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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.08.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192308305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230830
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230830
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-08
- Tag 1923-08-30
-
Monat
1923-08
-
Jahr
1923
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>te Plün- >ngt und e Abhilfe gegenüber , bewußt »ur Der- iben, ob sächsische tte. eerane Arbeiter eik und ng einer Es wur- «n Der- ren. In u einem der Der- an den egramm: ifvertrag bis 15. rn sieben Arbeiter- ing Kör ung von )nis mit gewiesen, terium Schutz öarifver- chterhal- eberzeu- irberver- nrettbak eter der Arbeit- in Mce- »u einem glich ge- cigkeiten >and für ung ein richten: zwun ^ e r e i n- e Be sitzenden Existenz benfalls chsen Zeitung" Rarität* n söge- d i e n st z Harm- Laden- gemein en Ein- h schon Verbot i so un- nuni - rhör- och die och an- »geartet rß der iorgane »Harut- »etracht. solchen »at den kurrenz ig dem Eigen- mtz »es rnderes nd aus s" das schließ- iepu- st auf- u leicht er und ebracht e Mit- Ine fik- >en die > wenn , fehlt ' nicht. diesen ispruch zurück allerlei land » eines einer n, wie :ise in . So in An- 'eutsch- est die achsen; an der er mit n be- .rote» hörten g von wenn s nur — um Srens- siolittk meine !t nun r dem ur die nergie bleibt »örten V. ed am 4 em- in Leipziger ^sgedlLtt rwä S»aÄeI»««tt«rg ITr. 20S Lette 2 Ueder^aL a«f eine italienische Militärmisfian in Griechenland 1 Seueral uud S Ma«, get-tet — Scharfe italienische Maspe ahme». «e», 28. August. (Eig Tel.) MrsValonalst di« Nachricht eingetrofsen, daß die in Albanien mit der Absteckung der Südgrenze beschäftigte italieni sch« Mission auf griechischem Gebiet von der Be> völderung Überfällen und niedergemacht worden ist. Wettere Meldungen au» Albanien bestätigen den Mord an der italienischen Militärmisfion in Al- banien. Nach der .Tribuna" hat sich die Tragödie in der Umgebung von Koritza abgespielt. E» wurden dabet die tz Mitglieder der italienischen Mission mit d«n General Tellini an der Spitze umgebracht. Di« Mitglieder der französischen und der englischen Mission scheinen unverletzt geblieben zu sein. Sie wurden durch di« epirotisch« Bevölkerung verhindert, den Italienern zu Hilf« zu kommen. Die italienische Regierung hat sofort die a l l« r s ch ä r f st e n Maß- nahmen ergriffen, weigert sich jedoch über den Charak ter Auskunft zu geben. Jedenfalls werden die Maß nahmen derart kein, daß Italien volle Genugtuung fü diese unerhört« Beleidigung erkält. In informierten Kreise» vermutet man, daß die italie nische Regierung wenig Vertrauen zu dem Einfluß der griechischen Regierung auf di« Bevölkerung an den Grenzen hat, daß Italien dafür sorgen wird, die Bevölkerung zu bestrafen. Auch die Verbündeten wur den aufgefordert, gemeinsam mit Italien bei der griechischen Regierung gegen diesen Mord Protest zu erheben. Rom, 26. August. Die auf der Straße Janina- Santi Quaranta ermordeten italienischen Mit glieder der Grenzfesisetzungskommtssion für die griechisch-albanische Grenze sind General Tollini, Stabsarzt Lorti, Leutnant Bonacini, Dol metscher Craveri und Chauffeur Farnetti. Der »Agenzia Stefani" zufolge hat das Verbrechen in ganz Italien tief st en Eindruck gemacht. Die albanische Regierung hat dem Minister präsidenten Mussolini ihr Beileid ausgesprochen. Der Generalsekretär der interalliierten Militarkom- Mission zur Festsetzung der griechisch-albanischen Grenze hat der Botschafterkonferenz in Paris tele- graphisch über den Vorfall berichtet. Danach wurde das Attentat östlich von dem grie chischen Grenzposten Kanadia an einer Stelle ver übt, wo die Straße durch dichten Wald führt. Der albanische Delegierte fuhr in einem italienischen Automobil voraus. Wenige Minuten, nachdem er die Stelle passiert hatte, mußte das italienische Auto mobil die Fahrt verlangsamen und anhalten, weil ein Baumstamm quer über die Straße gelegt war. tel verhängt waren. Der Mann winkte dem Stubenmädchen zu. Dieses eilte jedoch ins Speise zimmer, wo Ahrens mit seiner Familie gerade beim Abendessen saß. Ahrens eilte in das Schlafzimmer der Mädchen». Der Täter war inzwischen über den Balkon ent- kommen. Die sofort verständigte Polizei ent sandte sofort einige Beamte in das Palais, diese konnten aber von den Tätern keine Spur mehr ent decken. Passanten teilten der Polizei mit, daß ein Mann an einem Strick auf das Dach geklettert sei, während zwei andere Männer vor dem Hause ge wartet hätten. Die polizeilichen Bemühungen, die Täter ausfindig -u machen, blieben leider ohne Erfolg. Verhinderung von Sedanfeieru zu reaktionären Zwecken Dresden, 29. August. Das Ministerium de« Innern gibt bekannt: Alle zur Feier des Sedantages 1923 im Frei- staat Sachsen geplanten Veranstaltungen werden, und ,war die unter freiem Himmel veranstalteten Ver sammlungen und Umzüge auf Grund von Artikel 123 Abs. S der Reichsverfassung vom 11. August 1919, die in geschlossenen Räumen geplanten auf Grund von b 1, Abs. 2 des Dereinsgesctzcs vom 19. April 1908, verboten. Nach den jüngsten Kundgebungen der Hitler- Anhänger in München und im übrigen Deutsch land ist die Besorgnis begründet, daß diese den Tag benutzen werden, um die Arbeiterschaft zu reizen und Zusammenstöße mit ihnen herbet-ufllhren. In Sachsen ist diese Besorgnis ganz besonders begründet durch die Vorkommnisse in Radeburg, wo auf friedliche Mitglieder der sozialistischen Arbeiterjugend von Rechtsradikalen in roher Weis« mit Gummi- und Stahlschlägern eingeschlagen worden ist. Diese Kampf stellung dieser Kreise lassen aber auch weiter be- fürchten, daß di« Arbeiterschaft sich dagegen wehren und ihrerseit» der Gewalt mit Gewalt begegnen wird. Veröffentlichungen in den Zeitungen der Komm», nistischen Partei Deutschland» rufen auch be reits die Arbeiter und die proletarischen Hundert- schäften zur Alarmbereitschaft und zur Abwehr mit Gewalt auf. Diese Tatsachen ergeben daher nicht nur eine un- mittelbare Gefahr für die öffentliche S i- cherheit durch solche Veranstaltungen, sondern auch eine unmittelbare Gefahr für Leben und Gesundheit der Teilnehmer an diesen Versammlungen; denn die Regierung ist bei dem großen Umfang, den solche Zu sammenstöße voraussichtlich annehmen werden, nicht in der Lage, überall den erforderlichen Schutz zu ge- währen, so daß den Gefahren nur durch ein allge- meine» Verbot begegnet werden kann." Erhöhung der Eisenbahntarife Berlin, 28. August. Mit Rücksicht auf die mit der Geldentwertung zusammenhängende zahlen- mäßige Steigerung aller Ausgaben hat der Reichs- Verkehrsminister mit Zustimmung de» Reichskabinett» vom 1. September ab die Schlüsselzahl im Personenverkehr von 180 000 auf 800 000 und im Güterverkehr von 1,2 auf 1H Mil lionen heraufgesetzt. Gleichzeitig werden Ausnahme tarife für Obst und Gemüse eingeführt. Kartoffeln werden schon heute zu einem Fünftel des normalen Tarifs, also weit unter den Selbstkosten, ge fahren. Die Geldentwertung zwingt auch die ei i obahn, auf rechtzeitige Bezahlung ihrer Leistun gen zu dringen und so auch an ihrem Teil die In flation cibzudämmcn. Das gilt namentlich hinsichtlich des Eingang» an Frachten. Zn erster Linie ist des halb eine Aenderung des jetzigen Stun- dungsverfahren» in Aussicht genommen. Außerdem wird vom 1. September ab für Frach ten, die nicht vom Versender bei Aufgabe der Güter, also in Frankatur bezahlt, sondern erst bei Empfang des Gutes vom Empfänger durch Uebcrweisung er legt werden, ein lOprozentiger Zuschlag für tarif- mäßige Frachten erhoben. Um die Vorauszahlung der veamlengehalter Berlin, 28. August. (Gig. Tel.) Gestern fanden im Reic.-sfinanzmlnistcrium zwischen den Vertretern der Landesregierungen Verhandlungen über die Frage statt, wie der finanziellen Notlage der Länder und Gemeinden abgeholfen werden kann. Es wurde darauf hingewiesen, daß sich die Notlage nur durch die Anpassung der Bezüge der Beamten, Angestellten und Arbeiter an die Geldentwertung und die dadurch erforderlich gewordenen Gehalts- und Lohnaufbesse rungen in besorgniserregender Weise vergrößert habe. Don allen Seiten wurde deshalb gefordert, daß die vierteljährlichen Vorauszahlungen der Beamtenbeeüge eingestellt wer den sollen, wobei auf die besonderen Verhält nisse des besetzten Gebiete» Rücksicht zu nehmen sei. Wie die Blätter mitteilen, wird sich da« Reichs kabinett in den nächsten Tagen mit der Frage der Vorauszahlung der Deamtengehälter beschäftigen. Es sei anzunehmen, daß die Reichsregierung im Reichstage eine Vorlage einbringen werde, nach der die Dierteljahreszahlungen für die Beamten aufhören sollen. Faschist," hieß es bann. >n gehört die Ztckunst." was Hal Beständigkeit? Mr sprachen von der Unbeständikeit der Güter. In dieser tollen Zeit, wo alles drauf und drunter geht, wäre es doch wünschenswert, wenn man etwas wüßte, was auf all« Fälle in die Zukunft mit hinübergenommen werden könnt«. Aber worauf könne man sich heutigestag» denn verlassen? Was sei un bedingt sicher? Papiermark schon ganz gewiß nicht. Devisen, Waren, Effekten etwa, die jederzeit durch Beschlagnahme, Aufruhr, durch Wirtschaftszusammen bruch verlorengehen könnten? Liner meinte, ein kräftiger Arm sei noch immer die beste Kapitalanlage. »Kräftiger Arm," er widerte ein anderer lächelnd, „was nützt ein kräf tiger Arm zu Zeiten der Arbeitslosigkeit und Be triebsstillegungen, die möglicherweise jahrelang an dauern können." »Aber ein klarer Kopf ist von bleibendem Werte," wurde eingcworfen. »Don bleibendem wohl," ant wortete jemand, »aber von keinem, der unter allen Umstanden nutzbar gemacht werden kann. Mein Bruder ist Professor der Mathematik — ein selten scharfer Kopf — und kann sich kaum Margarine aufs Brot leisten." »Werden Eie Faschist," hieß es bann. »Da sichert Sie. Denen gehört die Zukunft." »Ilm Himmel» willen, den Kommunisten gehört sie. Wer schon auf die Karte der Partei setzt, reite dieses Pferd!", scholl es nachdrucksvoll aus einer Ecke. »Aber nein doch," schwirrte es durcheinander. Der Sozialdemokratie . .., den Demokraten .. dem Pazifismus. . ." Eine Unmenge Dinge wurden noch genannt, auf di« das Augenmerk zu lenken sei. Aber kein reale» Gut und keine Fähigkeit der Seele, des Geistes oder de» Körper» wurden ohne Krjtik durchgelassen. Immer fanden sich Bedenken. Immer wurde diese oder jene Lntwicklunasmöglichkeit geltend gemacht, die den praktischen Wert aller Güter und Fähig keiten vernichtete. »Und wenn ich nun sägte: Der große De- kannte »kreis hat die Wertbeständigkeit in sich!", fragte verschmitzt der kleine Doktor. »Der große Bekanntenkreis?" »Ja, der Bekanntenkreis, der groß genug ist, daß, wie nun die Karre auch läuft, immer ein paar au« ihm obenauf sind, an die man sich anlehnt?!" Zum ersten Male wurde nichts eingewcndet. Zum ersten Male sahen wir ein. Ich habe mir die Anschauungen des Doktors an geeignet und schlage vor, daß wir alle in einen ein zigen großen Bekanntenbund eintreten. Denn wir müssen voreinander zu sehr auf der Hut sein, als daß wir uns unserer nicht versichern sollten. «an» * am,.» manische Konsulat in Leipzig teilt mi mst, daß die Konsulatsräume am kommenden Mon tag wegen des amerikanischen Feiertages »Laber-Day" für das Publikum geschlossen find. * Natael-sälschuu-e». Di« Nachricht von Fäl schungen der von der Firma Ludwig Hupfeld ausge gebenen Scheck« hat in den Kreisen der Geschäftswelt eine gewisse Beunruhigung hervorgerufen. Man ist in der Annahme dieser Scheck» vorsichtig geworden. Hierzu teilt uns die Firma mit, daß ihre neuerdings ausgegebenen Zinsscheine nicht nachzuahmen find. Sie bittet deshalb die Leipziger Geschäftswelt ihr Not- gelb anzunehmen. * Unter falsche» Verdacht. Unter der Spitzmarke »Der Mord im Lichwald — ein Leipziger als Täter" brachten wir am 23. Juni d. I. die Meldung, daß in Eichwald an der sächsisch - böhmischen Grenze ein Gastwirt überfallen und getötet worden sei. Der Verdacht lenkte sich auf den Chauffeur Otto Frauen dorf au» Leipzig, der im Brünner Krankenhaus ver haftet wurde. Gestern erschien der Chauffeur Otto Frauendorf, Leipzig, Konradstraße 68, wohnhaft, auf unserer Redaktion und legte un« eine Bestätigung de« Kreisgerichts Leitmeritz vor. Wir stellten fest, daß der Genannte sich vom 20. Juni bis 17. Juli 1923 unt-r Mordverdacht an den Gastwirt Brodatsch in Lichwald in Untersuchungshaft befunden hat. Lr wurde, da stch seine Schuldlosigkeit ein wandfrei herausgestellt hat, auf freien Fuß gesetzt. Die Mörder Gustav und Wilhslm Teichmann find inzwischen in Gera festgenom- men worden. Eie haben ein Geständnis abgelegt. Vie Leipziger Septembermieie In einer Bekanntmachung vom 28. 8. 1923 hat der Rat die neue gesetzliche Miete vom 1.9.1923 an mitgeteilt. Danach haben die Mieter für den Monat September 1923 1700 Grund mieten mehr zu bezahlen al» sie nach der bisherigen Festsetzung zu zahlen hatten. Wie sich diese 1700 Grundmieten aus Betriebskosten ver teilen, ergibt sich aus der nachstehenden Gegen überstellung mit den bisherigen Sähen. jährlich vom 1. S 2L ad Grund mieten bilder lährlich «rund- mieten mithin EssoM jährlich «ehr Grund mieten »amen Grunv- mteten 1. Betriebskosten 9346 228 9118 780 2. laufende In standsetzungs arbeiten . . 7630 330 7380 6« 2. groß« In standsetzungs arbeiten . , 4000 40 3SS0 330 28SSH Wohnungssuchende i« Leipzig Die Tätigkeit des D»hrmngspflegea«t«s Di« Tätigkeit des Dohnungspflegamte» filr kse Monat« Juni und Juli erstreckt sich auf die Erhal tung de« vorhandenen Wohnraume» und die Reu erstellung von Wohnraum in vorhandenen Baulich- keiten und di« Vermietung der aus dem Wohnungs markte vorhandenen Wohnungen, unter Anwendung der geltenden Wohnungsmangelgesetz« sowie Inan- spruchnahm« des von der Stadt zur Verfügung ge stellten Berechnungsgeldes sind dem Wohnungs markte zugeführt worden: durch Zivileinquartierung 83 Wohnungen, durch Ausbau von Dachgeschossen und gewerblichen Räumen 6 Wohnungen, durch W-edervorrichtung unbewohnbarer Wohnungen 8 Wohnungen, durch Beschlagnahm« unberechtigt be zogener Wohnungen 41 Wohnungen, durch frei willige Aufgabe von Wohnungen infolge Gewährung einer Entschädigung (Prämie) 69 Wohnungen, durch Stellung von Ersatzwohnungen 7 Wohnungen, ins gesamt 184 Wohnungen. Don der Derwaltungsabteilung wurden in den Berichtsmonaten 172 Verfügungen -ur Beschlagnahme von unbenutzten Wohn- und gewerblichen Räumen und wegen Schwarzbezug» von Wohnungen erlass«. Auf Grund der dagegen erhobenen Einwendungen wurden insgesamt 62 Verfügungen wieder zurück- gezogen. In 9 Fällen wurden di« Perfügung«« zwangsweise durchgeführt. 16 Sachen wurden wegen Zuwiderhandlungen gegen di« Wohnungs- mangelbestimmungen zur Einleitung de« Strafver- fahrens an die Staatsanrpaltschaft abgegeben. Zu Beginn des Monats August waren 28 SSV Dohnungsuchende vorhanden. Di« Zahl der zur Vermietung angemeldeten Wohnungen betrug 1660, von diesen sind vermietet bzw. vermittelt worden: 653 durch Genehmigung von Wohnungstauschen (611 innerhalb Leipzig», 142 mit auswärts), 313 durch Genehmigung von Wohnungswechseln, 66 Woh- nuiwen in Neubauten, 466 als freigewordene ange meldete Wohnungen, die an Familien, die bisher wobnungslo, waren» vermietet wurden. 163 Woh nungen waren am Monatsende noch verfügbar. Amtliche Berarmtmmhnuge« über die Neuregelung des Milchverkehrs und die ab 1. September gültigen Leipziger Mietsätze finden unsere Leser im heutigen amtlichen Teil. Ls wird auf eine Bekanntmachung im Inseraten teil hingewiesen, in der ein« Reihe Bankinstitute er» kläven, daß sie Notgeld »<r noch in Zahlung nchenen, wenn die einreichenden Firmen bzw. Privatpersonen vor der Einreichung auf der Rückseite ihre Firma oder den Namen uitt> Wohnung anbringen. Vas gute Essen Line Studie. Don -tzlkrmet Kol?". Man kocht in diesem Hause mit Herz, Verstand, bester Butter und der zartesten Rücksicht auf die Bedürfnisse einer kultivierten Esserschaft. Hier wird der Magen behandelt wie ein mißtrauischer Sou- verän. Nichts passiert den Zugang zu ihm, da» nicht vorher dieses Zugangs Wächter, den Gaumen, durch Bestechung und Schmeichelei gewonnen hätte. So wird er gnädig gestimmt, und, von seiner Gnaden- Laune angestrahlt, die Seele leicht bereit zur Liebe, zur Bejahung. Die Hausfrau ist dumm und häßlich . . . aber durch den aromatischen Dampf ihrer Schüsseln gesehen zeigt ihr Antlitz doch einen gewissen ver- schwiegenen Liebreiz, und was die Dummheit be- trifft, du lieber Himmel, »dumm" ist ein relativer Begriff, und irgendwo stecken in jedermann (diese Rehkeule schmilzt, wenn man sie nur fest ansieht) Intelligenzen, di« der Rebenmensch bei einigem Willen zur Güte schon herausspüren könnte. Es ist richtig, daß die Freundlichkeit der Hausfrau zu aller Welt ranzigen Beigeschmack hat, der ein leichte» Kratzen im Gemüt erzeugt . . . aber das löst sich in der milden Scharfe ihres Salats. Und indem man so an der blinkenden Tafel speist, wogt eine Welle von Toleranz in aller Her zen, link« der Magens, auf, lockernd Abneigungen und Bedenken, daß sie hinschwimmen, ein Spiel der fröhlichen Derdauungswellen. So ähnlich wirkt auch der Alkohol . . . aber es sind da Nuancen. Im Wein liegt Wahrheit, im guten Essen mehr Liebe. Der Betrunkene spricht, wie ihm um» Herz ist, der Begessene hat plötzlich ein Her», wenn er früher keine» hatte oder ein Herz-Plus, hinzugekommen zu seinen Normal- beständen. Sein Gemüt springt auf wie eine reife Knospe und, will duften. Nachsicht, Verstehens- Freude, Lust zur Gerechtigkeit überkommen ihn. Brücken der Sympathie spannen sich in» Rahe und Weite, ein rosenroter Rebel verkürzt Entfer nungen und verhüllt Abgründe, und der Mensch ist gut. Der Betrunkene verliert das Gleichgewicht, der Begessene findet eine», da« er vorher nicht hatte. Sa» gibt ihm ungewohnte Sicherheiten, die er be- i tätigen will. So stürzt er in Gespräch und Debatte. Gefahrlos. Denn seine Zunge setzt einfach die ihr zugeführten Kalorien in Geschwätz um, anders al» die Zunge des Trunkenen, die so viel Inhalt ver- schüttet au» dcr vollen Schale de» Bewußtseins, daß oft zum Dorschein kommt, was auf deren Grunde liegt. Die Gesetze der psychologischen Wirkung guren Essens, die mit der physiologischen Hand in Hand (oder besser: Seele in Bauch) geht, find rätselvoll und undurchdringlich, aber die Formen, in denen der Geist auf gute, Essen reagiert, lassen immerhin ein paar stet» wiederkehrende Grundtqpen erkennen. Wiener Schnitzel zum Beispiel, mit Gurkensalat ins besondere, fördert die Entwicklung einer Art psychischen Klebestofses, der die Tafelrunde zur Ge- meinschaft verbindet. Mancher Esser nun spürt die Einheit so stark, daß er da» Bedürfnis hat, sie über die fliehende Speisestunde hinaus zu konser- vieren. Solcher Typus wird schon bei der Suppe von akuter Menschenliebe heimgesucht, beim Braten hat er bereits alle Anwesenden zu sich geladen, beim Käse die unverbrüchlichen Abmachungen für gemein- svm zu verbringende Ferien getroffen, und beim schwarzen Kaffee ist au- den Ferien schon da» ganze Leben geworden. Andern Tag» weiß er nicht mehr viel davon, aber inde» e» ihm schmeckt, erleidet er die heftigsten Anfälle von Freundschaftsgefühlen. Er hat Behagens-Ueberschüsse, die er — nicht gewillt, sie so gemeiner Ursach' wie gutem Essen zuzuschrei- den — auf die Anwesenden zu gleichen Teilen ursäch lich repartiert. Die Frauen bekommen etwa» mehr. In der wohligen Gewißheit de» leichten Verdauen- Können« (zu der ihm die treffliche Küche hilft) ver daut er gleich die anwesenden Menschen mit, einver- leibt ste, wie die Nahrung, dem Komplex seine« Ich», und fühlt sein ganze» Wesen durch diese Linver- leibung höher, breiter, weicher schwellen. Wett verbreitet ist auch das Gegenstück zu diesem Typus, der pessimistische Gut-Fresser. Seine mürrisch« und bittere Stimmung entsteht durch sitt lich« Ueberkompensation des animalischen Wohlge fühls. Dieser Typ fühlt durch sein Lß-Behagen da moralische Gesetz in sich beleidigt und produziert, zweck« Genugtuung de« Beleidigten, Trübsal. Er schämt sich, daß es ihm mundet, und hat die Ten- denz, zu zeigen, wie schlecht ihm schmeckt, daß es ihm gut schmeckt. Wenn man lhn fragt: »Wollen Eie Kompott oder Salat?", so erwidert er, sozial ausfällig und mit galligem Hohn: -Diese Frage ist l wohl im Kommunistischen Manifest bereit» ent- schieden". Und nimmt beide». Sehr merkwürdig ist eine andere typische Re- aktion auf gute» Essen, die darin besteht, daß der Esser — ganz unvermittelt und ohne gereizt worden zu sein — zu verschiedensten Fragen, zu denen er gar keine Stellung hat, Stellung nimmt. Plötzlich, ohne daß eine Assoziationsbrücke ihn dorthin geführt hätte, sagt er etwa: »Die L. P. hat doch den schönsten Sopran von allen Konzertsängerinnen." Es ist gar nicht wahr, daß die R. P. den schönsten Sopran hat, aber es ist auch gleichgültig; der Mann hätte eben sogut sagen können: »sie hat den häßlichsten Sopran" oder: »sie hat den schönsten Daß". Denn nicht daraus kommt es ihm an, eine Meinung zu äußern, son- dern nur darauf, irgendwas geistig zu kauen. Hier bei erzeugt er eben Sprech-Geräusche. Ls fliegt ihm so auf die Zunge und er spuckt es, in fröhlichem Dogen, al« Satz mit Subjekt und Prädikat, au«. Gleich darauf sagt er etwa: »Der Poincarö richtet Frankreich zugrunde. So was Dummes wie dem seine Politik!", oder: »Die Liebe ist eine Himmels macht", oder: »Wir steuern ins Chaos". Vielerlei Materi, bringt er so aufs Tapet, von der im Blatt zu lesen war oder an die der Zeitgenosse, hin und her durchs Leben schlendernd, unwillkürlich stößt. Ich erklärte mir anfangs solche Lust am Urteilen ohne Urteil, am Standpunkte-Fixieren ohne Stand- punkte als eine Ausartung de» durch gute« Essen gesteigerten Ich-Defühl» ins Pantheistische, al» eine Variante von: »seid umschlungen, Mil lionen", als Effekt erhöhter Vitalität, die ihre Ueberschüsse leichthin verausgabt. Aber dann bin ich darauf gekommen, daß der wunderlichen Er scheinung ein einfacher psycho-physiologischer Vor gang zugrunde liegt: «in schlichte» Rülpsen de» Ge hirn». Wa» kuddelmuddlig drin herumschwimmt, wird durch den von Fleisch und Mehlspeise ver- mehrten Blutdruck nach außen und oben gerissen. Der Mann hat hierbei sichtlich« Lustgefühle, wie sie gemeineren Naturen, nach gutem Essen, schon durch da» gewöhnliche Ausstößen, den bekannten »ingultu» eowmuni» bereitet werden. SonverKonzert im Gewandhaus« Ob es nicht möglich wäre, ein Konzertprogramm für eine Meßbesucherschaft mit Geschmack und ohne Feld-, Wald- uud Wiesenanstrich cmszustellen? Da» I heurige war (mit der D-Dur-Sinfonie von Brahms, dem Entr'acte und der Ballettmufik aus Rosamunde von Schubert, der Euryanthen-Ouvertüre, einer Arie von Bruch und Brahmsschen Gesängen) jedenfalls wieder eine recht zufällige musikalische Meßmuster- ausstellung. Wie e«, zumal mit dem orchestralen Teil, der Wiedergabe bestellt war, stand auf einem andern Blatt. Bruno Walter, der-ste in Vertretung Furtwänglers betreute, ist also nicht nur der vielgerühmte Operndirektor, sondern auch ein Sinfonie-Kapellmeister von Rang. Der Gesamt eindruck war der einer von Musik und Rhythmus nur so besessenen Persönlichkeit, die ihr lieber- zcugendste« in den lebhafteren Sätzen zu vergeb« hat. In den langsamen oder auch nur behaglicheren neigt sie leicht zu übertriebener Breite. An ein paar Stellen der Sinfonie schien es uns an den Spielern zu liegen, daß da» Piech nicht unbedingt folgte. Im übrigen wirkte aber das Orchester mit bekannter Klangschönheit und Aufmerksamkeit und durste mit Recht einen Teil de» Iubelerfolge» für sich be anspruchen. Der mitwirkenden Solistin Frau Mar garete Krämer-Bergau, verdankte man be sonders den verständnisvollen Vortrag der Arie der Andromache aus Bruch» »Achilleus", und neben all bekannten anderen ein selten zu hörende» Brahms- sche» Lied (»Nicht mehr zu dir zu gehen"). —r. Fritz Busch lu Bayreuth. Aus Dresden wird un» gedrahtet: Wie wir erfahren wurde der General musikdirektor Fritz Busch von der Dresdner Oper von Siegfried Wagner eingeladen, bei den nächsten Bayreuther Festspielen die Meistersinger- Aufführung zu dirigieren. Die Schlüsselzahl im Musikunterricht. Der Reichs verband Deutscher Tonkünstler und Musiklehrer hat von jetzt ab di« Schlüsselzahl für den Musikunterricht auf ein Fünftel de» Re ich» leben sh al- tung «index festgesetzt. Am 1. September beträgt somit die Schlüsselzahl 160 000; mit dieser Zahl ist der Grundpreis jeder Unterrichtsstunde zu multipli zieren. (Wie die Äusiklehrer sich mit einem durch fünf geteilten Existenzminimum erhalten wollen, ist rät- stlbast; die freien Berufe sollten die Bescheidenheit nicht zu wett treiben..
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