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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.09.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-09-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192309140
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230914
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230914
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-09
- Tag 1923-09-14
-
Monat
1923-09
-
Jahr
1923
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»der erfolgen, halb der l Mi. h be- et für mögen keinen nittel- Be- ir den r die cbarcs Ler - ichts tz der l> für asten Wunsche se nach wurde, falsch s wenn he o.nf- ungs - lahmen, ikt aus, g dec r nicht sciner- dcnt die ich in Rech- n all weiter ag gc- wclche uf den ' Län- V Ruhr >at die e Ver- flikt er die stehen, ld die timm- diese daß die es er- lrendcs r diese Reichs- rt hat, n über Ruhr- pas- r, das torische en an- Offi- betonte ! l b st - m, das; ns zur Seite inde ch des Wind cs Der- Hold- xilung- wallen - g des' :e Fi- ;en, der rtschaft- gierung an die des tlich der der Aus- zustcllcn. über ge- sst hätte, chwie - ; über neu über so aus- In den n Kreise r, was »inander Gegeil ten, dass t leiden r wert- der un- les un dec Er richtung echnung unanden ilitischer artci - :n. Es tschafts- >enen es idungen werden, puntten ne Ein- „Kber elegant" Don l.l»s Frau Grete wandte das zertrennte Kleid hin und her. Einzelne Teile sahen noch ganz gut aus. Aber die Dorderbahnen waren arg verschossen. Und wenn man sie ach reinigte und das Ganze selbst färbte, die abgetragenen, fadenscheinigen Stellen blieben doch. Frau Grete seufzte. Und dann ging sie ins Nebenzimmer: Fritz Wentorfs saß über seinen Büchern und Berechnungen. »Ob es noch einmal geht, Fritz?' fragte Frau Grete zaghaft. »Was geht?' Ihr Mann sah arger- lich auf. »Ob da» Kleid noch zum Dereinsball gehen wird?' fragte Frau Grete zaghaft, »ich habe es nun doch schon acht Jahre — oder ob ich einen neuen Stoff..." — Fritz Wentorfs legte die Feder fort. »Liebes Kind," erwiderte er, und Frau Grete zuckte zusammen (denn, wenn er liebe» Kind sagte, stand das eheliche Decometer auf Sturm), »liebes Kind, du hast ein Talent, einem die wenigen Freuden zu verbittern, die man noch hat. Du weißt genau, daß ich die Nächte durch arbeiten muß, damit wir uns sclch eine Extraausgabe gestatten können. Und da kommst du mir mit solchen Sachen. Wenn dir da» Kleid nicht gut genug ist, dann bleiben wir eben zu Hause.' Frau Grete waren die Tränen nahe. »Ich meinte ja nur, weil ich es doch schon zehn Jahre . . .' »Mein Frack ist auch schon zehn Jahre alt.' Frau Grete schwieg und ging still hinaus: sie begann an dem Kleid« zu trennen. Zwischendurch aber fielen Tränen auf den Stoff. In Fritz Wentorfs« rechnende Gedanken mischte sich plötzlich ein Gefühl von Unbehagen. Woher kam es nur, daß er jetzt immer so gereizt und heftig gegen Grete wurde? Sicher nur von den ewigen kleinen Sorgen um Geld und Auskommen. Grete» Wunsch war doch wirklich begreiflich. Und vielleicht war er nur darum so heftig geworden, weil er ihn nicht er- füllen konnte? — Wie oft ertappte er sich jetzt selbst dabei, daß er mit einem gewissen Reidgefühl den gut gekleideten Männern nachsah! — Und Grete, die noch so jung war und noch nicht viel an Freude und Sorg losigkeit erlebt hatte, die so bescheiden und tapfer sich au» der glücklichen, verwöhnten Mädchenzeit in die kargen Verhältnisse hineingesunden hatte? Er kannte .As saß jetzt tzjll ft» Nebenzimmer, »der sein« Hypotheken als ein reale» und mobile» Wertobjekt in eine Treuhandgesellschaft eingebrocht werden, an deren Verwaltung die Re- parationsgläubiger beteiligt werden könnten. Die Zinsen m« den Hypotheken würden der Treu- Handgesellschaft zufließen. Diese wäre in der Lage, auf Grund der Hypotheken und der Zinsenerträgnisse durch Ausgabe von Obligationen Anleihen auf zunehmen. Dadurch wäre die Möglichkeit gegeben, auch Frankreich sofort in den Besitz größerer Zahlungen zu setzen, ebenso wie die Zinszahlungen in angemessener Zett fließend zu machen wären. Eine derartige Leistung ist sicherlich kein »theoretische» Recht' und kerne »allgemeine Garantie', sondern eine real« Tatsache. Sie ist frei von jeder Zweideutigkeit. Sie kann Frankreich in den Besitz von Zahlungen setzen, wodurch die von französischer Seite aufgestellten Bedingungen für die Räumung de» Ruhrgebiete» erfüllt wären. Sie bedingt in ihrer Verwirk lichung die Wiederverfügung Deutschlands über das Ruhrgebiet und die Wiederherstellung seiner Souveränität über das Rhein- land. Sie ist geeignet, die Frage der passiven Widerstandes zu erledigen, wenn man uns die Sicherheit dafür gibt, daß auf Grund einer solchen Vereinbarung da» Ruhrgebiet geräumt wird und im Rheinland« die alten Rechte wiederhergestellt werden. Gibt man uns die Sicher- heit, daß jeder, der Rhein und Ruhr seine Heimat nennt, frei der Heimat wiedcrgegeben wird, so be- steht kein Grund mehr dagegen, dieses große, einst blühende Wirtschaftsgebiet seiner alten Arbeits freudigkeit wieder zurückzugeben. Ich hoff« auf di« Möglichkeit einer solchen Rege- luna. Frankreich hat durch seinen Minister präsidenten wiederholt erklärt, daß es kein« Annexio nen beabsichtigt, dastz ess nicht arr -er Ruhr zu bleiben gedenkt. England befindet sich mit dieser Auffassung sicher lich in Uebereinstimmung. Belgien würde die Wiederherstellung normaler wirtschaft- licher Verhältnisse sicherlich begrüßen, und wir sind überzeugt davon, daß auch di« Auffassung Italien» sich ur derselben Richtung bewegen wird. Für un» ist die Frag«, ob die deutsche Wirtschaft die ihr zugemutete Belastung wird tragen können. Wir wissen, in welcher schweren Zeit wir un» be finden, aber ich darf mit Genugtuung darauf hin- weisen, daß dem gegenwärtigen Kabinett von führende» Persönlichkeiten der Wirt schaft Leistungen angeboten worden sind in der Höhe, di« un» di« Ausführung der heute von mir vorgeschlagenen Zahlungen ermöglichen wird. Wenn es um die Entscheidung geht zwischen Freiheit des Landes oder Besitz des Einzelnen, so müssen wir Hof- fen daß die deutsche Wirtschaft sich nicht niedriger «inschätzt al« jene ostpreußischr Landschaft, die einst durch Hingabe ihre» Besitze» als Pfand für den Staat Preußen die Abtragung einer großen Kriegs entschädigung ermöglichte und die 100 Jahre ge braucht bat, um diese Verbindlichkeit zu amortisieren, dafür aber auch ein leuchtender Beispiel vater ländischer Pflichterfüllung gegeben hat. In der von mir vorhin erwähnten Rede des Kronprinzen Rupp recht in München findet sich der gute Satz: »Es bandelt sich jetzt nicht um dynastische Fragen, es handelt srch um die Existenz von Reich und Land.' Es handelt sich darüber hinaus auch nicht um Fragen der Parteipolitik, um Einzel- intereffen von Berufsständen, sondern um das Leben und Sterben de» deutschen Volkes. Irgendeine Der- ständigung ist allerdings davon abhängig, ob man glaubt, daß eine Stimmung zwischen Frankreich und Deutschland geschaffen werden kann, auf der sich eine solche Verständigung aufbauen läßt. Ob sie möglich ist, ist eine Frage, die ich nur vom deutschen Stand- punkt au» beantworten kann; jedenfalls isi sie notwendig. Der französische Ministerpräsident hat in seiner letzten Rede hingewiesen auf die Art und Weise, in der einst nach dem Kriege 1870/71 die Verhältnisse zwischen Frankreich und Deutschland wieder geregelt worden sind, und hat mir empfohlen, die Korrespondenz »wisch« Thiers «nd -em Grafen Saint-Ballier mit -em General- fel-marschall von Manteuffel nachzulesen, um daraus Folgerungen für die deutsche Leipziger Tngevln« uoa »Loaelsreituag Einstellung gegenüber dem Frankreich der Gegenwart zu ziehen. Mir ist diese Korrespondenz wohl bekannt, und ich darf darauf Hinweisen, daß gerade diese Kor respondenz davon zeugt, daß Deutschland al» okku pierende Macht nach einem gewonnenen Kriege sich sehr wohl bewußt war, daß ein friedliches Neben- etnanderwohnen von Nationen auch die Schonung berechtigter Empfindlichkeiten im Verkehr der Rationen in sich trägt. Graf Saint-Ballier schreibt dem Ministerpräsidenten Thiers unter dem 2. März 1873, daß er mehr al» je- mal» die Art und Weise des deutschen kommandieren den Generals Frankreich gegenüber loben müsse, der ihm von seiner Gesinnung mehr als eine Probe ge geben habe und der unter starkem Druck seine Trup pen trotz gewisser Widerstünde in Barackenlagern untergebracht hätte, um die französische Bevölkerung zu schonen. »Dem deutschen Generalfeld, marschall gebührt,' wie Graf Saint-Vallier in einem anderen Briefe vom 23. September 1873 versichert, »eine Seite aufrichtiger Dank barkeit in den französischen Annalen.' Die Art der Wiederaufnahme der Beziehungen zwischen den zwei Nationen nach dem furchtbaren Kriege tritt vielleicht noch mehr als in diesem Bries- wechsel in den Memoiren ersten Botschafters der französischen Republik in Berlin de Gontant-Biron zutage, der fortgesetzt in der Lage ist, darüber zu be- richten, wie sehr Deutschland sich bemüht«, Ler Periode des Kriege» die Aera de» Fr «den« folgen zu lassen. Bei der Antritt», auüienz des französischen Botschafters beim deutschen Kronprinzen fiel die Aeußerung: »Glücklicherweise ist der Krieg zu Ende; jetzt gilt cs den Frieden zu er halten.' „Man will den Frieden', so klingt e« au» den Berichten des Botschafters nach Paris wider, und vom Fürsten Bismarck sagt Thiers in einem Briefe an den französischen Botschafter mit Recht, »daß große Geister stets ein gewisses Maß von Gerechtig keit besitzen, das bei gebotener Gelegenheit zutage tritt.' Und wenige Tage darauf setzt er diesen Ge danken über die damalige Politik des deutschen Reichskanzlers fort mit den Worten: „Danken Sie Herrn von Bismarck, daß er auf unsere Wünsche ein gegangen ist. Um zu tun, was er getan, mußte man den Preis im Auge haben, und dieser Preis ist er rungen worden. Er besteht in der wesentlichen Beschwichtigung -er nationalen Leiven- schäften als der besten Garantie für den Frieden.' Und ein letztes Zitat aus jener Zeit. Am 20. März 1873 schrieb der französische Außenminister de Remu- sat an seinen Botschafter in Berlin: »Wir werden nun soweit wie möglich in unseren alltäglichen Beziehungen mit Preußen etwa« Ruh« eintreten lassen und be- weisen, was wir immer ausgesprvchen haben, daß di« Räumung des Gebietes erst den Frieden vollenden und befestigen wird. Die Okkupation ist, solange sie dauert, ein Bild de» Kriege».' Denn heute unter anderen Verhältnissen Deutschland, da« bereit ist, die Folgerungen aus einem verlorenen Kriege auf sich zu nehmen, dem i Frankreich der Gegenwart gegenübersteht, so möchte ich wünschen, daß auch diejenigen Persönlichkeiten, in deren Händen heute mehr als das Ge schick Frankreichs liegt, von deren Ent* schlüssen die Ruhe und die Befriedung Europa» abhängt, sich von dem Gesichtspunkt leiten lassen mögen, daß e« auch jetzt gilt, den Frieden zu wollen, den Frieden zu er halten durch eine Politik der Gerechtigkeit, die geeignet ist, nationale Leidenschaften zu beschwichtigen und damit die Garantie für einen wirklichen Frieden zu geben.' (Stürmischer Beifall und Händeklatschen.) Steigen -es Reichskndex um 17S Proz. Berlin, 12. September. Di« Reichsindex ziffer für Lebenshaltungskosten (Er- nährung, Wohnung, Heizung, Beleuchtung und Ve- kleidung beläuft sich nach den Feststellungen de« sta tistischen Reiches wie für den 10. September auf 8 061046. Die Steigerung gegen di« Ziffer für die Vorwoche (1846 261) beträgt somit 173,7 Prozent. schroffen Worte hatten ihr Herz mehr getroffen als die Ablehnung ihre« Wunsches. Und wirklich, als er jetzt leise vom Schreibtisch aufstand, hinüberging, sah er Tränen auf Grete» Gesicht. »Aber Schatz,' sagte er, „ist da» Mit dem Kleide denn wirklich so hofinungslos? Ich bin sicher, du machst dir mit deinen geschickten Händen etwa» Wunderschöncs zurecht.' Und er zog seine kleine Frau empor. „Ls ist ja nicht wegen de» dummen Kleides,' flüsterte sie, »wenn ich dir dann nur ge falle.' »Dummes,' sagte ihr Mann und küßte sie. Und die kleine Frau Grete war getröstet. * Frau Grete stand vor dem Schlafzimm-rspiegel und mustert« sich noch einmal. Und sie fand, daß sie gar nicht so übel aussah. Der es nicht wußte, konnte die hellblaue Seide für neu halten. Das Ausstichen hatte geholfen. Und die Raffung an der Seite des Rockes war ihr wirklich gut gelungen. — Der wunde Punkt waren die Schuhe. Trotz aller Mühe sah der Lack verbraucht und brüchig au». Aber beim Tanzen würde man da« nicht so merken. Fritz kam herein, elegant mit seiner schlanken Figur auch in dem alten Frack. Frau Grete stand etwas verlegen in ihrem ausgeschnittenen Seiden kleidchen. Wie lange war es her, daß man ssch fest- lich gekleidet hatte! Na siehst du. Maus,' sagte Fritz anerkennend, »hab« ich es nicht gewußt? Allerliebst sichst du au», wie ein ganz junge» Madel?' — * Die kleine Grete saß in einer Lcke de» erhellten Dallsaale« und plauderte mit einem Tänzer. Aber ihre Antworten kamen mechanisch und halb ohne Be wußtsein. Denn zwischen den mühsam heiteren Worten suchten ihre Gedanken immer nur ihren Mann. Den ganzen Abend fast hatte er nur mit einer Dame getanzt, mft jener schwarzhaangen, schlanken, in dem fabelhaften Kleide. Einmal hatten st« auch zu Vieren am Tisch gesessen. Und Frau Grete hatte mit jäher Scham empfunden, wie alt modisch, wie kindlich und provinzial ihr selbst- gefertigte» Kleid neben dem Kleid« dieser Frau au», sah, bei dem sich grünstlberne Spitze über dunkle Seid« schmiegte. Au» dem spitzenverhllllten Grün stiegen Hol» und Arme nackt und leuchtend. Die schwarzhaarige, blaff« Frau lachte und scherzte mit Fritz. Unter den überfallenden Spitzen kmn ein schlanke» Bein im silberfarbenen Seidenstrumpf her- Vie städtische Zinanznot Dir haben mehrmal« über die erheblichen finan ziellen Schwierigkeiten, in di« die Stadt Leipzig ge raten ist, berichtet. Nunmehr wendet sich der Rar mit einer amtlichen Darstellung an die Oeffentlich- keit. Er schreibt uns: Der Umstand, daß die Stadt Leipzig infolge der außergewöhnlichen Anspannung der laufenden Be triebsausgaben augenblicklich nicht imstande ist, die Glhälter und Löhne voll auszuzahlen, hat zu der irrtümlichen Auffassung geführt, daß die Stadt Leip zig ihre Gläubiger überhaupt nicht befriedigen könne. Derartige Gerüchte sind völlig unbe- gründet. Die Stadt Leipzig ist nach wie vor eine der reichsten Städte. Sie besitzt neben einer großen Anzahl öffentlicher Gebäude: Rathäuser, Museen, Theater, Schulen, Krankenhäuser noch etwa 200 Wohnhäuser, 20 Ritter- und Bauerngüter, Wälder und viele einzelne Acker-Gartengrundstücke, außerdem noch Gas-, Wasser-, Elektrizitätswerke und Straßenbahn. Ihr Gesamtgrundbesttz beträgt allein im Stadtgebiete zurzeit 3275 Hektar, außerhalb des Stadtgebietes 2580 Hektar (Iohannisbospital und andere Stiftungen sind dabei nicht inbegriffen). Außerdem besitzt die Stadtgemeinde noch ein sehr großes bewegliches Vermögen in Gestalt van Aktien und Kuxen. Sie hat die Mehrheit in der Gewerk schaft Deutschland in Oelsnitz im Erzgebirge und in den Leipzig-Dölitzer Kohlenwerken, ebenso besitzt sie einen großen Teil der Mansfelder Aktien. Die Schulden der Stadtgemeinde kommen gegenüber diesen ungeheuren Werten überhaupt nicht in Betracht. Die zur Deckung des Notgeldes dem Reichsfinanzminister anyebotenen Mansfelder Aktien stellen nur einen ganz geringen Bruchteil des städti schen Aktienbesitzes an Mansfeld dar und würden trotzdem nach dem Kurse vom 12. September allein schon genügen, um das gesamte städtische Notgeld und alle Schulden der Stadt Leipzig vielfach zu decken. Es muß immer wieder hervorgehoben n^ - den, daß es sich lediglich nm eine vorüber- gehende Schwierigkeit der Bestreitung des laufenden Betriebs und nicht um eine Ucberschuldung der Stadt handelt. Diese Schwierigkeiten sind lediglich eine Folge der gerade in den letzten Tagen eingetretencn gewal tigen Erhöhungen aller Ausgaben, insbesondere der Gehälter und Löhne. Während nach dem Stande vom 2V. August 1923 allein an Löhnen 166 Milli arden einschließlich technischer Werke, ober ohne Straßenbahn zu zahlen waren und nach dem Stande vom 5. September 260 Milliarden, sind nach dem Stande vom 12. d. M. 607 Milliarden auszuzahlcn. Aehnlich lag es mit den Gehaltserhöhungen. Erst am 7. September wurde dem Rat vom Reichs finanzministerium bekanntgegeben, daß für die erste Hälfte September am 8. eine Nachzahlung gewährt werden müsse, die der Stadt eine sofortige Zahlung von ca. 1 Billion auferlegte, wovon die Stadt gemeinde nach Abzug der Ueberwcisungcn durch das Reich mehr als 250 Milliarden aus eigenen Mitteln aufzubringen hatte. Es liegt auf der Hand, daß nach den ungeheuren Ansprüchen in der Zeit seit Ende Juli die Stadtgcmeinde nicht sofort imstande war, derartige, nicht vorauszusehende Ricsenbeträgc sofort aufzubringen, zumal da auf allen Gebieten gleichartige Steigerungen der Ausgaben entstanden sind ohne sofortige entsprechende Erhöhung der Lin- nahmen. So ist allein in der vorerwähnten Woche als Bedarf für laufende Fürsorge-(Armen-)Unter- stützungen ein Betrag von 90 Milliarden erforderlich, während in der Woche vorher ein Betrag von 43 Milliarden und in der weiteren Woche vorher ein solcher von 24 Milliarden zu zahlen war. Nach den gesetzlichen Bestimmungen ist die Stadt gemeinde nicht berechtigt, und die städtischen Kollegien beabsichtigen auch nicht, den ungeheuer wertvollen Dermögensbestand zur Deckung vorübergehender Ausgaben auch nur teilweise zu veräußern, sondern sie wollen diese — und dazu gehört auch die Wieder einlösung de» Notgeldes und die nachträgliche Zah lung nicht voll ausgczahlter Gehälter und Löhne — den gesetzlichen Vorschriften gemäß durch laufende Einnahmen wieder decken. * Der Rat ist nach dieser Zuschrift der Meinung, daß es um Leipzig wirklich nicht schlimm bestellt ist. vor, ein silberner Brokatschuh. Unwillkürlich sah Frau Grete auf diesen Fuß und zog mit einer jähen Bewegung ihre Füße mit den brüchigen Lackschuhen dichter an sich. Und al« sie aufblickend in das Ge sicht ihre Manne« geschaut hatte, da waren seine Augen mit einem Ausdruck auf diesen silberfarbenen kleinen Fuß gerichtet — einem Ausdruck Und nun war Fritz mit der Grünen verschwunden, wohl schon eine halbe Stunde — gewiß in irgend- einem der kleinen Nebensäle. Und sie war so müde, so müde — * Frau Grete lag wach im Bett. Und auch Fritz schlief noch nicht. Sie horte, wie er sich hin und her bewegte. »Fritz,' sagte Frau Grete plötzlich, „fandest du die grüne Dame eigentlich schön?' Eine kleine Pause war, — Frau Grete hört« angstvoll in« Dunkel. .Schön,'- sagte do die Stimme ihres Mannes mit betonter Gleichgültigkeit, »schön, nicht. Elegant.' * Frau Grete kam von Nachmittagsbesorgungen heim. Plötzlich bekam die kleine Frau Grete Furcht vor ihrer einsamen Wohnung. Fritz hatte heute wie der eine jener Abendsitzungen, die in letzter Zeit so häufig waren. — Um 11 Uhr würde er erst daheim sein. Kurz entschlossen trat Grete in ein Kino ein, dessen bunte Plakate unter erhellten Lampen leuchte ten. Vor der Kaffe drängten sich die Menschen. Frau Grete sah flüchtig die Reihe entlang. An der Wand gegenüber stand eine Dame in gestreiftem Sommer kostüm, goldfarbenem Wildlederhut über blassem, dunklem Gesicht. Dorn in der Jacke steckte ein Nelken- büschel. Ein Herr löste sich von der Kasse, kam auf jene zu — vertraulich plaudernd gingen sie hinein. Frau Gr:1e stand sehr still und sah ihrem Manne noch. Und in dem jähen Schmerzensgefiihl hörte sie plötzlich jene Worte ihre« Manne«: „Schön, nicht. Aber elegant . . .!' Bnchschlüffel. H RUltooe». Die Schlüsselzahl im deutschen Buchhandel lautet ab heute 12 Millionen. Da» bedeutet gegen die letzte Festsetzung (6 Millionen am 11. September) eine Steigerung von 100 Prozent. — Der Duchabsatz ist somit — mit Ausnahme kleiner Kreis« — so gut wie erledigt, wenigsten» so lange, bi» die Einkommen sich dieser Steigerung angeglichen haben. In Sortimenterkreisen hat »an noch vor- rv. v se Wäre dieser Bericht mit all seinen Zahlen öe^c ' der Etadtverordnetensitzung am Montag worden, würde nicht dio große Beunruhige " standen sein. Der Oberbürgermeister erklärte au drllcklich, in der Oeffentlichkeit nicht die Zahlen ü.c Vorschüsse an die Straßenbahn usw. nennen zu wollen. Nun geschieht es doch. Man scheint wirklich im Leipziger Rathausc den Kopf zu verlieren. Teuerungszahl 1 filr Leipzig (Statistisches Amt Lcipz'g.) Stichiag 13. September 1923: 5S3 0Ü7 80V Mark. Letzter Stichtag 10. September: 806 781600 Mark. Steigerung in Prozenten seit: 10. 9. auf 193, 6. 9. auf 401, 3. 9. auf 528 , 30. 8. aus 748, 27. K aul 1'80, 23. 8. auf 1127, 20. 8. auf 1384, 16. 8. auf 1820, 13. 8. auf 2126. Die Tcucrungszahl 1 stellt den Mindcstaufwand einer Familie von Mann, Frau und drei Kindern im Alter von 12, 7 und 114 Jahren für Nahrung. Wohnung, Heizung und Beleuchtung innerhalb eines . Zeitraumes von vier Wochen dar. verteuerte Mieten Das sächsische Gesamtministerinm hat ,;; Zu schlag für den Zinsendicnst nach Paragraph 6. des Rcichsmietengesctzes einheitlich für ganz Hachsen jährlich auf zwei Grundmieten festgesetzt. Die Sätze für den Berwaltungsaufwand des Eigentümers wurden in Gemeinden von mehr als 100 000 Ein wohnern jährlich auf mindestens 2500, höchstens 5000 Grundmieten, 10 060—100 000 Einwohnern 2000 bis 4000 Grundmieten und 10 000 Einwohnern 1230 bis höchstens 2400 Grundmieten bestimmt. Der Zu schlag für laufend!! Inftandsetzungsarbeitcn. der nur einen Mindestzuschlag darstellt, wird in Gemeinden von mehr als 100 000 Einwohnern 88 000 Grund mieten, von 10—100 000 Einwohnern 66 000 Grund mieten und wenigen als 10000 Einmahncrn 4'io> Grundmieten jährlich festgesetzt. Di" Gemein'.!-::: werden das weitere noch veröffentlichcn. ' LiuschrLnkunff des Kraftdroschken verkehr-. Mit Rücksicht auf den schlechten Geschäftsgang im ^>'oft droschkengcwerbe ist beschlossen worden, um Ent lassungen von Angestellten vorzubeugcn, den Kraft- droschkenbetrieb einzuschränken und zwar dergestalt, daß die Kraftdroschken nur drei hintcreinandcrfal, gendr Tage in der Wock-e in Betrieb gestellt werd - dürfen. Die Einschränkung beginnt Sonnabe. 7 Uhr früh, und dürfen von diesem Tage ob Kraftdroschken mit gerader Nummer nur drei Tage lang fahren und die nächsten drei Tage dann die Kraftdroschken mit ungerader Kraftdroschken- nummer. Zuwiderhandlungen werden aus Grund des Reichsstrasgesctzbuches in Verbindung mit dec Droschkenordnung mit Grldft-ase bis zu 800 000 tz oder mit Haftstrase bis zu 14 Tagen geahndet werden. ' Zusatzrcutcnzahlung an Kricgslleschädigle und Kriegerhinterbliebcne. Die ?"m Empfang von Zusatz rente berechtigten Kricgsbcichädigtcn und Krieger- Hinterbliebenen erhalten auf die erste Hälfte des September eine Nachzahlung in Höh'* des L6S.10- fachen Scptember-Grundbetrages. Diese. Betröge werden an die Selbstabholer im Ortsamt für Kriegcrfiirsorge, Nonnenmühlgasse 8, wie folgt aus gezahlt: Dienstaa, den 11. September: Nr. 1—75 non jedem Buchstaben; Mittwoch, den 12., Nr. 76—150 von jedem Buchstaben; Donnerstag, den 13., Nr. 151 bis Schluß non jedem Buchstaben. Die angegebenen Tage und die auf den Nummern angegebenen Zeiten sind genauestens einzuhalten, da eine Abfertigung zu andern Tagen und Zeiten infolge der großen Anzahl unmöglich ist. Den andern Empfangsberechtigten wird die Nachzahlung, wie bisher, durch di: Post zugestcllt. Witterungsvoraussagc für den 14. Sepicmbcr Heiter, nur zeitweilig leicht bewölkt durch h.che Wolken, stellenweise Morgenncbe'. Leichte Wind: aus wechselnden Richtungen, keine wesentlichen Temperaturänderungen. gestern ein Emporschncllcn dec Schlüsselzahl in diesen, Maße nicht für möglich gehalten. Mai: rechnete mir etwa 9 Millionen. Allerdings ist die Mark inzwischen neuerdings entsetzlich gefallen. Die äußerst schwie rige Lage im Buchhandel wird durch diesen Sprung der Schlüsselzahl zur Krise gedrängt; Verkürzung der Arbeitszeit und Betriebseinschrünkungen sind nun mehr im Sortimentsbuchhandel unvermeidlich gc- worden. Wofür der Arzt haftet. Ein interessantes Urteil des Reichsgerichte» über die Haftung des Arztes wird von Oberrcichsanwalt Ebermaqer in der »Deutschen Medizinischen Wochenschrift' mit- geteilt. Ein Patient hatte beim Besteigen der Stra ßenbahn einen Unfall erlitte». Der Arzt stellte ohne Röntgenuntersuchung einen Schenkelbruch fest und be- handelte dementsprechend. In Wir'lichkci: lag nur eine Hüftverrenkung vor. Durch die falsche Behand lung blieb das Bem verkürzt und die Bewegungs freiheit beschränkt. In drei Instanzen wurde der Anspruch auf Schadenersatz anerkannt. Nach dem Ur- teil des Reichsgerichtes kann der Kranke verlangen, daß der Arzt alle auch entfernten PerlctzungsmögUch- keiten in den Kreis seiner Erwägung zieht und die modernsten Mittel anwcndet. Durch ein Röutaenblld hätte sich sofort die Art der Verletzung fcststcll-n lassen. Da» Verschulden des Arztes liegt darin, daß er unterließ, eine Röntgenuntersuchung vorzunehmen. Dies Verschulden ist zwar nur gering, aber auch ein sehr geringes Verschulden genügt schgn, um die Schodensersatzpflicht zu begründen. Der Sbner^rschenbach-Preir für eine thüringisch« Rovellisttn. Der Wiener Zweiaver«»in der Deutschen S ch i l l e r - S tif t u n g hat im Einvernehmen mit dem Schriftsteller, und Iournalistenverein Concordia beschlossen, di« diesjährigen Zinsen des Ebi.rr-Esch'>n- bach-Fond- der Loncordia der Dichterin Marie Re nate Fischer in Saalfeld (Thüringen) zu übersenden. Sie hat Romane und Skizzen ge- schrieben, die Stoffe aus dem Leben der Bauern und de» Mittelbürgcrtums anschaulich, spannend Uud mit kräftigem Humor verarbeiten. Ihre gesunde,'särkicktc Art ist gute Eschenbach-Tradition. «-ao Literarisch« Notiz. Rolf Lauckner hat unter dem Titel »Die Reise gegen Gott' «ine neue dramatische Arbeit vollendet. Die Uraufführung de» Werkes, da» auch van Max Reinhardt erworben wurde, wird im -erbst im Rahmen der badischen Festwoche im Karlsruher Lande»theat«r stattfiadc».
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