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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 26.08.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192308264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230826
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230826
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-08
- Tag 1923-08-26
-
Monat
1923-08
-
Jahr
1923
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ter >tet haben, btt erhöbt worden, z Und Gthälter s öfteren zum blich unberech- rs in der Welt, » Gesicht. Ts d in eben fest- deren Gehalts» «setzt wird, für »scheinen. Tat- vesen, daß die ie neuen Ge- Seamten, rasch oand, daß die im voraus er- uartales, eine n, mit der sie cht stichhaltig ute sich darauf '.benenfalls — il zum SUll- hr haushalten Geld für ver eid wieder in jeglicher Ec- Wort darüber ein Steuer- traglich würe. on wtrtschast- twenbig, und oierigen Per- wo die Er- rmaßen vott der Beamten» > zufüllt. Es r allgemeinen « es die t noch stte ten chen Voraus- «r nützt al» auf einmal" nd wenn es baß es den h einmal, die n mit seiner n sehen, daß liche Beamte bei anderen rher von der nit dem De- ;llung einer osen Lebens- ltung' ist er Republik «n worden. August 1923 rnistenorgan >oten. teilt die I Foch im >n Sonntag östfchen Ge- >ienst findet schall Kochs, !sf,l teilt rm Freitag lgischen breitet hat. oorden und mitgeteilt e „Agcncia »erichtigend rtum an beschleunig f an den e-Kom- die erst mehr auf nz Seson- ung trat, hachtbare rn Willy lnterstützt lf« seiner rrreit im kgschönen :m Glanz ng einer lung wie chdachten nrtunaen Tristan gt: „Den en fügte erstmalig Künstler b-rauhen lnglichen in Spiel ten der Sommer ind aus schon an Reaschcn oinnt es wunder- Farben- r Bade- sie nicht Begeben Gewän- Suntheit in sehr m ent- Regen- rffer an ogen- Leipzig, uendet, >, den » Stück rr Ber- 8vttttt»s, 26. Lagu«t * Preisschilder im Kleinhandel. Die Preis- Prüfungsstelle gibt bekannt, daß am lö. d. M. die neue Neichsverordnung über Preisschilder im Kleinhandel in Kraft treten und dadurch die bisher bestehende sächsische Verordnung obg'löst worden ist. Die Reichsregierung dehnt den Kreis der zu beschildern- den Gegenstände gegenüber dem bisherigen Zustand erheblich aus, indem in ihr die bisherigen Einschrän kungen auf „einfacher Art* und „notwendigen Ge brauch* fortfallen und die bisherigen Waren- gattungen allgemein dem Preisschilderzwang unter worfen werden, soweit sie Gegenstände des täglichen Bedarfs sind. Die Richtlinien der Preisprüfungs- stelle für die Auslegung des Begriffs „täglicher Be durft bei den einzelnen Warengattungen bleiben be stehen. Neu in der jetzigen Verordnung ist ferner. ^agEsberrckt Notgeld alr Zahlungsmittel Au» verschiedenen Kreise» unserer Leser gehen «n» Klagen über die Annahmeverweigerung von Verrechnungsscheck» und von Notgeld der Groß industrie zu. Wir stellen zunächst fest, daß Ver rechnungsschecks auch in normalen Zeiten in größeren Mengen ausgegeben und meisten» iu Bank-, Großhandels- und Jndustriekreisen in Ber- kehr genommen wurden. Nur der Kletnkaufmann und der Landwirt hat erst jetzt von der Existenz dieser Zahlungsmittel durch die Praxis Kenntnis erhalten. Die Landwirte nehmen da» Interims geld nur ungern, weil sie sich an diese Art von Zahlung noch nicht gewöhnt haben. Ihre Ab- Neigung stützt sich meistens nur aus die Be hauptung, daß die Notgelder und Ver rechnungsschecks zu leicht uachgemacht werden kö. neu. Die» mag an sich richtig sein, allein man sollte auch bedenken, daß die Unmengen von Bank noten, die die Reichsbank täglich auf den Geld markt wirft, mindesten» ebenso leicht zu fälschen sind, wie die angefeindeten privaten Geldscheine. Man wird schließlich keinem verdenken, wenn er Notscheine au» anderen Bundesstaaten nicht an nimmt Auch könnte z. B. kein Leipziger Kauf mann gezwungen werden, Schecks von auswärtigen Banken und Firmen, die er nicht kennt, in Zahlung zu nehmen. Handelt e» sich aber um große Unter nehmen, dann sollte man sich nicht weigern, deren Notgeld anzunehmen. Wohin sollte e» führen, wenn z. B. die Land- Wirtschaft allgemein die Annahme von Schecks ablehnt, Retchsbanknoten verlangt und es in der Truhe verschließt? Die Arbeiter und Angestellten erhalten zum größten Teile den Verdienst in Notgeldschetnen ausbezahlt. Sie sind gezwungen, diese» Geld weiter zu geben, wollen sie sich Lebensmittel beschaffen. Zu welchen Folgen diese strikte Annahme verweigerung führt, lehrt das Beispiel einer großen Leipziger Brotfabrik, die sich seit zwei Tagen weigert, Notscheine anzunehmen, weil ihre Lieferanten, die wiederum in engster Verbindung mit der Landwirtschaft stehen, Retchsbanknoten verlangen und jede- andere Geld zurückweisen. Die Kleinkundschaft der Fabrik ist nun ge zwungen, sich auf dem umständlichen Wege des Umtausches Re chsbanknoten zu verschaffen, da sonst kein Brot abgegeben wird. Würden nun alle Gewerbetreibenden so denken, wie die Leitung dieser Brotfabrik und die Landwirte, dann würden alle Lohnempfänger mit ihren Privatscheinen nicht» kaufen können, sie hätten Gutscheine und keine Lebensmittel. Ein anderer Grund zur Unzufriedenheit wird beigelegt, wenn alle Volks- kreise — gleichgültig, ob Erzeuger oder Ver braucher — auch das Notgeld ihres Bezirkes im Interesse der Allgemeinheit annehmen, bis wir wieder einen normalen Zustand auf dem Geld märkte haben, der nach der Erklärung der Regierung bald etntreten soll. . > . «r. 202 L daß Preisschilder für alle genannten Gegenständ« de» täglichen Bedarf» auch im Laden anzubringea find, und ferner, daß für gewiße Lebensmittel ein ^Preisverzeichnis im Schaufenster oder am Verkaufs stand auch dann sichtbar anzubringen ist, wenn diese "Lebensmittel selbst sichtbar ickht ausgestellt find. * Di« veffnungszett der Großmarkthalle. Die Großhandelsmarkthalle wird vom 1. September d. Z. an an allen Wochentagen morgen» 6 Uhr geöffnet. Au den Hauptmarkttagen geschieht die Auffahrt der Wagen — wie bisher — eine halbe Stund« vor Be ginn des Markte». Eine Leipziger GetrSnkefteuer Mit Rücksicht auf die überaus schwierige Finanz lage der Stadt ist vom Rate mit Zustimmung des Stadtverordnetenkollegiums beschlossen worden, eine Steuer auf den örtlichen Verbrauch von Wein, wein- ahnlichen und weinhaltigen Getränken, von Schaum wein und schaumweinähnlichen Getränken, von Bier und Trinkbranntwein zu erheben. Die Steuer wird nach der Menge der in Leipzig hergestellten oder nach Leipzig eingeführten Getränke bemessen, und soll nach den jeweiligen Höchstsätzen de« Reichsfinanz- ministers erhoben werden, also nach einem sich der Geldentwertung anpassenden Maßstabe. Steuer bescheide werden nicht hinausgegeben; die Steuer pflichtigen haben Listen oder Abgabenbücher al» Unterlagen für die Getränkesteuer selbst zu «ihren und allmonatlich den Verbrauch dem Stadtsteuer amte anzuzeigen. Nähere Bestimmungen über Listen führung, Abgabebücher und die sonstige praktische Durchführung der Getrankesteuern werden demnächst durch das Stadtsteueramt bekanntgegeben werden. * Der Abschnitt Nr. 12 de« Milchverbtlligungs- ausweise« wird in der Zeit vom 27. August bi» 8. September 1S23 mit 240 000 Mark in den städtischen Steuerhebestellen und Sparkassenanstalten während der üblichen Kassenstunden eingelöst. Einschränkung der Schaufensterauslage». Zn einer Besprechung im sächsischen Wirtschastsministe- rum haben sich die Erwerbsstände geeinigt, in der jetzigen schweren Zeit von einer überreichen Aus stellung von Waren und Gegenständen in den Schau fenstern abzusehen und diese nach Möglichkeit ein- zuschränken. * Straßenunfälle. Ein Handlungsgehilfe, der Gummisohlen und -absätze auf einen Schuhen hatte, wurde am Fuße dadurch erheblich verletzt, daß er neben einem Wagen auf dem na sen Holzpflaster aus rutschte und mit dem rechten Fuße unter ein hinteres Wagenrad kam. — Zn der Tauchaer Straße wurde ein fünfjähriger Knabe von einem Motorsahrer um- gerissen. Er hat einen Schädelbruch erlitten und mußte in das Krankenhaus geschafft werden. Ob fremdes Verschulden vorliegt, wird durch die ein-' geleitete Untersuchung festgestellt werden. Erhöhung der Bahnhofsgebühr für Droschke». Es ist beschlossen worden, die Bahnhofsgebühr für Droschken und telephonische Bestellungen von KO 000 auf 100 000 zu erhöhen. Die Erhöhung tritt am 25. August 1923, früh 7 Uhr, in Kraft. Die Bekannt machung vom 17. August 1S28 wird damit auf gehoben. * Die Koste« bei der Beerdigung. Di« Leichen- fraugebühren vom 29. August 1923 an betragen: Bei einem Destattungsaufwand bi» 12 000 000 Mark 600000 Mark, bis 20 000 000 Mark 1100000 Mark, bis 40000000 Mark 1700 000 Mark, über 40000000 Mark 3 000 000 Mark Gebühr. Stundenlohn vom 29. August 1923 für Lohndiener 510 000 Mark, Grab sänger oder -sängerinnen 453 000 Mark, Sologesang 683 000 Mark, Harmoniumspiel 568 000 Mark, Orgel spiel 684 000 Mark. Die Allgemeine» Ortskrankenkasse» für Leipzig- Stadt und Leipzig-Land veröffentlichen in dieser Nummer eine Bekanntmachung, wonach sich die Bei träge und Leistungen geändert haben. Oie Hausfrau von heute ve»er Me «ermn »nd Kitte der verltner HauSfra» so» deute -ländert K»t» gtsktz t» «reuen wiener Jour,al. viele deutsche Hnussraurn werden deute «leichermatze» von» «chtcks«! betrosse«. wir «lauden drshaid, da- die mudfol«enden Aelle« do» Interesse unserer Leserinnen finden werden. Wenn jemals da» Schicksal entscheidend über die Menschen daherbrauste, wenn da» Lebe» je einen Taumel von Zahlen und ungeahnten Gepflogenheiten ausschüttete und eine tägliche Umstellung be anspruchte, so hat dieses Jemals nie eine Zeit ge- funden, die wie die heutige ihr ähnlich war. Und in diesem Kampfe, den das Leben stark und stärker werden läßt, in dem die zarten Regungen sich ver flüchtigen, die Brutalität und der Egoismus er starken, steht die Hausfrau von heute, eine andere, als sie gewesen. Eine Frau, die wenig Ansprüche nur noch kennt und stellt, und die letzten Endes die Tradition nicht untergehen lassen will. Unbewußt vielleicht . . . aber in gleichem Maße unbeirrt, um den Schimmer dessen aufrechtzuerhalten, was ihr einst als Tugend ausgelegt wurde, und dennoch selbst- verständlich schien. Die deutsch« Hausfrau kämpft, wie einst ihre Männer, ihre Söhne gekämpft haben. Ringt um die Erhaltung ihres Heimes, das einem bedrohlichen Ende entgegengehen würd«, wenn sie nicht alle Kräfte und Ueberlegungeu an- spannen würde, um das zu erhalten, was man sich in langen, herben Zähren der Sparsamkeit aufgebaut hatte. Zn stundenlangem Rennen und Stehen — leider augenblicklich die Hauptbeschäftigung der Hausfrau, das Stehe» vor den Geschäften, um doch noch einen Anteil an den lebenswichtigen Nahrungsmitteln zu erhalten — hat man da» wenige für die ungeheuren Summen erhalten, was als äußerste Notwendigkeit angesehen werden muß, um die Familie satt werden zu sehen. Darf man es denn mit seinem Gewissen vereinigen, den Zunggesellen, der vor langen, schon vergessenen Zeiten so gern auf ein Plauderstündchen kam, die Freundin, die vielleicht im Berufsleben steht und viele« Anregende in die stille Gemütlichkeit der Hausfrau brachte, darf man es wagen, sie zu einem bescheidenen Essen aufzufordern? Heißt da« nicht, di« Einnahmen des Gatten i» einer unverantwort lichen Weise beanspruchen? Die Abende, die mau derErholung, der An - regung widmete, sie gehören in den Tagen der harten Not und de» bitteren Kampfes auch noch der Arbeit. Die Flickerin, die wöchentlich in» Haus kam, ist abgeschafft, die Putzfrau kommt nur noch stunden- weise, man kann ihnen keine Verpflegung mehr geben, und die Hausfrau ist e«, die wie ein Stratr- giker Pläne entwerfen muß, um durch diese Schlacht hindurchzukommen. Der Abend gehört der Arbeit, der Tag der Wirt schaft. Rechnen und Ueberlegen, am einzelnen sparen und im großen nichts erübrigen, das ist die Richt schnur der Hausfrau von heute. Seltsam mag es wohl berühren, wenn ein Aus länder, der von den Nöten der Berlinerin in seinem Hetmatlande gehört hat, auf der Straße stehen blieb, die Vorübergehenden betrachtete und z» einem Begleiter sagte: „Ja, wo ist denn die Not? Die Frauen und Mädchen gehen ja sogar nach der Mode gekleidet, man sieht weiße Gewänder und Helle Schuhe, wenn es heiß ist, man steht gutgearbettete Kostüme rmd Straßenanzüge, wenn das Wetter es verlangt.' Ja, in der Tat, sonderbar, bei allen ihren Sorgen hat die Hausfrau noch immer ein Interesse an der Mode und deren Neuerscheinungen, Vielfach sind die Spielarten der Frauentypen, die man in der Groß- stadt trifft. Wenn auch die Rot der Allgemeinheit einen gleichmachenden Zug in da» Gesicht schreibt, es gibt Persönlichkeiten, die so stark sind, daß sie unter allem Jammer noch die Note bewahren, die ihnen bei der Geburt in die Wiege gelegt worden ist. Da« sind die Frauen, die sich an« den hergebrachten Begriffen befreien und sich der Zeit in den Weg stellen. Da» sind die Frauen, die alle klugen Ueber- lcgungen zur Seite werfen, die sie bet der Ehe schließung durch das Hirn «haben gehen lassen, jene Ueberlegungen, nach denen sie dem Gatten Geliebte und Spielzeug, Kamerad und Freundin und immer schöne Gefährtin sein wollten, und sich den Weg in da» Berufsleben bahnten. Die Statistik, die immer bezeichnend für alle Wandlungen ist, hat jüngst notiert, daß die Zahl der berufstätigen Ehefrauen in Berlin um 43 Prozent gestiegen ist und fast in dem Maße zunimmt, in dem die wirtschaftliche Lage neue größere Opfer beansprucht. Die Zahl der Heimarbeiterinnen ist um das Vierzigfache gestiegen. Einerseits kommt bei dieser Art der Tätigkeit das teure Fahrgeld in Wegfall, anderseits ist die Frau nicht an die Berufsstundcn gebunden und kann ihre Arbeit in der Zeit vornehmen, in der ihr die Wirtschaft und die Besorgung der täglichen Einkäufe Ruhe und Muße dazu lassen. Die Heimarbeiterin ist heute in allen Ge- sellschaftsklassen zu finden, > besonders aber in den Kreisen des akademischen Mittelstandes und der Künstler, der freien Schriftsteller und Maler. Kein Wunder . . . Und da der Engländer, der von der modischen Berlinerin sprach, ja, wie schon bestätigt, nicht unrecht hatte, sind auch Schneiderinnen, so genannte „kleine Salons', wie Pilze aus der Erde geschossen. Verhältnismäßig niedrige Arbeits entlohnung einerseits, anderseits die Aussicht, alte Kleider, die man bereits zu denen zählte, die man nicht mehr tragen wollte, in einem solch kleinen Salon umarbeiten zu können und wieder für die neue Mode möglich zu machen, geben den Frauen reichlich Beschäftigung, die durch eine Schneiderstube und deren Erträgnisse zum Unterhalt beitragen. Dann wieder gibt es zahllose Frauen, die ihr Geschick und ihre Kenntnisse auf dem modischen Gebiet dazu be nutzen, um für die eigene Familie die Gebrauchs- fachen herzustellen, so die Kosten und Ausgaben zu sparen und die Möglichkeit geben, das Aeußere nicht zu vernachlässigen. Schon früher, als man an Not und Elend noch nicht dachte, als man die Armut für einen vorübergehenden Zustand oder die Begleit erscheinung von augenblicklichem Pech oder Untüch tigkeit hielt, sagte ein Berliner Sprichwort: „Was man im Magen hat, weiß keiner . . . was man auf dem Leibe hat, sieht jeder.' Ausdruck dafür, lieber weniger zu essen und desto netter auszusehen. Nicht jede, die zum Unterhalt beitragen will oder muß, ist geschickt mit Hand und Nadel. Aber irgend- eine Eignung hat ja wohl ein jeder Mensch. Er findungsreiche und umsichtige Frauen wollen augen blicklich eine neue Art der Tätigkeit in di« Weck? leiten. Frauen und Mädchen, die ihre Befähigung in der Führung und Leitung des Haushalte» nach^ gewiesen haben, sollen ein Tätigkeitsfeld erhaltep, das folgendermaßen zu verstehen ist: eine Gruppe von Familien verpflichtet eine solche Frau, damit sie stundenweise den Haushalt führt. Ske bekommt nur eine Geldentsckädiqung. das Essen muß sie selber stellen. Die Tatsache, daß sie an einem Vormittage mehrere Familien versorgen kann, läßt die Tätigkeit lohnend werden, die der höherem In telligenz zufolge auch höher bewertet wird. Für alle außer dem Hause berufstätigen Frauen dürfte die neue „Hausversorgerin' ein wahrer Segen werden. Hoffentlich kommt der Gedanke auch rasch zur Aus führung. Mannigfach zeigt die Hausfrau, daß sie dem Leben gewappnet gegenübersteht. Männer bewerteten ihresgleichen immer nach den Leistungen. Die Arbeit der Frau konnten sie niemals einichatzen. Heute ist auch die Frau nur noch nach den Leistungen zu bewerten. Während die sorglose Luxusfrau, d« anspruchsvolle, verwöhnte „Prinzessin', die auch ein mal sehr hoch im Kurse stand, mehr und mehr aus dem Gesichtsfelde verschwindet. Vas Experiment 10j Kriminalroman von Otto tOop^rixdt dze Lobort I«tr, LUrttxsrk) üV s. Kapitel. Ci« Plauderstündchen. Polizei und Untersuchungsrichter walteten ihres Amte». Don den Ergebnissen der Unter suchung drang in den nächsten Tagen nichts in die Oeffentlichkeit. Wer fragte aber damals nach den Ergebnissen der Untersuchung? Es spielte sich ein eigentümlicher Prozeß in der Seele der Menge ab, der in den Artikeln der Zeitungen seinen Ausdruck fand. Das Lob des großen Chemikers wurde in allen Tonarten gesungen. Aber es fehlten eigentlich alle Kenntnisse über die Persönlichkeit dieses Mannes, man wußte nichts vom Privatleben Professor Berliks. Und wenn man auch viele höchst achtungswerte Resul tate seines Schaffens kannte, gerade über diese seine letzte Arbeit, die zu vollenden ihm nicht mehr vergönnt war, befand man sich vollkommen im Dunkeln. Das Hauptinteresse der Oeffent- lichkeit blieb offen mrd konnte nicht befriedigt werden. Vielleicht galt es nur, diesen Mangel zu verdecken, denn das Publikum der Zeitung verzecht es schwer, wenn seine Forderungen nicht erfüllt werden, und seine Forderungen gehen bis ins letzte Detail einer solchen Affäre. Man brauchte ein Opfer für die Menge, etwas Un- erhörtes, etwas, das den Erwartungen entsprach. Und dieses Opfer wurde nun der Student Hans Leßner. In diesen Tagen war er die Zielscheibe zahl- loser Angriffe. Gegen ihn, gegen sein Vorleben und seinen Charakter standen allerorten Zeugen auf, nichts Hassenswertes gab es, das ihm nicht zugeschrieben wurde. Wer Zeuge dieser besin nungslosen Feindseligkeit war, der mochte an eine tiefwurzelnde Lust zur Jagd glaubmr, zur Jagd auf lebendes, menschliches Wild, die hem» noch in jedem einzelnen wurzelt, uftd iäh hervor brechen kann, wenn ihr Stichwort fallt. Run, in der ersten Zeit nach dem Verbrechen, in der Zeit, wo das schreckliche Ende eines Mannes, der «r gewisser Hinsicht der Stotz der Ratto» ge- wesen, jedes andere Interesse in den Hintergrund drängte, führte die Verfolgungswut gegen den Verdächtigen zu phantastischen Ausschreitungen. Da gab es Leute, die von Diebstählen wissen wollten, die sich schon des öfteren im Laborato- rium Berlik abgespielt hatten, ohne daß man den Täter gefunden hätte. Nun lag es nahe, den Namen des Täters zu erraten. Da erinnerte man sich des Todes von Hans Leßners Vater, der bei einer Bergtour verunglückt war, man wußte, daß sein einziger Sohn ihn beerbt hatte, und nannte diesen Tod jetzt „mysteriös'. Wie das lawinenartige Anwachsen der Menge hinter einem Fliehenden war es. Die meisten der Der- folger wissen gar nicht, ob das „Haltet ihn auf!' mit Recht oder Unrecht gerufen wird, aber alle Fäuste sind geballt, die Gesichter wutverzerrt, und wehe ihm, wenn er stürztl Unwillkürlich wurde man an jene Eigenschaft der Raubtiere erinnert, den verwundeten oder geschwächten Ge nossen zu zerreißen. Der Verdacht war es, der hier die Wunde schlug, er machte den Gesänge- nen, von der Welt Abgeschlossenen wehrlos, und das gab das Signal zum Angriff. Ruhig, wie wohl der Chemiker den Sturm der Clemente, die er selbst in der Retorte ge mengt hat, ansieht, blieb Reming bei diesem wüsten Treiben des Hasses. Er kannte die Men- schen, er kannte die Zeit, und jetzt wartete er auf seinen Moment, dieser Zeit den Zügel anzulegen. Welche Mittel standen ihm außer den Gaben des Verstandes zur Verfügung? Er «ar reich, und das war heute nicht wenig. Wenn oder ein einzelner den beispiellosen Kampf mit der öffentlichen Meinung seiner Zeit aufnehmen wollte, so durfte er keinen Bundesgenossen ver schmähen. Rur auf wenige Menschen hatte rr bedingungslosen Einfluß. Aber diese Menschen waren seinesgleichen, die waren bereit, ihr Alles an eine Sach« zu setzen, wenn es ihre Sache war. Hinter Fritz Barrays leichtsinnigem und keckem Lebensmut stand «in ganzer Mann, Doktor Arents wissenschaftliche Studien an der mensch- licken Seele verliehen ihm manche praktische Möglichkeit, wie fie kein anderer besaß. Wen gab es noch? Reming entsann sich de» großen, ernsten Mädchens, da» ihm in jener Schreckens nacht den Eintritt in Leßners Wohnung ver werte. Mar Erika Wenk LMers FreMdip, dafür ein. cs, in wel- uch erbat. Was M verfolgte fie, et es nicht und war sie stark und mutig genug für diesen Kampf? Vielleicht! Aber er fühlte, daß hier ein Mensch anders dachte und empfand als er. War er eifersüchtig auf den Freund? Er wollte den Kampf allem, oder doch nur gemeinsam mit Menschen seiner Art führen, er wollte die fremde Dundesgenossin nicht! Ts gab doch einen vorgeschriebenen, einen ganz selbstverständlichen Weg, den Freund zu retten. Nur einen einzigen, un- ihn hätte jeder andere ge ucht. Das war: Hans Leßners Un- schuld zu beweisen. Den Kampf gegen die nicht voll bewiesene Anklage aufzunehmen, ihre Män- gel darzutun, die Vorzüge des Menschen, den man jetzt so schwer beschuldigte, dagegen anzu führen. Seltsamerweise war es gerade dieser Weg, an den Reming nicht dachte. Er haßte die Menge, er liebte den einen, und er war zu stolz, sein Parteiergreifen von der Frage der Schuld abhängig zu machen. Auch wenn er die Hoff- nung gehegt hätte, diese Frage in günstigem Sinne entschieden zu sehen. Er war so stolz, daß er den schuldigen Freund retten wollte, und dieser Stotz konnte sich schwer rächen. Er wagte es daraufhin, oder er wollte nicht daran denken. Für ihn gab es das „Wir', das waren die weni- gen Menschen, die er schätzte, und das „Sie', das war di« Menge, die er verachtete. Tagelang hatte er, wie es seine Art war, zu niemand, auch zu keinem der beiden Freunde, auf die er baute, von seinen Absichten gesprochen. Im Gegenteil, er hatte sich den Anschein gegeben, als unbeteiligter Zuschauer dem Sturm der öffentlichen Entrüstung gegen Hans Leßner dei- zuwohnen. Ls widerstrebte ihm, zu sprechen, a kuffionen teilzunehmen, er wollte Gesvrä hören, die ihm nahegingen. Rach Tko dachte er daran, dieses Zuwarten aufzugel stellte sich rin unerwarteter Ans Das war ein Billett Frau Henri chem fie dringend seinen B konnte fie wollen? Welches denn fie verfolgte immer ein diesmal nicht, aber den Besuch —— . verweigern, der war gesellschaftliche Pffl die sie längst Anspruch hatte, nur die tn Stellung, die er ihr gegenüber einnahm, ihm «taubt, so lange -u-MMtS- Die vorliegende Autgabe umfaßt 20 Seiten verantwortlich für den redaltloncllen Teil: Chefredak teur L. Cwldstci«: für «n?etgen: Oswald Mtilicr, drtde in Letpzia. — BerNner Dienst: Berlin, ttoch- ftratze 22. Fernsprecher 3600-3661 Dresdner Dienst: Heinrich Zerkauten, Dresden ttabelSbergeistraße 21. Fernsprecher 317SS. - Druck und Verla«: Leipziger verlao»dr«ckerr«. ». ». V. H.. Leipgg. JohanniSgasse 8. Unverlangte veitrlia« ohne Rlickporlo werden nicht jurück- aesandt. Auch zu Lebzeiten ihres Mannes hatte Hen riette ihr eigenes, sehr selbständiges Leben ge führt. Man sprach viel über sie, es gab nichts Bestimmtes, das man ihr vorwerfen konnte. Sie hatte den um vieles älteren Gatten in ihrem neunzehnten Jahre geheiratet. Sie bewies den Ehrgeiz, ihre Rolle, die Frau eines sehr an gesehenen und reichen Mannes zu sein, nach außen hin vollkommen zu spielen. Wer sie näher kannte, der mußte, daß alles, was sie tat, intensiv war, daß ihr Wille stets sehr stark und ziel bewußt mitsprach. Diese Frau, die zahllose Male geliebt wurde, die zumindest eine heftige Wand- lung ihres Schicksals mitgemacht hatte und für viele andere selbst zum starken Schicksal ge worden war, war die Tochter armer Leute. Nie hatte sie es in ihrer Jugend wissen können, daß es ihr je vergönnt sein würde, das große und starke Leben an sich zu reißen. Aber, um sie und ihr Wesen zu schildern, würden auch tausend Einzelheiten nicht genügen, denn die eine Hälfte von ihnen würde den vollständig gegensätzlichen Menschen zeigen wie die andere. Vielleicht war sie unendlich einfach, und das eine Wort, das ihre Jugend beherrscht hatte, erklärte auch ihr ganzes Leben, das Wort: Karriere. Man hätte sagen können, daß sie einst die kühnsten Zukunfts träume hegt, wenn ihre Zielbewußtheit über- Haupt mit dem Degriff Träume vereinbar ge wesen wäre. (Fortsetzung folgt.)
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