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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.08.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192308157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230815
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230815
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-08
- Tag 1923-08-15
-
Monat
1923-08
-
Jahr
1923
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8ette 2 Nr. 192 bereits im Umlauf befindlichen Bankscheck» seinen ordnungsgemäßen Weg und wird überall, insofern e» sich eben um Scheine namhafter Unternehmen, wie Leutke, A.-G., Leuna-Werke, Mitteldeutsches Braun kohlensyndikat, Leipziger Polstermöbelfabrik, Woll kämmerei u. a. m., handelt, anstandslos an genommen. Aufruf zum Generalstreik SO Goldpfennige Gtundenlohn gefordert Dresden, 14. August. (E i g. Tel.) Der sächsische Landes-Ausschuß der Kommunistischen Partei erläßt einen Aufruf an die sächsischen Arbeiter, überall den Generalstreik zu beschließen. Jede Sabotage müßte zerschmettert werden. Der Aufruf dürfte seine Wirkungen auf die kommunistischen Be triebe nicht verfehlen. Die V. P. D. hält sich vorerst zurück. In mehreren Betrieben hat die Streikparole bereits zur passiven Resistenz geführt. Die Kommu nisten Hetzen die Bergleute im sächsischen Steinkohlen gebiet auf, trotz der ihnen bewilligten 5 Millionen Mark Beihilfe den Aufstand fortzuführen, die 5 Millionen seien eine Lappalie. Die Losung der Bergarbeiter müsse sein: 60 Goldpfennige Stundenlohn als Mindestbezahlung. Da dir Kommunisten unter den Bergleuten einen starken Anhang haben, kann der verhängnisvolle Ausstand leicht von neuem ausbrechen. Vas Ende des Berliner Streiks Berlin, 14. August. (Eig Te l.) Der vom kom munistischen Betriebsrats-Ausschuß am Sonnabend proklamierte Generalstreik, der bis heut« Mitternacht und noch darüber hinaus oerlängerr werden sollte, ist bereits heute morgen vollstän dig in sich zusammengebrochen. Die kom munistischen Betriebsräte, die sich am Vormittag zu weiteren Beschlüssen wieder versammelt hatten, sahen ein, daß ein Beschluß, den Streik weiter zu führen, vergeblich sein würde. Der größte Teil war für den Abbruch des Streikes, und so wurde be schlossen, den Streik heute nacht zu beenden und morgen früh die Arbeit wieder aufzu nehmen. Tatsächlich ist in vielen bestreikten Betrieben schon heute morgen die Arbeit wieder ausgenom men worden. Nachdem bereits gestern in den Gas- anstalten und in den Elektrizitätswerken wieder ge arbeitet wurde, ist heute morgen der Strom kür die Straßenbahn freigegeben worden- Die Straßenbahn hat auch sofort in einer ganzen Anzahl von Bahn höfen den Verkehr wieder ausgenommen, der seit Sonnabend still lag. Die Kommunisten versuchen allerdings, durch Terror den Verkehr zu be hindern. Mehrfach ist es hierbei zu schweren Zusammenstößen gekommen. Wagen wurden demoliert, Fensterscheiben cingr schlagen und die Fahrgäste mit Gewalt herausgctriebcn. Die Schupo, die erhöhte Bereitschaft hat, greift überall ein und jagt die Demonstranten auseinander. Die meisten Bahnhöfe sind polizeilich gesichert, und in den be- drohten Stadtteilen fahren die Etraßenbahnzüg« unter polizeilichem Schutz. Dio k o m m u u i st i s ch e n Rowdys werden bald cinsohen müssen, daß sie gegen den Arbeitswillen, der immer stärker durch dringt, nicht mehr aufkommen können und es ist zu hoffen, daß der Verkehr noch heute normal wird. Auch die Eisenbahnvorortszügc ver kehren wieder vollkommen planmäßig. In fast allen Werkstätten ist dem Aufruf des Reichs bahndirektionspräsidenten Folge geleistet und die Arbeit heute wieder ausgenommen worden. Auch hier wurden Störungsversuche unternommen, die aber ebenfalls verhindert wurden. Die Kommunisten versuchen überhaupt durch Demonstrationen und Radauszenen die Bevölkerung einzuschüchtern. Schon gestern abend kam cs in verschiedenen Stadtteilen zu Zu sammenstößen, die sich auch in der Nacht fortsetzten. So namentlich in Schöneberg, wo die Menge ein Eaf6 zu stürmen versuchte. Der Polizei gelang es aber, überall durch rechtzeitiges Eingreifen Ausschreitungen zu verhindern. Insgesamt wurden 100 Personen verhaftet die sich wegen Landfriedensbruchs zu verantworten haben werden. Heute morgen versuchten die Kom- munisten die Verbreitung bürgerlicher Zeitungen zu verhindern-, den Händlern wurden die Zeitungen entrissen und die Blätter ins Wasser geworfen oder auf der Straße verbrannt. Im Norden Berlins kam es zu Plünderungen in einem Lebensmittel geschäft und in einer Bäckerei. In der letzteren wur- den :rO0 Brote gestohlen. In dem Duttergeschäft wurden die gesamten Vorräte geraubt. Mehrere der Räubrr konnten verhaftet werden. Auch in der Metallindustrie kommt die Arbeit wieder in Dang. In den Siemens-Werken ist fast die gesamte Belegschaft wieder eingerückt. In der AEG. und anderen Betrieben verharrt zwar ein Teil der Arbeiter noch in passiver Resistenz, doch wird von den meisten die Arbeit ordnungsgemäß versehen. Die von den Kommunisten in großsprecherischer Weise für heute angekündigte Lahmlegung der Reichsdruckerei und Stillegung der Notcnpresse ist natürlich nicht ein getreten. In der Reichsdruckerei ist die volle Beleg schaft erschienen und es wird voll gearbeitet. Die »Rote Fahne" ist auch heute wieder der Beschlagnahme verfallen. Beamte der politischen Abteilung des Berliner Polizeipräsidiums erschienen in der Druckerei, als da» erste Exemplar das Haus verlassen hatte und sperrten bi« auf wenige hundert Exemplare die ganze Auflage. TeNftrelk bei Scherl Berlin, 14. August. Nachdem der allgemeine Duchdruckcrstreik am Freitag beigelcgt worden war, entwickelte sich in den Berliner technischen Betrieben der Firma August Scherl, D. m. b. H., ein wilder Teilstreik. Die Firma hat infolge dieser Vorkommnisse das gesamte, mehr als tausend köpfige Personal, darunter den Betriebsrat, entlassen. Die technische Herstellung der Zeitungen und Zeit schriften de« Verlages (.Berliner Lokalanzeiger", .Der Tag", .Die Woche", „Die Gartenlaube", .Der Sport im Bild" usw.) erscheint auf anderer Grund lage gesichert. Verschärfung des Streiks in Vrandenburg Bravdenbur-, 14. August. (Eig. Tel.) Die Stretklage in der Stadt Brandenburg bat sich heukr bi» zum Acußrrsten zugespitzt. Demou- strationszügc begeben sich zu den großen Industrie Leipziger Lsgedlstt «aä NsuLÄdrei^mg werken und fordern zum Streik auf. Da» Walzwerk ist vollständig von Streikenden umzingelt. Schupo ist zur Hilfe entsandt worden. Die Fabrikanten haben sich entschlossen, die Lohnzahlungen zweimal wächentlia) vorzunehmen. Behördlich sind alle Maß nahmen getroffen worden, um die Unruhen im Keim zu ersticken. In den großen Fahrradwerken ist heute Vie Belegschaft nicht mehr erschienen. Schwere Ausschreitungen in Aachen Aachen, 14. August. Ein vom Blücherplatz aus- gehender Demonstrationszug von Arbeitern um zingelte heute mittag das Polizeipräsidium. Eine Abordnung verlangte von dem Vertreter des Polizei präsidenten die Herausgabe der Gefangenen, die am letzten Freitag wegen Diebstahls nach heftigem Widerstand von der Polizei festgcnommen worden waren, und verlangt» die Entlassung de» Haupt rädelsführer«, was abgelehnt wurde. Die Führer, die au» dem Gebäude herouskamen, um der Menge das Ergebnis ihrer Besprechungen mitzuteileu, wurden von der Ansammlung niedergeschrien. Es wurden Schüsse in da» Polizeipräsidium hineingefeuert. Auch wurde mit Eisenstucken ge- worfen. Das sich auf der Hauptwache befindliche Polizeikommando mußte di« Schußwaffe gebrauchen. Bisher sind etwa 10 Tot« und eine größere An zahl Verwundeter festgestellt worden. Auch in der Umgebung von Aachen ereigneten sich am Montag schwere Unruhen. Die Berg arbeiter und andere Arbeiter sind überall in den Streik getreten. Der Blumentaler Hof bei Höngen wurde von der Menge gestürmt. Die Polizei mußte sich vor der Menge zurückziehen. Der Hof wurde vollständig ausgeplündert. Zusammenstöße mit Land jägern fanden in dem Gebiete Jülichs statt. Die Beamten wurden mit Steinen bombardiert. Schwere Ausschreitungen werden au» Alsdorf gemeldet. Dort sollten die Landjäger das Bürgermeisteramt räumen. Diesem Verlangen wurde nicht stattgegeben. Bei einem darauffolgenden Angriff auf das Rathaus wurde von der Menge mit Handgranaten geworfen. Die Landjäger machten von der Schuß waffe Gebrauch. Mehrere Personen wurden getötet. Vie Lage in 3eitz Alarmierende Nachrichten Halle a. S., 14. August. (Eig. Te l.) In Halle dauert der Generalstreik noch fort, doch hat ein Teil der Fabriken wieder angefangen zu ar beiten, namentlich in dem industriereichen Vorort Ammendorf sind zahlreiche Arbeiter in die Fabriken zurückgekehrt Die Lage im Braunkohlcnreoier ist im allgemeinen ruhig. Die Gewerkschaften streiken, ver- halten sich aber passiv. Das gilt besonders für den Oberröblinger und den Ammendorfer Bezirk. Kritische Verhältnisse scheinen sich dagegen zwischen Zeitz und Weißenfels heraus zubilden. Den Kommunisten ist es anscheinend doch gelungen, die Arbeiter stark auszuhetzen-, es sollen auch Waffen aus dem Freistaat Sachsen in die dortige Gegend gelangt sein. In Teuchern und Um- gegend bewaffnen sich die Arbeiter auf den Gruben. Man sieht auch verschiedentlich Rauchsäulen auf steigen, so daß e» den Anschein hat, als hätten die Streikenden Feuer angelegt. In Teuchern spricht man davon, daß die bewaffneten Arbeiter nach Zeitz zu marschieren beschlossen hätten, um Rache zu nehmen an der dortigen Schutz polizei, di, dort gestern die Kommunisten blutig niedergeschlagen hat. wettere Opfer -er Hamburger Unruhen Hamburg, 14. August. (Eig. Ter.) Die Nacht ist in Hamburg ruhig verlaufen und heute früh hat die Stadt ihr normales Aussehen wiedergefunden. In den Landbezirken sind die Ar- beiter der kommunistischen Generalstreik»«!»!« nichr gefolgt, sondern sind in der großen Mehrzahl zur Arbeit erschienen, jedoch ruht die Arbeit auf den Werften noch. Obgleich die Unternehmer der größeren Werften sich gestern bereit erklärt hatten, die Betriebe wieder zu öffnen, kamen heute früh nur sehr wenig Arbeiter, offenbar, weil die gemäßigten Arbeiter n ch den gestrigen blutigen Vorgängen den Terrorismus der Radikalen fürchten. Die Schießereien am Montag haben noch wei tere Todesopfer gefordert. Ein junger Ar beiter ist durch die Schüsse der bedrängten Polizei um» Leben gekommen. Das „Hamburger Fremden- blatt" weiß zu berichten, daß außerdem noch zwei junge Burschen getötet worden sind. Noä)- dem der Hamburger Senat über da» Hamburger Staatsgebiet den Ausnahmezustand verhängt hat, ist von der preußischen Regierung auch der Ausnahme zustand über die preußischen Teile des Wirtschaft»- geoiete« Großhamburg, über Altona, Wandsbek und Harburg ausgesprochen worden. Das neue Reichskabinett (Wiederholt, weil nur in einem Teil der Auflage.) * Berit», 13. August. Der Reichspräsident hat den Neichstagsabgeordneten Dr. Stresemann zum Reichskanzler ernannt und auf seinen Dor- schlag die Reich»minist«rien wie folgt besetzt: Reichsmtnister für Wiederaufbau und Stellvertre ter de» Reich«kanzler«: Reichsminister a. D. Robert Schmidt. Reich»arb«it»minister: Reichsminister Dr. Braun». Reichsministrr de» Innern: Reichstagsabgeordne ter Sollmann. R»ich«verkehr»minister: Reichsminister Oeser. Reichsftnanzminister: Dr. Hilfrrding. Reiwswehrmtnister: Reichsmtnister Dr. Deßler. Retky»justizmtnister: Reichsminister a. D. Rad druck. Reich»,rnührun-smtntster: Reicheminister Dr. Luther. Da» neu zu schaffend« Amt eine» Reichsmtnister» für die besetzten Groitte wird dem Oberpräfidenten Fuchs übrrtraaen. Mit der Wahrnehmung der Geschäfte de» Reichs minister» de» Auswärtigen ist bi» auf untere» der Reichskanzler beauftragt. Für da» Reich»wirtschaft»minist«rium ist der Reichsministrr a. D. ». Raumer in Aussicht -e- nommen. Da» Rrich»postministerium ist noch unbesetzt. Giresemanns Regi'erungserttänmg Das neue Kabinett im Reichstag Berlin, 14. August. (Eig. Tel.) Die heutige Plenarsitzung trägt über da» gewöhnliche Gepräge des jetzt so häufigen großen Tage» hinaus noch ven besonderen Schmuck des Verfassungstages. Die Stirn wand ist bedeckt mit der Präambel der Weimarer Verfassungsurkunde und mit den Wappen der be setzten Gebiete, die den Reichsadler umgeben. Doll besetzt ist die Diplomatenloge. Neben dem markanten Kopf D' Abernons, des englischen Botschafters, sieht man diesmal die gepflegte aristokratische Gestalt des russischen Botschafters Krestinski; und zu seiner Rechten sitzt der französische Kammerabaeoro- nete Albert Thomas, ver Direktor des Inter nationalen Arbeitsamts in Genf. Unter den Plätzen der Abgeordneten ist der Dr. Gustav Stresemann» verwaist, ein wenig rechts dahinter sitzt auf seinem gewohnten Platz in gewohnter Ruh« Hugo Stin- ne». Gegen N3 Uhr ertönt da» Glockenzeichen. Al» erstes der Kabinettsmitglieder betritt Dr. Brauns den Saal. Stresemann erscheint, verneigt sich mehrfach nach allen Seiten, nimmt Platz an dem historischen Eckplatz des Kanzlers, neben ihm Robert Schmidt, der Vizekanzler. Es schließen sich an SoIlmann, der sich in der neuen Würde etwas ungewohnt vorzukommen scheint, Herr v. Rau mer, Hilferding,Braun,Geßt er,Oeser und Fuchs. N3 Uhr ist vorüber, als Präsident Loebe die Sitzung eröffnet. Es plätschert in Formalitäten. Dann eine kleine Ueberraschung: Eine Geschäfts- ordnungsdebatte, nein, besser ein Geschäftsordnungs monolog. Koen en polemisiert gegen die Ausnahme verordnung de» Reichspräsidenten vom 10. August. Er appelliert an die Demokratie. Nach der Reichs verfassung müsse der Reichstag in der ersten Sitzung Stellung zu dieser Ausnahmeverordnung nehmen. Er verlangt, daß das Haus einen kommunistischen An trag auf Aufhebung dieser Verordnung an erster Stelle behandelt. Für diesen Antrag stimmte außer den Kommunisten nur Ledebour. Nun kommt Koenen nochmals auf die Tribüne: Ist es dieses nicht, soll cs jenes sein! Ein anderer erster Gegenstand der Tagesordnung: Gegen das Verbot öffentlicher Versammlungen und Umzüge, das der preußische Minister des Innern erlassen hat. soll das Haus sich aussprechen, und zwar sofort. Auch dieser Antrag wird abgelehnt. Das Wort nimmt sogleich Reichskanzler vr. Stresemann der von den Kommunisten mit lärmenden Schimpf worten empfangen wird, die von dem Präsidenten ernstlich gerügt werden. Stresemann geht dann auf die bereits bekannte Zusammensetzung de» neuen Kabinetts ein und fügt hinzu: „Das Auswärtige Amt wird vorläufig vom Reichskanzler verwaltet. Die Ernennung des Außenminister» wird ebenso wie- die des Reichspostministers noch erfolgen. Als Minister ohne Portefeuille gehört dem Kabinett Oberpräsident Dr. Fuchs an. Zu seinen Obliegenheiten gehört die Sorge für die besetzten Lande an Rhein und Ruhr. Das Rheinland soll wissen, daß seine Interessen in der Reichsregierung stets besondere Pflege finden. (Beifalü Großer anhaltender Lärm bei den Kommunisten.) Der Begriff der Demokratie schließt doch auch das Anhören von Meinungen ein, die nicht erwünscht sind. Vielleicht haben Sie di« Düte, den Appell, den Sie (zu den Kommunisten) vorher an das Hohe Haus richteten, auch zu beachten. (Leb- hafte Zustimmung.) Demokratische Herr schaft ist jedenfall» Herrschaft der Mehrheit und nicht Diktatur einer Minderheit. (Erneuter stürmischer Beifall.) Der Reichskanzler spricht sodann seinem Amts vorgänger aufrichtigen Dank au» (Lachen bei den Kommunisten). Er erklärt: Dr. Cuno hat Gegner seiner Politik, aber keine persönlichen Feinde ge- habt (Zustimmung). Er war eine der wenigen Persönlichkeiten der praktischen Wirtschaft, die dem jungen republikanischen Deutschland ihre Dienste zur Verfügung gestellt haben. Die Kritik der Gegen wart an den Leistungen seine» Kabinett» darf nicht vorübergehen an der Tatsache, daß bisher jede Politik zur Konsolidierung der deut schen Verhältnisse von außen unmög lich gemacht wurde. Der Reichskanzler Dr. Cuno hat in der Begründung für die Niederlegung seines Amte» zum Ausdruck gebracht, daß er den Weg freimachen wollte für ein Kabinett auf größerer parlamentarischer Grundlage durch Zusammen fassung aller Dolkskräfte. Damit wollte er dem Reiche innere Kämpfe ersparen. Ich möchte mein Amt nicht antreten, ohne dem geschiedenen Reichs kanzler und seinen Mitarbeitern, die nur da» beste kür das Land und das Volk erstrebt haben, auch von dieser Stelle den aufrichtigsten Dank zum Ausdruck zu bringen. (Lebhafter Beifall.) Der Lhareckter Ke« neuen Kabinett« ist durch seine Entstehung gegeben. Es ist aufaebaut auf parlamentarischer Basis, und es ist entstanden in einer außerordentlich ernsten und verantwortungs reichen Zeit. Wir stehen außen- und innenpolitisch vor großen Spannungen und großen Entscheidungen. Diese Entscheidungen verlangen den Zusammen schluß aller verfassungsmäßigen, staatsbejahenden Kräfte. E» ist völlig müßig, darüber zu streiten, ob dieses Kabinett mehr nach der einen oder anderen parteipolitischen Seite beeinflußt werde. Den Ansturm von außen und innen wird der Staat nur besteben können, wenn Regierung und ein« staatsbejahend« Opposition sich in der Sorge um die deutsche Zukunft zusammenfinden (Zustimmung). Da» Ausland möge nicht glauben, daß dieser Kabinettwechsel »in Zeichen der Schwäche sei. Dieses Kabinett, da- auf der breitesten parla mentarischen Grundlage aufgebaut ist, breiter al» je ein Kabinett seit dem Bestehen der Deutschen Repu blik, will muh da» stärkste Kabinett -egen jeden Gedanken einer Bergewaltl- guna Deutschland» sein (Bravo). Ob «» die» erreichen wird, da» wird von dem Zusammenwirken de» Reiche» mit den Ländern, von dem Zusammen wirken mit dem gesamten Volke abhängen. Da» Reichskabinett hat volle» verstänüni» für den Drang nach Eigenleben in den deut schen Ländern. Di, Einführung dteser Eigenart in das Reichsganze war aber auch -u keiner Zeik mehr geboten, al» in der Gegenwart. Dasselbe Be kenntnis zum Reichs- und Staatsgedanken, vor allem zum staatlichen Denken, muß vom Volke ausgehen. Wir sind weit davon entfernt, die parlamentarische Stärke eine» Kabinett» für das allein Maßgebende anzusehen. Die Parteien versinnbildlichen nicht allein da» deutsche Volk, neben den Parteien bestehen die reichen Kräfte des Volkslebens auf der Grundlage beruflicher Zusammenfassung, auf der Grundlage der Etammeseigenart. Alle diese Kräfte brauchen wir zur Stützung des Staatsgedankens. Wer aber in der heutigen Zeit glaubt, daß die Verhältnisse ihm das Recht geben, mit Gesinnungsgenossen sich zusammenzutun, um ge walttätige Angriffe gegen den Staat und seine Der- fassung zu richten, der wird, wo immer er stehen möge, auf den unbeugsamen Willen der Reichsregierung stoßen, diesen Gewalttätig keiten mit allen Kräften entgegenzutrcten. (Lebhafter Beifall.) Die Reichsregierung hat den Willen, dieses zu tun, sie hat die Machtmittel, dieses zu tun und sie hat die Absicht, diese Mittel gegen jeden etnzusetzen, der sich vermißt, den Staat und seine Ver fassung unterminieren zu wollen. (Leb hafter Beifall.) Wir hoffen, daß die öffentliche Mei nung die Regierung in ihrem Bestreben, Ordnung und Sicherheit aufrechtzuerhalten, unterstützen wird. Im heutigen demokratischen Zeitalter können alle Kämpfe nur mit der öffentlichen Meinung des Land.» gewonnen werden. Das gilt wie im Innern auch von den Kampfzuständen an Rhein und Ruhr. In diesem Kampfe hat bisher die gesamte öffentliche Meinung Deutschlands sich mit Entschiedenheit auf gebäumt gegen die Vergewaltigung deutschen Rechts. Ob Frankreich und Belgien sich auf dieselbe öffrnr- liche Meinung stützen können? Wie stark muß die Empfindung des an Deutschland verübten Unrechts sein, wenn die englische Note an Frankreich trotz der engen Beziehungen der Alliierten untereinander der Weltöffentlichkeit dieses Unrecht vor Augen führt? Der passive Widerstand der deutschen Bevölkerung hat seine tiefsten Wurzeln in seinem festen Bewußtsein des guten Rechts. (Lebhafter Beifall ) Unzweideutig wird dieses gute Recht nunmehr auch von der britischen Regierung anerkannt. Wenn von den Ausführungen der eng- lischen Note über die Unrechtmäßigkeit der Ruhrbesetzung auch nicht ohne weiteres die Lösung der Ruhr- und Rheinfrage zu erwarten ist, sc dürfen wir doch annehmen, daß die Kundgebung der briti schen Auffassung auch in Frankreich und Belgien nicht ohne Widerhall bleiben wird. Dre Reichs regierung ist auch ihrerseits damit einverstanden, daß die Frage der Recht- oder Unrechtmäßigkeit dec Ruhraktion einem internationalen Schieds gericht unterbreitet wird. Wir zweifeln nichr daran, daß diese unparteiische Entscheidung uns diel' Verfügung über das Ruhrgebiet wiedergeben wird. Man nannte das deutsche Volk einst stolz das Bvikr der Arbeit. Nirgends klang der Rhythmus ununter brochener Arbeit stärker als an der Nnhr. Man redet uns heut« zu, wir sollten an der Ruhr zur Ar- beit zurückkehren. Wir sehnen uns danach, daß das Ruhrgebiet zur Arbeit zurückkehrt, aber Arbeit und Freiheit sind für das Ruhrgebiet iden» tische Begriffe. (Lebhafter Beifall.) An dem Tage, an dem uns die Verfiigung über da» Ruhr gebiet zurückgegeben wird, werden alle Kräfte sich regen, um die unerträgliche Stillegung der Schlag ader der deutschen Wirtschaft zu beenden. Im Einverständnis mit dem, was der früher« Herr Außenminister und was ich selbst als Mitglied dieses Hohen Hauses am 8-August ausgeführt habe, betone ich auch heute, das deutsche Volk hat den pas siven Widerstand für die Erreichung ganz bestimmter Ziele ausgenommen. Wenn uns die freie und un abhängige Verfiigung über das deutsche Ruhrgebiet wieder gewährleistet ist, wenn die Rheinland« sich in dem international garantierten vertragsmäßigen Zu- stände befinden, wenn jeder vergewaltigte Deutsche von Ruhr und Rhein der Freiheit und der Heimar wiedergegeben ist, dann werden wir nach einer uns zu gewährenden Atempause unter Aufbietung aller wirtschaftlichen Kräfte des Landes auch tue Mittel für ein« Regelung der Reparattonsfrage aufbringen können, sofern die un» auferlegten Lasten uns bei harter Arbeit die Existenz unseres staatlichen und wirtschaftlichen Lebens und die Wciterentwick- lung unseres Volkes gewährleisten, ohne die die sitt lichen Kräfte zu einer Erzielung stärkster Leistungen nicht aufgebracht werden können. (Lebhafter Bei- fall.) Die Konsolidierung unserer politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse ist auch die Voraus setzung für die Wiederaufnahme der Sachliefe rungen, die infolge der durch die Ruhrbesetzung kerbelgeführten wirtschaftlichen Zerrüttung in un- serem Daterlande unterbrochen werden mußten. Ich verlasse damit das Gebiet der Außenpolitik, zumal ich es ausführlich in meiner Rede, die ich als Abgeordneter vor wenigen Tagen hielt, behandelt habe, und wend« mich mit kurzen Worten der in neren Lage zu. Nichts wäre falscher, als etwa die Tatsache der englischen Rote zur Grundlage für eine politische Lethargie zu machen. Wir wissen nicht, welche politischen Folgerungen von dieser Note auegehen werden, wir wissen nicht, ob und wann sie sichtbar werden. Man verlangt von un« außenpoli- tische Aktivität, die wir nur entfalten können, wenn Ordnung in den deutsche» Verhält»iss« !» Z»»er» ist. (Sehr gutl) Wir haben verheißungsvolle An fänge dazu gerade in der Arbeit der letzten Tage ge macht. Ich erinnere an die Verabschiedung der Steuervorlaaen, die getragen war von dem Verantwortungsgefühl aller Parteien im Hause. Wir stehen vor der Bewilligung der Goldanleihe, die jetzt aufgelegt worden ist. An alle Schichten des Volke» richten wir die Aufforderung, diese deutsche Geldanleihe auf« kräftigste zu unterstützen; sie soll un» eine» der Mittel sein, um die Geldinflation zurückiudämmen, die Verhältnisse geschaffen hat, unter denen weite Volksschichten in Deutschland kaum noch über di« notwendigsten Subsistenzmittel ver fügen. Die Goldanleihe ist nicht da« einzig« Mittel zur Bekämpfung dieser Papierflui, aber sie soll der Anfang zur Gesuttdung der Der- Wttvc Bekunden Sie und innen, da schwerster Zeit ei sächliche Bekund« Nation wird ihr Verloren ist nur, haben da» Rech Gf Boi Verehrte, g Obwohl ich wc noch jemals mir d zuteil geworden is schreiben. Erlauben Sie i Straßen unserer C liebe» Bild nicht Fenstern verschlo wage. Sie seien i liebe Sie Überaus daß ich Ihnen, an haben mögen, u muß. Vorerst ock werden, wo Sie st, süße, gnädige Arc ,n einem unserer , welch« nur dazri seine fad», somme, haben Sie, tch bitt keil, dies» Sag« an leicht la etarm ro eine« tief, tief v«r kühlen, klaren Ber gela, oder am M Gegen-, wo e» »ich die zwischen Wald Wolken gestellt st, bieten de» verfass duftige «n» schimm Dame, t» dich« G, Gut« Morgen zehn Uhr k» Ker j rad« erhoben von c Butter und den H zehren, wäre rchel wollen un» E» findet je- diese» Dormitt Sohne, diesem frn Sie von hältnifl« sei im einzeln mittel sein ft Rcichsregieru beständig wirtschaft vo und soweit r die» schon d< wegung der erträgliche S Währung, fr» lichen und ft den dring teien, an i Frage mitz es keine Par positive Mita bessern oermo wir dankbar hat der gesun läge entzogen w.rtschaftlich« Wik richt« gen Mithilfe c Wir sind weit Frage nur : sehen. Ohne schäft und Ink oe» ganzen vo mässen wir je Ernährung dei strllung gesur schwert. Wer schaftliche Erz« hält, der vrrsi richtig!). Wer tut dasselbe (E Die Aufg der Industrie deutsche Regie: rung der Ern Währung nach lich auch in - und in der U große Verbind die Bereitwilli rcnder Wirtsch« stellt haben, i Bereitwilligkeit um so eher in lichen Eingriff« an ihre Stelle Die Wert! j lohnung ist I gesicht» der gssa I und sozialen D« I einfach die Brr i Deutschland» v s Grundlage für diese Grundlage Ueberspannung in sich, daß u s keit auf dem Voraussetzung f l bilanz, ohne db Verpflichtungen Wirtschaft im I nicht zu der I richte diese I einzelne Klasse, den gesunden I (Zwischenruf des I nicht, daß wir t I an Ihrem törich I Zurufe bei den l I Erregung über d I «örtlichen Stre I Hause, Händeklai rufe vo« der Lus Wir k
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