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Die Leipziger Herbstmesse Im Warenhaus der Bücher Die deutschen Verleger bringen ihr Bestes und Neuestes auf die Bugra - Messe; was man auf der Messe Bestes und Neuestes nennt. Die Qualität im Buch ist nicht eine Frage, die auf der Bugra ent schieden wird; ob ein Buch Qualität hat, entscheidet erst die Kleinigkeit von einigen hundert Jahren. Dennoch, auch die Qualität in diesem Sinn ist überaus reich vertreten, und der öernier ori des Büchermarktes verschwindet fast in dem stolzen Aufmarsch der Bücher aller Zeiten, die nicht von heute und gestern sind, und die auch noch im kommen den Jahrhundert sein werden. Aber auch noch ein anderer Qualitätsbcgriff herrscht: der Luxusdruck in winzigen Auslagen. Man kann fast sagen: das große Geschäft vieler prominenter Verlage ist nicht die Massen-, sondern die beschränkte Auflage, und am täglichen Brot der geistigen Nahrung uuro weniger verdient als am Kaviar der Luxusdrucke. Kultur- und sozialkritisch betrachtet, ist die Erzeugung des täglichen Brotes die wesentliche Leistung des deut schen Buchverlags —: die Reclambändchen, deren bunte, gefällige Pappbände die Luxus- drucke des deutschen Mittelstandes sein werd:.:, die schlichten braunen Göschenbändchen, die Teubnersche Sammlung „Aus Natur und G e i st e s w e l t", die dem deutschen Volk bisher ge- wattigen Mldungsstoff vermittelten, und deren Zu- tunft sehr in Frage steht. Aber der Luxusdruck, gegen den als meßfähigen Artikel nicht das mindeste einzuwendcn ist, wird bleiben. Da hier der Preis, der von echten und Pseudo-Bibliophilen bezahlt wird, gpr keine Nolle spielt, können viele Verlage die schönen Ueberschüfse, die sie auf diesem Gebiete er zielen, dazu verwenden, das tägliche Brot des Volkes zu erträglichen Preisen weiter herzustellen. Einige Stichproben (denn bei der verwirrenden Fülle kann man nur diese geben), die das vorhergehende beleuchten: Der Propyläenverlag hat mit bewundernswertem Optimismus eine erstaunlich große Zahl von Neuheiten auf den Markt gebracht, die zum Teil noch nicht einmal völlig ausgcdruckt vorliegen. Der Insel-Verlag, Leipzig, hält vor läufig mit neuen Werken in Anbetracht der Lage zu rück. Von Albrecht Schäffer liegt ein großes Essay- werk „Dichter und Dichtung* vor. Außerordentlich verdienstvoll sind die prachtvollen Blätter der N e i ch s d r u ck e r e i. Ihre Nachbildungen be rühmter Stiche, Nadierungen und Holzschnitte sind mustergültig und unübertrefflich. Dies ist der wahre, geschmackvolle Zimmcrschmuck des Gebildeten, dessen Mittel für die Anschaffung von Originalen nicht mehr reichen. Zum ersten Male bringt die Reichsdruckerei auch ein hervorragendes Mappenwerk mit glänzend reproduzierten Handzeichnungcn des Berliner Malers und Radierers Arthur Kampf. Der Verlag Brockhaus, Leipzig, wird zunächst noch eine Reihe wichtiger Reisewerke weiter er- scheinen lassen. So wird im September ein neuer Sven Hedin „Verwehte Spuren" herauskommen; ferner iw-dn Reihe Reisen und Abenteuer Hans Meyer „Hochtouren im tropischen Afrika" und ein große» Polarwerk „Länder der Zukunft" von Stc» fanffon. Al» einzige» Ariedenslexikon wird in Deutschland nur der kleine Drockhau» mit seinem 4. Band vertreten sein. Im allgemeinen ist die Zahl der Neuheiten, die die Verleger auf den Markt bringen, äußerst gering. Die Produktionskasten sind zu hoch, die Absatzmög lichkeiten schwinden von Tag zu Tag. Da» ist der Refrain, den man auf der diesjährigen Bugra hört. Schon ihr äußeres Bild ist heute, am dritten Meß- tag, recht trostlos. Die gewohnte Znlandskundschaft ist, nachdem sie sich informiert hat, so gut wie ver schwunden. Die ausstellenden Verlage, Buch- Kindereien und Kunsthandlungen wollen bereit» Mittwoch ihre Kojen und Verkaufsstände räumen, zumal das neue Anziehen der Buchhändlerschlllssel- zahl auf 1,2 Millionen die Geschäftslust vollends er- sticken wsrd. Die Tschechoslowakei, da» Saargebict und Deutschösterreich haben einigermaßen gekauft. Illustrierte Werke und solche der bildenden Kunst hatten noch am ehesten Nachfrage. tt. tzl Porzellan-Messe Die Preise in der Porzellanbranche wachsen in dem Maße an, daß der Durchschnittsdeutsche überhaupt kein, der deutsche Krösus nur noch wenig Porzellan kaufen kann. Ganz große und kostspielige, schwere und dabei ach so zerbrechliche Stücke können nur noch vom Auslande erstanden werden. Diese Tatsache beherrscht auch die diesjährig« Leipziger Herbstmesse, soweit der Porzellanmarkt in Betracht kommt. Die Weltfirma Rosenthal, Selb in Bayern, ver sichert dabei, daß sie mit dem bisherigen Messe geschäft noch ganz zufrieden sei, wobei die Haupt kosten dieser Zufriedenheit naturgemäß vom Aus lände getragen werden. Die diesmalige Rosenthal- Ausstellung ist auch in ihrer bunten Mannigfaltig keit und gediegenen Anordnung durchaus danach angetan, zur Befriedigung von Wünschen, di« in schönen Porzellanpidcen gipfeln, anzureizen. Die Preise für die Porzellanpracht, die aus einer Grundzahl, multipliziert mit einem zurzeit 60 000 betragenden Multiplikator errechnet werden, sind zwar hoch, aber angesichts des künstlerischen Wertes der Rosenthalschen Erzeugnisse nicht als übertrieben zu bezeichnen. Dieses gilt auch für die außenordentlich schönen Erzeugnisse des Vollstedter Porzellanlonzerns, Leider aber hat der durch die Verhältnisse bedingte hohe Preis so abschreckend gewirkt, daß nur wenig, und aus Deutschland fast gar keine Abschlüsse getätigt wurden. Wenn man die Vollstedter Lager durch- wandert, die nur Luxusporzellan anfweisen, fallen wundervolle Aufsätze in Altmeißener Art nach eige nen Entwürfen besonders ins Auge, desgleichen graziöse, moderne Tänzergruppen, Reproduktionen nach alten Neapler Mustern, sowie Figuren nach Callot. Der Hauptabnehmer von Vollstedter Por zellan im Auslande ist Italien, aber auch nach Eng- land worden zahlreiche Spezialmuster geliefert. Di« Fabrik Drcssel, Kister L Cie. in Rosenau bei Passau ist besonder» ansprechend durch Rokokogruppen und mit Blumenbelag ver sehene Stücke vertreten, während die Spezialität der Schwarzburger Werk st ätten für Porzellan, kunst Tierfiguren bilden. Die Porzellanfabril Unterweißbach endlich pflegt das billig« Genre; sie stellt vornehmlich Stapelartikel und Heiligen bilder her, für die besonders das besetzte Gebiet in der Gegend von Kevelaer und Belgien starke Ab- nehmer sind. Gebrauchsporzellan in geschmackvollen Mustern bieten die Fabriken Tielsch, Hutschen re uther und Triptis. Auch das Geschäft in Gebrauchs porzellan ist nicht übermäßig groß, da der potente Käufer bas Luxusporzellan bevorzugt. Originelle die Berliner Kunstornamentik Berlin-Neu kölln aus. övrnarrk Leder» und Galanteriewaren Die Erzeugnisse der deutschen Lederindustrie sind schon seit vielen Jahren auf der Leipziger Messe vertreten. Sie haben hier einen ungemein wirkungs vollen Nahmen gefunden und der Fachmann, der sich über Neuheiten, Preise usw. informieren will, besucht die Messe. Er weiß, daß er hier alles Gewünschte in großer Auswahl und bester Qualität vorfindet. Auch die diesjährige Herbstmesse kann eine gute Be schickung der führenden Firmen aufweisen. Leider wird der gute Eindruck des Gebotenen durch die etwas zu groß« Verteilung der Firmen auf die ver schiedenen Meßhäuser im Zentruum der Stadt be einträchtigt. Der Interessent, der die einzelnen Fabrikate besichtigen und danach seine Wahl treffen will, ist gezwungen, mehrere Meßhäuser im Zentrum zu durchstreifen. Es würde zweifellos empfehlens- wert sein, wenn die Vereinigung aller Firmen in einem Meßhaus (der Dresdner Hof dürfte das ge- eignetste sein) ermöglicht werden könnte. Das würde die Wirkung der einzelnen Ausstellungen zweifellos bedeutend erhöhen und dem Fachmann die Arbeit ungemein erleichtern. Km übrigen macht ja die Messekonzentration erfreuliche Fortschritte, daß auch eine Vereinigung der Firmen der Lederindustrie sowiee der verwandten Branchen in greifbare Nähe gerückt sein dürste. Die Herbstmesse steht im Zeichen einer gewaltigen Preissteigerung, die sich nicht nur vorübergehend, sondern auf lange Zeit hinaus auf das Geschäft aus- wirken dürfte. Ein maßgebender Aussteller erwidert auf meine Frag« nach den Möglichkeiten zur Wieder belebung der Geschäfte, daß sich die deutschen Liefe ranten bei Auslandslicferungen vor einer lieber- spannung der Preise hüten müßten. Es könne sonst Schaden entstehen, der nicht so leicht wieder gutzu machen wäre. Sorgfältigste Kalkulation bei der Fest setzung aller Preise sei unbedingt erforderlich. Dazu ist zu bemerken, daß sich die Firmen der Lederbranche der Verhältnisse halber genötigt sahen, Dollarpreise zu verlangen, — eine Feststellung, die man übrigens in fast allen Meßbranchen machen kann. So kommt es, daß eine bessere Lederdamentaschc (sogenannte „Koffer") nicht unter 70 Millionen Mark zu haben ist. Reisekoffer stellen sich je nach Größe und Qualität auf 40 bis 80 Millionen Mark. Sind diese Preise, obwohl für den kleinen Mann unerschwinglich, ver hältnismäßig nicht hoch, so glaubt man doch nicht an allzu große Auslandsaufträge. Ja, es sprechen sogar viele Anzeichen dafür, daß deutsche Firmen diesmal gar nicht kaufen. Wie sich Has Ausland verhalf läßt M - G k LssuoLen 8Le uns im l - StScstiscksn Ksukksus j Z- Neumark! 9/19 I. Oder8<Z8odoü Limmer 105 G t s r « sich nach den Eindrücken der ersten beiden Meßtage nicht sagen. Ein gewisser Auftakt zeigte sich am Sonntagnachmittag, besonders in kleinen Besuchs- taschen usw. In Reiseartikeln und ähnlichen Er- zeuantffen liegt da» Geschäft still. Unnötig, zu er wähnen, daß di« ausgestellten Fabrikate durchweg Qualitätserzeugnisse darstellen. Die Namen der be- rühmten Offenbacher Häuser bürgen wohl sckvn für die Güte de» Gebotenen. Schweizer Haus Di« Schweizer haben von jehrr am regelmäßig sten und am stärksten die Leipziger Messe besuchst. Sie erwarben im Jahre 1S20 das Grundstück Nikolai straße 10, früher als „Stadt Hamburg" bekannt, da» sie zum modernen Meßhau» ausbauten. Da» sehr umfangreiche Gebäude enthält eine Geldwechselstube, eine Schweizer Gaststätte, Auskunftsbureaus aller Art. Besonders durch die Einrichtung eine» „Treff raumes" ist dafür gesorgt, daß Kaufleute, auch w«nn sie sich nicht kennen, sich treffen und Geschäfts beziehungen anknüpfen können. In den Ausstellungs räumen find namhafte Firmen aus allen Zweigen des Handels und der Industrie vertreten. Nationale Abende Mittwoch: Bulgarischer Begrüßungs abend, 8 Uhr, Kaufmännische» DerelnLchaus, Schulstraße b. Messe-Versammlungen Mittwoch: Schwesternbund der Lipsia-Loge Nr. 3 v. Sachsen I. O. O. F. hält seine Sitzung Mitt woch, den 2V. August, abends 7 Uhr, im Logen heim, Lcibnizstr. 3, ab, wozu alle zur Messe an wesenden Schwestern herzlichst eingeladen sink Teppich- und Möbelhändler: Abends 8 Uhr im Theaterrestauvant, Augustusplatz (Ber- einszimmer, 1. Stock). Da die zum 30. August 1923 nach Dresden einberufene Hauptversammlung des Verbandes verschoben worden ist, wird ein starker Besuch des Treffabends erwartet. Verband der Fachpresse Deutschlands; Nachmittags 4 Uhr im Puchhändlerhaus, Hospital- straße, Portal 3, 1. Stock, Versammlung. „Die gegenwärtige Lage der deutschen Fachzeitschriiten- Verleger." Lin kleHsrtikel, «1er rtLnckg an^Vert Ke^irurt, ist die neue ftionstrsckritt „vsr Leben". Kein ftlekkremder versäume, »ick die kervor- ragend ausgestattele dritte krummer et» Reiselektüre mitrunekmen oder al» kdeb- sndenken seiner kamilie mit nsck Hause ru dringen. Lein: krau wird daran diesetde kreude Kaden wie er selbst. kroüiudlltztrieHv aller DLvckvr al» Deilkador rur äusdsa- tuog gesell ütrtsr Lrkinckung — llockea- üultur->iasekills, modrkacd billiger via kklugdestslluvA — ZesueM. küdsres unter <1. U. llsiprig, Dalstr. 25, Restaurant Dlriok-Ltüdl. Daselbst aueb tauseackjäbrigs doed- wsrtigv Drude vvrkäuklied. lExieo - I- - 1 1 ll.Stvdic Stan«! !*r. 1« » l»7. ULulerlsxeu 8Le Idre ^6rs8se de! uv8, 8Le erd alten clava Ko8tevlo8 alle erlsebsmeuäeu vruo^edrMen über Mexico. Ze-e/r a//e Fesc/läMe/re/r -Ir/sLS/r/ke üöe/- znenca/r/n/re Ve/Z/e/tt/rZe/r /ü> Lx/w/Zer//?, Z Vsrlrvluns üer ^sxlesnisekvn kesisruns StLätisodes Xaukbau8, weumarLt S/10. I. OberxeeedoL, Ammer 10S Ul'! MkSs!, I-SM, kLOMNg 3-5, sf. k, 4. KsMS — vlrmtl'. 17 Ii-lkoiagen, Wirkwai'sn, Akümpfs bornoprecdor W1W. 2ur Merss: leitilmvLbaus loslce, 8t. 223—226. 4 — - I lMris-LArttusH, MssMr.g A DvIvpftvN L02S7 (A idomdontuefis. klansü. st/lsnobssisr, (I I^tz886>, Ofieviot, Konfektion, ^obne886l und div. sndsrs loxtilisn, /W suck Wo!I- und Wirkwaren. A rill' 8m: Lü kslMÄsiLilW ll ^slepfton L66S4. »iMr lllll! kaufen sehr vortellhast: Noson »erusikleider aller An bei: K. Seksjs nur?sMoM.3 am Hauptbahndos. Tr.S. 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Vcplembcr bet unseren Banken nicht ;u präsentieren, denn sonst lst der Zweck der ÄvSgave von Notgeld versehu. Dl« alnlösung wird s. Z«. im verrechnunaSver» kehr durch die ««gemeine Deutsche Lredtt-Nnst»«; FUiale Werda«, sowie durch die Sommer,- «nd Vrtvak Dank. «-G , yittnl« Werda« «n» shttwle OrOsentnal bz« durch un» selbst gegen vrrrrch- nnngSschecki aus genannte Banken erfolgen glraurenth, de» 27 August 1SSS. kikullnlsliklll zktivnyssellsckütt.