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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.08.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192308149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230814
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230814
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-08
- Tag 1923-08-14
-
Monat
1923-08
-
Jahr
1923
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8«llE 2 Xr. 191 I-LlprlAsr VLgedlLtt u«I H»ocke!«rettuag VleastLg, 6ea 14. Lugvrß Klarheit und Opfermut Line Nede vr. Seignerr Dresden, 13. August. (L i g. Te l.) Bei der Der- fassungsseier im Ministerium hielt Ministerpräsident Dr. Zeigner folgende Ansprache: ,^jn ernstester Stunde haben wir uns versammelt, um den Tag zu feiern, an dem vor nunmehr vier Zähren das deutsche Volk sich eine Verfassung gab. Nonnen wir feiern- Dürfen wir in dieser Stunde feiern- so fragt sich jeder, der m.t banger Sorge da» Schicksal unseres deutschen Boltes während der leg ten Jahre verfolgt hat. Als am 11. August 1919 die Verfassung verabschiedet war, da hatten viele Tau sende, die Vesten unseres Volkes, die frohe Hoffnung, nun wird cs dem deutschen Volke endlich, nach der jahrelangen sozialen und wirtschaftlichen Qual der Kricgsjahre gelingen, einig in seinen Stämmen, das Reich in Freiheit und Gerechtigkeit zu erneuern und zu festigen und den inneren und den äußeren Friede« zu fördern. Wer kann heute sagen, daß sich auch nur eine dieser Hoffnungen erfüllt hat? Auf den Straßen unserer Städte schleicht die Not; fürchterlicher und er barmungsloser als je ergreift sie weite Kreise. Ganze Schichten versinken lautlos. Der Tod hält fürchter liche Ernte. Das Reich ist nicht einig in seinen Stämmen, nicht einig in seinen Parteien, nicht einig in seinen Berufs- und Gesellschaftsklassen. Die er wartete große innere geistige Umstellung auf die Forderungen der Zelt, die An passung des staatlichen Machtapparate» an die neue Verfassung, die Durchdringung mit den neuen Ideen sozialer Gerechtigkeit sind ausgeblieben. Der innere und der äußere Frieden sind aufs schwerste bedroht, und mit Entsetzen muß man feststellcn, daß das Ziel aller staatlichen Tätigkeit, den gesellschaftlichen Fort schritt zu fördern, den Bürgern des Staates eine menschenwürdige und gesicherte Existenz zu ge währen, sie Anteil nehmen zu lasten an den Gütern der Kultur, daß dieses Ziel ferner ist denn je. Dürfen wir da feiern? Dürfen wir sprechen, Reden halten? Heißt denn da» nicht die Zeit ver geuden, die Hände in den Schoß legen? Ja, und doch: wir wollen, wir wüsten feiern und wir wollen reden! Aber wir wollen nicht mehr beschönigen, nicht mehr vertuschen. Wir wollen uns »wingen, offen zu sein, uns klar zu werden über die Gründe unserer politischen und wirt chaftlichen Not. Dann, aber auch nur dann hat so e ne kurze Feier Sinn und Zweck. Wir wollen desha b nichts davon wissen, daß mit großen Worten festgestellt wird, was wir erreicht haben, was wir erarbeitet haben. Wir wollen vielmehr Klarheit darüber gewinnen, was wir tun müssen, damit das Reich sich nicht auflöst, damit die Klaffen sich nicht mit Haß und Verachtung auf einander stürzen, damit da» Volk wieder leben kann, und damit wir aus der fürchterlichen Qual dieser Tage, dieser Monate herauskommen. Da dürfen wir nicht andere beschuldigen, nicht andere verant wortlich machen; nein: jeder von uns ist mitschuldig. Wir alle hätten früher sprechen, früher handeln müssen. Wir alle hätten jede Liebe, jede Zärtlichkeit diesem armen und zertretenen Volke widmen müssen, jeden Gedanken und jeden Willen. Was fordert die Stunde von uns allen? Und ins besondere von Ihnen, die Sie durch Ihren Eid und Ihre Tätigkeit auf das engste verbunden sind mit dem Gedeihen, dem Wohl und Wehe dieses Staates, der deutschen Republik? Sie fordert unbedingte Hingabe, restlose Aufopferung für diese» arme, bedrängte und geschundene Volk. Noch hat das deutsche Volk unendliche Möu.^enen, sich zu helfen, die Aermsten aufzurichten, die Niedrigen uuo Beleidigten zu trösten. Eine» aber ist not, daß jeder von uns weiß: Gibt nicht jeder sein letztes an Gut, Kraft und Verstand, dann zerbrra». —,«r Staat dann gehört unser deutscher Staat der Geschichte .1«. Handeln Sie danach und erneuern Sie mit mir da» Gelöbnis: Es lebe die deutsche Republik, unser freies, deutsches Vaterland! Minister Severing über die Lage in Berlin Berlin, 13. August. (Eig Tel.) Der preußische Minister des Innern Severing erklärte unserm Korrespondenten heute im Reichstage, daß er den kommunistischen Umtrieben in Berlin und in Preußen mit Ruhe entgegensehe. Ohne sie unter schätzen zu wollen, glaube er doch, daß die Be wegung sich in kurzer Zett tot laufen werde In Berlin sei es den Kommunisten allerding gelungen, eine Reihe größerer Betriebe still zulegen, aber von der Durchfüh rung eines Generalstreikes könne keine Rede sein. Die Bemühungen der Kommunisten, die proletarischen Hundert schaften wieder zu errichten, würden an der Energie und dem starren Willen der Regierung, der ihnen entgegengesetzt Werve, zerschellen. Der Minister erklärte, er sei heute früh von verschie denen Seiten bestürmt worden, in Verhandlungen über die Aushebung de» Verbot» der proletarischen Hundertschaften zu treten. Er habe sämtliche diesbezügliche Ansuchen rundweg abgelehnt, da e» für ihn über diese Frage kein Verhandeln gebe. In Berlin ist im übrigen zu bemerken, daß im Lause de» heutigen Vormittag» ein ge wisses Anschwellen der Streikbewegung nicht zu verkennen ist. Auch die Hochbahn, die bisher vollkommen in Betrieb war, hat sich fetzt zum Teil dem Streik angeschlossen. Die städtischen GaSarbeiter haben dem Ultimatum des Magistrates nicht Folge geleistet und die Arbeit nicht ausgenommen. Die Gewerk schaften haben Mitteilungen erhalten, daß die Kommunisten die Parole ausgegeben hätten, die Gewerkschaft-Häuser zu besetzen. In folgedessen werden diese scharf bewacht. Die RetchSdruckcrei und die ihr angeschlossenen Privat druckereien arbeiten indessen, und die Direktion hofft, binnen kurzer Zeit den immer noch herrschenden Geldschwiertgketten in Berlin und im Reiche Herr zu werden. E» sollen von jetzt ab täglich 10 Billionen Mark gedruckt werden. Verschlechterung der Berliner Verkehrslage Berlin, 13. August. (Eig. Tel.) Die Verkehrs lage in Berlin hat sich heute mittag wesentlich ver schlechtert. Au der Einstellung de» Straßenbahn- und de» Autobusverkehr» Hot sich gegen 12 Uhr mittag» auch di, Einstellung der Hoch- und Untergrundbahn gesellt. Bi» dahin konnte der Betrieb in vollem Umfange aufrechterhalten wer den. Um di« Mittagszeit jedoch wurde von Ange hörigen der Betriebe und von Außenstehenden der Verkehr auf allen Strecken gewaltsam still gelegt, die Fahrgäste mußten zum Teil mitten auf der Strecke aussteigrn und bi» zu den Bahnhöfen zu Fuß gehen. Dagegen hat sich im Eisenbahnver- kehr nichts geändert. Die Unregelmäßigkeiten im Vorortverkehr sind nur gering. Der Allgemeine Eisenbahnerverband hat einen Aufruf an seine Mit glieder erlassen, den Eisenbahnverkehr und ganz besonders dir Lebensmittrltransporte angesichts der furchtbaren Ernährungs schwierigkeiten und der sonstigen schwierigen Lage vor jeder Störung zu bewahren. Vie Teuerungs-Unruhen Halle (Saale), IS. August, «kig. Tel.) In Zeitz versuchten heute früh von Borna und anderen Jndustrieorten her Kommunisten in die Stadt einzudrin- gen, um die Stadt Zeitz zu besetze«. Schutz polizei stellte sich ihnen entgegen, «nd e» kam zu einem scharfen Kampf, bei dem v Angreifer erschaffen wurden. Antzervem blieben 3tt Verwundete auf dem Platze, darunter auch eine Anzahl Schnpomannschaften. Sämtliche ver wundeten wnrden in die Krankenhäuser gebracht. Der Angriff darf al» abgeschla gen gelten. Generalstreik in Gera Gera, 13. August. Seit heute mittag liegen fast sämtliche Betriebe in hiesiger Stadt still. Der kommunistischen Deneralstreikparol« haben sich die Mehrzahl der Arbeiter in den hiesigen Fabriken angcschlossen, teilweise unter dem Druck des Terror«. Eine heute mittag abgehaltene Ver sammlung sämtlicher Betriebsräte und Gewerkschaf ten beschloß den Generalstreik, der bis morgen abend durchgeführt werden soll. In Greiz wird ebenfalls stellenweise gestreikt, doch ist dort eine Dcneralstreikparole nicht ausgegebrn worden. so Kommunisten verhaftet Berlin, 13. August. (Eig. Te l.) Im Laufe des gestrigen Tage» sind von der Schupo annähernd SO Kommunisten wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt festgenommen worden. Auch während de» heutigen Vormittages wurden mehrere Verhaftungen vorgenommen. Darunter be finden sich auch jene Elemente, die den Gewerk schaftsführer Urtch überfallen und mißhandelt hatten, ferner 20 streikende Eisenbahner, die auf den Staatsbahnhöfen gewalttätig gegen Ar beitswillige und Bahnanlagen vorgegangen waren. Flugblätter verschiedenen Inhalts, darunter auch solche, die sich gegen die Reichswehr und Schupo wenden, wurden von der Polizei beschlagnahmt. Kommunistische Wühlereien in Halle Halle, 13. August. (Eig. Te l.) In Halle setzten heute die Kommunisten ihre Bemühungen fort, die Arbeiterschaft im Bezirk Halle in den Generalstreik zu treiben, aber große Teile der Arbeiterschaft zeigten sich nicht geneigt, die Arbeit niederzulcgen, zumal de Sozialdemokraten und die Gewerkschaften in Flug- blättern vor derartig wahnsinnigen Streichen der Kommunisten warnten. Immerhin gelang es den Kommunisten, die in kleinen Trupps von Fabrik zu Fabrik eilten, in dem industriellen Vorort Ammen- darf sämtliche Fabriken zum Stillstand zu bringen. Auch in Halle wurden die Fabriken der Metallindustrie stillgelrgt. Die Arbeiterschaft wußte noch nicht, daß am Sonnabend abend die Me tallindustriellen beschlossen haben, jedem Arbeiter am Dienstag 4 Millionen Mark al» ein malige Wirtschaftsbeihilfe auszuzahlen, sonst wäre vielleicht der Ansgang ein anderer ge wesen. Ebenso wurden die Bauten stillgelrgt, nach dem e» zwischen den Anhängern und den Gegnern de» Streik» scharfe Auseinandersetzungen gegeben hatte. In einzelnen Fabriken blieben die Arbeiter fest und arbeiteten weiter. Auch in den städtischen Betrieben wird weltergearbeitet, ebenso fährt noch die Straßenbahn. Ob die Treibereien nicht auch hier zur Petriebseinstellung führen, steht noch dahin. Das Straßenbild zeigt sich wenig verändert. Ernstere Zusammenstöße hat es bisher nirgend» ge- geben. Die Vertreter der Landwirtschaftskammer, de» Landbunde» und anderer landwirtschaftlicher Organisationen hatten mit dem deutschen Braun kohlenindustrieverein eine Konferenz. E» wurde be schlossen, im Austausch gegen Kohlen und Brikett» der Industrie schleunigst Nahrungsmittel zu liefern. Di» Verhältnis-«-!, nach der di, Berechnung erfolgen soll, will man regelmäßig am Montag frstsetzen. Forderungen dersächstschenKommunisten Dresden, 13. August. (Gig. Tel.) Bei einer Besprechung mit der Regierung und der DSP. ver urteilte der kommunistische Landesvorstand von Sachsen die schwankende Haltung der Regierung in den Lohnkämpfen der letzten Zeit u d ließ keine Zweifel darüber, daß seiner Erkenntnis nach nur eine Arbeiter- und Dauernregierung die Arbeiterklasse und die ver sinkenden Mittelschichten vom Unter gang retten könnte. Dir Interessen der Besitzlosen müßten gegenüber den Besitzenden mit den schärfsten Mitteln gewahrt werden. Die Erwerb», losen und Ausständigen dürften nicht durch Sipo ge- reizt werden. Das Ergebnis der Verhandlungen mit der Regierung soll noch bekanntgegeben werden. Dem Kulmbacher Tageblatt zufolge kam e» bei einer Kundgebung der nationalistischen Verbände de» Bezirke» Kulmbach-Nord zu Ruhe- störungen, wobei eine Person getötet und mehrere verletzt wurden. Eine Anzahl Personen wurde in Schutzhaft genommen. Die Franzosen verhafteten in Düsseldorf nener- dings sieben Geiseln, und zwar den Vorsitzenden der Ortsgruppe der Deutschen Dolk»partet Dr. Earl, den Kaufmann Kusina, den Diplomingenieur Rit- ein», den Kaufmann Künnrl, den Major a. D. Müller, den Ingenieur Dr. Werner und den Direktor Giffenig. Heinrich Mann Der Dichter Heinrich Mann hat in Dresden bet der Berfassungsfeier die Festrede ge halten, die ihm unversehens aber zu einer Philip- pika wurde. Gegen wen? Nun. gegen die Not der Zeit und gegen die unselige Erscheinung, daß wir in Deutschland gerade jetzt so ziemlich führerlos sind. Heinrich Mann ist ein starke» Temperament. Don ihm stammt die Forderung, daß der Dichter seine Daseinsberechtigung erst aus der politischen Leidenschaft herleiten müsse. Dom künstlerischen Standpunkt aus kann man hierüber streiten. Mann selber zeigt sich jedenfalls durchaus al» einen un bedingten Bekenner, der an die politischen und gesell schaftlichen Mängel der Zeit mit leidenschaftlichem Herzen herangeht. Er hat den Untertan gezeichnet zu einer Zeit, als die Veröffentlichung selche: Ze'ch- nung noch mit persönlicher Gefahr verbunden war. Und — was noch mehr wert ist: er hat dies- Z ich- nung entworfen auf dem starken Untergrund tcht-r, reiner Demokratie, deren Vertreter die Richtlinien seine» Handeln» nur au» dem Sittengesetz entnimmt, ohne sich um den Beifall der Masse zu kllmm-rn. Hierfür muß die deutsche Demokratie dem D'chter dankbar sein. Trotzdem aber ist zu beachten, daß für das politische Wirken da« Temperament nicht allein maßgebend sein darf: vielmehr muß die Ziel setzung genau berechnet sein. In Heinrich Manns Rede zum Derfassungstag nun läßt sich, wenn man von einigen etwa» blumigen Fernzielen absieht, hier- von nicht viel merken. Der Dichter lebt im Zorn über die Unfruchtbarkeit unserer Volitik und wettrrt leidenschaftlich daraufto». Schön! Aber wa» einem Eugen Richter gut anstand, ist des deutschen Staatsbürgers der Weimarer Verfassung nicht mehr standesgemäß. Dieser soll selbst mit tragen und helfen. Gewiß hat Verneinen, hat Einreißen einen Sinn; dann nämlich, wenn es sich um die Beseitigung von Altem ban delt, das, längst baufällig. immer noch L'cht und kaum versperrt. Die M-irnarcr Verfassung nbar schließt diese Periode ab und ruft zur tät'gen Mit arbeit auf. Jetzt muß sich jeder Deutsche anstrengen, Neffent'ments abzuwerfen und politisch zu denken. Bitternis hält auf: Ileberlegen hilft weiter. Hier aber scheint uns der Mangel an Heinrich Mann» Rede zu liegen. Den Reichskanzler Euno einen »lebenden Leichnam* heißen, den Außenminister ein „quatschendes Gespenst au« der Kaiserzeit*, das läßt nicht auf planvolles politisches Denken schließen. Der Dichter sollte zum mindesten an die Forderung de» feinen Humanisten Thomas Mann denken, der für eine Darstellung als erste Bedingung verlangt, daß sie „schön und sachlich" sei. Wer politisch wirken will, als Schriftsteller, kann gleichfalls zu Thomas Mann in die Schule gehen: sehe« Wort muß so ge wählt sein, daß der Angesprochene „vor seiner Treff sicherheit einfach die Augen Niederschlagen muß". Wir fürchten, die politischen Gegner der Demokratie haben keinen Anlaß, dies vor den Worten Heinrich Manns ohne we'teres zu tun. Der Dichter ist zu sehr aus der Reserve herauegetreten, er hat sich vom Zorn hinreifien lassen. Damit Hot er zwar Gleich- gesinnte zu Beifall hingerissen. Wer aber politisch wirken w'll. darf sich nicht auf den Beifall derer beschränken, die sowieso hinter ihm stehen. Er muß vielmehr zu gewinnen suchen. Und da» gelingt ihm nur, wenn er Gedanken entwickelt, deren Klarheit jeden Einwand beiseite schiebt. Pol'tisch klar denken, da» ist das Haupterfordernis unserer Zeit. Je weniger Richtlinien hierfür die Regierung gibt, um so angestrengter muß der Bürger sich selbst dazu er- ziehen. Bitterkeit des Gefühl» eignet dem Untertan, der Staatsbürger arbeitet in eigener Sache mit. Das darf aber der nicht vergessen, der vermeint, zu den Volksgenossen sprechen zu müssen. 4K. V. Pressestimmen zum Uabinettswechsel Araukfurt «. M., 13. Auaust. (Eig. Tel.) Der Leitartikel, in dem die Frankfurter Zeitung zum Rücktritt de» Kabinetts Euno Stellung nimmt, schließt mit folgenden Sätzen: „Nun wird also Herr Stresemann Reichskanzler, und wa» weiter? Er wird, zunächst wenigsten-, nicht» andere- tun und tun können, al» sein Vorgänger schließlich wollte. Wir haben schon neulich daraus hinge wiesen, daß Herr Stresemann bei der Beratung der Steuervorlagen zwar eine recht gute Rede gehalten, aber keine neue Idee gebracht hat. Vielleicht kommt sie in seiner ersten Kanzlerrede. Bitte zeigen Sie, wa» Sie können! Da-ist auch ihm gegenüber unser Standpunkt. Dabei vergessen wir nicht, daß ein heutiger deutscher Reichskanzler e» schwer hat. Immer noch sieht Herr Poincar» nicht, daß nur ein Schritt de» Entgegenkommen» die europäische Frage in die Bahn der Befrie dung bringen kann. Den herbetzuführen, wird Wohl auch die Aufgabe de» Reichskanzler» sein. Wir wünschen ihm, baß er e» ferngbrtnge." Frankreich zum Kabinettswechsel Paris, 13. August. (Eig. Tel.) Die französi schen Korrespondenten in Berlin glauben bereits einige Angaben über da» Programm de» Kabinetts Stresemann machen zu können. Der Korrespondent des »Petit Parisien* meint, es handele sich darum, nicht weniger als zwei Revolutionen durchzuführen. Die erste bestehe darin, daß man wissentlich eine schwere Wirtschaftskrisis herbeiführe, die unbedingt notwendig sei, damit Deutschland — koste es, wa» es wolle — von dem verderblichen Zustande der In flatton zu einer gesunden Währung und einem aus- geglichenen Budget gelange; die zweite Revolution bestehe darin, daß man Deutschland nach den zahl losen Enttäuschungen, die es von feiten England» erlebt hat, ein« neue äußere Politik gebe, die aus einen moclus viveoäi mit Frankreich ausgehe. Der Berliner Korrespondent des »Echo dr Pari»* glaubt Mitteilen zu können, daß die erste Tat de» Herrn Stresemann voraussichtlich die Entsendung neuer Botschafter nach Pari» «nd Brüssel sein wird. Die für Part» vorgesehenen Kandidaten feien der frühere Reichekanzler Dr. Wirth oder auch der früher» Minister Raumer. Di« Entsendung von neuen Botschaftern nach Pari» «nd Brüssel bedeute nicht eine Mißbilligung der Politik des passiven Widerstande« de» Kabinett» Cuno, sondern entspreche einem greifbaren Akt, nm zu zeigen, daß da» neue Kabinett entschlossen fei, daß Zeugni» politischer Tätigkeit abzulegen, mit dem Ziel, in ehrenvoller Weise den Ruhrkonflikt zu beenden. Vas englische vlaubuch Lou » o «, 18, August. Da» Blaubuch, kn- auch die britische Note enthält, bringt den Schritt wechsel mit den Alliierten seit dem 7. Juni, wo Deutschland sich erbot, die Entscheidung eine» unparteiischen internationalen Tribunal» über die Höhe der Reparationen und die Zahlung»- Methode anzunehmen. In dem Schreiben an di« Alliierten vom 13. Juni bestand Curzon auf der Notwendigkeit, vermittel» einer Konferenz einen endgültigen Plan iür die Regelung der Repara- tton-frage auszustellen. Unter dem 20. Juni hob er hervor, daß, wenn man Zahlungen von Deut'ch- land erhalten wolle, Deutschland» Kredit wie ver berge stellt, seineWährung stabilisiert,sein Budget ausgeglichen und seine Produktion ermutigt werden müßte. Lord Curzon erklärt, daß die Reparationen, die man sich 1921 voroc- stellt hätte, nicht mehr der Wirklichkeit der Lage entsprächen Er fügte hinzu, daß die Besetzung des gesamten deutschen Gebiets cn>ß r- halb der im Versailler Vertrag festgesttz en Grenzen ein Ende nehmen sollte, sobald die ce t- schen Sicherheiten und Garantien wirksam ge. staltet seien. D r britische Entwurf für eine ge meinsame Antwort der Alliierten an Deutschlc" a erkannte die Notwendigkeit an. Deutschlands V. bindUchkeiten seiner Zahlungsfähigkit anzupassen und sagte, daß die alliierten Ne gierungen geneigt seien, anzunehmeu, er könnten sich positive Vorteile ergeben ans einer Prüfung der Frage durch unparteiiscke Sachverständige unter amerikanischer Mitwirkung, vorausgesetzt, daß nicht» unternommen würde, was mit den Bestimmungen des Versailler Ver trags unvereinbar wäre. Curzon erklärte, daß keine Garantien für die pünktliche Erfüllung dec d»u schen Berbindltchke ten genügen würden, ohne irgendeine Form internationaler Kontrolle der deutschen Ftnanzvcrwaltunq. Ter Ent wurf der Antwort warf der deut ch.n Regierung vor, den passiven Widerstand an der Ruhr mir voller Neberlegung organisiert zu haben und riet ihr, ihre Ordonnanzen und Dekrete, die diese Form de» Widerstandes nährten, sofort zurück zuziehen und alle Akte von Gewalttaten und Sabotage offen zu mißbilligen. Oesterreich vor den Wahlen Wi-n, 12. Augn^. Die auf Oktober anberaumten Wahlen zum öster reichischen Nationalrat drohen einen ziemlich un- ruhigen Verlauf zu nehmen. Die Gegensätze der zwei großen Parteien, der Christlichsozialen und der Sozialdemokraten sind schroffer denn je. Nicht nur die LhristUchsozialen, sondern auch andere bürgerliche Parteien, wie ein Teil der Groß deutschen, bedrohen die Republik in ihrem Be stände. Das geht aus dem eben zustande gekommenen Kompromiß der Ehristlichsozialen mit der Monar- chisten-Parte? Oesterreichs klar hervor. In der christ lich-sozialen »Rcichspost* erklärt der auch al» Vor sitzender der großen katholischen Schulvereins ange sehene Monarchistenführer Reffegnier, daß min destens 75 Prozent der Geistlichkeit das tägliche G e - bet für den Kaiser verrichten, wozu die „Ar- beiterzeitung" bemerkt, daß eine Partei, die zugleich die Republik schützen und ihr den Garaus machen wolle, in aller Welt geradezu unmöglich sei. So ungefähr steht die Einleitung zum Wahlkampf aus. Die Christlichsoziale Partei glaubt gan» ruhig mit dem Sanierungs-Erfolg der Dölkerbundsaktion in den Wahlkampf ziehen zu können. Und in der Tat muß man immer anerkennen, daß der Entschluß, sich fremder Kontrolle zu unterwerfen, eine gewisse „Besserung", nämlich die Stabilisierung der Währung gebracht hat. Der Umstand, daß der Kaufmann nunmehr eine Basis für die Berechnung seiner Preise hat, ist nicht hoch genug zu werten. Freilich sind namentlich in letzter Zeit manche lebenswichtige Nahrungsmittel schon wieder im Preis« gestiegen. Auch der Kohlenpreis wurde rn den letzten Wochen hinaufgesetzt. Nun ist es ja richtig, daß, mit Ausnahme Wiens und einiger Städte, die österreichische Bevölkerung aus Dauern, also fast durchwegs aus Selbstversorgern be steht, die nicht so sehr von Importen abhängig sinv, und daher mehr Vertrauen zur Sanierung haben als die städtische Bevölkerung, die heute di« Lebensmittel und andere Bedarfsartikel in der vollen Höhe des Weltmarktpreises und zum Teil sogar noch darüber hinaus bezahlen muß. Dazu kommt, daß die Christ. lich-Sozialen di« mächtige Organisation der Kirche für die Wahl zur Verfügung haben. Di« Bürgerlich-demokratische Parte.', sofern von einer solchen überhaupt die Rede sein kann, ist hinlänglich dadurch gekennzeichnet, daß ihr gegenwärtiger Führer der frühere Außenminister Graf Tzernin ist, der sich im Nationalrate aus- drücklich als Monarchist erklärte, Der Schutz der jungen Republik bleibt somit allein der Sozialdemokratie und den Kommunisten über lassen, deren Anhängerschaft im Gegensatz zu d:n kapitalistischen Kreisen wenig von den Segnung.» der DLlkerbundskommiflion zu spüren bekommen, mir der die Vertreter des Kapitals in beständiger Füh lung stehen. Auch ist die Kommission bestrebt, dem Ministerium Seipel bei der Wahlprvvaganda an die Hand zu gehen- So hören wir, daß die aus d : Aera Renner stammende Anleihe, die die IlnitcL State» Grain Corporation in Höhe von 24 Millionen Dollar für Lebensmittel gewahrte, vom Völkerbund auf 20 Jahre gestundet worden ist, allerdings mit dem Vorbehalte, daß die Forderung die Priorität vor allen Reparationsfovderungen Haden soll. Beckenbach an: Vor den österr Wahlen Tagebl Die im Iabrr 1920 zwischen den Sozialdemokraten und der Christlichsozialen Partti getroffene Verein barung, die gegenseitige Störungen von Wählerversammlungen während der Wahl periode ausschließt, wurde von der sozialdemokra tischen Parteileitung gekündigt. Den Grund bildet der Wahlkompromiß der Ehristlichsozialen mit den Monarchisten, sowie da« Zusammengehen der Hakenkreuzler mit den Deutschnattonalen. I« Roh men der monarchistischen Partei tritt rin« .kaffer« treue Bolkspartti* unter der Führung de« bekannten Legitimisten Oberst Wolf auf, die eine eigene Kandidatenliste aufzustellen beabsichtigt. Alle di-ft Präludttn zur kommenden Nattonalratewnhl sind demnach für die Sanierungsepoche, die der poli tischen Beruhigung bedarf, wenig geeignet. W es vc bene Meßen bei d, Anzeig So gegang leider anwal! Verfol uch bc Art (4 ü tions Wohnu .liegen fallen Preist: empf.n Dai hat sich u:tt dri iaft 1 g hcudc ^.cadt ! eure Ei sorgt z Grund Preistt Im 23. Illi veröffer „liegen tich für Bedarf« sichtigui mäßige: tung st sprechen Durc bisherig Zukunft si'.ge Ge wegen Die 1 ist aber teit eine Die zur wenn st Zeit in fahren h Zeit ist l ab, unte über da ihrer He berichten. Der 1 die Mus Iustizmn .^ährend .ft r a f r zurichten. Das sprechen wltsen, e kommissio Demnach Staats urtt einer der Messe bckanntzu Anzeigen urteilt Gelegt verschiede: tet, z. B Natswach Die e wird noch Jedem Grlegenhe schützen. Nach ! Kll« Lr ist Dvgen^rü Studicnokr eines der Schöpfung obschon sie tern. Au« Geschlechts oder nicht Uck: und A: und SiM schnappen, lebt, wenn Ihm wi vym Nachb eine Fansa: zuckt nervo spitzen, nim nut seiner r fare des K: ein paar t sicheren Her den versuch trotz seiner ärgste Tyra Im Men wenn einer und ein biß schon «in H« das sind di, - Aber di Sie nehmen ernst. Erst ihrem dicken Flanellröcker wich scheu z und war fro Es ist eii un» Männer
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