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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.09.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192309015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230901
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-09
- Tag 1923-09-01
-
Monat
1923-09
-
Jahr
1923
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Seite 2 Ur . 207 Sachsen und das Reich Berlin, 31. August. (Li«. Lei.) Der .Deut» scheu Allgemeine« Zeitung* wird aus Dresden be richtet, daß der Vorsitzende der so»ialdemokrattschen Partei, Wels, rmd auch an leitenden Stellen im Reiche stehende Persönlichkeiten gestern in Dresden weilten. Es habe sich um eine Aussprache über di» politischen Verhältnisse in Sachsen gehandelt mit dem Ministerpräsidenten Dr. Zeigner, der sozial demokratischen Landtagsfraktion und der sogenann ten Siebcncrkommisston, die für die Ausführung des sozialistisch-kommunistischen Cinigungsprogramm» bei Le» Sozialdemokraten zu sorgen habe. Man stehe vor einem entscheidenden Wendepunkt in der säch sischen Politik. Man habe Dr. Ieigner nicht km g««»fel darüber gelassen, daß der kommunistische Kur» in Sachse» aufhören müsse, da man im Reiche und i» Preußen im schwersten Kampf mit den Kom munisten stehe. Eine ersprießliche Arbeit der sozia listischen Mitglieder des Reichskabinetts würde da durch unmöglich gemacht. Dr. Zeigner habe bindende Zusicherungen gegeben, daß in Sachsen eine Aende» rung eintreten werde. Ferner habe Dr. Zeigner feste Zusicherungen gegeben, seinen auf Befehl der Kom munisten geführten Kampf gegen den Reichswehr» Minister Dr. Gcßler aufzugeben, nachdem die Reichs» tagsfraktion ihre Bedenken gegen Dehler zurück gestellt habe. Auch die Siebenerkommission habe versprochen, die Ntsher von ihr betriebene Komm»' nistenpolitik aufzugeben. * Demgegenüber berichtet unser Dresdner Ver treter: Es sei zunächst fcstgestellt, daß erst heute, und zwar auf besonderen Wunsch des Minister präsidenten, eine Versammlung der sozialdemo kratischen Landtagsfraktion stattfinden wird, in der bera'en werden soll, ob der Landtag ein zuberufen ist oder nicht. Allerdings steyt bei dieser Beratung die Stellungnahme des Minister präsidenten gegen den Reichswehrminister Dr. (Heßler mit zur Diskussion. Sollte es aber zu einer Einberufung des Landtages kommen, woran wir nach Lage der Dinge nicht glauben, dann dürfte der Ministerpräsident, wenn er seine Vorwürfe gegen den Neichswehrminister tatsäch lich noch der Öffentlichkeit zu unterbreiten ge denkt, wohl nur unter dem Schutze der Immu nität eines Ab-seordneten sprechen. Weiter dürfte der Wunsch bestehen, bei dieser Gelegenheit nach Möglichkeit einer großen politischen Aus sprache aus dem Wege zu gehen. Allerdings taucht der Kampfruf des Kommunistenführers Böttcher aus der nächtlichen Schlußsitzung des Landtages seit einigen Tagen wieder, und zwar in heftigerer Form, auf. Die Stellungnahme der sächsischen SPD. zur großen Koalition im Reiche und das Einsetzen der Polizei bei Un ruhen in Sachsen sind zw«i Angriffspunkte für die Kommunisten, um ihren Wunsch nach einer Arbeiter, und Bauernregierung zu propagieren und gleichzeitig — als Vorarbeit hierzu — Ver wirrung unter der gesamten Arbeiterschaft Sach sens hervorzurufen. Die Kommunistische Partei in Sachsen denkt nicht daran, den „Stresemann- Kurs Zeigners mitzumachen. Man will eine be waffnete Ncbenregierung des Selbstschutzes und der Kontroll-Ausschüsse bilden, um zum Kampf mit der Reichswehr gewappnet zu sein*. Es ist in diesem Zusammenhang bemerkens, wert, daß die Kommunisten kein gutes Haar mehr an den gesamten parlamentarischen Ergebnissen der jetzigen Koalition in Sachsen lassen. Ge- meindereform, Totenbestattung und Amnestie müssen herhalten, um zu beweisen, daß ihr Zu- standekommen lediglich ultimativen Zwangsmit- teln der Kommunisten zu verdanken seien. Die Unruhen in Leipzig, in Dresden und auf dem flachen Lande, wo Polizei eingesetzt werden mußte, dienen der KPD. jetzt als Beweis dafür, daß dkstsächstsche Regierung .nicht über die eng- stirnige Polizei-Auffassung der alten geheimrät- lichen Politik hinausgekonnneu* set. Es nützt anscheinend wenig, daß die Regie rung offensichtlich bestrebt ist, ausgleichend über diesen Jammer der gegenwärtigen Krise Hinweg zukommen. Die KPD. wirft ihr vor, sie habe die Partei der Unternehmer ergriffen. Sie habe es nicht gewagt, die geforderte Lebensmittel-Be standsaufnahme und -Beschlagnahme zum Zwecke der Rationierung einzuleiten. Mit Recht be- merkt gegenüber diesem unsinnigen Vorwurf die sozialdemokratische „Dresdner Volkszeitung", die sächsische Regierung würde sehr töricht sein, wenn sie sich durch das kommunistische Geschrei in einen Konflikt nut dem Reich hineintreiben ließe, bet dem von oornl>erein das Recht beim Reiche wäre. Schließlich braucht man diese ganze Ausein andersetzung zwischen den Regierungsparteien nicht so trägstch zu nehmen, wenn nicht hinter dem Kampfruf der KPD. immer unverhüllter die Absicht zutage treten würde, die Dinge unter allen Umständen auf die Spitze zu treiben. Die Kampflust gewisser proletarischer Hundertschaften scheint doch bedenklich aggressiv geworden HU sein. Aber die wirtschaftliche Not dieser schwer- sten Krise Deutschlands läßt sich doch nicht damit überwinden, daß man Fensterscheiben einwtrft, Amtsgebüude stürmt und Vieh auf den Weiden abschlächtet. Daß das Verhältnis zwischen den sächsischen Regierungsparteien sich in den letzten Tagen außerordentlich zugespitzt hat, ist aller dings Tatsache. Wenn Herr Böttcher noch vor- gestern schreiben konnte: „Durch Massendemon- strationen wurde dem Unternehmertum der Ernst der Lage begreiflich gemacht. Nicht die Regierung, sondern die Klassenorgane der Arbeiterschaft l-aben in den letzten Massenbewegungen das Lhaos, die Hungerrevolte und nackte Verzweif- lungstat verhindert," — so weiß er auch, daß mit diesem ungesetzlichen und gefährlichen Dor- gehen mehr denn einmal in den drei letzten Wo chen die Existenz des gesamten Wirtschaftsappa- rates in Sachsen aufs Spiel gesetzt wurde. Di« Leipziger l'sgevlslt nack kk»uUel82eiiully Arbeiterschaft soll unter dem Druck der wirt- schaftlichen Notlage erneut aufgeputscht werden, aber zweifellos dürfte sich der besonnene Teil der sächsischen Arbeiterschaft nicht betören lassen. kt. L. Falschmeldung der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" Berlin, 31. August. (Eig. Tel.) Au den Mit teilungen der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" über eine Dresdner Konferenz des Ministerpräsidenten Aeigner mit dem sozialdemokratischen Parteivorsitzenden Wel» und anderen politischen Persönlichkeiten erklärt Ab geordneter Wels heute abend im „Vorwärts": „Alles, was die „Deutsche Allgemeine Zeitung" über Zusammensetzung, Tagesordnung und Be» ratungsergcbni» der verhandelnden Körperschaft er- zählt, ist vollkommen falsch. Es handelt sich nm eine Art Vorbesprechung für Verhandlung«^ die erst am heutigen Tage zu einem Abschluß kommen und die insbesondere mit der Frage der Regierungs bildung in Sachsen nicht das geringste zu tun hatten. Solche leichtfertigen Falschmeldungen ans vertrau lichen Beratungen können auf das Verhältnis zwischen Reich und Einzelstaaten nur vergiftend wirken. Ob diese Wirkung beabsichtigt war, will ich dahingestellt sein lassen." Vie Hetze gegen Sachsen Dresden, 31. August. (Eig. Tel.) In den letzten Tagen lief durch die Presse wieder eine Mel dung, wonach in dem Orte Meilitz im Bezirk der Amtshauptmannschaft Döbeln ein Ar beiter beim Fclddicbstahl erschossen worden sei. Die sofort eingeleiteten Untersuchungen haben ergeben, daß bei den im dortigen Bezirk ausgeführten Feld- dübstählen blutige Zusammenstöße irgendwelcher Art überhaupt nicht vorgekommen sind, geschweige denn, daß jemand erschossen worden wäre. Den in jener Notiz genannten Ort Meilitz gibt es in ganz Sachsen nicht. Die Staatskanzlei knüpft hieran die Be merkung: „Es zeigt sich immer mehr, daß durch schwindelhafte Darstellung bestimmter Vorgänge Sachsen als das Land des völligen Lhaos erscheinen soll, um die öffentliche Meinung gegen die sächsische Negierung aufzuputschen." Vie Organisation der Gegenrevolution Dresden, 31. August. (E ig. Te l.) Der sächsische Polizcioberst Schützt nger (Dresden) hielt in Glauchau im „Republikanischen Rcichsbund" eine Rede, in der er sich vor allem mit dem Faschis mus in Deutschland beschäftigte. Er be- hauptete, die faschistischen Aufmarschpiäne deutlich zu erkennen, sie richteten sich streng nach militärischen Grundlagen mit dem Ziel, die Retchshaupt- stadt in Besitz zu nehmen. Sachsen und Thü ringen, die sich wie eine Barrier« zwischen die bayrischen und preußischen Faschistenbcrcegungen drängen, sei man bestrebt, über den Haufen zu werfen. Fraglich sei es, ob die R e i ch s rv e h r da« Instru ment sei, um die Republik im Falle der Gefahr zu retten. Dasselbe gelte auch vom proletarischen Selbstschutz. Der Schutz des Staates müsse in erster Linie Sache des Staates selbst sein. Die Schützer des Staates seien die Polizcimannschaften, ote nicht die Aufgabe hätten, Geldschräuke zu schitgen oder Waffen an jeden Beliebigen zn verteilen, sonoern die Stoßkraft zur Abwehr der Gegenrevolution zu erhöhen. . Lin politischer Velei-igungsprozetz Dresden, 31. Anglist. (Eig. Tel.) Im Juni war der verantwortliche Schriftleiter nnd Verleger der „Sächsischen Landeszeitung" Hugo Meyer vom Schöffengericht Dresden wegen Beleidigung fache stscher Minister zu 100 000 Geldstrafe verurteilt worden. Gegen dieses Urteil hatten der Angeklagte und auch die Staateanwltschaft Berufung eingelegt. Es handelte sich um folgendes: In Nr. 18 der „Sächsischen Landeszeitung" wurde gesagt: „Der sächsische Arbeitsminister Genosse Rist an hat sich geistig überarbeitet und muß auf ärztlichen Rot einen Erholungsurlaub nehmen. Seinen Posten übernimmt Kultusminister Genosse ffleißner. Unsere sächsischen Minister verstehen eben alles und finden sich überall hinein. Das macht ihre vielseitige Vorbildung. Exzellenz Fleißner war früher Tischlergchilfe." — In der folgenden Num- mer 1v wurde dem Minister Lipinski vor geworfen, er wolle mit der geplanten Gemeinde- reform die Unterbringung von Parteigenossen in fette Pfründen ermöglichen, um sich den Wählern er kenntlich zu zeigen. — In der nächsten Nummer L0 wurde geschrieben, Ministerpräsident Buck set nur dem Namen nach Ministerpräsident und Leiter der sächsischen Politik. Später wurden die Minister al» republikanisch» Häuptling» bezeichnet und dem Wirtschaftsminister Fellisch vorgeworfen, er bade in» Amtsboso zu Altenberg auf das Wohl de» notleidenden Proletariats sechs Flaschen Sekt und eine Flasche Sherry-Brandy getrunken. Die sämtlichen sächsischen Minister hatten Straf anträge gestellt. In der Berufsverhandlung gab Schriftleiter Meyer zu allen vorgenannten Anklage punkte» entsprechende Erklärungen ab. Wirtschaft». Minister Fellisch erklärte als Zeuge, er habe am 10. Juni vorigen Jahre» (Pfingstwoche) seine Fa milie in Altenberg besucht und dort in einem Neben» zimmer de» Awtshcses nnd in Gegenwart der kc- freundeten Wirrsfamilie sich als Staatsbürger wie jeder andere Gast auch aufgchaltcn. Der Wirt hab» » ur« Freude des W.edcrsthrne eine Flasche Wein zum besten gegeben, nnd er habe sich dann mit einer Voile revanchiert. Ls handelte sich um eine r ine Interne Familtenfestlichkeit nach längerer Trennung; er habe in jener Zeit ii» Dresden, seine Familie in Liumnitz gewohnt. Infolge Erkrankung siirier Tochter habe sich ein Erholungsurlaub nötig gemacht. Don einem Gelage, von Döllerei und was noch sonst all»» behauytet werde, könne keine Rede sein. Gutsbesitzer Franz sagte al» Zeuge aus, der Wirt habe eine Flasche Wein, dann nach und nach sech» Flaschen Sekt und eine Flasche Sherry-Brandy in da» Nebenzimmer, wo Fellisch saß, getragen. Zeuge habe den Eindruck «ine» Trinkgelages gehabt. Staatsanwalt Dr. Herzog forderte wesentliche Er- Höhung der Strafe. Aus einer reinen Privat angelegenheit sei ein Eektgelage gemacht und in» po litische Gebiet gezogen worden. Da» Urteil'lautete auf'D erwe rfuug beider Berufungen, e» hat demnach bei 100 000 Geldstrafe zu bleiben. Bezüglich des angeblichen Sektgelage» stehe fest, es seien sechs Flaschen Sekt und eine Flasche Sherry-Brandy grtrunken worden, daß eine Schlemmerei und Völlerei stattgesunden habe, sei jedoch nicht erwiesen. Der Deutsche Verein für öffentliche Gesundheitspflege hat seine nach Münster einberufene Jahresversammlung infolge der wirtschaftlichen Schwierigkeiten abgesagt. Das dsutschnationale Programm Die Wünsche, die vorgestern die deutsch nationalen Abgeordneten Hergt, Hell- ferich und Schiele der neuen Regierung gegen- über kundgcgeben haben und die von vornherein auf völlige Unerfüllbarkeit abbemeflen sind, damit das Verlangen der Regierung deutlich zum Vorschein komme, finden in der gesamten Presse der Koalitions parteien die ihnen zukommenoe Charakteristik: sie stellen weniger dar als Parteiagitation, sie sind d i e verantwortungsloseste Demagogie. Das Organ des Reichskanzlers Strese» mann, „Die Zeit", nennt die Forderungen „ebenso volltönend wie unaufrichtig". Den Franzosen und Belgiern wäre nichts erwünschter als die Ausweisung ihrer Kommissionsmitgliedcr. Im übrigen müsse man Herrn Hergt fragen, wie er sich die Ausführung seiner Forderung denn eigentlich denke? Besonder» streng nimmt das Blatt die Deutschnationalen wegen ihrer Aufforderung zur Nachprüfung der Steuergesetze ins Gebet. Das sei nicht» anderes als eine „verschleierte Aufforderung zur Stcuersabvtage". Line „Diktatur", wie die Deutschnationalen sie fordern, hält die „Deutsche Allgemeine Zeitung^ nur für möglich, wenn ein Bürger krieg vornusgehe. Ueberließe man den Deutsch nationalen die Regierung und DerantrSortung, so würde von ihren» Programm wahrscheinlich wenig übrigblelben. Aus parteipolitischen Gründen sich der Zahlung von Steuern entziehen, könne nicht an erkannt werden; denn „Steuern werden nicht der jeweiligen Regierung, sondern dem Staat gezahlt". Las Programm beweise, daß die Deutschnationale Partei glaube, weil sie sich in formaler Opposition zur Negierung befinde, nun auch die politnche Verantwortung für das Schicksal des Vaterlandes abstreifen zu können. Ein Produkt hemmungsloser parte». politischer Demagogie" nennt das „Ber- l irrer Tageblatt" das „Programm" der Dcutschuationalen Dolkspartei. Während in der heu tigen unendlich schweren und gefahrvollen Zeit nur der eine Gedanke, durch Besonnenheit und Einigkeit Deutschland über die Gefahr hinr^xgzubringen, aus- schlaggcbend sein dürfe, sei die Deutschnationale Bolkspartei, genau wie die Kommunisten, darauf be- dacht, das Volk aufzureizen und es mit den hohlsten und unwahrsten Schlagworten für ihre Zwecke cinzufangen. Deutllich zeige sie, daß sie auf einen allgemeinen Zusammenbruch spekuliere. Dann hoffe sie, die große Dolksnot ausnutzen und den „Diktator" in die Höhe bringe»» zu können. Wahr scheinlich würde aber schon dessen Erscheinen ganz andere außenpolitische Wirkungen haben, im Innern würde es de» Bürgerkrieg entfesseln, und da» Deutsche Reich würde völlig zugrunde oerichtet. Die „Dos fisch« Zeitung" ersieht in dem Programm eine Formulierung, hinter der nichts steckt als der Wunsch, der herrschenden Gedanken- losigkeit einen möglichst imposanten Ausdruck zu verleihen. Die ganze Geschichte mit der Diktatur ist nichts als ein Versuch, der deutschvölkischen „Straße" zu schmeicheln. Da« außenpolitische Pro- gramm sei gleichbedeutend mit der Aufteilung de» Deutschen Reiche» unter die bis an die gähne bewaffneten Nachbarstaaten. Ii» Wahrheit arbeiten Hergt-Hclfferich nicht, wie sie glauben, für eine Diktatur Hcrgt-Helfferich, sondern für die „A r - beiter- und Bauernregierung". Ruth Fischer-Max Hölz, Adolf Hitler-Re- ventlow, hinter der schon die schärfere Richtung der Kommunistischen Arbeiterpartei und der Anarcho syndikalisten als weitere Erben stehen. Der „Vorwärts" sieht in dem Programm „nichts weniger als die offene Forderung der Diktatur", die selbstverständlich in deutschnatio nalen Hände»» liegen müsse. Wie sehr den Helfferich und Hergt der Kamm geschwollen sei, gehe besonders aus der Wendung hervor, daß man die Diktatur durch Befragung des Volkes hcrbeizuführen beabsichtige. Das heiße nichts anderes, als die demokratische Einrichtung der Volksabstim mung gegen das Volk selbst auszunutzen. Dieselben Leute, die sich bis unmittelbar vor dem Zusammenbruch des Reiches mit Händen und Füßen gegen die Beseitigung des Dreiklaffenwahlrechts in Preußen und gegen die Antastung ihrer Vorrechte gesträubt hätten, zeigten jetzt die eiserne Stirn, die demokratische Volksabstimmung zur Be- seitigu ng der Demokratie in Anspruch zu nehmen. Au» der Dreistigkeit, mit der die Deutschnatio nalen die Bewaffnung ihrer eigenen An- Hänger oder, wie sie cs nennen, die „Selbst verteidigung" ankündigen, könne di« Negie rung erkennen, wie notwendig gerade in dieser schweren Zeit der Not eine starke Hand auch gegen die Rechtsputschisten sei. Auswahl bei der Reichswehr Eine nachdenkliche Geschichte über die Voraus- sctzuugcn, unter denen jemand in die Reichswehr der deutschen Republik eingestellt werden kann, er- zählt der „Dorwürt»". Danach erhielt ein junger Monn, der sich -um Eintritt beim Infanterie. Regiment Nr. 8 in Frankfurt n. O. gemeldet hatte, vom Kompognicchef folgend;» Bescheid: Frankfurt a. b. O., den 16. August 1V23. Infanterieregiment Nr. 8, 2. Komp. , (Prinz Karl v. Preußen.) Tgb. Nr /2S. ki',- . Herrn Zum Linstellungsgesuch vom 10. d. M. Sie «erden ersucht, zwei bi» drei Der- trauenrpersonen namhaft zu machen, die über Ihre Verhältnisse Auskunft geben können. Al» solche kommen in Frage der Vorsitzende de» Krte- aervereins, der Geistliche, der Vor sitzende des Landbunde» usw. Der Vorsitzende eine» Kriegerverein», der Vorsitzende eines Landbunbes und ein Pastor in der Provinz Brandenburg sind gewiß ehrbare Herren. Die Reich»wehr aber dient dem Schutze -er Republik^ und ihr« Mitglieder müssen gerade in SormLdeaa, SB« ck. einer so ernsten politische» Zeit streng nach repue bltkantschen Grundsätzen ausgewahlt wer. den. Run wird aber noch niemand gehört haben, daß Männer genannter Kategorien durch besondere Betonung ihrer republikanischen Ueberzeugusig je mals weiter ausgefallen wären. Nur solche Manner aber, deren innere Anhänglichkeit «t die Staats verfassung notorisch ist, dürfen zum Urteil über die Befähigung, ob jemand ei»» besonderer Diener und Verteidiger dieser Verfassung sein kann, berufen werden. Wenn ein Kompagniechef für die Kriterien, unter denen die Bürgen für Mitglieder der Reichs wehr auszusuchen sind, nicht das rechte Verständnis hat, so ist cs Sache de» Reichswehrminister», hierzu Richtlinien herauszugeben. Schlimmstenfalls könnt« man ja einen Reichswehr-Kandidatei» auch einmal einstellen, ohne Bürgen befragt zu haben. Bewährt er sicb nicht, so ist das immerhin noch nicht so gefährlich, wie wen»» er sich in dem Sinns be währt, unter dem der Durchschnitt des Krieger- Vereins- und des Landbunds-Vorsitzenden die Re publik ansieht. (D. Red.) Die österreichischen Wahlen Wien, 31. August. Das Exekutiv-Komitee der österreichischen Staatspartei hat den bisherigen Prä sidenten Kuno Hoynigg abgese tzt und ist zur „Partei der österreichischen Monarchi sten" übergeqangen. Graf Czernin, welcher gegenwärtig die bürgerlich.demokratische Partei im Nationalrat vertritt, wollte vor kurzer Zeit mit der üdisch-orthodoxen Partei einen Wahlpakt schlie fen, welcher abgelehnt wurde. Nach dessen er» olglosen Versuchen, in die chrlstlich-soziale Liste aus genommen zu werden, verzichtete er auf eine weiter« Kandidatur bei den kommenden Nationalratswahlcn. Die Sozialdemokraten Deutschs st er- re ichs haben für die kommende»» Parlaments- und Gemeinderatswahlen, die im Oktober stattfindcn, einen Wahlaufruf veröffentlicht, in dem den Großdeutschen vorgeworfen wird, mit den schwarz- gelb gesinnten Lbristlich-Sozialen Verrat an dem Änschlußgedanken begangen zu haben. Wenn Seipel und die Christlich-Sozialen heute triumphieren, daß sie durch die Verhinderung des Anschlusses die Krone gerettet hätten, so müßten die Sozialdemokraten er klären, daß der Anschlußgedanke nicht von einer vorübergehenden Führung abhängig gemacht werden dürfe. Die Arbeiter Oesterreichs halten unbedingt am Zusammenschluß des deutschen Volkes fest, der auf Jahrhunderte und nicht auf eine kurze Frist gemacht werden müsse. (Es ist erfreulich, daß damit auf jeden Fall dec Skandal aufhvrt, als den man die Vertretung des fortschrittlichen Bürgertums durch den Monarchisten Czernin bezeichnen mußte. D. Red.) Die ungarische Polizei hat 12 Führer und Beamte de» Vereins der „Erwachenden Mad jaren" wegen Vorbereitung politischer Morde verhaftet. In der Nationalversammlung erklärte der Minister -e» Innern Rakowski auf die Beschwerde -e» rechtsradikalen Ki» gegen Vte Ver haftungen, die Festgenommenen batten sich schwere staatsfeindliche Handlungen zuschulden kommen lassen. Di« Beweise dafür feien in der Hand ber Polizei. Die Untersuchung über die vor etniaen Wochen er- folgte Verhaftung eine» Juwelier» habe gleichfalls ergeben, daß die Mordtat ein Derk der „Erwachen den Madjaren" fei» ... ' . Mussolini und die Ruhrfrage Rom, 30. August. (Eig. Tel.) Agenzia Sie- fani »neidet: Mussolini äußerte sich im Ministsrrat über die Ruhr frage und erinnerte dabei an seine Erklärungen vom 8. Juni im Senat, in denen er Italiens Stellungnahme in folgenden 4 Punkten frstlrgte: 1. Deutschland kann und muß die Summe bezahlen, die allgemein angenommen zu wer den scheint und weit hinter den vielen Hunderten von Milliarden zuriickblcibt, von denen inan un mittelbar nach dein Waffenstillstände sprach. 2. Italien kann keine Veränderungen territorialer Art -ulassen, die zu einer politischen, wirtschaftlichen und militärischen Vor herrschaft führen würden. 3. Italien ist bereit, seinen Anteil an dem Opfer zu bringen, dos notwendig wäre, um das wirtschaftliche Leben Europ>rs wiederhcrzrr- stellen. 4. Die italienische Regierung vertritt heute mehr denn je die Ansicht, daß die Probleme derRcpara- tionen und der interalliierten euro päischen Schulden eng miteinander zusammen, hängen und in einem gewissen Sinne von einander abhängen. Mussolini fügte hinzu: Das den ersten Punkt an- betrifft, so hat man als eine mögliche Zahl die gstfer von SO Milliarde»» genannt, die in der Denkschrift der italienischen Regierung stand. Hin- sichtlich des zweite,» Punktes, der sich auf territo- riale Vorherrschaft bezieht, besagen die Erklärungen Polncarss, daß seine Politik solche Ziele nicht ver- folge, wohl aber, daß die Besetzung der Ruhr al» eine Pfandnahme im Hinblick auf die Verfehlungen Deutschland« gerechtfertigt sei. Neue Tatsachen lie gen nicht vor, wie es eine ausdrückliche Erklärung Englands hätte sein können, daß es bereit wäre, die Schulden zu streichen, so daß die Alliierten ihrerseits im entsprechenden Verhältnis Deutschland hätten Zugeständnisse machen können, oder, wie es eine Er- klärung Deutschlands gewesen wäre, daß es auf den passiven Widerstand verzichtet. Die einzig neuen Tatsachen sind daher, daß da» Kabinett Stresemann ans Ruder gekommen ist, und daß Belgien in seiner Note an England eine gewisse Sonderstellung ein- genommen hat. Mussolini erklärte weiter: 1. Jede alliierte Macht nimmt künftig ihre besonder« Haltung ein; 2. indessen wird jede dieser Mächte sich davor hüten, in ihrer Haltung so weit zu gehen, daß dadurch ein endgültiger und nicht wieder gutzumachender Bruch der Entente entstehen könnte; 3. die Lage hat sich leicht gebessert; 4. die belgische Note nähert sich, wie dies aus dem Schriftstück hervorgebt, der italienischen Auf fassung; 5. die Möglichkeiten für «in» Regelung haben sich etwas vermehrt, aber man darf sich nicht der Illusion hingeben, daß diese Regelung nah« bevor steht. Die Neparationsfrage wird, wenn sie gelöst wird, bi» zu einem gewissen Grade auf lange Zeit hinaus da» Schicksal Europa» bestimmen. Ge waltig« Interessen stehen auf dem Spiel, und obwohl Deutschland» innere Loge immer noch schwierig ist und die Besorgnis aller Völker Europas groß ist, be- steht kein Grund, an der bevorstehenden Regelung des Problem» zu verzweifeln. 8oar Der A Registrarr von Mob Namen D um ein a Lin P: des ihm » allerdings chen und Ein W braucht n nichts von Und dc ganzes Vc königliches Verantwoi viel verste nichts ver die Deran aber, wen er dcshall Im Gr die ein p Mob bis Prokuristei Minister , Aktuar un Nur d, der Phil Sie haben rufenen d vom Prok» in deren T erfassen mi leiter der spezialisier» Ecbauspiel« nm das E Millionärs hö-bstkn P tönenden,» das Leben König elen Teuei Stichtag Am 27. 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