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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.09.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192309099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230909
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230909
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-09
- Tag 1923-09-09
-
Monat
1923-09
-
Jahr
1923
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«v lttlklaiä«. «uszogl-n von talqac. endorf Kayl-r e Ehr. Lt»p » «. NSrlter tdt ri><a Piltz sie ArUger-M. »es. 5»ül)i Id. Braunstein zl.de» okadem. gv. Btzenania: er Schassganz dr iS. Bunte er tz. Stolle ifteg R.Balquu r. Auszüge. Mde 1«'. Uhr und Montag: >. h>r 7»i.lr ro4 ott«uhoo^>: r LikSI I. 1 Oktober. rpleis n. nt>en>s«>: eAvrrnertr »rett te> XlSatqu^ I- stusvlat'. nds. erberen. l. Rund l. od im T-154b!. e Loml!«n-. »ti^kdr irsrt! kskk't t92Z nach «rs !II der^s^ 8 c.. Haus- e m o n e lhlnmnn, iz (R.u- qd. i. v. owig -- Pr.. »aidand.. schel. — Sr., Äiz. nke. : tt' - chr. - Em« rer. >'',N Huer. — p!l. "Ul ogel. — ., Orts- > Sch'.ll- Sfimier« ^oeinlaz ',10 U. .Vbciiv- Kinder- che, v - abends ! un«, ciktrede, Verein >>10 tt. fi-ü u. Biesen- Ns ein- ienivcr, n. Iliche :ienee), utscner, Minna :tko!ai- raei Zllrac- nias eil» k -r. afiian- mntag ?r kicil»- ütte-jd. ityr flauer aroid Arünc ElM»» . für die 8»fa»t , Jiadt- u. Post«! <l»s- D«ch die Pott in Peuttchlaud monatlich O V iM„rEinsv.24ww br.ww-ZcUe M.ü5nt>o Mk. üzyymg: Aust. Mk. IS00V000 eilt M ouSW.Jns?reut. M.100000. Londerpretse: Kamiltenan,.v.Pnv. !MeWch Porto, Srsivcinl lgglich morgen«, auber MomagS. MM I > MM M M» MM MM n>m-ZetieN.3«)iX»,cheleaenhcllSan;.«priv.«aiurni Ltcslcnanaed.mn,. Hd». chewatt schlißt LrML aut. Schrts<leit.,GeschL»t«st, Druckerei: M M U U M M M M M m M M MM Zeile «^aouy.Siellenaei wm ZeileM 2-Otlit.imtt Bekonnim.Doppe'- ^etptig. Sodgüiirgaffe 8 <Sernsvr.Ort«geIpr.«a»mel.Nr.:7V811. MM MMM W M MM M MM m»-9.«1SY00a.i.au«wMA)0Ö0<),Rell 72wmdr.°>w-Z.MoE0U.« auSw. Liayestir iTökv^lMW): «denda ». t« allen Mltalen Anzeige», und M.«iMl>O.«»»land«anz.m.«alutaauilchl.BciWiedery.Nachlas, Pia«, Lvonnement-Nima-me; auch nimmt jedes Postamt Pestellungen an. ' u. Daienvorsch.unverdindl.Srfall.-Or« Leipzig. Postschecks Leip,.3004. Ls» Sat»«ig« e«4chiUt di« aM«tck»a« »«» Wo4k»a*»r>K»i««»» «e. 214 UßNLOlOUlNMSr 400 OVO 8oaa1»g, «leo 9. 8eptemd«r 1922 pOro-^uss«d« 117. )»d»g. Gokd-Vanknoten M Leipzig, 8. September. Lange Kett war in Deutschland die Meinung verbreitet, oaß man gegen den Währungsverfall nichts tun könne, solange die unerfüllbaren Ver pflichtungen des Versailler Vertrages nicht eine entsprechende Ermäßigung erfahren hätten. Der rapide Markverfall in den letzten Tagen der Regierung Cuno belehrte Deutschland eines anderen. Es kristallisierte sich als vorherrschende Meinung heraus, daß man unabhängig vom Versailler Vertrage und von einer internatio nalen Anleihe, deren Unmöglichkeit etwa gleich zeitig erkannt worden war, die deutschen Finanzen in Ordnung bringen müsse: denn in ihnen lag, wie jeder Reichsbankausweis und jeder Ausweis über die Lage der deutschen Reichsfinanzen klar bewies, die Hauptursoche des Wählmngsversolles. Di« neue Regierung Strese- mann—Hilferding mußte also versuchen, das Steueraufkommen so zu steigern, daß die laufen den Ausgaben des Staates damit bestritten wer den konnten. Die Steuern, die nunmehr aus geschrieben wurden, hatten nicht den erwünschten Erfolg. Man hatte wohl versucht, durch das Steuerzinsgesetz die Steuererträge einer weiteren Geldentwertung anznpaffen, aber man hatte es unterlassen, durch Einwirkungen auf den Geld markt die Steuern „wirksam" zu machen. Es mochte dies in der Tat während der Zeit des Ruhrabwehrkampfes unmöglich sein. Jedenfalls machte man die Erfahrung, daß es mit hohen Steuern allein nicht getan ist. Denn während diese die einzelnen Steuerzahler zum Teil schwer belasteten, brachten sie dem Staate infolge der Geldentwertung verhältnismäßig wenig ein und den Gewinn hatten die, denen es gelang, die Geldentwertung für sich ertragreich zu machen. Dies« Erfahrung verstärkte den Gedanken, daß es nötig sei, dem Reiche Devisen zuzuführen. Man stattete die Goldanleihe teilweise mit Zwangscharakter aus und verordnete, daß alle Besitzer ausländischer Werte, soweit sie seinerzeit Zwangsanleihe gezeichnet hatten, einen Teil ihres Besitzes dem Reiche zur Verfügung zu stellen hätten. Sie sollten dafür Stücke der Goldanleihe . erstatten. Die letzte Konsequenz dieses Gedankens ist der Devisenkommissar und die Devisenablieferungspflicht für alle Demsenbesitzer schlechthin. Beide, hat uns der gestrige Tag beschert. Auf die D ev i s e nb ö r s e hat die neue Verordnung keinen besonderen Ein druck gemacht, ein Zeichen, daß man nicht so recht daran glauben will, das Reich könne auf diese Weise in den Besitz der im Lande versteckten Devisen kommen. Dieser Unglaube rückt einen anderen Plan, Ordnung zu schaffen, in den Vor dergrund: die Goldmarkbank. Eine Bank zu schaffen, die „wertbestän diges" Geld ausgibt, hat seinen ersten Ur sprung in der Gefahr, es könnte eines Tages die deutsche Mark auch im innerdeutschen Verkehr als Zahlungsmittel zurückgewiesen werden. Die un absehbaren Folgen, die dies haben könnte, haben eine Reihe von Vorschlägen zur Errichtung einer Gokdmarkbank entstehen lassen. Drei Pläne waren es, die dem Reichswirtschaftsrat vorlagen: der Vorschlag Helfferichs über die Er richtung einer Roggenbank, der Vorschlag des Reichsverbandes der deutschen Industrie über die Errichtung einer Goldmarkbant der deutschen Wirtschaft (Privatwirtschaft) und der Vorschlag Minoux über eine Abgabe vom deutschen Sach- besitz. Keiner dieser Vorschläge fand die Billigung des Reichswirtschaftsrates. Man einigte sich viel mehr, das Recht zur Ausgabe wertbeständiger Banknoten der reorganisierten" Reichsbank zu übertragen. Im allgemeinen wird man darin dem Reichswirtschaftsrat zu stimmen können, wenn auch die Reichsbank ein von der bisherigen Entwicklung der deutschen Währung stark belastetes Institut ist. Der Zweck der neuen Zettelbank ist unstreitig der, im Kampfe um die deutsche Währung eine A t e m p ause zu schaffen, während der mit bes serem Erfolge als bei täglich fallender Papier- mark versucht werden kann, Ordnung in den Staatshaushalt zu bringen. Deshalb sprach man im Reichswirtschaftsrate auch davon, daß die Ausgabe für den Ruhrabwehrkampf auf das denkbar geringste Maß eingeschränkt werden müsse. Gelingt es, die Atempause unter Anspannung aller Kräfte auszunützen, und insbesondere durch nicht unbedingt schwere, aber auf alle Fälle wirksame Steuern — wie dies von Seiten der Industrie schon lange verlangt wird — die deutschen Staatsfinanzen in Ord nung zu bringen, so wird die Errichtung einer neuen Wahrung die besten Erfolge haben. Da die bisherigen Steuern versagt haben, „wirk same" Steuern aber unter den gegenwärtigen Verhältnissen kaum geschaffen werden können und stark steigende D«)isenkurse kein Anreiz zur Devisenabgabe an den Staat sind, so ist eine Atempause mit wertbeständigem Geld zur Not- wendigkeit geworden. Es bleibt nur zu hoffen, daß es gelingt, während dieser ruhigen Zeit die nötigen Voraussetzungen dafür zu schaffen, daß das neue Geld nicht dem Schicksale der nunmehr wohl erledigt» Papivmaxk verfällt. Günstige Aufnahme -er Oevisen-Veror-nung Zustimmung -er Zinanzkreis« Berlik, 8. September. (Eig. Tel.) Die neuen Maßnahmen der Regierung zur Erfassung der Devisen sind von den Kreisen der Berliner Finanz mit Ruhe ausgenommen worden, wenn es auch an Kritik nicht fehlt. Besondere befürchtet man, daß die Aufhebung des Briefgeheimnisses und die Aufhebung der Unverletzlichkeit der Wohlzungen ME liebsame Zwischenfälle Hervorrufen könne', man be- tont, daß sich Milliardenwerte in Gold nickt in Briefen und Schreibtischschubladen zu befinden pflegen. Im übrigen findet gerade in jenen finan- zielten Kreisen, die seit Monaten dafür eingetreten sind, daß der beispiellosen finanzpolitischen Lage ein Ende bereitet werden soll, die Entschließung des Wahrungsausichnsses des Reichswirtschaftsrates über die Errichtung der Goldnotenbank wesentlich mehr Beachtung als die Maßnahmen der Regierung zur Erfassung der Devisen. Diese Entschließung wird von den finanziellen Kreisen fastausn ahmslos gebilligt, insbesondere wird betont, daß nun mehr der einzige Weg eingeschlagen worden sei, der zur Besserung der Finanzlage des Reiches und zur Besserung der deutschen Wirtschaft führen könne. -Allerdings wird derjenige Teil der Entschließung, der die Autonomie der Reichsbank aufrechterhalten will, von einigen Seiten kritisiert. Eine der bedeutendsten Finanzkapazitätrn in Berlin hat in einer Unterredung mit unserem Sonderberichterstatter darauf hinqewiesen, daß ver sucht werden müsse, aus der Goldreserve der Reichs- batik, aus dem Ergebnis der Devisenablieserung vnd aus anderen Mitteln einen Münzfonds von etwa 1>i Milliarden Goldmark zu- sammcnzubringen, um auf dieser Grundlage Gold- noten im Werte von 4 Milliarden Mark mit etwa 40 Prozent Deckung Herausgeber« M löruren. Mit einer solchen Lumme von gedeckten Gotdnol«-. war« der Geldbedarf der deutschen Wirtschaft zur Genüge befriedigt, und zwar mit einer Währung, die aus Goldbasis ruhend, die Möglichkeit regelmäßiger Kal kulation bieten würde. Wie unser Sonderberichterstatter weiter aus Re- girrungskreiscn »fährt, dürfte die Angelegenheit der G o l d n o t e n b a n k am Ende der nächsten W o cy e eine endgültige Erledigung erfahren. 5lus Zachkreisen Das außerordentliche Interesse, das in diesen Tagen den mit der Währungsfrage zusammen - hüngenden Problemen entgegengebracht wird, veranlaßte uns zrr einer raschen Umfrage in Fachkreisen, deren Ergebnis wir im folgenden mitteilen: Ruhrkampf und Deoiseupolitik. „Die Halrung gewisser Kreise im Rheinland und Ruhrgebiet bietet Grund zur Besorgnis. Die über mäßige Inflation der letzten Monate ist zum über" wiegenden Teil dem Abwehrtampf im Westen zuzu schreiben. Nun scheinen jedoch separatistische Gelüste, wenigstens auf dem Gebiete der Währung, aufzu tauchen; man will eine rheinische Währung schaffen, in der die Papirrmark keinen Platz hat. So strömen die zur Stützung- des Reichsgedaukens ausgcgebenen Ruhrhilfen auf den innerdeutschen Markt zurück, um gegen Valuten ausgetauscht zu werden und vollenden hier den Ruin der Mark. Der Patriotismus der besetztet! Provinzen hat fran zösischer Willkürherrschaft und Brutalität stand gehalten. Er darf auch vor materiellen Opfern nicht zurückscheuen, zumindest darf er der Versuchung nicht unterliegen, die Not des Reiches zum eigenen Vorteil auszunutzen/ Devisenablieserung. „Die deutsche Wirtschaft hat eine bedeutende Re serve durch reichliche Aufspeicherung von Auslands werten geschaffen. Der Nutzen einer Reserve besteht jedoch darin, im richtigen Augenblick ein gesetzt zu werden. Darüber kann kein Zweifel be stehen, daß dieser jetzt gekommen ist. Die technischen Schwierigkeiten einer staatlichen Erfassung der Devisen — Valuten — und Auslandseffekten wer den im Publikum stark überschätzt, da nur ein sehr geringer Teil der Werte im Inland oder Aus- land versteckt ist, während der überwiegende auf offenen Bankdepots oder in Banktrcsors liegt, der in den Büchern der Unternehmungen verzeichnet ist. Es ist sehr bedauerlich, daß noch keine Statistik darüber aufgestÄlt wurde, und um so dringen der muß der Wunsch nach unverzüglichem Nach holen dieser Versäumnis sein. Auch nach sehr vorsichtiger Schätzung genügt sowohl für die Deckung des Defizit» im Staats haushalt in der nächsten Zeit als auch zpr Grund- läge für eine neue Notenbank die Ablieferung eines so niedrigen Prozentsatzes der Devisen, daß von irgend einer ernstlichen Gefährdung der wirtschaftlichen Existenz der Betroffenen oder einer der Stillegung gleicktommenden Betriebsein, schränkung der abgabepflichtigen Unternehmen nicht die Rede sein kann. Schließlich sei noch darauf hingewiesen, daß ein Disagio der Dollarschatzanweisungen, besonders aber eines der Goldanleihe besteht, da, i» Verkehr bis zu SO Proeznt geht. Dieser Zustand fit deshalb bedenklich, weil nicht nur ein Mißtrauen gegenüber der von vielen Seiten al» aufgegeben betrachteten Paptermark besteht, sonder» sich auch a»f Werte er ¬ streckt, deren Beständigkeit vom Reich? garantiert wurde. Zn» gegenwärtigen Zeitpunkt Hot bas Reich kaum etwas nötiger als Vertrauen."' Bankkredit und WahrungLuosicherheit. „In den letzten Monaten gaben bekanntlich die deutschen Danken sehr ungerne Kredite und schränkten diese aus jene Fälle ein, in denen nachgewiesener maßen die Möglichkeit von Kapitalsvermehrungen, Devisen- und Effektenverkiiufen versagt. Ferner werden in erster Linie Kredite für Lohnzahlungen und Kohlendeckungen bewilligt, da besonders die ersteren zeitlich unaufschiebbar sind, während di« Eingänge des Unternehmens infolge der stündlichen Entwertung für die laufenden Ausgaben oft nicht ausreichen. Die hier in Betracht lommcuden Kredithilfen werden äußerst kurzfristig gewährt und daher wird auch in diesen Fällen von einer Valorisierung abgesehen. Wechseldiskontierungen nehmen die Banken gegenwärtig nur in den seltensten Fällen vor. Investitionskredite, für die vor allem die Landwirfichaft in Betracht kommt, werben nur wertbeständig erteilt. Derart ist die Bankwelt für eine etwaige Währungsreform gerüstet. Technische Vorkehrungen für den Uebergang zu einem anderen Dährungssystem — über dessen Durchführbarkeit man zum Teil recht skeptisch denkt — können in der Ungewißheit über das Ob, Wenn und Wie nicht ge troffen werden, doch würde diese Aenderuna voraus sichtlich für die Banken mehr eine Entlastung al» Mehrbelastung bedeuten." Goldanleihe für Getreide 8. Ssptember. Um der Reichs- getreidestelle die baldige Schaffung erheblicher Mengen Drvttzetteide aus dem Inland« zu sichen« und den Landwirten die Möglichkeit zu geben, ihr Getreide in wertbeständige Zahlung», mittel einzutauschen, hat der R e i ch » m i n ist e r für Ernährung und Landwirtschaft im Einvernehmen mit dem Reichsminister der Finanzen die Reichsgetreidestelle ermächtigt, das Brotgetreide, das ihr im Laufe des Septembers angedient wird, mit Goldanleihe zu zahlen. Damit ferner der Landwirt in der Lage ist, die von ihm nach dem Gesetz über die Besteuerung der Betriebe vom 11. August 1923 in Gold zu leistende Landabgabe gewissermaßen mit seinem Getreide zu bezahlen, sind die Finanzkasscn gleichzeitig angewiesen worden, diese Goldanleihestücke zur Tilgung der Landabgabe als Zahlung in Gold im Sinne des ge- nannten Gesetzes zum Nennwert anzunehmen. Zu diesem Zwecke werden die von der Reichsgetreidestelle in Zahlung gegebenen Goldanleihestücke m«t einem Begleitschreiben versehen, das einen entsprechenden Vermerk für die Finanzkassen enthält. Der Landwirt hat daher die Wahl, ob er die Goldanleihestücke zur Tilgung der Landabgnbe oder in anderer Weise oer. wenden will. Es darf erwartet werden, daß die Landwirte sowohl im eigenen Interesse als auch im Interesse der unbedingt erforderlichen Beschaffung einer aus- reichenden Getreidereserve durch die öffentliche Hand von der ihnen gebotenen Möglichkeit in umfassendem Maße Gebrauch machen. Di« Bestimmungen zur Devffenavgnke siehe Seite 4. votschafterkonferenz und Griechenland Pari», 8. September. (Eig. Tel.) Der „Petit Parisien" gibt die Forderungen der Botschafter- Konferenz in folgender Zusammenfassung wieder: 1. Griechenland hat für da» am L7. August auf seinem Gebiet gegen italienische Mitglieder der interalliierten Kommission begangene Attentat offizielle Entschuldigungen vorzubringen, da die griechische Regierung für dieses rolitische Verbrechen verantwortlich ist. 2. Sie hat in Athen einen Trauergottesdienst zu Ehren der Opfer in Anwesenheit der griechischen Regierung abhalten zu lassen. 3. Sie hat einen Salut der griechischen Flotte gegenüber der alliierten Flotteneiuheir onzuordnen. 4. Sie hat den Leichen der Opfer bei ihrer Ein ¬ schiffung ;n Prevcsa militärische Ehr-n erweisen zu lassen. , 3. Es soll eine Untersuchung an Ort und Stelle vorgenommen werden, um die Umstände des Ver brechens näher fcstzustellen. Diese Untersuchung soll von den alitierten Behörden kontrolliert werden. 8. Die griechische Regierung hat unverzüglich die Summe von SO Mill. Lire der Botschafter-Konferenz zu hinterlegen, die dazu bestimmt find, Italien schad los zu halten. Der .Petit Parisien" bestätigt im übrigen, daß die Botschafter-Konferenz non der italienischen Versicherung Akt genommen hat, wonach die Ränmung von Korfu sofort nach Ausführung der Entscheidung der Konstrenz durch Griechenland -rfolqen soll. Ein: Londoner Meldung bestätigt, daß der Vor- sitz der interalliierten Untersuchung», kommission einem Japaner üoertraaen werden soll. Dem .Motin" zufolge hat England für diesen Posten einen Belgier vvrgrschlagen, jedock widersetzten stck die Italiener diesem Vorschlag mit der Begründung, daß Belgien in der Botschafter- Kvvstrnrz nicht vertreten sei. Vie Politik des Kanzlers von vr. ^ost«nn»» tzklestisr Herr Dr. Johannes Richter, Vorsitzender der DDP. Leipzig, schreibt uns: Viele Demokraten empfinden besondere Genugtuung darüber, daß der „beste Mann" dnr Deutschen Volkspartei, als den der Abgeordnete Dr. Scholz den Kanzler bezeichnet hat, mit Beredsam keit Gedanken vertritt, die zu der Zeit, als für sie die Deutsche Demokratische Partei noch allein kämpfte, von derselben Bolkspartei verketzert wurden. Der Demokrat kann nur wünschen, daß die Stuttgarter Rede des Kanzlers Stresemann, die der Abgeordnete Etresemann schon vor vier Jahren hätte halten sollen, der Auftakt werde zur aufrichtigen innenpolitischen Sammlung, für die di« große Koalition nur den äußeren Rahmen bildet. Aus dieser Grundlage allein kann auch Außenpolitik mit Aussicht auf Erwlq ver- sucht werden. In den außenpolitischen Ausführungen liegt ohne Zweifel der Schwerpunkt der Kanzlerrede. Vielleicht ist es den wenigsten Lesern dieser Red« zum Bewußtsein gekommen, daß sich hier für die Oeffent- lichkeit zum ersten Male deutlicher eine Nen- orientrerung der deutschen Außen politik anküudigt. Ilm dies zu verstehen, muß man sich über die Richtung der bisherig-« Regierunaspolitil Klarheit verschaffen. Der passive Widerstand an der Ruhr war und ist zunächst die naturnotwendige Reaktion einer selbstbewußten Bevölkerung, also Auswirkung demokratischen Geistes, echte Volkssache. Mit dem passiven Widerstand ver- knüpfte sich aber auch der politische Kalkül der Reichsr-aierung. Politisches Ziel des Kabinetts Euno war offenbar, Frankreich von der Wertlosig keit der Ruhrbesetzung zu überzeugen, ja womöglich Frankreich und Belgien durch das Ausbleiben der deutschen Kohlen- und Auslieferungen in ernste wirt schaftliche Schmierigkeiten zu stürzen und so zur Ab kehr von der Gewaltmethode zu veranlassen. Da neben erhoffte man vom Stimmungsumschwung in der Welt eine Isolierung und Schwächung Frank reichs. Insbesondere klammerte sich die deutsche Hoffnung an den angeblichen Gegenspieler Frank reich», an Großbritannien. Das landläufige politische Denken Deutschlands kreiste um die Ueoer- zeugung: England kann und wird auf die Dauer Frankreichs Vormachtstellung an Rhein und Ruhr nicht ruhig mit ansehen. Das bleibt ohne Zweifel ebenso richtig wie die Hoffnung falsch ist, daß Eng land darum zu unseren Gunsten eingreisen wird, bevor wir ganz zusammenbrechen. Was England nut, Frankreich früher oder später abzurcchncn hat. wird uns in keiner Weise ^entlasten. Wohlwollen ist von keinex Seite zu erwarten, der Wille, uns ohn mächtig zu erhalten, hesteht bei England ebenso wie bei Frankreich. Da er «ich bei den Franzosen polirisch und unmittelbar auswirkt, bei den Engländern aber nur wirtschaftlich und auf längere Sicht eingestellt ist, erscheint uns Frankreich heute als der Erzfeind und Blutsauger. In Wirklichkeit fürchtet England ebenso unseren künftigen wirtschaftlichen Ausstieg wie Frankreich unsere politische Erstarkung. Ueber dem Kanal ist der Popanz die deutsche Konkurrenz auf dem Weltmärkte, jenseits der Vogesen der deutsch' Rachekrieg. Unterdessen dürfte dem denkenden Telle der Deutschen klar geworden sein, daß alle Hssstruny ans Lösung der Ruhrfrage, die von der natürlichen Wicklung erwartet wird, vollkommen eitel ist. Frank reich und Belgien sind nicht in so katastrophale Schwierigkeiten geraten, daß sie das Ruhrgebiet räumen müßten, und das, womit uns England be glücken will, fit int wesentlichen schärfste Kontrollr der deutschen Finanzen und Ablieferung des Devisen- Überschusses. Das wirtschaftliche Joch, das uns Eng land zügedacht hat, erscheint uns im Augenbfick leichter, weil Frankreich deutschen Boden bedroht und uns unmittelbar auf dem Leder kniet. Auch die letzte englische Nate an Frankreich enthält nichts, woran wir uns aufrichten konnten. Die Feststellung der Rechtswidrigk-it der Ruhrbesetzung ist wertlos, so lange daraus die Konsequenzen nicht gezogen werden, find daran denkt England nicht. Großbritannien scheint ein doppelte« Interesse zu baben, einmal, daß Deutschland und Frankreich sich an der Ruhr ineinander verbeißen und damit dauernd schwäcken, zum andern, daß sich Frankreich nicht auf immer an Rhein und Ruhr unter Mißachtung der englischen Ansprüche festsetzt. Ein wirklicher deutscher Staatsmann, der klug den rechten Augenblick zu er fassen imstande war, hätte zu England sagen können: Frankreich hält uns an der Gurgel, wir sind nahe am Lrstickungstode. Ist England bereit, unverzüglich etwas so Entscheidendes für uns zu tun, daß sich der Zugriff der französischen Faust wesentlich lockert und wir wieder Atemlust bekommen? Ist England dazu nicht imstande oder nicht bereit, so mag es wissen, daß uns zur Lebensrettung nichts anderes übrig bl»ibt, als uns Frankreich auf Gedeih oder Verderb in die Arme zu werfen. Eindrucksvoller wäre das sicker in London gewesen, qls unsere abergläubisch geduldige Hoffnung auf Englands Hilfe. Dr. Stresemann wird England nicht vor diese Alternative stellen. Sie ist auch nicht der einzige Weg, der uns offen bleibt. Aber Tatsache ist, daß -er Kanzler das Warten auf England als den sicheren Zusammenbruch Deutschlands erkannt hat. Darum wendet er sich an Frankreich. Die volks- »ümliche, aber unstaatsmännisch« Geste der Anklage LmerttttufiKker Kelck»«« * 8oa<lrrIc«d«I ries l. L vElrUau»« 6« Vorvüe»«
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