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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.08.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-08-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192308107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230810
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230810
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-08
- Tag 1923-08-10
-
Monat
1923-08
-
Jahr
1923
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Preisschilder Don Vf Bstwr Don Herrn Staatsanwalt Dr. Peter (Leip, zig) wird uns geschrieben: Schon am 20. Februar 1917 hat die sächsisch« Re gierung eine Verordnung über P r e i s a u s h a n g s- und Preisauszeichnungspflicht erlassen, die am 7. Februar 1920 teilweise aufgehoben wor den ist. Ihr ist am S. Mär,, 1923 die jetzt so viel genannte Verordnung de» sächsischen Wirtschaft»- Ministerium« über Preisschilder gefügt, tie sich ebenso wie ihre Vorgänge: auf reichsrechtltche Er mächtigung stützt. Nach der Verordnung vom 9. März 1923 müssen die wichtigsten Lebensmittel und weiter eine groß« Anzahl sonstiger Gegenstände, die -um Lebensbedarf notwendig sind, wenn sie in Schaufenstern, Schaukästen, auf dem Wochenmarkte, in der Markthalle oder im Strassenhandel dem Publikum sichtbar ausgestellt oder angepriesen wer den, an gut sichtbarer Stelle mit Preisschil dern versehen werden, aus denen der genaue Verkaufspreis der einzelnen Ware ersichtlich ist. Statt de: Beschickung der einzelnen Ware kann auch ein deutlich lesbares Preisverzeichnis aus gestellt werden, wenn in ihm die Waren zweifelsfrei bezeichnet sind. Nicht genügend sind daher Per- -cichnisse mit allgemeinen Angaben, wie z. B.: „Kinderschuhe von . . . Mark an" oder .Wirtschafts, schürzen von . . . bis . . . Mark". Das Verzeichnis muss vielmehr stets so abgefaßt sein, daß aus ihm der Preis für jede einzelne dem Preis- schildcrzwangc unterliegende und ausgestellte Ware abzulcsen ist. Dazu werden die Waren selbst zweck mäßig mit Nummern versehen, und diese Nummern dann in das Verzeichnis ausgenommen. Im Iweifelssalle bestimmen die zuständige ört liche Preisprüfungsstellc oder die Landespreis- priifungsstelle, welche Ware zu den in der Verord nung aufgeführten Warengattungen gehören, und demnach mit Preisschildern zu versehen sind. Gegen diese Bestimmung gibt es kein Rechtsmittel. In folgedessen ist der von der Preisprüfungs- stelle Leipzig nach Gehör ihrer Fachausschüsse und Erledigung sonstiger Vorarbeiten vor noch nicht allzulanger Zeit ausgestellte Katalog der aus- zcichnungspslichtigen Waren für Leipzig maßgebend und die Leipziger Geschäftswelt, deren Organisationen er mitgeteilt worden ist, da er für die Veröffent lichung in den Tageszeitungen zu umfangreich ist, hat sich nach ihm zu richten. Da der Katalog sämt liche, dem Preisschilderzwang unterliegenden Waren enthalten will, führt er auch die auf, über deren Auszeichnungspflicht keine Zweifel bestehen oder be standen haben. Die Verordnung, die mit einer Strafandrohung stir Zuwiderhandlungen versehen ist, ist zunächst in Leipzig beachtet worden. Als jedoch der Dollar mehr und mehr stieg, verschwand ein Preisschild nach dem anderen. Schließlich waren solche beinahe nur noch in Lebensmittelgeschäften zu sehen, und auch da kam man den Vorschriften der Verordnung ost nur in ungenügender Weise nach. Dies konnte von den Behörden nicht stillschweigend Uinyenommen werden, denn Verordnungen sind nicht dazu da, daß sich die von ihnen Betroffenen über sic Hinwegsetzen. Es machte sich daher ein um fassendes strafrechtliches Einschreiten nötig. Der Handel hat geglaubt, darauf mit einer Räumung der Schaufenster antworten zu müssen. Er behauptet, die Prcisschildcrverordnung sei undurchführbar. Auch werde durch sic das Hamstern gefördert und damit den minderbemittelten Schichten die letzte Möglich keit genommen, den notwendigsten Lcbcnsbcdarf noch preiswert zu decken. Ist dies richtig? Daß die Vreisschilderverordnung technisch undurchführbar ist, wird wohl niemand im Ernst behaupten. Es kommt hier nur auf den guten Willen an. Werden Preisverzeichnisse ausgestellt, so ist die bei Prcisänderungen nötige Arbeit gor keine große. Daß Hamsterer infolge der Preisschilder bequemer als sonst Gelegenheiten zum vorteilhaften Einkauf erspähen können, mag richtig sein, aber Hamsterer wissen auch so, preiswerte Waren hcrauszuholen, und der Kaufmann ist ja auch nicht gezwungen, gerade die Waren, die er dem Zugriff der Hamsterer ent- riehen will, im Schaufenster auszulegen. Im Ver fahren vor den fliegenden Gerichtskommissionen ist der Einwand mit den Hamsterern übrigen» nur ver einzelt gebracht worden. Zumeist wurde behauptet, die Preisauszeichnungen würden das Publikum durch die Höhe der Preise und deren durch die Markentwertung bedingtes ständiges Steigen beunrhigen. Aber gerade da« Gegenteil ist der Fall. Bei Preisauszeich nungen sieht der Verbraucher sofort, ob seine Mittel zur Anschaffung der von ihm benötigten Ware aus- reichen oder nicht. Er weiß dann von vornherein, woran er ist, und kann sich gegebenenfalls einrichten. Es kann ihm nicht passieren, daß er in Unkenntnis der Preise in ein Geschäft geht, um eine bestimmte Ware zu kaufen, dort einen Preis genannt bekommt, dessen Höhe ihn in Erstaunen setzt und seine Mittel überschreitet, so daß er verärgert und zum Derdrusss des Geschäftsinhabers, ohne etwas gekauft zu haben, den Laden wieder verläßt. In weiten Kreisen der Derbraucherschaft versteht man auch den Widerstand des Handels gegen die Preisschilderverordnung nicht. Man ist der Meinung, daß es dem Kaufmann damit nur darauf ankomme, die Preise stets nach Belieben hochsetzen zu können, was bei der durch den Preisschilderzwang bewirkten ständigen Kontrolle durch die Außenwelt unmöglich ist. Tatsächlich hat sich auch feststellcn lassen, daß eine ganze Reihe von Geschäften, die die Preisbcschilderung aufgegebcn haben, ihre Preise ständig dem Dol - larkurs angepaßt haben, obwohl in diesen Ge schäften bei der Preisbildung lediglich die innere Geldentwertung in Betracht kam. Die sächsische Verordnung vom 9. März 1923 wird übrigens in Kürze durch eine noch wcitergehcnde Reichsverordnung abgelöst werden. In der am 15. August 1923 in Kraft tretenden Verordnung über Handelsbeschränkungen vom 13. Juli 1923 (RGBl. I, S. 6091, wird der Preisschilderzwang für Gegenstände des täglichen Bedarfs, die von der Reichsrcgierung zu bestimmen sind, für das ganze Reich eingcführt. Die Bestimmungen der sächsischen Verordnung sind im wesentlichen übernommen und noch dahin er weitert worden, daß die Preisauszeichnung auch bei der im Laden sichtbar ausgestellten oder angepriesencn Ware erfolgen muß. Lebcnsmittelhändler müssen, auch wenn sic die von ihnen feilgehaltencn Waren nicht sichtbar ausstellen, in den Schaufenstern, Schau kästen und am Derkaufsstande ein gut sichtbares Preisverzeichnis anbringen. Leere Verkaufsstände Teuerung und Nahrungsmittelknappheit sind die Geißeln, die jetzt in noch nicht erlemer Weise ein Volk martern, das keinen anderen Wunsch hat, al» zu arbeiten, um leben zu können. War es gestern vor allem die wahnwitzige Teuerung, die der Haus frau, die nach Nahrungsmitteln für den Tisch ihrer Angehörigen Umschau hielt, Schrecken und Ratlosig keit ins Herz hämmerte, so steht diese heute einem nach schrecklicheren Gespensi gegenüber: dem Nichts. Leer die Tische in der Mnrl'thallc, verödet die Theken des Kaufmanns. Nichts ist da, womit der nagende Hunger gestillt werden könnte! Es fehlt an Gemüse, Fleisch, Margarine, Butter, Eiern und Kartoffeln. Nur Obst gibt cs, aber wegen phan- taktischer Preisnormierung nicht erschwinglich, es kann ja auch die genannten fehlenden Nahrungsmittel nicht ersetzen. Wo sind die Lebensmittel? Sind vom Lande keine Waren in die Stadt, auf den Marti gebracht worden? O doch! Am frühen Morgen sind von außerhalb die Liefcrungswagen und -autos kaum weniger zahlreich vor der Markthalle erschienen als sonst. Aber als die Stunde der Frühcinkäufe schlug, wareu die Stände bereits geräumt und die Markthallen verkäufer sortierten Berge vereinnahmten Papier geldes Also sind die Waren in aller Frühe bereits von Kleinhändlern eingekauft worden. Dem Publikum könnte das recht sein, wenn es nun wcnigstens in den Geschäften kaufen könnte. Aber weit gefehlt, Straß' auf, Straß' ab irren von Laden zu Laden die Hungrigen, um überall abgc- wicscn zu werden, mit der steten Auskunft, Ware sei nicht vorhanden. Muss sich da nicht mit zwingender Notwendigkeit die Folgerung aufdrüngen, dass gewissenlose Konjunkturhyänen am frühen Morgen die Waren aufgekaust haben, um diese Lebensmittel zurückhalten, bi» die erwartete neue Preissteigerung etnsetzt, die c» ihnen gestattet, sich auf Kosten de» hungernden, verzweifelnden Volke« in nichtswürdi ger Weise zu bereichern. So stehen die Dinge! Wa» aber kümmert da» die städtischen Behörden? In dem Augenblick, in dem energisch gehandelt werden müsste, um m letzter Stunde einem Derzweiflungsausbruch der Bevölkerung zu steuern, in diesem Augenblicke wird nicht einmal energisch verordnet. St. Bürokratius hat kein Interesse an hungernden Bürgern. Nicht demnächst, nicht morgen, heute muss etwa» geschehen, damit die Minderbemittelten, das sind auch die Festbesoldeten mit einem Monatsgehalt bis 10 Millionen, die nichts haben Hamstern können, wenigstens soviel hoben, daß sie leben können, von einem „sattwcrdcn" gar nicht zu reden. Daß die städtische Belieferung mit Lebensmitteln, Fleisch oder Gemüse, vollkommen versagt, ist zu bekannt, al« daß man davon noch reden sollte. Städtischer Lebensmittelverkauf: lächerlich» Utopie! Aber heraus endlich mit findigen, energischen städti schen Angestellten und nachgcsorscht, wo die versteckten Lebensmittel sich befinden! Auf den Markt mit der gehamsterten Ware, damit das Volk zu essen be kommt!! Dies und dies allein ist das Gebot der Stunde. Reden im Lunoschen Stile, daß wir einer sehr schönen Ernte entgcgcnsehen, daß die Teuerung bald vorbei sein wird, nutzen uns heute nichts mehr. Nicht morgen und übermorgen wollen wir leben, heute wollen wir noch das Dasein fristen können. Verhungern wir heute, nützt uns das Morgen nichts mehr! Die Zeit schreit nach Taten, die Brot schaffen. Leiter der Stadt, besinnt euch endlich, endlich, daß euch das Wohl und Wehe der Stadt, die euch in eure Stellungen berufen hat, anvertraut ist. vr. ttersettel 'NHrM'r.D'-'- * * verschärfter Protest im Einzelhandel Die zwischen den Vertretern des Einzelhandels und der Reichsregierung geführten Verhandlungen sind, wie wir bereits kurz berichteten, ergebnislos verlaufen, da die Regierung sämtliche Forderungen des Einzelhandels abgelehnt hat. Infolgedessen wird die Protestbewegung des Einzelhandels ein schließlich des gesamten Gewerbes und Handwerks in verstärktem Maße durchgeführt werden. Für den 15. August, dem Tage des Inkraft treten» der neuen Notverordnung, ist eine A b - wehraktion in ganz Deutschland in Aussicht genommen. * Enorme Verteuerung des Suckers Die Versammlung der Zucker-Industriellen in Berlin teilt mit, dass die augenblicklich noch laufen den Liefcrung«verträgc mit sofortiger Wirkung an- nulliert werden, da die Industrie sonst nicht in der Lage wäre, die von der Landwirtschaft geforderten neuen Preise für Rüben zu bezahlen. Angesichts der Markentwertung wurde vorgeschlagen, den Doppel- zentner Zucker mit 81-Z bis 12 Millionen Mark, d. h. 45- bis 60 000 Mark für das Pfund zu verkaufen. * Erhöht« Schlüsselzahl im Buchdruckgewerbe. Der deutsche Buchdruckervcrcin teilt mit: Infolge persön lichen Eingreifens des Reichsarbeitsministers sind die Löhne im Duchdruckgewerbe in der ab 4. 8. lau fenden Lohnwoche um 33 173 Prozent erhöht worden. Diese Erhöhung und die infolge der Steigerung des amtlichen Teuerungsindex für die Woche ab 11. 8- eintretenden weiteren Lohnerhöhungen bedingen in Verbindung mit der außerordentlichen Material preissteigerung eine Erhöhung der Schlüsselzahl für da» Buchdruckgewerbe auf 16 000 ab 9. August. an Schwedische Festtage. Reisebrtef von Sors»nlo». Göteborg, im Juli 1923. Ueberall ziehen Gruppen von Menschen mir vorbei, junge, blonde, alte, ergraute, alle mit der Weissen Kappe und dem blaugelben Wappen am Kopfe. Heute ist ein SLngersest, zu dem die Gesangvereine aus ganz Schweden herbei geeilt sind. Mehr als 20000 Sänger mögen es sein, die den 300. Geburtstag Göteborg durch ihre Lieder feiern wollen. Die Stadt ist ein einziges Meer von Fahnen und Standarten. Blaugelb und wethblau weht e- von allen Häusern und Türmen, flattert cs von allen Dächern und Masten. Blaugelb, die Landessarbe, weissblau, die Farben der Stadt. Dazwischen die Fahnen aller Staaten der Welt. Je näher man der Ausstellung kommt, um so dichter wird das Gewirr« der Fahnen, bis man schliesslich unter einem Walde von blau gelben und weitzblauen Tüchern schreitet. Die Altstadt ist von Kanälen und Gräben durchzogen, auf denen sich unzählige Segelschiffe und Barken, Motorboote und kleine Dampfer durch «inen traumhaftschönen Wasserweg inmitten von Häusern und Palästen, grauen Parkan lagen und hohen Türmen einher« schlängeln. Die neue Stadt mit ihren grossen, roten Häusern, ihren spitzen Dächern und kleinen Türmchen, ihren blumengeichmückten Loggien und Veranden, durchziehen breite Wege durch Bärten von grünstem Grün, zwischen denen Flieder und Jasmin eben zu blühen beginnen. Sie klebt sich mit ihren weissen und roten charakteristischen Holzvtllen an di« tannen« und btrkenbewachsenen Hügel, erstreckt sich auf den inneren Hafen, wo der Bötaälo mündet, wo sich die mächtigen Pa läste der Schiffahrtsgesellschaften und die kafer« nengletchen riesigen Lagerhäuser erbeben, wo Hunderte von Segelbooten sich im Wind« schau- keln, dicker, schwerer Rauch aus den immensen Schlote der Ozeanriesen qualmt, fletstge Hämmer ertönen und Sirenen Pfeisen. Hier scheint «S nur Automobile zu geben, wenigstens hab« ich noch kein Pferdefuhrwerk in öffentlichen Diensten gesehen. Lauter neue, starke Luxuswagen sind es, die hier als Taxa meter Verkehren. Besonders viele Stchrwagen, alle mit kleinen Fähnchen verziert. Als ich in mein Hotel fuhr, mußte ich an einer Strassenecke warten, da eben ein Leichcnzug vorüberging. Die Männer trugen zu den schwarzen Anzügen ausnahmslos Weiße Krawatten. Neugierig, wie ich nun schon einmal bin (was man mir als Journalist hoffentlich nicht verargen wird), fragte ich den Chauffeur, weshalb man bet Trauer Weisse Krawatten trage. „Cs wäre ja sonst zu traurig, wenn man zu einem schwarzen Anzug noch eine schwarze Krawatte tragen müßte", war die mit schlichter Einfachheit gegebene Ant wort meines Wagenführers. Der erste Weg gilt natürlich der Ausstellung oder „Utställningen", wie es auf schwedisch heißt. St« ist die Bilanz der besten Lebenskräfte biese herrlichen Landes, die Zurschaustellung de» eigenen Lebens. Hier stellt sich Schweden in den Glaskasten, um sich bestaunen und ansehen zu lassen. Eine reiche und seltene Vitrine, errichtet, ohne nach den Kosten zu fragen, hergestellt mit jenem Luxus, der keine Grenzen kennt, erschaffen von Leuten eines überreichen Lande-, von Menschen, die sich fast zu reich fühlen in dieser Zeit, wo die meisten nichts andere» kennen als Geld erraffen. Die Ausstellung ist da» stolze Werk eines Lan- de», da» die angenehme Sensation hat, unter seinem allzustarken Geld« zu leiden, das nicht die Traurigkeiten einer schlechten Währung kennt. Um sich eine erhöhter« Geltung im Welthandel zu schaffen, arbeitet diese» Land in Nuger Weise, zielt darauf hin, sich einen Reichtum zu schassen, mehr lebendig, mehr elastisch, mehr dauerhaft, einen Reichtum, der frische Lebenskraft verleiht und dem alten Wohlstand« mit seinem schweren Totengewichte neue Lust und Sonn« -uführen soll, um ihn bewegungsfähiger zu machen. ES ist da» erste und einzige Land, da» unter Auswen- düng riesiger Spesen, um neue Gewinne zu er zielen, mit d«m System der blossen Anhäufung von Ersparnissen bricht. Banz Schweden eint sich in dieser Kraftentfaltung und stellt sich den Zuschauern der gesamten Erd« in seiner Bla», vitrin« vor. E» ist, al» ob «» den übrigen Völ ¬ kern sagen wollte: Kommt her, seht mich an, hier bin ich, spreche nicht viel Worte, ihr sollt selbst sehen, wa» ich produziere, kommt hieher. * Die Ausstellung hat von dem Leben Göteborgs Besitz ergriffen, vielleicht auch ein wenig von dem Leben ganz Schwedens. Einheimische Architekten, Arvid Bjerke und Sigfrid Erteson, haben hier etwas wundervolle» geschaffen. Sie haben die Schönheit der Natur erst recht zur Ent faltung gebracht, haben um die vielen, alten Bäume, um die grünenden Hügel einen Nahmen von Palästen und Pavillonen, von Obelisken und Triumphbögen geschaffen mit einer gewollten Dis harmonie von Stil ohne Stil, von Farben, Gold und Dekorationen, die damit endet, einer phantastischen Harmonie Leben zu schenken, etwas zwischen Wahrheit und Irrealem, eine Schönheit ohne Regeln, die einhertorkelt zwischen der flüchtigen Einbildung und der plastischen Der« wirklichung, die da» Bedürfnis hat, stille zu stehen. Uralter assyrischer Stil verbindet sich mit impres sionistischen Linien, italienisch« Frührenaissance lehnt sich an klassischen Hellenismus an. Beim Hauptetngang, auf dessen stark ansteigen dem Hügel sich der Palast der schönen Künste befindet und der al» Dauerausstellung gedacht ist, schiessen zwei schlanke Minarett» in die Höhe, schwarz und weiss schachbrettartig bemalt, auf deren Spitze recht» eine goldene Krone, links der heraldische Löwe der Stadt Göteberg thront. Abends ist alles theatermässig in vielfarbiges Licht getaucht, vom silbernen Lichte des bläu- ltchen Monde» grünlich beleuchtet. Ueb«r weite runde Terrassen geht e» zu «inem Tempel, der durch di« grossartig angelegte Doppeltreppe noch an Höh« zu gewinnen scheint. Schwarz« Wände mit goldenen und silbernen Sternen mahnen uns zum Schweigen. Au» der Ferne klingt der Klang der Posaunen und Hörner, man steht still und glaubt, jetzt und jetzt müssen die Priest«, rinnen in Weissen, wallenden Gewändern er scheinen, um vor versammeltem Volke ihr« Opfer darzubringen. Und werter geht e», durch skandinavische Kirchen mit uralten Altären, mit primitiven Holzstatuen in einem stillen kleinen Hof mit alten Bäumen, tu den Jnnenhof eine» Kloster», durch dessen Eine Stratzerrbahnfahrt 25000 Mark Erhöhung am Sonnabend Die neueste Ueberraschung bereitet die Verwaltung der Grohen Leipziger Stra ssenbahn ihren Fahrgästen: Am 11. Angust soll der Grundfahrpreiö der Ttratzenbah« von 1O OOO Mark auf 25VVO Mark er höht werden. Als Begründung führt der Dcrwaltungsrat der Straßenbahn folgendes an: »Infolge der weiter fortgeschrittenen Teuerung macht sich eine Neurege- lung der Löhne erforderlich. Die für die Zeit vom 4. bis 10. August 1923 getroffenen Vereinbarungen verursachen Mehrausgaben bis zum Ende des Ge- schäftsjahrcs von über 195 Milliarden Mark, die sich unter Hinzurechnung der unausbleiblichen sonstigen Betriebsvertcuerung auf 351 Milliarden Mark stellen und bedingen, daß die Grundfahrpreise um 15 000^1 erhöht werden. Einem dahingehenden Vorschlag ist der Dcrwaltungsrat für die Straßenbahn in seiner Sitzung vom 9. d. M. beigetreten unter Beibehaltung des Rabattes für Knipskarten, Wochenkarten, Karten für Schwerbeschädigte und Kinder sowie des Zuschla ges für die Fahrten von 12 Uhr nachts an." Bis vor etwa zwei Wochen noch galt bei der Leip ziger Straßenbahn das Wort: Leipzig allen voran! Dann folgten Berlin und Dresden, die ebenfalls ihren Straßenbahnfahrpreis auf gleichfalls 10 000.« erhöhten. Nun marschiert Leipzig doch wieder an der Spitze der deutschen Straßenbahnen, denn mit der löOprozenrigen Erhöhung wird der respektable Fahrpreis von 25 000 erreicht. Bei diesen enor men Sprüngen regen sich doch Bedenken, ob nicht die gewaltige Verteuerung um 15 00V einen nach teiligen Einfluß auf den Verkehr aus- üben wird, steht doch fest, daß die allerwenigsten De- Halts- oder Lohnempfänger, die die Straßenbahn zur Arbeitsstätte benutzen müssen, einen löuprozcntigcn Zuschlag bekommen. Die Teuerung, auf dem Lebens- mittclmarkt spielt nicht zuletzt mit, daß die Straßen- Kahnfahrten auf das notwendigste Maß eingeschränkt werden. Eine Anzeige in der vorliegenden Nummer Unter richtet über den Beschluß der Straßenbahn. Vie Leipziger verfassrmgsfeier Der Verfassungstag, der 11- August, ist kein gesetzlicher Feiertag. Der Reichstag hat d»c ihm zugegangene Vorlage poch nicht verahjchzsZH. Wie bereits berichtet- veranstalten die staatlichen städtischen Behörden am Sonnabend in der Uni-vevsitär eine Feier, bei der Reichsgcrichtsrat Doehn dis Rede hält. Wie uns die S u p e r i n t c n d e n t u r ! Leipzig nntteilt, findet am Derfassungstagc 6 Uhr nachmittags in der Thomaskirche ein kurzer, schlichter Gottesdienst statt. Oberkirchenrat O. Cordes wird eine Ansprache halten- Die Kirchenkollekte dieses Tages dient als Notopfer für Rhein und Ruhr. * Index und Krankenversicherung. Die baren Leistungen der Krankenkassen werden nach einem Grundlohn bemessen, der nach dem durchschnittlichen Tagcscntgelt der Versicherten fixiert wird. Nach einer Verfügung der Reichsrcgierung ist das Höchst- gehalt des Grundlohns auf das Vierfache und im besetzten Gebiet auf das Fünffache der regelmäßig veröffentlichten Reichsindexzahl der Lebenshaltungs kosten festgesetzt worden. Spitzenbogensenster man die holzgeschnitzten Türen sieht, die zu den einzelnen Zellen der Mönche führen Ein Ort der Ruhe, der Beschaulichkeit mit alten Gräbern zwischen der Melancholie der Bäume, zwischen dem reinen Weiss der Lilien, ein Fleckchen Erde, wo man das Leben vergessen kann, wo man in der Betrachtung de» Todes versunken über die Nichtigkeit de» Leben» nach sinnen kann Au» dem verträumten Jnsichselbstzurückver- setzen erweckt einen das schrille Lärmen der Trommeln und Pauken, das singende Klingen der Hörner und Drommeten. Man erwacht, man kehrt zur Wirklichkeit zurück und dankt den Künstlern, deren Werk imstande ist, uns all dem Taumel der Gegenwart, au» dem Taumel der Geldgier, aus dem Taumel der Realität in die Welt der Vergangenheit zurück zuversetzen. Mozart-Festspiele in Baden-Baden. Unter dem Vorsitz des Oberbürgermeisters Fieser hat sich ein Festkomitee gebildet, dessen Aufgabe cs sein wird, Mozart-Fe st spiele alljährlich in Baden- Baden zu veranstalten. Der Erfolg der diesjährigen festlichen Aufführungen des „Don Giovanni" mit internationalen Kräften unter Strauskgs Lei tung hat die Festspiel-Idee zur Reife gebracht. Es wurde beschlossen, im Juni und Juli 1924 die vier Mozartschen Hauptwerke mit berühmten Gästen je zweimal vorzuführen. Wiederholung der Salzburger Kammermusik»«-«. Wie aus Salzburg gemeldet wird, soll die eben abgeschlossene Internationale Kammer musik w o ch e für zeitgenössische Musik im August 1924 mit neuem Programm gleichfalls in den Konzerträumen des Salzburger Mozarteum» wieder- holt werden. 1925 wird das Musikfest in Zürich stattfindcn. Bismarck« Sohn Trampedang. Ein Herr, namen« Trampedang, schrieb an den Fürsten Bismarck und bat um die Erlaubnis, seinem erstgeborenen Sohn den Vornamen „Bi»marck" geben zu dürfen. — Der Kanzler erteilte die Genehmigung und schrieb dazu: „Sollte mir in meinem hohen Alter der Simmel noch einen Sohn bescheren, so werde ich nicht ver fehlen, ihn auf den Namen „Trampedang" taufe» zu lassen."
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