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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Erscheinungsdatum
- 1923-09-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192309131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230913
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230913
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-09
- Tag 1923-09-13
-
Monat
1923-09
-
Jahr
1923
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
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Seit« L M. 21? Vie Zinanznot der Städte Di« grenzenlose Geldentwertung, die fast alle Privatpersonen vor du: unheimlichsten Rätsel stellt, wie sie ihr Leben weiter fristen sollen, bar nun auch unsere Stadt Leipzig in Zahlung»-, schwierigkeiten gebracht. Der Oderbürger- meister hat vorgestern da« offene Bekenntnis ab« ' gen »rüsten, daß die Kasten der Stadt leer find. Die Finanzen der einst so solid sondierten Kommune Leipzig sind durch den Sturz der Mark ruiniert wor den, nachdem die Pcreinbeitlichung de» Steuer» systcms sic sowieso aus die Zuschüsse au» dem Rcichss- sockel verwiesen hatten. Diese beiden Gründe zeigen, wie uuan ge geben cht es ist, in der heutigen schwierigen Finanzlage der Stadt irgend jemeandem eine Schuld beimrstrn zu wollen. Aber leider haben einige Stadwätcr dos nicht versagen können. Daraus, dost der Oberbürgermeister «ährend de» Krieges einmal — wie so nngcfäiihr alle! — den Willen zum Durchhalten bekennt hat, wurde ihm gestern ebenso ein Vorwurf gemacht wie aus der Ruhrbesetzung, die dem Reich gewiß täglich Un summen kostet, für die man aber die Schuldigen wirklich an anderer Stelle suchen muß als im Leip ziger Rathaus. Es ist meist kein qraßes Ding um das Ausweisen einer Schuldfrage. Ost dient das den Anllöqern nur dazu, ihr Haupt so hoch zu erheben, daß sie auf die Suche nach Abstellung der vcbel gar keinen Blick verwenden können. Da haben die städtischen Beamten schon eine andere Haltung gezeigt. In Würdigung de» alten Satzrs, dost nur ein Schelm mehr gibt als er hat, ließ der Rat seine Beamten er suchen. ihm in seiner Zinanznot dadurch zu helfen, dost sie ihm ein Viertel der zu zahlenden Bezüge stunden. Die Beamten haben nicht gerade zugesagt, aber sie haben davon Kenntnis genommen und im übrigen nicht weiter gemurrt. Das ist nicht nur ein sehr anerkennenswertes Opfer, sondern vcr- rift auch praktische kommunale Einsicht. Die Leiv' ziger städtischen Beamten bekennen sich hiermit zu dem Grundmotiv des Bcamtencharakters: dost der Beamte zu seiner Körperschokt in einem besonderen Trcuvcrhältnis steht. Im übrigen spricht aus der Duldsamkeit, mit der sic der Einlösung ihrer Rechte entgcgensehcn, scncr Geist von staatsbürgerlicher Hilfsbereitschaft, den wir seht in Deutschland ganz - besonders nötig haben, und den so glücklicherweise' auch in den Privatbetrieben Angestellte und Beamte reichlich zeigen, indem — bei der rasend fortschrci- tcnden Geldentwertung ost unter nicht geringen Entsagungen — den Unternehmern mit Warten auf ibre Bezüge aufs weiteste entgegen kommen. Die Stadt, die von ihren Gehaltsempfängern nicht gedrängt wird, ist in ihrer Not auf die Finanz- hilfe durch das Reich angewiesen. Die Zu weisungen ans der Einkommensteuer erhält sie meist so spät, daß sic nur noch Bruchteile dessen ausmacheri, was ihr ursprünglich zugedacht war. Jedes Wirt schaften verliert somit den soliden Kern. - .Zwar glaubte die Großstadt Leipzig von dem. Rechte Gebrauch machen zu dürfen, was bis vor kurzem jeder Finiueiünhober hatte: Rotgeld aus» zugcben. Aber Las Reichsfinanzministerium machte die Erlaubnis von der Bedingung abhängig, daß die Stadt den Gegenwert in bar oder irr Reichsschatz, wechseln hinterlege. Was die Bardeckung anbetrifft, so ist das mit dem Zustand zu vergleichen, wie wenn maa zu einem, der eure ihm zum Frankieren nötige Briefmarke kaufen will, sagt, du kannst mir die Marke mit einer Briefmarke bezahlen. Fast möchte man glauben, Leipzig genieße beim Reichsfinanzmini sterium nicht sehr viel Kredit: denn auch die Deckung, die der Rat sodann anbot, seinen Besitz an Mans- relder Kuxen, ist bis jetzt noch nicht angenom men worden. Da muß man denn doch fragen, welch« Deckungen haben wohl dem also verwöhnten Reichs- ünanzministcrium die Tausende mehr oder minder unbekannten Fir'nen geboten, die bisher so frisch fröhlich Geldnöten ausgebcn durften? Zum min desten bedarf die schon in unserer gestrigen Nummer aufgeworfene Frage, wie es gekommen ist, daß die Notgcldanfordrrungcn Leipzigs im Gegensatz zu den Präzedenzfällen nicht bcrü^sichtigt werden konnte, -ringend der Aufklärung. Rach der neuen Finanzgesetzgcbung sind die Städte hilflos. Da» Reich muß auch Leipzig finanzieren und der Deputation der Stadtverordneten, die nach Berlin gegangen ist, einen Bescheid geben, der uns zum mindesten über die nächsten Schwierigkeiten hinaushilft. Die technischen Werke und die Straßen» Kahn muß die Stadt bereits von ihrem Etat ab trennen; rrnd — schmerzlich zu sagen — auch auf dem Gebiete der Kulturaufgaben (Theater, Museen etc.) muß sich die Stadt Beschränkungen in ihren Ausgaben auserlegen. Wir sind arm gewor den. Aber cs imndrlt sich darum, zuzusehen, wie wir durch Sparen über die furchtbare Zeit hinwegkoin- men und nicht um die müßigste aller Fragen: wen trifft die Schuld? Solche Fragestellung ist unpsli- tisch und unfruchtbar. V» Vie Unruhen in Dresden Dresden, 12. September. <Liq. Tel.) lieber den Beginn der Dresdner Unruhen lasten sich jetzt einige Details nachhoken. Danach hat sich der Be ginn der Unruhen etwa folgendermaßell abgespielt: Nachdem am Montag abend in den Blumen sälen eine vom rechtmäßigen Erwerbsloscnrat ein- berufene Arbcitslosrnvcrsammlung getagt lmtte, die verschiedentlich non revolutionären Schreihälsen ge- stört wurde, fand am Dienstag vormittag im Tivoli eine von dem revolutionären Erwerbslosen- rat einberufene Lrwerbslofcnversammlung statt, in der zuerst Bericht erstattet wurde über die am 16. d. Mts. im Ministerium des Innern stnttgefundcncn Verhandlungen. In denen richtete das Mitglied des Ilktionsausschuffes, Krause, überano schärfe An- griffe gegen den Dresdner Stadtrat Kirchhof, weil dieser die gestellten Forderungen von sich aus nicht hatte bewilligen können. Man bestand auf jeden Fall darauf, sich des Stadtrat» Kirchhof zu bemächtigen. Von den Versammelten wurden die Ausführungen des Krause mit lebhaftem Beifall auf genommen und beschlossen, einen Demonstration*»«- nach de» Nathan, zu unternehmen. l-elpriger In de» Zuge befanden sich zunächst nur etwa 2606 Personen. Er bewegte sich über den Postplatz —Morienstraße—Iohannisriug. Am Arbcitsnach- weis schloß sich jedoch eine erhebliche Anzahl der sich dort befindlichen Arbeitslosen an. In der Nähe der Schulstraße, die die Ristgftraße, an der das Neue Rathaus liegt, kreuzt, kam es mit dem dort bereit- gehaltenen Polizerkommondo zu dem ersten von uns bereit» mitgeteilten Zusammen stoß. Die Polizei bemühte sich zunächst, die Menge vom Rathaus fern zu halten. Als den verschiedenen Auf forderungen der Beamten an die Demonstranten, zurückzugchen, nicht Folge geleistet wurde, die Beamten vielmehr bedroht und mit Steinen beworfen wurden, machte die Polizei von Leu Gummiknüppeln Gebrauch und trieb die Masse bis zur Reformierten Kirche zurück. Hier wurde plötzlich die Polizei regelrecht mit Flaschen und Steinen bombardiert; die Flaschen ivaren von einem aus der Straße stehenden Wagen entnommen. Wie die Pobizct heute mitteilt, ist sestgestrüt worden, daß die ersten Steine, die geworfen wurden, aus dem Rucksack eine« Demonstranten stammen. Plötzlich fiel ein Schuß. Wie durch drei unab- hängig voneinander sich meldende Zeugen bekundet wurde, ist dieser Schuß aus dem zweiten oder dritten Glied dec Menge gekommen; sie kamen rechts von der Richtung der Reformierten Kirche her. Auch einig« Polizeibeomte wurden tätlich angegriffen. Durch olle diese Umstände trat unter den Polizei mannschaften eine gewiss« Unruhe ein und, ohne daß ein Schießbefehl von feiten des Kommandoführers erging, fingen einige Beamte an zu schießen. Die Behauptung, daß ein Polizeioffizier zuerst geschossen habe, wird heute von der Polizei als nicht erwiesen erachtet, da einige, die dies« Behauptung aufstellten, bei Gegenüberstellung mit dem bettesftnden Offi zier widersprechende Angaben mochten. Wie bis jetzt offiziell feststeht, haben 13 Personen Perletzungen erlitten und sind, wie wir bereits gestern abend mitteilten, im Gcorgenstätter und Fricdrichstätter Krankenhaus eingeliefert. Eine Person konnte be reits wieder entlassen werden. Nachdem eine gewisse Ruhe unter den Demon stranten einqczogen war, begab sich eine Deputation rn das Rathaus, um mit Bürgermeister Dr. Külz zu verhandeln. Während der Dauer dieser Verhand lung wurden mehrer« Male weitere Deputationen vorstellig mit der Erklärung, die erste Deputation hätte gar kein Recht zu verl>audcin, sie solle zurück kommen. dir Masse hätte sie abgefetzt und die neue uocl ULllüelssejtuog Neichrwehr rrn- UattonaNften Dresden, 12. September. (Eig. Lei.) Wir er» fahren, daß am 24. Juli in Klingethal ein« Wander truppe des Reichswehrregimsnte« au» Leipzig von Leipzig in Stärke von 36 Mann unter Führung eines Offizier* «ntrof, die dort Hebungen im Gelände unternahmen u»d Entfer nungsschätzen üben sollten. Di« Gruppen sind sämt lich bei euten untergebracht worden, die in Klingenthal, Untcrsachsenberg und Georgenthal als weit rechtsstehend bekannt sind. Der Ratton«», list Meisel, der offen das Hakenkreuz trägt, hat die Truppe in Klingenthal vom Bahnhof abgeholt und in die Quartiere geführt. Meisel hat auch an sämt lichen Aufmärschen und Hebungen der Wandertruppe teilgcnommen. Der Führer der Truppe hatte bei Meisel Quartier bezogen. Am 28. Juli ist die Truppe nach Markneukirchen gezogen, wo der Führer bei dem ehemaligen Ober leutnant und jetzigen Kaufmann Bruno Schatz Quartier nahm, der als reaktionär bekannt ist,, ehe mals Führer der Orgesch war und durch den Waffenfund im Juli 1922 bei Breitenfeld luckannt geworden ist. Andere Soldaten waren bei dem ehe maligen eutnant und jetzigen Kaufmann Willi Havrameck untcrgebracht. Havramcck war Führer der Einwohnerwehr und unterhielt eine rege Ber- bin düng mit Bayern. Di« Wandertruppe ist feldmarschmäßig mit Ge wehren und Pistolen ausgerüstet und hotten Spiel- m o .ui sie ute bei sich. Aus alledem ergibt sich, daß zwischen den Ofizieren der Reichswehr und den führenden Reaktionären des Vogtland«* eine rege Verbindung besteht und daß von den Offizieren alle« versucht wird, die Mannschaften mit diesen Leuten in Verbindung zu bringen. O Soweit die Meldung. Ls kann natürlich ein gewandt werden, daß cs den „nationalgesmntrn" Kreisen bei ihrer ausgesprochen Sympathie für alles Militärische nicht verdacht werden darf, wenn sie Militär zu sich in Quartier nehmen. Die Reichswehr aber muß als staatliche Organisation jeden Verkehr, der wie Deputation verlange von dem Bürgermeister nur ein glatte» Nein oder Ja auf die bereits von uns gestern mrtgeteilten Forderungen. Gegen 3 Uhr nach mittags kehrt« die erste Deputation von den Verhand lungen zurück und erstattete Bericht über den Aus gang dieser Verhandlungen. Nach Entgegennahme des Berichts bildete sich ein Dnnonsttationc-zug, der ziel- und planlos durch die Stadt zog rrnd sich nach und nach auflöste. Neue Ausschreitungen Dresden, 12. September. (Eig. Tel.) In den heutigen Mittagsstunden belagerten etwa 2—3006 Arbeitslose das Ministerium des Innern. Die Polizei hatte sich in das Gebäude zurückgezogen, um keinen Grund zur Provokation zu geben. Don der Treppe des Ministeriums aus hielten die Ar- beitslosen aufreizende Reden, in denen die Entwaffnung der grünen Schutzpolizei verlangt wurde und die sofortige Absetzung des „Bluthundes Menke", des Polizeipräsidenten von Dresden. Während dieser Zeit fand im Innenministerium zufällig eine Besprechung non Pertretern der Presse mit demWirtschaftsminister statt. Rach der etwa Inständigen Belagerung for- mierte sich die Menge der Demonstranten zu einem neuen ZuqedurchdasInnere derStadt. Fast zu gleicher Zeit war die Pressekonferenz eben- fall» zu Ende. Der Redakteur Pfitzenreiter von der hiesigen Telegraphennnion wurde von der Menge erkannt und gezwungen, an dem Demoustrationszug t e i lz u n c h m c n. Schließlich befreite ihn di« grüne Schutzmanuschast wieder. Pfitzenreiter befindet sich augenblick lich noch in Schutzhaft. Z uweiteren Zusammen stößen mit den Erwerbslosen ist es bi« zur Stunde nicht wieder gekommen. Der Landesverband kameradschaftlicher Vereint» yungen ehemaliger Angehöriger des Landwehr- »nfanteriereaimentrRr. 167 hatte für den 8. und 9. September nach Zwickau seine Iahres- kouptversommlunz, verbunden mit einer Toten- gedächtnisfeier, ejnberufcn. Die sächsische Regierung hat diese Veranstaltung verboten. Dagegen haben jetzt die Veranstalter Einspruch bei der Reichs- rrgierimq erhoben. Freundschaft mit Leu repu-bkrkfemdlichen natio nalistischen Kreisen aussehen könnte, unbedingt vermeiden. Dir können uns aus unserer Militärzeit wirklich nicht entsinnen, daß wir je mals bei einem sozialdemokratischen Führer Quartier zugewiesen erhalten hätten. Im Logen teil — wurde ein Soldat durch irgendeinen Zu fall oder ein Berschen in die Behausung eines solchen Wilden verschlagen, so gab es die Bestim mung, daß er sofort „Meldung" zu erstatten habe, worauf dann unverzüglich die weitestgehen den Maßnahmen zur Rettung -es gefährdeten Vaterlandsverteidigers in die Dege geleitet wurden. So muß anderseits heute di« Reichswehr jeder noch dazu dienstlichen Berührung mit solchen Leuten aus dem Dege gehen, die nach- gemiosenermaßen Berächter der Repu blik sind. Gerade die sächsischen Teile der Reichswehr haben alle Veranlassung, peinlichst auf Vermeidung jedes Zwischenfalles bedacht zu sein, der in dieser Hinsicht Aergernis erregen könnte, nachdem es bereits zu einer sehr unangenehmen Spannung zwischen den, Reichsroehrnrinister und dem säästischen Ministerpräsidenten gekommen ist. Machen Reichswehrleute auf ihren Uebungs- nlärichen Besuche bei Rechtsradikalen, so könnte gerade nach dem Verhalten des Dresdener Wehr- kreiskommands, das „jedem ehrlievenden Sol daten" den VerSehr mit dem Ministerpräsidenten des eigenen Landes verbietet, im Volke der Ge- danke aufloimnen, daß jene hohe militärische Stelle nun die genannten Hakenkreuzler als den geeigneten Verkehr für „jeden ehrlichen den Sol daten" ansieht. Wo die Reichswehr Quar- tierc bezieht, das ist eine Frage des Staats» Interesses; denn die Reichswehr ist kein Wandervogelklub. Auf deutsche Anregung trifft vom 14. bi« IS. d. M. in Reichenhall der deutsche S»arkom- missar Samisch mit dem ö ft e rre ich isch«» Sparkommissar Hornik zusammen. Gegen- stand der Erörterungen sind di« Frage de* Br om t e n a b b a u «, der Ueberleitung der verabschie deten Beamten in das Erwerbsleben, der Verein fachung des Grenzverkehr«, dr* baldigen Abschlüsse» der Liauidationsabrechnung au* dem Kriege und schließlich Anbahnung einer wirksamen Zu- vovLerstsg, 6ea 12. sammenarbeit auf den Gebiet«, die ge meinsame Interesse» der Ersparung berühren. Gold- und Silbermünzen anmeldepflichtig Schlußtermin am 21. September Berit», 11. September. Der Kommissar für De visenerfassung erläßt eine Bekanntmachung, nach der die Eigentümer von Edelmetallen die am 12. Sep tember um 8 Uhr vormittag» in eigenem ober in fremden Gewahrsam (auch auf dem Trans vort) befindlichen oder bei ihnen unter Zollverschluß gehaltenen Bestände bis -um 21. September an-«melden haben. Der Anmeldepflicht unter liegen alle Edelmetalle (Silber, Gold, Platin, Platinmetalle) und deren Legierungen in der Form von Münzen sowie Rohmetalle in jeder Form und Halbfabrikate (Drähte, Bleche, Stangen, Röhren), ferirer Bruch und Abfälle. Nicht an- zu melden sind Gegenstände aus Gold- und Sil- ber-Double sowie Fertigwaren aus den genannten Metallen, sowohl in Privat- als auch m Händlcrb'sitz (Familiensilber usw.). , Vie Ausführungs-Bestimmungen Auf Grund der Verordnung de« Reichspräsi denten über Devifenerfaffung vom 7. September 1922 bestimme ich: 8 1- Der Eigentümer von Edelmetalle» und deren Le gierungen hat die am 12. September 1923, vormit- tags 8 Uhr s) im eigenen Gewahrsam, i>) in fremdem Gewahrsam (auch auf dem Trans port) befindlichen oder bei ihm unter Zollverschluß gehaltenen Bestände nach Maßgabe der folgenden Bestimmungen bis zum 21. September 1923 anzu melden. 8 2. Der Anmeldepflicht rmterltegen alle Edel- metalle (Silber, Gold, Platin und Platin-Mc- tolle) und deren Legierungen in Form von Münzen sowie Nohmetalle in jeder Form, Halb fabrikate (Drähte, Blech«, Stange», Röhren), ferner Bruch und Abfälle. Nicht anzumelden sind Gegenstände aus Gold- und Silber-Dublee. 8 3. Zur Anmeldung find die natürlichen und die juri stischen Personen verpflichtet. In der Anmeldung muß von jedem Edelmetall getrennt Gesamtgewicht und Durchschnittsfeingehalt angegeben werde». Falls der Feingehalt nicht genau bekannt ist, muß er geschätzt werden. Die Anmeldung muß ferner Namen, Beruf oder Gewerbe und Wohnung sowohl des Meldenden wie (in Fällen des 8 1b) des Gewahrsamhalters der ge meldeten Gegenstände enthalte«. 8 4. Die Anmeldungen sind an die örtlich zuständig:« Ha«dclc>kammern zu richten. Zur Anmeldung «er- pflichtete Eigentümer von Edelmetallen der in 8 2 genannten Art, denen die für ihre» Wohnbezirk zu- ständige Handelskammer nicht bekannt ist, richten die Anmeldungen an ihre Gemeindebehörde, die sie am 22. September 1923 an die örtlich zuständige Han delskammer weitergibt. 8 5- Die Anmeldungen werden von den Hande^skam mern zusammen mit einer zu fertigenden Gesamt aufftevung ihre« Bezirks ugehend der Außenhan- aufstelluvg ihres Bezirks umgehend der Arrßenhan- damer kratze 122 s, b, zugelritet. 8«. Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften Lei 88 -1—4 dieser Bekanntmachung unterliegen den Straf bestimmungen der Durchführungsbestimmungen zur Verordnung des Reichspräsidenten über Devisrncr- fafftrng vom 7. September 1923. Berlin, den 11. September 1923. Der Kommissar für Deviseaerfsssung. gez. Fellinger. Ergänzend wird noch mitgeteilt, daß Fertig- waren aus den genannte« Edelmetallen sowohl im Privat- wie im Händlcrbefitz (Familienstlber «sw.) der Anmeldepflicht nicht unterliegen. Vie Goldnotenbank Berlin, 12. September. Im Laufe der nächsten Tage werden zwischen der Reichs regierunq, der Rcichsbavk und Privatbanken Vevaudlungen übr-r die schleunige Durchführung der von der Reichs- regierung gefaßten Beschlüsse über die Errichtung einer Golünoteubank geführt wcrden. Die organische Verbindung der Goldnoten bank mit der Reichsbank ist in der Form geplant, daß die Reichsbank einen erheblichen Teil des Kapitals der neuen Dank übernimmt und ihr einen Teil ihrer Goldbestände zum Zwecke der Gold- iiotendeckung überläßt, während die Privatkreis«, die sich an der neuen Bank beteiligen wolle», den rcst- lichen Teil des Kapitals gegen Devisenein» - ahlung übernehmen. Die auszugebeuden Goldnoten sollen zu einem hohen Prozentsatz durch Gold und Devisen und zu einem weiteren Teile durch Goldwechsel goldkrcdii- fähiger Mrtschaftskreise gedeckt werden. Wie die Blätter melden, wird der Reichsfinanzmiuister heute im währungspolitischen Ausschuß des Reichswirt schaftsrates nähere Angaben über die Gründung der neuen Golünotenbank machen. Ferner will sich die Reichsregierung bemühen, d:e Ausgabe der Ruhrkredite allmählich ab- zubauen, um auf diese Waise das Defizit zu ver ringern. Außerdem soll das von den rheinischen Ge- meinden und Inustrieunternehmungen in großem Umfang« herousgegebene Notgeld, mit dem sich manche Betriebe finanziert hatten, wahrend sie dir vom Reiche zur Verfügung gestellten Lohnkrcdite -um Devifenkauf benutzt hätten, mit größter Beschleu nigung zur Einziehung gelangen. Der Woiwode von Polnisch-Oberschle» sie», Schulti,, ist fristlosbeurlaubt worden. Al» Nachfolger soll der bisherige Vorsitzende der polnischen nationalen Arbeiterpartei, Wachowiak, in Aussicht genommen sein, dessen politische Anhänger der gegenwärtigen polnischen Regierung bisher oppositionell aegenüberstanden, aber zeitweilig bereits politisch« Fümimq mit der regierenden Di^ospartek hatten.
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