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8«ttE 4 Ur. 24C L»lpL>ger »aä ULllüelgreltullg Markthallen-Wanderung Der Mittwoch brachte in der städtischen Markthalle ein reichliches Angebot von Aaren bei teilweise erdichten Preisen. Gemüse, Obst, Gefrierfleisch und Seefische kielten sich zumeist auf der Preishöhc des Vortages oder kalten nur ganz unwesentlich angezogen. Kartoffeln wurden mit 150000 Mark an- aebotcn. Kraut stellte sich aus bOOltOO, Nottraut auf 700 000 Mark. Wachsbohncn loslctcn 1,2 Millionen, grüne Bohnen ebensoviel. Möhren wurden mit 180 000 bis 200 000 Mark gehandelt. Gurken schwank ten zwischen 900 000 und 1 Million Mark, Für Kohl- rabi wurden 70 000 Mark für den Kopf, für Salat 50000 Mark für die Staude gciordcrt. Pflaumen stellten sich auf 800 000, Neineelauden auf 700l)00 Mark das Pfund. Birnen wurden mit 200 000 bis 400 000, Aepscl mit .MO000 bis ÜlMOOO Mart ge handelt. Preiselbeeren lasteten 2b Millionen. Wein- traubrn 2 Millionen Mark. Tomaten wurden mit 1,4 bis I/» Millionen, Zwiebeln mit 400 000 Mart gehandelt. In Seefischen lag ein reichliches An gebot vor. Für Schellfisch wurde 1b bis 1,8 Mil lionen Mark, für Goldbcn'cy 1,2 Millionen Mark ge- fordert. Seelachs stellte sich auf lb Millionen Mark, Kabeljau auf den gleichen Preis. Karpfen und Schleie wurde mit je ä Millionen Mark abgegeben, Notzunge und Heilbutiznngcn kosteten je 1b Mil- lionen Mark. Heilbutt wurde mit 2b Millionen ge- Itandelt. Für Norweger Heringe wurden 2b Mil lionen. für Schotten 4 Millionen und für Matjes ebenfalls 4 Millionen Mark verlangt. Wurst waren hatten nicht unerheblich ange- zogen. Blut-, Leber- und Sülzeuwurst stellten sich ans je 17,7 Millionen Mark. Für Knack-, Mett und Pol nische Wurst waren 18 Millionen Mark der Einheits preis. Reichlich waren die I r i s ch f l c i s ch st ü n d c mit Waren versehe». Nur in Kalbfleisch war dos An gebot schwach. Das Pfund rostete 10 Millionen Mark. Rindfleisch schwankte zwischen 10 und 12 Millionen. Echweinflcisch stellte, sich auf I I, Hammel auf 10 Mil lionen Mark. Gehacktes N»nd wurde mit <8 Mil lionen, gebocktes Schwein mit 12 Millionen gehandelt. Geschabtes stellte sich aus 10 Millwnen Mark. Für Kopsfleisch ohne Knochen und für gepökelten Echweinskops wurden 5» vis 0 Millionen Mark ge fordert. Flecke tosrekcn 2 Millionen, Lunge 4, Herzen 9 und Leber 10 Millionen Mark. Schweins knoche» wurden mit 10, Suppenknochen mit 2 Mil lionen Mark angebotc». Die Preise für Gefrierfleisch hielten die Höhe des Bortages. Suppenfleisch kostete 8 Mil lionen, Bratsleisch ohne Knochen 7,2 Millionen Mark. > Für Nippe und Kamm wurden 8 Millionen gefordert. Lende und Numpfstiick stellten sich aus 7,0 Millionen Mark, Keule wurde mit 8,4 Millionen gehandelt. Gehacktes erforderte eine Ausgabe von 8,4 Millionen, Biichsrnslcisch eine solche von 8 Millionen Mark. Amerikanisches Schweinfett kostete 15 Millionen, Margarine 8b bis l l Millionen Mark. Talg schwankte zwischen 9 und l2 Millionen. Cocos- sett stellte sich auf 10 Millionen, Kunstspeisesett auf 8 bis lO Millionen Mark. Speck kostete >6 Mil lionen Mark. Schinkenlpcck wurde mit 24 Millionen angebot cn. Putter schwankte zwischen 22 und 26 Mil li o n c n. Der Stückpreis für Eier war 750000 Marl. Ouarl wurde mit 2 Millionen Mark ge handelt. Kaffee hatte erheblich ungezogen. Der Preis schwankte zwischen 20 und.84 Millionen Mart. Auch K a s f e e - E e s a h - M i s ch n n g e » waren teurer geworden. Für die lOprozcntige Ware wurden 5 Millionen, für di<- Mvrozcntige 9,5 Millionen und für die üOprozentige Mischung l7 Millionen Mark gefordert. Die Verteilung der deutsch-böhmischen Sammlung für hungernde Binder Wir haben klaftern initgeteilt, dost aus der Sammlung, die unser Prager Miteigentümer, der Verlag Heinr. Merci) Sohn im Einverneh men mit uns veranstaltet, für die notleidenden Kinder Leipzigs und seiner weiteren Umgebung vorläufig ist) 000 Kr. zur Verfügung stehen. Die Herrn Ernst John übergebenen 10 000 Kr. hat er folgender maßen verteilt: 4500 Kr. für das K i n d e r e r h o l u n gsh e i m Naunhof der Allgemeinen Ortskranken kasse Leipzig, Für diese Summe werden 100 von den Schulärzten ausgcwähUe er holungsbedürftige Leipziger Kinder zu einem scchswöchentlickxm Aufenthalt nach Naunhof geschickt werden. 2000 Kr. an das Jugendamt Leipzig für das Leipziger Er h o l un g s h e i m in Kroß- pösna. Für diese Summe sollen 60 Kin- der — und zwar nur Rekonvaleszenten — 4 Wackln lang in Grosspösna auf das beste verpflegt werden. 2000 Kr. an die Zentrale für Jugend, fürsorge in Leipzig. Mit dieser Summe wird Kindern aus Familien, denen der Ernährer fehlt, geholfen werden. 500 Kr. an den Direktor der Katholi schen Schule Leipzig Lindenau, Herrn Dr. phil. Löbmann, als Beihilfe, 10 in ihrer Gesundheit aus das schwerste betrohtr Kinder in das Erholungsheim Ricderneu- kirch senden zu können. 100.5 Kr. an „Huma nitas", Leipziger Heim für gebrechliche Kinder für die dort ver pflegten 90 Zöglinge. Es braucht wohl nicht betont zu werden, daß diese Verteilung erst nach völligem Ueberblick über all die zahlreichen Fälle der sofort sich nötig machenden Hilfeleistung geschehen ist. Auf Grund persönlichen Einblicks hat sich Herr John in. allen Fällen von der Notwendigkeit einer so fortigen Zuwendung überzeugt. Es ist ihm eine große Genugtuung, den Kindcrfreunden jen seits der Grenze mitteilen zu tonnen, daß er mit der Ucbcrbringung Ihrer opferwilligen Gaben viele, viele Kinderaugcn zu neuem Glanz- er- wecken und viele treue Mutterhcrzen von einer Zentnerlast befreien konnte. Um die Segnungen eines edlen Menschen werkes auch unserer weiteren Heimat zugutc-- kommen zu lassen, werden wir uns mit Herrn Krcishauptmann Lange in Verbindung sehen und ihm Verein mit der Kreishauptmannschaft weitere 10000 Kr. außerhalb Leip, zigs verteilen. Der Spendenausrocis wird baldigst veröffentlicht werden. Die R esliu m m c — 10 000 Kr. — möchten wir Leipziger Kindern in Gestalt von Kondens milch direkt z erführen. Zu diesem Zwecke haben wir einige Kisten Kondensmilch gekauft und bitten nun die Herren Vorsteher der Leip ziger Für sorgcdistrikte und die Herren Waisen räte der Wnisenrats-Vezirkc Leipzig, uns beson dere Fälle von Kiudernot und -elend namhaft zu machen, oder die Mütter besonders zahl- reicher, armer Familien mit einem Ausweis ver sehen, uns zuzuschicken. Die religiöse oder die politische Einstellung der Eltern spielt natürlich dabei keine Nolle, ausschlagebend ist einzig die Not des Kindes. Herr John wird zwecks Verteilung der Kindermilch jeden Nachmittag von 2—6 Uhr in der Redaktion, Johannisgasse, anwesend sein. Wir wissen, daß wir damit die ehrenamtliche Tätigkeit der in der Fürsorge arbeitenden Herren wesentlich belasten, wir Hal- ten aber diesen Weg für den festen, um auch wirklich den hungernden Kindern eine Hilfe zu sein. Ucber die Anzahl der gekauften und verteilten Büchsen Milch werden mir eben falls baldigst Bericht erstatten. * * * Der zwölfte Spendeuauswris der Sammlung schliesst mit 167130,18 Tsch.-cholronen, und 125 990102 Mart. Motette in per ThomaSNrÄe. Freitaq. 14 DHttunber, abend-Z <; Uhr: Orsrl: S. Baciu Fuac C-MoU. vorgeir. v. Herrn H. L-rrluna. Lhor: A. Hamm.csckMj.sr: „Sctrassc in mir." H. S. Hasper: „Acb Herr, las; dein l. Enslcin." H. Dckckip: „Ach Herr, straf mich nicht." I. Eccard: „Maria wallt.« I. Hansl: .Pater ncster." Kirchen mustk am Sonnta» '^lo Ulu in der Nikolatkirchc: S. Dach: ,.2in»ct dem, Herrn." vr. Gertrud Säumer Gertrud Bäumer vollendete heute ihr fünfzigstes Lebensjahr. Sic ist als Tochter eines Pfarrers in Hohenlimburg in Westfalen geboren. Sie arbeitete zunächst praktisch als Volksschullehrerin, studierte später aitf der Universität Berlin Germanistik, Staats wissenschaften und Philosophie und wurde Dozentin an der Sozialen Frauenschule in Berlin und der Humboldt-Akademie. Fast ein Jahrzehnt stand sie an der Spihc des Bundes deutscher Frauenvcrcine, dessen Geschichte sie auch gcschriel»en hat, und zusam men mit Helen« Lange gab sie das grundlegende »Handbuch der Frauenbewegung" heraus. Schon vor dem Kriege ergriff sie in der Öeffrntlichkeit nicht nur zu Fragen der Frauenbewegung, sondern auch kulturell^» und politischen Problemen häufig das Wort. Während des Krieges organisierte sie den Nationalen Frauendienst. der die Kräfte der zahl reichen Frauenverbändc und -vereine zusammcnfaßle, und tn der „Heimatchronik", die sie in Friedrich Nau manns „Hilfe" schrieb, hat sie jede Woche sich und der Oeffcntlichkcit über dir wirtschaftliche und die poli- tische Lage, über die äußeren und inneren Vorgänge der Kriegsjahrr Rechenschaft obzulegen gesucht. Nach di"" Revolution von 1918 trat Gertrud Bäumer, wie die meisten Führerinnen der deutschen Frauen bewegung, der Deutschen Demokratischen Partei bei. Bei den Wahlen zur Nationalversammlung wurde sie zweimal gewählt — in Hamburg und in Thüringen. In Fragen der Schule, der Iirgendwo hl- fahrt, in zahlreichen sozialen Fragen hat Gertrud Bäumer im Parlament fördernd, oft aus- schlaggebend mitgearbeitel. Seit Naumanns Tode leitet sie zusammen mit Erkelenz die demokratische Wochenschrift „Die Hilfe*. Im April 1920 (vorher hatte sie vier Jahre lang das Sozialpädagogische Institut in Hamburg geleitet) wurde sie als Mini sterialrat in das Reichsministerinm des Innern berufen. * Die Eoldmark in de» amtlichen Gebührensätzen. Die Goldmark lmt bereits ihren Einzug auch in die Gebührensätze der Behörden gefunden. So sind die Verwaltuugsgebühren für Zulassung von Neichsaus- ländcru zu den ärztlichen, zahnärztlichen, pharma- zeutischen und nahrungsmittelchemischen Vor prüfungen ans.80 Goldmark, zu den Hauptprüfnngcn derselben Art und den Prüfungen für Zahntechniker auf 60 Goldmnrk festgesetzt worden. Die Gebühren für Inländer sind gleichzeitig ebenfalls wieder ein- mal erhöht worden. Sic betragen für Angelegen heiten der Prüfungsordnungen für Perzte 50 Tausend, für Zulassung zum Praktischen Jahr der Mediziner 60, für Approbationen 120, für Prüfungsausweisc der Nahrungsmittclchemikcr 120, für Befähigung?» zeugnifsc zur Verwaltung von Kreisarztstellen lOO Tausend. Auch die Prüfungsgebühren sind neu bestimmt. Die ärztliche Vorprüfung kostet 162 Tausend, die Prüfung selbst 420, die zahnärztliche Vorprüfung 150, die Hauptprüfung 288, die -Fharmn- zeutische Vorprüfung 72 und 255, für Nahrungs- mittclchrmikcr 60 und 324 usw. Hundert Millionen für Beibringung des Gatten. In Inseratenteilen der Zeitungen findet man manch mal Anzeigen, die verkünden, daß ein Mann seine Fran verlassen hat, oder auch umgekehrt. Vielfach findet man dann die Warnung, dem oder der Dnrch- aebrannten nichts zu borgen, da der übriga «blieben.: Teil der Familie für nichts aufkommr. Aber dass ftir das Wiederbringen eines Ehemannes eine Be lohnung ausgezahlt wird, dürfte zu den seltensten Dorkommniffen unseres hcnttgcn Lebens zählen. Solches hat sich jedoch in diesen Tagen in einem kleinen ostpreußischen Städtchen ereignet, wo eine Frau '00 Millionen Mark für die Wiederbringung ihres Ehemannes ausgesetzt hat. Am besten wäre es wohl, wenn de« Ehemann sich selbst die Belohnung verdiente, also sich selbst wiederbringen würde: Das Geld bleibt wenigstens in der Familie. Ein Ehedrama vor Gericht. Bei ungeheuerem Andrang des Publikums begann in London der Prozeß gegen Frau Marie Famy, die in der Nacht vom 9. zum 10. Juni im Hotel Eavoy in London ihren Gatten, Farny-Bei, erschossen hat. Der Er. schossene, ein sehr reicher Acgypter, wurde zwar ursprünglich für einen ägyptischen Prinzen gehalten, das hat sich aber als Irrtum herausgestcllt. Vor ihrer Heirat hieß Frau Famy, die eine große Schön heit ist, Marie Laurence. Eie ist von Geburt Französin, trat aber bei ihrer Heirat zum vormerstsg, äea 12. Mohommcdanismu» über. Die beiden EhegatteR führten ein Luxuslcbcn größten Stils, sowohl in de» Palästen Aeqvpten» als auch in den fashionabelsten Orten Europas. Trotzdem bestanden zwischen ihnen dauernde Zerwürfnisse, wobei es oft zu Prügel szene» kam. Nach einer Auseinandersetzung er schoß Frau Famy ihren Gatten. Der Verhandlung wohnen mehrere Verwandte des Erschossenen b.n. Die Anklage lautet auf Mord. Frau Famy leugnet iedc Schuld, will aus Notwehr gehandelt und auch nicht gewußt haben, daß der Revolver geladen war. Unglücksfälle und verbrechen * Zu den Unzlücksf?llen auf dem Mcßplatz. Wir berichteten über zwei Unglücksfällc, bei denen junge Leute bei der Fahrt auf dem amerikanischen Flug karussell zu Schade» gekommen waren. Der Besitzer dieses Karnsclls teilt uns mit, daß sich nur der erst- gcmeldctc Unfall in seinem Betrieb ereignet hat, das zweite Unglück jedoch aus dem sogenannten Schwan- flicqer. Beide Vorfälle seien lediglich durch die Un vorsichtigkeit der betroffenen Personen geschehen, und nicht, wie das Gerücht lrhauptet, durch das Versagen des Mechanismus oder Brüchigkeit de« Materials. Die beiden Verunglückten hätten die Fahrtvorschi iften nicht beachte*. Keinesfalls treffe die Schuld die Karussellbesitzer. Die Apparate seien vor der In betriebnahme genau geprüft worden. Die Sicherheit der Fahrgäste bei genauer Befolgung der Fahrt vorschrift sei gewährleistet. Selbstmord oder Verbrechen? Der zurzeit arbeits lose Tischler Rudolf Conrad aus Leipzig-Stötteritz» Eichstädtsrraße 12, wurde in dem der Stadt Eilen- bürg gehörigen Noch - Holze zwischen Strelln und Mockrehna (Kreis Torgau) mit einer Schußwunde der rechte» Schläfe tot aufgefunden. Line Schuß waffe sowie irgendwelche Wertsachen fehlten bei d:r Leiche, nur eine leere Revolvertasche lag bei dem Toten. Man nimmt deshalb an, daß Conrad sich selbst das Leden genommen hat und die Leiche später beraubt worden ist. Diese Vermutung wird durch die Feststellung noch wahrscheinlicher, daß Conrad sich mit Selbstmordgedanken aus Kummer über seine Arbeitslosigkeit getragen hat. Am 3. September hat er Fahrrad und Taschenuhr für 25 Millionen Mark verpfändet, um Geld für sich und seine Mutter, bei der er lebte, zu beschaffen. Eine Gerrchtskom.mission aus Torgau l>at die Ermitteln»- gen in der Angelegenheit bereits ausgenommen, tonnte aber bis jetzt noch nichts Endgültiges fest stellen. Explosion von 5000 Granaten. In Metz ist ein Munitionsmagazin in die Luft geflogen, in dem 5000 Granaten aufbcwahrt wurden. Dos Un glück ist durch die Unvorsichtigkeit einiger Soldaten entstanden. Menschenleben sind nicht zu beklagen, doch soll der Materialschaden bedeutend sein. Die Umgebung des Forts, in dem die Explosion erfolgte, wurde abgesperrt. Doppelworü und Selbstmord. Im Nordwcsten Berlins hat sich eine Familientragödie abgespielt, die mik dem Tode dreier Menschen endete. Der Schulwart Köhn, der in der Gemeindeschule, Turmstraße 75, eine Dienstwohnung inne hat, wurde mit seiner Frau von seinem Schwiegersohn, dem Kaufmann Joseph Neukirchen, erschossen. Der Tat ging ein heftiger Wortwechsel voraus. Frau Köhn war sofort tot; ihr Mann starb ans dem Wege in das Moabiter Krankenhaus. Der Täter selbst flüchtete nach der Tat in seine Wohnung, Alt-Moabit 14, wurde aber verfolgt, und als die Beamten hier ein- drangen, schoß er sich ins Herz und war ebenfalls sofort tot. Konjunkturc Ritter. In Bochum sind zwei Direk toren, John und Falk, der Ruhr-Llppc-A.-G. ver- haftet worden. Den beiden Verhafteten wurde vor geworfen, etwa 20 Milliarden Notgelder ohne Deckung in den Verkehr gebracht zu haben. Die Prüfung der Bücher ergab, daß die Buchführung nur mangelhaft war. Bei FaR fand man 18 Milliarden Notgeld, bei John zwei Milliarden im Schreibtisch. Es besteht kein Zweifel darüber, daß durch die eigen artigen Geldmanipulationen der Nuhr-Lippe-Ä.°G. eine größere Anzahl Gläubiger aufs schwerste geschädigt worden ist. Die Aktien des Unter nehmens waren an der Essener und Düsseldorfer Börse bisher noch nicht cingeführt, wurden jedoch im wilden Handel stark umgesctzt. Deutsche Nücherschau in Moskau Bon 0r. 6. Leipzig Moskau, Anfang September. Durch die Unterbrechung in den dcntsch-russisck-en Beziehungen infolge des Weltkrieges ist nicht zuletzt die russische Wissenschaft besonders schwer getroffen worden-, war sie doch jahrelang von jeder Möglichkeit des Bezuges der für sie ganz besonders wichtigen deutsche» Literatur so gut wie völlig ab geschnitten. Dia Lücken, die infolgedessen auch in den russischen Bibliotheken entstanden sind, wurden sehr schmerzlich empfunden, und schon 1922 setzten Bestrebungen ein, um dem Uebclstond abzuhelfen. Die Regierung brachte ihnen großes Verständnis enl- grgcn und tat viel, um durch systematische Ankäufe der fehlenden Kricgszeiterscheinungcu Abhilfe zu schassen. Bei den nnzvreichcridcn Mitteln blieb alles das aber Stückwerk. So tauchte der Plan auf, durch eine große Ausstellung deutscher Bücher in Moskau die russischen Interessenten in größerem Umfang wie- der in unmittelbare Berührung mit deutscher Literatur, namentlich wissenschaftlicher Art» zu bringen und ihnen so eine direkte Anschauung der rvöhrend und nach dem .Kriege entstandenen deutschen Buchprodirktion zu versckxrffen. Dia für den Bezug ausländischer, vor allem deutscher Literatur und Unterstützung der zuständigen rnssijck.en Regierungsstellen gegründet« gemischt staatliche G. m. b. H. Knige, in der alte, an Deutschland interessierte russische Berlagskreis« be teiligt sind, nahmen die Durchführung de« Gedankens, der baiitscherseits verständnisvoll ausgenommen wor- den war, in die Hand. Der deutsche Verlag stellte znm Teil unter nicht unbeträchtlichen Opfern da nötige Bücher- und Zcitschriftenmaterial zur Ver fügung. Dar Börse n verein der deutschen Buchhändler wirkte durch seinen Ausschuß „Gesellschaft für Auslandsduchhan- del" bei der Vorbereitung des Unternehmen», nomantlich de-- Sammlung. Ordnung und Ueber- sührung drr Bestände nach Moskau mit. Dort lag die Leitung der Ausstellung in Händen von Professor Jegorow, der mkt liebevoller Hkngak dir ivb «otzem Verständnis für den in-». I vollen Aufbau sorgte. In verhältnismäßig kurzer Zeit ist cs gelungen, die Ausstellung fertigzustellen, so daß sie Montag, den 3. September, dar Ocffent- lichkeit übergaben werden konnte. Sie wird in Moskau zunächst bis Ende September zu sahen sein. Cs ist auch der Gedanke ansgetaucht, sie dann noch in Petersburg zu zeigen. Die Eröffnungsfeier am Montag nach mittag, der seitens der russischen Negierung der Volkskommissar für Volksbildung Lunatschorski, seitens der deutschen Botschaft Herr von Rodowitz und seitens das Börsenvereins der deutschen Buch händler Herr Otto Puehrte ans Königsberg betz- wohnten und zu der annähernd 300 geladene Gäste erschienen waren, dürfte für Moskau ein Ereignis gewesen sein. Die Ansprachen beleuchteten in treffen der Weis« die Bedeutung dar Ausstellung für di« Wiederherstellung der deutsch-russischen geistigen und kulturellen Beziehungen, wobei rnssischerseiis Deutsch land viel §chmeick>elhaftes gesagt und rückhaltsloso Anerkennung gezollt wurde. Da die russische Press« über die Eröffnung zum Teil sehr ausführlich be richtet und die Knige durch wirkungsvolle reichliche Plakatiernng für Bekanntmachung der Ausstellung gesorgt Kat, kann auf eine stark« Wirkung für Deutschland gerechnet werden, nm so mehr, al» Deutschland mit einer solchen Ausstellung als erstes Land aus dem Plan erschienen ist. Sie hat im Historischen Musemn, in dem die annähernd 30 000 Bände eine Flucht von sieben großen Zimmern stillen, einen überaus würdigen nnd wirkungsvollen "Nahmen gefunden und machte in ihrer imposanten LcichhalUqkeit und Gediegenheit beim ersten Rund- gang nach der Eröffnungsfeier auf alle Besucher einen überraschenden, tiefen Eindruck. Kleine Geschichten Mode Dir Mama hott« eine kleine Tochter. Die Mama war eine schöne Frau. Eins Modedame. Sie hat sich das Haar kurz schneiden lassen. Sie sieht in dem kurzen Haar wie ein Pinltchrr aus. Di« man jetzt halt di« Frisur trägt. Dos Kleine Mädchen hinwioderum l>atte lange« Haar. Sie trug e« in Zöpfen gefschte». Ei» Meter- langer Zopf bammelt» ihr am Rücke». Eines Tages ließ sich das kleine Mädchen gleich, falls die Haare schneiden. Ganz kurz. Da gab ihr die Mama ein paar Ohrfeigen und sagte ihr: — Du Rotznase, ich werde dir kurze Haare geben! Wie willst du die Haare tragen, wenn du erst ein großes Mädel sein wirst!? Der Kragen Eine ganz kurze Geschichte. Der bekannte und sehr sympathische Bankier D. ist in der letzten Zeit sehr dick geworden. Auf An- raten seiner Freundinnen begab er sich zur Kur nach Karlsbad. Drr Arzt schrieb ihm eine heroische Kur vor. Nicht essen, nicht trinken, nur immer kraxeln. Dazu war der Bankier nicht zu haben. Er aß mehr als gewöhnlich. Und dennoch: als er nach Hause kam, schlugen alle Menschen die Hände über den Kopf zusammen: Sind Sie aber dünn geworden... Sio haben furchtbar abgenommcn.... Wird Ihnen das nicht schaden? Der Bankier hat sich nämlich Kragen gekauft, die ihm um vier Nummern zu weit waren. In diesen Kragen schlotterte dann sein Hal., ganz erbärmlich. tzlari«» Zur soziale» Lage der Musiker. Der „Hilfs- bund für den ticke Musikpflege, E. P.", der seit drei Jahren besteht und überaus segensreich geuirkt hat, wendet sich an alle Musikfreunde Deutsch lands mit der dringenden Ditte, dein Hrkssonnde als Mitglieder beizutreten. Dem Vorstande, an dessen Spitze Professor Georg Schumann steht, gehören u. a. an die Professoren Flesch, Kestenderg, Schünemann und Arnold Ebel. Musiker, die in der augenblicklich schweren Zeit einer Unterstützung bedürfen, können sich unter Darlegung ihrer Verhältnisse an die Ge- schäftsstelle des „Hilfsbundes für deutsche Musik pflege", Berlin W 02, Schillstraße 9, wenden. Line gesprochen« Zeit»»-? Im Oktober wird in Paris die erste „gesprochene Zeitung" lanciert werden. Sie wird von dem bekannten Publizisten Leo Polde« redigiert werden und den Titel „Journal san« fll" führen. Täglich werden durch dieses Blatt und die Verwaltung der Hertzschen Wellen 280000 Hörer ü» der Region von Pari» und I 600 000 Hörer in Frankreich mit allen Tages- > nachrichten, Feuilletons und ollem üblichen Zeitungs stoff versehen werden, die Anzeigen nicht vergessen! In der geringsten möglichen Zeit werden alle Abonnenten des „Journal snns stl" unter der Vor aussetzung, daß sie eine radiotelephonische Aufnahme besitzen, die Resultate aller snortlichen Ver anstaltungen, der Wahlen, der Parlamcntssitzungen, der großen Prozesse usm. erfahren. Die Wiederkehr des Humpelrockes. Die Röcke der neuen Hcrbstmodc sind so eng, daß sie an den Seiten Schlitze haben müssen, damit die Damen darin gehen können. Der Humpclrock von ehedem kehrt also wieder-, er erhält aber noch eine weitere V e r u n sta l t n n g, indem er sehr kurz ist und die Schlitze mindestens bis zu den Knien gehen. Diese engen Futteral: sind ganz glatt und steif; die einzige Garnierung besteht in Pelzbesatz der sehe ausgiebig verwendet wirr». Die Jacken haben drcivicrtel Länge und sind glockenförmig. (Da im nächsten Frühjahr ohnehin der weite Nock ä la Ärinoline kommen wird, steht es erst gor nicht dafür, daß sich die p. t. Damenwelt durch ein enges Nock futteral verunstaltet.) Die boykottierte farbige Malerin. Eine su-'ge Negerin aus Florida, die aus ihrer Heimat nach N c w Bork gekommen war, um hier ihr ungewöhnlich stark entwickeltes Malertalent ausbilden zu lassen, hatte an das Kuratorium für staatliche Stipendien ein v"N ihren Lehrern befürwortetes Gesuch gerichtet, sie zu ihrer weiteren Ausbildung auf die „Schule für die schönen Künste" nach Fontainebleau zu entsenden, wo die amerikanische Regierung eine Anzahl Freistellen für begabte Amerikaner beiderlei Geschlechts imter- hält. Das über die Zulassung entscheidende Kurato- rium, do» sich aus acht hervorragenden amerikanischen Künstlern zusammcnsctzt, lehnte indessen das Gesuch mit der Begründung ab, daß die Anwesenheit einer Negerin zu unerouicklichcn Zwisckjcnfällcn unter den amerikanischen Mitgliedern Anlaß geben könnte. Der Corriere d'America, der den für da« amerikanische Vorurteil gegen die Farbigen kennzeichnenden Fall der Oeffentlichkeit unterbreitet, knüpft daran die bos hafte Bemerkung, daß man sich freilich nicht wunder» könne, wenn in Sachen der Malerei auf die Farbe besonderer Wert gelegt werde; er hoffe ober, daß die boykottierte Negerin auch ohne Besuch der Schul« in Fontainebleau und trotz ihrer Hautfarbe ihrer» We- machen werd«.