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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.08.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192308149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230814
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230814
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-08
- Tag 1923-08-14
-
Monat
1923-08
-
Jahr
1923
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l ehrenvoller ubuch !aubuch, das den Schrill» 7. Juni, wo düng eine» rnal» über Zahlung»- Iben an die on auf der erenz einen er Repara« >. Juni hob wn Deut'ch« t wieder- siert,sein odultion on erklärt, 921 voroc« hkeil der M, daß die :etS außer« estgel'-tz en » die de t- rksam g'« ir eine pe« eutschle' a andS B. ähigk it ertcu Ne« men, er den aus sarteiiscke twirkunft, n würde, iller Der« ärte, daß llung dec den, ohne olle der Ler Cut legierung liuhr mir und riet die diese t zurück ten und hlen lugnl'. >m öster lich un- ätze der »ialen n je. n auch r Grob em Be- inmenen Monar- r christ- - Por- ; ange- iß min- >e Ge- e „Ar- zugleich machen i. So aus. ruhig raktion in der schlnß, lewifle , der ß der hnung t. lanche im de m :s ja nigcr ueru, l be- sind, ir als ritte! des über )rist> irche rte.', sein ihr ister rus- le:n der ben gen mir ü!)- »em an d - tcd D »en mö nit >or >^n n- > n 0- rd ilt er h- r« n w st d I- V!ea8l2g, üea 14. Lugust -————————- - - —- - Vucherkommissione« auf der Messe Während der Leipziger Frühjahrsmesse 1923 ist es vorgekommen daß Meßbesuchern übertrie bene Preise abgeforüert wurden. Sowohl beim Meßamt für die Mustermessen in Leipzig als auch bei der Prcisprüfungsstelle Leipzig sind zahlreiche Anzeigen wegen Preiswuchers emgegangen. Soweit es möglich war, ist diesen Anzeigen nach- gegangen worden. Line große Anzahl mußte aber leider nach eingehender Besprechung mit der Staats- anwaltschaft unberücksichtigt bleiben, weil zu ihrer Verfolgung die gesetzlich, Grundlage fehlte. Da» hat sich besonders unangenehm bei Wertleistungen aller Art (Vermieten von Zimmern, Leistungen au» Epe- o tionsvertrügen. Rasieren usw.) bemerkbar gemacht. Wohnungsmiete und Werkleistungen sind nicht al» .gegenstände des täglichen Bedarf» anzusehen und fallen daher nicht unter die Verordnung gegen die Preistreiberei vom 8. Mai 1918, die insofern eine empf.ndlich« Lücke aufweist. Das Meßamt für die Mustermessen in Leipzig Hai sich sofort nach Beendigung der Frühjahrsmesse rn.t der Preisprüfungsstelle und der Staatsanwait- ,st Leipzig in Verbindung gesetzt und nach ein- g hcnden Beratungen gemeinsam mit dem Rat der >^ladt Leipzig an das Reichswirtschafts-Ministerium <rne Eingabe gerichtet mit dem Ersuchen, dafür be sorgt zu sein, daß Lei st ungen aller Art aus Grund von Werk- und sonstigen Verträgen in die Preistreibereiverordnung ausgenommen werden. Im Reichogesetzblatt 1923, Teil t Nr. 63, vom 23. Juli 1923 ist die neue Preistreiberei-Verordnung veröffentlicht. Punkt 4 dieser Verordnung lautet: „Wegen Leistungswuchers wird bestraft, wer vorsätz lich für eine Leistung zur Befriedigung des täglichen Bedarfes eine Vergütung forderr, die unter Berück sichtigung der gesamten Verhältnisse einen über mäßigen Verdienst enthält, oder eine solche Vergü tung sich oder einem anderen gewähren oder ver sprechen läßt." Durch diese Bestimmung wird dem Mangel der bisherigen Preistreiberei-Verordnung abgeholfen. In Zukunft können also auch Zimmervermieter und son- scige Gewerbetreibende (Aerzte, Spediteure, Barbiere) wogen Preistreiberei belangt werden. Die Durchführung dieser gesetzlichen Bestimmung,» ist aber nur dann gewährleistet, wenn die Möglich keit einer sofortigen gerichtlichen Aburteilung besteht. Die zur Messe weilenden Fremden sind, namentlich wenn sie als Einkäufer hierher kommen, nur kurze Zeit in Leipzig. Für langwierige gerichtliche Ver ehren haben sie begreiflicherweise nichts übrig. Ihre Zoit ist Geld, und sie sehsn lieber von einer Anzeige ab, unterlassen es aber nicht, in nachteiliger Weise über das Gebühren der Leipziger Bevölkerung in ihrer Heimat zum Schaden der Leipziger Messen zu berichten. Der Rat der Stadt Leipzi und das Meßamt für die Mustermessen in Leipzig sind deshalb an das Justizministerium herangegangen mit dem Ersuchen, fahrend der Leipziger Mustermessen ein sogenanntes „strafrechtliche» Schnellverfahren" ein- zurichten. Das Justizministerium hat diesem Ersuchen ent- sprechen und die Staatsanwaltschaft Leipzig ange wiesen, ein Eingreifen der fliegenden Gerichts kommission für die Leipziger Messe vorzubereiten. Demnach werden- sich ein Amtsrichter, ein Staatsan walt und ein Sachverständiger nnt einer genügenden Anzahl von Vertretern während der Messe ständig im Innern der Stadt an einer noch bckanntzugebenden Stelle bereit halten, um etwaige Anzeigen wegen Preiswucher» sofort abzu- urteilen. Gelegenheit zur Bnzeigeerstattung wird an den verschiedensten Stellen der inneren Stadt eingerich- tet, z. D.: Neues Rathaus — Ratshauptwache, Ratswache im Hauptbahnhof — Wcsthalle. Die endgültige Bekanntgabe der Anzeigestellen wird noch erfolgen. Jedem Meßbesucher ist durch diese Einrichtung Gelegenheit geboten, sich gegen die Nepperei zu schützen. Nach 8 26 der Preistreiberei-Derordnung kann Kllerlei Sommergetier Don G»«on»A ' Herr der Schöpfung. Et ist ein ausgesprochener Neurastheniker und DögönLrö mit stark femininem Einschlag; ein wahre» Studicnobjekt für Freud und Freudianer. Aber al» eines der männlichsten und ritterlichsten Wesen der Schöpfung kann er nicht umhin, Sporen zu tragen, obschon sie ihm gleichsam um die dürren Beine schlot tern. Auch das Krähen gehörr zum Prestige seine» Gcschlecht» — davon kann man nicht abgehen; Krähen oder nicht Krähen, da» ist hier die Frag«; es ist da» UNr und Auf, der Lebenszweck, das männliche Signum und SiMvl. Eher kann man den Schnabel weg schnappen, al» auf das Prestige, von dem ein Ritter lebt, wenn er sonst nichts zu leben hat. Ihm wird schon angst und bange, wenn es drüben vym Nachbarhof hell und sieghaft herüberschmettert, eine Fanfare der Lust und des Kraftüberschufle». Er zuckt nervös zusammen, stellt sich auf die Zehen- spitzen, nimmt die Herausforderung an und markiert mit seiner rostigen, gequälten Stimme ebenfalls „Fan fare des Kraftüberschusses". L» gelingen ihm sogar ein paar mühsam einstudierte Gesten eine« selbst sicheren Herrentums, mit denen er Eindruck zu schin den versucht. Könnte er, wie er wollte, er wäre trotz seiner unmännlichen, weichen Veranlagung der ärgste Tyrann und Pascha. Im Menschenreich wäre er'» ganz bestimmt. Denn wenn einer nur halbwegs wie ein Hahn zu stolzieren und ein bißchen zu krähen versteht, dann ist er auch schon «in Haupthahn. Die Schwachen und Unsicheren, das sind die Schlimmsten. Aber die Hennen lassen sich nicht» vormach«n. Eie nehmen den Herrn de» Hose» nicht im mindesten ernst. Erst kürzlich hat ihn ein« alte Henn«, di« mit ihrem dicken Htnterg«stell wie ein HAerwrib mit sechs Flanellröckrn ausfieht, tätlich angerissen. Der -ahn wich scheu prrück, lat, al» ob nicht» ^schehen wäre und war froh, daß e» niemand gesehen hat. Es ist eine tragische Existenz und eine Schmu für un» Männert I-elprlger Isgedlutt uoä ttLuäelsLettuag ' ' - > . » ' V Ur. 191 8e11e 3 neben der Straße in dem Urteil oder in dem Straf- befehl angeordnet werden, daß die Verurteilung auf Ksste» de» Schuldigen öffentlich bekvyat zu mache» ist. Die Bekanntmachung kann auch durch öffent lichen Anschlag erfolgen. Wird auf Freiheitsstrafe von drei Monaten oder mehr, ober auf Geldstrafe von 1 Million oder mehr erkannt, so ist die öffentlich« Bekanntmachung der Verurteilung anzuordnen. Die Bekanntmachung muß in diesem Falle auch durch eine Tageszeitung und durch öffentlichen Anschlag erfolgen. Hoffentlich trägt diese neue gesetzliche Regelung dazu bet, daß die vielen Klagen über Leipzig» Meßwucher verstummen und daß die Meßbesucher wieder gern in den alten Mauern der alten Meß stadt Leipzig weilen. Die gestohlene Bibel. In Hast kam ein zwanzig jähriger, wohnungsloser Gärtner aus Engelsburg, der in L.-Kleinzschocher von einem Polizeibeamten mit zwei Altarleuchtern, einer Bibel und einem Läufer betroffen wurde, über deren Herkunft er unglaubhafte Angaben machte. Mutmaßlich stammen die Gegen stände aus einer Kirche de« Landratsbezirke» Nai-m- bürg. Die Leuchter tragen die Widmung: „Diese Leuchter verehre« Volkhard Franck und sein Weib dem Gotteshaus zu Ehren 1614." Die Bibel tragt auf der Vorderseite den Namen Schverburg, auf der Rückseite die Jahreszahl 1830, sie stammt aber mut- maßlich, wie auch das Vorwort von Johann Ludwig Bleditzsch, Leipzig, besagt, aus dem Jahre 1701. Der Gcwerkschaftsring gegen wilde Aktionen. Der Gewerkschaftsring Deutscher Arbeiter-, Angestellten- und Veamtenverbände richtet an seine Mitglieder einen Ausruf, in dem er fordert, mit Rücksicht auf die äußerst gespannte außen- und innenpolitische Lage, in der sich das deutsche Volk befinde, sich allen kom- munistischen Generalstreik-Parolen mit aller Ent schiedenheit zu widersetzen. Durch solche Parolen wird für jeden einzelnen die wirtschaftliche Not nur verschärft, die jetzt allerdings so gestiegen ist, daß die Gewerkschaften von den Arbeitgebern wie von der Regierung die entschiedensten Maßnahmen mit größtem Nachdruck fordern müssen und durchsetzen werden. Die Spitzengewerkschaften der verschiedenen Richtungen stehen miteinander in ständiger Fühlung und sind ohne Rücksicht auf Parteiunterschiede ent schlossen, die für nötig erachteten Forderungen der Arbeitnehmer durchzusetzen. Um einen Erfolg zu er zielen, ist es notwendig, daß die Mitglieder nur den Parolen der Organisationen Folge leisten und jede Beteiligung an wilden Aktionen scharf zurück weisen. Ein V-Zug-Dieb gefaßt. Einem Lehrer, der mit dem V-Zug von Dresden nach Berlin fuhr, wurde die Handtasche, die ausländische Mün- zen im Werte von 12 Millionen Mark enthielt, gestohlen. Sein Verdacht fiel auf einen jungen Mann, der mitfuhr. Er beobachtete ihn und ließ ihn bei der Ankunft auf dem Anhalter Bahnhof anhalten. Der Verdacht bestätigte sich. Der junge Mann, ein Arbeiter namens Nitzeld, besaß die Tasche noch und gestand auch, künstlich «in Ge dränge Hervorgernfen zu haben, um stehlen zu können. Er wurde verhaftet und dem Untersuchungs richter vorgeführt. Ei» sch'.ebwiiiiger Ausläuber. Als in einer Konditorei auf St. Pauli Polizeistunde geboten wurde, zoq ein Ausländer, der angetrunken war und das Lokal nicht verlassen wollte, einen Re« volvcr und schoß blind drauflos. Er ver wundete die Tochter des Wirtes durch einen Bauchs.huß und traf den Klavierspieler an der Hand. Darauf flüchtete er, indem er auf Passanten, die sich ihm entgegenstellten, wahllos feuerte Im ganzen verwundete er acht Personen, darunter mehrere schwer. Drei Personen von einer Granate zerrisse«. Eine schwere Explosion ereignete sich am Sonntag abend gegen 8 Uhr im Hause Preußische Straße 36 in Glogau Der Zigerrenhändler Paul Reim schlüssel arbeitete mit einem Meißel an einem leichten Artilleriearschotz, als e» plötzlich explo dierte. Reimschlüs/el wurde vollständig zer rissen, der Arbeiter Brunner und der Schüler Schvnborn ebenfalls getötet. Zerstörung einer Sisenbahnbrück«. Au» Belgrad wird gemeldet: Ein Orkan hat die Lisenbahnbrück« bei Drenakovoc im Bezirke Nisch zerstört. Einzelne Brückenteile wurden 10S Meter weit enttragen. Viehbeschlagnahme und Selbsthilfe Tätigkeit -er Kontrollausschüffe — Felddiebstähle Die in unserer gestrigen Ausgabe an dieser Stelle geäußerten Befürchtungen, daß das System der eigen mächtigen Beschlagnahme von Lebensmitteln durch Arbeiter, wie es in Altenhain, Ammelshain, Klein steinberg und Beucha eingeführt worden ist, Schule machen werden, sind leider sehr schnell bestätigt wor den. In einer ganzen Anzahl weiterer Ortschaften in Leipzig» näherer und fernerer Umgebung sind von kommunistischen „Kontrollausschüssen" nicht nur De- schlagnahmen von Vieh vorgenommen worden, sondern auch in eigenmächtiger Weise Felder a b - geerntet worden, wobei bisweilen von den Korn puppen einfach die Aehren abgeschnitten wurden, so daß nur leeres Stroh stehen blieb. Wir können nur wiederholen, daß, so sehr wir die Notlage der hungernden Bevölkerung auch würdigen und es befürworten, daß durchgreifende Maßnahmen zur Herbeischaffung von Lebensmitteln getroffen werden, wir die Akte der Selbsthilfe auf« ent- schiedenste verurteilen, auch dann, wenn Unregelmäßigkeiten bei der Diehkontrolle und Fleisch ausgabe vermieden werden. Am verdammenswerte sten erscheint uns das eigenmächtige Abernten der Felder, nicht zuletzt, weil dabei mehr Getreide zertrampelt und vernichtet wird, als schließlich der Allgemeinheit zugute kommt. Uns gehen aus den einzelnen Bezirken im Leip- zig» Umgebung folgende Einzelheiten zu: In einigen Bezirken der Amtshauptmann schaft Leipzig hat die Bevölkerung die Ab- erntung der Felder auf eigene Hand begonnen. Die Besitzer der Felder standen dem Uebergriff auf ihr Eigentum machtlos gegenüber. EingroßerTeil der Ernte ist den Bauern zurückgegeben wor den. In Zwenkau sind mehrere hundert Mann vor ein Gehöft gezogen und haben einen Ochsen aus dem Stall geholt. Dem Besitzer ist derBörsen- preis dafür gezahlt worden. Eine Reihe von Fällen der Selbsthilfe sind der Staatsanwaltschaft angezcigt worden. In der Gegend von Borsdorf sind Arbeiter zum Anwesen de« Staatsanwalt» Dr. Trampe gezogen und haben dessen Felder trotz allen Einspruches abgeerntet und ihre Beute, ohne etwas dafür zu bezahlen, mit heimgenommen. Zahlreiche Felddiebstähle haben sich auch bei Eythra ereignet. Dort und in der Zwen- lauer Gegend sind es indessen weniger kommu nistische Kontrollausschüsse gewesen, die die Felder geplündert und die Ernte heimgeschafft haben, als vielmehr aulf Felddiebstähle ausgehend« Fami- lien. Dasselbe ist in der Leisniger Pflege der Fall gewesen. Wie un» mitgeteilt wird, halfen in den genannten Fluren die kommunistischen Hun dertschaften, die gestohlenen Vorräte wieder herbei zuschaffen. In Eythra hofft der Gemeindevorsteher, fast alles gestohlene Getreide wieder zur Stelle schaffen zu können, um es dann an Familien, die wirklich in Not sind, zu verteilen. Im übrigen ist die Ver sorgung mit Fleisch für die Eythraer Bewohner rn dieser Woche gesichert. Die plündernden Familien sollen häufig gar nicht zu den Bedürftigen gehören. Es sollen allenthalben Maßnahmen getroffen wer den, um in Zukunft Felddiebstähle, die in der Dörs dorfer Gegend sogar gewalttätigen Tharak te r angenommen haben hintanhalten zu können. Bedeutende Felddiebstähle sollen sich auch in der Umgegend von Oschatz und in Wermsdorf zugetragen haben. Außer in den bereits gemeldeten Ortschaften haben Diehbeschlagnohmen auch in Zwenkau, Leis nig, Gerichshain und gweenfurt stattgefunden. Ferner erfahren wir, daß in Brandt» von Kom- munisten ein Ochse beschlagnahmt worden ist. In Seeltgstadt wurde bei einem Gutsbesitzer und einem Rittergutsbesitzer je ein Schwein beschlag nahmt, da» Pfund wurde mit 80000 -4t bezahlt. Das geschlachtete Tier wurde an ortsansässige Familien verteilt. In Na ich en und Trebsen fiel je eine Kuh den kommunistischen Beschlag nahmungen zum Opfer. Auch hier wurde für das Pfund SO 000 ^t bezahlt und das Fleisch in Mengen von je 3 bis 4 Pfund an bedürftige Familien verkauft. Deu Händlern in Kotzschbar wurde von den Kontrollausfchiiflen untersagt, Lebens mittel nach Leipzig zu liefern. Diese dürfen uur an Einheimische abgegeben werde». Dort wurde auch nach Verhandlungen mit dem Rittergutsbesitzer ei» Rind zum Marktpreise gekauft, geschlachtet und an Ortsansässige ver teilt. Das gleiche geschah in Böhlen, wo einen Bullen da» Schicksal «pellte, geschlachtet und verteilt zu werden. Im Altenburgischen haben kommunistische Kontrollorgane Butter und Kartoffeln be- schlagnahmt und dabei für Kartoffeln 400 000 Mark je Zentner bezahlt. Fleischrequisitioncn wur den dort nicht vorgenommen. In Liebertwolkwitz bei Leipzig haben die Kommunisten eine Versammlung abgehalten und Ilmzüge mit roten Fahnen veranstaltet. Desgleichen ist in Crimmitschau demonstriert worden, lieber Unruhen in Bitterfeld erhalten wir fol genden Bericht: Aus Anlaß des Versassungstages hatten die Be hörden zu einer schlichten Feier in Dörings Konzert saal geladen. Erregte Arbeitermassen versuchten in das Lokal einzudringen, wurden aber durch Schupo daran verhindert. Man verlangte nach dem Landrat Eta mm er, Bürgermeister Lamscha u. a., und diesen Herren blieb nichts anderes übrig, als den Festraum zu verlassen und mit der aufgeregten Volksmenge, unter der sich viele Frauen befanden, zu verhandeln. Ursache der Zusammenrottung war der Mangel an Margarine und Fetten und der für diese Produkte geforderte letzte Preis. Während ein Teil der Tumultuanten (besondere Frauen) sich in häßlichen Beschimpfungen der Behörden erging, waren die vernünftig Den kenden unter dc.r Teilnehmern des Demonstrations zuges bereit, über eine gerechte Lösung der Fett- und Preisfrage zu beraten. Es bildete sich sofort eine Kommission, die sich im Rathaus mit dem Landrat und dem Bürgermeister-niedersetzte, um die Lage zu besprechen. Es wurde festgcstellt, daß mit Wissen der Behörden sich im Kreise (106 000 Einwohner) nur 27 Zentner Margarine und Schmalz vorfändcn. Damit jeder möglichst etwas bekäme, sollte dieses Quantum rationiert und nur auf Brot karte abgegeben werden. Die Behörden versprachen auch, dahin zu wirken, daß der Preis um die Hälfte reduziert werde und Kreis, Stadt sowie Industrie die Preisdifferenz aus ihrer Tasche zahlten. Die Kommission gab sich damit zufrieden, äußerte aber selbst Bedenken, ob die Kartellciter oder gar die bewußt auf Unruhen ausgehenden Elemente sich ihrer Ansicht anschließen würden. Fraglich ist auch, woher Kreis und Stadt das Geld für die Preissenkung nehmen wollen, da ihre Säckel voll- ständig leer sind. So wurde diesmal die Gärung niedergeschlagen. Es ist aber zu befürchten, daß die Radaulustigen Oberwasser bekommen, wenn der Zahlentanz noch lange fo weiter geht. Aufruf der Amishauptmannschast Borna Wie »ns au» Borna mitgeteilt wird, ist fetten der Amishauptmannschast Borna ein Aufruf ver öffentlicht worden, der die Unterschriften des Amts- hauptmanus Nttzfche-Bareuther, des Laudbundes, der Industriellen, der gewerbliche» Kreise, de» Stadtrat», der „Union", Gewerkschaft der Hand- und Kopf arbeiter «nd de» Geverkschaftvkartells trägt. 3» diesem Aufruf wird betont, daß für diese Woche die Fleischversorgung im Bezirk gesiche rtsek daß zweiten« Frühkartoffeln zu 6500 -4t pro Pfund geliefert werden sollen. Drittens erklären sich die Landwirte bereit, im Bezirk 1100 So sehe ich dieses Geschöpf, das al» ein Inbegriff ritterlicher Männlichkeit gilt. Ganz ander» aber spiegelt sich diese» Stück männlichen Leben» in den Augen der Frauen. Seine Schwäch« ist ihnen nur die artige Zuvorkommenheit des Kavalier» gegen seine Damen, seine Waschlappigkeit ist Lourtoiste, feine Dekadenz Vornehmheit, und überhaupt ist er da» Muster eines Liebhaber», Ritters und Gatten! Die Hennen und die Frauen sind sich vollkommen darin einig, daß sie, die Einser, nur gewinnen, wenn die Herren der Schöpfung komplette Nullen sind . . « Die Libelle. Schon al» Kind hatte ich den heißen Wunsch, eine Libelle lebendig zu fangen. Wiewohl ich ein herr liches, grünes Schmetterlingsnetz besaß, gelang es mir nie, und ich mußte mir den Spott der Erwachsenen gefallen lassen, die mir zuriefen: Du mußt Salz auf ihren Schwanz streuen, dann kannst du sie Haschen! Run habe ich, seht ihr, spät zwar, aber doch noch, eine Libelle gehascht, oha« Salz zu streuen ... Wieder find Wald und Bäche und Sonnenwiefen, und darüber singt im dreigestrichenen 6 die myriaden fache Brut des hohen Sommer«. Da pseilt auch die schillernde Libelle, Kolibri meiner Kindheit. Die Flügel glänzen in der Sonne wie Glas, der dünne, lange Leib ist ein Smaragd. Sie stößt durch die Luft, hin und wider in blitzschnellen Bögen und Kurven, ganz Lust, Freiheit, Spiel, Wildheit, Raubgier. Der Wunsch der Kindheit wacht bei diesem Anblick jäh lings auf und packt mich mächtig. Ich muß dich haben, Kolibri! Und wa» mir einst mit dem grünen Schmetter« ltna-netz nicht gelang, geUngt mir jetzt mit einem — Laschentuch. E» stand io» Buch der Bestimmung, daß wir un« messen sollen. Libelle du und ich Mensch, du Geschöpf der Freiheit unh ich Ach jage die sausend«, bunt« Windsbraut in die Eng« eine» alten Lannendickicht», greife mit dem entfaltete« Taschentuch zu — mit der Klotzen -and Witte« bet ihre» kräftigen Naubtterktefern mißlich — und sie ist gefangen! Durch da» Luch füdle ich, wie da» Lebe» sich wild aufbäumt, da» so mit eine« Schlag« aus der ungebärdigsten Gottesfreiheit in meine Ge fangenschaft geriet. Latz sie frei, ruft etwas in mir, und etwa» in mir freut sich der Beute, al» wäre ein uralter Triumph in Erfüllung gegangen. . . Dich loslassen, nach der ich solange gejagt?! Und wie in wildem Knabentrotz drücke ich da» Tuch in meiner Faust zusammen. Ich lege da» tote Tieegeschmeid auf einen Baumstumpf. Die Flügel sind Gla» mit einer wunderfeinen Aetzung, der Leib ist kunstvoll 1n- tarsierter Smaragd, braun und grün, braun und grün wechselt zehn schmale Gliederketten lang; die Augen, fast so groß wie der ganze Kops, sind »tefgrün wie «in Waldweiher und noch im Lode wild und zornig. Und diese» Wunder werk der Gottesfreiheit hast du getütet! E» war mir bestimmt, an einer Libelle zum Mörder zu werden Ich habe gemordet. Di« Kröte oder Das Schwtzigen im Walde Zwischen Farrenkraut und Moo», Tief in ihrer Waldspelunke, Sitzt und trauert eine Unke Und bedenkt ihr Krötenlo». Auf dem Bauche platterdings Schleich ich mich ganz indiskrete In» Geheimnis einer Kröte. So ein Lier ist eine Sphinx. Mensch u»d Kröte vi«-ä-vi» Beide auf dem Bauch, da» wäre — Käm «in Knipser in di« Quere — Eine Mord»photvgraphie! Solde«, wissend, urwelttief Glüht In ihrem Blick der Funke, Wir derstehn un», Schwester Unke, Ohne Worte ... intuitiv . .. Sp«rb«r Lbsrm T«l Friedlich liegt da» Dorf im Tal, wie ein «er» do« dazumal. Fromm nach alter Väterweife... rafft «a« fett« Wucherpreise. Jeder eine Bieder« seele . .. teil» in Butter, teil» im Mehl«. Lieb lich ruht da» grüne Kuhland, wi^wt» ver» von Ludwig Uhland. Bankonto ist selbstverständlich . wie idyllisch und wie ländlich! Ueber diesem stillen Tal, zieht ein Sperber sein Oval; Kreise zieht er und zieht Schleifen, mächtiges, ruhevolles Schweifen; tief beseligt und gemessen, in sich ruhend/ selbstvergessen; ohne Ziel und Flügelschlagen, durch den Aether hin getragen ; badend schwebt er hoch talübcr, Himmel oben, unten Schieber. Sommer schwindet, Bilder blassen, Lärm ist schon in Großstadtstraßen. Eins nur blieb mir tief im Blick: Sperber du, mein Sommerglück! Graphische Ausstellung in Dresden. Zur Er gänzung der Ausstellung von Gemälden und Plastik im neuen städtischen Ausstellungsgegbäude an der Lennöstraße veranstaltet die Künstler-Ver- einigung Dresden bei Emil Richter eine Graphische Ausstellung, die heute er öffnet wird. Der Aesthetiker-Kongreß in Halle. Der Kongreß für Aesthetik und allgemeine Kunstwissenschaft, der vom 11. bis 13. Oktober in Halle tagt, kündigt eine ganze Reihe von Vortragsgcgenständen allgemeinen Interesses unter Beteiligung von bedeutenden Per sönlichkeiten ans der Künstler- und Gelehrtenwelt on. Prof. Emil Utitz wird über das Schaffen des Künstler» sprechen; Mitberichterstatter sind Busoni, Walter Gropius, Wilhelm v. Scholz. Hans Prinzhorn wir den künstlerischen Gestaltungs- vorgarg in psychiatrischer Beleuchtung behandeln, unter Mitberichterstattimg G. Gesemanns und A. Kronfelds. Film und Kunst ist das Thema von Julius Bab und seiner Mitbrricht- erstatter F. Murnau und V. E. Pordes Ltopold Ießner wird über Regie al» Kunst sprechen, Mitberichterstatter sind hier Paul Bester und Ludwig Marcuse. Rudolf v. Laban kündigt einen Vor trag „Der Tanz als Eigenkunst" mit De monstrationen an. Mitberichterstatter sind Fritz Böhme und Ehr. Herrmann. Hermann Abert sprrcht über „Geistlich und Weltlich in der Musik", wobei ihm Busoni und A. Schering er- ganzen werden. Georg Schünemann wird die Be ziehungen neuer Musik zu exotischer und stühmittel- österlicher Tonkunst behandeln, Mitberichterstatter find Oswald Sp«tgler und E. Wellesz.
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