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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.09.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192309127
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- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230912
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-09
- Tag 1923-09-12
-
Monat
1923-09
-
Jahr
1923
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2 246 Stresemann» aktive Politik Paris 11. September. (Lig. Tel.) Heute früh berichteten mehrere französische Blätter über Ber liner Verhandlungen zwischen Frank reich undDeutschland. Der Berliner Bericht- erstatte- de» .Petit Parisien" erklärt, der französische Botschafter habe Ende voriger Woche mehrere Ge spräche mit Stresemann gehabt. Es sei jedoch noch ii früh, einen allgemeinen Eindruck daraus Mitteilen zu können. — .Echo de Paris" verzeichnet ein Ber liner Gerücht, das; eine hochstehende französische Per sönlichkeit nach längerer Unterredung mit dem Reichs wirtschafts- und dem Rcichssinanzminister mit be stimmten Vorschlägen nach Paris abgercist sei. — Der Berliner Berichterstatter der Fcstlondausgabe der ..Daily Mail" erklärt, im Anschluß an die wichtige Unterredung, die zwischen dem Reichskanzler, dem Rcichswirtschaftsminister und dem trüherenRcichswirt- schcftsministcr Schmidt heute stattgefundcn habe, sei ein Vertreter der deutschen Regierung nach der fran zösischen Botschaft geschickt worden. Deutschland habe dci den Verhandlungen darauf hinge«icsen, welche Schwierigkeiten dir verwickelte innenpolitische Lage einer offenen Ausgabe des passiven Widerstandes bereite, und man habe franzö- slschcrscits eine neue Erwägung dieser Schwierigkeiten ins Auge gefaßt. Reichskanzler Dr. Stresemann werde in seiner Antwort auf die Rede Poincaräs an, Mittwoch das deutsche Garanticangebot erweitern, indem er Vorschlägen werde, einen Teil des deutschen Besitzes an Industrienktien an die Rrparationsa-äubrger abzutretcn. Entgegen den Wünschen gewisser franzö sischer Kreise jedoch solle keine Aktienmehrheit ab getreten werden. Das Rcichskabinett sei gespalten, ein Teil wünsche eine direkte Aussprache nur Frank reich allein, rin anderer Teil glaube, cs liege im Intercssc der deutschen Industrie, wenn England und Italien Anteile an deutschem Aktienbesitz erhielten. Reine Einberufung Les Auswärtigen Ausschusses Berlin, l l. September. Der Vorsitzende des A u s- wärtigc » Ausschusses des Reichstage s, der Abg. M ü l l e r . F r a n t e n , hat den deutsch nationalen Mitgliedern des Ausschusses auf ihren Antrag, den Ausschuß cinzuberufcn, geant- worret, daß die Stuttgarter Rede des Reichskanzlers ihm keinen Anlaß dazu gebe. Er wende jedoch nach seiner Rückkehr nach Berlin in der nächsten Woche mit den Parteien und der Reichs regierung Fühlung nehmen. Die D e u t s ch n a t i o u a l c n werden nunmehr die sofortige Einberufung des Reichs- iages beantragen. Bayrische i5Lin>:nungsmachr gegen Stresemann Münch««, ll. September. (Eig. Tel.) Wie man in d"ü Kreisen der Bayrischen Volks- nartei über oie oan in- und ausländischen Blät tern gemeldeten Verhandlungen mit Frank, reich und Belgien denkt, zeigt ein offenbar inspirierter Artikel des „Bayrischen Ku riers", der das Schicksal an Rhein und Ruhr als an dem Tage besiegelt bezeichnet, an dem sich das Kabinett Stresemann an die Stelle des Kabinetts Enno gesetzt habe und zur sogenannten Aktivität in der Außenpolitik zurück- gekehrt sei. Dieser K a b i n e t t s rv e ch s e l wird , n n motivier t" genannt. Der damit verbundene StcUniigswechsel aus einer mehr englischen zu einer mehr französischen Orientierung der deulschen Außen politik habe -'s der Engländern leicht gemacht, sich non dcr deutschen Sache znrückzuziehen. Die Ennosche Spekulation, England zu überzeugen, daß Deutsch land an der Rii)r auch die englischen Interessen ver- sechte, sei von Stresemann vollkommen anfgegeben. Damit habe er aber dem passiven W i d e r st a n d auch die außenpolitische Basis entzogen. Der neuen Regierung wird Ilnchrlichteit vorgeworsen. Es wird stdoch anerkannt, dos; sich gegen das Argument der Regierung, der Versuch einer Sanierung der Finanzen sei unmöglich, solange die unproduktiven Iahlungen für dos Ruhrgebiet andanern, nichts ein wenden lasse. Run stand man vor der Wahl: ent weder nachgeben, oder neuen stärkeren Widerstand leisten. Dos Schicksal Deutschlands erfüllt sich wieder einmal. Auch in den nationalsozialistischen Kreisen ist man der Meinung, daß die Schicksalsfrage neuerdings ge- stellt wird. Man meinst daß cs nun an der Zeit sei, sich zu wehren. Heut« findct rin M i n i st e r r a t statt, der sich mit der Loge l^schäftigen soll. Soldat und Staatsmann Der .R a t i o n a l v e r b a n d dcutsch er Osfi- zier r" gehört zu jenen Vereinen, in denen dir poli- tischen Dinge nicyt etwa in gegenseitiger Belehrung, sondern vielmehr unter dem Dunst einer qefühls- ir.äßigcn, in starke liebertreibungen c.usartenden Ro mantik betrachtet werden. Di» Erkenntnis der Voraussetzungen stir eine Politik wird in diesen Krcisen nicht gepflegt', vielmehr gibt man sich be- dingungslos dem Glauben hin, das; alle», was in der üblichen romantischcn Stimmung mitschwinge, an sich schon zum Führer berufen sei. Man sieht also, die Mitglieder diese« Vereins können noch mancherlei lernen. Und da die Feit so ernst ist, Kinn man wohl auch einmal ein Späßchen mit binnehmen. Lustig ist es nämlich, wenn diese Schwärmer gerade von dcr Stelle aus eine ernüch ternde Belehrung erfahren, die dcr Exponent ihrer nicht sehr klaren Wünsch« ist. Auf dem bayrischen Bertretcrtag des .Nationalverbanbes deutscher Offi ziere" hat- der eheinaitae Kronprinz Rup precht eine Ansprache gehalten, die nach den Fei- tungsbctichten mit Begeisterung ausgenommen wor- den ist. Der Prinz, der viel historische Studien ge. trieben und scheinbar auch die jüngste Vergangen beit etwas beobachtet hat, sagte u. a. wörtlich: .Richt jeder Feldherr kann Staatsmann zugleich sein wie Friedrich der Große." Der nun diesen Worten zu- stimmt, der gibt zu, daß die Begabung für da« Poli- tische außerhalb d« Militärischen liegst Und wenn l.e!pr!ger TLgedlstt ua6 Usurlelsrettung er sein Gedächtnis ein wenig aastrengt, wird er das in dem Geschehen der letzten Jahre ja auch bestätigt finden. So kann man nur mit Befriedigung lesen, daß die Herren dr» .Nationalncrbandes deutscher Offi ziere" non der in ihrem bisherigen politischen Auf- treten zur Schau getragenen Meinung, sie seien, da sie nun einmal etwas Fcldherrlichco an sich haben, auch gute Staatsmänner, abgekommen sind. Und mehr darf man gewiß nicht wünschen, als daß sie dieser nüklichen Selbsterkenntnis .mit Begeisterung" Ausdruck verleihen. Doktrin und Wirklichkeit Es gibt Leute, und man hält sie im gemeinen Loben nicht für die gescheitesten, die durch keine Erfahrung zu belehren sind. Der Abgeordnete Erispicn scheint zu ihnen zu gehören. Die Ent wicklung im Reich und in den Ländern hat jedem mit politischem Verstand Begabten deutlich gezeigt daß dcr in der .großen Koalition" verkörperte Gedanke mit Ausschluß jedes anderen es ist, mit dem heute praktische und nicht zuletzt auch republikanische Politik gemacht werden kann. Herr Lrispicn ist jedoch anderer Meinung. Im Sinne jenes hochtraben den Doktrinarismus, in dem in Wahrheit nur das Asyl dcr Beguemlichkeit und Vorantwortungsschcu zu sehen isst streitet er für eine .proletarische", der Zusammenarbeit mit den .Bürgerlichen" wider strebende Politik. Das ist die Politik, die auf dem gründenden Kongreß der inzwischen entschlafenen Internationale 2^, dem Hör: üiLpten beiwohnte, als die allein richtige empfohlen wurde. Die Oester reicher, denen die Formulierung und Begründung des Dogmas von der .proletarischen Politik", näm lich der spontanen Abwirtschaftung der bürgerlichen Parteien und ihrer reibungslosen Ablösung durch die Sozialdemokratie oblag, dachten dabei in erster Linie an ihre heimischen Verhältnisse. Diese hatten in der Tat von der bürgerlich-sozialdemokratischen Gemeinschaft, die aus dcr Revolution hcrvorgegangen war, zu der sozialistischen Sezession geführt und endeten nicht gor lange nach jenem Kongreß damit, daß die Sozialisten von einer tlerikal-nationalisti- schon Koalition an die Wand gedrückt und mit Hohn abgcwicsen wurden, als sic endlich ihren Fehler ein- sahen und sich um die Teilnahme an dcr Negierung bewarben. Der weltfremde Doktrinarismus des Abgeordneten Crispien bekundet sich übrigens auch durch die Be weisgründe, die für die Auflösung der Gemein- schäft mit den „Bürgerlichen" angeführt werden. Nämlich rrstcus, daß das Ministerium Stresemann nach vierwöchiger Tinizkcit noch nichts Positives er- rcickt habe, «ährend doch, so meint offenbar der Abgeordnete Crispien, ein Monat ausrcichcn müßte, nm alkcs das wieder gutzumachen, was das Kabinett Luno-Roscnberg in neun Monaten verdorben hat. Zweitens aber, doß heute niemand mehr die Zivil- eoii'-age aufbringe, deren es bedürfe, um das .Ruhr abenteuer" für verloren zu erklären. In Wirklichkeit weiß außer dem Abgeordneten Crispien jedermann, daß die Bankrotterklärung des passiven Widerstandes bereits zu einem in der breitesten Oefsentlichkeit ge übten Unfug geworden ist, zu dessen Bekämpfung al? cinco im Augenblick beginnender Verhandlungen höchst unzeitgemäßen und zweckwidrigen Tuns nach- acrave schon eine gewisse Zivilcourage gebärt, während es längst nicht der geringsten mehr bcoarf, um den in allen Gassen umgehenden Pessimismus mitzumachen. Der Abgeordnete Crispien ist über die Welt der Tatsachen so gut unterrichtet, wie es für einen wirk'ichkcitsscheuen Doktrinär bekömmlich ist. Japan Durch die amerikanische Friedeiisvermittlung in Portsmouth (>905) nm die erhoffte russische Kriegs entschädigung gebracht, konnte sich Japan bis -um Eintritt in den Weltkrieg nicht in dem Maße wirt schaftlich cmporrasfen, um iu Volkswirt- schnftlichcr Hinsicht eine Großmacht darzu stellen. Obzwar reiche Goldvorrätc dem japanischen Pen den Charaktcr cincr vollwertigen Goldwährung verleihen, leidet Japan seit nahezu zwei Jahrzehnten an einer passiven Handelsbilanz. Der Iudustrialisierungsvrozeß der Jahre UNS bis 1917 hatte dcr japanischen Industrie in Asien allerdings eine Monopolstellung verschafft, doch fehlte nach Be endigung des Kriege» der Absatz in den meisten Artikeln, die infolge dcr äußerst präzisen und ge- dicgcncn, mit den modernsten technischen Mitteln ausgcstattetcn Herstellung verhältnismäßig teuer zu stehen kommen. Die Reichtümer in Gold-, Silber- und Kupfer minen, das Forstwesen, ferner die Fischerei und Landwirtschaft beschäftigen ungefähr ÜO Prozent dcr außerordentlich genügsamen und daher fast durchweg in ärmlichen Verhältnissen lebenden Bevölkerung. Für die Steucraufbringuiig kommen daher nur Industrie und Handel in Betracht. Während aber dcr Handel dank den alten soliden Hafenstädten und einer zweckentsprechenden Handelsflotte iu den letzten Jahren einen bedeutenden Aufschwung nahm, zeigte sich da« japanische Bankwesen von jeher seinen Ausgaben keines« egs gewachsen, so daß sowohl in China als auch in Japan die englischen und ameri kanischen Bankhäuser großen Einfluß gewinnen konnten. Die Bank vonIapan besaß Ende Mai diese» Jahres 1 797 000 009 Pen in Gold gegen 814 000 000 End« 1914, die Golddeckung beträgt etwas über 80 Prozent. Nach den ersten sechs Monaten 192.1 zeigt dec japanische Außenhandel einen Einfuhrüberschuß von rund .194 000 000 Pen. Der Rückgang der Ausfuhr ist vor allem auf die mangelnde amerikanische Nachfrage nach Rohseide, kuren Export für die Handelsbilanz stets bestimmend war, sowie auf den Boykott japanischer Waren in China zurückzusühren. Der inländische Bedarf sowie der Versand in die Viaudschurci, die dcr japani- sehen Finanzverwaltung große Anleihen schuldet, ge- nügen nur annähernd, um der gegenwärtig« Arbeitslosigkeit zu steuern. Die wirtschaftlichen Folgen de» Erdbeben», durch das die industriereichsten Städte, darunter Tokio und Pokohama, so schwer geschädigt wurden, sind heute noch kaum übersehbar, doch wenn ein Land, wie jetzt Japan, einen großen Teil seines Nationalvermögens zu seiner Wirderausrichtung zu verwenden genötigt ist, so kann da» nicht ohne schwere Beeinträchtigung sein« wirtschaftlichen und wohl auch politischen Stellung in der Welt geschehen. b. Neuaufbau in Japan Pari», 11. September. (Eig. Tel.) Di« japanische Botschaft teilt auf Grund von Depeschen au» Tokio mit, daß die Ordnung in Tokio und Pokohama wieder hergestellt und die Verteilung von Lebens Mitteln »raanisiert sei. Entgegen den verschiedenen Presscvcrbffentlichungen hat die Bank vo» Japan nicht gelitten. Die Filiale der Pokohamaer Speei». Bank i» Loki» sowie die anderen großen Kredit institute, die unbeschädigt geblieben sind, haben am 8. September ihre Schalter wieder geöffnet und ihre Zahlungen in den Grenzen des Moratorium», d. h. bi» zu 100 Pen, wieder ausgenommen. Sobald die Kaffen dcr Pank von Japan wieder geöffnet sind und die Papiergeldemission wieder im Gang ist, werden die großen Banken die kleineren Institute unterstützen und sich bemühen, den Kredit ini all- gemeinen wirderherzu st eilen. Man hofft auf ein« baldige Besserung der Lage. Die Fabriken und verschiedene Industrieunternehmungeu werden ihre Tätigkeit in Osaka und Kobe wieder auf nehmen. In Osaka und einigen anderen Städten, die bei dem Erdbeben nicht gelitten haben, sind die Börsengeschäfte wieder ausgenommen worden. Rorfu, ein Pfand für Ziume? Loudon, 11. September. (Eig. Tel.) Dcr eng- lisch-italie irische Konflikt, zu dem sich dcr griechisch-italienische inzwischen ausgewachsen hat, ist gestern in ein neues Stadium getreten. Die offiziös unterrichteten englischen Journalisten be haupten jetzt, doß England und Frankreich der Note an Griechenland zugestimmt haben. Sie hätten unter dem Eindruck gehandelt, daß Italien wie der italienische Botschafter in Paris zu verstehen gab, Korfu räumen würde, sobald die griechische Regierung die feierlichen Sühneleistungcn, die die Botschaftcrkonfereuz in ihrer Note vorschrieb, erfüllt habe und 50 Millionen Goldsranken bei dcr Schwei zerischen Bundesbank als Pfand für die Repara tionen eingczahlt seien. Wie „Times" und „Daily Telegraph" ausführcn, lassen halbamtliche italienische Prcsseäußeriiugen jetzt darauf schließen, daß Italien die Absicht habe, aufÄorfu zu bleiben bis der Welt- schiedsgerichtshof, vermutlich erst nach eini- gen Monaten, den Betrug der Geldreparationen sestgcstcllt habe. Mussolinis Erklärungen in Mai land gegenüber dem Vertreter dcr „Daily Mail" d'hen zwar dahin, daß Italien bald nach Erfüllung ver Sühnchandlungen Korfu räumen werde, aber man weist demgegnüber auf englischer Seite daraus hin, daß Italien einen Unterstaatssekretär nach Korfu entsandt habe, um eine italienische Zollverwaltung cinzurichtcn, während die militärischen Maßnahmen zugleich fortgesetzt werden, um Korfu bei der Austragung des Fiumekonflikts weiter, und -war nunmehr als Pfand gegenüber Jugoslawien statt gegenüber Griechenland zu behalten. Offenbar, um einen starten moralischen Druck aus Italien nuszuübcn, Kat der Völierdundsrat gestern aus englische Initiative hin beschlossen, die Frage der Besetzung von Korfu in einer Vollver sammlung des Bundes zur Dislussion zu stellen, um den tleinen Staaten Gelegenheit zu geben, gegen di« italienische Gewaltpolitik zu protestieren. Vie Frage der Räumung Puri». 11. Sepkember. (Eig. Tel.) Die Pariser Blätter kündigen an, das; die Botschafter» konfercnz sich aller Voraussicht nach heute nach mittag mit der Frage des Zeitpunktes der Räu mung von Korfu bcjck-ästigcn werde. Dcr italienische Botschafter ist gestern von der Konfe renz ersucht worden, telegraphisch Präzisionen der italienischen Auffassung über die Räumungsfrage von Mussolini zu erbitten. Authentische Mit teilungen über den Stand dieser Frage liegen nicht vor. Mr.n ist bei dcr großen Zurückhaltung der amtlichen Stellen nur auf Vermutungen angewie sen. Frankreich hätte es allem Anschein nach lieber gesehen, rvenn die Räumnngsfrage nicht so fort, sondern erst nach Abschluß dec Untersuchung von Janina wieder berührt worden wäre. Eng land dagegen scheint die Unklarheit der italieni schen Erklärung benutzen zu wollen, um den Konflikt aufs neue zu beleben. In französischen politischen Kreisen Hot man den Eindruck, daß England es nicht ungern sähe, wenn der Erfolg der französischen Bermittlungsaktion durch den Erfolg der Rnumungsfrage beeinträchtigt werde. England scheint den Standpunkt zu ver treten, das; Italien unverzüglich räumen muß, weil Griechenland die Bedingungen der Botschafter- konferenz angenommen und damit die von der Konferenz bezeichneten Voraussetzungen für die Räumung erfüllt habe. Mussolini scheint aber Korfu erst verlassen zu wollen, wenn die Atten täter von Janina verhaftet und bestraft worden sind. Frankreich macht nun den Permittlungsvor- schlag, daß Italien die Räumung vornehmen solle, wenn die Untersnchungskommisston in ihrem späte stens am 27. September c inzureichenden Bericht feststcllt, daß Griechenland alles getan habe, um die Schuldigen zu ergreifen und nicht für die Ver- zögerung dieser Bestrafung verantwortlich gemacht werden könne. Frankreich denkt dabei an die Möglichkeit, das; cs den Tätern gelingt, sich in dem albanischen Berglande der Verhaftung zu entziehen, was die Kenner des Grenzgebietes von Janina kür wahrscheinlich halten. Der vom französischen Außenministerium informierte diplomatisch« Mit arbeiter des „Eclair" äußert die Hoffnung, daß es der Botschafterkonferenz möglich sein wird, heute abend den „Schlußpuukt unter die Affäre von Janina zu sehen." Die „Ere Nouvelle" veröffentlicht einen Bericht ihres Genfer Korrespondenten über eine Unter, rcdung mit dem griechischen Volkerbundodclegier- ten Politis. Dieser bezeichnet die Besetzung von Korfu als „den ersten Akt einer Politik im Adria- tischen Meer, die die Aera der: Balkankrisen wieder cröffnen wird." Er fügte hinzu, die kleinen Stoa- ten setzten ihre Hoffnung vor allein auf den Völker bund, dessen Garantiepakt die einzige Gewähr für eine Sicherheit darstellc. Pari», 11. September. (Gig. Tel.) Wie Per- tlnax im .Echo dr Pari»* mitteilt, wird sich di« Untersuchungskommission der Botschafterkonferenz für den Mord von Janina unt«r Vorsitz de» japanischen Obersten Shoubaya am kommenden Montag, den 17. September, in da» Gebiet von Janina begeben. Die verschiedenen SUHnezere- monten, die Griechenland auferlegt worden sind, sollen zwischen dem 18. und 22. September statt finden. Llttvork, üea 12. LeplEmder Mussolini in England verdrossen Load«, 11. September. (E tg. T e l.) Musso - lini empfing in Mailand den Berichterstatter der „Daily Mail" und erklärte ihm: „Als ich vor einem Jahre zur Macht gelangte, ist es meine Absicht ge- wesen, die besten Beziehungen zu England aufrecht- zuerhalten. Ich sah in England den natürlichen Freund und sogar den Alliierten Italien». Aber die englische Regierung tat nicht», um mich in meinen Beschlüsse« zu ermutigen und jetzt, da Italien die erste schwere Krise durchmacht, wendet sich England von uns ab. Alle meine Motive wurden mißverstan den, besonders traf es nicht zu, daß ich den Völker bund und die Grundlagen der auch von Italien an- erkannten Verträge zerstören wollte. England, das immer Griechenland unterstützt, stand auch diesmal auf der Seite Griechenlands, weil es der Ansicht ist, daß Griechenland sein natürlicher Verbündeter iw. östlichen Mittelmeer ist. Aber England übersieht, daß Italien ein ebenso guter Verbündeter sein könnte." Was die Fiumfrage anbetrifft, so habe Fiume materiell dem italienischen Staat viel mehr gekostet, als es jemals cingebracht habe. Aber in politischer Beziehung hänge das italienische Volk an der Stadt. „Ich hoffe," fuhr Mussolini fort, „daß die jugosla wische Regierung einen Vorschlag zur Lösung des Fiumekonflikts annehmen wird. Ich werde jedenfalls niemals einen Schiedsspruch einer Stelle, die mss den Verhältnissen in Fiume nicht ganz vertraut rst- zulassen." OieErrichtungeinerGolÄ- notenbank beschlossen Berlin. 10. September. (Eig. Tel.) Das Reichs kabinett hat sich für die Errichtung einer Goldnotenbank entschlossen, um die neue Währung nicht mit den Gefahren zu belasten, die das Etatsdefizit für die Zentralnotenbank mit sich bringt. Als Unterlage für die neue Währung sollen vorläufig nur Gold, Devisen oder Waren wechsel dienen. Die von verschiedenen Seiten vor geschlagene Notenausgabe auf Grund einer Er fassung von Sachwerten kommt nicht in Frage, ebenso ist der Helfferichsche Plan einer Roggcnwährung fallen gelassen worden. Die neue Goldnotenbank wird in stärkerem Maß: den Charakter einer Privatbank tragen, als das bei der Rcichsbank der Fall ist: die Reichs regierung glaubt ausreichende Sicherheiten dafür schaffen zu können, daß die neue Notenbank nicht in Abhängigkeit bestimmter privatwirtschaftlicher Kreise gerät. Ucbcr die Höhe des Kapitals sowie über die Einzelheiten der Organisation der neuen Bank sind endgültige Beschlüsse noch nicht gefaßt worden. Die Papierwährung wird vorläufig weiter behalten. Die Währungsreform wirb also vorerst eine Parallelwähruna schaffen, d. h. Goldnotcn und Papiermarknotcn werden »eben- einander bestehen, ohne daß ein bestimmtes Kurs- Verhältnis zwischen beiden sestgeicgt ist. Ein all - gemeiner UmtauschderPapiernotcn in die neuen Goldnote» ist vorerst nicht geplant, dagegen hofft man möglichst bald eine Kontingen tierung der Papicrnotcnausgabe vornehme» zu können. Die neue „Kontomark" Neueinrichtung bei der Reichsbank. Berlin, 10. September. Die RcichsoaiK wird in den nächsten Tagen neben ihrem gewöhnlichen Giro- verkehr auf „Konto mark" lautende Girokonien eröffnen, wobei die Kantomark gleich dem 10. Teil eines Dollar zu gelten hat. Die Konten werden vorläufig nur bei der Rcichs- hauptbank in Berlin, und zwar bei d:r Kontomark-Giroabteilung, geführt; die Ausdehnung dieses Geschäftszweiges auch aus die Reichsbankanstalten in der Provinz ist siir später in Aussicht genommen. Der Antrag auf Eröffnung eines Kontomark-Kontos ist bei dcr Reichsbankanstalt zu stellen, zu deren Bezirk der Antragsteller seinem Wohnsitz nach gehört. Die buch mäßige Abwicklung des neuen Geschäftszweiges lehnt sich im wesentlichen an den gewöhnlichen Girover- kehr an. Zur Gutschrift auf Koutomark-Konto gelangen in erster Linie die in Papiermart um gerechneten Erträge der zu diesem Zweck der Reichs bank überlassenen Devisen, und zwar in der Werse, daß sie ans Grundlage des Berliner amtlichen Kassa- Mittelkurses für telegraphische Auszahlung in New Pork in Kontomark umgewandelt werden. Bei der Umrechnung der eingereichten Devisen in Papier mark sind die jeweils geltenden Bedingungen der Rcichsbank für ihren Devisenverlehr maßgebend. Der Mindest betrag der ersten Gut schrift aus eingereichten Devisen wird auf 100 000 Kontomark festgesetzt, da» vorläufige Mindesiguthaben auf k Prozent dieser Summe 5000 Kontomark und die Mindesthöhe der weißen Schecks auf 200 Kontomark. Die Erhöhung dieser Ziffern, vor allem des zu haltenden Mindestgut habens, bleibt Vorbehalten. Die für den Konto- mark-Girovcrlehr geltenden Bedingungen sowie die für die geschäftliche Abwicklung erforderlichen For- mulare können von sämtlichen Reichobankanstalten bezogen werden. Der sächsische Ministerpräsident Dr. Aeign er hat sich heute früh 8 Uhr nach Berlin begeben. * Die „Rote Fahne" ist nach Ablauf des gegen sie erlassenen achttägigen Verbote» wieder er schienen. * Präsident MilIerand wird am 23. September der Einweihung eine» Kriegerdenkmal« in Rambouillet beiwohnen. * Rach einer Havasmeldung au» Rom wird der „Epoea" au« Korfu telegraphiert, daß di« italienischen Truppen die Insel Laro» ohne Zwischenfall b e - setzt haben. * Die estnisch, Realerung hat beschlossen, den Bund der russische« Sowjetrepubliken unter der Bedingung anzuerkennen, daß der Bund alle dlerträge, die Estland mit den einzelnen russischen Sowjetrepubliken geschlossen hat, als bindend für sich anerkennt. Au« diesem Anlaß über reicht der Vertreter de» Gowjetbunde», Stark, morgen de« Staat»prästdenten sein Beglaubigungo schreiben. 1^ G Die me tum die j babylonisch Eiebenzahl Kulturleben kommen. » Halb geht die Mutter gelegenen keinerlei r< das Kind spielt. 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