' strafte 14). vorher in Wiesbaden. Gc- tcllschaltersinddicVcrlagsvuchhändlcr Richard Quelle und Dr Heinrich Meyer, beide in Leipzig. DieGeirll- »chast ist am 7. Juli 1923 errichtet eAngrgebener Ge»chä«»a,wrig: Betrieb eines Verlagsaeschäsles): 6. aus Blatt 22 510 die Firma Kurt Prns^d in Letpz«g(-Goh>t«. Elsbeth- strafte 17). Der Hausmann Kurt Leo- pold Bensold in Leipzig ist Jnbaber. (Angegebener Geschält«,weig: Gros; handel mit Yeucrungsmatcrial): 7. au» B'att 10661. bctr. die Firma Hessel L Krrnschmar in Leipzig. Her- mann Alfred Hessel ist —zufolge Ab lebens - als Inhaber ausgeschicden Inhaberin ist Auguste Alic« vrrw. Hessel geb. Böhme in Leipzig. In Vas Handelsgeschäst ist eingctretcn der Kaufmann Alfred Carl Walther Hessel in Chemnitz. Die Gesellschaft in am 2. Angutt 1923 errichtet: 8. auf Blatt 17184, vetr. die Firma Möbelfabrik B-ischke Gesellschaft mit beschränkter Hastuna in Leipzig. Die Gescllfcbast ist anlgelött. Der Kauf mann Walter Wischke in Leipzig IN als Geschäftsführer ausgeschicden und zum Liguidaior bestellt: 9. auf Blatt 20211, bctr. die Firma Erich Müller. Apparatebau in Leipzig; Die Prokura des OSkar Curt Kunze ist erloschen: 10 ans Blatt 22 217, bett, die Firma Handelsgesellschaft Gutenberg mit brschränltrr Haftung in Leipzig: Der GescllschastSvcrirag tkt durch Beschluss der Gesellschafter vom 18.August 1923 taut RotariatSproiokolls von diesem Tage im 8 5 abgeändert worden. «wtSaericktt Leipzig, Abt. list, den 11. September 1923. Aut Blatt 22512 des Handelsregisters ist beute die Firma Deutsche Futter siloturm Baugrfelischatt mit beschränkter Haftung in Leipzig (Ritterstr. 1/3) «in- getragen und wrtter jolgrndes verlaut bart worden: Der Gesellschaftsvertrag ist am 31. Juli 1923 abgeschlossen und am 28. August 1923 abgeändert worden. Gegenstand des Unternehmens ist der Bau von Fultersilotürmen und die Nebernahme aller ins Baufach ein schlagenden Arbeiten, wie auch der Handel mit jeglichen Baustoffen, iland- wirischastlichcn Maschinen und deren Zubehör und die Beteiligung an an deren derartigen Unternehmungen. Das Stammkapital beträgt sech-hundert- tanscnd Mark. Zu GeschättSsuhrern sind bestellt der Almmcrmeister Hermann Plötncr in Böhlitz-Ehrenberg, der Privatmann Reinhold Kierberg in Leipzig und der Landwirt Aribnr Schreiber in Wurzen Bon ihnen sind seweils zwei gemeinsam zur Vertretung der Gesellschaft berechtigt. Weiler wird bekanntaegebcn: Die Gesellschafter Zimmermestrer Hermann Plörner in Böolttz-Ebrenbcrg und Pri vatmann Reinhold Kleeberg in Leipzig bringen gemeinschaftlich die von ibncn zum Deutschen Reich-paten» angemeldete Erfindung, betreffend rin Verfahren zum Bau von Silotürmen aus Hohlsteinen nebst dem zur Eintragung gelangenden Warenzeichen — Milchaurllc — in die Gesellschaft ein. Der Wert dieser Ein lage beträgt 24000000 Mark. Dadurch find die Geschäitsanteile der beiden Ge sellschafter von je 200000 Mark voll ge deckt. Den Rest von 23 600 000 Mark <le 11800000 Mark) überlassen die beiden Gesellschafter d Gesellschaft darlcdnswcisc. ««ISA-vich» LoiKsia, «bt.llll, am 12. September 1923. Auf Blatt 22 514 des Handelsregister: ist heute die Firma Röbel sc Fiedler Gesellschaft mit beschränkter Haftung in Leipzig iSeevurgstrafte 98, und Weiler folgendes eingetragen worden: Der Ge- sellschattSvcrtrag ist am 16. August 1!N; abgeschlossen worden. Gegenstand des Uniernebmens ist die Fabrikation chenn scher Artikel, Beteiligung an anderen Unternehmen und Handel mit Ehcmi- katten. Da« Siammkapital beträgt zwan zig Millionen Mark. Au Geschäfte-- stibrern sind bestellt der Kaufmann Adott OSkar Röbel und der Ebemiker Hans Werner Fiedler, beide in Leipzig Jeder von ihnen ist berechtigt, die Gcsellfchast allein ,n vertreten. Weiter wird bekanntaegebcn: Alle Bekanntmachungen der Gesellschaft er- folgen im Deutschen ReichSanzetger. Ab,, uv, a« 12. September 1S2L