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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.09.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192309055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230905
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230905
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-09
- Tag 1923-09-05
-
Monat
1923-09
-
Jahr
1923
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2 I». 210 Vas Erdbeben in Japan London, 4. September. (Eitz. Lel.) DI« Mel- dungrn englischer Blätter au» London besagen, daß weit über 300000 Personen bei dem Erd beben ihr Leben verloren haben. Tokio, wo in folge der Zerstörung aller Warenlager schon «ine Hungersnot auogebrochen sei, stehe immer noch ra Brand. Die französisch, und die italienisch, Bot schaft sowie alle Brücken über den Fluß, der di« Stadt durchfließt, sind zerstört. 10 000 Personen, die vor dem Brand nach dem anderen Stadtteil flüchten wollten, sind zwischen dem Fluß und einem neuen Brandherd abgeschnttten und, «vir ein T«l«- gramm behauptet, buchstäblich verbrannt. Paris, 4. September. (Eig. Tel.) Wie Hava» aus Osaka berichtet, berechnet der Martneminister allein in Tokio die Zahl der Toten auf ISO 000. Ls lmt den Anschein, als ob man de» Feuert in Tokio noch nicht Herr geworden sei. 30 Mitglieder der Regierungspartei sind bet dem Erdbeben um- gekommen, während sie eine Sitzung abhielten. Fürst Matsujata ist seinen Verletzungen erlegen. Unter den eingc stürzten Gebäuden be finden sich die französische und di« italienisch« Vot- schäft. Bon großen öffentlichen Gebäuden, die in Tokio ringestürzt sind, werden u. o. genannt: di« Nationalbänk, das Kaiserlich« Museum, bi« Univer sität, ein Teil de» Kriegsministeriums, zwei Lheator und alle Bahnhöfe mit Ausnahme de» Hauptbahn hofe». Da» Etadtgcbiiude blieb unversehrt. ' Alle Fernsprcch- und Telcgraphenverbindungen sind unter brochen. Insgesamt sind in Tokio 200 000 Häuser zerstört, davon durch. Feuer 100 000. Das Feuer hat sich dadurch so sehr ausgcbreitet, daß die Gas leitungen durch das Erdbeben gesprengt wurden und in Brand gerieten. Nach weiteren Meldungen beläuft sich die Zahl der Flüchtlinge in den Ortim Tschibn und Nagasaki auf viele Tausende Bon Minute zu Minute kommen neue Flüchtlinge an. Der kaiserliche Palast gleicht einem Heerlager. Tausende, die Verwandle in Tokio haben, versuchen trotz der Gefahr in die Stadt zu gelangen. Die Behördrn verweigern ihnen aber den Zutritt. All« Lruchttiirme sind eingestiirzt, wodurch dir Schiffahrt sehr behindert wird. Mehrere Schiff«, besonder» die Selma Litn, die 189 Passagiere an Bord hatte, sind schwer beschädigt. Das Elend in Tokio New Pork, 4. September. (Erg. Tel.) Dem Korrespondenten der „Lbicacw Tribun," ist e» ge lungen, den ersten ausführlichen Bericht über die Erdbebenkatastrophe in Japan nach Chicago gelangen zu lasten, und zwar durch die von der amerikanischen Flotte eingerichtete Rclaislinie von Tor pedobooten. In diesem Bcr'cht erzählt der Journalist, daß er gestern mit einem japanischen Flieger die Stadt Tokio überflogen hat. Die Stadt stand noch in Flammen. Zwischen Feuer- und Glut haufen liegen Tausende von Leichen. Der kaiserliche Palast, zu dem bisher keinem Fremden Zutritt ge währt wurde, ist jetzt für alle Unglücklichen geöffnet. Auf dem Hose des Palastes drängen sich viel« Tausende zusammen, ohne Kleidung, ohn« Lebens- mittel, ohne Trinkwasscr. Der Prinzregent leitet die Rettungsaktion selbst. Der amerikanische Korrespondent rühmt seine Energie. Koreanische Reiter haben da« Unglück ausgenutzt, um zu plündern. Sechs dieser Banditen wurden erschaffen. De japanische Regie rung hat 40 000 Soldaten nach Tokio gezogen. Der Zugang zur Stadt ist von den Truppen abgesperrt, und es wird niemandem gestattet, da» brennende Weichbild der Stadt zu betreten. Das englische, französiskbe und amerikanische Botschaftsgebäude sind zerstört. Eine der ersten Handlungen der Regierung war es, Truppen nach dem Zoologischen Garten zu entsenden, um dort die wilden Tiere zu töten. Der amerikanische Hilfsdienst ist bereit» vollkommen organisiert. Durch eine Linie non Torpedobootszerstörrru im Stillen Ozean ist eine drahtlose Verbindung zwischen Japan und Amerika geschaffen worden. Sämtliche amerikanischen Kriegsschiffe, di« sich im Bereiche der japanischen Küste anfgehaltcn haben, wurden der japanischen Regierung für die Rettungsaktion zur Verfügung gestellt. Griechenland und Italien Loudon, 4. September. (Eig. Tel.) Der ita- Nenische Botschafter, der gestern abend Lord Curzon besuchte, hat die englische Regierung davon versuin- digt, daß Italien den Standpunkt vertritt, daß der Völkerbund für eine Entscheidung über den ita- lienisch-griechischen Konflikt nicht zuständig sei und daß seine Vermittlung von Italien nicht gewünscht werde. Italien stütze sich dabei auf die Tatsache, daß die griechische Regierung von verschie denen Mächten, darunter auch von England, noch nicht anerkannt und di« italienische Regierung daher nicht verpflichtet sei, eine Frage, die ihre nationale Ehre berühre, dem Völkerbund zu unterbreiten. Wie von italienischer Seite versichert wurde, ist die Besetzung von Korfu wirklich nur vor übergehend. Don engl scher Seite wird in dieser Unterredung leist Zweifel gelassen worden sein, mit welch lebhafter Besorgnis England die Lage im nahen Osten betrachtet und es dürfte ferner zum Ausdruck gekommen sein, daß die englische Dele gation in Genf ganz eindeutige Instruktionen emp- sangen halie, die Zuständigkeit und Autorität ds« Völkerbunde» in diesem Konflikt ganz nachdrücklich zu unterstützen, da die englische Regierung auf einer Entscheidung durch den Völkerbund besteht, um den Grundsatz festzulegcn, daß es innerhalb de» Völker bundes gleiches Recht für große und kleine Staaten gebe, die alle gleich vor jeglicher Gewaltanwendung geschützt seien. „Dailn Telegraph" umschreibt heut« noch einmal diesen Gedanken, indem er ausführt, daß nach Auffassung der englischen Regierung alle ita- lienischen Argumente, die gegen di« Intervention de» Völkerbundes angeführt würden, nicht ernst genom- men werden könnten. England bedauere, seinem ehe- maligen Bundesgenossen so schroff entgcaentreten zu müssen, aber wenn die Autorität de» Völkerbünde» in di eße» Falle nicht nachdrücklich unterstützt würde. Leipzigerru»S Nrmrlelsreltuag Ltttvork, Sen S. Nun« der Völkerbund sein Geschäft sofort schließen und Bankrott erklär«». In hiess,en unterrichteten italienischen Kreisen vorlautes daß Mussolini bereit ist, di« Frage, ob Italien oerpfltchtot sei, einen Konflikt, bei dem seine nationale Ehre berührt werde, vom Völkerbund entscheiden zu lassen, dem Haager Echte do- -«richt zu unterbreiten. Von gut unterrichteter Veite wird gegenüber diesem Dorschlaa ««»gedrückt, daß ein derartiger Ausweg nicht in Frag« komme, weil der Konflikt al»bann ver Vollversammlung de» Völkerbundes entzogen werde, da das Schiedsgericht bestenfalls einige Wochen nach Schluß der Genfer Versammlung seinen Spruch fällen würde. Di« jugoslawische Regierung bat der griechischen Regierung m tgeteilt, daß st« lebhaft am Schicksale Griechenlands interessiert sei. Don Budapest ist die Nachricht in London ein- getrosten, daß im Augenblick ein Staässstre'ch der Faschisten unter Führung von Friedrich bevorstehen soll, um das gemäßigte Kabinett Vethlen durch ein nationalistisches Kabinett zu ersetzen, da» bereit wäre, sofort gegen Jugoslawien Krieg zu führen, sobald dieses Land Griechenland zu Hilfe kommen wurde. Vom Völkerbund zur votschafterkonferenz Pari«, 1. September. (Eig. Tel^) Der „Petit Parisien" schreibt, man hab« in Gens am gestrigen Nachmittag vernommen, daß die italienische Regie rung den Gedanken, ihren Zwiespalt mit Griechen land dem Völkerbund zu unterbreiten, abgelehnt habe. Der Verlaus der Unterhaltung, die der ita lienische Botschafter Baron Avezzano gestern nach mittag mit Poinear4 hatte, hab« scheinbar bestätigt, daß Italien gern bereit sei, sich einer Entscheidung der Botsckmsterkonferenz zu beugen. Es sche'nt nicht, so schreibt „Vetit Parisien", daß eine derartige Lösung ohne Widerspruch hingenommen wird. In Genf sieht man wen astens eine lebhafte Bewegung der Geste, an deren Spitze die Vertreter England» und verschiedener kleiner Staaten stehen, die davon au»gehen, daß der Völkerbund sich nicht beiseite schieben lasse bei einer Angelegenheit, die auf Grund des Art kels 12 de« Dölkerbundpattrs unter seine Kompetenz fällt. Cs sind recht lebhafte Diskussionen zu erwarten. In gewissen Kreisen des Völkerbundes bebt man fedoch hervor, daß man sich vielleicht auf eine bereits früher angewandt« Derhandlung»weise tst, werden von französischer Seite folgend, «aß- nrchmen getroffen: 1 .Die den Verurteilten oder den Gesa»th«ite« ongehör«nd«n Gelder werd«» beschlagnahmt und ver kauft; 2. ihre beweglichen Güter werde« beschlagnahmt; 8. Die beweglichen Güter der Verurteilten und dieser Gesamtheit««, di« von den öfsentlichen Ver waltungen «tat gebraucht »erben, w«rden ver steigert. Al» den Verurteilten angehörende Möbel werden angesehen die in se nem Bureau, Wohnsitz, Handels- und industriellen Niederlassungen befind lichen, sowie alle zur «»»Übung sein«, Berufe» die nenden Möbel. Diese Verfügung tritt sofort tn Kraft. Eine ungesunde Politik Dresden, 3. September. (Eig. Tel.1 Die sächsisch« Regierung gibt h«ut« abend folgendes be- könnt: „Am 7. August 1028 hat der sächsische Minister präsident Dr. Zeignerin einer Versammlung in Leipzig auch da« Verhältnis der Reichswehr zur Republik besprach»«, und dabei erklärt, daß «in groß«r Teil des Oflizirrkorp» durchaus antirepu- blikanisch gesinnt sei. Gr hat ferner mttgeteilt, daß alle rechtsradikalen Geheimorganisationen „mehr oder weniger enge Belebungen zur Reichswehr haben und über große Waffenlager verfügen". Ferner hatte Zeigner darauf hingewiesen, daß beispielsweise das Reichswehrkommando 4 sich durch einen Offizier in einen schwebenden Strafprozeß «ingemtscht habe, von dem erklärt worden sei, er dürfe nicht stattfinden, weil sonst di« zwischen Reichswehr und Geheim organisationen gesponnenen Fäden entdeckt werden würden. Der Befehlshaber des Reichswehrkreises 4, Gene ralleutnant Müller, hatte daraufhin darum ge beten, unter Bezugnahme auf den erwähnten Bericht, ihm die Unterlagen über den behaupteten Eingriff in einen Strafprozeß zur Verfügung zu stellen. Der Ministerpräsident hat persönlich diese Unterlagen vorgeleat, aus denen sich einer dieser Eingriffe er- gibt. Er ist erfolgt durch ein vom Herrn General leutnant Müller selbst unterzeichnetes Schreiben (I. 0. Nr. 1v vertraulich) vom 24. August an den Senatspräsidenten Dr. Hagens, al» Präsident des Sparen wieder möglich? Zeichne die Wertbeständige Anleihe des Deutschen Reiches. Zeichnungen Kinnen bet ber Relchtbank und bei den tm Prospekt angegebenen Stellen sowie beldlesen durch Vermittlung sämkllcherBanken,Bankiers,Spar kassen und Kreditgenossenschaften bewirkt wcrben. einigen könne Zweimal bereits, einmal bei Ge legenheit der Balkanfrage, sowie vor Jahren im Augenblick des serbisch - albanischen Grenzkonfliktes, habe der Völkerbund selber die Frage vor die Botsckasterkonferenz gebracht und diese zum Schiedsrichter ausersehen. Der Völkerbund begleitete damals seinen Schritt mit ein gehend begründeten Empfehlungen. Es ist nicht un- möglich, daß die augenblicklichen Schwierigkeiten in entsprechender Weise gelöst werden. Die Autorität des Völkerbundes wäre auf diese Weise aewahrt ohne sein Einschreiten, da die Bortschaftcrkonferenz bere.ts damit begonnen habe und die» im Prinzip von Griechenland und Italien angenommen wurde. Vie englischen Gewerkschaften gegen Mussolini Londim, 4. September. (Eig. Tel.) Auf dem englischen Gewerkschaftskongreß, der in Plymouth eröffnet wurde, wurde eine Reso lution gegen Mussolinis Gewaltpolitik angenommen. Der Vorsitzende erklärte tn der Be gründung, die Welt habe sich nicht tn dem langen und blutigen Kriege von dem Militär schen Wahnsinn der Hohenzollern befreit, um dem machtlüsterncn Mussoloni zu vcrfacn. Besserung -er wirtschaftlichen Lage im Nuhrgebiet Esse«, 4. September. In der Lage im Berg bau ist eine Entspannung etngetreten. Im Essener Revier sind gestern die Belegschaften der Zechen „Graf Beust", „Gustav", „Herkules", „Gott fried", „Wilhelm Schnabel", „Ludwig" eingefahren. Dagegen ist die Belegschaft der Zeche „Hagenbeck" noch nicht angrfahren. Die Zufuhren auf dem Lebensmittel markte haben in den letzten Tagen einen größe ren Umfang angenommen, da mehrere Elsen- bahnltnieu, die sich in deutscher Verwaltung befinden, zur Verfügung stehen. Degoutter Eintreibungrversügung Düsseldorf, S. September. (Eig. Tel.) Mit scharfen Maßnahmen droht eine neue Verfügung de» General» Degoutt« bet Eintreibung der durch franzö sische Kriegsgerichte auferlegtrn Geldstrafen oder der einer Gesamtheit zur Last gelegten Entschädigungen. Zur Beitreibung einer von einem Kriegsgericht ver hängten Geldstrafe oder einer vom kommandierenden General befohlenen Entschädigung wird zunächst ein Zahlungsbefehl mit einer Zahlungsfrist -ugestellt, bei der Geldstrafe in der Wohnung de» Verurteilten, bet der Entschädigung den befugten Vertretern der Ge samtheit (Gemeinde, Staat oder Reichs Wenn nach Ablauf der Frist die Zahlung nicht geleistet roorden Staatsaericht»hoses in Leipzig, iu der Straflache gegen den Kapitän a. D. Stein berg, und durch eine Besprechung, die nach einer Niederschrift des Oberlandeegerichtsratcs Dr. Krug (Hilferichter am Reichsgericht) am 28. August zwischen dem Senats- Präsidenten Dr. Schmidt, Hauptmann im General stab Reinhardt, Oberlandesgerichtsrat Klingsporn (als Vertreter des Oberreichsanwalts) und Ober- landcsgerichtsrat Dr. Krug stattgefunden hat. Nachdem sich die beiden erschienenen Offiziere von der Richtigkeit der Erklärungen de» Ministerpräsi denten überzeugt hatten, ging diesem in den späten Nachmittagsstunden nach einer kurzen telephonischen Rücksprache ein Brief de» Generalleutnants Müller zu, wonach ihm „eine fernmündliche Anweisung des Herrn Reichewehrmintsters zugegangen sei, dahin lautend, daß eine Teilnahme der Reichswehr an einer von Ihnen veranstalteten Perfaffungsfeier in Rück- sicht auf die von Ihnen, Herr Ministerpräsident, am 7. August tn Leipzig gehaltene Rebe zu unterbleiben habe, ferner sei vom Wehrkreiskommando jeder Ver kehr mit Ihnen bl» zur Klärung der Angelegenheit abzulehnen." Eine nochmalige telephonische Rückfrag« ergab hinsichtlich dieser verfassungsrechtlich geradezu un- glaublichen Anordnung, daß der Herr Reichswehr- Minister diese Anordnung getroffen hat, und daß „sich an dieser Entscheidung nicht» andern" lasse. Da« Relchswehrkommanbo 4 hat dann auch an den nächsten Tagen nicht nur zahlreichen sächsischen Blät tern, sondern auch süddeutschen Blättern, wie den „Münchner Neuesten Nachrichten" den oben erwähn ten Befehl des Herrn Reichswehrministerv bestätigt. Gegen diese Anordnung, die mit der verfassungs mäßigen Stellung von Reich und Reichsbeborden zu einem Land« rechtlich völlig unvereinbar ist und eine geradezu unbegreiflich« politisch« Taktlosigkeit darstellt, beim Herrn Reichskanzler Cuno vorstellig zu werden, erschien zweifellos, da der Herr Reichs kanzler Cuno, wie sich später herausstellte, noch viel eingreifender« Maßnahmen gegen die sächsisch« Re- gierung und den sächsischen Ministerpräsidenten ernstlich erwogen hatte, Maßnahmen, die zu den schwersten politischen Erschütterungen hätten führen müssen. Nachdem aber am 12. August di« Regierung Cuno zurückgetreten war, ist der Vorgang dem Herrn Reichskanzler Str esemann sowohl durch den Vorstand der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion, al» auch durch den Ministerpräsidenten Dr. Zeigner am 14. August persönlich mitgeteilt worden. Der sächsische Ministerpräsident verlan-te nicht nur die sofortige Aufhebung jener rechtswidrigen Anord nung, sondern legte auch dringend die Entlas sung Dr. Gehler» nahe. Nachdem er am 21. August nochmal» persönlich in Berlin an di« zu- gesagte Klärung der Angelegenheit erinnert hatte, erhielt er am gleichen Tag« nach seiner Rückkehr nach Dreode» folgende Telephonat, da» auf einer Erklä rung de» Herr« Reich»wrhrmintster» gegenüber d-«A Herrn Reichskanzler beruht: „Der Herr Reichswehrminist« hat kein«lei An ordnung über den Verkehr de» Wehrkreiskommandos bj>«. de» sächsischen Landeskommandanten mit der sächflschen Regierung getroffen. Er hat lediglich am 11. August das Ersuchen des Wehrkreiskommandos gebilligt, an der von der sächsischen Regierung ver- anstaltetrn Verfaffungsfeier nicht tetlzunehmen. Er hält e» für selbstverständlich, daß all« dienstlichen Verpflichtungen jeder verfassungsmäßigen Regierung gegenüber erfüllt werden." Die gleiche Erklärung hat Herr Dr. Geßler dem Reichskanzler Dr. Stresemann gegenüber abgegeben, wie sich au» einem Brief des Herrn R«i<h»kanzlers an den Retchstagsabgcoroneten Wels ergibt. Die Erklärung de» Herrn Reichswehr min i st e r s ist, wie sich aus dem oben Gesagten un zweideutig ergibt, unwahr. Es muß der öffent lichen Meinung überlassen werden, ob Herr Dr. Geß ler angesichts dieser Tatsachen weiter auf seinem Posten verbleiben kann. Da die dringend notwendige Klärung der Frage auf anderem Wege nicht erreich- bar zu sein scheint, muß die Frage aufgeworfen werden: Legt die Reichsregierung Gewicht auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der sächsischen Regierung? Wenn ja: Wie will sie Sicherheiten schaffen gegen solche, jedes Ver trauen untergrabende unwahre Darstellung«« dc» Herrn Reichswehrmtnister»? * Der Zeitpunkt, in dem die sächsisch« Regis» rung mit ihrem neuen Angriff auf da» Reich»- kadinett hervortrltt, könnt» nicht unglücklicher ge wählt sein. Denn indem Herr getaner seinen Pfeil just am Tage nach der ausgezeichneten Rede des Reichskanzlers abschirßt, erweckt er den An schein, als sei es ihm um die Störung des guten Eindrucks zu tun, den die kluge und mutms Stuttgarter Rede im Inland und, soweit wir bis jetzt unterrichtet sind, auch im Ausland hervor gebracht hat. W^r sind überzeugt, daß dies nicht die Absicht der T'.csdncc Rcg ernng tst. Dann aber muß man erst recht an der WMUberlegtheit eines Vorgehens zweifeln, das eine nicht beab sichtigte Nebenwirkung höchst bedauerlicher Act hervorbringt. Der Ieigncrschen Kundgebung ist aber außer dem vorzuwersen, daß sie keineswegs dem Geist der Verfassung entspricht, von der eine derartige, sozuiaAN privat: Polemil zw'ch u dem Vor sitzenden einer Landesregierung und einem M'i- gleid des Neichskabinetts sicherlich nicht gewollt sein kann. Allerdings kann auch der Reichswehr minister, wie wir wiederholt festzusteUen hatten, von einem großen Teil der Schuld an dem wider- w'irtigen Streit nicht fretgesprochen werden. Sein Verhalten in der Angelegenheit der Verfassungs- feier kann auf keine Weise gebilligt werden. Es geht schlechterdings nicht an, daß der Reichswehr- Minister eine Art von feindseligem Akt eines Reichswehrkommandos gegen die Zivilgewalt dos Landes, dem es zugeteilt ist, unterstützt, guthcißt oder auch nur duldet. Es ist durchaus unzulässig und ein unerfreuliches Wiederaufleben verflosse ner Gepflogenheiten, wenn eine Reichswehrsteue sich in irgendeiner Form zum Richter über Roden und Tun der Zivilgewalt aufwtrft. mit deren unbedingtem Porrann vor irgendwelcher militäri schen Autorität die Republik steht und fällt. Auf keinen Fall aber ist die Art, wie diele beklagenswerte Mißhelligkcit in einer Serie von Anrempelungen zwischen Reichs- und Landes regierung ausgetragen wird, von der öffentlichen Meinung gutzuheißen. Herr Zeigner gehört einer Partei an, die einen wichtigen Bestandteil der Regicrungskoalition bildet. Es ist mit feder gesunden Politik unvereinbar, wenn die Regie rung von einem namhaften Mitglied dieser Par tei belästigt und förmlich bedroht wird, es sei denn, daß der Angriff tn der dem Sinne der Demokratie und des Parlamentarismus ent- sprechenden Weise erfolge, nämlich vor der zur Prüfung reichsministerieller Handlungen allein zuständigen Körperschaft: dem Reichstag. Geßler verteidigt sich Berliu, 4. September. (Etg. Tel.) Zu dem Konflikt zwischen dem sächsischen Ministerpräsidenten und dem Reichswehrminister erfahren wir, daß der Reich s>w ehrminlster Dr. Geßler die Frage de» Reichskanzler», ob er da» Reichswehr kommando IV angewiesen habe, zunächst jeden Ver kehr mit der sächsischen Regierung abzulehncn, als ganz absurd empfunden habe. E» könne kein Zweifel darüber bestehen, daß er niemals «tue solche Anweisung gegeben habe. . — Die aus Münster gemeldet wirb, haben d'e Franzosen über da« gesamte Einbruchsgebiet au» unbekannten Gründen ein« achttii-igePost- sperre verhängt. * w Der „Matin" glaubt zu wissen, daß PoknearS sehr bald auf Vie letzte Rede des Reichskanzlers Stresemann antworten will und sich be- sonders über die Bed'ngungen äußern wird, unter denen eine „wirtschaftliche Union zwischen Frankreich und Deutschland" möglich wäre. * Der erste englische Kreuzer tst vor Korfu angekommen. Der Erste Lord der englischen Admiralität Amery hat sich nach Malta begeben. Präsident Toolidge rechtete ein« Prokla mation an da amerikanische Volk, in der diese, auf- gefordert wird, den Japanern Hilf« zu leisten. VieIUI,«e polltlseti» 1»e«ed«elel>i , dinset« Xor»« , Verzoll« v0e»e»Mt<>n»«Uo»«> veee O v-tr /»n L/rqLankonita/, o» Kloskow v< Die i Treppen hau». Die! Di? alte aus. D anständi, aber sch Sohn ist Taler G fiel den Kausmar würdig stünde si vorging. Scheine und ging Als sie drangen die Brill Bleistifts! sich von Bleistift Stück Pa Neben if überdies von der Nun weilen i diesem L mehrere mit Haw haben, sii liert, fee kampf de erlagen Witwe w beständig Wert, dv unten, rr anhängt. Auch i da kam si dahin, de als immc Wenn Seite, eir fast erstiä gehetzt wi wegen, i Diemichcr Etinnesier Um sü Ostbad zu Jahren a Juli V. 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