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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.08.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-08-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192308165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230816
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230816
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-08
- Tag 1923-08-16
-
Monat
1923-08
-
Jahr
1923
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Seit« 2 Ur. 193 vooa«r»t»g, 6« 16. L»Av«1 I^elprigsr T»g«r^«tt rm6 8»LL«1»L«tt«Lg die Meinung nicht unterbrücken, daß wir unter s o I ch e r Führung uns nicht retten können. Freilich kann nicht verborgen werden, daß der Umschlag nicht von diesen Reden herkam, sondern oaß die Sozialdemokratie gegenüber der kommunistischen Agitation, die mit drohenden Worten von Generalausstand und Revolution den Rücktritt Cunos forderte, bedenk lich zu werden begann. Ganz anders als andere Parteien ist nun einmal die Sozialdemokratie von der Gunst der Massen abhängig: in dem Kampfe um die Seele des Arbeiters darf der Kommunistischen Partei kein Borsprung gegeben werden. Die Sozialdemokratie wurde stutzig, ob das Einstehen für die Regierung Cuno nicht vielleicht doch eine verlustreiche Politik werden tönnc. In solche Erwägungen hinein fiel die Rede Stress man ns am letzten Donners tag; sie war selbst vom sozialdemokratischen Standpunkt aus einwandfrei, mahnte zur Feier des VerHassungstages und trug in jener glän zenden Form, die dem Führer der Volkspartci zur Verfügung steht, Gedanken vor, die man aus Gedanke, den aufsässigen Massen die Pev Cunos zu opfern und dennoch im Interesse a der gleichen Linie dem Munde des Kanzlers mit gleicher Bered- samkeii hätte Horen mögen. So reifte, in gewisser Weise von der Zentrumspartei unterstützt, der sson . - .e des Vaterlandes einen Mann der gleichen Linie und der gleichen Beziehungen zur deutschen Wirtschaft an die Stelle treten zu lasten. Aus' solchen Ilcberlegungen entstand die große Koalition. Man glaubte den Wechsel wagen zu können, wem: ein neues Ministerium ohne Verzug an die Stelle des alten trete und. die Sozialdemo kratie selber Herrn Stresemann das Kanzler- amt anbot, so brauchte dieser nicht zu zögern, seine Hand nach der Macht auszustrecken. Das Wort: „Du hast's erreicht, Ottavio!" ist in diesen Tagen wohl ungebührlich oft zitiert worden, aber es braucht nicht verborgen zu werden, daß Herr Stresemann nicht frei von hohem Streben war, und daß man längst schon sich darüber den Kopf zerbrach, ob er sein Ziel erreichen oder ob ein mächtig stark betätigter Opportunismus ihm den Aufstieg verderben werde. Der Ehrgeiz des n e u e n K a n z l e r s, ver- Kunden mit viel Anpassungsfähigkeit, braucht noch kein Hemmnis des Erfolgs zu sein Er be sitzt unbestreitbar hervorragende Eigenschaften: eine staatsmännische Denkart, reiche Erfahrung in Wirtschaft und Politik, vor allem parlamentarische Erfahrung (deren Mangel uns bei Cuno hof fentlich zum letzten Male zeigte, daß man heut zutage nicht von heute auf morgen zum Staats- mann werden kann) und dazu eine Nedegabe, die ihn zum besten Redner des deutschen Reichstags gemacht hat. Er hat viele Vorzüge für sein neues Amt einzusetzen, und alle Welt fragt sich nur das eine: wird nun diese Persön lichkeit geradlinig standhalten, oder wird sie den oft kümmerlichen Opportunismus fortsetzen, der ihr zur Leitung einer Partei und zum poli tischen Aufstieg überhaupt notwendig war? Wird dieser einstige Nanonalsoziale, der 1902 in Dresden öffentlich bekannte, sein Leben gehörte den, Gedenken Friedrich Naumanns, jetzt, wo er die Macht besitzt, zu den Grundlagen seines politischen Daseins zurückkehren, oder wird er weiter den „Verhältnissen" Rechnung tragen, wie so oft? In jedem rechten Politiker muß ein Stück vom Opportunisten stecken, denn alle Politik hat mit zeitweilig unüber, windlichen Widerständen, mit guten und besseren Möglichkeiten, mit unermüdlichen Rück- sichten zu tun. Alber erträglich ist solcher im Wesen der Politik liegender Opportunismus nur dann, wenn dahinter dennoch eine klare, tat kräftige, tatvnfrohe, niemals ganz vom Wege ab zudrängende Persönlichkeit steht. Der Kanzler Streseinann wird zu zeigen haben, ob er mit Papst Pius H-, der vorher Enea Silvio de' Picco lomini hieß, sagen darf: „Den Enea sollt Ihr verworfen, den Pius sollt Ihr preisen!" Der .Kanzler wird sofort Gelegenheit haben, sich zu erproben. Cuno ist — in gewissen Gren- zen darf es ausgesprochen werden — den Kam- munisten geopfert worden. Zeigt der neue Kanz ler nicht ohne Bedenken und ohne Verzug, daß er den Agitatoren der Gasse gegenüber keinen Schritt zu weichen beabsichtigt, daß er die innere Ordnung kraftvoll schützen wird, so sind wir vo-m Regen in die Traufe gekommen. Gelingt es ihm nicht, die Gunst der Parteien der großen Koalition sogleich in Aktivposten unserer inneren und äußeren Politik umzuwandeln, so wird auch er zu denen gehören, die da kommen und gehen. Er hat gewiß keine leichte Aufgabe, aber doch zu- gleich ein« große Gunst der Lage: er ist der erste Kanzler seit der Revolution mit einer großen arbeitswilligen Mehrheit, der erste Kanzler mit der Möglich, keit einer erfolgreichen Zusammenfassung der nationalen Kräfte. Möge er sein Werk erfüllen, wie es der Augenblick erfordert. Die Demokra tische Partei wollte den Kanzlerwechsel in diesem Augenblick nicht, aber sie wird ihr Vertrauen einem Mann gern entgvgenbringen, der sich kn der Deutschen Volkspartei gegen viel« Wider- stände für demokratische Politik eingesetzt und seine Partei — wir hoffen nunmehr endgültig — in die Deutsche Republik hineingeführt hat. Dieses Verdienst erfordert Dank und Vertrauen, und die Not des Vaterlandes erfordert noch viel mehr, daß wir uns um den Führer scharen, der di« schwarz-rot-goldene Fahne vorantragt. Eine stark besuchte Funktionärversammlung der DSPD. Dresden nahm nach lebhafter Debatte eine Resolution Dr. Levi an, verlanaend Ab- lehnung der Koalition mit bürgerlichen Parteien und sofortige Einberufung eine» Partei- ttlge». Dte Neichsbahndtrektion teilt zu« Streiklag« mit, daß die Arbeiter au, allen Dienst» stellen ihre Tätigkeit in volle» Umfange »1«- d*r fgeno mm an hab«. Sur Rede Stresemanns verUner prefsesttmmen Berlin, IS. August. (Eig. Tel.) Die Ausfüh rungen der Berliner Presse zu der Erklärung, die gestern die neue Regierung Stresemann im Reichstag abgegeben hat, spiegeln die Debatte wider, die anschließend an die Erklärung geführt wurde. Die den Regierungsparteien nahestehenden Blätter nehmen sie sehr günstig auf. Die Partei- organe der Opposition von rechts kritisieren sie in Grund und Boden, trotzdem man hätte annehrnen dürfen, daß wenigstens die Stelle, in der die Regie- runa die Fortführung des passiven Widerstande» an- kündigte, auch bei ihnen Zustimmung finden würde. Das „Berliner Tageblatt" stellt den starken Eindruck der Rede fest. In wenig Sätzen habe der neue Reichskanzler einen außcnpolitischn, wirt- schaftlicken und sozialen Nahmen entwickelt, auf dem sich auf republikanischen Grundlagen eine wahrhaft staatserhaltende Politik, eine Politik des Aufbaues und des Ausgleiches entfalten lasse. Die „Rote Fahne" nimmt den gleichen Ton auf, den die Kommunisten gestern im Reichstag ange schlagen haben. Die „Vossische Zeitung" verspricht sich von der Er- klärung eine große Wirkung für die Fort- spinnung der außenpolitischen Diskussion. Der Kanz ler hat klar gesagt, unter welchen Bedingungen Deutschland zu einer Verständigung bereit ist. Auch inncrpolitisch hat die Klarheit der Kanzlererklärung befriedigt. Die Betonung, daß die Regierung bereit und in der Lage sei, mit Erfolg gegen alle Bestre bungen auf gewaltsamen Sturz der Verfassung ein- zuschreiten, ließ durchaus nicht den Eindruck auf kommen, daß die Regierung die Absicht habe, gegen rechts lauer zu sein als gegen links, und als der Kanzler von der Achtung sprach, die er einem ge- sunden Eigenleben entgegenbringe, da hatte man nicht den Eindruck, daß er diesem Eigenleben in Bauern verständnisvoller gegenüberstche al» in Thüringen und Sachsen. Auch der sozialdemokratische „Vorwärts" steht in der Regierungserklärung den Weg zu Despre- chungen mrt allen ehemaligen Kriegs- gegnern offen, auch mit Frankreich. Dies aller- dings nur dann, wenn Frankreich auf demütigende und unmögliche Bedingungen verzichte. Der Kanzler habe die Voraussetzungen für die Einstellung des passiven Widerstandes klug und vorsichtig umschrie ben, und zwar so, daß auch jeder Franzose, der etwas Sinn für politische Wirklichkeiten behalten habe, ihm ohne weiteres zustimmen könne. Das Abstimmungs- eraebnis nennt das Blatt den größten parlamenta rischen Erfolg einer deutschen Reichsregierung in der Republik. Günstige Aufnahme in Paris Pari», 15. August. Eia. Tel.) Die Rede Stresemanns hat in Paris guten Ein druck gemacht. Man bezeichnet sie als die Kund- gebung eines wahren Staatsmannes und äußert in jcder Hinsicht die Hoffnung, daß Stresemann sich ausrichtig bemühen werde, zu einer Verständigung mit Frankreich zu gelangen. Man versichert, daß bald Deutschland darauf verzichte, die Reparations frage mit Hilfe anderer Mächte lösen zu wollen, was hier al» völlig aussichtslos bezeichnet wird. Die Aeußerungen Stresemann» über die Fort setzung des passiven Widerstandes haben hier nicht überrascht. Kein vernünftiger Mensch in Frankreich hatte erwartet, daß Stresemann mit der Ankündigung eines bedingungslosen Verzichtes auf den passiven Widerstand vor den Reichstag treten werde. Man glaubt hier wesentliche Unterschiede im Ton zwischen den letzten Reden Cunos und Rosenbergs, die hier keinerlei Eindruck gemacht haben, und der gestrigen Rede Stresemanns fest- stellen zu können. Der Berliner Korrespondent des „Echo de Paris" hebt hervor, Stresemann habe bei Berührung der Ruhrfrage Wendungen gebraucht, die darauf schließen lasten, daß er eine Verständigung auf der Grundlage der „unsichtbaren Besetzung" und der staffelweisen Räumung annehmcn würde.— Der „Matin" empfiehlt, die Erklärung Stresemanns über den passiven Widerstand und das internationale Schiedsgericht nicht tragisch zu nehmen, „sondern die Handlungen des neuen Kabinetts abzuwarten. — Das „Petit Journal", das Organ Loucheu erklärt, Stresemann habe al» deutscher Politiker und als besiegter Staatsmann gesprochen. Frank- reich müsse ihn als einen Gegner von Rang be trachten. Es gäbe aber kein Beispiel dafür, daß ein kluger Mann es eigensinnig abgelehnt habe, das gute Recht seines Rivalen anzuerkennen. — „Err Nouvelle" ettlärt, Stresemann zeige sich als wür- diger Nachfolger der großen Minister Deutschlands. Er habe eine bemerkenswerte Geschick lichkeit bewiesen, indem er die englische Note nicht besonders stark ausbeutete. Seine Aeuße rungen über den passiven Widerstand seien nament lich von der Sprache Cunos verschied-n. Strese- mann spiele einstweilen weder die englisch? noch die französische Karte au«. Er warte ab. Die Mög- lichkeit von Verhandlungen bestehe nach seiner Rede fort. Seigners Dokumente Dresden, 15. Abgbst. (E i g. Te l.) Wie wir er- fahren, hatten die zur Derfassungsfeier geladenen Vertreter der in Dresden garnisonierenden Reichs wehrtruppen ihre Karten wieder zur Verfügung ge stellt mit der Begründung, daß die Reichswehr truppen Dresden» eine eigene Derfassungsfeier ab hielten. Da General Müller bei diesem Vorgehen durch den Reilbswchrminister Geßler bestärkt wurde, Kat Sachs» während der Beratungen der sozialdemo kratischen Reichstvgsfraktion starke Linacndungcn gegen Dr. Geßler» Wiedereintritt in» Kabinett ge mocht. Dazu wird un» weiter aus Berlin berichtet: Es hat in der Öffentlichkeit Verwunderung er regt, daß die Dtldung des Kabinetts Stresemann, die nach allen Vorbesprechungen bereit» am Sonn abend erledigt war, am Montag noch so lange Zeit in Anspruch genommen hat. Der Grund dafür liegt vor allem in de« Kampfe um das P o r t e f» u i l l, de» Reich»wrhrminister». Dieser Kampf Kat sich zeitweilig so zugespitzt, daß Reichskanzler Stresemann mit dem Gedanken umging, sein Amt in di« Hände de» Reichspräsidenten zurückzulegen. Der sächsische Ministerpräsident Dr. Zeigner war eigen» nach Berlin gekommen, um dahin zu wirken, daß unter allen Umständen der bisherige Reichswehr minister Dr. Geßler au»zuschalten und da» Reich», weh «Ministerium einem Sozialdemokraten über- tragen würde. Bestimmend für diese Haltung war die allerding- nicht wegzuleugnende Tatsache, daß Dr. Geßler in einem Erlaß den sächsischen Reichs- wehroffizieren die Teilnahme an einer Verfassungs feier verboten hatte, bei der Dr. Zeigner die Festrede halten sollte, und zwar mit der Begründung, daß Dr. Zeigner in früheren Reden wiederholt die Reichs wehr und speziell das Offizierkorps beleidigt hätte. Die Sozialdemokraten machten sich die Auffassung Dr. Zeigner» zunächst zu eigen und verlangten sehr nachdrücklich das Reichswehrministerium für einen ihrer Abgeordneten. In der Debatte darüber gingen die Meinungen hart aneinander, und es war, wie gesagt, nahe daran, daß das ganze Koalitionsmintste- rium an der Frage der Besetzung de» Reichswehr ministeriums scheitern sollte, bi» es dann Dr. Strese mann schließlich doch gelang, mit der Drohung seines Rücktritt» eine Verständigung herbei- zuführen. * Seit einiger Zeit kursieren in den Blättern der Regierungsparteien Sachsens Gerüchte über eine angeblich geplante Reich-exekutiv« gegen den Freistaat Sachsen, Gerüchte, die zwar durch den Sturz der Cunoregierung illusorisch ge worden sind, deren Veranlassung aber fraglos in den vielfachen Ankündigungen Dr. Zeigners über eine eventuelle Veröffentlichung einer Anzahl, die Reichsregierung sehr belasteickier Dokumente zu suchen sein dürfte. Noch vor acht Tagen hat der Ministerpräsident in einer sozialdemokratischen Ver sammlung in Leipzig erneut die Sprache auf diese Dokumente gebracht. Unterdessen ist der be kannte Umschwung in der Reichsregierung eingetre- ten. Aber die Festrede Heinrich Manns bei der Derfassungsfeier im Dresdner Opernhause lenkte erneut die Aufmerksamkeit auf diese an sich recht unerquicklichen Beziehungen zwischen Sachsen mrd der Reichsregierung, deren restlose Aufklärung wohl im Interesse aller liegen dürfte. Di« Frage, wie sich nunmehr die sächsische Regierung zu dem neuen Kabinett zu stellen gedenkt, ist von Wichtig, keit. Line Unterredung unseres Dresdner Dertre- ter» mit dem Ministerpräsidenten ergab hierüber folgendes: Die sächsische Regierung hat in ihrer letzten Note an die Reichsregierung erklärt, sie werde nötigenfalls Dokumente über Underlaffugnen und Handlungen der Reichsregierunq bekannt geben. Gedenkt die sächsische Regierung diese Deröffent- lichuitg auch jetzt nach dem Rücktritt des Kabinett» Cuno noch vorzunehmen? Der Ministerpräsident antwortete auf diese Frage: „Der Rücktritt de» Kabinetts Cuno und der Eintritt der Sozialdemo kratie in das neue Kabinett gibt meiner Ansicht nach Gewähr dafür, daß die Reichsrcgierung die bis- her so sehr vermißte Initiative an der rich tigen Stelle zeige. Es erscheint mir aber nicht zweckmäßig, wenn ein Mitglied einer Landes regierung ohne zwingenden Grund sich kritisch über die Reichsregierung als Ganzes oder über einzelne ihrer Mitglieder ausspricht." Die sächsische Regierung werde aber unter keiner Be- dingung von einer Veröffentlichung ab seh en können, wenn nicht im Reichswehr ministerium eine Acnderung eintrete. Das sei auch dem Herrn Reichspräsidenten mitgeteilt worden. Auf meine Frage: „In welcher Form würde gegebenenfalls die Veröffentlichung der Dokument« erfolgen?" antwortete der Ministerpräsident: „Ange sichts der Maßnahmen, welche die Negierung Cuno erwogen hat, um einer solchen Veröffentlichung vor- zubvugen, käme für die sächsische Regierung nur die Einberufung des Landtages in Frag«. Dort würde durch eine feierliche Erklärung die Aufmerksamkeit des ganzen Reiche» aui Vor gänge und Zustände gelenkt werden, deren Fort- dauer für den inneren Frieden de» Reiche» unerträg lich wären und di« uns im Ausland« auf da» schwerste geschadet hoben." Auf msine weitere Frag«, worin diese Schädi- gung bestehe, lautete die Antwort: „Die Vorgänge sind im Auslände bekannt und man glaubt nicht mehr an unsere Ehrlichkeit und an die Repara tionen, wenn in Deutschland diese Zustände weiter geduldet werden." Oie betrübten veutschnationalen Die „Kreiszeitung", das von Graf Westarp herausgegebene Organ der Deutschnatio nalen Partei, ist über den Rücktritt des Kabinetts Cuno sehr bestürzt. Ihrem Kuurmcr über das neue Kabinett gibt sie in folgender Klage Ausdruck: „Die Bildungsgeschichte des Kabinetts Stresemann zeigt klar, wohin die Reise geht. Wenn es sich be stätigt, daß die Sozialdemokratie die vier wichtigen Ministerien: Inneres, Finanzen, Justiz und Wieder aufbau erhält, dann ist Dr. Stresemann in der Tat nichts anderes al» Steigbügelhalter der Sozial demokraten, dann muß ihm und seinem Kabinett mit der denkbar schärfsten Opposition entgegrngetreten werden. Dadurch, daß der sozialdemokratische preußische Ministerpräsident Braun al» Minister ohne Portefeuille in da» Reichskabinett eintreten soll (ein Reichsminister soll al» gegenteiliger Derbin- dungsoffizier im Preußenkabinctt Aufnahme finden), wird die Zusammenarbeit mit Herrn Severing noch bedeutend gefördert. Es scheinen sich alle bösen Geister gegen unser armes Vaterland verschworen zu haben." Wer den Grafen Westarp je hat sprechen hören, weiß, daß dieser Politiker nicht darüber hinaus- kommt, in jedem Sozialdemokraten einen vater- landslosen Gesellen zu sehen. Die kann man von ihm da verlangen, daß ihm z. B. die vater- ländische Haltung des jetzigen Minister» Soll- mann ein Licht darüber aufstecken könne, daß auch der deutsche Sozialdemokrat in der Verteidigung seines Landes die erste Pflicht steht? — Aber dar- um geht es ja den Deutschnationalen gar nicht. Ihr Feind heißt Severing, der die geliebten Deutschvölkischen so arg bedrängt. Daß der Ham burger Kaufherr Cuno mit diesem Menschen nur den allernötigsten Verkehr pflog, daß die deutsche Reichspolitik, die da» Wort „Republtt" nicht kannte, möglichst jede Berührung mit dem Preußen des 18. November vermied, da» war so recht nach den Wünschen der Feind« des neuen Staatswesens. Wußten sie doch recht gut, daß eine solch« Kühle zwischen den beiden bedeutendsten Stellen im Rrichsverdand etwas durchaus Un organische» war und der Republik nie nützen konnte. Daß diese» Hebel nunmehr endlich be hoben wird, kann die „Kreuzzeitung" von ihrem Standpunkt aus nur auf eine Verschwörung aller bösen Geister zurückführen. (Die Red.) Parlament und Diktatur Don Herrn Studienrat Dr. I. Richter, dem Vorsitzenden der Leipziger Gruppe der Deut- scheu Demokratischen Partei, erhalten wir das folgende Schreiben: Der Abdruck meines Artikel» „Aufgaben des Reichstags" in Nr. 187 des „Leipziger Tage blattes" ist mir, da ich auf Urlaub bin, verspätet zu Gesicht gekommen. So kann ich erst heute feststcllcn, daß die redaktionelle Bemerkung zu mei nem Artikel auf einem Mißverständnis beruht. Cs ist an sich selbstverständlich, daß ein deutscher Demo krat für den Parlamentarismus und gegen jede Diktatur ist. Aber um irgendwelcher Verwirrung oder auch nur Unklarheit vorzubeugen, sei nach drücklich ausgesprochen: Ich habe gefordert: 1. eine Reichstagsmehrheit, die die (äußerst ernste) Sachlage nüchtern und ohne Beschönigung erkennt (dieser Wunsch scheint vor der Erfüllung zu stehe»): 2. eine Reichstagsmehrheit, die dieser Erkenntnis ein Willenszentrum schafft in einer Regierung mit unbeschränkter Vollmacht, d. h. also doch in einer parlamentarischen Regierung, die vom Vertrauen d r Mehrheit des Parlaments getragen wird. Allerdings wünsche ich, daß diese parlamentarische Regierung mit größter Vollmacht ausgestattet werde, daß sie, unbeschadet aller verfassungsmäßigen Rechte des Reichstages, volle Handlungsfreiheit erhalte, und also ohne lähmende Rücksichtnahme auf wechselnde Strömungen und Stimmungen innerhalb und außer halb der Parteien unter eigener Verantwortung wirklich regieren kann. Versagt sie, täuscht sie das ihr geschenkte Vertrauen, so hat selbstverständlich der Reichstag nicht nur das Recht, sondern die Pflicht, sie zu stürzen. Eine solche Regierung ist, wie die redaktionelle Bemerkung will, „der Exponent der Volksvertretung". Eine solche starke Negierung, die von der Mehrheit der Volksvertretung auf den Schild erhoben worden ist, hat absolut nichts mit Diktatur zu schaffen; denn sie besitzt ja ihre Vollmacht von» Parlament und ist damit im eigentlichen und edelsten Sinne eine parlamentarische Regierung. Dies fest- zustellen, erscheint um so notwendiger, als wir in Deutschland, im Reich wie in den Ländern, vielfach unter einem formalistischen und blutlosen Parlamen tarismus leiden. * Zu unserem Bedauern können wir mit dem geehrten Briefschreiber nicht darin übereinstim men, daß wir die auf die Vollmachten der Negie rung bezügliche Stelle seines Artikels mißver- stündlich ausgelegt hätten. Es ist klar, daß dem ' Vorsitzenden der Leipziger Gruppe der DDP. keine Vorliebe für eine auf dem Wege des Staats streichs oder auf sonstwie gewaltsame Weise zur Herrschaft gelangte Diktatur zugetraur werden kann. Die Diktatur, die wir ausdrücklich ab lehnen zu müssen glaubten, ist vielmehr gerade jene, die nach Herrn Richters Vorschlag in der Gestalt einer vom Parlament zu bestellenden „Negierung mit unbeschränkter Vollmacht" in Erscheinung treten sollte. Man kommt nicht da- rum herum, daß die Einsetzung einer solchen Re- gierung, die ihres Amtes „ohne Rücksichtnahme auf wechselnde Strömungen innerhalb und außer- halb der Parteien" zu walten Hütte, mit der völ ligen Verneinung des parlamentarischen Systems gleichbedeutend wäre. Würde diese Verneinung vom Parlament selber ausgesprochen, so würde sie deshalb um nichts milder, sondern nur um ein gutes Teil widersinniger erscheinen. Im übrigen lehrt die Erfahrung der mit dem Par- lamentarismus vertrau«» Völker, daß diese Re- gievungsweise ihre Vorzüge gerade unter d:n schwierigsten Umständen am deutlichsten offen- bart. Gibt es noch einen in der Zeitgeschichte halbwegs Bewanderten, der nichts von den geradezu kriegsentscheiüenden Diensten wüßte, die den Franzosen und Engländern im Welt krieg von ihren Parlamenten geleistet wurden? Wenn Herr Richter den deutschen Parlamen- tarismus von heute als „formalistisch und blut- los" bezeichnet und damit im wesentlichen sagen will, daß das parlamentarische Leben bei uns noch viel zu wünschen übriglasse, so können wir ihm darin zustimmen, ohne uns freilich darüber wundern zu können, daß eine kaum erst hervor- gebrochene Frucht nicht im Handumdrehen zur Vollreife gediehen ist. Herr Richter hinwiederum ist als ein Führer der Demokratie mit uns ohne Zweifel dann einig, dem deutschen Parlamenta- rismus die gedeihlichste Entfaltung zu wünschen. Nur geht es dann nicht an, den vor kurzem erst über die Schwelle des Daseins gelangten zur Preisgabe seiner Rechte und Pflichten an eine „mit größter Vollmacht ausgestattete" Re gierung, d. h. zum Selbstmord einzuladen. t.» 4 PoinearL wird am nächsten Sonntag be! Ge legenheit der Einweihung eine» Kriegerdenkmals in Charleville ein« Reo« halten. * Rach einer Havasmeldung hat der Pariser Ab geordnete Mare Sananier «inen Brief an dm Ministerpräsidenten gerichtet, in de» er erklärt, der großartige Erfolg de« II. Internationalen demokratischen Kongresse», der in den letzten Tagen in Freiburg in Deutschland abae- halten worden sei, hab« gezeigt, daß e» auf der ande ren Seite des Rhein» gegenüber den Militaristen und Alldeutsche», dir au» dem Kriege nicht» gelernt hätten, eine machtvolle pazifistisch« Bewegung gebe, die Frankreich weder zu verhöhnen noch zu vernoch- lässigen das Recht habe. Di« sp autsch« Zeitung „ABE" beschäfttat sich mit der Agonie der Mark und sagt, daß die Haupt schuld daran die durch Frankreich unmöglich gr- machte Lösung -er Reparation»frage trage. Da« Blatt schließt mit einem Borwurf für England, weil e» Worte «ach«, stat zu handeln. „Ai geklebt Mit beamte schrtftsr schloß fi erwider formula daß die geschehe, E» denn ü schon se> und mü mungen Hütte. Fest stimmun Neuerur des Defi haben n vorsichtt ohne M sie gnäv Gebühr Aber dc kleiner?' nämlich 6000 M. Nun dm begleiche Aus Post ihr« nimmt, > führen l Schulter * No, Leipzig I und 500 < lauten, h und Prir reiche bei sind, an im Derb Prägesten gliedern lassen de- das Notg Aufruf ei Nachz« städtischer blicbenen nus der Rachzahsi empfär Persoi nur bis 1 sonenzüge 12,02 n. (Hamburx (an 7HS) mäßig ge> * Gen werbetreil pflichtig 1 daß der r facher Hö fällig ger dieses frist läuft folgt ko zuschlag. 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