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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.08.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-08-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192308129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230812
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230812
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-08
- Tag 1923-08-12
-
Monat
1923-08
-
Jahr
1923
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Gr hält es ihr sogleich unter die Nase und will den rosigen Ringfinger Haschen, um cs daran zu streifen. Sie aber wendet sich kurz an- gebunden weg und fragt nach dem Vater. Der Meister sei nur gerade für eine Minute aufs Rat- Haus gerufen worden. Sie kenne so eine „Minute", wenn es ums Rathaus gehe, erwidert sie und wendet sich der Türe zu. „Walburgerl," schmeichelt er und vertritt thr den Weg, „machst ein Gesicht, als hätt' dir die Henne das Brot davongetragen." Und wie sie noch immer den Ausgang gewinnen will, sucht er sie bei den Hand- gelenken zu fassen: „Geh zu, bleib' da, sag', was dir net paßt, aber tu net schmollen, du weißt..." Endlich findet sie den Mund: „Laß mich aus und loß mir mein' Ruh'. Ich mag dich net; basta, fertig, bleibt dabei. Und weilst setzt doch gleich um den Grund fragen wirst, sollst ihn auch wissen: Der Vater hat zur Mutter gestern nacht in der Schlaf, kimmcr g'sagt — das hab' ich in meine eigenen O^en hinein g'hört: Nix is mit'n Sixtus, in der Arbeit wär' er recht, aber..." „No, aber?" „Er tut saufen und raufen und den Mägden nach- lauscn — hat der Vater gesagt, und drum, sichst, drum — mag ich dich net. Pfüt Gott." Wieder vertritt er ihr den Ausweg: „Ueberhaupt i« durchaus gar nicht wahr, und der wo so etwas sagt.. „Der Vater hat's g'sagt." „Alsdann — ich kann mich auch bessern, magst mich nachher?" Kommt dabei ihren Augen und dem Mund bedenklich nah. Sie fährt zurück: „Du dich bessern! Wenn der Gründonnerstag auf Karfreitag fallt." Noch einmal: „Du dich bessern!" Draußen ist sie. Es ist nicht der erste Disput zwischen dem Sixtus und der Walburga, aber so haargenau hat sie es ihm doch noch nie gegeben. Es sind — muß er darum vermuten — nicht nur des Vaters Worte, die sie so in Harnisch gebracht, sondern sie muß auch selbst irgend etwas beobachtet haben, das ihr über die Hut schnur ging. Ist er am Ende gestern mit der Mechthild gesehen worden? Schließlich, was ist da- bei, er stand bloß ein paar Minuten, es kann auch c ne Viertelstunde gewesen sein, vielleicht war's auch eine halbe — schwatzend bei der Dirn. Welche Klatsch- läse mochte es der Walburga gesteckt haben? — Schließlich, wer war schuld? — Bloß sie selber mit ihrem Getu, denn, wenngleich er im Grund keine mochte als nur sie, was sollte er machen, wenn sie nicht wollte? Wenn man keine Jungfern hat... Er putzt drauflos an seinem Ringlein und spricht in seinen Gedanken mit dem Zierat: Gell, machst halt auch, gern an dem Finger von der Walburg stecken, gell, -es könnt' dir passen? Mir auch. Was werfen sie Mr vor? Saufen soll ich? Kommt schon vor — Nausen soll ich? — Könnt' schon sein — Den Mägden nochlaufen? — Nit so schlimm — Muß man sich's holt abgewöhnen, is ja doch bloß Kurzweil und nix weiter, mir g'fallt ja doch keine wie die Walburg; nicht die Bärb und nicht die Kuni und nicht einmal die Mechthild, können mir alle miteinand gestohlen werden. Er zählt an seinen Fingern die drei Dinge ab: Saufen, raufen, Mägde nachlaufen — paßt auf- ciuand wie ein Gesetz oder ein Stammbuchvers. Man kann's leicht merken, leichter wie sich's entwöhnen. Der Sixtus hat angefangen, keiner Dirn mehr ins Gesicht zu sehen. Nach ein paar Wochen kommt er an der Kammertür der Walburg vorbei und gedenkt ihr davon zu sagen, als er drinnen singen hört: War einst ein schwarzbrauner Zimmergesell zu Scha—af- hausen an dem Rhein..., und ihre kinderzarte Erstnme greift ihm so ans Herz, daß er nicht von der Stelle zu kommen weiß und durch alle Strophen hindurch aufhorcht, bis sie schließt: Und wenn dir der Wein zu sauer ist, so trinke du Malvasier, und wenn dir mein Mündchen lieber ist, so komme du wieder zu mir... „So ist's recht," macht der Sixtus von draußen und stößt die Tür halb mit dem Fuß auf, getraut sich nicht, ganz bei ihr einzudringen. „Was ist recht?" fragt sie und schaut aus dem halben Spalt. „Mit dem Malvasier das und mit dem Münd- lein." „Ich hab dir's neulich g'sagt, was ich denk', was host du da noch zu suchen vor meiner Kammer? Sie bleibt zu für so einen wie du." Und die Tür kracht so in das Schloß hinein, daß der Vater drunten in seiner Werkstatt den Kopf schüttelt und wunderwitzig sinniert, ob der Krach und das lange Fernbleiben seines Gesellen in eine inneren Verbindung zueinan- der zu bringen seien. Aber der Sixtus denkt nicht an Meister und nicht an Werkstatt, klinkt darum keck die Tür wieder auf und schreit: „Keine hab' ich mehr angeguckt all die Zeit her, aber die Frau Markgräfin, von der du da gesungen hast, ist tausendmal lieber als du, da nimm dir ein Beispiel, und dich mag ich überhaupt nimmer, und wenn du'o noch lange so treibst, dann geh' ich davon, auf und davon, dann hast du dein' Ruh' vor mir und ich vor dir, Gott sei Dank, und ein' andere Mutter hat auch ein liebes Kind, verstehst?" — Schlägt nun seinerseits die Tür zu und geht. Und das ist wahr, was er hineingerufen hat. Eie wundern sich alle abends in der Spinn stube, daß der Gesell auf einmal die Mägde stehen- läßt. Doch damit ist'» halt noch nicht getan. Erst gestern hat der Vater mit heimgebracht, daß der Sixtus gleich nach dem Gottesdienst im „Krug" eine Mordsrauferei gehabt habe, gleich nach der Kirche; der Vater sagte, solchermaßen wirke das Gotteswort auf diesen Tunichtgut ein. Darum hat auch da« Eoldschmidstöchterlein ihm di« Treppe herab noch hmterdreingerufen: „Aber Händeln tust wie noch mal ein Heide, und kein ordentlicher Christtenmensch mag dich ausstehen, geh drum nur hin, wo du Herkommen bist, bin froh, wenn ich dich nimmer seh'n muß und nimmer hören." Aber de» Sixtus Schritt ist lange verhallt, und ste weiß nicht, hat er noch was gehört von ihren Worten oder nicht. — —- Doch fast scheint es so, denn es tut der Gesell von da an auch da» Raufen weit von sich weg, setzt sich still an den Sonntagvormittagen hinter» Gla« und läßt sie alle rede«. Auch die Abende verbringt er auf diese Weise, wenn er nicht in der Spinnstube mit dabei siben darf. Dann freilich ist er der Wal- bürg zunächst und tuschelt an sie hin, wenn nur ge- rede die Mutter und die andern jungen und alten Weiber nicht zu genau hinhören. Gr flüstert: „Jetzt hab' ich mir auch das Raufen abgetan, und wenn du mich nehmen magst, probier'» halt, sollst seh'n, dann brauch' ich kein Wirtshaus nimmermehr und weiß, wo ich Hingehör'." „Nein" — flüstert sie dagegen, um das Bekannt werden zu vermeiden, ohne ihn anzusehen, und in dem sie um so fleißiger das Spinnrad tritt: „Nein, das könnt' mir einfallenl Die Mutter hat g'sagt, du wärst gestern heimgckommen mitten in der Nacht, sie war gerade noch einmal aufgestanden, um im Gänse stoll nachzusehen, ob keine ein Welschkorn im Hals stecken hat, und da hätt'st du dermaßen nach Wein und Bier geschmeckt, daß es ihr gleich ganz zweierlei geworden wäre, und habest nimmer grad stehn können auf deinen zwei Wackelbeinen, und aüs all ihr Vorhalten hättest du bloß gemacht: Nich so schlimm, Frei Meist'rin, nicht so schlimm. Ganz hochdeutsch sollst geredet haben, und das ist immer ein schlechtes Zeiclfen, sagt die Mutter." Da schwört sich der Sixtus schließlich auch noch das Trinken ab. Und eines Tages steht er vor ihr und sagt bloß: „Also jetzt?" Und das soll heißen: also jetzt l>ab' ich alle meine Laster abgelegt nach deinem Willen, und jetzt kannst dich nimmer länger versagen. In der Tasche hat er schon das goldene Ringlein. „Also jetzt?" fragt er ein zweites Mal. Die Walburg sitzt dort am Fenster über dem Snck- rahmen und zieht vielerlei rote Fäden durch d«n Stramin, auf dem zwei flammende Herzen aufgemalt sind, und oben eine fliegende weiße Taube und unten zwei grasende Rehe. Di« bunte Wolle lacht in des Mädchens Schoß. Sie hütet das Hans, denn Vater und Mutter sind als Gevatterleute zu einem neu- geborenen Büschen über Land gefahren. „Also jetzt?" Der.Walburg ist angst und bang, sie nimmt aber eine couragierte Haltung, wenngleich ihre Stimme wackelt: „Ich mag dich überhaupt nicht, jetzt gar nicht, sitzt erst recht nicht." „Jetzt erst recht nicht?" schreit der Gesell, daß man es drei Häuser weit hören kann, und seine braune Gesichtsfarbe färbt sich kupfern, „jetzt erst recht nicht, was soll das heißen? Jetzt erst recht nicht! Bist viel- leicht übergcschnappt, dann soll man dich ins Irren haus sperren. Was denkst du dir denn eigentlich von mir, ich laß mich von dir zum Narren halten meiner Lebtag, wieso denn, erst recht nicht auf ein- mal jetzt, wo ich alles getan hab', was du verlangt host von mir, du Jungfer, du verzierte, du! Warum denn, jetzt erst recht nicht, he, warum denn? Steckt dir ein anderer im Kopf? Am End, der da drüben, der wo die Kirch' baut, was? Weil er Tag und Nacht in die Fenster guckt? Meinst vielleicht, ich Hab s nit gesehen die ganze Zeit? Meinst vielleicht, ich weiß nit, warum das auf einmal dein Leiblied worden ist: War einst ein jungfrisch Zimmergesell' zu Scha—afhauserl äst dem Rhein? - Wo der aber hergelaufen ist, ob vom Rhein oder vom Main, das weiß kein Mensch, das kannst mir nachsagen." Endlich schnappt er einen Augenblick nach Lust. Da springt sie geschwind in dies winzige Loch seiner Redemauer und schreit nun ebenfalls: „Ein Schmarrn geht mich der an, hat überhaupt schon das Wort von der Mechthild, daß du'» nur weißt. Aber ich will dir's gleich lagen, warum ich dich doch nit mag, von nun an bis in alle Ewigkeit, weil — ich keinen Mann nicht nehmen will, der wo nicht weiß, was er zu tun hat, verstanden? Ich mag keinen, der wo sich von einem Weibsleut sagen lassen muß, ob er Händeln soll oder nit, ob er trinken darf oder nit, ob er..." „Kommst du so?" schreit er dagegen, „das heiß' ich nit schlecht am Narrenseil herumgeführt, ich sag' dir, Walburg, wenn du mich jetzt nit nimmst..." „In alle Ewigkeit hab'ich g'sagt und schwör's auf Ehr' und Seligkeit, ich nehm' kein Mannsbild nicht, das nicht selber weiß, was es will." „Das nit selber weiß, was cs will? Oh, ich weiß schon, was ich will, das werd' ich dir gleich zeigen." „Das willst du mir zeigen?" Keck steht ste vor ihn, da mit verschränkten Armen. „Auf der Stelle zeig' ich dir, daß ich weiß, was ich will." Hebt sie auf, als wär« sie nur eine leichte Feder. Trägt sie in seinen Armen davon, unbeküm mert um ihr Sichwehren und um Gestoße und Ge schreis. Unbekümmert um alles auf der Welt trägt er sie zwei Treppen hinauf unters Dach — in seine Kammer. Und läßt sie dort nieder — auf sein Bett. Und schreit dazu: „So, jetzt siehst, daß ich weiß, was ich will, selber weiß, allein weiß, ganz allein weiß, sooo." , , Sie liegt da und kann keinen Ton aus ihrem Munde bringen. So liegt ste da auf des Gesellen Lager und zittert. Er nimmt neben ihr Platz auf dem Bettrand und sagt immer wieder, dazwischen Atem holend, von dem schnellen Aufstieg: „Sooo, siehst jetzt ein, daß ich weiß, was ich will, siehst es jetzt ein, Walburga, ehr- und tugendsame Jungfrau, siehst es ein?" Sie aber zittert... Er greift in das Wams, sich zum Abwischen der Schweißtropfen das Schneuztuch vorzuholen, kommt ihm das Goldringlcin zwischen die Finger. Kramt es au», sagt: „Ium Zeichen aber, daß ich nit nur weiß, was ich will, sondern auch, was dir not tut, hab' ich gleich die» da für dich mitgenommen." Steckt den Ring an ihren Finger: „Paßt er dir?" „Ja, er paßt mir," sagt sie, richtet sich auf, fällt ihm um den Hal» und zittert nicht mehr. Vie Vernehmung Don »«uvr Der Kriminalkommissar betritt mit zwei Poli zisten, in deren Mitte die Attentäterin geht, die Krankenstube. Der Arzt wirft dem Kommissar einen hoffnungs losen Blick zu: Es gibt kein« Rettung mehr. Der Todwunde wendet langsam den Kopf nach den Eintretenden.' Wie er Lotte steht, fliegt über seine Augen ein furchtsamer Schotten. Er zuckt leise zurück, wie vor etwas Grauenhaftem. Der Kommissar setzt sich, blättert in einem Notiz buch. Ein« Pause schrecklich bedrückten Schweigens entsteht. Dann fragt der Kommissar leis« und sach lich: Fräulein Heller ist noch nicht erschienen? Der Arzt verneint. Der Kommissar zieht seine Uhr: Es ist aber doch schon fünf über halb! Er trommelt nervös mit den Fingern- Dann rückt er den Stuhl ganz nah an des Sterbenden Bett und beginnt dis Vernehmung: Sie sind vergangenen Mittwoch, abends von 8 Uhr an etwa, mit Fräulein Heller im Stadtpark spazieren gegangen und haben sich gegen Uhr mit ihr auf eine Bank gesetzt. Der Verwundete will eine Ergänzung dazu flüstern. Der Kommissar unterbricht. „Ich weiß, daß das Sprechen Ihnen vi«l Mühe macht. Sie brauchen darum nicht in längeren Sätzen zu reden. Schonen Sie sich. Ich kenne ja den Tatverhalt im wesentlichen und brauche nur Bestätigung oder Widerspruch." Der Kommissar schildert weiter: Sie haben auf dieser Bank etwa eine Viertelstunde gesessen und Fräulein Heller während dieser Zeit viele Male ge küßt, «ls plötzlich Fräulein Rebe . . . Dom Gang her tönt leise» Geräusch. Die Tüt wird geöffnet- Eine Dame tritt ein. Der Kommissar rügt leis«: Die Vernehmung war auf ^44 Uhr fest- gesetzt, es ist jetzt 10 Minuten später . . .1 Dann wiederholt er seinen Satz noch einmal: „. . . Als plötzlich Fräulein Nebe vor Ihnen stand und dret Schüsse auf Sie abgab." Der Patient bejaht. „Die Entfernung betrug etwa drei Schritt?" Dec Patient nickt. „Sie verloren dann die Besinnung?" Wieder Nicken. Der Kommissar greift dann auf die Tage und Mo- nate vor dem Attentat zurück. Er schildert mit Rück- sicht auf den Zustand des Verwundeten möglichst mit Zartheit und sehr diskret die Abkühlung, die in seinem Verhältnis zu Lotte Nebe entstanden sei, kommt auf Briefe zu sprechen, die gewechselt worden sind, erwähnt den Verlauf der Beziehungen zu Fräu lein Heller - . . Der Kranke nickt meistens nur. Selten spricht er ein paar Wort« dazu. Wie der Kommissar von dem Pattenten die Aussagen, die von den beiden Frauen gemacht worden waren, im wesentlichen bestätigt be« kommen hat, scheint ihm ein Bedenken aufzusteigen. Er bittet Fräulein Heller um Schilderung der Vor gänge während des Attentates und unmittelbar danach. Fräulein Heller erzählt. Der Kommissar vergewissert sich noch einmal: „Sie sind also sofort nach dem Attentat geflohen und haben sich um nicht« mehr gekümmert?" Da» Fräulein bejaht. „Sie haben nicht versucht, dem Verwundeten Bestand zu leisten und nichts zur Ergreifung der Täterin getan?" Fräulein Heller stutzt ein wenig. Die Frage klang wie ein Vorwurf. Dann antwortet si«: „Ich fürchtete, daß mir auch etwas geschehen könnte." „Sie riefen auch nicht um Hilfe?" „N neu,. Ich wollte so schnell wie möglich aus dem Stadtpark kommen." Der Kommissar schweigt eine Weile- Er kämpft mit einer Frage. Schließlich fragt er: „Ihr Ihr menschliches Interesse an Herrn Gerling ist nicht von besonderer Stärke gewesen?" „Ich habe Herrn Gerling bei einem Dallvergüngen kennen gelernt. Wir haben uns gut verstanden. Ich habe natürlich nicht gewußt, daß er. . ." Sie schaut mit einem scheuen Blick auf die Attentäterin. „Ich wäre natürlich nie auf den Gedanken gekommen, micb . . . ihm... ich meine: ich habe das nicht ge wußt, daß . . ." Sie vollendet nicht. Di« Atten- täterin blickt sie so ickmrf und rätselbaft an, und das Gefühl, daß ihre Worte in dieser Atmosphäre ans Blut und Staatsanwalt maßlos banal klingen, ist plötzlich überstark über sie gekommen. Die Attentäterin schaut den Geliebten an. Mit einem Blick von Hohn und Schauder: So sehen die aus, die dir lieber waren als ich. Wegen einer solch»» bast du mikb in die Ecke oeworfen! Das schone Fräulein Heller wirft den Kopf in dir Höhe- Sie scheint sich dessen zu schämen, daß ver mutet werden könnte, ste schäme sich. Sie will Welt dame sein. Weltdamen ist nicht« peinlich. Sie tut uninteressiert. Ueber der Situation stehend. Der Kommissar geht von dem peinlichen Thema der menschlichen Beziehungen der drei zueinander wieder ab. Er richtet noch ein« Anzahl konkreter Fragen. Plötzlich tritt der Arzt an den Verwundeten heran. Befühlt ihn. Horcht an seinem Herzen. Bittet den Kommissar, die Vernehmung sofort abzn» brechen. Ein schwerer Fieberansall. . . . Der Kommissar erhebt sich. Alle schicken sich an, das Krankenzimmer zu verlassen. Da gibt der Kranke zu erkennen, daß er noch einen Wunsch habe. Seine Hände tasten au» dem Bett heraus, als wollten sie andere Hände greifen. Fräulein Heller steht dem Bett am nächsten. Sie faßt die Hände. Der Patient legt sie zur Seite und tastet weiter. Und da schiebt die Attentäterin die Polizisten von sich weg und stürzt vor ihrem Opfer nieder. Und schluchzt und schluchzt. Seine Hände fassen ihren Kopf. Eine leise Der» bundenheit ist zwischen ihnen, eine äußere Gemein samkeit- Die Tatsache, daß er zu Tode getroffen liegr und sie dies tat, und daß sie ins Zuchthaus wandern wird und er den Grund dazu legte: aus dieser Tar- ache schießen zwei Stichflammen auf, die in einem Punkt« verschmelzen. Vas Mädchen im Monde Ein Märchen der Jakuten. Es war einmal ein kleines Mädchen, dessen Eltern starben, als es noch ganz jung war. Sie hinterließen ihm ein kleines Häuschen und ein wenig Land, das sie bebaut hatten. Da jedoch das kleine Mädchen es nicht verstand, das Feld zu bestellen, verbrauchte es in kurzer Zeit seine ganze Habe und behielt nur das Haus übrig. Da nahm sie der Stammesfürst, der ein entfernter Verwandter von ihr war, zu sich. Dies geschah jedoch nicht aus Mitleid mit dem hilflosen Zustande der Kleinen, sondern in der selbstsüchtigen Absicht, an ihr eine Magd zu erhalten, die man nicht zu bezahlen brauchte. Arbeit gab es reichlich in dem Haushalte des Für- sten, so daß sich das Waisenmädchen Tag und Nacht abmiihen mußte. Zudem batte der Fürst eine böse, alte Frau, die dem Waisenmädchen für alle seine Plage wenig Dank wußte, die ihm vielmehr das Le- ben durch andauerndes Schelten erschwerte und es ohne alle Veranlassung schlug. Zn einer Nacht, als der Helle Mond am Himmel leuchtete und es so kalt war, daß sich der Hauch des Mundes sogleich in Eis verwandelte, schickte die Frau des Fürsten das arme Waisenmädchen zu einem nahe- gelegenen See, um Wasser für sie zu holen. Das Waisenmädchen begab sich mit einem Eimer ausgerüstet an den See, zerschlug dort die Eisdecke und füllte ihren Borkeneimer, um sich dann auf den Heimweg zu machen. Als sie nun an einem Gebüsch vorüberging, blieb ihr Fuß an einem langen Weidenzweige hängen, ihr Eimer fiel zu Boden und das Wasser lies heraus. Das Waisenmädchen stand ratlos da und dachte dar- über nach, was da zu tun sei. Der Frost ließ ihren Körper erstarren. Zurück zum See wollte sie nicht gehen, denn sie dachte, die Oeffnung im Eise habe sich schon wieder geschlossen, und sie glaubte, erstarrt wie sie war, nicht die nötige Kraft zu haben, die Eiskruste von neuem zu entfernen. Anderseits wagte sie es nicht, ohne Wasser nach Hause zu gehen, da sie sich vor den Schlägen fürchtete, die sie von ihrer Herrin zu erwarten hatte. So stand sie den» im hohen Schnee und weinte. Der silbcrnschimmernde Mond schwamm still am Himmel einher und blickte auf das Waisenmädchen herab. Da wendete sich das arme Mädchen mit der Ditte an ihn, sie aus ihrer trostlosen Lage zu befreien, in dem sie sprach: „ „Errette mich, weißer Mond, von der Qual, die ich auf Erden zu erdulden habe, wo es so kalt ist, wo die Frau des Fürsten mich jeden Tag schlägt, und kein Mensch mir ein'gutes Wort gönnt!" Der Mond vernahm ihre Ditte, und da er ein liebenswürdiger, junger Mann war, fiel er auf die Erde herab zu ihren Füßen, und war eben dabei, sie mit sich cmporzuhebcn, da kam auch die Sonne herab und wollte sie für sich haben und zu sich nehmen. Auch die Sonne war em junger Mann, und so entstand alsbald ein Streit; die beiden Brüder, Sonne und Mond, rangen miteinander, doch alsbald hatte die Sonne als der stärkere und ältere Bruder den Mond überwunden. Da klagte der Mond: „Zur Nachtzeit ist doch die Herrschaft über die Welt mein, und, erst am näch sten Morgen kommt an dich die Reihe, sie zu beherr schen. Außerdem hat das Mädchen hier an mich ihre Bitte gerichtet, und nicht an dich. Endlich solltest du bedenken, daß du sie mit deinen heißen Strahlen verbrennen wirst." Die Sonne war verständig und sah ein, daß ihr jüngerer Prüder, der Msnd, mit seinen Worten recht hatte, daher überließ sie ihm das Waiscnmüdchen. Der Mond nahm sie also mit sich, zugleich aber auch den Weidenzweig, welchen sie in ihrer Angst er faßt l>atte, al» der Streit zwischen den Brüdern begann. , Und noch heute können wir im Monde das Wai- «nmädchen mit ihrem Eimer sehen, wenn der Mond n Hellen Nächten seinen Weg über den Himmel ein- herzieht. ' (Uebersetzung von Dr. H. Kunike.) «vochenspielpla» der Leipziger Theater. Tie Ziffern bedeuten Anfang u. Schluff der A.uffiihr. E»««tan Manta« chlen-taa Mitt»««- To»ner6taa ^tte«»t«« Sonnabend Sonnt an Neu« Theater dl. Dl« gl«d«rmau». »-« Vorst, f. Sich«rh«tt,vo1t,«t. B«i aufgehod. «nricht «ad. Pompadour, »-ll >10. A.-v. r. F. Katja, dl« Ttlnzeri». 111. A.-v. ». F. Mad. Pompadour. 71,-101» ,1». 1. F. Katja, di« rSn-ertn. 71,-1»'/, 11». A.-v. 5. F. Mad. Pompadour. 71,-1»'!, 111. «..« «. F. Katja, di« Ttln»erin. 7^—10>g 11«. « -D. 1. F. Mad Pompadour. 71,-lvl, 11«. Anr.-Vorst, r. Folg« Lohenarin 7-10?/« Mn Theat» Auffer Anrecht Der Pfarrer von lUrchfew. 1-10", Kolleg« Crampton. ».«. u. A -v. f. d. v«r. Gadrl»d«rg«r. 71,-1» ch«r A«oisor. ». P. u. A.-V. f.». Le«p,.wirtsch.-B«rd. 7>/^-1» Faast l. ». v. n. P.-P. f. ». v«r. cha»«l,b«rg«r. 7-11 D«rB«»llor. » D. u. A.-v.». d. Arb«U«r.Blld.-Snst. 7>»—1» Faust l. » P. u. «.-V. f.». De«. Bund d Angest. 7-11 Auffer Anrecht D. Pfarr.r v. Kirchs. 8-101, Auff«r Anrecht D«r Pfarrer von Ktrchf«ld. 8—101, Metten- Mikk D.iamtaastspiel d. Berliner Restdenrth«aMr» Dl« groffr -«ldmischaft. 8—1»^ <l. L«rl. R«sld«nzth. Di« aroff« -«td.Ach.tt. 6. Verl. V«sld«n,th. Dl« grotz« L«N»?nlchast. 7>l,-l» 0. P«rl. Sl«std«ntth. Zu« 1. Mat«: Mgrrha. 7^-1» 0. >«rl. AesldenZth. Myrrha. 7-^-1» 0. V«l. Besidenzth. Mnrrha. 71,-1» 0. B«rl. R«sid«ngth. Mprrha, 71,-i» kl. Di« Bajader«. «—«'/. Borst f d.D«w«rfv.L -w«st X. Katt« »le lünz.rtn. 7'1,-101, Schm« splelhms Der »lau« Letnrtch. 7«s» Dar dlan« v«lnrlch, 71» D«r dlan« d«ivrlch. 71, D«r blau«^-«lnrlch. Der dlan« tz«imttch. 7»/, Der »lau«^H«lnrlch. Der blau« d«l»rich 71, D«r blau« Heinrich. 71, Klein« Theater Di« schlicht« Fran. 8', 0. P.rl. vp«r*u«nd'0 »«rl. vp«rmi«nh. Di« tt«ln« Sünderin Dl« N«!n« Sllnd«rln » ! » lt. V«r1. Op«rett«nh. Dl« Nota« S»nd«rln » 0. »«rt. Oper.tt.nh Die kl«tn« Sünderin 8 0. L«rt. Ovr«tt«nh. V. »erl. Op»r«U«nh. Dl« N«ln« Sünderin Dl« Nein« Sünderin 8 8 »attlpl«! B«rl. Op«r«tteni» Di« Nein« Sünderin. 8 »nttend.- Theater Dl« Mtnd«rjtltzrlg«n. Dl« Minderjährigen Dl« Mlnderpltzri^n Dl« Mtnd«rl»hrlg«K Via, mich dt« Ll«d« m»«in«n. v.-v. M«, auch bi« Sl'd. w«m«n. V. V Dt« Mlnd«rjüdrig«n Dl« Pttnd«rjl»hri,«n. V. - vormittag«. K. - Nachmittag«. i.- «den»», v.-«anwiei. v.- urmttf»»runa. L-Erstaufführung. Sffenma»vorste««na. A.-V. - «nrechtl-vorfleffung. ttff.--Neu «instudiert. v.-V — vereinsvorstenun^ u?. - Halb« Preise. 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