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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.08.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192308157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230815
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230815
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-08
- Tag 1923-08-15
-
Monat
1923-08
-
Jahr
1923
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tzerninj u>c» I,. kN ngbach. ,ue. lunNetn gg<Ung H Stein Malden Lanrin >. ProU Beckow inkwart Dervan ltt.' 1. Uhr. blaue d! Llnrslnummsr S0000 ßHsrk «Uttvock, 6«a 16. 1926 Ur. 192 117. JaLrg. Beznasprels: Vorlo. SrscbelM »üalich morgen-, ander Montag«. Höhere vtewalt M^U W M MM M M M M M MM WM ww ZciIeM.4000, t8elegenhelt«anz.o>r>v.Nai bliebt «rrfllllung aus. DchrUtleir.. (Setcvans,,.. Druckerei: Letvria. M W KU M »M« M N U -UU Leite M.5000. Sielleng.swm Zeile Ä. «000. a sodann iSgasse « «Nernspiecher OnSgespröche Sammel-Nr.:708811. mw-Zl.ML0000.suruSw MLS08o.ReN?.'wwbr ^erngesprach«1708S-170S2); ebenda u.vr allen Filialen Anzetgeu- u. M.100000.«uSlandSanz.m Balulaauilchl.Bei «et- (Stad»> u. Dost-i«»» 24mm br. mm-Zetle M.11000. 7«se: Famtlirnanr v.Pliv. Naiur-u.Slrllenangeb.wm- —22. amil. vekanntin.Topprl- 8^^»^70Al'7M^n^^EnFtt ^!.1ÜiLÖoMän^ Adonnrment-Rnüahme; auch nimmt jedes Postamt Bestellungen an. n. Daterworich.unverbindl.Srstzll.-Ort Leipzig. PostschecNLetpjLüO4. »«» «tHLlt »1« ««Ute»«, da» A»U»«tt»rSK»tt«,» 8*iV»i«. ^srn-KuLKLdo Vie englische Note K. V. Leipzig, 14. August Dir englische Regierung hat an Frank reich und Belgien auf die Erwiderungen dieser beiden Länder -u dem englischen Entwurf eine Antwort geschickt, die die Klarheit über die Form stellt. Lord Lurzon verzichtet völlig auf jede schonende Redensart gegenüber den beiden Alliierten; ja, man gewinnt von Satz zu Satz deutlicher den Eindruck, al» ob England eine absichtliche Rücksichtslosigkeit zeigen wolle. Der Ton der Note ist hart von den ersten drei Worten, die von „einer aufrichtigen Ent täuschung" sprechen, bis zum Schluß, der den beiden Ländern den Borwurf macht, daß sie mit ihrer Rcparationspolitik „einen schweren Fehler, der mit großen wirtschaftlichen und politischen Gefahren ver bunden ist", begehen. Dazwischen klingt aus dem Ton des öfteren eine starke Bitterkeit, vor allem an den Stellen, wo auf französische und belgische Raffgier hingewiesen wird, die bereit« die Einleitung von interalliierten Be sprechungen „von der Konzession pekuniärer Vorteile weitreichender Art" abhängig gemacht sehen will. Die Note vermeidet jedes kritische Wort. Aber in der nüchternen Aufzählung der vielen Hindernisse, die Frankreich und Belgien nicht nur einer vernünftigen Lösung der Reparationsfrage, sondern auch einer ruhigen Auseinandersetzung über die interalliierten Schulden bereiten, liegt viel mehr als eine subjektive Anklage: diese beiden Länder sind vor der Meinung der Welt rücksichtslos bloßgestellt. Und es ist eine alliierte Macht, die das besorgt hat. Wenn die englische Politik in den letzten Wochen etwas nachgelassen hatte und es schien, als ob Poincarä auf dem ganzen weiten Gebiet der äußeren Politik unumschränkt schalten könne, so beweist die neue Note doch, daß man wohl auch in London einmal einen Augenblick ermüden kann, schließlich aber das englische Volk seiner politischen Natur immer wieder gerecht werden muß. PoincarS meinte, er könne England ein Nessushemd über- streifen; in der jetzigen Note aber will sich die bri- tische Regierung offenbar von der Umklammerung befreien. Die Note ist politische Aufklärung im besten Sinne. Die Reparationssummen, die bisher immer wieder aufgestellt worden sind, werden mit einem Wort als sinnlos abgetan, da man bei all diesen Berechnungen „noch keinerlei Erfah rung darin besessen habe, interstaatliche Verpflich tungen von solchen Niesenausmaßen festzustellen." Wenn man sich erinnert, mit welch heißem Be mühen diese Zahlen immer wieder aufgestellt, wie sie dann geradezu als saerale Tatsachen respektiert wurden, so ist die Respektlosigkeit, mit der England sich nun von ihnen abwendet, um so bemerkens werter. Ebenso rücksichtslos offen wird die Aussichtslosig keit dargetan, von Deutschland mehr Zahlungen zu erwarten, als es leisten könne. Diese Darlegungen aber bilden nur den Auftakt zur nüchternsten Charakterisierung der französischen Politik, die von Deutschland Unmögliches fordert, um „die sorge- sehens Zahlungsperiode auf unbegrenzte Zeit oder gar auf immer zu verlängern." Und nachdem die heilige Reparationskommisfion als ein Instrument der ftanzösisch-belgischen Politik" hingestellt und ihren antiquiert« Berechnung-Methoden jeder innere Wert glatt abgesprochen ist, zieht die Note das Resümee aus der ganzen französisch-belgischen Politik: ein „schwerer Fehler und ein großes Unglück"! Man muß entweder sehr fest von dem inneren Halt einer Freundschaft überzeugt sein oder man muß innerlich mit dieser Freundschaft gebrochen baden, wenn man dem Verbündeten vor aller Öffentlichkeit solche Wahrheiten sagt. Das letztere scheint uns hier der Fall zu sein. England sieht einen politischen Nlorast vor sich, es will Ufer gewinnen. Die Gründe, die es gegen die imperialistische ftan- zösische Politik hat, sind oft genug genannt worden. Jetzt streckt es aber geradezu seine Hand danach aus, daß die Welt ißm gegen Frankreich beipflichte, das „mit seiner Politik geaen Deutschland nicht die Meinung der Welt für sich gewinnen könne." Das hätte eigentlich der deutsche Neichskan-ler vor der Öffentlichkeit aussprechen müssen. Daß Lord Cur. zon es für ihn tut gerade an dem Tage, wo er sich von der politischen Bühne zurückzieht, ist wohl der treffendste, aber auch der beschämendste Beweis dafür, daß dieser Kanzler und sein Außenminister die Tatenlosigkeit selber waren. Lord Curzon nennt „den deutschen Widerspruch gegen die französisch.belgische Aktion, die durch den Fried en »vertrag keineswegs ge rechtfertigt sei, wohl begründet." Das gcht sogar hinaus über seine erste Aeußerung vom 20. April, wo er den passiven Widerstand al» Tauschobjekt gegenüber Frankreich hinstellte. Viel- leicht erwartet der englische Außenminister, der sich über da» grundlose Schweigen auf deutscher Seite genug gewundert haben mag, von der neuen deut schen Regierung, daß sie sein Stichwort aufnehme und auch mit „an di« Meinung der Welt" appelliere. Uns scheint, di« englisch« Rote bietet für die Außenpolitik de» Kanzler» Strrsemann Gelegenheit zu einem Debüt, das ein eifriger und verständiger Staatsmann freudig als Gelegenheit begrüßen müßte, zu zeigen, was er könne. „ Leipzig ohne Gas und Strom Betriebsstillegungen — Lebensmittelknappheit und Geldnot Die wirtschaftliche Notlage des Volkes, hervor- gerufen durch die enorme Preissteigerung für Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs, wird von Tag zu Tag größer. Die Leipziger Kommu nistische Partei veranstaltete am Montag auf dem Augustusplatz eine Versammlung, in der zum Generalstreik aufgefordert und u. a. die Er richtung einer Arbeiter- und Bauern- regieruug verlangt wurde. Programmgemäß verließen die Anhänger der KPD. die Betriebe, um durch Niederlegen der Arbeit der Sache ihrer Partei Dienste zu leisten. Da nun die Kommunistische Partei Deutschlands viel zu schwach ist, um von sich au« die Durchführung ihres revolutionären Programm» zu verwirklichen, geht sie daran, unter der gewerk schaftlich organisierten Arbeiter schaft Unterstützung zu finden. Ihre Bemühungen fanden aber bei der Arbeiterschaft nur teilweise Gegenliebe. Am Dienstag vormittag erschienen in einer großen Anzahl Leipziger Betriebe Abgesandte Stresemanns Programmrede (Siehe bette 2) der APD. und forderten unter Hinweis auf die vor dem Tore stehende Menge zum Niederlegeu der Arbeit auf. Teilweise ließen sich die Belegschaften verblüffen und leisteten der Aufforderung Folge. Das Gewerkschaftskartell hat eine Bekannt machung erlassen, in der es vor der Teilnahme am Streik warnt und die Arbeiter auffordert, sich nicht verwirren zu lassen. Wie der Vorsitzende einem Mit arbeiter unserer Redaktion erklärte, wird das Ge- werkschaft s'kartell niemals seine Sanktion zu dem Generalstreik der Kommunisten geben. Die vielen Anfragen, die fortwährend aus den Bettieben beim Kartell einlaufen, beweisen, daß der wettaus größte Teil der Leipziger Arbeiter nicht gewillt ist, sich der Streikbewegung anzuschließen. Wo es geschehen ist, haben die Arbeitswilligen einfach der Ge walt weichen müssen. Das Stillegen de» Straßenbahnbetriebs hat mit dem kom munistischen wilden Streik nicht» zu tun. Die Straßenbahner stehen vielmehr in Tarifver handlungen und beabsichtigen durch den Streik ihren durchaus gerechtfertigten For- derungrn Nachdruck zu verleihen. Der Beschluß zur Einstellung de» Betriebs ist vom Betriebs und Arbeiterrat gefaßt worden, ohne die An gestellten zuvor zu hören. Da die Streikbewegung der Kommunisten seitens der Gewerkschaften und des Kartell« keine Unter stützung erfährt, ist zu erwarten, daß ein weite» Umsichgreifen des Streikes nicht erfolgt. vor -er Entscheidung Nicht nur in den Leipziger Privatbettieben ist die Generalstteikgefahr noch nicht ganz behoben, auch in den kommunalen und staatlichen Arbeitsstätten versuchen die Kommunisten noch immer, ihrer Generalstreikparol« Geltung zu ver schaffen. > Ausammenfaflend läßt sich die Streikbewegung in den städtischen Bettieben dahin charakterisieren, daß die große Mehrheit der Arbeiter durchaus gegen den Streik ist, daß er aber für den Augenblick unter dem Zwang der Massenbewegung immerhin noch imD: - reiche der Möglichkeit liegt. Die Kommu- nisten sollten aber doch bedenken, wenn auch die wahnsinnigen Inflationsnote zweifellos Erregung geschaffen haben, daß im Augenblick de« An tritts einer neuen Regierung, die im Auslände um Vertrauen wirbt, der Generalstreik nur noch größe- ren Schaden, gerade für die großen Massen, stiftet. An der Vernunft der Mehrzahl der Arbeiter sollt« deshalb trotz aller kommunistischen Bemühungen der Generalstreikgedanke doch scheitern, um so mehr, als die Ernährungslage, soweit sich otsher über- blicken laßt, in den nächsten Tagen eine Bes serung verspricht. Städtischerseit» sind Aufkäufer aufs Land geschickt worden, um Lebensmittel hereinzubringen. Ihren Be mühungen dürste es gelingen,, Kartoffeln in größeren Mengen auf den Leipziger Markt zu bringen. Line gewisse Streikgefahr besteht auch im Leipziger Bereiche der Staatsbahn. Die Mehr- heit der Eisenbahnarbeiter ist zwar gegen den Streik, doch ist zu befürchten, daß diese Majorität der kommunistischen Minder heit keinen nachhaltigen Widerstand entgegen setzen wird- In Flugblättern fordern die Kommunisten die Eisenbahner zum Generalstreik auf. In Degenflugblättern tritt die S. P D. dafür rin, sich von den Kommunist« auch nicht durch Ge- waltaktr zum Streik treiben zu lassen, sonder« der Gewalt Gewaltentgegenzusetzen- Die unsicher di« Lage im Lager der Eisenbahner zurzeit ist, geht au» einer Streikabstimmung hervor, die Dienstag vormittag in den Engelsdors«: Werkstatt« vorgenommen wurde. E« stimmt« 8 80 Gisrnbahnarbettrr grgra de» ringe Mengen Bargeld uni Geschäftsabschlüssen Bankscheck, Lande aber begegnet diese Streik, 560 waren für den Streik und 600 enthielten sich der Abstimmung. Trotzdem also die Abstimmung ein dem Streik ungünstige» Resultat ergeben hat, hält in Engelsdorf die Stteikstimmung vorläufig noch an, da Kommunisten aus Privat betrieben erschienen sind und über die Abstimmung hinweg zum Streik auffordern. Etwas Entscheidendes ist noch nicht geschehen. — Ein kommunistischer De- monsttationszug erschien am Vormittag vor dem Leipziger Lebensmitteldepot der Staats bahn, ohne irgend eine gewaltsame Handlung zu ver suchen, Streik im Elektrizitätswerk Obwohl mit dem Betriebsrat der städtischen Gas werke etu Einvernehmen dahin erzielt worden war, daß der Betrieb in den Leipziger Gaswerken tu der üblichen Weife aufrechterhalteo werden sollte, hat die Belegschaft der Saswerke heute die Arbeit von neuem nieder gelegt. Derselbe Zustand ist auch bei» Elektrizitätswerk eiugetrettu. Die Einwohnerschaft muß daher damit rechn«, daß sie »ou heute zu «orge« weder Gas uoch Strom geliefert erhalt« kann. Geräumte Betriebe Die kommunistische Parole einer Betriebsräte- Versammlung, am Montag in einen 24stündiyen Generalstreik (von Dienstag früh bl» Mittwoch früh) einzutteten, befolgte ein kleiner Teil Anhänger und blieb am Dienstag früh der Arbeit fern. Der weit aus größte Teil der Arbeiter, politisch neutral oder der DSPD. angehörenb, hörte auf die Weisung ihrer Führer und arbeitete. Schon kurz nach Beginn der Arbeitszeit durch- zogen kleine Trupp« die Stadt und drangen in die arbeitenden Betriebe ein. Ein etwa 200 Mann zählender Trupp konnte einige Erfolge erzielen, denn vor dieser Stärke wagten die Arbeitenden nicht zu widersprechen und verließen die Arbeitsstätte. So wurden auf diese Weise mehrere Betriebe am Bayrischen Bahnhof, in der Querstraße, am Gerichts- weg, in der Eilenburger Straße, iu der Ost- und Iosephinensttaße geräumt. Nachmittags in der zweiten Stunde war der Trupp auf ein kleines Häuflein von etwa »ehn bi« zwölf meist jungen Burschen zusammengeschmolzen, er versuchte aber immer wieder, noch tätige Beleg- schäften herauszuholen. Mancherorts war der Räumer- kolonne der Weg durch Schließen der Torr versperrt worden. Auch die Druckerei der „Leipziger Neuesten Nachricht«" wurde am Dienstag nachmittag still- gelegt. Unter Dorantragen einer schwarzen Fahne zog ein größerer Trupp Kommunisten nach dem Peterssteinweg und forderte dee Belegschaft der Druckerei auf, ihre Arbeitsstätte zu verlassen. Nach langen erregten Verhandlungen gehorchten die Setzer dem Zwang und begaben sich nach Hause. Infolge dessen konnte „Die Abendpost", die im Verlag der L. N. N. erscheint, nicht fertiggestellt werden. Kleinbetrieb auf -em Viehhof Die Viehhändler verfügen wie alle anderen Ge schäftsleute in diesen Tagen auch nur über sehr ge ringe Mengen Bargeld und sind gezwungen, bei Geschäftsabschlüssen Bankschecks auszugeben. Auf dem Lande aber begegnet diese Zahlungsweise groß« Schwierigkeiten. Mancher Landwirt verweigert die Annahme von Schecks. Dir Folgen zeigen sich am deutlichsten in der Statistik des Viehmarkte». Der vorgestrige Montagmarkt wies ein erschreckendes Bild auf. Die Gesamtzufuhr an Schlachtvieh betrug nicht mehr al« 439 Stück. Darunter sind 79 Rinder, 11 Ochsen, 10 Kalben, 37 Kühe, 21 Bullen, 77 Kälber, 88 Schafe und nur 198 Schweine. Zum Pergleich er- innern wir an die Normalzufuhr von Schweinen, die noch vor 4 Wochen zirka 2—-3 tausend und vor einem Vierteljahr 8—6 tausend Stück betrug. Hier spielt auch die Perteuerung der Schlachtgebühren eine nicht unwesentliche Rolle mit, indem bei der geringen Frequenz die Gesamtkosten de» Schlachthofoetriebes sich auf eine weit geringere Anzahl von Schlachtungen verteilen al» beim Normalbettieb. Wenn man an einem kmuotschlachttag den Schlachtkof besucht, siebt man in den ausgedehnten Schlachtyallen nur wentae Fleischer. Der Schlachthof ist vereinsamt; es herrscht Kleinstadtbetrieb und nirgends al» durch das Ausmaß der großen An- lagen werd man an einen großstädtischen Schlachthof erinnert. Meist debattierend, stehen die Metzger bei- jammen und beraten über di« bestehenden Zustände. Man hört verschiedene Ansichten. Teil« wird an der Zurückhaltung der Viehzüchter, andrrieit» an vor eiligen Maßnahmen, wie Beschlagnahmungen und dergleichen, Kritik geübt. Fachleute warnen vor allem vor einer etwa beabsichtigten Zwangsbewirt- jchoftung. Der Fleischkonsum ist infolge der Krise tu d« letzten Wochen derart gesunken, daß die Mehr- zahl der Fleischer da» Risiko de» Einkauf« nicht mehr wagen will. Dir Bemühungen de» Rate», eine Besserung de» Auftrieb» herbeizunihr«, find bi»her ohne Erfolg geblieben. Vie Markthalle am vienrtag Die Belieferung der Markthalle mit Fettwaren, Fleisch und Gemüse waren am Dienstag etwa» besser al« an den Vortagen. Vor allem waren e» die In haber der Fleischstände, die «ine verhältnismäßig reich, Auswahl Waren zum Verkauf bracht«. Rind- fleisch wurde für 600 000—720 000 Mark abgegeben. Kalbfleisch kostete 600 000 und Schweinefleisch 900 000 Mark. Für Hammelfleisch wurde 800000 Mark ge- fordert. Gehackte» Rindfleisch kam für 600 000 Mark, gehacktes Schweinefleisch für 920 000 Mark zum Ver kauf. Kopffleisch ohne Knochen konnte man schon für 460 000 Mark erhalten, Kuheuter für 300 000 und Rinderherzen zum Preis von 240 000 Mark das Pfund. Großer Nachfrage erfreuten sich gepökelte Schweinskövfe, die für 250 000 Mark das Pfund ge- handelt wurden. Speck war in reichlicher Menge vorhanden. 800 000 bis 920 000 Mark war der Preis. Amerikanisches Schweinefett wurde für 880 000 Mark abgegeben, Rinderfett für 600000 Mark, Talg für 800 000 Mark. Am höchsten stellte sich ausgelassene« Schweinefett und Wurstfett. Beides kam zum Preis von einer Million Mark das Pfund zum Verkauf. Blut- und Leberwurst schwankten im Preis »wischen 600 000 Mark bis zu einer Million. Brühwürste! wurden für 60 000 Mark das Paar abgegeben. Salz- speck stellte sich auf 700 000 Mark. In den Ständen der Fischhändler herrscht noch immer großer Warenmangel. Ein einziger Stand brachte Schellfische in geringer Menge für 160 000 bis 250 000 -4t zum Verkauf. Kabeljau und See hecht wurden mit 300 000 Ut gehandelt. Für Salz heringe wurden 100 000 und 120 000 ^1 gefordert, Matjes kosteten 70000 das Stück. Kartoffeln gelangt« nicht zum Der« kauf. Ganz geringe Mengen war« in den frühest« Morgenstunden von den Straßenhändlern aufgekauft worden und kosteten am Wagen 25 000 das Pfund. Die Stände der Gemüsehändler zeigten auch am Dienstag wieder eine reiche Auswahl an Obstuad Beeren. Mußäpfel kamen erstmalig auf den Markt. 35 000 -4t wurden für das Pfund verlangt. Mit den Kirschen geht es zu Ende. 40 000 ^t war der Prei». Pflaum« kosteten 60 000 -4t, Birnen 38 000 -4t. Für Preißelbeeren waren 80 000 ^t der übliche Preis. Johannisbeeren stellten sich auf 38000 -4t. Don Ge müse kam nur Weißkraut in Frage. 30 000 «4t kostete da« Pfund. Kleine Mengen Kohlrabi wurden zum Preise von 10 000 -4t der Kopf angeboten. Ebenso Salat, der 7000 -4t kostete. Pilze waren zum Preis von 80 000 bis 120000 -4t vorhanden. Tomaten hielten sich noch immer auf 150000—160 000 -4t. Grüne Gurken kamen zu 70 000 -4t da» Pfund. Radieschen zu 5000 -4t das Bund zur Ausgabe. Kleine Mengen Rhabarber wurden mit 4000 -4t ge handelt. Der Margarinemarkt war etwas reichlicher als an den Vortagen beschickt, 750 000—800 000 ^t kostete das Pfund. Butter und Eier wurden nicht gehandelt. Mangel an vargel- Der Mangel an Barg eld ist in Leipzig am Dienstag sehr kraß in die Erscheinung getreten. Die Großbanken verfügten nur über einen ganz ge ringen Betrag von Geldscheinen, der nicht einmal ge nügt hätte, um die Anforderungen einiger großen Betrieb« zu befriedigen. Die Reichsbank selbst sah sich bereits um )i10 Uhr vormittags außer- stände, den Danken Noten zukommen zu lassen. So haben die Bankhäuser ihren Kunden nur Verrechnungsschecks, die in den meisten Fällen höchstens auf 5 Millionen Mark lauteten, aus gegeben. Das Postscheckamt verfügte seit ^12 Uhr über keinen Geldschein mehr und schloß seine Schalter. Wie uns die Direktion des Postscheckamtes mitteilt, besteht nur schwache Hoffnung, daß die Reichsbank in nächster Zeit genügend Bargeld liefert. Obwohl das Scheckamt seinen Geldbestand )o weit wie möglich rationiert — es werden nicht mehr als fünf Million« Mark abgegeben —, hält das Bargeld bet den gewaltigen Anforderung« jed« Tag nur für wenige Stunden vor. Der Druck, der auf der Post behörde lastet, ist aber doppelt schwer, da die große Menge der eigen« Angestellten entlohnt werden soll. Zum Beispiel hab« die Angestellten des Postamtes 13 seit Anfang August kein Gel d ausgezahlt bekommen. Das System, jedem Kunden den Betrag von fünf Millionen Mark auszuhändigen, wie es da» Post scheckamt durchführt, hat seine Fehler. Auf diese Art wird der Privatmann dem Industrieunternehmen gleichgestellt. Die meisten Bankhäuser üben eine individuelle Behandlung; freilich können sie dabei — so versicherten uns verschiedene Anstalten — über gewisse Summen nicht hinaus gehen. Die Ausga be von Notgeld durch einzelne Großfirmen hat sich, wie wir hör«, im allgemeinen gut bewährt. Da» Notgeld geht wie die Dollar tn Derlln 60000V06LK. LwnttlaolzGer üeiam««
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