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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.09.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-09-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192309140
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230914
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230914
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-09
- Tag 1923-09-14
-
Monat
1923-09
-
Jahr
1923
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8«tte 4 tlr. 21« Markthallen -Wanderung Im Gcgeiffatz zum Mittmoch war am Donnerstag in der Markthalle allgemein nur ein schwache» An gebot in Waren vorhanden. Anderseits gab c» auch nur wenige Käufer, so daß der Geschäftsgang sich in engen Grenzen hielt. Besonders schient beschickt war der F e t t m a r k t, indessen die Frffchftelschstände bis auf i.wci geschlossen hielten. Gefrierfleisch wurde wegen unverhältnismäßig hoher Preise nur oereinz"lt gelaust. Die Preise für Gefrierfleisch sind wieder um 56 Prozent erhöht, so daß man sür ein Pfund Suppenfleisch 7 200 000 <l, für Rippe und Kamm 7 600 000 und sür Keule 9 «00000 erlegen mußte. Rümpfstück war auf 10 200 000 . X, Gehackte» auf «800 000 .X und Lende auf 10 600 000 .K das Pfund gcstieg.n. Auch amerikanisches Büchsenfleiich war wieder nm 2 Millionen teurer geworden und kostete am Donnerstag lO Millionen Mark pro Pfundbüchse. Die in d"n ersten Tagen der Woche beobachtete Verbesserung der Frschzufuhr scheint zum Still stand gekommen zu sein. Ein nur schwaches Angebot war zu beobachten. Die Preise hatten sich erfreulicher weise nicht erhöh». Eine beträchtliche Preissteigerung verzeichneten die Wurstwaren. Der Pfundpreis für Leber-, Blut- und Siilrenwurst betrug am Donnerstag schon 20 Millionen Mart, und für Knackwurst, Mettwurst und Polnisch? bis zu 24 Millionen Mark. Iu Herten war ein öOprozentiger Aufschlag sestznstellen. Margarine wurde von 12 Millionen bis Io Millionen Mark umgesetzt. Kunsrspeisefett er reichte den Preis von 13 Millionen, Palmin 15 Millionen und Talg 14 Millionen Mark für das Pfund. Amerikanisches Schweinschmalz war nicht unter 20 Millionen Mark zu haben. Kunsthonig kostete das Psundstnck 2 500 000 tt, und kondensiert« Milch rille Büchse 6 Millionen Mark. Backstein» käse wurde zu 7 Millionen und zu 12 Millionen, i« nach Qualität und Fettgehalt, verkauft. Das Stück Stangenkäse stand auf 210 000 -X. Lebhaft war der Geschäftsgang in der Gemüse- abtcilnng. Tomaten kosteten ein Pfund 1500 000 . X, Blumenkohl 2 bis 5 Millionen Mark das Stück. Kohlrabi war das Stück für 501X10 bis 2W0r,0 . X zu haben, für Wirsing und Weißkraut wurden 700 <XX) X. für das Pfund verlangt. Bohnen lgriine und gelbe) wurden zum Preise von 1500 000 bis 1610 000 <1 in den Handel gebracht, Möhren für 260 000 . X ein Pfund. Steinpilze standen mit 2 Millionen Mark, Butterpilze mit 500 000 .11 im Preise. Aue dem Obstmarktc sah inan mitunter sehr schöne Sorten in Tas-lbirnen, die pro Pfund 700 0<X) bis 800 000 <11 kosteten. Für Aepfel wurden noch 650 000 .11 gefordert, während Pflaumen von 600 009 auf 700 000 «tt gestiegen waren. Eine Stange Rhabarber mußte inan mit 50 000 . X bezahlen, und das Pfund Johannisbeeren ging mit 350 000 ab. 323 Milliarden? Die deutsch-böhmisch.' Sammlung für hun gernde Kinder in Deutschland Irak mit dein lll. Speudrnausweis 1«l 670,78 Tschechokronen und 00 045 170 Mn. k ergeben. Daraus ergibt sickb baß die Sammlung unserer deutsch böhmi schen Miteigentümer, des M'rlages Heinr. Pieren Sohn in Prag, täglich neue schöne Er gebnisse zeitigt, und daß erfreulicherweise in folgedessen immer mehr Geld für unsere hun- gernde Jugend zur Plerfüguug gestellt werden kann. Heute jedenfalls kann mitgeteilt werden, daß folgende Beträge in Tschechokronen direkt überwiesen worden sind: 20 000 Tschechokronen nach Stuttgart und Rürn- berg zur Aufteilung an dortige Kinder hilfsaktionen, 10 000 Kr. au die Quäterspeisuyg für Berlin und das Reich, 5 000 Kr. an Dr. Alfred Dublin zur Vertei lung an Berliner Spitäler, 5 000 Kr. an Dr. Theodor Lessing zur Vertei lung an Kinderhiifs--Institutionen in Hannover, Ium Jubiläum der Sächsischen Staatskapelle Bon klslnriet» Lsrksuivn Dresden, Mitte September 1923. Drehten feiert in diesem Monat das 375jährige Jubiläum der Ltaalskopellc. Zwischen Efsekten- haussen, Doiiarjprüngcn und Pölkertmndstheorien entsinnt man sich der allein wertbeständigen deut schen Muük und freut sich wieder des einzig unbe- strittenen' Vorrechtes, das unsere Kunst auch heute noch im Ausland genießt. Am 22. September des Jahres 1548 erließ Kur fürst Moritz seine „Cnntorcyordnung", die bestimmte, daß »nicht unter eilsf große Personen zum Baß, Alt und Tenor und den neun Knaben zum Diskant sei« sollen" und daß »allezeit einer unter den großen Personen der von den anderen hinderlich gelahret und geschialt sein werde, vor einen praeccptor der Knaben acorancht werde". Es war in Torgau, wo dann auch rund 80 Jahre später so etwas wie eine erste richtige Oper in Deutschland entstand, da Hein rich Schütz für die Festlichkeiten de» Hofe» aus Schloß Hartenfels eine »Daphne" komponierte.^ Da» hätte sich zwar jene erste Cantorey des Kurfürsten Moritz noch nicht träumen lasten, daß sie dereinst zu Hofbällcn aufspielen und launiger Kurzweil zu dienen lsiitte. Könige, Fürsten und Herren müßten die Musica erhalten, hatte Luther gefordert, und Musik allein in den Dienst der Kirch- gestellt. Da gründete 1733 August des Starken Sohn, fußend auf die ehemalige Eantorey, die »Königlich Pol nische und Kurfürstlich Sächsische Kapelle". Jetzt kamen zu Redouten und Hofkonzerten, zu Tafel- misiken und intimer Hausmusik aus dem Schloß auch noch die Aufführungen der ständigen italieni schen Oper in Dresden. Namen wie Hasse und Ra um« nn verknüpfen sich mit der Geschichte der LtaotiÄepellc im 18. Jahrhundert. Erst C. M. von Weber aber ließ in da» süßlich« Gemisch ge puderter Galanterie den frischen Hornruf seiner Freischütz-Ouvertüre dreinfahren, und plötzlich brach die deutsche Romantik wie ein Rausch über da» ver- welschte Dresden herein. Rack Weber kam Heinrich Marschner, der geniale Schöpfer de» »Helling". D-iien Racklolaer Rein irer krachte auch den l-eipetger uns ttrulüLlsrertullg 10 000 Kr. an die Frankfurter Zeitung zur Aufteilung in Frankfurt a. M., 5 000 Kr. an Frau Gisela Seiden Goth zur Uebermittlung an zwei Berliner Kin derheime und 2 000 Kr. an das Paulinenstift Hamburg. Alles in allem wurden bisher 152 000 Tschechokronen in Deutschland verteilt. Gegen die vetriebssteuer Der Eteuerausschuß de» Deutschen Industrie- und Handelstages faßte in Berlin folgend« Entschließung: »Die Bctriebssteuer muß für unser« Wirtschaft von verhängnisvoller Bedeutung sein. Die Gestehungs- kosten der Werke, die heute schon ohne öle Betriebs steuer über Weltmarktparität liegen, müssen weiter steigen, worunter Deutschland» Wettbewerbsfähigkeit im Auslande schwer leidet. Infolgedessen und wegen der stark eingeschränkten Kaufkraft im Inland ist die Bctriebssteuer aufdieKäufer nichtabwälz- bar. Sie muß also entweder aus der Vermögens- substanz entnommen werden, oder aber sie muß zwangsläufig in einer verhältnismäßigen Berringe- rung der Löhne und Gehalter ihren Ausdruck finden. Im ersten Fall führt die Detriebsstcuer zu sofortiger und lausend'- V-rrin-'-rnno d->- Belriebslavttolien, im zweiten Fall sind Lohnkampfe unvermeidlich, zu mal die Steuer um so größer ist, je höhere Gehälter und Löhne der Unternehmer zahlt. Die Notwendig keit von Bktriebseinschränkungen wird sich noch mehr häufen als bisher: das wieder führt zu Entlastungen von Arbeitern und Beamten, die der Erwerbslosen fürsorge anheimfallen. Auf diese Weise werden nicht nur die Steuereingänge geschmälert, sondern die auf kommenden Beträge müssen wieder an anderen Stellen unfruchtbare Verwendung finden. Letzten Ende» brinqt also der Staat sich um das Besteuerungsobjekt selbst. Als Vermögenssteuer ist die Detriebsstcuer eben falls in jeder Beziehung zu verwerfen, weil sie in höchst ungerechter Weise die Unternehmungen be steuert, ohne irgendwelche Rücksicht auf die Derschie- dcnartigkcit ihrer Substanz und ihres Ertragswertcs zu nehmen. Der Deutsche Industrie- und Hondclstag erklärt deswegen, daß es nicht der Billigkeit entspräche und ein schwerer steuerpolitischer Fehler wäre, wollte man die Steuer auch nur für 6 Rlonatc in Gültigkeit lassen: er fordert deshalb ihre sofor tige Abschaffung. Da ober die Wirtschaft mit allen Kräften das Reich finanziell stützen muß, ist das voraussichtliche Betriebssteucraufkommen in die Vermögensabgabe einzubcziehen, die jetzt zur Sanierung unserer Währung geplant ist." Do» Reichsbahnnotgeld gilt im ganzen Reich. Die von der deutschen Reichsbahn zur Behebung der Bargelomittelnot bisher aus gegebenen Ein-, Zwei- und Fünfmillionen- R o t g e l d s ch e i n c werden von einem Teil der Geschäftsleute noch nicht als vollwertiges Zahlungs mittel anerkannt. Es sei deshalb wiederholt darauf hingewiescn, daß die Geldscheine an allen Kasten der deutschen Reichsbahn und auf den Postanstalteii als gesetzliche Zahlungsmittel angenommen werden. Auch dir Reichobankaustalten sind vom N'ichsbank- direktorium ermächtigt, die Scheine als Zahlungs- mittel anzunehmen. Es liegt mithin keinerlei Anlaß vor, das Notgeld der dcurschen Reichsbahn zurück- zuweisen-, es ersetzt in jeder Beziehung das Reichs- bankgeld. Einschneidende Maßnahmen in den Frankfurter Banken. Der Verband der Frankfurter Bank leitungen hat infolge der rasch einrrctcnden Erwei- terunq von Ucberstundeii sich genötigt gesehen, wei- terc tiefgehende Einschränkungen in seine» Betrieben vorzuiiehmen. Außer au den Sonnabenden bleiben jetzt an den Dienstagen die Schalter für jeden Ver kehr geschloffen. Umsätze jeder Art werden n » ter 2 0 0 M i l l i o n e n M a r k in de» einzel nen Fällen nicht mehr bearbeitet. Der Per- band erklärt, daß er nach wie vor örtliche Verhand lungen ablehnc. dcutschen Mozart zur Anerkennung, den mau bisher in Dresden nur in französischer oder italienischer Sprache gehört hatte. 18l2 noch hatte die Hofkapelle unter Morlacchi zu Ehren Napoleons vor dessen An tritt des russischen Feldzuges ein Konzert gegeben, dem außer dem sächsischen Hofe der Kaiser und die Kaiserin von Oesterreich beiwohnten. 1843 wurde Richard Wagner zum Kapellmeister in Dresden ernannt. Von Paris aus hatte er seinen »Ricnzi" dem Königlichen Hofthcarer nach Dresden geschickt, und ihn empfohlen als das »Wert eines Sachsen, der sich redlich bemüht, seine besten und gcrcistesten künstlerischen Kräfte dem Vaterlandc zu widmen". Die Uraufführung des „Rieirzk" gc- stalkcte sich unter RckWers Leitung zu einem der größten Erfolge für den Komponisten und das In stitut. Richard Wagner war über Nacht der erklärte Liebling des Publikums. Er gab den Dresdnern später Beethovens »Fidelio" und hob seine eigene Faust-Ouvertür« hier au» der Taufe. Das Fest de» 300jahrigen Bestehens der Hofkapelle krönte er mit dem Trinkspruch: „Lob und Dank sei denen, die das herrliche Institut so rüstig erhielten und pflegten — sic haben sich um die Kunst verdient gemacht'." Eine gewisse Zeit des aoten kapcllmcisterlichen Handwerk» wurde nach Wagner» Fortgang un beschadet de« künstlerischen Niveaus der Kapelle durchgehalten. Erst unter dem Generalintendanten Grasen Plat en erlebte das Institut im Jahre 1872 einen starken Aufschwung und sichert» sich unter dem Kapellmeister Ernst Schuch, dem später »er Kaiser von Oesterreich den erblichen Adel verlieh, einen künstlerischen Ruf ersten Range». Schuch war -n- nächst nur für die Oper vorgesehen, die Konzertant- führungen leitete Dr. Franz Wüllner. So dcutsam diese» echten Musiker» Wirken in Dresden war, neben der glanzvollen Art Ernst v. Schuchs und dessen gesteigerten Einfluß durch da» Mitwirken snner Gattin Clementine Proska, des damaligen Star» der Dresdner Oper, vermochte sich Wüllner mit seiner vornehmen Zurückhaltung aus die Dauer nicht durchzusetzen. Schuch wurde 18VS zum «lleinigen Generalmusikdirektor ernannt. Von Dresden au» unter v. Schuch» und de» spateren Gencralintendantesi Grafen Nikolaus v. Fee bach» Initiative begann nun der eigentliche Sieges lauf moderner Musik, unter der man dazumalen das Derk eine» Richard Strauß verstand. Bekannt ßnh Uraufführungen der .Feuersnot'« .So- Unglückssülle und verbrechen Dom Schnellzug zermalmt. Wie wir bereit» meldeten, wurde am Dienstag vormittag auf dem Bahnhof in Leutzsch ein 40 Jahre alter Aushilfs- schaffner von einem Schnellzug erfaßt und getötet. Hierzu erfahren wir noch folgende Einzelheiten: Der Verunglückte ist der Aushilfsschasfner Karl Moser aus Leipzig-Wahren. Er war erst seit etwa fünf Tagen im Fahrdienst und bisher auf dem Rangirr bahnhof in Zstahren beschäftigt. Der Beamte hatte einen Güterzug zu begleiten. In Leutzsch mußte ge wartet werden, bi» der Schnellzug die Station pal- fiert hatte. Moser, der anscheinend mit den Strek- kensignalen nicht genügend vertraut war, glaubte, ein aufgezogenes Signal sei für den Güterzug das Zeichen zur Weiterfahrt. Er trat deshalb auf das Ncrchbarglcis, um den Brcmscrn und sonstigem Per sonal des Güterzugcs das Zeichen zum Aufsitzen zu geben. In diesem Augenblick brauste der Schnellzug durch die Station und zermalmte den Unglücklichen. Der Tod trat auf der Stelle ein. Moser hinterläßt eine Frau und drei Kinder. Dammrutsch bei München. An dem im Bau be- kindlichen Amper-Wafferkrafl-Elektrizitälswerk in München ist ein Dammrutsch eingetreten, der zu einem stellenweise» Durchbruch des angestauten Wasser» geführt hat, wobei einige unterhalb de» Damme» gelegene Wiesewund Arbeiterbaracken über schwemmt wurden. Die Gleise der auf der Damm krone angelegten Feldeisenbahn sind unterbrochen. De« amerikanische Tabakkörrig ertrunken. Aus London kommt die Nachricht, daß der amerikanische Tcrbakkönig James Buchanan Duke in der Nähe vou Greenwich bei einer Motorboolfahrt ertrun ken ist. Duke war Präsident der Continental To bacco Co. und der Consolidated Tobacco Co., der beiden größten Tabakgescllschaftcn Amerikas. Einzelheiten zum Erdbeben in Ostindien. Der „Exchange Telegraph" meldet aus Kalkutta, daß das Erdbeben früh um 3 Uhr 57 Min. einen Teil Ostindiens erschütterte. Die Stöße waren in der Gegend von Äffan am heftigsten und von starken Detonationen begleitet, zumal in der Gegend von Mimensig, das 650 Kilometer östlich von Kalkutta liegt. In Mimensig stürzten die meisten Häuser zusammen und begruben die Einwohner unter sich. Im ganzen wurden fünfzig Personen ge tötet oder verwundet. In Kalkutta selbst dauerten die Erdstöße eine Minute. Die Einwohner hatten Zeit, aus den Wohnungen zu fliehen. Be deutender Sachschaden ist nicht zu beklagen. Man olaubt, daß die Erschütterungen in den Bergen von Kasi bei Assan ihren Ursprung haben. Da» Eisenbahnuuglück bei Hannover. Der hol- ländische Universitätsprofessor Jan Arkima, der bei dem Eisenbahnunglück bei Wunstorf schwer verletzt wurde, ist im Krankenhausc seinen Verletzungen er- legen. Raub von Lohngeldcrn. Auf der Schachtanlnge 1 bis 4 der Zeche Wilhelmina-Vittoria wurde ein ver- wrgener Raub ausgeführt. Die Zeche hatte Lohngclder in Höhe von 195 370 Millionen erhalten und diese in der Sprcngstofftammer auf der vierten Sohle unter gebracht. Von dort ist das Geld verschwunden. Die sofort cingeleiteten polizeilichen Ermittlungen führ- tcn zu keinem Ergebnis. Statt Hochzeit — Granaten! Colonel Steghcn Lowe, Leiter des Nah-Ost-Waiscnhilfswerks in Korfu, und Miß Emma Wood, Oberschwester des Rah- Ostenhilfe-Hospitals auf Korfn, hatten sich dort kennen und lieben gclernr und beschlossen, sich in Athen fürs Leben vereinen zu lassen. Zwanzig Minuten vor ihrer geplanten Abreise erschienen die Italiener vor Korfu und ließen sie nicht mehr an Bord. Ihr Tele gramm nach Athen, womit sie die Hochzcitsvorberci- tungen abbestelltc», war das letzte, das von den Italienern zugelasscn wurde. — Die italienischen Granaten töteten dann neun ihrer jungen Pfleglinge sofort: vier starben im Krankenhause. Dort liegen noch 32 verwundete Kinder; außerdem sind etwa 50 leichtverletzt. Jedermann sein eigener Notendrücke«? „Aus Liebe zu seinen Angestellten" will sich der Stein- druckcreibesitzer Rudolf Kähler in Berlin mit der lomc", „Elektra" und des „Rosentavalier" in Drcs- den. In der Folgezeit wird so das Schaffen von Richard Strauß mit der Dresdner Hofkapelle fast unzertrennlich, und nur die neuerlichen katastro phalen Geldnöte für Thcatcrdinge im verarmten Deutsch land haben es möglich werden lassen, dag beispielsweise die „Ioscphslcgendc" in Dresden bis heute noch nicht zu sehen ist. In aller Erinnerung ist die denkwürdige Uraufführung der Alpcnsinfonie, die die Widmung an die Dresdner Hofkapelle trögt und durch diese selbst in der Berliner Philharmonie am 28. Oktober 1915 unter der Stabführung des Komponisten aus der Taufe gehoben wurde. — Daß ein Mann wie G Schuch auch andere Geister, un beschadet seines eigenen Ruhmes, neben sich dulden durfte, beweist das Auftreten Anton Rubinsteins, Johannes Brahms', Max Regere, Max v. Schillings in Dresden, beweisen die Konzerte, di: Nikisch, Schcinpflug, Siegfried Wagner im Laufe der Jahre mit der Dresdner Kapelle veranstalteten. Den neuen Mann sanden die Dresdner dann nach dem Tode non Schuchs und nach einem un fruchtbaren mehrjährigen Interregnum in Frrtz Busch, der mit Energie und Fleiß bestrebt ist, die ruhmreick)« Tradition der Kapelle fortzuführcn. Von seinen Operntaten steht die reichsdeutsche Erstauf führung des Moussorgskysschen „Boris Godunow" (mit wesentlicher Unterstützung de» russischen Diri- gentcn-Regiffeura Issai Dobrowen) an erster Stelle. Busch trat ferner für Hans Pfitzner ein, dessen Dresdner „Palcstrina"-Aufführung ein« künst lerische Tat ersten Range» bedeutete. Neuerdings hat er durch die Gründung einer eigenen Orchesterschule auch für den Nachwuchs der jetzigen Sächsischen Staatskapelle gesorgt, und die Opernpläns — man sieht u. a. die reichsdcutsche Uraufführung der „Prquedame" von Tschaikowsky vor — zeugen von ungebrochenem Wagemut selbst bei der wirtschaftlichen Trostlosigkeit des kommenden Theaterwinter». Dos eigentliche Fest de» 37Sjiihrigen Jubiläum» der Kapelle will man mit einer Neueinstudierung de» .Rirnzi" begehen, mit einem großen Orchester- konzert, in dem vor allem die Meister zu Gehör kommen sollen, die der Staat»kapell« irgendwie nahe gestanden, mit einer der traditionellen feier lichen Svnntag-mkssen in der katholischen Hofkirche l und mit einem modernen Kammermusikabend im s Bankettsaal des alten Refidcnzschlosses. Herstellung falscher Z wei-Mill ionen-Scheine abgegeben haben. Er betreibt in der Stralauer Straße 54 eine Steindruckerei und beschäftigt 12 Personen. In den letzten Wochen geriet Kähler mit den Lohnzahlungen in Der-ug. Um die fälligen Lohnbeträge zu beschaffen und keinen Angestellten entlassen zu müssen, kam er, wie er später erklärte, auf den Gedanken, sich durch eigenen Gelddruck das nötig« Kapital zu verschaffen. Am Tage war er der fleißige Unternehmer, aber nachts und Sonntag arbeitete er durch, um in einem besonder» abgeschlagenen Raum Falschgeldscheine zu drucken. Beamte der Falschgeldabteilung der Ber- liner Kriminalpolizei beschlagnahmten für etwa 50 Milliarden bereits fertig gedruckter falscher Zwei-Millionen-Scheiue. Kähler und sein erster Lithograph, der ihm bei seinen Fälschungen geholfen hatte, wurden verhaftet und dem Untersuchungsrichter vorgeführt. Der Accent grave als Verräter. Zn Berlin sind jetzt icefälschte brasilianische SOO-Milreis-Banknotcu aufyetaucht, die wahrscheinlich in einer deutschen Lichtbildanstalt hergestellt worden sind. Bei der gro- ßen Rackffrage nach fremdländischen Währungspapie- rer> ist es für die Hersteller trotz der jetzt besonders hohen Druckkosten ein leichtes und lohnendes Geschäft, die wenig bekannten Brasilianer an den Mann zu bringen. Den deutschen Druckern ist allerdings ein winziger Fehler bei der Herstellung unterlaufen, der die gesamte Auflage nur unter besonderen Vorsicht--» maßnahmen absetzbar macht: sie haben das in der Antschrisf vorkommende Wort „E-iö" falsch geschrie ben und iu „seriä" — also mit einem Accent grave versehen? — verunstaltet. Außerdem ist ihnen zum Ueberfluß noch in der Zahlenbczeichnung ein Druck-» fehler unterlaufen: sie haben statt eines „qu" ein „ou" durchgehen lassen. Nun ist es für die Behörden eine Kleinigkeit, die brasilianischen Blüten sofort bei chrem Anftauchen anzuhalten und ihre Besitzer und Vertreiber und durch sic ihre unvorsichtigen und svrachunkundigcn Fabrikanten zu entlarven. Weil er stehlen wollte... Ein Familicndrama, dem die amerikanische Polizei nichts ähnliches an die Seite zu stellen weiß, ereignete sich k.rzlich in Chi cago. Dort sitzt jetzt eine Fran Simiz in furchtbaren Gewiffensqualen im Gefängnis, während ihr Sohn mit einer Kugel im Halse zwischen Leben und Tod schwebt, die sie i hm selbst „für das Heil seiner Seele" hineingeschoffen hat. „Mein Sohn wollte nicht arbeiten und nicht guttun", so gestand sie dem Untersuchungsrichter. „An dem Morgen kam er erst um 6 Uhr nach Hausc, nachdem er die ganze Nacht in schlechter Gesellschaft verbracht hatte. Ich sagte ihm, er solle sich waschen und sehen, ob e» Arbeit bekommen könne. Wenn du mir kein Geio gibst, erwiderte er, dann gehe ich mir welches stehlen. Dann lachte er laut und wollte zu Bett gehen. Eine blinde Wut ergriff mich. Der Gedanke, daß mein Kind zum Dieb werden könnte, machte mich rasend. Ich stürzte in mein Schlafzimmer, ergriff einen Ne- volvcr und sagte: Ich töte dich, bevor ich mit an sehe, wie du ins Zuchthaus kommst. Dabei richtete ich die Waffe auf ihn. Du hast ja nicht den Mut, zu schießen; sagte er lachend. Da verlor ich die Be sinnung; bevor ich noch denken konnte, hörte ich einen Schuß und sah das Blut aus seinem Halse spritzen. Er brach zusammen. Das nächste, woran ich' mich erinnere, ist, daß ich zur Polizei lief." 1 M'llicn Marl Straßer-a'nfahrprels ln Frsuk- frrtt. Der Sn-aücnbahnfahrpreis wird vom Freitag nb auf 1 Million Mark sür zwei Kilometer erhöht, bis 5 Kilometer P'l>, über 5 Kilometer 2 Millionen Mark. Das Ende einer tausendjährigen Zeitung Die schwere Krisis, die heute die Presse durchmacht, und die in Deutschland zumal sich in einem Verhängnis- vollen Dahinsterben der Zeitungen zum Ausdruck bringt, beschränkt sich durchaus nicht allein auf Europa. So hat, wie amerikanische Blätter melde», diese auch in China ein Opfer gefordert» und zwar in Gestalt eines Blattes, das als eine der ältesten Zeitungen der Welt angcschSn werden darf. Es handelt sich um den „Tschinft Pao", d:r seit 1006 Jahren in Peking erscheint und der jetzt infolge der enormen Verteuerung der Druck- und ^"vier- kosten genötigt ist. sein Erscheinen einzuftellen. Epikuraer der Kunst. Auf seinem Schloß Leopoldskron bei Salzburg, inmitten von Lakaien mit weißgepudcrtcn Perücken, residiert Max Rein- Hardt und leitet nur von Zeit zu Zeit irgendeine seiner alten Inszenierungen irgendwo im Valuta- lischen Ausland. Er zehrt im Grunde genommen von seiner eigenen Vergangenheit und ist, solange er dies tut, Vergangenheit... Um die gleiche Zeit hört man auch wieder von Richard Strauß' Freuden. Gerade ist er in Europa gelandet und hat sich — nicht nach Wien begeben, sondern fürs erste auf seinen Bentz in Garmisch-Partenkirchen, wo am nächsten Mittwoch die Verlobung seines Sohnes Dr. Franz Strauß mit Fräulein Aliccc Grab gefeiert wird. Das Ballett „Schlagobers" wird in der Wiener Staatsopcr erst im Dezember zur Nr- vnfführung kommen. Man sagt, daß dis Mittel für ö'e Inszenierung — si« sollen in die Milliarden jaust» — aufgebracht worden sind. Im „Richard- Siranß-Theater" kennt man eben, wenn's ums eigene Werk geht» noch keine Sorgen... Don de» deutschen Hochschule». Zur Wieder- bcschung des durch das Ableben von Prof. Ria; E>-nst Mayer erledigten Lehrstuhles für Straf recht, Strafprozcßrecht und allgemeine Rechts- und Statslehre an der Universität Frankfurt ist an den Professor an der Heidelberger Universität Graf Dohna-Schwerin ein Rus ergangen. Der Gelehrte gehörte seinerzeit der Verfassunggebenden Nationalvcrsammlnng als Abgeordneter an. Als Nachfolger für den nach Berlin berufenen Ordinarius des bayrischen und deutschen bürgerlichen Pro- zeßrcchtes. Prof. Ernst Tietze ist der Vertreter dieser Fächer an derMünchner Universität ff. Ernst Rabalin in Aussicht genommen. Er ist Mitglied des deutsch-italienischen Schiedsgerichtes. Wilder einer. Als Opfer der deutschen Not ist in Bonn der Architekt Karl Thoma im 66. Lebensjahre gestorben. Er hat dort als freier Architekt eine vielseitige und erfolgreiche Tätigkeit ausqeübt. Alte Bekanntschaft. Ein reizendes wahres Ge- schichtlcin aus dem Basier Zoologischen Garten be richtet ein Leser der „Basier Nachrichten"-^ Kürzlich stand ein vierjähriger Knabe aus der Innenschwciz am Gehege der Wasservögcl und sah zum Storchen hin- über. Der Kleine hielt die Hände auf dem Rücken und sprach in reizender, vornübcrgek""ntter Stellung Herrn Adebar an: „Störchli, knirsch mi nok"
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